Meer Morde

Nach dem alten Mann kommt das Meer. Das ist bekannt. Wenn Rolf Schimpf also als Der Alte seinen letzten Fall gelöst hat, ermittelt anschließend Walter Sittler zum ersten Mal in Der Kommissar und das Meer. Er spielt einen deutschen Kommissar in Schweden, der mit einer Paprika verheiratet ist. Haha, fremde Namen sind ja so lustig. Paprika Steen heißt die Darstellerin seiner Fernseh-Gattin, doch das Familienleben ist zweitrangig. Im Vordergrund stehen brutale Morde.

Die neue Reihe hat ein akustisches Anfangsproblem, das jede internationale Koproduktion hat. Es klingt einfach merkwürdig, wenn Walter Sitter völlig natürlich spricht, aber seiner Dialogpartnerin Inger Nilsson eine extrem affektierte Synchronstimme aufgesetzt wurde, und dann noch Sólveig Arnarsdóttir dazukommt, deren Akzent die Frage aufwirft, warum eigentlich sie nicht synchronisiert ist.

Dann ist da noch das Glaubwürdigkeitsproblem, das mit unbedachtem Starcasting zu tun hat. Friedrich von Thun spielt Walter Sittlers Vater. Friedrich von Thun ist aber nur zehn Jahre älter als Walter Sittler, und obwohl von Thun schon seit Beginn seiner Karriere altbacken spielt, sieht er gar nicht so alt aus.

Eine andere Umgereimtheit in Sachen Glaubwürdigkeit stört interessanterweise gar nicht: Wenn zu Beginn der zweiten Folge Blut auf die Linse der Kamera spritzt, werden für einen kurzen Moment Fiktion und Wirklichkeit unlogisch vermischt, doch als Stilmittel ist diese Maßnahme originell.

Mit Der Kommissar und das Meer, nach Romanen der Bestsellerautorin Mari Jungstedt, weitet das ZDF seine Schwedenkrimikompetenz auf den Freitagabend aus. Und trotz der Ungereimtheiten und Irritationen ist dies eine solide Krimireihe, die zwar frei von großen Überraschungen, aber auch nicht vorhersehbar ist und deren einzelne Episoden nicht so lang wirken wie sie sind.

Einsatzort ist die Ferieninsel Gotland, die das ZDF in seinen Vorankündigungen als Idylle beschreibt, die aber in der filmischen Umsetzung von Beginn an düster-grau und kalt wirkt. Dazu macht Inger Nilsson ein dauergrimmiges Gesicht, als dürfe um Himmels Willen nie jemand bemerken, dass sie in einem früheren Jahrtausend die lustige Pippi Langstrumpf gespielt hat.

Doch mitten im grimmigen Grau glänzt etwas: Walter Sittler, wie immer.

Der Kommissar und das Meer, freitags um 21.15 Uhr im ZDF.

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Michael, 21. Dezember 2007, 07:07.

Kurzer Boom

Weil sonst gerade so wenig Neues im Fernsehen passiert, befassen wir uns ausnahmsweise mal mit einer Pay-TV-Premiere. Der Sender 13th Street startet heute Boomtown, eine amerikanische Krimiserie, die bei der US-Ausstrahlung vor fünf Jahren von den Kritikern einhellig derart gefeiert wurde, als sei sie die größte Errungenschaft seit der Erfindung des Rades.

Tatsächlich war die Serie sehr innovativ und toll umgesetzt, zugleich aber ein wenig verwirrend. Man ist es zwar mittlerweile gewohnt, dass in Serien mehrere Geschichten parallel erzählt werden. Doch dass die gleiche Geschichte in sieben verschiedenen Versionen erzählt wird, war ungewöhnlich. Aus den Blickwinkeln aller Protagonisten (Polizei, Staatsanwaltschaft, Notärzte, Reporter) setzte sich das Gesamtwerk zusammen, doch haben nicht alle die gleiche Auffassung der Ereignisse.

Nach einer wenig erfolgreichen ersten Staffel ließ sich NBC einerseits vom Kritikerlob und den inzwischen gewonnenen Preisen überzeugen, andererseits nicht. Es wurde zwar eine zweite Staffel bestellt, aber das einzigartige Konzept sollte verschwinden. Aus Boomtown wurde eine mehr oder weniger gewöhnliche Krimiserie, und trotzdem setzte NBC sie nach nur zwei neuen Folgen ab.

