Heckmeck

In Dieter Thomas Hecks letzter Sendung zeigte das ZDF noch einmal, dass nicht nur seinen Englisch-Simultandolmetschern oft der Sinn des Gesagten entgeht (berühmtestes Beispiel: Madonna sagt in Wetten, dass…? zu einer strickenden Dame: „Können Sie meinem Sohn einen Hut machen?“, und der Dolmetscher übersetzte es mit: „Können Sie mir da einen Sonnenhut draus machen?“), sondern auch seine Spanisch-Übersetzer.

Einem gerührten Mann attestierte Heck: „Da hat so ein knallharter Junge plötzlich ganz dicht am Wasser gebaut.“ Und nach kürzer Übersetzungspause antwortet der Mann: „Vielleicht, kann man so sagen, ja. Wir wohnen 50 Kilometer vom Strand.“

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Michael, 19. November 2007, 12:41.

What the Heck…?

Man erzählt sich, bei wenigen Fernsehstars sei der Unterschied zwischen der Persönlichkeit vor und der Persönlichkeit hinter der Kamera so groß wie bei Dieter Thomas Heck. Man erzählt sich auch, manche Schlagerstars seien nach Baden-Baden gezogen, nur um aus Karrieregründen in Hecks Nähe zu sein, dessen Schloss etwa 20 Kilometer von Baden-Baden entfernt steht. Man erzählt sich viel über Dieter Thomas Heck, und das zeigt, welch große Bedeutung er für das deutsche Fernsehen hatte.

Das soll nicht wie ein Nachruf klingen, aber dass Heck diese Bedeutung noch immer hat, würde niemand behaupten. Das ZDF sieht das offensichtlich auch so und hält Heck ab sofort für verzichtbar. Sein Vertrag, der zum Jahresende ausläuft, wird nicht verlängert, und seine Sendungen werden eingestellt, darunter die Benefiz-Show Melodien für Millionen, die zuletzt ohnehin nur noch einmal im Jahr lief. Die heutige Ausgabe ist Dieter Thomas Hecks letzte Sendung.

Ein Star wurde Heck mit der ZDF-Hitparade, einer Sendung, die man noch heute mit ihm gleichsetzt, obwohl er sie schon vor 23 Jahren abgab. In den letzten Jahrzehnten moderierte Heck routiniert, aber unauffällig alles Mögliche, doch in der ZDF-Hitparade war er einzigartig. Niemand sonst las den Abspann seiner eigenen Sendung einfach vor, statt ihn einblenden zu lassen. Ging halt schneller so. „Und Regie wie immer: Truck Branss!“

Berühmt wurde Hecks Kunstpause nach dem „Z“, bevor er das „DF“ hinzufügte: „Eine Sendung Ihres Z, DF!“ Harald Schmidt ritt lange auf dieser Kunstpause herum, bis er Heck eines Tages darauf ansprach, der erstaunt entgegnete: „Da war eine Pause?“

Der große Drafi Deutscher parodierte einst Heck in dessen eigener Sendung Die Pyramide perfekt und stellte den alten, lauten Hitparaden-Heck dem neuen, leisen Melodien-für-Millionen-Heck gegenüber. Die erste Version brüllte die Zuschauer an und fuchtelte wild mit den Armen, die zweite Version sprach nicht nur sanft, sondern ließ auch die Arme sanft in eine Verschränkung gleiten, aus der sich die rechte Hand langsam löste, um mit dem Zeigefinger in die Kamera zu deuten. Eigentlich kann man es nicht ordentlich beschreiben, man muss wohl dabei gewesen sein.

Am 29. Dezember wird das ZDF Dieter Thomas Hecks 70. Geburtstag mit einer großen Gala feiern, sie aber Johannes B. Kerner moderieren lassen. Hecks eigene letzte Sendung wird sang- und klanglos weggesendet.

