Deutscher Wettendienst

Beim amerikanischen Sender ABC startet heute eine neue Abendshow, in der gewöhnliche Menschen absurde Dinge versuchen, z.B. CDs durch Lecken am Geschmack erkennen oder Hula-Hoop mit einem Traktorreifen. Prominente sitzen auf einer Couch und wetten darauf, ob die Kandidaten das schaffen, und moderiert wird die Show nicht nur von einem, sondern gleich von zwei Tommys: Ant & Dec.


Screenshots: abc.com

Neue Showkonzepte aus den USA kommen früher oder später ja auch immer zu uns. Keine Ahnung, ob dieses Konzept auch in Deutschland funktionieren könnte.

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Michael, 21. Juli 2008, 17:28.

Tatagreis

Breaking-90210-News: In der Neuauflage der alten Schickimickiteeniesoap, die in sechs Wochen in den USA startet, spielt neben Jennie Garth und Tori Spelling nun auch wieder Shannen Doherty mit, die damals aus der Originalserie gefeuert wurde, weil sie zu zickig war.

Ach ja, und Joe E. Tata, der den „Peach Pit“-Betreiber Nat spielte und mittlerweile 71 Jahre alt ist, ist auch wieder dabei. (Es geht in allen Fällen um Neben- oder Gastrollen. Die Hauptrollen sind natürlich mit jungen, schönen Menschen besetzt.)

Letzterer Teil der Meldung ist zwar weder ganz neu, noch sonderlich überraschend, noch relevant — aber es wäre doch schade um die Überschrift gewesen.

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Michael, 19. Juli 2008, 22:42.

Matt im dritten Zug

Der amerikanische Late-Night-Moderator Jimmy Kimmel und seine Freundin Sarah Silverman haben sich nach fünf Jahren getrennt. So weit, so uninteressant, aber eine schöne Gelegenheit, die ollen Kamellen vom Jahresanfang aufzuwärmen, als Sarah Silverman Matt Damon f***te.

Die Geschichte war die: Lange hatte Kimmel den Running Gag breitgetreten, in seiner täglichen Late Night Show Jimmy Kimmel Live immer wieder Matt Damon als Gast anzukündigen, dann aber am Ende der Show „überraschend“ keine Zeit mehr für ihn übrig zu haben. Als Kimmels Freundin, die Komikerin Sarah Silverman, die bei Comedy Central eine eigene Personality-Show hat, Anfang des Jahres Gast in Kimmels Show war, führte sie ein Musikvideo vor, in dem sie offenherzig und fröhlich einen Seitensprung gestand.

Wer jetzt eine schmutzige Beziehungsschlacht statt Comedy erwartet, irrt.

Einen Monat später rächte sich Jimmy Kimmel an allen Beteiligten mit einem eigenen Video.

Wer nicht alle Gastauftritte mitbekommen hat, kann es ja gleich noch einmal schauen und u.a. auf Brad Pitt, Robin Williams, Harrison Ford, Meat Loaf, Cameron Diaz und Huey Lewis achten.

Vanity Fair wählte für seine Berichterstattung  über die Trennung des Paares die denkbar naheliegendste und zugleich mutigste Überschrift:

Der Bericht endet mit den Worten:

Sprecher für Matt Damon und Ben Affleck gaben keinen Kommentar zur Trennung. (In erster Linie, weil sie nicht gefragt wurden.)

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Michael, 16. Juli 2008, 21:04.

In Memoriam Tim Russert


Screenshot: NBC

Amerika trauert um den Politjournalisten Tim Russert. Russert moderierte bis zuletzt den US-Polittalk Meet The Press und war eine amerikanische Institution innerhalb einer Institution. Die Sendung selbst gibt es seit 61 Jahren und ist die weltweit älteste Fernsehsendung. Russert moderierte sie seit 17 Jahren, viel länger als alle seiner Vorgänger. Er starb plötzlich, war erst 58 Jahre alt. Am Freitagnachmittag brach er im Studio zusammen, während er die Sendung für morgen vorbereitete.