Dass in der ungewöhnlichen Serie auch das Schauspielerensemble überzeugte, ist daran zu erkennen, dass sich niemand darüber lustig machte, dass der Hauptdarsteller früher bei den New Kids On The Block gesungen hat.

Boomtown, werktags gegen 21.50 Uhr bei 13th Street.

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Michael, 17. Dezember 2007, 11:09.

Aktenzeichen XY unbekleidet

Nachdem sich ProSieben diese Woche schon um zwei andere Kernsendeplätze gekümmert und One Tree Hill am Sonntagmorgen um 10.00 Uhr und Brothers & Sisters am Mittwochabend um 22.15 Uhr abgesetzt hat, wird jetzt der Samstagnachmittag neu bestückt. Da liefen zuletzt Wiederholungen der beiden nicht abgesetzten Serien Desperate Housewives und Grey’s Anatomy, doch deren neue Staffeln sind vergangene Woche zu Ende gegangen, und Wiederholungen der Wiederholungen will wohl selbst ProSieben (noch) nicht zeigen.

Deshalb kommt nun Freddie zum Einsatz — endlich mal wieder eine ansehnliche Sitcom im klassischen Stil: auf einer Bühne vor Publikum mit einer völlig unoriginellen Ausgangssituation. Beim erfolgreichen Single Freddie zieht seine gesamte weibliche Verwandtschaft samt Schwägerin und Oma ein. Wurscht. Eine gute Sitcom zeichnet sich nicht durch eine originelle Grundkonstellation aus, sondern dadurch, aus jeder x-beliebigen Situation eine Handlung mit guten Gags machen können. Das klappt einigermaßen. Freddie ist keine überragende Sitcom, aber ein guter Beweis dafür, dass dieses oft totgeredete Genre noch Leben in sich hat. Freddie selbst überlebte in den USA leider trotzdem nur eine Staffel.

In der Hauptrolle: Freddie Prinze Jr., den wir zuletzt als Donnie Crane in Boston Legal sahen. Und als sein bester Kumpel: Brian Austin Green! Er war Donnas David in Beverly Hills, 90210.

Freddie, samstags ab 16.05 Uhr (je zwei Folgen) auf ProSieben.

Nach Freddie kommt Kyle XY. Kyle hat ein Problem: Er weiß nicht, wer er ist und woher er kommt. Vielleicht ist nicht einmal ein Mensch, denn er kann anfangs gar nicht sprechen, hat eine ungewöhnlich hohe Hirnaktivität, aber keinen Bauchnabel.

Die Suche nach der eigenen Identität ist immer ein spannendes Thema für eine Serie, jedoch meistens erfolglos. Die letzten drei nennenswerten Serien dieser Art, Das Geheimnis der blauen Krone, Nowhere Man und Der Fall John Doe! wurden abgesetzt, bevor das Geheimnis gelüftet werden konnte. Kyle XY hat in den USA bisher immerhin zwei Staffeln unbeschadet überstanden. Die Ausstrahlung bei ProSieben ist also ein echter Härtetest.

Zu Der Fall John Doe! gibt es neben der Selbstfindungsstory zwei weitere Parallelen: Beide Serien spielen im Raum Seattle, und zu Beginn beider Serien wacht die Hauptfigur nackt an einem unbekannten Ort auf. Während Der Fall John Doe! die Identitätssuche mit einer Krimihandlung verband, mischt Kyle XY das Thema mit Teenie-Soap und Außerirdischen-Comedy. Kyle sieht so aus, wie Menschen in Teenieserien aussehen, wenn sie 16-jährige spielen (sein Darsteller Matt Dallas war zum Produktionszeitpunkt natürlich schon 23), und gerät in eine Familie mit zwei pubertierenden Kindern. Und weil ihm alles Menschliche fremd ist, er aber ein paar ungewöhnliche Fähigkeiten hat (kann schnell laufen, braucht kaum Schlaf), kommt es zu ein paar ulkigen Situationen, die an Mork vom Ork, ALF oder Hinterm Mond gleich links erinnern.

Trotz der Anleihen ist Kyle XY originell und nett umgesetzt, und wären Teenieserien wie Beverly Hills, 90210 oder Dawson’s Creek noch eine sichere Bank am Samstagmittag, hätte Kyle XY vielleicht sogar ein Erfolg werden können.

Kyle XY, samstags um 17.00 Uhr auf ProSieben.

