Weihnachtsschätze

War Die Schatzinsel nicht mal eine ZDF-Weihnachtsserie? Und wann endete eigentlich die Tradition der Weihnachtsserien im ZDF? Früher habe ich die Serien wie Timm Thaler und Patrik Pacard immer gesehen. — Asia

Ich rolle das Feld mal rückwärts auf und unterscheide zwischen zwei populären ZDF-Reihen. Als „Weihnachtsserie“ wurden die in der Regel sechsteiligen, jugendorientierten Serien wie Silas, Patrik Pacard oder Anna bezeichnet, die zwischen Heiligabend und Neujahr innerhalb einer Woche am frühen Abend komplett gezeigt wurden.

Die Tradition begann 1979 mit Timm Thaler. Sie endete an keinem genau definierbaren Punkt, sie plätscherte eher aus. Die letzte „richtige“ Weihnachtsserie war 1993 Clara, hatte aber schon nur noch fünf Teile. Dann weichten Sendeplatz und Format immer mehr auf. Stella Stellaris im Folgejahr war nur noch ein alberner Dreiteiler. Das ZDF selbst gibt als letzte Serie der Reihe Frankie von 1995 an, man könnte aber auch Im Tal der Sonne 1996 und Zwei allein 1998 dazuzählen.

Alle Lexikontexte zu den ZDF-Weihnachtsserien sind übrigens ab jetzt bei uns online:

Die Schatzinsel war in der Tat ebenfalls ein Mehrteiler, der 1966 zwischen Weihnachten und Neujahr gezeigt wurde. Sie fällt aber eigentlich in eine andere ZDF-Tradition: die Abenteuervierteiler. Mit dieser begann das ZDF schon 1964 mit Robinson Crusoe. Die Filme basierten in der Regel auf bekannten literarischen Vorlagen, die Einzelteile hatten Spielfilmlänge und waren wesentlich pompöser und aufwändiger produziert. Sie liefen meistens, aber nicht immer, in der Advents- oder Weihnachtszeit. In manchen Jahren setzte das ZDF aus. Der letzte Mehrteiler der Reihe, Der Mann von Suez, lief, als die neue Tradition der Weihnachtsserien schon begonnen hatte.

Auch die Lexikontexte zu den Abenteuervierteilern sind jetzt online:

Noch ausführlichere Informationen zu den Abenteuervierteilern und viele tolle Bilder gibt es in dem schönen Buch „Seewolf & Co.“ von Oliver Kellner und Ulf Marek, viele Bilder außerdem auf ihrer Homepage zum Buch.

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Timm Thaler

1979–1980  (ZDF). 13-tlg. dt. Abenteuerserie von Justus Pfaue und Peter M. Thouet nach dem Roman „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“ von James Krüss, Regie: Sigi Rothemund.

Der zwölfjährige Timm Thaler (Tommi Ohrner) hat ein auffallend fröhliches Lachen. Der Baron de Lefouet (Horst Frank), reichster und mächtigster Mann der Welt, der die Ölförderung genauso kontrolliert wie den Getreideanbau, lacht nie. Da er neben der bösen auch die gute Hälfte der Welt besitzen will, braucht er Sympathien, die er sich von Timms Lachen erhofft. Der Baron und sein Sekretär Anatol (Richard Lauffen) sorgen dafür, dass Timms Vater Friedemann Thaler (Gerhart Lippert) bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt. Denn der Baron kontrolliert auch die Katastrophen der Welt. Danach ist Timm ohnehin nicht mehr zum Lachen zumute und er bereit, es dem Baron zu verkaufen. Im Gegenzug gewinnt Timm jede Wette, und sei sie noch so verrückt.

Als der Junge merkt, welch kostbaren Besitz er verkauft hat, lässt er seine Mutter Annemarie (Marlies Engel) allein zu Hause zurück und macht sich auf die Suche nach dem Baron, der auf der abgelegenen Vulkaninsel Aravanadi wohnt, um sein Lachen zurückzubekommen. Unterwegs lernt er die Nonne Agatha (Bruni Löbel) und den Schiffskoch Heinrich (Stefan Behrens) kennen, die ihm helfen. Den Kern seines Problems darf er niemandem anvertrauen – so steht es im Vertrag, denn dann „ist er verloren“. Die kluge Nonne kommt trotzdem dahinter und entwickelt einen Plan.