Meet The Press wird gern als Vorbild für den deutschen Presseclub genannt, was nicht dadurch richtig wird, dass die Titel so ähnlich klingen und beide Sendungen sonntags am Vormittag oder Mittag laufen. Man kann Tim Russerts Stellenwert schlecht verdeutlichen, wenn man sich als deutsches Gegenstück zum Beispiel Peter Voß vorstellt. Aus so unglaublich vielen Gründen. Während sich im deutschen Presseclub die Presse trifft und unter sich bleibt, treffen in Meet The Press hochrangige Politiker auf die Presse und stellen sich den Fragen. Inhaltlich ist die Show also näher am Sonntagabend-Talk der ARD als am Presseclub, nur eben mit hochrangigen Politikern. Und Fragen. Und einem informierten und motivierten Moderator, den Time Magazine zu den 100 einflussreichsten Menschen weltweit zählte. (Andererseits nennen die Amerikaner auch ihre nationale Baseballmeisterschaft Weltmeisterschaft, aber das ist jetzt nicht das Thema.)

Niemand, der in Washington wichtig ist, wurde von Russert nicht vernommen. Das ist eine oft benutzte Floskel, die in diesem Fall mal stimmt.

Präsident George W. Bush, Ex-Präsident Bill Clinton, die Präsidentschaftskandidaten Barack Obama und John McCain und viele andere wichtige Persönlichkeiten drückten öffentlich ihre Trauer aus. Alle priesen Tim Russert als einen der herausragenden Journalisten unserer Zeit und für seine Fairness in seiner Berichterstattung und seinen hartnäckigen Interviews. Richtig: Russert war hart, aber fair.

Er hatte neben seiner Sonntagssendung immer wieder Kandidatendebatten im Präsidentschaftswahlkampf oder Vorwahlkampf moderiert, trat an Wahlabenden mit seiner Einschätzung auf, mit der er oft scharfsinniger und schneller war als andere, und war auch im aktuellen Wahlkampf einer der prominentesten Berichterstatter. Ferner war er der Washingtoner Büroleiter des Senders NBC, der gestern Nachmittag sein Programm unterbrach, um von Russerts Tod zu berichten.

Die NBC-Hauptnachrichten am Abend behandelten kein einziges anderes Thema, was vielleicht vermessen und nach Selbstbeweihräucherung klingt und wohl auch geringfügig übertrieben ist, aber tatsächlich die Nachrichtenlage recht gut reflektierte. In den USA gab es gestern kein wichtigeres Thema. Auch bei den Konkurrenten ABC und CBS war Tim Russerts Tod der Aufmacher, selbst CBS widmete dem Thema mehr als die Hälfte der Sendezeit seiner Hauptnachrichten.

Russerts plötzlicher Tod führte zu einigen Merkwürdigkeiten in der Berichterstattung. Brian Williams moderierte die nach ihm benannten NBC Nightly News with Brian Williams live von der Bagram Air Base in Afghanistan, was ungefähr darauf hindeutet, welche Inhalte ursprünglich geplant waren. Stattdessen wurden sämtliche Beiträge und Interviewpartner aus New York und Washington zugeschaltet. Moderatorin Katie Couric, Namensgeberin der CBS Evening News with Katie Couric, hatte gestern zwar frei, weshalb Harry Smith sie vertrat, wurde aber in ihrer eigenen Sendung interviewt, um ihre Erinnerungen an Tim Russert zu teilen.

2004 machte Russert auch seinen Vater landesweit berühmt, einen ehemaligen Müllmann mit dem Spitznamen „Big Russ“. Tim Russert veröffentlichte seine Kindheitserinnerungen in einem Buch, das er „Big Russ And Me“ nannte und ein Nr.1-Bestseller wurde.

In diesem Zusammenhang abschließend ein Ausschnitt aus Meet The Press, über den Amerika vor einem Monat herzlich lachte. Russerts Gast war Hillary Clintons Wahlkampfmanager Terry McAuliffe, der zu überzeugen versuchte, dass Hillary Clinton Präsidentin werden könne.