Seit 2000 gab das ZDF zwölf Pressemitteilungen zu Melodien für Millionen heraus: Über die Höhe der eingegangen Spendengelder, über einen Gastautritt von Königin Silvia, sogar gesondert darüber, dass es sich im April 2002 nicht um eine Live-Sendung gehandelt habe. Die heutige Ausgabe, die Hecks Karriere als Showmoderator nach rund 40 Jahren beendet, war dem ZDF nicht einmal mehr eine Pressemitteilung wert.

Einen solchen Abschied hat er nicht verdient, und auch nicht diesen unfreiwilligen. Einem Fernsehstar vom Schlag eines Dieter Thomas Heck hätte man das Recht einräumen müssen, den Zeitpunkt seines Abschiedes selbst zu bestimmen.

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Michael, 18. November 2007, 07:56.

Sie kennen es also doch!

Interessante Studie. Schon ein paar Wochen alt, aber gerade erst entdeckt. Das Schülerbarometer 2007 vom trendence Institut. Es geht um die Frage der Berufswahl. Wen halten deutsche Schüler für den attraktivsten Arbeitgeber?

Platz 1: Die Polizei!

Okay. Und jetzt raten Sie mal, wer dann auf Platz 2 stehen könnte. Die Feuerwehr? Irgendwas Medizinisches? Ha!

Platz 2: Das ZDF.

Richtig, das ZDF. Direkt nach der Polizei. Vielleicht liegt es an den vielen SOKO-Serien, dass die Schüler das ZDF für eine Art Außenstelle der Polizei halten.
Kein weiteres Medienunternehmen ist unter den Top 10.

Die ZDF-Zuschauer werden immer älter, weil junge Leute sich beharrlich weigern es einzuschalten. Aber dort arbeiten würden sie schon gern.

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Michael, 11. Oktober 2007, 15:13.

Gottschalk sprach, und das Volk hörte

Die Menschen in Deutschland hören noch immer auf Thomas Gottschalk. Um auf den Start der neuen Staffel von Wetten, dass…? aufmerksam zu machen, erklärte Gottschalk vorab werbewirksam in „Bild“, dass es wahrscheinlich mehr Kinder gäbe, wenn die Menschen weniger fernsähen. Und siehe da: Etwa eine Million bisherige Zuschauer ließen sich offenbar überzeugen und schalteten diesmal nicht mehr ein. Dann sind die Deutschen also vielleicht doch noch zu retten.

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Michael, 7. Oktober 2007, 10:35.

Helen Mirren in der Rolle ihres Lebens

Jane Tennison hat als Polizistin in London immer schon gegen mehr als Kriminelle zu kämpfen gehabt. Sie musste sich als Frau gegen die Männer durchsetzen, als Ermittlerin gegen korrupte Vorgesetzte, als Neuling gegen das Establishment. Im letzten Teil von Heißer Verdacht („Prime Suspect“) kämpft sie vor allem gegen sich selbst. Sie hat Karriere gemacht, steht kurz vor der Pensionierung, aber sie ist einsam, Alkoholikerin, hat Gedächtnisaussetzer, und das Sterben ihres Vaters reißt alte Wunden wieder auf. Trotzdem will sie es noch einmal allen (und sich selbst) beweisen und den Mord an einem jungen Mädchen aufklären.

Für Helen Mirren, die mit der Darstellung von Königin Elizabeth in „The Queen“ endlich zu einem Weltstar wurde, ist die ehrgeizige, aufrechte, aber höchst fehlbare Polizistin Jane Tennison die Rolle ihres Lebens. In 15 Jahren sind insgesamt sieben düstere Folgen entstanden, die meisten davon mit doppelter Spielfilmlänge, was es den Filmen erlaubte, die Charaktere außergewöhnlich gründlich zu entwickeln, die Handlung verschlungene Wendungen nehmen zu lassen und der Psychologie viel Raum zu geben, wenn Tennisson oder ihre Kollegen wieder einmal mit einem Verdächtigen im Verhörzimmer sitzen und versuchen, ihn zum reden zu bringen. Es ist die vielleicht beste Krimireihe der Welt, und man muss die ersten Teile nicht gesehen haben, um den letzten zu verstehen.