Derweil muss der Baron Timm notgedrungen zum reichsten Jungen der Welt machen, weil Timm darum gewettet hat. Er setzt ihn als seinen Erben ein, nimmt ihn bei sich auf und bezieht ihn in seine Geschäfte ein. Für 24 Stunden gibt der Baron Timm das Lachen zurück, damit er fröhliche Modelaufnahmen machen kann. Die sollen auf das Etikett eines Mineralwassers gedruckt werden, das der Baron verkaufen will. Kontakt zur Außenwelt unterbindet er. Dennoch kommt Timm aus geschäftlichen Gründen zurück in seine Heimatstadt Hamburg, natürlich in Begleitung des Barons, Anatols und einer Horde grimmiger Aufpasser, die dafür sorgen sollen, dass Timm nicht aus dem Hotel entkommt. Agatha koordiniert den Rettungseinsatz. Heinrich gelingt es, einen Zettel mit einer Nachricht unter der Tür hindurch in Timms Zimmer zu schieben, und Timm schafft es, zu dem darauf angegebenen Zeitpunkt aus dem Hotel zu türmen. Er trifft sich mit seiner Freundin Gesi Rickert (Katja Groszer), die ihn darauf stößt, dass er doch jede Wette gewinnt. Jede! Endlich fällt bei Timm der Groschen. Er wettet mit Gesi um ein Eis, dass er wieder lachen kann, und siehe da: Problem gelöst!

Dieser Timm Thaler war offensichtlich kein besonders heller Bursche, sonst hätte er erstens gewusst, dass den von Horst Frank gespielten Figuren nie zu trauen ist, hätte zweitens einfach mal den Nachnamen des Barons rückwärts gelesen (das ergab nämlich beinahe, und in der Buchvorlage sogar exakt: Teufel) und wäre drittens nicht erst nach sechs Fernsehstunden auf diese wirklich simple Lösung gekommen. Aber dann wäre die Serie natürlich schon nach einer Viertelstunde zu Ende gewesen, und Timm Thaler wäre nicht für Millionen Menschen ein unvergessliches Kindheitsfernseherlebnis geworden. Dazu trug nicht zuletzt die beunruhigende Musik von Christian Bruhn bei. Das Buch von James Krüss, das als Vorlage diente, war nicht sehr erfolgreich. Darin war Timms liebe Mutter eine böse Stiefmutter, und er hatte noch einen Stiefbruder.

Über den Hauptdarsteller sagte Drehbuchautor Justus Pfaue: „Tommi Ohrner war jemand, der stur 120 Tage drehen konnte. Aber er war eben nur, wenn überhaupt, eine Pubertätsbegabung, danach eigentlich ein lausiger Schauspieler und mäßiger Moderator.“ Aber Pfaue fand auch die Geschichte im Nachhinein „viel zu konstruiert“. Als Hauptquartier des Barons auf der Insel Aravanadi diente ein von César Manrique erbautes Luxushotel in einer Felswand auf Lanzarote. Der Raum mit der großen Glasfront ist ein Aussichtspunkt.

Timm Thaler begründete die Tradition der Weihnachtsserien im ZDF und wurde über die Feiertage bis Neujahr täglich in 25‑Minuten-Folgen ausgestrahlt. Später wurde die Serie mehrfach als Sechsteiler in einstündigen Folgen wiederholt. Sie ist komplett auf DVD erhältlich. Mehr als 20 Jahre später entstand eine Zeichentrickfassung gleichen Namens.

Timm Thaler ist eine der wenigen deutschen Serien, die in synchronisierter Fassung auch von der britischen BBC ausgestrahlt wurde (den späteren Weihnachtsserien Silas und Patrik Pacard wurde diese seltene Ehre ebenfalls zuteil). Das Titelkind bekam einen eingeenglischten Namen und die Serie den Titel „The Legend Of Tim Tyler“.

Die Serie ist auf DVD erhältlich.