Es ist nicht unmöglich, dass Hillary Clinton noch gewinnt! Auch wenn viele Leute das sagen. Wenn Big Russ jetzt hier säße, er würde sagen: „Nichts ist unmöglich!“ Jack McAuliffe auch, wenn er heute bei uns wäre. Die beiden sitzen jetzt wahrscheinlich im Himmel, trinken einen Scotch, schauen auf uns herab und sagen: „Genau! Der Kampf geht weiter!“

Leider hatte die flammende Rede zwei Schönheitsfehler: Hillary Clinton hatte auch zu diesem Zeitpunkt rechnerisch bereits keine Chance mehr, Präsidentschaftskandidatin der Demokraten zu werden. Und Big Russ lebt noch.

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Michael, 14. Juni 2008, 20:32.

Donna rührt wieder

Wenn Amerikas bekannteste Postleitzahl im Herbst ins US-Fernsehen zurückkehrt, werden gleich mehrere geliftete bekannte Gesichter wieder auftauchen. In 90210, einer Neuauflage von Beverly Hills, 90210, wird Jennie Garth einige Auftritte in ihrer alten Rolle als Kelly Taylor haben, die jetzt Beratungslehrerin an der West Beverly High School ist, was schon seit ein paar Wochen bekannt ist, und auch Tori Spelling (90) und Ian Ziering (210) haben offenbar Interesse geäußert. Logisch, wer soll sie auch sonst engagieren. Zumindest Toris Auftritt als Donna Martin steht wohl auch schon fest.

Die eigentlichen Hauptdarsteller können Sie in einem ersten Trailer sehen, den der Sender CW vergangene Woche veröffentlicht hat. Sie sind natürlich jünger und hübscher als früher, haben kürzere Koteletten, noch weniger an und zumindest in einem Fall schwärzere Haut. Der Trailer ist nicht sehr aussagekräftig, aber dafür schnell geschnitten. Und wenn darüber nachdenkt, ist genau das wahrscheinlich doch ziemlich aussagekräftig.

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Michael, 21. Mai 2008, 22:19.

Westgeld

Wer den neuen Bezahlsender Fox über ArenaSat oder sonstwie empfängt, kann endlich in Deutschland und deutscher Sprache die fantastische US-Politserie The West Wing sehen, die bisher keiner zeigen wollte, weil sie inhaltlich zu amerikanisch sei. Sie wissen schon, dieselben keinen, die 24, The Unit – Eine Frage der Ehre, E-Ring – Military Minds oder Threat Matrix – Alarmstufe Rot für völlig unamerikanisch hielten und nach Deutschland importierten.

Der Unterschied zu all diesen Serien aus der Bush-Ära, die zwar teilweise gut und spannend sind, aber Amerikagegner in ihrem Bild von Bushland bestätigen, ist, dass The West Wing noch aus Clintonland stammt. Jawoll, so alt ist dieses Meisterwerk schon, und so lange liegt es schon hierzulande ungesendet rum, obwohl vor allem Vox diese Qualitätsserie so wunderbar gestanden hätte. Hier agieren ein demokratischer Präsident und sein Team besonnen und diplomatisch in nationalen und internationalen Affären, es geht um die Strategen, Redenschreiber und Berater des Präsidenten, die gemeinsam Politik machen, und wenn mal eine schwere Entscheidung ansteht, dann wird der Gewissenskonflikt illustriert und nicht gleich alles plattgemacht.

Die Serie ist intelligent, schnell, subtil, informativ und oft witzig und gilt zusammen mit den Sopranos als die prägende Serie, die das Genre des amerikanischen TV-Dramas Ende der 90er-Jahre zurück zum Hochglanz geführt hat. Wer nicht längst das Geld für die Originalton-DVDs ausgegeben hat, aber für Fox, sollte dringend mal reinschauen.

