Bruce! Allmächtiger… (Wdh.)

Lesen Sie heute aus aktuellem Anlass eine Wiederholung vom 18. Oktober 2007(Hey, wir sind ein Fernsehlexikon! Was steht mehr für das Fernsehen als eine Wiederholung? Also: Einfack zwaitvawerten!)

Bruce Darnell, von dem ARD-Zuschauer noch nie gehört haben, ist der neue Stareinkauf der ARD. Der ehemalige Laufstegtrainer aus der Heidi-Klum-Show Germany’s Next Topmodel soll ab Januar 2008 heute Tipps zur Stärkung des Selbstvertrauens geben und sich dabei vermutlich weiterhin lustig bewegen.

Er fängt da an, wo die Not am größten ist: Im Vorabendprogramm. Nirgendwo spürt man soviel Unbeholfenheit und Selbstzweifel wie auf dem Sendeplatz um 18.50 Uhr, auf dem kreuz und quer alles gesendet wird, was nicht bei drei im Archiv ist: Heimatserien, jugendorientierte Comedys, Tierdokus, Telenovelas, Dokusoaps, Spielshows und Allzweckwiederholungen. Jetzt eben auch noch Coaching-Trash. Alles so lange, bis man denkt, man könne es ja auch mit etwas anderem probieren.

Vielleicht treibt Darnell dem Ersten den Wankelmut aus und lehrt es endlich, an sich selbst und seine Sendungen zu glauben und endlich mal ein Format längerfristig durchzusenden. Es muss ja nicht gerade das mit Darnell sein.

Bruce — dienstags bis freitags um 18.55 Uhr im Ersten.

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Michael, 12. Februar 2008, 06:28.

Wahr da was?

Kennen Sie den Gag, in dem der Quizmaster die Kandidatin fragt: „Was machen Sie beruflich?“, die Kandidatin antwortet: „Bürokauffrau“, und der Quizmaster jubelt: „Richtig!“? So eine Show gibt es jetzt wirklich. Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit heißt die RTL2-Sendung, in der Kandidaten auf 21 Fragen einfach nur die Wahrheit antworten müssen und dann 25.000 Euro gewonnen haben. Was wahr ist, hat im Vorfeld ein Lügendetektor entschieden, als den Kandidaten dieselben 21 Fragen schon einmal gestellt wurden, aber noch 79 mehr, damit sie nicht wissen, welche davon in der Show wiederholt werden.

Weil es eine effekthascherische RTL2-Show ist, sind die Fragen natürlich nicht so banal, sondern gehen ungefähr so: „Lieben Sie alle Ihre Geschwister gleich?“, „Finden Sie Ihre Familie hässlich?“, „Würden Sie jemandem aus Rache Schaden zufügen?“, „Haben Sie schon mal etwas am Arbeitsplatz gestohlen?“, „Haben Sie Ihre Freundin schon mal betrogen?“, „Glauben Sie, dass Sie etwas Besseres als Ihre jetzige Partnerin finden könnten?“ und „Haben Sie schon mal in die Badewanne gekackt?“

Natürlich sitzt man vor dem Fernseher mit einer gewissen Spannung, versucht sich zu erinnern und fragt sich selbst: „Was würde ich darauf antworten?“, aber genauso natürlich ist man heilfroh, dass man das ja zum Glück nicht muss, weil man sich ja nicht bei einer RTL2-Show als Kandidat bewerben würde.

Wer zufällig hineinzappt, könnte glauben, RTL2 sende jetzt auch eine klassische Quizshow, weil die Beleuchtung im klassischen Quizshowblaulicht gehalten ist. Bleibt man dran, bemerkt man die übliche eklige Seelenentblößung, die sich von der in den anderen Sendungen dadurch unterscheidet, dass die Kandidaten gesiezt werden.

Nur eine Frage hat Moderator Christoph Bauer bisher nicht gestellt: „Würden Sie für Geld alle Hemmungen vergessen, Ihre Familie verletzen, Ihre Beziehung gefährden, sich zum Affen machen und öffentliche Verachtung in Kauf nehmen?“ Aber die Antwort darauf kennen wir ja schon.

Zum Glück ist die Öffentlichkeit bei RTL2 nicht besonders groß.

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Michael, 28. Januar 2008, 23:28.