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Patrik Pacard

1984 (ZDF). „Entscheidung im Fjord“. 6‑tlg. dt. Abenteuerserie nach dem Roman von Justus Pfaue, Regie: Gero Erhardt.

Der 15‑jährige Patrik Pacard (Hendrik Martz) macht mit seinen Eltern Peter (Peter Bongartz) und Karin (Gila von Weiterhausen) Urlaub in einem Fjord in Norwegen. Sein Vater arbeitet in der Nähe auf einer Ölbohrinsel mit seinem Kollegen Harry (Andreas Mannkopff). Patrik lernt Professor Olaf Gunström (Wolfgang Kieling) kennen, der gerade Besuch von seiner Freundin Giovanna Castelli (Agnes Dünneisen) hat.

Gunström hat eine Formel für ein Verfahren entwickelt, das die Erbanlagen von Pflanzen verändern kann und so auch aus unfruchtbarem Boden in enormer Höhe oder in der Wüste Nahrung wachsen lässt. Dadurch könnte der Hunger auf der Erde beendet werden. Wer aber die Formel besitzt, könnte damit die Welt beherrschen. Daher möchte Gunström sie in wenigen Wochen auf der Welternährungskonferenz der ganzen Welt mitteilen, denn er ist der Meinung, dass sie allen Menschen gehöre.

Der Spion Sir Dimitri (Jean-Claude Bouillon) sieht das anders. Er entlockt dem Professor mit einem Wahrheitsserum die Formel und brennt sie dem ahnungslosen Patrik heimlich mit einem Laser auf die Fußsohle. Geheimnisse stehlen ist sein Hauptberuf, er verkauft sie für jeweils eine Million Dollar. Geheimdienste aus aller Welt jagen Patrik fortan. Sie haben herausgefunden, dass er die Formel hat, wissen aber nicht, wo.

Der Amerikaner Mr. Harvey (Karl Heinz Vosgerau) und der Russe Charkov (Jan Biczycki) arbeiten zwar gegeneinander, verstehen sich privat aber prima und erkundigen sich stets nach dem gegenseitigen Wohlbefinden ihrer Familien (Charkov ist gerade Opa geworden, und Harveys Sohn hat einen Vertrag als Profifußballer unterschrieben). Harvey redet die ganze Zeit in nervenden Fußballmetaphern.

Auch die Araber wollen die Formel haben. Ibrahim (Sabi Dorr) entführt Patriks Mutter, doch Patrik und Giovanna können sie befreien. Und natürlich ist auch Dimitri auf Patrik angewiesen, denn er muss die Formel zurückbekommen, um sie Prinz Ali (Pierre Clementi) wie vereinbart verkaufen zu können. Bei der geplanten Übergabe werden Patrik, Dimitri und Giovanna nach Arabien verschleppt. Mit Hilfe des Jungen Shafti (Oscar Poveda) und Dr. Achmed (Edmond Tamiz) gelingt ihnen die Flucht, Prinz Ali wird dabei von Dr. Achmed ermordet. Zurück in Deutschland tötet Ibrahim Dimitri aus Rache.

Die Pacards fliegen noch einmal nach Norwegen, wo der raffinierte Harry einen Weg gefunden hat, die Formel zu lesen und auszudrucken. Professor Gunström, der in der Folge des Anschlags sein Gedächtnis verloren hatte, beginnt allmählich, sich zu erinnern, und ist ebenfalls zurück im Fjord. Patrik übergibt die Formel seinem rechtmäßigen Besitzer. Gunström ist aber inzwischen das Licht aufgegangen, dass es sowieso genug Nahrung auf der Erde gebe, sie jedoch wegen der Macht der Reichen falsch verteilt werde, das Problem des Hungers also auch mit Toleranz und Vernunft gelöst werden könne. Die Formel, die bisher nur Ärger eingebracht hat, wirft er weg.

Eine der erfolgreichsten ZDF-Weihnachtsserien. Die einstündigen Folgen liefen zwischen den Feiertagen täglich gegen 18.00 Uhr. Die Musik komponierte Christian Bruhn, den Titelsong sang seine Frau Erika unter dem Namen Lady Lili.

