„Boston Legal“ und „Shark“: Anwaltslizenz entzogen

Am Ende hatte der Autorenstreik in Hollywood doch noch etwas Gutes: Noch nie wurden am Ende einer Fernsehsaison in den USA so wenige Serien abgesetzt wie in diesem Jahr. Weil der Autorenstreik genau in die Jahreszeit fiel, in der normalerweise neue Serienstoffe entwickelt werden, hatten die Senderbosse diesmal keine so große Auswahl an neuen Serien, die die alten hätten ersetzen können. Von manchen neuen Serien aus dem Vorjahr waren außerdem zu viele Episoden ausgefallen, um objektiv beurteilen zu können, ob sie eine Fortsetzung wert wären oder nicht, also wurden sie sicherheitshalber mal fortgesetzt.

Die einzige auch in Deutschland bekannte Serie, die jetzt in den USA abgesetzt wurde, ist Shark. Selbst Scrubs, das eigentlich in diesem Monat plangemäß auslaufen sollte, kommt nun doch noch einmal mit neuen Folgen zurück, allerdings bei einem anderen Sender.

Ebenfalls abgesetzt wurde die Vampirserie Moonlight, die bei uns erst Ende Juni bei ProSieben starten wird. Auch hier gibt es aber Mutmaßungen, sie könne eventuell von einem kleineren Sender wiederbelebt werden.

Dass Jericho im zweiten Anlauf endgültig Geschichte ist, wurde schon vor zwei Monaten bekannt.

Darüber hinaus wurde das bevorstehende Ende von Boston Legal bekannt gegeben. Diese Serie wurde zwar für eine weitere Staffel verlängert, die im Herbst in den USA startet, diese soll allerdings nur noch 13 statt 24 Episoden umfassen und die letzte sein.

Vox verliert also in absehbarer Zeit zwei weitere Serien, die ganz ordentliche Zuschauerzahlen erreichen. Von Shark sind ab jetzt noch 21, von Boston Legal 33 Folgen übrig.

Nachtrag: Ach ja, und Men In Trees, ebenfalls Vox, ist leider auch schon zu Ende. Auch diese Meldung ist nicht ganz neu, gehört aber der Vollständigkeit halber dazu.

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Michael, 14. Mai 2008, 10:44.

Lorelai, lai, lai, alle Folgen sind vorbei

Auch ein paar Männern wird es heute Abend schwer fallen, sich von Stars Hollow und seinen skurrilen Einwohnern zu verabschieden, wenn Vox um 21.05 Uhr die letzte Folge der Gilmore Girls zeigt.

Wen, wenn nicht Kirk, soll ich in Zukunft anrufen, wenn ein Botendienst zu erledigen ist? Oder eine Kuh zu melken? Wo, wenn nicht bei Luke, finde ich noch eine beinahe handyfreie Zone? Von wem, wenn nicht von Miss Patty, soll ich eines Tages vielleicht doch noch tanzen lernen? Wer, wenn nicht Bastian Pastewka, wird in Zukunft noch das gleiche Sprechtempo wie Lorelai Gilmore erreichen? Und warum, wenn nicht wegen Sookie, brennt meine Küche?

Es war schön in Stars Hollow, ich habe mich wohlgefühlt.

Vor ein paar Jahren lief ich über das Gelände der Warner Brothers Studios in Kalifornien, auf dem die Serie gedreht wurde und das romantische fiktive Städtchen aufgebaut war, das angeblich im fast 5000 Kilometer entfernten Connecticut lag, und obwohl viele Wände einfach nur Pappmaché waren, wäre ich gern dort eingezogen.

Lukes Diner war eine der wenigen Kulissen, die von außen und innen für den gleichen Zweck benutzt wurden: Als Lukes Diner. Die anderen Häuser hielten nur ihre Fassade für Außenaufnahmen her, während die Innenszenen ein paar hundert Meter weiter im Studio gedreht wurden. Sookies Küche im Dragonfly Inn war kaum wiederzuerkennen, ohne dass gefühlte 25 Mann Personal darin standen.