Serienstart war schon vorgestern, aber weil Fox sonst nicht viel zu senden hat, wird die Pilotfolge bis nächste Woche noch zehnmal wiederholt (alle Termine hier).

The West Wing, neue Folgen montags um 21.00 Uhr bei Fox (Pay-TV).

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Michael, 21. Mai 2008, 20:36.

Tokio Hotel: US-TV-Debüt nachts um halb zwei

Tokio Hotel sind jetzt Weltstars. Wenn man ungefähr allen deutschen Medien glauben darf, gibt es in den USA gerade nichts Heißeres als die Magdeburger Krabbelgruppe, weil sie „als erste deutsche Band“ in einer großen amerikanischen Fernsehshow aufgetreten sei.

Das mag soweit richtig sein, denn Einzelpersonen sind ja keine Band. Der letzte deutsche Popstar, der in einer (größeren) amerikanischen Fernsehshow auftrat, war vor acht Jahren Lou Bega mit „Mambo No. 5″ in der Tonight Show with Jay Leno, und wir wissen ja alle, welch unaufhaltsame Weltkarriere Lou Bega seitdem macht.

Das amerikanische Fernsehdebüt von Tokio Hotel war am sehr späten Freitagabend in Late Night with Conan O’Brien. Conans Show beginnt um 0.35 Uhr, und Tokio Hotel waren die musikalischen Gäste vor dem Abspann eine Stunde später. Conan O’Brien ist einer der größten Fernsehstars der USA, aber mehr als zwei Millionen Zuschauer hat er zu dieser Zeit auch nicht mehr. Der Auftritt in Wetten, dass…? dürfte in höheren Plattenverkäufen resultiert haben. Dennoch rangiert das englischsprachige Album „Scream“ beim Onlinehändler amazon.com immerhin unter den Top 200. Es kostet dort gerade 7,99 Dollar, umgerechnet etwas mehr als fünf Euro.

Und auch die renommierten amerikanischen Musikmagazine seien begeistert, vermelden deutsche Medien euphorisch. Im „Rolling Stone“ liest sich diese Begeisterung so:

Es ist offiziell: Diese Jungs sind die größte deutsche Bubblegum-Neo-Glam-Goth-Emo-Boy-Band. Aller Zeiten. (…) Das ist vor allem Leadsänger Bill Kaulitz zu verdanken, ein 18-jähriger Androgyne, dessen gewaltige Elektroschock-Frisur etwa 15 Zentimeter höher absteht als Tina Turners 80er-Schnitt. Kaulitz‘ Gesangstechnik ist beschränkt, aber er hat das Charisma eines natürlichen Frontmanns. (…) Seine sonderbare englische Aussprache — er spricht „eyes“ wie „ice“ — trägt zusätzlich zu seinem Charme bei.

Wertung: Dreieinhalb von fünf möglichen Sternen. Das ist in der Tat ziemlich gut und alles sehr schön für die Band, und womöglich schicken sie sich tatsächlich an, die erfolgreichsten deutschen Popstars in den USA zu werden. Das würde ich ihnen sogar gönnen. Man sollte nur die Dimensionen nicht unbedingt glauben, die deutsche Medien gern aus den USA berichten. Dass morgens in aller Herrgottsfrühe Menschenscharen vor den New Yorker NBC-Studios Schlange stehen, um Tickets für Conan O’Brien zu bekommen, hat nämlich nicht zwingend mit Tokio Hotel zu tun. Das ist jeden Morgen so.

Sie wissen schon, dieselben deutschen Medien, die auch den Eindruck erwecken, als ginge es im Rennen um die amerikanische Präsidentschaft nur um die Frage, ob es Barack Obama oder Hillary Clinton wird.

Bis auf den „Stern“. Der hält es sogar für möglich, dass Bill Kaulitz Präsident wird.

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Michael, 12. Mai 2008, 17:07.

Die deutschen Fernsehpreise

Stellen Sie sich vor, Thomas Gottschalks Gäste kommen aus der Tür, und keiner klatscht. Harald Schmidt und Oliver Pocher sind lustig, aber keiner lacht. Günther Jauch empfiehlt den Publikumsjoker, aber keiner ist da.