1988 zeigte die britische BBC eine 13‑teilige synchronisierte Version unter dem Titel „Patrick Pacard“. Nur wenige andere deutsche Serien schafften es nach England, darunter Das Boot sowie die Weihnachtsserien Timm Thaler und Silas.

Bereits zwei Jahre zuvor hatte es im ZDF-Adventsvierteiler Der schwarze Bumerang vor exotischer Kulisse eine abenteuerliche Jagd nach einer Formel gegeben, die am Ende doch niemand bekam.

Patrik Pacard ist auf DVD erhältlich.

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Anna

1987 (ZDF). 6‑tlg. dt. Familienserie von Justus Pfaue, Regie: Frank Strecker.

Die Karriere der talentierten jungen Tänzerin Anna Pelzer (Silvia Seidel) scheint nach einem Autounfall, den ihr Bruder Philipp (Ronnie Janot) verursacht hat, beendet. Anna verliert jeden Lebensmut, was ihren Eltern Stefan (Eberhard Feik) und Ute (Ilse Neubauer) Sorgen macht. Ute hat ein Blumengeschäft, Stefan ist Restaurateur. Er nennt seine Tochter immer beim vollen Namen, „Anna Pelzer“. Im Krankenhaus lernt Anna den gleichaltrigen Rainer Hellwig (Patrick Bach) kennen, der im Rollstuhl sitzt und sie aus ihrer Lethargie reißt. Er ist ein Sonnyboy, frech und aktiv, und filmt mit seiner Videokamera alles, was ihm vor die Räder kommt.

Bei dem gutaussehenden Jakob (João) lernt Anna wieder tanzen und schafft es, Schülerin bei der angesehenen Tanzlehrerin Madame Irena Králowá (Milena Vukotic) zu werden, die schwer krank ist und sich unnahbar und streng gibt. Anna wird die erste Schülerin überhaupt, die die Králowá zu einem Talentwettbewerb nach Paris schickt. Dort lernt Anna Madame Valentine D’Arbanville (Eléonore Hirt) kennen und gewinnt an deren Schule ein Stipendium, das sie jedoch ausschlägt, um weiter bei Madame Králowá Unterricht zu nehmen, die ihrerseits bei Madame D’Arbanville gelernt hat.

Während ihres Aufenthalts in Paris leidet Rainer unter Annas Abwesenheit. Er macht immer gefährlichere Mutproben, fährt mit seinem Rollstuhl Abhänge hinunter oder vor Lastwagen, nur um in letzter Sekunde auszuweichen. Das bringt seine Mutter (Amelie Wagner) zur Verzweiflung, die ihn ohnehin behandelt, als sei er zerbrechlich. Rainer hat sich in Anna verliebt, die Blöde schwärmt jedoch nur noch für Jakob, der bald nach London geht und sich nach einem Misserfolg nicht mehr meldet.

Die Králowá, die immer dagegen war, dass Anna sich um etwas anderes kümmert als um ihre Karriere, bricht nach einem Streit mit Anna zusammen und ringt im Krankenhaus mit dem Tod. Anna bekommt die Möglichkeit, eine Nebenrolle in „Schwanensee“ zu tanzen – ihr erster großer Auftritt. Mit Jakobs Hilfe – aber gegen seinen ausdrücklichen Rat – verlässt die Králowá das Krankenhaus und schleppt sich zur Aufführung. Danach stirbt sie hinter der Bühne. Ob Anna nun doch die große Chance in Paris wahrnimmt, bleibt offen, ebenso die Frage, was aus ihr und Rainer wird, den sie bisher immer nur als guten Freund betrachtet hatte.

Der Song „My Love Is A Tango“ von Guillermo Marchena, der in der Serie immer wieder auftauchte, wurde ein Top-Hit und kam auf Platz eins der deutschen Charts. Der weitere Soundtrack und das Titelthema stammten von Sigi Schwab. Der Schauspieler João, der dank „Bravo“ zum Teenie-Schwarm wurde, benutzte nur seinen Vornamen. Hinten hieß er Ramos.