Leider muss ich zugeben, zu den mehreren hunderttausend Zuschauern zu gehören, die den Gilmore Girls nicht auf den neuen Sendeplatz am Freitagabend gefolgt sind, weil er für mich schlicht unpraktisch war. Ich werde deshalb gar nicht erst versuchen, so zu tun, als wüsste ich, was in den vergangenen Monaten passiert ist, und worum es heute Abend im Finale geht. (Ich will es übrigens auch noch nicht wissen!) Quellen (erste Hand) berichten aber, es sei ein schönes Finale, das Fans zufrieden zurücklässt.

Womöglich werden es etliche der treuesten Fans trotzdem heute Abend nicht bei Vox ansehen, denn genau ab heute steht bereits die DVD-Box mit der zweiten Hälfte der letzten Staffel im Laden, die das Finale schon einen halben Tag vor der TV-Ausstrahlung zum Privatbesitz machen kann.

Ich bin froh, dass es diese DVD-Boxen gibt, denn so habe ich noch länger etwas von dieser wunderbaren Serie, während ich im Sommer die fehlenden Folgen nachhole. Vielleicht dienstags abends, vor Dr. House.

Bleiben wird mir diese wichtige Haushaltserkenntnis für den richtigen Umgang mit Wäsche:

Rory: „Du faltest es falsch.“
Lorlelai: „Wird es kleiner?“
Rory: „Ja.“
Lorelai: „Dann ist es richtig.“

Und dieser Beweis, dass man sich als liebende Mutter nicht zwingend von praktischen Ansätzen trennen muss:

Rory: „Unser Haus brennt und du kannst mich oder die Torte retten. Was würdest du tun?“
Lorelai: „Das ist nicht fair, die Torte hat keine Beine.“

Michael, 14. März 2008, 06:25.

Nachruf

Wir nehmen heute Abschied vom einstmals treuen und geduldigen Sender Vox, der es durch Kontinuität und Verlässlichkeit nach oben geschafft hat. Doch jetzt ist der viel beschworene Aufstieg in die erste Fernsehliga vollendet, und Vox fängt sofort damit an, sich zu benehmen wie die da oben. Seit Herbst 2007 wurde bereits wiederholt das Nachmittagsprogramm durcheinandergeworfen, nun trifft es ein paar Primetimeserien. Shark läuft ab Ende März montags eine Stunde später, The Disctrict erst nach 23 Uhr, CSI: NY dafür vorher grundlos doppelt und Men In Trees gar nicht mehr. Willkommen in der ersten Liga!

Die Sache ist nämlich die: Shark und The District erreichen sehr ordentliche Einschaltquoten oberhalb des Senderschnitts, und dafür werden sie jetzt mit der Verschiebung in den späten Abend bestraft. Denn CSI: NY erreicht deutlich höhere Marktanteile, andererseits aber längst nicht mehr so hohe wie noch vor einem Jahr. Wie klug es ist, den Ermüdungsfaktor der Marke CSI, der mit dem Wechsel der Mutterserie zu RTL einsetzte, jetzt auch noch durch Doppelprogrammierung zu beschleunigen, zudem mit Wiederholungen, während der Aufbau eines möglichen Nachfolgers durch die Sendeplatzverschiebung gebremst wird, muss Vox selbst wissen. Oder mal bei RTL, Sat.1 und ProSieben fragen, die ihr Programmschema schon seit geraumer Zeit wöchentlich neu auswürfeln.

Vox bleibt der Sender mit den meisten der besten Serien im deutschen Fernsehen. Wenn der neue Umgang mit ihnen aber nur der Anfang ist, wird er bald ein genauso großes Ärgernis sein wie die anderen abgehobenen „Erstligisten“, die den Kontakt zur Basis verloren haben.

Wir werden das alte Vox nie vergessen.

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Michael, 29. Februar 2008, 14:49.

Kommando zurück

Es ist passiert. Es war nur eine Frage der Zeit. Das Auswanderervorkommen ist erschöpft. Jeder Deutsche, der jemals in ein anderes Land ausgewandert ist, hatte inzwischen seine eigene Dokusoap. Aus Verzweiflung zeigt Vox deshalb ab heute Familien, die nach Deutschland zurückkehren.

Die Rückwanderer, dienstags um 21.15 Uhr auf Vox.

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Michael, 5. Februar 2008, 06:27.