Michael, 7. Dezember 2007, 16:21.

Angelas wachsame Holzaugen

Es gibt mehrere Möglichkeiten, unbedarften Zuschauern die Grundkonstellation einer neuen Serie und die wichtigen Eigenschaften ihrer Charaktere näherzubringen. Zum einen die simple: Eine Off-Stimme erklärt einfach alles schon im Vorspann. So geschehen beim A-Team, bei Law & Order, Seven Days oder Immer wenn er Pillen nahm. Im letzten Beispiel war der Erklärtext sogar gereimt.

Zum anderen gibt die natürliche Möglichkeit, von der am häufigsten Gebrauch gemacht wird. Man erzählt die Geschichte einfach ohne Einführung und geht davon aus, dass sich die Zusammenhänge von selbst erklären. Dr. House, Frasier, Seinfeld, Without A Trace, … kurz: Etwa 98 Prozent aller Serien, die je gedreht wurden, entschieden sich für diesen Weg. Es hat immer funktioniert.

Und dann ist da noch das, was wir ab heute „Angela-Henson-Methode“ nennen, nach der neuen RTL2-Serie Angela Henson – Das Auge des FBI. Man kannte sie bisher als Holzhammer-Methode: So unnatürlich wie vorstellbar führen zwei Seriencharaktere, die sich dem Anschein nach schon lange kennen, ein Gespräch, wie es zwei Menschen, die sich schon lange kennen, niemals führen würden. So groß wie bei Angela Henson war der Holzhammer noch nie, und das viele Holz färbt sogar aufs Schauspiel ab:

Leo: „Ach so, ja, deine Gabe, Lügner zu entlarven, klar.“
Angela: „An die du nicht glaubst!“

Da merkt man schon, dass sich die Serie an den DAZ richtet, den dümmsten anzunehmenden Zuschauer. Das bleibt auch so. Jede Schlussfolgerung, mit der der aufzuklärende Kriminalfall ein Stück weitergetrieben wird, ist mit einer Rückblende zu einer Begebenheit verbunden, auf der die Schlussfolgerung basiert, auch wenn diese Begebenheit gerade erst zwei Minuten vorher in einer eigenen Szene gezeigt wurde. Damit passt diese Serie, obwohl sie erst ein Jahr alt ist, überhaupt nicht mehr in die heutige Zeit, in der Zuschauer herausgefordert werden, ihnen eine gewisse Kombinationsgabe, eine gedankliche Eigenleistung abverlangt wird, die sie dankbar erbringen. Vermutlich deshalb wurde Angela Henson nach nur drei Monaten abgesetzt.

Neben dem abgeschlossenen Handlungsstrang mit dem Kriminalfall der Woche etabliert die Pilotepisode noch eine zweite, fortlaufende Handlungsebene, in der es um Angelas kriminellen Vater geht, der als Landesverräter im Knast sitzt und den ein Geheimnis umgibt. Dabei gelingt es der sonst so plumpen Serie sogar, ein gewisses Interesse zu wecken, was es denn nun mit diesem verräterischen Vater auf sich hat. So groß, dass ich deshalb nächste Woche noch einmal einschalten würde, ist das Interesse aber auch wieder nicht.

Angela Henson – Das Auge des FBI, donnerstags um 20.15 Uhr bei RTL2.

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Michael, 29. November 2007, 02:58.

Fernsehen für laue Sommerabende

Merkzettel: Eine Serie wird nicht allein dadurch spannend, dass die Hintergrundmusik so ähnlich klingt wie in 24 und man dauernd eine Uhr zeigt.

Die Spannung in der neuen Sat.1-Actionserie Deadline – Jede Sekunde zählt über ein Krisenteam der Berliner Polizei geht ein wenig dadurch flöten, dass die Deadlines sehr willkürlich und an den Haaren herbeigezogen wirken und sie sich zudem im Lauf einer Episode mehrmals ändern.

Ebenfalls merkwürdig: Ausgerechnet eine Deadline wird bis zur allerletzten Sekunde ausgereizt, die sich auf einen durchschnittlichen ungefähren Erfahrungswert bezieht: Wie viele Stunden Zeit hat man, Menschen aus einem geschlossenen Kühlraum zu befreien, bevor sie erfrieren? Fraglich, ob der Körper sich in diesem Fall an den sekundengenauen Durchschnitt gehalten hätte.