Anna war mit zwölf Millionen Zuschauern eine der erfolgreichsten Weihnachtsserien des ZDF und schaffte es als einzige ins Kino. „Anna – Der Film“ (Ende 1988 im Kino und zwei Jahre später im ZDF) setzt die Geschichte fort: Anna und Rainer sind endlich ein Paar, doch die Beziehung wird durch Annas gutaussehenden Tanzpartner gefährdet. Anna bekommt die Chance, in New York vorzutanzen.

Die Serie ist auf DVD erhältlich.

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Der Seewolf

1971 (ZDF). 4‑tlg. dt.‑frz. Abenteuerfilm von Walter Ulbrich nach dem Roman von Jack London, Regie: Wolfgang Staudte.

Anfang des 20. Jahrhunderts nimmt Kapitän Wolf Larsen (Raimund Harmstorf) auf seinem Robbenfänger „Ghost“ den Schiffbrüchigen Humphrey van Weyden (Edward Meeks) an Bord. Er ist eigentlich Schriftsteller, muss aber nun Kajütendienst machen und sich von der Besatzung demütigen lassen. Van Weyden stellt fest, dass er den bärenstarken und äußerst brutalen Larsen noch aus seiner Jugend kennt, behält es aber für sich, denn Larsen kann sich offenbar nicht mehr erinnern. Zur Besatzung gehören Schiffskoch Mugridge (Emmerich Schäffer), Schiffszimmermann Louis (Boris Ciornei) und Maat Johnson (Sandu Popa). Nach dem Verschwinden des Steuermanns wird van Weyden sein Nachfolger.

Larsens Brutalität macht auch vor Seeräubertaten nicht Halt, so kapert er das Schiff konkurrierender Robbenfänger und nimmt die Besatzung gefangen, ebenso fünf Schiffbrüchige, die er aus dem Meer gefischt hat, darunter mit Maud Brewster (Beatrice Cardon) auch eine Frau. Nach mehreren Versuchen gelingt van Weyden mit Maud schließlich die Flucht, und beide können Larsen und der „Ghost“ endlich entkommen. Sechs Jahre später macht sich van Weyden, inzwischen Besitzer seines eigenen Schiffs „Kittiwake“, gemeinsam mit dem Säufer Pankburn (Willi Kowalj) auf die Suche nach Larsen, den er auf einer Insel vermutet. Dort findet er ihn tatsächlich, alt, krank und blind. Es kommt zu einem letzten Kampf der beiden Männer, bei dem Larsen stirbt. Van Weyden wirft ihn ins Meer und geht wieder an Bord.

Humphrey van Weyden war zugleich der Off-Erzähler. Mehrfach gab es Rückblenden, in denen er sich an seine Jugend in San Francisco erinnerte, als er Joe (Franz Seidenschwan) genannt wurde, und die er mit seinem Freund „Frisco-Kid“ Larsen (Dieter Schidor) verbrachte.

Raimund Harmstorf wurde in dieser Serie zwar an keiner Stelle gedoubelt, aber synchronisiert: Dem Produzenten Walter Ulbrich war Harmstorfs eigene Stimme offenbar nicht ausdrucksstark genug, weshalb er den Schauspieler Kurt E. Ludwig engagierte, der Wolf Larsen seine Stimme lieh. Zur bekanntesten Stelle des Vierteilers wurde die Szene, in der Harmstorf als Wolf Larsen mit der bloßen Hand eine rohe Kartoffel zerquetschte. Ganz Deutschland sprach darüber, und wann immer Harmstorf in einer Fernsehshow auftrat, musste er dort den berühmten Kartoffeltrick zeigen. Im Film war die Kartoffel freilich nicht ganz so roh, wie man tat, schließlich musste sie sich ja zerquetschen lassen.

Die Folgen hatten Spielfilmlänge und liefen zur Primetime. Der Seewolf wurde zu einem der größten Erfolge in der Geschichte des ZDF und unzählige Male wiederholt.

Die Serie ist auf DVD erhältlich.

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Oliver Maass

1985 (ZDF). „Das Spiel mit der Zaubergeige“. 6‑tlg. dt. Mysteryserie nach dem Roman von Justus Pfaue, Regie: Gero Erhardt.