Stark(e)s Programm

Man könnte mit dem Vergleich mit Dr. House beginnen, doch das würde dem Anwaltskrimi Shark nicht gerecht. In gewissen Punkten erinnert dieser Sebastian Stark, Spitzname „Shark“, zwar an Gregory House, doch die Unterschiede überwiegen. Stark ist ein ganz anderes Arschloch. Er ist ein Arschloch aus freien Stücken, ohne Schmerzen. Er ist ein Arschloch, weil es ihn beruflich weiterbringt. House ist das Arschloch aus Schmerz, dessen Art ihm im Arztberuf eher hinderlich ist. Und jetzt ist das böse Wort Arschloch aber auch oft genug gefallen.

James Woods ist Sebastian Stark. Stark ist Anwalt. Als Strafverteidiger der bösesten Buben machte ihn seine kompromisslose Art berühmt. Noch mehr aber wurde er durch seine Bilanz berühmt: Stark verliert nicht. Er paukt alle raus. Wäre es nicht toll, so ein Typ würde für die gute Seite arbeiten? Eben. Und da beginnt die Serie: Sebastian Stark wechselt die Seiten, arbeitet fortan für die Staatsanwaltschaft, behält aber seine bisherige Arbeitsweise bei. Das ist für die gute Seite natürlich manchmal problematisch, weil diese Arbeitsweise nicht zwingend mit dem Gesetz in Einklang zu bringen ist.

Hier gibt es wieder eine Gemeinsamkeit mit Dr. House: Beide kommen mit fragwürdigen Methoden zum gewünschten Ziel, und schon ist ihre Arroganz vergessen. Doch es gibt auch eine Gemeinsamkeit mit Edgar Selge im Polizeiruf 110: James Woods als Star der Serie ist so stark, dass nicht einmal Michaela May an seiner Seite stören würde. Stark hat zwar eine ganze Gruppe Lakaien um sich herum, die für ihn die Laufarbeit machen, und die Autoren machen sich sogar die Mühe, deren Charaktere zaghaft zu erforschen, doch es ist nicht zu übersehen: Shark ist eine One-Man-Show. Das Ensemble ist völlig egal. Nach Ansicht der ersten zehn Folgen kann ich aus dem Stand noch immer keinen einzigen Namen eines Teammitglieds nennen. Nur den der Tochter: Julie.

Jawohl, denn Shark hat tatsächlich noch eine zweite Facette: Unter den schnellen Krimi mischt sich eine Familienserie: Denn Teenie Julie entscheidet sich unerwartet, ihre Mutter zu verlassen und bei ihrem geschiedenen Vater einzuziehen, und mit dieser ungewohnten Vaterrolle kann der harte Macho mit den wechselnden Freundinnen überhaupt nicht umgehen. Das heißt nicht, dass er nicht bereit ist zu lernen…

Das Fazit ist trotzdem: Wer Dr. House mag, müsste auch Shark mögen. Und in die erfolgreichen Vox-Krimis reiht sich die neue Serie ohnehin prima ein, denn sie ist im Wesentlichen das, was die meisten Vox-Serien sind: Ein unauffälliger Sensationserfolg. Vox zeigt selten Serien, um die es einen großen Hype gab. Vox-Serien sind zurückhaltend, aber erfolgreich. Vox hat keine Desperate Housewives, Vox hat Criminal Intent, und trotzdem genauso gute Quoten. Das viel gepriesene 24 lief zeitgleich woanders, aber mehr Zuschauer sahen Boston Legal auf Vox. Und die als Kultserie gehandelte Dauerverwirrung in Lost unterlag Woche für Woche dem stringenten und konstanten CSI: NY.

Die Fernsehsaison 2006/2007 brachte in den USA einen neuen Fanfavoriten hervor, um den der Hype enorm war. Die Serie zierte die Cover fast aller relevanten Zeitschriften, die Hauptdarsteller wurden in den populärsten Talkshows gefeiert, ein Merchandising-Imperium aufgebaut, und um Platz für alle mit der Serie verbundenen Diskussionen und Theorien zu haben, musste das Internet vermutlich anbauen. Diese Serie war Heroes. Der nach Zuschauerzahlen erfolgreichste Neustart der Saison war Shark.

Shark, montags um 21.05 Uhr bei Vox.

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Michael, 14. Januar 2008, 07:08.