Die Gleichgültigkeit der Vielen

Eigentlich wollte ich mir heute Günther Jauchs neue Show Die Weisheit der Vielen ansehen, in der Herr Jauch unentwegt Zahlen abfragte. Dann habe ich aber zur besten Sendezeit in Spielfilmlänge telefoniert und deshalb nur die erste und die letzte halbe Stunde gesehen. Trotzdem habe ich merkwürdigerweise nicht das Gefühl, etwas verpasst oder irgendetwas nicht verstanden zu haben.

Weil die Zuverlässigkeit von Menschenmengen durch den Publikumsjoker in Wer wird Millionär? seit 1999 noch nicht ausreichend erforscht wurde, stellte Herr Jauch den ganzen Abend Fragen ans anrufende Publikum: Mit welcher Geschwindigkeit wurde ein Fußball geschossen, was wiegt die Kuh, wie viele Kinder kamen heute in Hamburg zur Welt, wie viele Zähne hat der Alligator da? Dann verglich er das Mehrheitsergebnis (bzw. den Mittelwert der genannten Zahlen) mit der Antwort eines Experten (bzw. Ursula von der Leyen). So sollte herausgefunden werden, ob eher die Mehrheit Recht hat oder der Experte. Das Ergebnis: Mal so, mal so. Ach was. Am Ende gab es einen nichts sagenden Gleichstand. Gelernt habe ich nur, dass der Kopf eines Alligators aus der Nähe aussieht wie ein Mohnbrötchen.

Günther Jauch ist nach wie vor der mit Abstand beste deutsche Fernsehmoderator. Er könnte vermutlich auch eine zweistündige Sendung moderieren, die aus nichts als dem 50:50-Joker besteht. Selbst ohne Fragen und Antwortmöglichkeiten, nur mit Buchstaben. Aber man muss es ja nicht unbedingt ausprobieren.

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Michael, 20. Januar 2008, 23:14.

Typischer Weggucker

Da auch niemand die neue Sat.1-Show Alles typisch gesehen hat und nächste Woche vermutlich schon Wiederholungen von Asterix oder der Schillerstraße laufen werden, schreibe ich mal kurz auf, was Sie verpasst haben passierte.

Das lebende Klischee Janine Kunze moderierte eine Sendung, in der Klischees „getestet“ wurden. Sie sagte frei von jeglicher Ironie Sätze wie „Wir haben dann noch ein bisschen Zeit, über nackte Frauen zu plaudern, und Sie bleiben hoffentlich dran“ und moderierte Filmchen an, in denen zwei Reporter platt kalauernd Klischees überprüften. Das ging so: Haben Kfz-Mechaniker wirklich Pin-up-Bilder im Spind? Machen wir doch mal einen Kfz-Mechaniker-Spind auf und gucken nach. Das war ungefähr so unterhaltsam wie Töpfe, so informativ wie Efeu und so repräsentativ wie die Ziehung der Lottozahlen als Prognose für die Hessenwahl. Die Reihenfolge der sieben vorgestellten Klischees haben übrigens „Sie!“ per „Voting“ bestimmt. Wann und wo das geschehen sein soll, hat Frau Kunze nicht verraten, wahrscheinlich in irgendeiner anderen Sat.1-Sendung, die auch niemand gesehen hat.

In den Werbepausen konnte man einen Fernseher gewinnen, wenn man einen Kürbis von einem Kern unterscheiden konnte. Da darin aber vermutlich dieselben Sendungen ausgestrahlt werden, ist fraglich, ob überhaupt viele angerufen haben. Dass am Ende jemand aus Oberkotzau gewann, kann jedenfalls kein Zufall sein.

Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Sprichwortforschung in Schmidteinander. Da haben Harald Schmidt und Herbert Feuerstein getestet, ob ein blindes Huhn wirklich auch mal ein Korn findet. Das war lustig und auch so gemeint. Sat.1 meint diese neue Show womöglich ernst. Zum Glück merkt es ja keiner.

Am Ende sagte Janine Kunze einen sehr zutreffenden Satz: „Ich glaube, es ist ganz gut, dass wir jetzt endlich aufhören.“ Zumindest das Klischee, dass Sat.1 kein erfolgreiches Freitagabendprogramm mehr auf die Beine stellen kann, hat sich damit als wahr erwiesen.

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Michael, 19. Januar 2008, 14:46.