Der 15‑jährige Oliver Maass (Josef Gröbmayr) bekommt von dem geheimnisvollen Graf Esteban (Hans Clarin) eine Zaubergeige geschenkt, die früher Paganini gehört hat. Wenn Oliver eine bestimmte „Endlosmelodie“ spielt, kann er mit ihrer Hilfe einen Tag in die Zukunft sehen. Oliver benutzt diese Fähigkeit, um Gutes zu tun, wie er glaubt.

Seit dem Tod der Mutter lebt Oliver bei seiner Großmutter Louise (Jane Tilden), einer spleenigen alte Frau, die mit ihrem Freund, dem Bestatter Eickelberg (Karl Lieffen), in ihrem maroden Haus zu Unterhaltungszwecken Séancen abhält. Olivers ältere Schwester Julia (Anja Schüte) ist deshalb bereits ausgezogen. Sein Vater Dr. Michael Maass (Robert Atzorn) ist Archäologe und viel unterwegs. Derzeit sucht er auf dem Anwesen von Graf Esteban in Neapel nach einem verborgenen Grab.

Der Graf hätte gern, dass Oliver seine Gabe nutzt, um Elend in der Welt zu verhindern, doch Oliver wird immer eigensinniger und sagt lieber Lottozahlen vorher. Zwar bewahrt er auch Menschen vor Unglücken, doch realisiert er nicht, dass stattdessen immer ein neues geschieht: Bei der Rettung eines vermissten Mädchens werden Menschen durch die Vollbremsung eines Zuges verletzt. Er verhilft einem armen Mann zum Gewinn beim Pferderennen, und der Mann erleidet vor Glück einen Herzinfarkt und stirbt. Er warnt rechtzeitig vor einem schweren Unwetter, doch sein Vater stürzt derweil in ein Ausgrabungsloch und ringt fortan mit dem Tod.

Alle um ihn herum bemerken die Zusammenhänge und wollen Oliver die Geige wegnehmen, doch es stellt sich heraus, dass nur er selbst sie zerstören kann. Der Graf, dessen Diener Marek (Andreas Mannkopff), sein Vater, Oma, Julia und sein Mathelehrer, Herr Welter (Horst Kummeth), zugleich Julias Freund, versuchen ihn zur Vernunft zu bringen, doch Oliver bricht immer wieder sein Versprechen, die Endlosmelodie nicht mehr zu spielen. Am Ende werden ihm die Augen geöffnet, er erkennt, dass die Hoffnung stirbt, wenn man schon alles weiß, und zerstört die Geige. Mit einem Mal geht es seinem Vater wieder besser, und Graf Esteban entpuppt sich als Geist.

Klassische ZDF-Weihnachtsserie, die der Mystik von Timm Thaler nahe kam. Der Hauptdarsteller war ähnlich talentiert, und auch hier gab es wieder eine mysteriöse und überaus mächtige Figur, deren Identität nie ganz klar wurde. Die Musik kam wieder von Christian Bruhn, den Titelsong sang, wie schon im Vorjahr bei Patrik Pacard, seine Frau unter dem Künstlernamen Lady Lili. Die Geige spielte Josef Gröbmayr selbst. Als Schauspieler hörte man danach nie wieder etwas von ihm, aber als Musiker: Seit 1999 spielt er als Mitglied des Münchner Rundfunkorchesters die Zweite Geige.

Die Folgen waren eine knappe Stunde lang und liefen zwischen Weihnachten und Silvester im täglichen Vorabendprogramm. Die Serie ist auf DVD erhältlich.

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Michael Strogoff

1976–1977 (ZDF). 4‑tlg. dt.‑frz. Abenteuerfilm nach dem Roman „Der Kurier des Zaren“ von Jules Verne, Regie: Jean-Pierre Decourt.