Bäumchen voxel dich

Tach Vox,

ich habe gelesen, dass Ihr schon wieder das Nachmittagsprogramm ändern wollt. Das wäre dann schon das dritte oder vierte Mal in diesem Quartal. (Wer zählt schon genau mit?) Ein paar zusätzliche Auswanderer sollen einwandern. Allmählich kommen die Umschwünge in einer Schlagzahl wie bei… nun ja: jedem anderen Sender. Nur weil ein paar Marktanteile nach kurzer Zeit noch nicht optimal sind. Quasi wie bei… richtig: jedem anderen Sender! Aha! (Stellt sich schon jemand die Frage nach Ursache und Wirkung? Bisher jedenfalls bei keinem anderen Sender. Ich dachte, Vox sei anders.)

Vergesst mal nicht, warum Ihr ein ganz Großer unter den Kleinen geworden seid und der einzige Sender ohne nennenswerte Flops. Es liegt nicht nur an den vielen tollen Sendungen, die Ihr zweifelsfrei im Programm habt (mittlerweile überwiegend außerhalb des Nachmittags), sondern vor allem an Verlässlichkeit, Geduld, Ruhe und Vielfalt.

Das nur so am Rande.

Schöne Grüße und einen guten Rutsch. Oder besser: ein sanftes Gleiten.

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Michael, 28. Dezember 2007, 19:24.

Macht nix

Ja, Vox ist erfolgreich. Vox steigert seinen Marktanteil kontinuierlich und ist darüber hinaus der Sender mit den größten Zuwächsen im Jahr 2007. Überhaupt der einzige mit nennenswerten Zugewinnen. Und als Vox gestern per E-Mail für Anfang 2008 ein großes Senderjubiläum ankündigte, ging mir durchaus durch den Kopf, dass der Sender es mit Recht ordentlich krachen lassen kann.

Ob man daraus aber gleich diese Überschrift machen muss?

Screenshot Quotenmeter.de

Aber vielleicht werfe ich auch einfach zwei Themen durcheinander

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Michael, 20. Dezember 2007, 19:57.

Von der Realität eingeholt

Bevor Vox mit seinen Kochshows erfolgreich war, bevor Vox mit den CSI-Serien zu einer festen Marke im Abendprogramm wurde, waren es die US-Serien im Nachmittagsprogramm, die herausstachen, deren Marktanteil den Senderschnitt hob, allen voran Eine himmlische Familie und Gilmore Girls. Dann wurden die Serien nach und nach durch Doku-Soaps ersetzt, bis im Herbst nur noch eine einzige Serie übrig blieb. DWDL.de fragte im August Vox-Chef Frank Hoffmann, wie denn diese eine ins Line-Up passe. Und Hoffmann antwortete:

Ich kenne die Frage, weil sie auf den ersten Blick so naheliegend erscheint. Aber ich mache mir um den Audience Flow keine Sorgen. Es geht beim Audience Flow doch nicht zwingend darum, nur Sendungen gleicher Genres optimal zu verknüpfen. Es geht auch um einen emotionalen Zuschauerfluss. Mit Respekt für die Kollegen: Auch bei ProSieben funktioniert dieses Modell schon sehr erfolgreich. Und den einen Serienslot am Nachmittag können wir künftig das ganze Jahr hindurch hochwertig programmieren.

Damit wissen wir jetzt, dass bei Vox ein Jahr genau vier Monate dauert. Mit dem Beginn der Wohn-Soap Mitbewohner gesucht um 15.00 Uhr ist heute dieser letzte Serienslot gestrichen worden.

Diese Entwicklung passt allerdings zum Aufstieg in die erste Fernsehliga, den Vox-Chef Frank Hoffmann im gleichen Interview ausgerufen hatte. Kleine Sender setzen zunächst immer auf Lizenzserien, und je größer sie werden, desto mehr gehen sie zu Eigenproduktionen über. Außerdem: Warum US-Serien am Nachmittag verschießen, wenn sie doch inzwischen fast alle zur Primetime erfolgreich sind? Men In Trees, eine romantische Kleinstadtserie im Stil von Ausgerechnet Alaska, wäre vor drei Jahren vermutlich im Nachmittagsprogramm gelandet, stattdessen läuft die Serie ab Januar am Freitagabend.