Und sich danach die anderen auf DVD zu kaufen oder auf dem Pay-TV-Sender 13th Street anzusehen, der die früheren Teile gerade donnerstags um 20.13 Uhr wiederholt.

Heißer Verdacht: Das Finale. Heute und am kommenden Sonntag, 22 Uhr, ZDF.

Stefan, 30. September 2007, 14:04.

Der Wetterwesp geht

Heute nach heute tritt ein letztes Mal Uwe Wesp zwischen Kamera und Wetterkarte und erklärt uns, wie es wo morgen wird. 32 Jahre lang war er dann im Wetterdienst, und ausgerechnet ein Versprecher aus seinem letzten Arbeitsquartal wird es sein, mit dem wir ihn im ganzen Deutschen Reich in Erinnerung behalten werden.

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Michael, 29. September 2007, 08:01.

Bruce ist nicht allmächtig

Eine Frau schenkt sich zwei Gläser harten Alkohol ein und bringt eines davon ihrem Mann, der vor dem Fernseher sitzt und raucht. Wir sind in Frankreich, im offenbar einzigen Land der Erde, in dem Familienväter noch in geschlossenen Räumen rauchen. Durch die nächste Einstellung laufen afrikanische Buschmänner in Baströckchen und unterhalten sich in unverständlicher Buschmannsprache. Die Franzosen aus der vorherigen Szene konnten aber Deutsch. Die Amerikaner und Mexikaner auch. Nur der Naturmensch im afrikanischen Busch nicht. Dann schlägt ein Komet auf der Erde ein.

Die zweiteilige ZDF-Doku Armageddon — Der Einschlag ist eine internationale Co-Produktion, die der Frage nachgeht, was passieren würde, wenn der Komet, der vor 65 Millionen Jahren die Saurier von der Erde fegte, heute einschlüge.

Schade aber, dass eine wissenschaftlich fundierte, sehr aufwändig gedrehte Dokumentation mit so platten Klischees spielen muss. Vielleicht funktioniert es aber auch deshalb so gut, denn wir alle wurden mit den platten Klischees aus Hollywood sozialisiert.

Zwischen den Spielszenen sitzen (echte) Wissenschaftler verschiedener Disziplinen an einem Tisch und erklären die möglichen Auswirkungen eines Kometeneinschlags für die Erde und unsere Gesellschaft. Das sieht in den ersten Minuten leider sehr nach Galileo Mystery aus, wird aber dann deutlich besser. Ebenso die Spielszenen, die die Geschichte benötigt, um mit vielen Bildern und Gott sei Dank wenig schmalzigen Dialogen die menschliche Tragödie einer solchen Katastrophe zu zeigen. Und es wird eine Katastrophe, denn nicht einmal Bruce Willis und seine Atombomben würden einen großen Kometen im realen Leben auch nur einen Millimeter von seiner Bahn abbringen. Die Doku endet nicht mit dem Einschlag und den verheerenden direkten Auswirkungen, sondern stellt auch die Frage, was aus unserer Gesellschaft wird, und ob wir vielleicht ohne unsere ganzen technischen Errungenschaften in einem zweiten Mittelalter landen.

Wer sich gerne die schlimmste aller Möglichkeiten ausmalt, sollte nächsten Dienstag beim zweiten Teil wieder reinschauen, wenn es heißt: Armageddon! 20.15 Uhr im ZDF.

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Jochen, 25. September 2007, 22:13.

Freitagskrimi jetzt auch am Mittwoch

Das ZDF hat großes Vertrauen in seine Serie mit Rainer Hunold als Der Staatsanwalt. Sie startete vor knapp drei Jahren mit einem erfolgreichen einzelnen Fernsehfilm. Noch bevor die wiederum einzelne Fortsetzung ausgestrahlt war, wurde eine ganze Staffel mit vier einstündigen Folgen gedreht, und noch bevor diese heute Abend an den Start geht, laufen bereits die Dreharbeiten für die nächste Staffel.