Michael Strogoff (Raimund Harmstorf) muss als Kurier des Zaren (Tibor Tanczos) eine weite Reise nach Irkutsk zurücklegen, um dem dortigen Gouverneur eine Nachricht zu überbringen. Unterwegs tut er sich mit der jungen Nadia Fedor (Lorenza Guerrieri) zusammen, die denselben Weg hat. Während der gefährlichen und abenteuerlichen Reise begegnen sie dem russischen Verräter Iwan Ogareff (Valerio Popesco) und der Zigeunerin Sangarre (Rada Rassimov), dem Tatarenführer Feofar-Khan (Josef Madaras) und den Journalisten Blount (Vernon Dobtcheff) und Jovilet (Pierre Vernier), werden gefangen genommen und schaffen es schließlich ans Ziel.

Das ZDF strich das Happy End des Vierteilers (eine große Ballszene am Petersburger Zarenhof, in der Strogoff seine geliebte Nadia endlich in die Arme schließen kann und vom Zaren persönlich gelobt wird) – aus ideologischen Gründen: „Das Menschliche der Geschichte sollte erhalten bleiben“, sagte der ZDF-Redakteur Alfred Nathan der „Hörzu“. „Ein glorreicher Zar, dem der tapfere Strogoff die Welt wieder in Ordnung gebracht hat – das wäre doch rosaroter Zuckerguss gewesen. Mit der glanzvollen Ballszene am Ende hätte man doch so getan, als sei das ganze Unheil nicht geschehen.“ Stattdessen ließ das ZDF Strogoff in Irkutsk zurück. Ohnehin sei die im Buch erwähnte Hochzeit gar nicht erst gedreht worden, man habe also nur die Ballszene abgeschnitten. Das französische Fernsehen zeigte den kompletten Film inklusive Ball als Sechsteiler.

Die Serie ist auf DVD erhältlich.

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Jack Holborn

1982 (ZDF). 6‑tlg. dt. Abenteuerserie von Justus Pfaue und Sigi Rothemund nach dem Roman „Unter den Freibeutern“ von Leon Garfield.

Der 14‑jährige Waisenjunge Jack Holborn (Patrick Bach) reißt vom Ehepaar Arrows (Dragan Lakovic und Ljiljana Krstic) aus, dem er von Richter Sharingham (Matthias Habich) zugesprochen wurde. Er schmuggelt sich auf das Freibeuterschiff „Charming Molly“, auf dem Kapitän Sharingham (auch Matthias Habich), der Bruder des Richters, das Kommando übernimmt. Morris (Terence Cooper), Trumpet (Monte Markham) und Vronsky (Andreas Mannkopff) sind Besatzungsmitglieder. Jack ist sich sicher, als Kind schon einmal auf dem Schiff gewesen zu sein. Er begleitet die Piraten überall hin, um die Wahrheit über seine Eltern herauszufinden, über deren Verbleib er nichts weiß, und rettet Kapitän Sharingham sogar das Leben. Schließlich offenbart der Kapitän ihm, dass Jacks Vater an illegalen Waffengeschäften beteiligt war und eines Nachts auf dem Schiff von Soldaten gestellt und erschossen wurde.

Die sechs einstündigen Folgen bildeten die ZDF-Weihnachtsserie 1982 und liefen täglich am Vorabend. Für Hauptdarsteller Patrick Bach war es nach Silas die zweite Weihnachtsserie in Folge, in der er die Titelrolle spielte.

Die Serie ist auf DVD erschienen.

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Nesthäkchen

1983 (ZDF). 6‑tlg. dt. Jugendserie von Justus Pfaue und Klaus Landsittel nach den Romanen von Else Ury, Regie: Gero Erhardt.

Berlin, Anfang des 20. Jahrhunderts: Die sechsjährige Annemarie (Kathrin Toboll; in späteren Jahren: Anja Bayer) ist das jüngste Mitglied der Familie Braun und wird von Vater Ernst (Christian Wolff) entsprechend verwöhnt. Er ist Arzt, und die Familie nebst Personal wohnt idyllisch in einem prunkvollen Haus. Es sind dies Mutter Elisabeth (Doris Kunstmann), Annemaries Brüder Klaus (Florian Baier; später: Patrick Janovsky) und Hans (Oliver Schlicht; später: Pascal Breuer), Oma Gerda (Helma Seitz), und mit ihnen Kindermädchen Lena (Susanne Uhlen), Köchin Hanne (Hilde Berndt) und Stubenmädchen Frieda (Belle Schupp). Wilhelm (Ekkehardt Belle) ist Lenas Freund.