Biegen und Brechen

Uri Geller versuchte sich an einem neuen Experiment. Zwischen den Auftritten seiner Gedanken lesenden, Puls anhaltenden und mit Raben sprechenden potenziellen Nachfolger in der neuen Talentshow The Next Uri Geller forderte er die Zuschauer zu Hause auf, kaputte Elektrogeräte vor dem Fernseher zu platzieren. Er würde sie reparieren, indem er auf Hebräisch bis drei zählt. Ein Zuschauer schrieb anschließend eine E-Mail ins Studio, sein DVD-Player funktioniere endlich wieder. Dieser Mensch hatte es gut, denn er konnte sich für den Rest des Abends statt dieser Sendung einen guten Film ansehen.

Doch The Next Uri Geller hatte alles, was große Abendunterhaltung vor dreißig Jahren hatte: Ein riesiges Saalpublikum, Bürgermeister in der ersten Reihe, den Hinweis an die lieben Kinder, die Experimente bitte nicht zu Hause nachzumachen, die Einblendung, dass sich die nachfolgenden Sendungen um einige Minuten verschieben, und Uri Geller. Zwei Dinge waren anders als vor dreißig Jahren: Es gab kein Saalorchester, das die Musik in der Show live spielte, es hätte sonst vermutlich Erschwerniszuschlag verlangt, denn wie die meisten heutigen Shows war auch diese komplett mit spannungsgeladener Musik unterlegt. Aber im Gegensatz zu den meisten heutigen Shows war sie stellenweise tatsächlich spannend. Welcher Trick es auch war, durch den der Karatekämpfer wusste, auf welche von fünf Papierzylindern er mit verbundenen Augen, der bloßen Hand und voller Wucht einschlagen konnte, ohne sich selbst das Messer in die Hand zu rammen, das sich unter einem der fünf Zylinder verbarg, es war aufregend anzusehen. Und das wäre es sogar gewesen, wenn ProSieben auf die Geschmacklosigkeit verzichtet hätte, mehrmals darauf hinzuweisen, dass das gleiche Experiment jüngst in Israel gescheitert sei und das entsprechende blutige Video wiederholt zu zeigen.

Ein Mann, den Uri Geller unentwegt Stefan nannte und bei dem es sich der Sage nach um Stefan Gödde handelt, moderierte die Show souveräner als man es von ProSieben-Showmoderatoren gewohnt ist, sollte aber offenbar anonym bleiben. Weder im Vorspann, noch im Abspann, noch per Einblendung zwischendurch gab es einen einzigen Hinweis darauf, wer dieser Moderator ist. Vielleicht nahm ProSieben an, nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Publikum säßen Gedankenleser.

Einige der Gedankenleser und Telepathen waren recht beeindruckend. Der prominente Gast Jürgen Vogel ließ sich mit einer Feder berühren, aber die unberührte Sonja Kraus spürte die Berührung. Ein Mann hielt für eine halbe Minute seinen eigenen Puls an. Ein Medium beschrieb mit verbundenen Augen Gegenstände, die ihr Partner im Publikum einsammelte. Und dann war der noch der Rabenvater, der in einer wenig geläufigen Sprache auf einen Raben einredete und vorgab, mit dem Jenseits sprechen zu können. Seine Auskünfte von dort waren so ungefähr wie das, was man sonst auf Kanal Telemedial oder anderen Astrokanälen hört. Als er Jürgen Vogel vorhersagte, er werde seine verstorbenen Angehörigen „in einem schönen Lichtkegel“ wiedersehen, klang das allerdings eher nach Home Shopping Europe, wo man den schönen Lichtkegel bestimmt sofort hätte bestellen können. Er faselte seinen Wischiwaschikram, redete sich um jede konkrete Aussage herum und bewies mit der Ansprache von Sonja Kraus als „Anja“, dass er nicht nur zum Jenseits, sondern auch zum Diesseits keinen echten Kontakt zu haben schien. Ausgerechnet er kam in die nächste Runde, der von allen Teilnehmern am ehesten wie ein Scharlatan wirkte. Aber vermutlich hat er aus genau diesem Grund den Titel „The Next Uri Geller“ am ehesten verdient.

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Michael, 9. Januar 2008, 13:23.

Es wird gesendet, was auf den Tisch kommt

Reiner Calmund. Essen. Lacher. Altes Fernsehgesetz, funktioniert immer. Bring den dicken Calmund mit großen Portionen in Verbindung, und das Publikum tobt. Auf dieser Weisheit basierte bereits der RTL-Panelshow-Versuch Wer glaubt denn sowas? vor einem Monat, und auf ihr basiert auch die neue Vox-Kocharena. Calmund ist Juror und muss testessen, was frühere Sieger des perfekten Dinners und ein Starkoch (heute: Johann Lafer) im Einzelwettstreit gekocht haben, und bewerten, wem das gleiche Gericht besser gelungen ist.

