Fahles Mondlicht


Bild: ProSieben
Keine Ahnung, was da bei dieser Leiche so absteht. Wahrscheinlich ist Pinocchio beim Lügen gestorben.

Man würde sich wirklich wünschen, dass mal wieder eine Serie daherkommt, die auf den Ich-Erzähler aus dem Off verzichtet. Doch auch die Vampirserie Moonlight tut es nicht. Anderseits blieben uns dann schöne Erklärungen wie diese vorenthalten:

Mein bester Freund Joseph. Einer der ältesten Vampire in L.A.. Er wird 400, benimmt sich aber wie 30. Er ist das lebende, na ja, untote Beispiel dafür, dass Paranoia niemals aus der Mode kommt.

Das ist ganz nett, aber besser als das wird es nicht mehr. Wir lernen noch, dass Null-positives Blut einen besseren Nachgeschmack hat als A-positives, fragen uns aber, wie weit die Autoren der Serie gegangen sind, um die Behauptung zu recherchieren.

Der Titelheld ist natürlich kein böser, sondern ein guter Vampir, der auf der Seite der Menschen steht und niemals einem Normalsterblichen Blut absaugen würde. Er klärt aufregende Kriminalfälle auf, verliebt sich in ein Menschenweibchen und nervt mit der künstlich cool-arroganten Intonation seiner Off-Erzählung.

In den USA ist die Serie schon wieder abgesetzt worden, und damit ist sie wie geschaffen für den Mystery-Montag auf ProSieben. Wer aber lieber lebensbejahende Kurzweile mag, sollte stattdessen zur gleichen Zeit Doctor’s Diary bei RTL schauen.

Moonlight, montags um 20.15 Uhr auf ProSieben.

Michael, 23. Juni 2008, 06:28.

König Heinrich gegen König Fußball

ProSieben zeigt ab heute das Kostümdrama Die Tudors – Mätresse des Königs. Leider war das Budget des amerikanischen Pay-TV-Senders Showtime offenbar zu knapp bemessen, um die Serie durchgehend mit den aufwändigen Kostümen aus dem 16. Jahrhundert auszustatten, weshalb einige Darsteller bedauerlicherweise in etlichen Szenen unbekleidet agieren müssen.


Foto: ProSieben

Es geht um das Leben des jungen Königs Heinrich Tudor, genannt Henry VIII., der kriegslüstern ist, aber noch mehr lüstern, und zwischen den Sachen, die man heute noch macht, machen die Menschen solche Sechzehntesjahrhundertsachen wie Reiten, Morden, Duellieren, Intrigieren und gestelzt Parlieren. Im ersten Teil lässt sich jedoch eine schöne Weisheit erlernen:

Kardinal: „Ich hoffe doch, Ihr behaltet meine Belange immer gut im Auge.“
Pace: „Gewiss, Eminenz. Wie ein Adler.“
Kardinal: „Ich will keinen Adler, Mr. Pace. Die fliegen viel zu hoch. Eine Taube müsst Ihr sein. Die scheißt auf alles.“
Pace: „Sehr wohl, Eminenz.“

Ich bin dann mal eine Taube und beende den Text vorzeitig. Und zwar mit einem SPOILER: Heinrich VIII. ist heute nicht mehr Amt.

Die Tudors – Mätresse des Königs; samstags ab 20.15 Uhr auf ProSieben (ProSieben verteilt die zehn Folgen der ersten Staffel auf vier volle Samstagabende, damit man in Ruhe im anderen Programm Fußball gucken kann).

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Michael, 7. Juni 2008, 06:20.

Warmes Herz für kalte Fälle


Foto: ProSieben.

In Alexandra Neldels neuer Serie Unschuldig muss man zumindest nicht darauf warten, ob sie sich eines Tages der fiesen Verkleidung entledigen wird.

Außerdem hat Unschuldig keinen Untertitel. Kein Gedankenstrich, kein Titelzusatz. Kein Unschuldig — Grundlos gefangen. Oder Unschuldig — Auf der Jagd nach der Wahrheit. Oder wenigstens Unschuldig — Die total abgefahrene ProSieben-Krimikopie. Nichts. Schon allein das muss gepriesen werden.

Auch sonst lässt sich wenig Negatives über die neue Krimiserie sagen. Gut, sie sieht aus wie Cold Case. Verzeihung, es muss natürlich heißen: Cold Case — Kein Opfer ist je vergessen.

