Hi! Raten Sie mal…


Fotos: ZDF

Was haben wir Linda de Mol vermisst! Verzeihung – falsche Interpunktion. Was? Haben wir Linda de Mol vermisst? Nun, jetzt ist sie wieder da, und mit ihr die alte RTL-Show Traumhochzeit, diesmal als „der romantischste Event des Jahres“ im ZDF. Nach dem Schloss am Wörthersee, Johannes B. Kerner, Jörg Pilawa und dem Bergdoktor ist die Traumhochzeit die nächste Schöpfung des Privatfernsehens, die ins öffentlich-rechtliche Fernsehen gewandert ist, nächstes Jahr folgt noch Kommissar Rex — solange die Privaten heute weiter Programm produzieren, ist der Fortbestand von ARD und ZDF also auch in 15 Jahren noch gesichert.

Ist es sinnvoll, den Ablauf einer Sendung zu protokollieren, die jahrelang zu Recht ein Sensationserfolg war und allgemein bekannt sein dürfte? Man kann’s ja mal versuchen. Ein paar Gehässigkeiten und flache Witze kommen vielleicht dabei heraus.

20.15 Uhr: Die Traumhochzeit wird heute erstmals im 16:9-Format ausgestrahlt. Damit hätte man rechnen können. Nach so vielen Ehejahren gehen viele Verheiratete in die Breite.

20.18 Uhr: Als erstes Paar treten zwei Heiratswillige über 40 auf. Vermutlich, damit sich die ZDF-Zuschauer nur an die Hochzeit ihrer Kinder erinnert fühlen und nicht gleich an die ihrer Enkel.

20.45 Uhr: Nach den drei originellen Heiratsanträgen mit versteckter Kamera geht es im ersten Spiel darum, sich möglichst lang in einem Rodeo-Ehebett festzuhalten. Linda de Mol macht den nahe liegenden schlüpfrigen Witz über die Hochzeitsnacht und liest dann allen Ernstes einfache Rechenaufgaben vor, um die Rüttelbettaufgabe zu erschweren.

20.53 Uhr: Zum Grundkonzept gehört es jetzt, dass nach jeder Spielrunde das Siegerpaar eins von drei Hochzeitsgeschenken aussuchen muss. Dabei geht es darum, richtig den Wert einzuschätzen und das preisgünstigste auszuwählen, denn am Ende kommt das Paar ins Finale, das die bescheidensten Geschenke angesammelt hat. Welch eine Verschwendung. Der Preis ist heiß hätte man doch als eigene Show ins ZDF holen können.

20.56 Uhr: Auftritt Johann Lafer und Horst Lichter. Auch damit hätte man nach dem Wechsel ins ZDF rechnen müssen. Die treten ja in jeder ZDF-Sendung auf. Bald moderieren sie bestimmt auch das heute-journal. Ich frage mich, ob es später eine Rückkehr des Traumhochzeit-Standesbeamtenoriginals Willy Weber geben wird oder ob mit Horst Lichter die Zwirbelbarthöchstgrenze bereits erreicht ist.

21.05 Uhr: Die Paare kochen um die Wette, und Lafer und Lichter essen test. Welch eine Verschwendung. Die Kocharena hätte man doch in 15 Jahren als eigene Show ins ZDF holen können.

21.22 Uhr: Die potenziellen Bräute haben vor der Show die Namen von 25 Paaren, ihre Hochzeitsdaten, die Orte der Trauung und die Anzahl und ggf. Namen der Kinder auswendig gelernt und sollen das alles nun im Angesicht der Bräute aufsagen. Und sie können das auch noch! Ich bin beeindruckt und halte es für einen Trick, denn ich konnte mir über viele Jahre nicht mal merken, was meine eigene Freundin beruflich macht.

21.30 Uhr: Das Spiel war tatsächlich spannend. Und das nächste ist es auch: Die Champagnerpyramide. Gläser rausziehen bis zum Einsturz.

21.40 Uhr: Einsturz.

21.49 Uhr: Die Show hängt jetzt ein bisschen in der Luft. Halt: Die Kandidaten tun es: Drei Paare hängen in luftiger Höhe an Seilen und halten sich aneinander fest. Wer am längsten festhält, gewinnt.