Die Zeit zwischen den „Calmund isst viel“-Witzen füllen der Sportmoderator Florian König und der Reporter Heiko Wasser, die die Veranstaltung wie ein Formel-1-Rennen kommentieren, und das streckenweise so todernst, dass es schon wieder komisch ist. Konsequenterweise gibt es Zeitlupenwiederholungen von überkochenden Suppentöpfen.

Foto: Vox / Frank Hempel

Johann Lafer tritt in jeder Runde an, wenn er einen Gegenkandidaten besiegt hat, kommt der nächste. Es ist ganz amüsant, ihm dabei zuzusehen, wie es ihn einerseits erkennbar wurmt, wenn ein Kandidat von einem Juror mal mehr Punkte bekommt als er selbst, aber andererseits unentwegt die Kochkünste seiner Gegner in den höchsten Tönen lobt. Er selbst sei gepriesen, dass er sich auf diesen Wettbewerb überhaupt einließ, denn Johann Lafer hat weder die zusätzliche Aufmerksamkeit nötig, noch muss er noch irgendwem beweisen, dass er kochen kann.

Leider gibt es neben dem Calmund-Essen-Gesetz aber noch ein anderes, und es hat mit vielen Köchen und Brei zu tun. Dabei ist eigentlich weniger die Menge der Köche als die Länge der Sendung das Problem. Sie ist ja durchaus unterhaltsam und hat viele witzige Momente, aber sie läuft jetzt bereits seit zwei Stunden und geht noch eine weitere. Sie kennen das vielleicht von Jubiläumsfeiern, Hochzeiten etc.: Man genießt das leckere Essen, freut sich für eine Weile auf den jeweils nächsten Gang, doch irgendwann hat man das Gefühl, jetzt endlich genug Zeit mit Essen verbracht zu haben und möchte aufstehen und spazieren gehen. Genau das tu ich jetzt.

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Michael, 8. November 2007, 22:17.

Schmidts Katzentisch

Unter normalen Umständen hätten nur seine Zuschauer bemerkt, dass Harald Schmidt schon seit langem keine Lust mehr hat. Da Herr Schmidt sich seine Lustlosigkeit aber nicht nur anmerken ließ, sondern in den etwa sechzig Interviews, die er jede Woche gibt, ausdrücklich darauf hinwies, hatten es inzwischen auch alle anderen erfahren. Das sorgte zwar für eine hohe Aufmerksamkeit, aber nicht unbedingt für Vorfreude auf seine Rückkehr aus der Sommerpause.

Doch dafür gibt es jetzt Oliver Pocher, der in seiner Arbeitshaltung das genaue Gegenteil ist. Wer so sehr unentwegt über seine eigenen Witze lacht, muss einfach Spaß an seiner Arbeit haben. Und das ist doch schon was.

Ich mag Oliver Pocher. Ich finde ihn sympathisch. Das schrieb ich schon an anderer Stelle und musste mich dafür beschimpfen lassen. Ich mag auch Harald Schmidt. Er ist ein Genie des deutschen Fernsehens, nur leider inzwischen in Altersteilzeit.

Die spannende Frage war: Können Schmidt & Pocher in einer gemeinsamen Sendung nebeneinander bestehen? Harald Schmidt hatte schon immer Sidekicks, aber nie wurde vorgegeben, Herbert Feuerstein, Helmut Zerlett oder Manuel Andrack seien gleichberechtigte Partner. Deshalb ist es wichtig, dass das erneuerte Format ausreichend geprobt wird, bevor es auf Sendung geht.

Bei der ersten Stellprobe am Donnerstagabend um 22.53 Uhr lief noch einiges unrund. So wirkte Pocher zum Beispiel gar nicht wie ein gleichberechtigter Partner, sondern wie jemand, der sich in eine bereits bestehende Sendung einfach dazusetzt und am Bildschirmrand darum kämpfen muss, das Wort erteilt zu bekommen. Die Gags saßen noch nicht, die Absprachen funktionierten nicht und der Ablauf wirkte extrem zufällig, aber das macht nichts, dafür probt man ja. Statt des eigentlich geplanten Textes unterhielten sich der Protagonist und der Andere eine Dreiviertelstunde lang darüber, welche Sendungen sie bei RTL gesehen haben und welche Filme Sat.1 nächste Woche zeigt. Das würde die ARD in der tatsächlichen Ausstrahlung natürlich niemals zulassen. Es war nett von Günther Jauch, sich als Probengast zur Verfügung zu stellen, und es war nett von Schmidt und Pocher, nicht mehr als fünf Minuten seiner Zeit zu beanspruchen oder ihn in ein Gespräch zu verwickeln, solange es noch nicht um die eigentliche Sendung geht. Die Generalprobe wird bestimmt schon besser, und wenn die Sendung eines Tages an den Start geht, wird sie vielleicht sogar ganz nett.

