Von kleinen Penissen und großen Österreichern

Ricky Gervais, britischer Komiker und Erfinder der Stromberg-Vorlage The Office, sorgte für einige der unterhaltsamsten Momente bei den Preisverleihungen der vergangenen Jahre, wenn er als Laudator auftrat. Die Golden Globes, die der US-Sender NBC am Sonntagabend übertrug, durfte er gleich komplett moderieren. (ProSieben hat sich bemüht, große Teile davon ebenfals live zu übertragen). Dabei stellte sich heraus, dass Gervais bei solchen Anlässen durchaus in der Lage ist, länger als ein paar Minuten lang gut zu unterhalten. (Als hätte daran jemand gezweifelt.) Auch er selbst hatte ganz offensichtlich Spaß.

Auf Kosten der Veranstalter:

Einen Golden Globe können Sie nicht kaufen! – Offiziell. Aber wenn Sie einen kaufen könnten, wäre Philip Berg Ihr Ansprechpartner.

Auf Kosten der nominierten Schauspieler:

Wenn ich in diese Gesichter sehe, denke ich an die großartige Arbeit, die dieses Jahr geleistet wurde — von kosmetischen Chirurgen.

Und auf Kosten des Senders (kommt gleich). Dabei zog er eine herrliche Scheißegal-Haltung durch den Abend („Ich werde das hier eh nicht noch mal machen dürfen!“) und verbrachte gleich zu Beginn der Veranstaltung einen unangenehm langen Moment damit, über seinen Penis zu sprechen (Video hier).

Er ist klein. Aber meine Hände sind auch klein. Wenn ich ihn in der Hand habe, sieht er also ganz schön groß aus. Und sind wir ehrlich: Meistens habe ich ihn selbst in der Hand. Ich wünschte, es wäre in diesem Augenblick auch so.

Daneben bewarb er gnadenlos jedes Produkt, das er auf dem Markt hat (Blog, DVDs, Fernsehserien) und amüsierte den ganzen Saal.

Hier ist noch ein Höhepunkt. Kann man sich ruhig auch jetzt noch angucken, ist dann ungefähr so live, wie wenn Sat.1 eine Preiserleihung „live“ überträgt.

Schauspieler sind nicht nur hier in Hollywood beliebt, sondern auf der ganzen Welt. Weil man sie erkennt. Sie können überall sein. Sie können in der Dritten Welt sein, und durch den Anblick eines Stars wird es Ihnen besser gehen. Sie können einen Kind sein, ein kleines asiatisches Kind ohne Besitz und ohne Geld, und dann sehen Sie ein Bild von Angelina Jolie und denken: ‚Mami!‘
Aber lassen Sie uns weitermachen, bevor NBC mich durch Jay Leno ersetzt.

Sogar der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger machte sich über das Late-Night-Dilemma von NBC lustig, als er den nominierten Film Avatar von James Cameron vorstellte.

Der einzige Weg für James Cameron, noch mehr Geld zu verdienen, wäre, von NBC angestellt zu werden. Oder von NBC gefeuert zu werden.

 

Ich glaube, noch nie waren bei den Golden Globes so viele Österreicher auf der Bühne wie in dieser Nacht. Christoph Waltz wurde als bester Nebendarsteller für Quentin Tarantinos Inglorious Basterds ausgezeichnet, und der Regisseur Michael Haneke erhielt den Golden Globe für seinen Film Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte als bester fremdsprachiger Film. Die komplette Liste der Preisträger steht hier.

Michael, 18. Januar 2010, 11:41.

„Leckt mich!“

Dass es sich bei den Golden Globes die „lustige Preisverleihung“ handelt, ist eine Behauptung, die ausschließlich von Teilnehmern der Veranstaltung kolportiert wird. Sie basiert auf der Tatsache, dass es bei den Golden Globes keinen Moderator, aber Alkohol gibt. Für die Zuschauer vor dem Fernseher macht das die Sache eher noch langweiliger, weil die ganze Veranstaltung nur eine Aneinanderreihung von Preisvergaben ist, ähnlich wie die letzte Stunde der Oscar-Verleihung, wenn die Produzenten merken, dass sie schon wieder schlecht in der Zeit liegen und panisch jede Comedy-Einlage spontan streichen.