21.53 Uhr: Die Gewinnerin heult. Wann folgt Linda?

22.05 Uhr: Das Paar, das vom letzten Spiel noch orange Overalls trägt, hat die billigsten Preise angesammelt und darf deshalb gleich heiraten. Wäre es nicht lustig, wenn sie sich dafür nicht mehr umziehen dürften und aussähen wie von der Müllabfuhr?

22.09 Uhr: Schade. Er trägt einen Anzug. Dann würde ich jetzt viel Geld darauf verwetten, dass sie ein Brautkleid trägt.

22.10 Uhr: Eben.

22.12 Uhr: Das ist nicht Willy Weber. Aber wenigstens hat er einen Schnauzbart.

22.18 Uhr: Linda hat vergessen zu heulen, verabschiedet sich aber wenigstens wie gewohnt mit „Dag!“

So. Ich bilanziere mal nüchtern (haha, Riesengag): Ganz ehrlich, das war schon schön. Die Traumhochzeit ist eine Show aus der Zeit, als die große Abendshow noch nicht als tot galt, und sie lebt auch heute noch. Die Neuauflage hatte ein paar Längen, erfüllte aber insgesamt die Anforderungen an ein unterhaltsames Abendprogramm, zog mich sogar ein paar Mal vom Kühlschrank zum Fernseher zurück, weil die Spiele spannend wurden.

Und wer das anders sieht, sollte der Traumhochzeit zumindest zugute halten, dass ihretwegen heute kein Rosamunde-Pilcher-Film kam.

Quoten-Update 12. Mai:
Überraschende Zuschauerzahlen: Nicht einmal drei Milllionen sahen insgesamt zu, was dafür spräche, dass es bei einer einmaligen Neuauflage bleiben könnte. Bei den Menschen unter 50 lag die Traumhochzeit allerdings gut zwei Prozentpunkte oder rund 30 Prozent über dem ZDF-Senderschnitt.

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Michael, 11. Mai 2008, 22:35.

Römisch II

Vor einem Jahr gab es im ZDF schon einmal eine Krimiserie, die zum Teil in Rom spielte und in den gegensätzlichen Hauptrollen eine deutsche Frau einem Mann aus Italien gegenüberstellte. Donna Roma war ganz nett, floppte aber.

Auf dem gleichem Sendeplatz beginnt heute ein neuer Versuch, der aber weit weniger weltlich ist und ein bisschen an den „Da Vinci Code“ erinnert. Aber nur ein bisschen, denn während der „Da Vinci Code“ eine wirre Abenteuergeschichte im Stil von Fünf-Freunde-Büchern war, ist Ihr Auftrag, Pater Castell ein nachvollziehbarer Krimi, der an ZDF-Serien erinnert.


Foto: ZDF

Das Umfeld ist ein ungewohntes. Hauptfigur ist ein Pater aus Rom, der als Sonderbeauftragter des Vatikans kriminelle Taten in aller Welt aufklären soll, deren Opfer Mitarbeiter der Kirche wurden. Bei seinem ersten Fall trifft er wenig überraschend auf eine toughe Kirchengegnerin in ungefähr seinem Alter, die rein zufällig ebenfalls keinen Lebensgefährten hat. Sie ist die Hauptkommissarin, mit der er in München zusammenarbeiten muss. München, weil es verboten ist, dass in ZDF-Serien niemand bayerisch spricht. Was die Sache ein wenig unglaubwürdig macht, ist, dass ihn auch seine nächsten Fälle immer wieder nach München führen werden, wo in den nächsten Wochen so viele Mönche, Kardinäle und Theologen ermordet werden, dass das ohnehin bestehende Personalproblem der katholischen Kirche bedenkliche Ausmaße annimmt. Auf diese Weise können sich die beiden gegensätzlichen Hauptdarsteller nämlich noch eine Weile kabbeln.

Auch die Besetzung macht die Sache ein wenig unglaubwürdig, denn ein bisschen fühlt man sich an Karneval erinnert. Alle Männer, die hier Würdenträger spielen, sind bekannte deutsche Schauspieler, die wir schon tausendmal als Verdächtige in ZDF-Krimis oder als Ärzte gesehen haben, die sich aber diesmal mit bunten Mützchen und Gewändern als Kirchenleute verkleiden.

Letztendlich kommt es aber auf die Geschichte an, und die ist in der Premiere völlig okay, gegen Ende wird es sogar noch richtig spannend. Ihr Auftrag, Pater Castell ist originell, schön umgesetzt und ordentliche Unterhaltung.