Und so wird es verborgen: Alexandra Neldel spielt keine Polizistin, sondern eine Rechtsanwältin, und die Fälle, die sie übernimmt, wurden nicht als unlösbar zu den Akten gelegt, sondern es wurde jemand als schuldig eingebuchtet, den die Protagonistin für unschuldig hält und rausholt. So oder so muss ein alter Fall neu aufgerollt werden, und damit haben wir im Wesentlichen Cold Case, inklusive der Jerry-Bruckheimer-Serien-typischen Flashbacks, die mit hektischen Weißblitzen ein- und ausgeblendet werden, und der pathetischen Musik, wenn am Ende in Zeitlupe der wahre Täter abgeführt wird.

Aber das macht ja mal wieder nichts, denn Krimiserien beruhen im Grunde ohnehin alle auf derselben Idee. Man muss diese Idee also nur mit guten Geschichten füllen, und schon freuen wir uns alle ganz doll. Das ist hier der Fall: Die Geschichten der ersten beiden Episoden sind originell, überraschend und spannend, und im Gegensatz zu den meisten Jerry-Bruckheimer-Serien spielt nicht schon die erste Episode in der Sadomaso-Szene, sondern erst die zweite. Und es gibt noch einen Unterschied: Die Hauptfigur lügt.

Schon früh in der Pilotfolge wird Rechtsanwältin Anna Winter von einem Bewunderer gefragt: „Warum machen Sie das?“, und sie antwortet: „Weil es mein Beruf ist.“ Doch wer deutsche Serien kennt, weiß: Protagonisten machen niemals etwas, weil ihr Beruf ist, sondern immer, weil es ihre Berufung ist. Weil sie ein Kindheitstrauma zu bewältigen haben. Weil ihnen einst selbst eine große Ungerechtigkeit widerfuhr. Oder weil der Untertitel es verlangt. Und deshalb erfahren wir am Ende dieser ersten Episode auch von dem Ereignis in Anna Winters Leben, das der wahre Grund für ihr Engagement ist.

Auch für die anderen beiden Hauptfiguren, die im Wesentlichen die Detektivarbeit für die Anwältin machen, haben sich die Autoren geheimnisvolle persönliche Geschichten ausgedacht, die hier und da aufblitzen. Das ist löblich, aber egal. Die Figuren sind uninteressant. Wer diese Serie sieht, wird sie wegen der Fälle sehen.

Deshalb wäre ein Wetten auf die Einschaltquote ein reines Glücksspiel. Unschuldig ist eine gute, aber unbedeutende Serie. Es gibt keinen Grund, warum sie ein Erfolg werden sollte. Es gibt aber auch keinen, warum sie keiner werden sollte.

Interessant könnte es werden, wenn ab übernächster Woche Cold Case direkt im Anschluss läuft. Falls Unschuldig dann überhaupt noch im Programm ist.

Unschuldig, mittwochs um 20.15 Uhr auf ProSieben.

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Michael, 23. April 2008, 06:06.

Boring Movie – Die große Zuschauer-Verarsche

Vielleicht sollte ich der CSU beitreten. Denn wenn ich die Meinung vertrete, deutsche Sender sollten erst dann wieder Comedy zeigen, wenn sie was wirklich Lustiges produziert haben, interessiert das ja niemanden. Doch sobald jemand ebenso Unwichtiges, der aber einer Partei angehört, etwas zum Thema Fernsehen absondert, ist das immer eine oder zwei oder drei oder vier oder mehr Meldungen wert. Stellen Sie sich die Schlagzeile vor:

„CSU-Politiker fordert Humorpause im deutschen Fernsehen“!

Andererseits führen die Aufmerksamkeitserregungen auch nie zu was.

Nun, heute kommt jedenfalls wieder so eine Comedysendung, die nicht lustig ist. Funny Movie – Die große Film-Verarsche proletet ProSieben als Titel hinaus in die Welt, und das Wort „Parodie“ träfe es auch tatsächlich nicht so gut. Originalszenen aus einem Film an ähnlich aussehenden Schauplätzen mit ähnlich zurechtgemachten Darstellern verdammt nah am Originaltext einfach nachzudrehen, ist noch keine Parodie. In vielen Szenen der „Verarsche“ mit dem Titel „Dörte’s Dancing“ (Schreibweise von ProSieben) passiert aber genau das. Sie kennen die peinliche Szene aus „Dirty Dancing“, in der Baby sagt: „Ich habe eine Wassermelone getragen“? Die bleibt im Wesentlichen so, obwohl sie für hauptberufliche Witzeschreiber eigentlich eine fantastische Parodievorlage sein müsste. Und viele andere auch. Die Handlung wird zwar damit entschuldigt, dass sich eine Frau namens Dörte nach einem Unfall in ihren Lieblingsfilm hineinträumt, aber genau das bietet exakt die Möglichkeit der originalnahen Übernahme vieler Szenen.

