Wie krank bist du wirklich?

Jörg Pilawa ist krank. Er hätte heute um 20.15 Uhr die Premiere seiner neuen Einbürgerungsgaudi Wie deutsch bist du wirklich? moderieren sollen, musste aber kurzfristig absagen. Und als sei es gar keine Vorschrift, dass im Ersten all die Abendshows, die Jörg Pilawa nicht macht, von Frank Elstner moderiert werden, springt Reinhold Beckmann heute Abend ein.

(kram, wühl, Inneres der Fernsehgeschichte nach außen kehr…)

Hier ist eine Liste mit elf weiteren Fernsehstars, die ihre eigene Sendung nicht wahrnehmen konnten, warum, und wer sie vertreten hat.

  1. Werner Höfer, Der internationale Frühschoppen. Von der Außenwelt abgeschnitten. Höfer hatte 1962 Urlaub auf Sylt gemacht. Dann kam eine Sturmflut, und er saß fest. Niemand vertrat ihn. Höfer ließ sich per Telefon zuschalten und moderierte die Sendung in Abwesenheit.
  2. Peter Frankenfeld, Musik ist Trumpf. Schwere Erkrankung. Im Oktober 1978 sprangen gleich mehrere Kollegen für Frankenfeld ein und moderierten gemeinsam: Anneliese Rothenberger, Frank Elstner, Hans Rosenthal, Michael Schanze und Peter Alexander, die Dezember-Ausgabe moderierten Elmar Gunsch, Dieter Thomas Heck, Robert Lembke, Ilja Richter und Wim Thoelke. Frankenfeld erholte sich nicht mehr und starb wenig später. Sein Nachfolger wurde Harald Juhnke.
  3. Harald Juhnke, Musik ist Trumpf. „Krank“. Konnte bei Juhnke gelegentlich vorkommen. Als er im Oktober 1981 nicht zu Musik ist Trumpf erschien, ließ das ZDF die geplante Ausgabe ausfallen und setzte nie wieder eine neue an. Auch aus seiner nächsten Reihe Wie wär’s heut‘ mit Revue? wurde er wegen seiner Alkoholprobleme gefeuert. 1985 kehrte Juhnke mit der ARD-Show Willkommen im Club ins Fernsehen zurück und begrüßte die Zuschauer mit den Worten: „Ich freue mich, dass Sie gekommen sind, und ich freue mich noch mehr, dass Sie fest daran geglaubt haben, dass ich auch komme.“
  4. Wim Thoelke, Der große Preis. Krank. Wolfgang Lippert sprang im Frühjahr 1991 einmalig für Thoelke ein.
  5. Geert Müller-Gerbes, Wie bitte?! Krank. Im Herbst 1993 moderierte Hans Meiser zwei Sendungen.
  6. Wolfgang Lippert, Goldmillion. Skiunfall. Im Frühjahr 1994 sprang Günther Jauch einmalig ein.
  7. Margarethe Schreinemakers, Schreinemakers live. Mutterschutz. Schreinemakers hatte sich als erster weiblicher Fernsehstar eine „Babyklausel“ in den Vertrag schreiben lassen, um während der Mutterschutzzeit ihre Sendung nicht zu verlieren. Jörg Wontorra moderierte im Sommer 1996 etliche Sendungen, weiterhin unter dem Titel Schreinemakers live.
  8. Linda de Mol, Soundmix-Show. Schwanger. Als Vertretung moderierte 1997 die seltsame Kombination aus Bärbel Schäfer und DJ Bobo.
  9. Sabine Christiansen, Sabine Christiansen. Anderweitig beschäftigt. Christiansen war zwar verfügbar, moderierte aber im September 2005 lieber das Kanzlerkandidatenduell zwischen Gerhard Schröder und Angela Merkel. Die Sendung Sabine Christiansen moderierte an diesem Sonntagabend Thomas Roth.
  10. Tita von Hardenberg, Polylux. Immer wieder schwanger. Vertretung war jeweils für mehrere Monate 2002 Steffen Hallaschka, 2004 Jörg Thadeusz und 2007 Katrin Bauerfeind.
  11. Sandra Maischberger, Menschen bei Maischberger. Mutterschutz. Wie weiland Peter Frankenfeld wurde sie im Frühjahr gleich von einer ganzen Reihe Prominenter vertreten, aber diesmal kamen nicht alle auf einmal, sondern jede Woche einer: Erich Böhme, Jörg Kachelmann, dankenswerterweise Friedrich Nowottny, Wolf von Lojewski, Ulrich Wickert, Frank Elstner und auch noch Alice Schwarzer.