Ihr Auftrag, Pater Castell, donnerstags um 20.15 Uhr im ZDF.

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Michael, 8. Mai 2008, 05:50.

Glas halb leer

Als Der Bergdoktor noch in Sat.1 lief, teilte er sich dort den Sendeplatz mit Uschi Glas, die eine Geschäftsfrau spielte, die einen Familienbetrieb führte und als Anna Maria ihren Weg ging. Jetzt ist die aktuelle Staffel des neuen Bergdoktors im ZDF gerade zu Ende gegangen, und nun raten Sie mal, wer kommt… Richtig: Uschi Glas als Geschäftsfrau, die einen Familienbetrieb führt. Der hat jetzt nichts mehr mit Kies zu tun, sondern mit Bier, das schmeckt ja auch viel besser, und Anna Maria heißt jetzt Lena. Die Serie heißt dafür noch so ähnlich wie der Film, mit dem sie vor hundert Jahren berühmt wurde: Zur Sache, Lena! statt Zur Sache, Schätzchen.


Foto: ZDF

Und sie geht so: Lena, „57″, kann nicht zum Geburtstag ihres Vaters und ist deshalb deprimiert. Dann wird sie gefeuert und ist deprimiert. Ihr Mann, der sie hätte trösten können, ist tot, was sie deprimiert. Den erhofften neuen Job bekommt sie nicht, deshalb ist sie deprimiert. Schließlich stirbt auch noch ihr Vater. Wer wäre da nicht deprimiert? Deshalb muss sie zusammen mit ihrem Bruder fortan die Familienbrauerei führen, aber da ist die erste Folge auch schon zu Ende.

Klar, eigentlich ist jetzt erst die Ausgangssituation etabliert, und die Serie fängt an dieser Stelle erst richtig an, aber nach so viel Weltschmerz und schlechter Stimmung in 45 Minuten wüsste ich nicht, warum ich mir das noch ein weiteres Mal antun sollte. Um darauf zu warten, dass Uschi Glas eines Tages doch noch eine gute Schauspielerin wird? Unwahrscheinlich. Oder dass die uralten Autoren 20-jährigen Töchtern endlich andere Sätze in den Mund legen als „Relax, Mama, keep cool und get lässig“? Auch nicht wahrscheinlicher.

Beim ZDF-Sowiesopublikum, das glaubt, junge Menschen sprächen so und Uschi Glas sei ein Star, wird das altbackene Trauerspiel zumindest zum Start vermutlich trotzdem ein Erfolg werden.

Zur Sache, Lena!, donnerstags um 20.15 Uhr im ZDF.

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Michael, 10. April 2008, 06:17.

Der König der Leos

Kennen Sie Eddie Leo Schruff? Nein? Dann geht es Ihnen so wie vermutlich 80 Millionen anderen Deutschen. Schruff war Sieger der ZDF Castingshow „Die Deutsche Stimme 2003“, und er lässt sich heute noch in Wikipedia finden. Der Eintrag trägt aber nicht den Namen Schruff, sondern „De Wanderer“, das ist eine eine Kölner a-capella-Gruppe, in der Schruff seit der ZDF-Show singt. Klickt man weiter unten auf den Link „Deutsche Stimme“, um etwas mehr über diese Show zu erfahren, findet man den Eintrag zum Parteiorgan der rechtsextremen NPD, das auch „Deutschen Stimme“ heißt. Soweit, so tragisch.

Warum wir das an dieser Stelle erzählen? Weil das ZDF seit heute Abend den Musical-Showstar 2008 castet, und diesmal zwei Sänger finden wird, die man außerhalb der Musicalszene noch schneller vergessen wird als Eddie Leo Schruff.

Thomas Gottschalk moderiert, pardon, ist kurz im Vorspann zu sehen, ansonsten spricht er lediglich den Off-Kommentar. Am Schluss taucht er dann doch noch mal auf, um während eines Spaziergangs im Central Park auf die nächste Sendung hinzuweisen. Nächste Woche ist er dann wieder aus New York zurück, dann muss er ja die Liveshows moderieren. Bis dahin ist der Star der Sendung ein Mann mit Glatze, der im ersten Moment unangenehm an Heinz Henn erinnert, den kölschen Dauerfeind von Dieter Bohlen aus den vergangenen DSDS-Staffeln. Diese Glatze gehört aber Jury-Mitglied Alexander Goebel, Max-Reinhardt-Seminarist und Burgtheaterschauspieler und eben auch Musicaldarsteller. Der Mann weiß, wovon er spricht; er ist freundlich, sympathisch, intelligent, und besitzt damit keine der Eigenschaften, die Jurymitglieder anderer Castingshows auszeichnen. Katja Ebstein (Schlager) und Uwe Kröger (Musical) fallen kaum auf, das hier ist die Goebel-Show.