Natürlich gibt es auch Gags. Und sogar einige gute. Darunter ein paar, die so angenehm subtil sind, dass sie schon fast ein positives Gesamtbild vortäuschen könnten — aber eben nur fast. Zum Beispiel als Ponnie (haha, die hieß im Originalfilm Penny, hahaha) einen Drink in der Hand hält, der genauso heißt wie die erfolglose Kino-Fortsetzung von „Dirty Dancing“, und sagt: „’Havanna Nights‘, ein Flop an der Bar, aber mir schmeckt’s!“, oder als Liesel Mouseman (statt Lisa Houseman, schenkelklopf) auf der Talentbühne im Hintergrund „Springtime for Hitler“ singt, den Song aus dem Mel-Brooks-Film und -Musical und wieder -Film „The Producers“.

Aber insgesamt sind es viel zu wenig gute Gags für die enorme Länge. Selbst für einen Drei-Minuten-Sketch in Schmidt & Pocher würde es schon knapp. Und die gefühlte und tatsächliche Länge ist das Hauptproblem. Der erste Funny Movie heute Abend ist brutto 90 Minuten lang. Wer die Vorlage nicht kennt, langweilt sich ohnehin. Aber auch wer sie kennt, stellt alle paar Minuten mit Schrecken fest, an welchen Mengen noch fehlender Originalhandlung sich diese „Verarsche“ noch entlang hangeln muss, bevor endlich Schluss ist, alle tanzen und es in meinem Kopf singt: „You’ve killed too much time of my life, and I never felt bored like this before, yes I swear, it’s so true, and I owe it all to you…“

Funny Movie – Die große Film-Verarsche, dienstags um 20.15 Uhr auf ProSieben.


Foto: Pro Sieben

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Michael, 11. März 2008, 06:56.

Ganzes Haus gekittet

Großartig. Sheriff Carter aus Eureka — Die geheime Stadt hat jetzt ein sprechendes Haus! Es denkt, zapft Bier, kocht für ihn und ruft ihn bei der Arbeit an. Nach der Werbepause bin ich so gespannt, ob es auch einen Turbo-Boost hat und Michael Jack auf Zuruf aus misslichen Lagen befreit.

Bei der Gelegenheit: Finden Sie die beiden Fehler in der Formulierung, mit der ProSieben Nemesis — Der Angriff bewirbt: „Der neue US-Serienhit“!

Na?

Richtig: „Neu“ und „Hit“. In Wirklichkeit ist die Serie ein zweieinhalb Jahre alter Flop. Aber das steht ja schon hier.

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Michael, 3. März 2008, 21:56.

Süllhalde

Die Fernsehsaison 2005/2006 war in den USA keine gute für Mysteryserien. Ein Jahr nach dem Sensationsstart von Lost versuchte sich jeder der drei Traditionssender an einer neuen mysteriösen Seriendüsternis: NBC zeigte Surface — Unheimliche Tiefe, ABC Invasion und CBS Nemesis — Der Angriff. Alle drei hatten zwei Gemeinsamkeiten: In den USA waren sie Flops, und in Deutschland kaufte sie ProSieben für seinen Mysterymontag. Die letzte, Nemesis — Der Angriff (Originaltitel: „Threshold“, dt.: „Grenzwert“, „Schwelle“ oder „Süll“), die die erste war, die in Amerika abgesetzt wurde, geht heute bei uns an den Start, nachdem sie zweieinhalb Jahre bei ProSieben auf Halde lag.

Sie ist ein humorfreier Endzeit-Quatsch mit den üblichen Klischees: Die Außerirdischen kommen, sie sind intelligenter als wir, und sie sind böse und wollen uns alle umbringen. Aber ein paar weltfremde Wissenschaftler versuchen die fremde Welt aufzuhalten.

Man wünscht sich recht schnell, die Außerirdischen würden einfach einfallen und der Sache ein Ende bereiten, kann sich aber stattdessen sicher sein, dass auch am Ende der 13 Folgen keine befriedigende Auflösung stehen wird, weil die Serie vorzeitig abgesetzt wurde.

Wäre es nicht eine wunderbare Ironie, wenn ausgerechnet die bei ProSieben bis zum Ende durchlaufen würde?

Nemesis — Der Angriff, montags um 22.10 Uhr auf ProSieben.

Michael, 3. März 2008, 06:39.

Potzblitz!

Quotenmeter.de am 29.02.2008

Ei der Daus.

Aber warten Sie, irgendwo habe ich schon mal so was Ähnliches gelesen…

Hmmm…

Ach ja, richtig:

Titanic-Cover im Juli 2002

Michael, 29. Februar 2008, 16:13.