Der Kleinen fehlt es an nichts, und genau das ist natürlich das Problem. Der Vater lässt ihr jedes vorlaute Wort durchgehen, denn sie ist ja so süß mit ihren Zöpfen und den rosa Schleifchen im blonden Haar. Die meiste Zeit spielt sie mit ihren Puppen, es geht aber auch um viele andere Themen aus dem Leben eines Kindes: Ferien auf dem Land – sie verbringt sie bei Onkel Heinrich (Willy Harlander) und Tante Käthe (Dagmar Hessenland) in Bayern, wo der Onkel Senator ist – Streiche unter Geschwistern, Freundschaften. Vor allem zu Lena entwickelt Annemarie eine besondere Beziehung. Lena ist es auch, die die Eltern davon überzeugt, Annemarie in einen Kindergarten zu schicken, den auch Prinz Poldi (Marc Manuel Kunstmann) besucht, damit sie sich mit Gleichaltrigen umgeben kann und nicht immer nur mit Erwachsenen zusammen ist.

Annemarie wird langsam älter und selbstständiger, kommt in die Schule und wird wenig später schwer krank. Im Krankenhaus kämpft sie gegen Scharlach, anschließend wird sie zur Erholung für längere Zeit in ein Kinderheim nach Amrum geschickt. Sie findet neue Freunde, genießt das Leben. Doch plötzlich muss sie sich mit der harten Realität auseinander setzen, als der Erste Weltkrieg ausbricht.

Insgesamt zehn „Nesthäkchen“-Romane veröffentlichte die Autorin Else Ury. Die erfolgreiche ZDF-Weihnachtsserie verarbeitete nur Inhalte aus den ersten vier Bänden. In den Büchern wurde Nesthäkchen anschließend erwachsen, heiratete, bekam ihrerseits Kinder und Enkelkinder und feierte ihre Goldene Hochzeit.

Die sechs einstündigen Folgen liefen zwischen den Feiertagen im Vorabendprogramm und erreichten bis zu zwölf Millionen Zuschauer. Später wurde die Serie auch in zwölf halbstündigen Folgen wiederholt. Nesthäkchen war die erste größere Regiearbeit von Gero Erhardt, dem Sohn von Heinz Erhardt. Die Titelmusik stammte von Christian Bruhn. Die Serie ist auf DVD erschienen.

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Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer

1968 (ZDF). 4-tlg. dt.-frz. Abenteuerfilm von Walter Ulbrich nach dem Roman von Mark Twain, Regie: Wolfgang Liebeneiner.

Die Jungen Tom Sawyer (Roland Demongeot) und Huckleberry Finn (Marc di Napoli) sind beste Freunde. Tom lebt zusammen mit seinem Bruder Sid (Robert Hecker) bei seiner Tante Polly (Lina Carstens). Huck lebt in einem Fass, sein Vater (Marcel Peres) ist ein Säufer. Gemeinsam erleben Tom und Huck viele Abenteuer. Sie befreien den unschuldig einsitzenden Muff Potter (Otto Ambros) aus dem Gefängnis und entlarven Indianer-Joe (Jacques Bilodeau) als Mörder. Sie finden den Schatz von Indianer-Joe und werden reich. Tom ist in Becky Thatcher (Lucia Ocrain) verliebt, die Tochter des Richters (Roland Armontel). Huck wird von der Witwe Douglas (Marcela Russu) adoptiert und zieht bei ihr ein. Er flüchtet jedoch gemeinsam mit ihrem Sklaven Jim (Serge Nubret), den er unterwegs kennen lernt, auf einem Floß. Dadurch trennen sich die Wege von Huck und Tom.

Ernst Fritz Fürbringer fungierte in allen vier Teilen als Erzähler. Die spielfilmlangen Folgen liefen – jeweils sonntags um 20.00 Uhr – mit so großem Erfolg, dass sie nur ein Jahr später wegen der hohen Nachfrage bereits wiederholt wurden, was damals ungewöhnlich war.

Die Serie ist auf DVD erhältlich.

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