Aus dem Buch: ZAPP! Merkwürdigkeiten aus der Fernsehwelt.

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Michael, 4. September 2008, 17:07.

Was woll’n wir sehen, 700 Folgen lang?


Repro: WDR

Der Tatort feiert schon wieder ein Jubiläum. Es ist die 700. Folge, die Das Erste morgen um 20.15 Uhr zeigt, und im Gegensatz zu den letzten Hundertern darf diesmal kein verdientes Team die Jubiläumsfolge bestreiten, sondern ein neues: Die 700. Folge ist zugleich die Premiere für die neuen Leipziger Ermittler Simone Thomalla und Martin Wuttke.


Bild: MDR/Junghans

Das ist zum einen strategisch sehr klug, denn so könnten sich das Interesse an der Jubiläumsfolge und der Neugiereffekt zu einer besonders guten Quote addieren. Gut sind die Tatort-Quoten ja immer, seit jetzt 38 Jahren. Kein Wunder, dass heute jedes Jahr deutlich mehr Tatorte produziert werden als damals und sich die Zahl der Ermittler erheblich erhöht hat. An die Stelle der Einzelgänger von einst sind überwiegend Teams getreten, und viele ARD-Anstalten haben mittlerweile mehrere Teams abwechselnd im Einsatz. Bis zum 100. Tatort vergingen damals neun Jahre. Zwischen den Folgen 200 und 300 lagen sieben, zwischen 400 und 500 vier Jahre. Die 600. Folge ist erst drei Jahre her.

Dass der Jubiläums-Tatort in Leipzig spielt, ist zugleich eine Verneigung in die Richtung des allerersten Tatorts vom November 1970. Der hieß „Taxi nach Leipzig“ und wird heute um 20.15 Uhr im RBB und um 23.15 Uhr im NDR wiederholt.

Tatort: Taxi nach Leipzig (1970)
Bild: NDR

Die neuen Leipziger müssen einen langen Atem beweisen, wenn sie ihren Vorgängern auch nur annähernd das Wasser reichen wollen: Ehrlicher und Kain stehen in der Liste der Tatort-Ermittler mit den meisten Einsätzen auf dem zweiten Platz. Sie werden zwar in absehbarer Zeit von den Teams aus Köln und Ludwigshafen überholt, doch danach ist der Abstand so groß, dass sie noch für mindestens zehn Jahre, womöglich für immer in den Top 5 bleiben werden.

Die 10 Tatort-Kommissare oder -Teams mit den meisten Einsätzen


    Bild: NDR/BR 
  1. Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), München, 49 Einsätze seit 1991.
  2. Bruno Ehrlicher (Peter Sodann) und Vornamenlos Kain (Bernd Michael Lade), Dresden und Leipzig, 45 Einsätze von 1992 bis 2007.
  3. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), Ludwigshafen, 44 Einsätze seit 1989*, und Mario Kopper (Andreas Hoppe), 35 Fälle seit 1996.
  4. Max Ballauf (Klaus J. Behrendt), Düsseldorf und Köln, 47 Einsätze seit 1992*, und Freddy Schenk (Dietmar Bär), Köln, 40 Einsätze seit 1997.
  5. Paul Stoever (Manfred Krug), Hamburg, 41 Einsätze von 1984 bis 2001, und Peter Brockmöller (Charles Brauer), 38 Einsätze ab 1986.
  6. Horst Schimanski (Götz George) und Christian Thanner (Eberhard Feik), Duisburg, 29 Fälle von 1981 bis 1991.
  7. Edgar Brinkmann (Karl-Heinz von Hassel), Frankfurt am Main, 28 Einsätze von 1985 bis 2001.
  8. Ernst Bienzle (Dietz Werner Steck), Stuttgart, 25 Einsätze von 1992 bis 2007.
  9. Till Ritter (Dominic Raacke), Berlin; 24 Fälle seit 1999, und Felix Stark (Boris Aljinovic), 18 Einsätze seit 2001.
  10. Heinz Haferkamp (Hansjörg Felmy), Essen, 20 Einsätze von 1974 bis 1980.

* Ballauf war in seinen ersten sieben Fällen noch Assistent von Bernd Flemming (Martin Lüttge).