So war das Highlight der Golden Globes in dieser Nacht der, der bei fast jeder amerikanischen Preisverleihung der vergangenen Jahre eins der Highlights war: Der Brite Ricky Gervais, der darauf hinwies, dass man die von Hollywoods ausländischen Journalisten vergebenen Golden Globes ohnehin nicht so richtig ernst nehmen könne, denn er sei ja nicht einmal nominiert.

Welch eine Verschwendung. Das war das letzte Mal, dass ich Sex mit 200 Journalisten mittleren Alters hatte.

An Kate Winslet gerichtet, die sonst für wichtige Preise immer nur nominiert wird, heute aber zwei Golden Globes an einem Abend gewann (für Revolutionary Road“ und „The Reader“) sagte er, in Anspielung auf ihren Gastauftritt in seiner Serie Extras:

Gut gemacht, Winslet! Ich hab dir ja gesagt, mach einen Holocaust-Film, und die Preise kommen!

Und fügte hinzu:

Das Blöde an Holocaust-Filmen ist, dass es auf der DVD nie eine lustige Patzercollage gibt.

Tina Fey, die wie üblich gleich mehrere Preise für ihre tolle Serie 30 Rock gewann, erklärte in ihrer Dankesrede:

Wenn Sie sich jemals zu gut fühlen, es gibt das dieses Ding namens Internet. Da finden Sie eine Menge Leute, die Sie nicht mögen. Einigen von ihnen möchte ich jetzt etwas sagen: Leckt mich!

Wer sich dafür interessiert, dass Heath Ledger einen und „Der Baader-Meinhof-Komplex“ keinen Preis bekommen hat und bei den Fernsehkategorien ausschließlich Serien ausgezeichnet wurden, die im deutschen Free-TV nicht gezeigt werden, findet hier alle Nominierten und Gewinner.

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Michael, 12. Januar 2009, 07:10.

Im Glashaus

Ich habe die Bambi-Verleihung Mitte der Woche gesehen, aber dass es dabei einen Eklat gegeben hatte, war mir nicht aufgefallen, bis ich heute an einem Schreibwarengeschäft vorbeilief, das glaubt, die obere Hälfte der Titelseite der „Bild“-Zeitung auf die Straße hängen zu müssen, damit sie überhaupt noch jemand liest. Und da stand, dass es einen Eklat gegeben habe. Dann muss es ja stimmen.

Deutschlands bester Entertainer Stefan Raab hatte nämlich seinen Preis angenommen und war am Ende seiner Rede ganz ernst geworden, um sich bei einer Frau zu bedanken, ohne die er nicht da oben stünde.

Bei Uschi Glas.
Danke, Mama!

Das war alles. Lustiger als der Gag war damals Uschi Glas‘ Reaktion, die in einem Moment eingeblendet wurde, als sie gerade fassungslos den Kopf schüttelte. Man dachte nichts Böses, denn es hatte ja niemand erwartet, dass Uschi Glas Humor haben könnte. Heute allerdings, in ihrer Wochenendausgabe, zimmerte die „Bild“ daraus einen „Eklat“ („Stefan Raab beleidigt Uschi Glas“) und trieb zur Untermauerung dieser Sachlage außer Uschi Glas doch noch fünf weitere alte Menschen auf, die Stefan Raab, dem es weitgehend gelingt, sein Leben an der „Bild“-Zeitung vorbeizuleben, ebenfalls nicht lustig finden (Gunter Sachs, Gunter Sachs‘ Frau, Gottfried John, Helmut Markwort und Dieter Wedel).

Welch ein Skandal. Dass Stefan Raab einen Witz macht, hätte aber auch wirklich niemand erwarten können. Und dann noch auf Kosten anderer. Also wirklich.

Ein Höhepunkt bei Ladykracher gestern Abend war übrigens der Sketch, in dem Charly Hübner in Rockerkluft Anke Engelkes Tattoo-Laden betrat und bat:

Könnten Sie mir Ruth Maria Kubitschek auf den Rücken tätowieren?

Gut merken! Nächsten Mittwoch macht die „Bild“ daraus bestimmt einen Eklat.


Screenshot: Sat.1

Michael, 29. November 2008, 16:07.

Kleiner Fisch

Es wurde höchste Zeit, dass Oliver Pocher endlich den „Preis der beleidigten Zuschauer“ erhält. Denn seit 15 Jahren (1993: Karl Dall) hatte niemand mehr die Größe einen eigenen Sendeplatz, den er mit der persönlichen Abholung des Preises füllen konnte.