Michael, 26. Oktober 2007, 00:13.

AllesSender im Einsatz

„Es gibt ja kaum jemanden, der nicht gern ein Schnäppchen macht“, sagt die neue Allestesterin von Sat.1, dem Sender, der alles sendet. Der Titel AllesTester im Einsatz lässt vermuten, dass hier niemand Wert auf eine sinnvolle redaktionelle Auswahl legt, sondern blindlings alles getestet wird, was man unter die Finger bekommt. Tests gehen ja immer. So ähnlich wie Kinder und Tiere.

Heute also: Schnäppchen. Der Eröffnungssatz ist schon ein Hammer. Es stimmt natürlich, es gibt wohl wirklich kaum jemanden, der nicht gern ein Schnäppchen macht. Es gibt auch kaum jemanden, der nicht gern Sachen isst, die gut schmecken. Und freuen tut sich ja eigentlich jeder gern.

Nach aufschlussreichen 25 Minuten haben wir sinngemäß gelernt: Wenn man das Schnäppchen nicht da kauft, wo es am billigsten ist, hätte man woanders ein besseres Schnäppchen machen können, aber das Billigste ist auch nicht zwingend das Beste. Doch, echt.

Und nächste Woche lernen wir dann wahrscheinlich, dass Kartoffeln schneller gar werden, wenn man sie kocht, Mülleimer nicht so schnell überlaufen, wenn man sie von Zeit zu Zeit ausleert und man Tomaten dadurch von Mähdreschern unterscheiden kann, dass sie rot sind.

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Michael, 21. Oktober 2007, 19:28.

Promis gehen stempeln

Das große Promi-Pilgern hat begonnen. Der spannendste Wettstreit könnte der zwischen der Off-Sprecherin und Katy Karrenbauer um die tiefste Stimme werden. Claude-Oliver Rudolph und Oli Petszokat können da jedenfalls nicht mithalten. Rudolph scheint ähnliche Vorstellungen vom Konzept der Reihe zu haben wie ich und schreibt zu Beginn der Strecke in der ersten von vielen Pilgerstation, in denen die Teilnehmer sich Stempel abholen müssen, in ein Gästebuch: „Quatsch mit Soße.“

Das große Promi-Pilgern war mit viel Vorschusshohn bedacht worden. Dass ProSieben es für angemessen hielt, ein paar der üblichen Fernsehprominenten für vier Stunden Abendprogramm auf einem Pilgerweg in Szene zu setzen, der für die meisten Menschen Einkehr, Selbstfindung, Besinnung oder eine Glaubenserfahrung bedeuten, legte den Rat nahe, die Verzapfer dieser Idee mögen den Weg doch mal selbst gehen, um zur Besinnung zu kommen. Ich möchte nicht verheimlichen, dass ich mich entsprechend darauf gefreut hatte, die Sendung hier gehörig zu verspotten. Dann wurde ich überrascht.

Gut, wenn schon die Erwartung in der untersten Schublade liegt, sind die Möglichkeiten gering, sie noch zu unterbieten. Letztlich aber war das, was ProSieben da heute Abend zeigte, sogar eine einigermaßen interessante Dokumentation über fünf unterschiedliche Leute, die eine körperliche Herausforderung annehmen, und darüber, aus welchen verschiedenen Beweggründen sie das tun und wie sie sie bewältigen. Dass die fünf zufällig prominent sind – geschenkt.

Natürlich gab es Momente, die auf dem erwarteten Niveau stattfanden. Warum hält ProSieben ausgerechnet diese Sendung für den richtigen Platz, um zwischendurch alte Nacktaufnahmen der Teilnehmerin Charlotte Engelhardt zu zeigen? Dafür gibt’s doch die „Magazine“. Und war es Absicht oder Unvermögen, dass die Off-Stimme just in dem Moment, als Oliver Petszokat und Charlotte Engelhardt zu sehen sind, den Satz sagt: „Die beiden Damen lassen es gemächlich angehen“?