Nach dem ersten Tatort zeigt der NDR heute Nacht zwei weitere Tatort-Klassiker: „Strandgut“ von 1972 mit Klaus Schwarzkopf und „Kneipenbekanntschaft“ von 1974 mit Knut Hinz. In „Kneipenbekanntschaft“ hat Udo Lindenberg seinen einzigen Tatort-Auftritt vor der Kamera. Zu hören ist er in jedem Tatort, er ist der Schlagzeuger der Titelmelodie.

Den neuen Tatort zeigt Das Erste morgen auch live im Internet und feiert dort das Jubiläum dezent, das tut auch die umfangreiche Fanseite Tatort-Fundus, die außerdem ausführlich erklärt, wie sich die ARD beim Durchzählen der Tatorte gleich zweimal verzählt hat und deshalb an diesem Wochenende rein zufällig korrekt bei Folge 700 landet.

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Michael, 24. Mai 2008, 06:01.

Ganz eigene Welt

Ich weiß nicht genau, wie alt die Liste von Welt online ist, die ich heute entdeckte, denn es steht nirgendwo ein Datum, und aus den Fakten lässt sich auch nicht auf das genaue Alter schließen, denn dazu müssten welche drinstehen.

Überschrieben ist die Liste mit „Die besten 40 Sendungen der Saison 2007/08″, gelistet sind stattdessen aber die erfolgreichsten. Quelle ist der Kress-Report, dessen simple Auflistung aber natürlich nur ein Vierzigstel der Klicks generieren würde, für die eine ausschweifende Bildergalerie das Potenzial hat. Der Nachteil solcher Bildershows ist natürlich, dass man zu jedem TV-Foto eine Bildunterschrift dichten muss. Das muss jedoch kein Nachteil sein, wenn man einfach keine Gedanken daran verschwendet.

Zu Platz 1 steht da:

Laut Kress-Report sind dies die erfolgreichsten Serie der Saison 2007/08: Für 3,91 Millionen Zuschauer zählt dienstags um 21.15 Uhr nichts anderes als „Dr. House„. Der kauzige Arzt genießt schon Kultstatus!

Mal abgesehen davon, dass die „Saison“ noch gar nicht vorbei, das letzte Wort noch nicht gesprochen und die letzte Episode noch nicht gesendet ist, ist das zwar wahr, jedoch ist Kress so freundlich, eine ergänzende Angabe über die Zusammensetzung dieser Zuschauer zu machen: Es sind natürlich die 14-49-jährigen, was Welt online unterschlägt und den Eindruck erweckt, es handele sich um die Gesamtzuschauerzahl. Die liegt in Wirklichkeit bei knapp sechs Millionen.

Vor allem Thomas Gottschalk dürfte das ärgern, der auf diese Weise auf Platz 2 degradiert wurde. Er hat zwar ständig mehr als zehn Millionen Zuschauer, doch Welt online spricht ihm zwei Drittel davon ab.

Wenn Thomas Gottschalk zu Gast bittet und kuriose Wetten und internationale Gäste zu bestaunen sind, schalten 3,88 Millionen Menschen regelmäßig ein.

Zu Platz 17 (rpt.: 17) schreibt Welt online nur

Platz 9: Tine Wittler
  

Platz 28:

Nach dem Vorbild der amerikanischen „CSI„-Serien: „Post-Mortem„. Das deutsche Ermittlerteam erfreut sich wachsender Beliebtheit.

Dann hätte RTL die Serie also gar nicht wegen konstant gefallener Quoten absetzen müssen?

Platz 38:

Mirja Boes spielt „Angie„. Die zweite Staffel lief gerade erfolgreich mit 1,60 Millionen Zuschauern.

Sicher, der Erfolg muss der Grund dafür gewesen sein, dass die Serie ihren Sendeplatz räumen musste.

Und schließlich werden die Zusammenschnitte der Formel-1-Rennen als eigene Sendung unabhängig von den eigentlichen Übertragungen der Rennen gewertet.

„Formel 1 – die Highlights“ auf dem letzten Platz.
  

Letzter Platz? Oder vielleicht doch nur letzter gelisteter Platz? Gibt es wirklich nicht mehr als 40 Sendungen im deutschen Fernsehen? Ich bin sicher, wäre die Liste bis Platz 100 weitergegangen, wären darunter noch einige Sensationserfolge gewesen.

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Michael, 20. März 2008, 18:50.