Fernsehshows sind darauf angewiesen, den Saal voller Menschen zu haben, die hörbar reagieren, damit die große Show-Atmosphäre überhaupt erst aufkommen kann. Die Macher der Shows haben von der Anwesenheit des Publikums deshalb wesentlich mehr als das Publikum. Für die Zuschauer ist die Anwesenheit im Studio meistens eine nette Sache, für die Produzenten ist sie existenziell. Deshalb gilt es, dem potenziellen Publikum den Besuch so schmackhaft wie möglich zu machen, zum  Beispiel durch niedrige Eintrittspreise.

Hier sind einige Beispiele, wie viel Sie bezahlen müssen, um deutsche Fernsehshows im Studio oder in der Halle zu sehen. Alle Preise in Euro inkl. Bearbeitungsgebühr.

Wetten, dass…? 30,– bis 50,–
Genial daneben 15,50
TV Total 20,–
Mario Barth präsentiert 21,50
Schmidt & Pocher 19,50
Wer wird Millionär? 19,– bis 24,–

Und so viel bezahlen Sie für einige der populärsten amerikanischen Fernsehshows. Alle Preise in US-Dollar inkl. Bearbeitungsgebühr:

Late Show with David Lettermann 0,–
Late Night with Conan O’Brien 0,–
Daily Show with Jon Stewart 0,–
The Colbert Report 0,–
Saturday Night Live 0,–
Who Wants To be A Millionaire? 0,–

Hm. Sieht aus, als schätzten die Amerikaner die Bedeutung des Publikums etwas anders ein als die Deutschen. Oder sie sind einfach freundlichere Geber.

Was sonst noch über die amerikanischen Shows interessant ist, steht im Buch „New York für Fern-Seher“, und hier erfahren Sie, wer dafür wie viel bezahlen muss. Alle Preise in Euro inkl. Mehrwertsteuer.

Insa T., Hann. Münden 0,–
Klaus S., Lingen 0,–
Simon T., Ennepetal 0,–
Michael S., Münster 0,–
Norman S., München 0,–
alle anderen 12,95

Insa, Klaus, Simon, Michael und Norman sind die ausgelosten Gewinner unseres Gewinnspiels. Die Lösungen waren:

1)     Late Show with David Letterman (Ed Sullivan Theater am Broadway in New York, hier wird die Show aufgezeichnet)
2)     Will & Grace (Puck Building, hier hat Grace Adler ihr Designstudio)
3)     King of Queens (Unisphere-Weltkugel in Flushing Meadows, zu sehen im Vorspann)

Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner und viel Spaß mit dem Buch, herzlichen Dank an alle fürs Mitmachen, und ebenfalls einen großen Dank für das Lob für unsere kleine Seite, das in vielen Mails mitkam!

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Michael, 29. März 2008, 15:16.

Hillaryous Night

Als Wolf Blitzer vergangene Nacht bei CNN voller Stolz eröffnete, CNN könne nun vorhersagen, John McCain werde der Präsidentschaftskandidat der republikanischen Partei, wirkte er ein bisschen, als habe er gerade das Feuer erfunden. Oder zumindest das Rad. Mensch, das war aber auch eine Überraschung. Das hätte mein Bäcker nicht vorhersagen können. Zumindest nicht mit so einer tollen „Breaking News“-Fanfare vorneweg.

Auf demokratischer Seite ist das Rennen wieder offen, nachdem Hillary Clinton übers Wochenende offenbar noch ein paar Last-Minute-Sympathien gesammelt hat, unter anderem mit einem Auftritt in der quotenstarken Comedyshow Saturday Night Live, in der sie in einem Sketch mitwirkte, der sich zwar über sie lustig machte, aber im Endeffekt ein zehnminütiger Wahlkampfspot für sie war, und mit einem ausführlichen Interview mit Jon Stewart in dessen Daily Show am Abend vor der Wahl.