Foto: ZDF

Der Rest der Sendung funktoniert wie alle anderen Castingshows auch: Kandidaten werden in kurzen Einspielern vorgestellt, entweder weil sie besonders gut oder besonders skurill sind, so wie Alexander (28), der mit seiner Mutti zum Casting kommt. Wie schon vorab von den Verantwortlichen angekündigt, werden keine Totalausfälle vorgeführt. Um das zu unterstreichen, reagiert Goebel auf einen Kandidaten mit Texthänger so: „Du würdest Dich erbärmlich blamieren, und das wollen wir Dir ersparen.“ Damit schießt sich die Produktion argumentativ leider selbst ins Bein, denn der Kandidat hat sich soeben blamiert. Im Fernsehen.

Foto: ZDFAbgesehen von ein paar Ausrutschern, und auch mal angesehen davon, dass Castingshows eben aus Jury, Vorsingen und kurzen Vorstellungen der Kandidaten bestehen, ist diese Sendung aber tatsächlich anders. Sie ist freundlich. Und das liegt am Genre, denn hier wird ja ein Musicalstar gesucht und kein Teenie, der über Wochen zum Superstar hochgejazzt wird. Hier gibt es keine talentfreien Jugendlichen, die auch noch unverschämt werden, wenn man sie rausschmeißt und dann von Dieter Bohlen (zu Recht) beschimpft werden. Und falls sich solche Rotznasen doch getraut haben, werden wir sie nie sehen, denn im Fernsehen wird ja erst der Recall gezeigt.

Soviel zum Vorteil des Genres Musical, jetzt zu den Nachteilen: Kann mir mal jemand erklären, warum Musical-Texte so erbärmlich sein müssen? Gibt es keine guten Übersetzer? Sind die Originale schon so dämlich geschrieben? Und dann ist da noch die Sache mit dem „Star“:

„Wir suchen einen Musical-Darsteller, der ein absoluter Star wird“, sagt Uwe Kröger, und bei der Gelegenheit musste ich eben mal nachschauen, wer Uwe Kröger ist. Musicalstars sind wahrscheinlich nur der Gemeinde der Musicalfans bekannt. Somit wird der Ruhm der Kandidaten jetzt von der Quote der Fernsehsendung abhängen, denn nur so lange die Show läuft, werden sie wenigstens ein bisschen so etwas wie ein Star sein.

Musical-Showstar 2008, die nächsten Folgen laufen Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, jeweils um 19.25 Uhr, die Liveshows mit Thomas Gottschalk ab nächste Woche immer Mittwochs um 20.15 Uhr.

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Jochen, 31. März 2008, 22:53.

In Rente geschicklt

Deutschlands Fernsehkommissar mit der größten Ausdauer hat sich verabschiedet. Wilfried Klaus war als Horst Schickl von der SOKO 5113 nicht nur der dienstälteste deutsche Krimiermittler, sondern übertraf auch die Amtszeiten von Derrick und allen Alten um Längen. Nach Amerika müssen wir gar nicht erst schauen. James Arness als Marshal Matt Dillon in Rauchende Colts und Kelsey Grammer als Psychiater Frasier Crane in Cheers und Frasier spielten ihre Rollen jeweils 20 Jahre und gelten in den USA als Rekordhalter. Klaus spielte den Schickl mal eben zehn Jahre länger.