Limbourg an der Lahm

Heute und morgen interessiert sich die Medienöffentlichkeit mal wieder kurz für die Sat.1 Nachrichten, bevor sie anschließend erneut dort verschwinden, wo sie herkamen: in der Bedeutungslosigkeit. Heute bekommen sie nämlich mal wieder einen neuen Namen, einen neuen Sendeplatz und einen neuen Moderator, und wenn diese Änderungen bei Sat.1 nicht regelmäßig vorgenommen würden, hätte vermutlich schon seit 1995 niemand mehr Notiz davon genommen, dass Sat.1 überhaupt Nachrichten sendet. Es ist der fünfte Wechsel des Sendeplatzes, der siebte Name und der zwölfte Moderator, Wochenendmoderatoren nicht mitgerechnet. Zählt man die Moderatoren der Wochenendausgaben doch mit, ist interessanterweise Hans-Hermann Gockel die einzige jahrzehntelange Konstante in den Nachrichten bei Sat.1.


Foto: Sat.1

Ab heute hat Sat.1 wie RTL einen eigenen Nachrichtenpeter. N24-Chefredakteur Peter Limbourg, der ein fast genauso spritziges Energiebündel ist wie Gockel, übernimmt die Moderation der werktäglichen Hauptausgabe, und insofern wird wenigstens ein bisschen die Tradition gepflegt. Peter Limbourg war vor sechs Jahren mal für 75 Minuten prominent, als er zusammen mit Peter Kloeppel vor 15 Millionen Zuschauern das erste „Kanzlerduell“ zwischen Gerhard Schröder und einem Mann namens Edmund Stoiber moderierte.

Es muss schwer gewesen sein, für die neuen Sat.1 Nachrichten einen Sendeplatz zu finden, auf dem sie noch nicht liefen. 20.00 Uhr ist so ein Sendeplatz, denn warum sollte ein Sender ernsthaft mit seinen Nachrichten gegen die Tagesschau antreten wollen, wenn die Desinteressierten doch schon gleichzeitig von den RTL II News abgegriffen werden. Aber genau da kommen sie ab heute. Inhaltlich liegen sie schließlich auch irgendwo zwischen diesen beiden. Also dann: „Natürlich um 20 Uhr“, wie Peter Limbourg sagt. Natürlich.

Dennoch sind für die Zukunft noch ein paar Sendeplätze frei. Um 19.30 Uhr liefen in Sat.1 zum Beispiel noch nie Nachrichten, wie die nachfolgende Tabelle der bisherigen Inkarnationen zeigt.
 

Jahre Name Moderatoren Sendeplatz
1985-1986 APF Blick Armin Halle
Karl-Ulrich Kuhlo
Eddie Lange
Andrea Scherell
18.30 Uhr
1986-1991 Sat.1 Blick Andrea Scherell
Armin Halle
Hans-H. Gockel
18.45 Uhr
1991-1992 Guten Abend,
Deutschland
Dieter Kronzucker 18.45 Uhr
1992-1993 Sat.1 News Hans-H. Gockel
Karin Jacobi
18.45 Uhr
1993 Sat.1 Newsmagazin Hans-H. Gockel
Karin Jacobi
18.30 Uhr
1993-1995 Sat.1 Newsmagazin Hans-H. Gockel
Karin Jacobi
19.00 Uhr
1995-1998 18:30 Ulrich Meyer 18.30 Uhr
1998-2004 18:30 Astrid Frohloff 18.30 Uhr
2004-2007 Sat.1 News Thomas Kausch 18.30 Uhr
2007-2008 Sat.1 News Katja Losch 18.30 Uhr
2008- Sat.1 Nachrichten Peter Limbourg 20.00 Uhr

Erstellt man eine baugleiche Tabelle mit den Hauptnachrichtensendungen von RTL, kommt man auf eine Idee, warum RTL aktuell erfolgreich und Peter Kloeppel bekannt ist. Das hat nämlich nicht nur mit den großen Plakaten zu tun. Und auch nicht nur mit Inhalt.
 

1984-1988 7 vor 7 Hans Meiser 18.53 Uhr
1988-1992 RTL aktuell Hans Meiser 18.45 Uhr
1992- RTL aktuell Peter Kloeppel 18.45 Uhr
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Michael, 17. März 2008, 05:45.

Narren gekappt

Traditionell gibt es auch dieses Jahr wieder Ärger unter Karnevalisten. Die Mainzer Hofsänger sind beleidigt, weil sie bei der Mainzer Sitzung nur traditionell zum Finale ein paar Stimmungslieder singen, aber auf ihr ebenso traditionelles politsatirisches Potpourri verzichten sollten. Den Hofsängern war das zu wenig, also haben sie ihren Auftritt gleich ganz abgesagt. Karneval ist eben kein Spaß.