Auch ein bisschen mehr Weg und ein bisschen weniger Promi-Statements wäre sicher eine gehaltvollere Mischung gewesen, doch insgesamt war dieser erste von vier Teilen angenehm zurückhaltend und sogar ein bisschen informativ.

Zumindest bis kurz vor Schluss, als die Off-Stimme in der Vorschau für die nächste Woche reißerisch eine Feindschaft zwischen den Teilnehmern Ingo Naujoks und Claude-Oliver Rudolph inszenierte und suggerierte, Charlotte Engelhardt und den verheirateten Oliver Petszokat verbinde womöglich mehr als eine Freundschaft. Vielleicht will ProSieben ab nächster Woche doch noch die Erwartungen erfüllen.

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Michael, 14. Oktober 2007, 23:01.

Ton Schweine Scherben

Puh, hier wird aber keine Zeit verschwendet. Family-Showdown-Moderator Wigald Boning ist ungefähr zwanzig Sekunden auf der Bühne, da läuft schon das erste Spiel. Mehrere Mitglieder aus zwei Familien rennen hektisch auf einem Laufband und lösen simple Matheaufgaben.Wie gehen eigentlich die Regeln? Aber wir haben es nun einmal eilig, gleich kommt ja schon Werbung. Wie, schon Werbung? Wie gehen eigentlich die Regeln?

Es stellt sich heraus, dass die Sorge um die Regeln der neuen Sat.1-Show Family Showdown unbegründet ist. Sie gehen wie in jeder 80er-Jahre-Spielshow: Familien treten in Aktions- und Geschicklichkeitsspielen gegeneinander an, wer besser ist, gewinnt das Spiel, und am Ende kommt eine Familie ins Finale und spielt um den Hauptpreis. Als die Show nach knapp 90 Minuten an diesem Punkt angelangt ist, wäre Frank Elstner gerade damit fertig gewesen, die Regeln zu erklären.

Die Show ist wenig originell, tut aber auch gar nicht so. Wigald Bonings Moderation ist eine Reise durch die Fernsehgeschichte. Wenn sich eine Familie ein Glücksschwein aussuchen muss, das es zu zertrümmern gilt, weil darin Geld versteckt ist, fragt er wie Robert Lembke: „Welches Schweinderl hätten’S denn gern?“, bevor es zertrümmert wird sagt er: „Hartmut, den Hammer!“ und klingt wie Vico Torriani, als er sagte: „Bruno, den Bolzen!“, und am Ende lässt er sich wie Hans-Joachim Kulenkampff den Mantel bringen. Manchmal hält sich Boning im Gespräch mit den Kandidaten („Dein Hobby ist Lesen…“) oder bei ausformulierten Anmoderationen der Spiele so sehr zurück (oder wurde im Schneideraum deart gestutzt), dass die Show genausogut wie jede andere auch von Kai Pflaume hätte moderiert werden können, doch oft lockern seine Sprüche und Wortwitze die Show auf („Wenn Sie auch mal mitmachen wollen, vermehren Sie sich fleißig!“). Es ist ein positiver Trend, dass Spielshows wieder zunehmend mit witzigen Entertainern als Gastgeber besetzt werden und weniger mit monotonen Moderationsrobotern.

Dass die Show nicht sonderlich originell ist, heißt nicht, dass sie langweilig ist. Spielshows dieser Art hat es schon immer gegeben und wird es wohl immer geben.

Die klassische Samstagabendshow nach diesem Muster mag tot sein, aber heute ist schließlich Freitag. Und wer sieht nicht gern Glas in Zeitlupe zerspringen? Bemerkenswert, was an diesem Abend alles zerstört wird. In einer Runde werden Vasen abgeschossen, in der nächsten Gläserpyramiden zum Einsturz gebracht und nach jeder Runde Tonschweine zertrümmert. Ein Polterabend für die ganze Familie.

Eine Unklarheit zu den Spielregeln bleibt jedoch nach dieser Premiere bestehen: Es hat den Eindruck, als seien die ersten vier Spiele am Ende völlig egal und als komme in jedem Fall die Familie ins Finale, die das fünfte Spiel gewinnt. Wäre merkwürdig. Vielleicht irre ich mich aber auch. Wo ist Frank Elstner, wenn man ihn braucht?

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Michael, 7. September 2007, 22:32.
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