Auch sonst schafft es Sat.1, völlig an der Realität vorbeizusenden, weil es bei der Produktion wieder völlig egal war, wann etwas ausgestrahlt wird. Deshalb wird uns heute eine ohnehin völlig unnötige Off-Stimme, die einen Radiomoderator darstellen soll, aber noch unbeholfener klingt als viele tatsächliche Radiomoderatoren, am Anfang und Ende der heutigen Episode vorstöhnen, wie entsetzlich heiß es doch in Berlin ist, und dann passend dazu einen tollen Sommerhit ankündigen. Irgendwann kündigt auch mal jemand die besten Hits der 90er an und spielt dann einen Song der Eurythmics aus dem Jahr 1985. Gehen wir gutwillig einfach davon aus, dass die Produzenten damit dilettantische Dudelradios parodieren wollten und nicht selbst die Dilettanten sind. Aber das nur am Rande.

Das gesagt, ist Deadline beim besten Willen keine Offenbarung, aber die Angela-Merkel-Ähnlichkeitsfrisur der klischeehaften Kriminaldirektorin (Katharina Thalbach) eine Erwähnung wert und die Serie an sich zumindest nicht langweilig. Sonst hätte ich mir bestimmt nicht alle drei Folgen angesehen, die Sat.1 vorab verschickt hat.

Deadline – Jede Sekunde zählt, donnerstags um 20.15 Uhr in Sat.1

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Michael, 15. November 2007, 07:25.

Neu im Ring

Die sehr amerikanische, sehr patriotische Militärserie The Unit — Eine Frage der Ehre war am späten Abend in Sat.1 immer nur mäßig erfolgreich, deshalb versucht es Sat.1 auf diesem Sendeplatz nun der sehr amerikanischen, sehr patriotischen Militärserie E-Ring. Logisch.

Kann mir bei der Gelegenheit bitte jemand Folgendes erklären: War nicht der ursprüngliche Gedanke hinter den Titelzusätzen, die deutsche Fernsehsender krankhaft dem amerikanischen Originaltitel einer Serie hinter einem Gedankenstrich hinzufügen, das unverständliche Englisch vor dem Gedankenstrich zur erläutern, zum Beispiel Criminal Intent– Verbrechen im Visier, Crossing Jordan — Pathologin mit Profil oder Bones — Die Knochenjägerin? Wie erklärt sich dann dieser exklusiv deutsche Zusatz: E-Ring — Military Minds?

E-Ring — Military Minds, donnerstags um 23.15 Uhr in Sat.1.

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Michael, 15. November 2007, 07:23.

Ode an den King

 

Als die ARD die neue Serie Elvis und der Kommissar ankündigte, freute ich mich über die Errungenschaften moderner Tricktechnik. Endlich könnten der King und Erik Ode gemeinsam auf Verbrecherjagd im Reich der Verstorbenen gehen und all die Bösewichte stellen, die sich durch vorzeitigen Tod ihrer gerechten Strafe entzogen hatten. So eine Art Mischung aus Cold Case, Tru Calling und Seven Days.

Es ist aber doch nur eine niedliche Familienserie über einen Polizisten mit seinem Hund geworden, die wohl die Lücke schließen soll, die Kommissar Rex hinterlassen hat. Schon die Titelmusik lässt erkennen, dass es gleich putzig wird. Elvis und der Kommissar ist zwar frei von jeglichen neuen Ideen und originellen Charakteren, aber nicht ohne Witz. Manche Gags sind so subtil, dass sie unter Umständen unbemerkt vorbeirauschen, falls man nebenbei bügelt. So treffen die Polizisten einen zwielichtigen Verdächtigen ausgerechnet in der Innocentiastraße. Im Dialog kommt die Adresse nicht vor, nur das Straßenschild ist ganz kurz im Bild. Andererseits ist die Handlung, wenn man nebenbei nicht bügelt, nicht gerade ausfüllend, und schon nach einer Viertelstunde dürfte den meisten Zuschauern klar sein, was der Kommissar erst 25 Minuten später herausfindet. Hauptdarsteller Jan-Gregor Kremp erinnert in Art und Optik an Axel Prahl aus dem Münster-Tatort und spielt seine Rolle so sympathisch, dass man den Köter gar nicht bräuchte.