Wenn man sie selbst fragt, ist das Rennen natürlich weit weniger offen.

Wie Ohio wählt, so wird das ganze Land wählen!
  

Ja dann. Clinton gewann Ohio mit überzeugenden 54 Prozent.
Aber gewann auf republikanischer Seite John McCain in Ohio nicht sogar mit 60 Prozent?

Die heute-Nachrichten im ZDF zeigten außerdem den Ausschnitt aus der CBS Early Show, in dem Clinton, die insgesamt weiter rund 100 Delegiertenstimmen hinter Obama zurückliegt, eine Gemeinschaftskandidatur mit Obama in Erwägung zieht, bei der einer von beiden eben Vizepräsident würde.

Es könnte darauf hinauslaufen, aber wir müssen entscheiden, wer dann oben steht. Und die Menschen von Ohio haben klar gesagt, dass ich es sein sollte.

Alles klar. Hillary Clinton wird Präsidentin von Ohio.

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Michael, 5. März 2008, 23:19.

Chefstewart Oscar

In der Nacht zum Montag wird Jon Stewart zum zweiten Mal die Oscar-Verleihung moderieren. Bei seinem ersten Engagement vor zwei Jahren fehlte ihm der Biss, war er angenehm unprätentiös, glänzte er mit feiner Ironie, langweilte er mit Monologen, konnte er den großen Moderationslegenden der Oscar-Verleihung nicht das Wasser reichen und brillierte auf dem Niveau der großen Oscar-Moderationslegenden. Je nachdem, welchem Kritiker man glaubte. Oder man hat es einfach selbst gesehen. Dann war es toll. Aber nur, falls Sie mir glauben.

Jon Stewart selbst fasste die Kritik in seiner eigenen Sendung, The Daily Show with Jon Stewart, zwei Tage später so zusammen:

Ich habe versagt, und ich war großartig. Ich war ein entsetzlich blasierter, unlustiger Erbe von Johnny Carson.

Vor allem die Kritik, Stewarts Oscar-Moderation sei zu unpolitisch gewesen, beruhte auf dem doppelten Missverständnis, die Oscar-Verleihung sei der passende Rahmen für politische Botschaften, und Jon Stewart sei ein Politmoderator. Richtig ist, dass es in seiner Sendung zum größten Teil um Politik geht. Doch die Sendung läuft in den USA auf Comedy Central, und das hat seinen Grund. Die Eigendarstellung auf der Webseite liest sich so:

Ein Moderator, fünf Korrespondenten, null Glaubwürdigkeit.

Wenn Sie die unverdaulichen Abendnachrichten satt haben und die politischen Wortverdreher und Strippenzieher in den 24-Stunden-News-Kanälen nicht mehr ertragen können, verpassen Sie nicht The Daily Show with Jon Stewart, die abendliche halbstündige Sendung unvorbelastet durch Objektivität, politische Integrität oder gar Sorgfalt. (…)

The Daily Show with Jon Stewart – sogar noch besser als informiert zu werden.

Mathias Richling redet auch über Politik… aber der Vergleich hinkt so sehr, dass ich ihn gar nicht erst zu Ende führe.

In den Anfangsjahren warb Jon Stewarts Show zur täglichen Eröffnung mit dem Satz:

Die Show, aus der mehr Amerikaner ihre Nachrichten beziehen… – als es der Fall sein sollte.

Der Slogan wurde schon vor Jahren eingemottet, doch heute beklagen (oder vermelden einigermaßen objektiv) US-Medien immer wieder, er sei inzwischen wahr: Viele Zuschauer nutzten Jon Stewarts Sendung oder andere Late-Night-Shows als vorrangige Informationsquelle anstelle von Nachrichten. Eine Umfrage im vergangenen November nannte die Zahl von 47 Prozent der jungen Erwachsenen.