Rabenschwarzer Tag

Und dann war der noch der Rabenvater, der in einer wenig geläufigen Sprache auf einen Raben einredete und vorgab, mit dem Jenseits sprechen zu können. Seine Auskünfte von dort waren so ungefähr wie das, was man sonst auf Kanal Telemedial oder anderen Astrokanälen hört. Als er Jürgen Vogel vorhersagte, er werde seine verstorbenen Angehörigen „in einem schönen Lichtkegel“ wiedersehen, klang das allerdings eher nach Home Shopping Europe, wo man den schönen Lichtkegel bestimmt sofort hätte bestellen können. Er faselte seinen Wischiwaschikram, redete sich um jede konkrete Aussage herum und bewies mit der Ansprache von Sonja Kraus als „Anja“, dass er nicht nur zum Jenseits, sondern auch zum Diesseits keinen echten Kontakt zu haben schien. Ausgerechnet er kam in die nächste Runde, der von allen Teilnehmern am ehesten wie ein Scharlatan wirkte. Aber vermutlich hat er aus genau diesem Grund den Titel „The Next Uri Geller“ am ehesten verdient.

fernsehlexikon.de am 9. Januar nach der Premiere von The Next Uri Geller über den Kandidaten Vincent Raven.

Und siehe da, er hat das Finale gestern tatsächlich gewonnen. Dann passt ja alles.

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Michael, 27. Februar 2008, 15:50.

ηὕρηκα!

Fans von Lost sollten die Hoffnung nicht schon heute Abend nach den ersten beiden Folgen des Sendeplatzersatzes Eureka — Die geheime Stadt aufgeben. Wer weiß, vielleicht dauert es ja nur ein paar Wochen, und dann kapiert man dort auch nicht mehr, worum es eigentlich geht.

Heute kann man noch folgen. Ein US-Marshal verirrt sich samt kleinkrimineller Tochter in eine Kleinstadt, in der ausschließlich Genies leben. Die Stadt ist ein geheimes Forschungszentrum der Regierung, in dem allerdings nicht nur brillante Erfindungen gemacht werden, sondern auch allerlei merkwürdige Dinge geschehen, die sich erst mal nicht erklären lassen. Das Schöne an Eureka ist, mit welcher Gelassenheit die Bewohner mit den Merkwürdigkeiten umgehen, an die sie sich längst gewöhnt haben. Als ein Junge verschwindet, will sich der frisch angekommene Marshal Carter sofort in den Fall einmischen: „Ich habe viel Erfahrung in diesen Dingen.“ Der alte Sheriff erwidert nur lapidar: „Glauben Sie mir, das haben Sie nicht.“

Der lockere Tonfall zieht sich durch die ganze Serie, auch in ernsten Situationen.

Mitten in der Nacht klingelt das Telefon neben dem Bett eines eben noch schlafenden Mannes, der bis dahin noch nicht zu sehen war. Er hebt ab und meldet sich wie folgt: „Ich habe einen 18-stündigen Flug aus Indonesien hinter mir. Überlegen Sie sich, welche Auswirkungen dieser Anruf auf Ihre Karriere haben kann, wenn er nicht von äußerster Wichtigkeit ist.“ Eine Stimme am Telefon sagt: „Es geht um Eureka, Sir. Eine Situation von höchster Priorität.“ Der Mann im Bett entgegnet sofort: „Wecken Sie den Vorsitzenden des Haushaltsausschusses. Holen Sie alle in den Sitzungssaal. Thema der Diskussion wird sein: Das hab‘ ich Ihnen ja gleich gesagt.“

Und selbst dem Problem des bevorstehenden Untergangs begegnet Marshal Carter auch noch in der Hitze des Augenblicks beschwichtigend: „Zerstören Sie doch nicht gleich diese verrückte Das-Ende-der-Welt-Maschine!“

Eureka ist die erfreulichste Mystery-Sciencefiction-Serie der vergangenen Jahre. Sie hat alle notwendigen Bestandteile aus kleinen und großen Rätseln, nimmt sich aber selbst nicht so furchtbar ernst. Sie ist nicht so verworren wie Lost und nicht so düster wie Jericho, aber so humorvoll wie Picket Fences und so verrückt wissenschaftlich wie Dr. Honigtau-Bunsenbrenner.

In die USA läuft die Serie noch. Mal sehen, wie lange ProSieben durchhält.

Eureka — Die geheime Stadt, montags um 21.10 Uhr bei ProSieben.

Michael, 25. Februar 2008, 10:13.

Bloß nicht zu früh freuen!

Screenshot: kress

Erst mal das Fenster vergrößern!

Screenshot: kress

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Michael, 14. Februar 2008, 16:26.
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