Seinen letzten Fall zog das ZDF als großes Finale auf: In Spielfilmlänge und zur Primetime, und wie in einer großen Samstagabendshow kamen zum Schluss noch einmal alle Mitwirkenden auf die Bühne. Schickls letzter Fall beinhaltete Wiedersehen mit vielen Stars aus den großen SOKO-Jahren in den 80ern und 90ern: Bernd Herzsprung als Fred Leß, Olivia Pascal als Lizzy Berger, Heinz Baumann als Jürgen Sudmann, und dazu Christine Döring als Susanne von Hagenberg, die ab 2000 sechs Jahre zum festen Team gehörte. Selbst der verstorbene Werner Kreindl als Ex-SOKO-Chef Karl Göttmann spielte noch einmal eine Rolle, zwangsläufig passiv. Schickls letzter Fall trug den Episodentitel „Die Akte Göttmann“ und schrieb nebenbei fast 20 Jahre SOKO-Geschichte neu. (Es folgen Handlungsdetails. Wer sie nicht wissen möchte, bitte beim nächsten Absatz weiterlesen oder joggen gehen.) Lizzy wird umgebracht! Göttmann starb vor 15 Jahren nicht an einem Herzinfarkt, sondern wurde ebenfalls umgebracht! Und zwar von einem Maulwurf bei der Polizei! Und dieser Maulwurf war Fred Leß! Und am Ende lässt sich Schickl zum Schein erschießen, um unter falschem Namen ein neues Leben zu beginnen, weil die Menschenhändler aus seinem letzten Fall ihm Rache geschworen haben! Puh.

Die Handlung war stellenweise an den Haaren herbeigezogen, doch so ließen sich eben die Gastauftritte der Altstars am besten integrieren. Ohne sie hätte die man die Geschichte freilich in der halben Zeit erzählen können, aber das wäre nicht angemessen gewesen. Und dass in dem Moment, in dem klar ist: „Wir haben einen Maulwurf!“, erst mal der Kreis der Eingeweihten verdoppelt wird — geschenkt. Es war ein würdiges Finale zum Abschied von Wilfried Klaus, das ein bisschen wie ein Serienfinale wirkte, obwohl die Serie auch ohne ihn weitergeht. Doch er war der letzte Mann der ersten Stunde. Ohne ihn wird sich die Original-SOKO-Serie wohl kaum noch von den gefühlt 5113 anderen SOKO-Serien mit ihren jährlich wechselnden Besetzungen unterscheiden. Hartmut Schreier und Michel Guillaume sind jetzt die Dienstältesten, beide immerhin auch schon seit mehr als 15 Jahren dabei.

Wilfried Klaus, der im Gegensatz zu anderen ZDF-Stars in jüngerer Vergangenheit freiwillig aufgehört hat, geht bis auf weiteres mit der langlebigsten Serienrolle im deutschen Fernsehen in die TV-Geschichte ein.

In vier Jahren kann Claus Theo Gärtner als Josef Matula in Ein Fall für zwei an ihm vorbeiziehen.

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Michael, 23. März 2008, 23:35.

Freitags wieder Herzog

Gut ein Monat ist seit der tragischen Absetzung der RTL-Serie Herzog vergangen, da können wir freitags plötzlich wieder Herzog gucken. Leider einen völlig anderen, und deshalb entschuldige ich mich bei allen Lesern, die ich in der Überschrift absichtlich in die Irre geführt habe.

Rolf Herzog heißt ab heute Der Alte, Walter Kreye spielt ihn, und Sky Du Mont ist seine Synchronstimme.*
(*Ist er nicht, aber die Ähnlichkeit ihrer Stimmen ist auffallend. Schließen Sie nur mal die Augen! — Halt, die fallen Ihnen früher oder später von allein zu.)

Der alte Alte ging ja im Dezember in den Ruhestand, und der neue Alte fängt da an, wo der alte aufhörte. Während der erste Alte Siegfried Lowitz als Erwin Köster noch ein bockiger, eigenwilliger Kauz war und der zweite Alte Rolf Schimpf in der Leo-Kress-Rolle noch als dickköpfiger, aber besonnener Kommissar begann und sich erst im Lauf der zwei Jahrzehnte zum eigenschaftslosen Greis wandelte, fängt der dritte Alte Walter Kreye schon eigenschaftslos an. Er hat auch keine Vorgeschichte. Bei Leo Kress machten sich die Autoren noch die Mühe, eine Versetzung von Augsburg nach München zu erfinden. Rolf Herzog kommt einfach und ist da. Er sitzt gegenüber von Gerd Heymann (Michael Ande) am Tisch und wundert sich vermutlich selbst, warum sein Assistent eigentlich älter aussieht als er, der „Alte“. Noch fünf Jahre, und wir Zuschauer werden das Gefühl haben, Waldorf und Statler sitzen Kriminalfälle aus.