Gut also, dass Oliver Pocher den Preis persönlich abgeholt und dies in Schmidt & Pocher gezeigt hat. Denn man könnte durch die alljährliche umfangreiche Berichterstattung in allen wichtigen Publikationen von Abendzeitung bis Zeit ja leicht den Eindruck bekommen, dass es sich beim „Preis der beleidigten Zuschauer“ um eine Auszeichnung von hoher Relevanz handelt, hinter der eine kompetente Fachjury steckt. Dank Oli Pocher kennen wir nun die traurige Wahrheit. Er musste sich nicht einmal darüber lustig machen, die Umstände sprachen für sich.

Pocher holte den Preis im Wohnzimmer eines alten Mannes ab, der mit seiner Frau in einem hässlichen Wohnklotz in Köln-Lövenich residiert, und dessen Lebensinhalt es ist, beleidigt zu sein. Der 70-jährige Augustus Hofmann überreichte Pocher den Preis, bei dem es sich um einen potthässlichen Fisch handelt, der aussieht, als habe ihn Hofmanns Enkel für den Kunstunterricht in der Schule basteln müssen, ohne große Lust darauf zu haben.

Zum Abschied kündigte Pocher an, das Team von Einsatz in vier Wänden mal in Hofmanns Wohnung zu schicken. Davon hatte der Alte, der sich „Profizuschauer“ nennt, noch nie gehört. Pocher: „Ist Fernsehen. Müssen Sie nicht kennen.“

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Michael, 10. Oktober 2008, 00:39.

Grimme-Preis für Werner Brömseklöten

Die beste Nachricht des Tages ist die, dass Fröhliche Weihnachten den Adolf-Grimme-Preis erhält. Damit sollte ab jetzt Anlass zur Hoffnung bestehen, dass es in diesem Jahr eine neue Ausgabe der grandiosen Sat.1-Weihnachtsshow mit Anke Engelke und Bastian Pastewka in unzähligen Parodien geben wird.

Wer es noch nicht kennt: Hier haben wir schon ein Highlight vom letzten Mal gezeigt, und hier ist noch eins:

Auch Dr. Psycho, wie Fröhliche Weihnachten eine Brainpool-Produktion, bekommt einen Grimme-Preis, was ebenfalls schön ist. Da war die Fortsetzung immerhin schon vorher beschlossen.

Michael, 19. März 2008, 16:07.

Der Preis ist lauwarm

Eine halbe Stunde hat die Bekanntgabe der Golden-Globes-Gewinner im Rahmen einer Behelfspressekonferenz in diesem Jahr gedauert — nachdem die eigentliche stundenlange festliche Preisverleihung wegen der Autorenstreiks abgesagt worden war. Nun könnte man meinen, die vergebende Hollywood Foreign Press Association hätte die viele übrige Zeit nutzen können, zumindest die eigene Homepage zügig zu aktualisieren, doch erst vier Stunden nach der Veranstaltung konnte man dort die Gewinner nachzulesen. Selbst die Pressekonferenz war noch früher fertig als ursprünglich geplant. Da wollte wohl entweder jemand ganz schnell ins Bett und ist jetzt schon wieder wach, oder jemand fuhr noch stundenlang suchend durch Los Angeles, weil er nicht glauben konnte, dass wirklich alle Patrtys abgesagt wurden.

Die Liste aller Gewinner beinhaltet auf der Fernsehseite in diesem Jahr exakt einen Gewinner, der auch schon in Deutschland läuft oder lief (die britische Ricky-Gervais-Comedy-Central-Comedy Extras). Dr.-House-Star Hugh Laurie hätte mit einem dritten Sieg als bester Darsteller alleiniger Rekordhalter in dieser Kategorie werden können, gewann aber ausnahmsweise nicht. Immerhin entging uns dadurch keine grandiose Dankesrede.

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Michael, 14. Januar 2008, 06:54.

Nobel-Al Goes Internation-Al

Wie jeden Monat hat Al Gore wieder eine Auszeichnung erhalten. Diesmal: den Founders Award der International Emmys für sein interaktives Internetfernsehen Current.  Dafür erhielt er im September auch schon einen regulären Emmy.

Dann fehlen ihm jetzt wohl nur noch der Bravo-Otto und der Förderpreis der Berliner Bäckerinnung.

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Michael, 20. November 2007, 08:34.


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