Es gibt aber auch keinen Grund, kein Vertrauen zu haben. Der Staatsanwalt ist bewährte Kost: Eine grundsolide, unspektakuläre, professionelle, zeitlose Serie wie alle ZDF-Krimis seit 35 Jahren. Nichts deutet darauf hin, dass es sich um eine Produktion der Gegenwart handelt, außer dass Rainer Hunold noch dicker geworden ist. Wenn er zwischendurch mit einem Freund Billard spielt, glaubt man trotzdem, in alte Folge von Ein Fall für zwei geraten zu sein. Aus dieser Serie stieg er damals viel zu früh aus, deshalb ist es schön, ihn wieder in einer Anwaltsrolle zu sehen.

Wer schon alle anderen ZDF-Krimiserien guckt, hat zwar keinen Grund, diese auch noch zu schauen, aber auch keine Ausrede, sie nicht zu mögen.

Der Staatsanwalt, mittwochs um 20.15 Uhr im ZDF.

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Michael, 19. September 2007, 07:30.

Patchwork in Afrika

In einer Pilotfolge muss in der Regel zunächst mehr oder weniger krampfhaft die eigentliche Ausgangskonstellation einer Serie herbeigeführt werden. Es passiert deshalb oft sonst nicht viel. Wenn man dann noch eine Serie vor sich hat, deren Hauptziel es ist, Aufnahmen schöner Landschaften und wilder Tiere in Afrika zu zeigen, steht die Handlung noch mehr im Hintergrund. Und so passiert in der ersten Folge der britischen Serie Wildes Herz Afrika ungefähr Folgendes: Eine Patchworkfamilie reist von England nach Afrika, und ein schießwütiger kleiner Junge verliebt sich in ein Äffchen. Das dauert 45 Minuten.

Darüber hinaus deutet vieles darauf hin, dass wir es ab nächster Woche mit einer klassischen, harmlosen, aber netten Tierarztfamilienserie zu tun haben werden, die in Afrika spielt. Das macht sie zu einer Art Daktari mit Familienanschluss, ist aber, obwohl vierzig Jahre später gedreht, kaum moderner. Das tut den schönen Tier- und Landschaftsbildern natürlich keinen Abbruch. Und wer weiß, vielleicht fängt das Äffchen ja sogar eines Tages an zu schielen.

Wildes Herz Afrika, freitags um 19.25 Uhr im ZDF.

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Michael, 10. August 2007, 06:58.

Martinstag

Mit Doktor Martin ist das ZDF ins Mürrische-Ärzte-Geschäft eingestiegen. Angesichts des gigantischen Erfolgs von Dr. House lag der Verdacht nahe, das ZDF wolle mit einer schnellen Kopie auf den Zug aufspringen, doch dieser Verdacht zerschlug sich schon in den ersten Sekunden: Kühe. Kühe symbolisieren in deutschen Serien immer die Provinz, und die Provinz muss in deutschen Serien nur dann symbolisiert werden, wenn sie im Kontrast zur Historie der Hauptfigur steht. So hat Doktor Martin mehr von Allein unter Bauern als von Dr. House: Ein ehemals erfolgreicher Großstädter zieht aufs Land. Dort fühlt er sich so fremd wie Ein Bayer auf Rügen, kümmert er sich als Landarzt um eigenwillige Dörfler, hat eine ebenso faule wie inkompetente Sprechstundenhilfe wie der mürrische Becker, kann dann aber doch allein durch kurzen Anblick Diagnosen so schnell erstellen wie Dr. House.

Aus so vielen verschiedenen Serien erkennt man Elemente wieder, dass man unmöglich unterstellen kann, Doktor Martin sei von einer einzigen konkreten Serie inspiriert oder adaptiert worden.

Außer natürlich von der britischen Serie „Doc Martin“, deren Originaldrehbücher sie verwendet.

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Michael, 25. Juli 2007, 22:46.
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