Die Drehbücher haben sich nämlich nicht geändert. Das Team der Mordkommission wandelt ahnungslos zwischen verstörten Menschen umher, und am Ende führt ein blöder Zufall dazu, dass die alten Männer gerade noch rechtzeitig vor Ablauf der sechzig Minuten jemanden dazu bringen, ein Geständnis abzulegen.

Einen netten Gag haben die Autoren aber eingebaut, und den gleich zweimal. Als der neue Alte zum ersten Mal auf den Spurensicherer Werner Riedmann und den Polizeiarzt zugeht, dessen Namen wir noch nie erfahren haben, weil er immer nur „Doktor“ oder „Doc“ genannt wurde, gehen sie offensiv mit der Namenlosigkeit um. Denn eigentlich wäre jetzt der Punkt gekommen, an dem man sich einander vorstellt.

Riedmann: „Das ist unser Doc. — Wie heißt du eigentlich im richtigen Leben?“
Doc: „Ach, vergiss es.“

Und später:

Herzog: „Ich habe eine Verabredung mit dem Gerichtsmediziner. Wie heißt der eigentlich?“
Heymann: „Doc.“

Aber sonst bleibt alles beim Alten beim Alten.

Der Alte, freitags um 20.15 Uhr im ZDF.

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Michael, 7. März 2008, 07:27.

Schatten im Blick

Seit Anfang der Woche zeigt das ZDF neue Folgen von Schatten der Leidenschaft, der alten US-Daily-Soap, die früher in Sat.1 lief und diesen Monat seit 35 Jahren in den USA auf Sendung ist.

Quasi zum Sendestart im ZDF vermeldet der Brachendienst Variety jetzt eine andere bemerkenswerte Zahl, die verdeutlicht, wie erfolgreich die Serie in den USA ist: 1000.

Halt, es kommt noch eine Erklärung.

In den USA werden die Quoten der Daily-Soaps im Wochendurchschnitt abgerechnet, und Schatten der Leidenschaft hält die Spitzenposition in diesem Genre jetzt seit genau 1000 Wochen. Yepp, das sind mehr als 19 Jahre. Also seit Dezember 1988. Damals war Ronald Reagan Präsident.

Schatten der Leidenschaft ist nicht nur die erfolgreichste unter den Daily Soaps, sie hat mit im Schnitt knapp sechs Millionen auch mehr Zuschauer als manche Primetime-Sendungen. Und der Vorsprung vor der zweitplatzierten Soap Reich und schön beträgt fast zwei Millionen.

Damit hat das ZDF jetzt also die beiden erfolgreichsten amerikanischen Daily Soaps jeden Vormittag hintereinander im Programm.

In den USA laufen beide Serien bei CBS. Die haben übrigens von allen US-Networks die ältesten Zuschauer. Aber das nur am Rande.

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Michael, 7. März 2008, 07:20.

Bublaths letzte All-Tour

Als Thema für seine letzte Sendung hat sich Joachim Bublath nichts Geringeres ausgesucht als den Ursprung des Universums. „Diese Galaxien sind zwölf Milliarden alt“, betont der Off-Sprecher als wolle er sagen, diese 65 Jahre, derentwegen Bublath aufs Altenteil geschoben wird, seien im Vergleich dazu doch lächerlich.

Seit 1981 leitete Bublath die Naturwissenschaftsredaktion im ZDF, und natürlich könnte er auch im offiziellen Ruhestand als freier Mitarbeiter weiterhin Sendungen gestalten, doch offenbar möchte das ZDF das nicht, dessen Zuschauer nur unwesentlich jünger sind als der Große Wagen, das in der Pressemitteilung emotionslos erörtert, Bublath habe die Altersgrenze erreicht. In der letzten Sendung deutet zumindest nichts darauf hin, dass Bublath freiwillig aufhört.

Doch keine Sorge, auch in Zukunft müssen Sie nicht auf 30-minütige Computeranimationen verzichten, die von kurzen Anmoderationen unterbrochen werden. Der Physiker Harald Lesch übernimmt die Sendung, die dann wieder den Titel Abenteuer Forschung erhält, den das ZDF erst vor vier Jahren in einem bemerkenswerten Fall von Kurzsicht zugunsten des Sendetitels Joachim Bublath ausrangiert hatte.