Bis auch das Vox-Abendprogramm vollständig von der Realität eingeholt wird. Die Reality-Reihen Goodbye Deutschland – Die Auswanderer und Das perfekte Promi-Dinner, in denen Menschen alltägliche Dinge erledigen und ausführlich in eine Kamera sagen, was sie davon halten, füllen bereits mehrere Primetime-Stunden.

Dann würde wieder ein kleinerer Sender Zufluchtsort für Zuschauer, die nach fiktionaler Unterhaltung suchen, für Zuschauer, die die große Leistung derer würdigen wollen, die sich etwas Originelles ausdenken, damit wir gut und überraschend unterhalten werden. Die „echten“ Menschen, die sich keine Gedanken machen und einfach in eine Kamera sagen, was ihnen in den Sinn kommt, kenne ich jetzt. Da erwarte ich keine Überraschungen mehr.

Deshalb: Kann mir bitte irgendwer weiterhin etwas Erfundenes zeigen??? Danke.

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Michael, 12. Dezember 2007, 19:08.

Flops verzweifelt gesucht

Der anhaltende Erfolg des einst kleinen Senders Vox lässt sich ganz gut durch folgende Feststellung des Onlinemagazins Quotenmeter veranschaulichen:

Selbst Flops wie ganz & gar Henssler oder die im vergangenen Jahr gezeigte Casting-Show Top Dog kann sich der Kölner Sender (…) leisten.

Bei keinem anderen Sender müsste man ein ganzes Jahr im Programm zurückblättern, um zwei Flops aufzutreiben.

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Michael, 29. November 2007, 09:11.

Es wird gesendet, was auf den Tisch kommt

Reiner Calmund. Essen. Lacher. Altes Fernsehgesetz, funktioniert immer. Bring den dicken Calmund mit großen Portionen in Verbindung, und das Publikum tobt. Auf dieser Weisheit basierte bereits der RTL-Panelshow-Versuch Wer glaubt denn sowas? vor einem Monat, und auf ihr basiert auch die neue Vox-Kocharena. Calmund ist Juror und muss testessen, was frühere Sieger des perfekten Dinners und ein Starkoch (heute: Johann Lafer) im Einzelwettstreit gekocht haben, und bewerten, wem das gleiche Gericht besser gelungen ist.

Die Zeit zwischen den „Calmund isst viel“-Witzen füllen der Sportmoderator Florian König und der Reporter Heiko Wasser, die die Veranstaltung wie ein Formel-1-Rennen kommentieren, und das streckenweise so todernst, dass es schon wieder komisch ist. Konsequenterweise gibt es Zeitlupenwiederholungen von überkochenden Suppentöpfen.

Foto: Vox / Frank Hempel

Johann Lafer tritt in jeder Runde an, wenn er einen Gegenkandidaten besiegt hat, kommt der nächste. Es ist ganz amüsant, ihm dabei zuzusehen, wie es ihn einerseits erkennbar wurmt, wenn ein Kandidat von einem Juror mal mehr Punkte bekommt als er selbst, aber andererseits unentwegt die Kochkünste seiner Gegner in den höchsten Tönen lobt. Er selbst sei gepriesen, dass er sich auf diesen Wettbewerb überhaupt einließ, denn Johann Lafer hat weder die zusätzliche Aufmerksamkeit nötig, noch muss er noch irgendwem beweisen, dass er kochen kann.

Leider gibt es neben dem Calmund-Essen-Gesetz aber noch ein anderes, und es hat mit vielen Köchen und Brei zu tun. Dabei ist eigentlich weniger die Menge der Köche als die Länge der Sendung das Problem. Sie ist ja durchaus unterhaltsam und hat viele witzige Momente, aber sie läuft jetzt bereits seit zwei Stunden und geht noch eine weitere. Sie kennen das vielleicht von Jubiläumsfeiern, Hochzeiten etc.: Man genießt das leckere Essen, freut sich für eine Weile auf den jeweils nächsten Gang, doch irgendwann hat man das Gefühl, jetzt endlich genug Zeit mit Essen verbracht zu haben und möchte aufstehen und spazieren gehen. Genau das tu ich jetzt.

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Michael, 8. November 2007, 22:17.
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