Fakt ist, dass die Show durchaus einen erkennbaren Informationsgehalt hat, denn jede Pointe benötigt eine inhaltliche Hinführung, und neben etlichen Emmys, Peabodys und anderen Auszeichnungen gewann die Daily Show deshalb den Preis der amerikanischen Fernsehkritiker in gleich zwei Kategorien, die bis dahin als unvereinbar galten: Beste Comedysendung und beste Informationssendung. Und der demokratische Präsidentschaftsbewerber Barack Obama analysierte:

Jon Stewart bringt die Absurdität des Wahlkampfs gut ans Tageslicht, und dadurch haben seine Inhalte manchmal mehr Substanz als in anderen Sendungen.

Jon Stewart spielt das immer herunter. Dem CBS-Journalisten Steve Kroft vom Nachrichtenmagazin 60 Minutes erklärte er den maßgeblichen Unterschied zwischen beider Arbeit:

Ihr überprüft Fakten. Auf diese Idee kämen wir nie.

Dennoch nutzen Politiker die Show gern, um Sympathien zu gewinnen, und Autoren politischer Bücher, um für ihre Neuerscheinungen vor einem jungen Publikum zu werben, das man doch früher für so politisch desinteressiert hielt. Jon Stewart selbst ist dank des selbst gewählten politischen Schwerpunkts seiner Comedyshow, die unter seinem Moderationsvorgänger Craig Kilborn bis 1998 eher Witze über Sport und das Showgeschäft machte, zu einem oft eingeladenen Gast in Sendungen geworden, die sich für „echte“ Politshows halten. Sein berühmtester Auftritt war der in der CNN-Show Crossfire, die ein paar Monate später abgesetzt wurde, was man Stewart teilweise anrechnete. Crossfire war eine krawallige Talkshow, in der zwei Moderatoren gegensätzlicher politischer Gesinnung politische Gäste ins Kreuzfeuer nahmen und ihnen Phrasen abrangen, dabei aber mehr polemisches Theater als sachliche Information boten. Vor der Präsidentschaftswahl 2004 luden sie Jon Stewart ein und griffen ihn an, weil er dem damaligen demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry zu lasche Fragen gestellt habe. Stewart feuerte zurück:

Wenn Sie Ihre Show mit einer Comedyshow vergleichen wollen – sehr gern! – Sie sind bei CNN. Mein Vorprogramm sind Puppen, die Telefonbelästigung machen. Sie haben eine Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit! Und sie versagen erbärmlich. Es ist nicht nur so, dass Ihre Show schlecht ist. Sie schadet Amerika. Hören Sie damit auf.

Die ebenso selbstgerechten wie überforderten Moderatoren standen so schlecht da, dass sie nach dieser Live-Sendung jegliche Glaubwürdigkeit verloren hatten. Wenig später wurde ihre Absetzung bekannt gegeben. Das Video der Sendung, das seit der Ausstrahlung im Internet kursiert, wurde laut Wikipedia rund vier Millionen Mal angesehen. Die eigentliche Fernsehsendung hatte nicht einmal eine Million Zuschauer.

Der tatsächliche Einfluss der Daily Show with Jon Stewart wird dennoch überbewertet: Wäre er so groß, wie viele Medien behaupten, hätte George W. Bush niemals für eine zweite Amtszeit zum Präsidenten gewählt werden können, denn niemand war häufiger das Ziel von Jon Stewarts pointierter politsatirischer Kritik.

Verstanden hatte das offenbar Benazir Bhutto. Kurz vor ihrer Ermordung hatte die pakistanische Oppositionsführerin noch ein Buch geschrieben, das ihr langjähriger Vertrauter Mark Siegel vergangene Woche bei Jon Stewart vorstellte und dabei erzählte, wie er sich aufgeregt habe, als der pakistanische Präsident Pervez Musharraf bei Jon Stewart zu Gast war. Wie könne man denn diesem Diktator ein Forum bieten? Benazir Bhutto habe zu ihm gesagt:

Entspann dich. Es ist eine Comedy-Show!
   

Ach ja, und zur Oscar-Verleihung gibt’s in der Nacht zum Montag hier wieder Live-Senf.

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Michael, 23. Februar 2008, 13:09.
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