Elvis und der Kommissar tritt an die Stelle des anderen Familienkrimis Ein Fall für Nadja, den das Erste nach fünf Folgen vorzeitig beendete, obwohl ohnehin nur sechs Folgen angekündigt waren — eine hektische Programmplanungskuriosität, wie man sie sonst nur von ProSiebenSat.1 kennt. Angekündigt sind wieder sechs Folgen.

Meine ursprüngliche Idee ist also noch frei. Vielleicht möchte sie jemand produzieren, ich würde sie günstig abgeben. Ganz abwegig ist sie ja nicht, immerhin sang Elvis erst jüngst mit seiner noch lebenden Tochter ein Duett.

Elvis und der Kommissar, montags um 20.15 Uhr im Ersten.

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Michael, 12. November 2007, 07:18.

Hellsehen und hochstapeln

Irgendwie gehören Monk und die neue RTL-Serie Psych zusammen. In den USA laufen sie direkt hintereinander mit gleichem Erfolg, sie haben die gleichen Fans, und amazon.com verkauft die aktuellen Staffeln von Monk und Psych als gemeinsames DVD-Boxset („TV-Marathon-Detektiv-Zweierpack“). In Deutschland hat Monk ab heute für ein paar Monate Pause. Den Sendeplatz übernimmt Psych.

Die Gemeinsamkeiten der beiden Serien sieht man weniger, man fühlt sie. Es ist die Anmutung, das Leichte, das Sympathische, das Skurrile, das Augenzwinkern. Monk und Psych sind die neue Generation des Schmunzelkrimis, der seine beste Zeit vor Jahrzehnten hatte und dank dieser beiden eine Renaissance erlebt. Sie sind der Gegenpol zu den coolen Wissenschaftlern der Forensikerkrimis. Sie verlassen sich auf ihre Intuition. Beide Protagonisten sind private Ermittler, die für die Polizei arbeiten, dort aber mit großer Skepsis konfrontiert werden. Und da enden die Gemeinsamkeiten der Hauptfiguren.

Shawn Spencer (Psych) und Adrian Monk könnten kaum unterschiedlicher sein. Shawn ist ein cooler Frauenheld. Ein entspannter Lebenskünstler. Ein verlogener Hochstapler. Er behauptet, ein Hellseher zu sein, um nicht ins Gefängnis zu müssen. In Wirklichkeit beobachtet er einfach nur schärfer und schlussfolgert schneller als andere. Verbrechensaufklärung auf den ersten Blick. Weil die Polizei ihn für einen Mittäter hält (wer sonst sollte so viele Informationen haben?) und Shawn nicht glaubt, sie könnten ihm seine wirkliche Gabe abnehmen, erfindet er kurzerhand die Sache mit dem Hellsehen. Die ist zwar noch viel absurder, aber die glauben sie ihm. Sehr widerwillig zwar, aber zumindest kommt er damit durch und zu einem Job im Polizeiauftrag.
Und so löst dieser Mann, der noch keinen Job länger als ein paar Wochen behielt, fortan verzickte Kriminalfälle, immer unter der Tarnung des Hellsehers. Sehr zum Missfallen seines grimmigen Vaters, einem ehemaligen Polizisten, der von seinem Sohn ohnehin schon enttäuscht war: „Bei der Polizei haben wir zwei Dinge gehasst: Privatdetektive und Hellseher. Herzlichen Glückwunsch. Du hast es geschafft, beides auf einmal zu sein.“

Psych ist sehr nett anzusehen, denn die Serie ist amüsant und ein bisschen spannend, vermeidet aber das Abdriften ins Alberne, obwohl die Versuchung sehr groß ist. Die Serie startet mit einem Fall in Spielfilmlänge, bei dem man ein paarmal den Eindruck hat, nun sei die Sache aber gegessen, bevor die Geschichte doch noch eine neue Wendung nimmt. Ab nächster Woche haben die Episoden reguläre Serienlänge mit einer Stunde Bruttolaufzeit.

Man muss kein Hellseher sein, um der Serie auch in Deutschland gute Einschaltquoten vorherzusagen. Wer Monk mag, wird auch Psych mögen. Und wer Dr. House als Vorprogramm hat, kann sowieso kaum verlieren.

Psych, dienstags um 22.15 Uhr bei RTL.

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Michael, 30. Oktober 2007, 07:11.