Aus Bublath selbst ist in seiner letzten Sendung keine Bitterkeit zu hören. Er moderiert wie immer: voller Begeisterung für die Themen, die ihn im Gegensatz zu den meisten Magazinmoderatoren ja wirklich interessieren und von denen er Ahnung hat, voller Aufregung in der Stimme, während er fast jedes Wort einzeln spricht und bei jeder Betonung, und das sind nicht wenige, mit dem Oberkörper ein Stück nach vorn kippt, was ihn zum Traum für jeden Parodisten machte.

Nur einmal erwähnt er, wie schwierig es gewesen sei, wissenschaftliche Themen überhaupt im ZDF unterzubringen, und wie er dann mit Fernsehpreisen überhäuft worden sei. Mehr Verbitterung klingt aus den Beiträgen. Am Ende gibt es einen Rückblick auf die vielen erfolgreichen Sendungen, die Bublath in den vergangenen Jahrzehnten für das ZDF moderiert hatte — eine große Abschiedsgala wie beim ebenfalls geschassten, aber fünf Jahre älteren Dieter Thomas Heck schenkt ihm ja niemand, also passiert die Retrospektive in der seiner eigenen Sendung: die Sondersendungen zum Halleyschen Kometen 1986 oder zur Sonnenfinsternis 1999, die Verleihung des Deutschen Zukunftspreises ab 1997, aber vor allem die Reihen Aus Forschung und Technik, Abenteuer Forschung, Faszination Erde und die Knoff-hoff-Show. Bublath scheint nie verwunden zu haben, aus der Primetime in den späteren Abend abgeschoben worden zu sein. Einmal betont der Off-Sprecher, dass „zur besten Sendezeit“ zehn Millionen Menschen zugesehen haben, einmal fällt „20.15 Uhr“ und gleich zweimal der Begriff „Hauptabendprogramm“.

Die vielen alten Ausschnitte verdeutlichten verschiedenes:

  • dass Bublath ein Zombie ist, der einfach nicht älter zu werden scheint — wäre er jetzt nicht zu alt, hätte er uns dieses Phänomen in einer späteren Ausgabe erklären können
  • dass er weit über Computeranimationen des Universums hinaus über Jahrzehnte eine der prägenden Gestalten des ZDF war, ohne je ein großer Star zu werden
  • dass er Vorreiter im heute gängigen Bestreben war, wissenschaftliche Themen unterhaltsam zu verpacken
  • und dass niemand so viele Explosionen auslösen konnte wie er in der Knoff-hoff-Show, ohne das ZDF-Sendezentrum zu zerstören.

Joachim Bublath muss ein guter Mensch sein. Sonst hätte er es spätestens am Mittwochabend womöglich doch getan.

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Michael, 6. März 2008, 01:16.

Pippi Langweil

Das ist nicht fair. Da gibt man sich wirklich Mühe, Wetten, dass…? über mehrere Stunden zu ertragen, kippt derweil ständig nach, weil das ohne rege Alkoholzufuhr natürlich nicht möglich ist, bemüht sich dennoch, den Harndrang möglichst lang zu unterdrücken, und dann kommt um 22.10 Uhr eine Wette, in der es darum geht, eine Wassertemperatur durch reines Fühlen zu erraten, bei der fünf Minuten lang einfach nur Wasser läuft.

Nicht fair!

Aber womöglich ist morgen die tolle Quote von Wetten, dass…? durch Menschen zu erklären, die den Fernseher laufen ließen, dann zur Toilette gingen, um das Gleiche zu tun, und dabei eingeschlafen sind.

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Michael, 1. März 2008, 23:59.

Beck To You, Kurt

Kurt Beck, der Verwaltungsratsvorsitzende des ZDF, wird heute mit seinem Sender nicht sehr zufrieden sein. Erst blendet das ZDF-Wahlstudio seine Ansprache vor SPD-Anhängern schon nach der Begrüßung aus, um ein Interview mit CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla zu senden, und blendet sich danach wieder in seine Rede ein, nur um nach einem Halbsatz schon wieder auszusteigen und ein Interview mit dem SPD-Spitzenkandidaten Michael Naumann anzukündigen. Der lässt die ZDF-Reporterin aber mit der Begründung stehen, er habe jetzt keine Zeit, er habe eine Verabredung mit dem ZDF.

Drei Stunden später beurteilt heute-journal-Moderator Claus Kleber die Hamburg-Wahl so:

Das ist ja wirklich ein lustiges Ergebnis.
  

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Michael, 24. Februar 2008, 19:10.
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