Ellenlang im Archiv

Ellen DeGeneres ist in den USA schon lange ein Star. Das wurde sie bereits in den 90er-Jahren durch ihre Sitcom Ellen, durch Stand-up-Comedy auf der Bühne und durch Bücher, die im Laden unter „Humor“ einsortiert sind. Seit dem Beginn ihrer täglichen Talkshow vor vier Jahren ist sie ein noch viel größerer Star geworden. Wenige hatten damit gerechnet, dass ihre Show unter dem enormen Angebot hervorstechen könnte. Doch mit vielen Elementen einer klassischen Late-Night-Show, ihrer sympathischen Art, ihrem charakteristischen, verworrenen Humor, Tanzeinlagen, Kuriositäten, absurden Ideen, die zum Teil an David Letterman erinnern, und hochkarätigen Gästen wurde „The Ellen DeGeneres Show“ eine der meistgesehenen Sendungen im Tagesprogramm und gewann mehrere Emmys für die beste Talkshow und für die beste Moderation. Zweimal moderierte Ellen die Emmys und Anfang des Jahres die Oscars. Als sie vergangene Woche in ihrer Sendung in Tränen ausbrach, weil der Tochter einer befreundeten Familie ein von Ellen adoptierter Hund weggenommen wurde, war das ein Thema für die Nachrichtensendungen.

Warum erzähle ich das alles? Weil heute eine Serie startet, die mit der geschilderten Erfolgsshow überhaupt nichts zu tun hat! Genau. Außer der Protagonistin.

Ellen
Die Sitcom The Ellen Show war der einzige nennenswerte Flop in ihrer Karriere, ist aber keine schlechte Serie. Das war 2001. Die Geschichte der ehemals erfolgreichen Großstadt-Geschäftsfrau Ellen, die in ihr verschlafenes Heimatstädtchen zurückkehrt, hat Charme und einige nette Gags. Ellen DeGeneres erklärte einst, die Idee sei ihr gekommen, als sie Ed gesehen habe, eine grandiose, skurrile, romantische, witzige, originelle, idyllische Serie, die Sat.1 samstags morgens um 5.00 Uhr zeigt, damit es bloß niemand merkt. The Ellen Show reicht zwar weder an Ed, noch an Ellen heran, aber beides sind hohe Messlatten. Unabhängig davon ist die Serie sehenswert. Sie ist inzwischen sechs Jahre alt und wird nun eingeschult endlich auch in Deutschland zum ersten Mal gezeigt.

The Ellen Show, dienstags bis freitags gegen 0.15 Uhr in Sat.1.

Michael, 23. Oktober 2007, 07:17.

Super, natürlich!

Die Wand muss inzwischen ziemlich verbeult sein. Sie wissen schon, diese Wand, an die ProSieben jedes Jahr ein halbes Dutzend Mysteryserien wirft, in der Hoffnung, dass eines Tages eine kleben bleibt. Die letzte, die kleben blieb, war vor dreizehn Jahren Akte X. Die letzte, die runterfiel, war vor zwei Monaten Jericho. Ironischerweise begegnen uns beide in der ersten Folge der neuen Mysteryserie Supernatural, die ProSieben heute an die Wand wirft.

Sam und Dean sind zwei Brüder auf Dämonenjagd, und schon in dieser Hinsicht ist Supernatural eine Art Collegeversion von Akte X. Ihr erster Fall führt sie ausgerechnet in die Kleinstadt Jericho, wo sie sich zunächst als FBI-Agenten ausgeben, und Dean nickt zwei Polizisten mit den Worten zu: „Agent Mulder, Agent Scully.“

Jared Padalecki spielt Sam, und Jensen Ackles spielt Dean, was etwas verwirrend ist, denn in Gilmore Girls hatte Jared Padalecki den Dean gespielt. Jensen Ackles war ein Jahr lang als Jason in Smallville zugegen, wo er bereits Erfahrungen mit Merkwürdigkeiten sammeln konnte. Solche gibt es hier auch, und die meisten führen zu irgendjemandes Tod. Die Serie ist stellenweise recht brutal und bedient Freunde des Horrorgenres ebenso wie Freunde des hölzernen Schauspiels. Zu viele Gedanken daran würde ich allerdings nicht verschwenden, denn ProSieben wäre nicht ProSieben, wenn sie tatsächlich alle angekündigten 22 Folgen der ersten Staffel zeigten. Die Wand wird nämlich allmählich auch morsch.

Supernatural, montags um 20.15 Uhr auf ProSieben.

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Michael, 15. Oktober 2007, 07:39.
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