Vergangene amüsante Karnevalsskandale, Eklats und sonstige Unstimmigkeiten haben wir hier und da gesammelt, und außerdem noch da und dort.

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Michael, 29. Januar 2008, 15:02.

Einzelgänger

Eigentlich sollte jetzt die zweite Folge der inhaltlich vielversprechenden Serie Die Anwälte laufen, doch RTL entschied sich, nach nur einer Folge den Stecker zu ziehen. Noch nie hat ein deutscher Sender bei einer fiktionalen Serie so schnell aufgegeben.

Es gibt aber einige Beispiele für Unterhaltungsshows, deren Premiere zugleich ihr Finale war.

                             

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Michael, 24. Januar 2008, 21:15.

3 mal 5 = 2007

Letzter Teil unseres Fernsehrückblicks 2007. Diesmal mit den besten Sendungen des Jahres. Rein subjektiv. Wir haben uns selbst getrennt voneinander nach unseren jeweiligen Top 5 befragt. Stefan hat es leider nicht rechtzeitig geschafft, seine Auswahl zu begründen, weil er vom plötzlichen Jahresende völlig überrascht wurde. Jochen hat sich geweigert, seine Auswahl in eine Reihenfolge zu bringen, sie dafür aber nach Genres geordnet. Und ich habe in meine fünf noch heimlich sechs weitere Nennungen eingeschmuggelt, weil ich mich nicht beschränken konnte. Manchmal glaube ich, dieser Laden hier bräuchte dringend einen Chef.

Immerhin haben wir darauf geeinigt, dass die Sat.1-Show Fröhliche Weihnachten! mit Anke Engelke und Bastian Pastewka eine gemeinsame Sondererwähnung als beste Einzelsendung des Jahres bekommt. Dies war sie.

Jetzt zu den Reihen und Serien.

NIGGEMEIERS TOP 5

5. Rach, der Restauranttester (RTL)
4. Unter Verdacht (ZDF)
3. Schlag den Raab (ProSieben)
2. Switch Reloaded (ProSieben)
1. KDD — Kriminaldauerdienst (ZDF)

STÖCKLES TOP 5

Show: Schlag den Raab (ProSieben)
Ich mag Stefan Raab nicht und denke, er wird als Moderator überbewertet. Aber Raab ist ein großartiger Fernseherfinder: Wok-WM, Stock Car Challenge, der Pokerabend, alles gute Formate, die unterhaltsam sind. Da die große Show im deutschen Fernsehen tot ist (hat hier jemand gerade Wetten, dass…? gesagt? Nicht im Ernst, oder?), ist es schön, dass es Schlag den Raab gibt. Ein über weite Strecken kurzweiliges Spiel ohne Grenzen, von irgendjemandem (Matthias Opdenhövel hat „Hier“ gerufen) moderiert, und das Beste ist, dass der Kandidat nicht Raab heißen muss, sondern auch Fred Flitzpiepe sein könnte, so egal ist das. Außerdem ist die Sendung so unverschämt lang, dass man sich danach nicht fragen muss, was man mit dem angebrochenen Abend anfangen soll. 
 
Drama national: KDD — Kriminaldauerdienst (ZDF)
Wer sich gerade wegen Fernbedienungsverlust zwangsweise den Alten ansehen musste und danach in den KDD gerutscht ist, der versteht die Welt nicht mehr. ZDF? Was ist da los bei euch? Hervorragende Schauspieler, tolle Bücher und sogar eine weiterführende Handlung, die die einzelnen Episoden verbindet. Mal ehrlich, ZDF, da hat euch doch jemand was in den Melissengeist gemischt, oder? Dann trinkt auf jeden Fall weiter! 
 
Drama international: Bones — Die Knochenjägerin (RTL)
Ja, ich weiß, die Meisten werden jetzt denken: Wie peinlich! Nicht so gut wie CSI, doofe Plots, blablabla. Nein! Bones ist um Längen besser als dieses doofe CSI: Miami, mit diesem ewig aufgeblasenen Gerechtigkeitsfanatiker, der nie weiß, ob er die Sonnenbrille gerade braucht oder nicht. Bones hat Fehler, ihr Team besteht aus Menschen, die sogar mal zum Psychiater gehen. Jawoll! Bones ist prima und außerdem viel brutaler als CSI. Die richtig ekligen Leichen liegen bei Bones im Labor. 
 
Comedy: Dr. Psycho (ProSieben) 
Wenn der Ulmen nicht diese Serie gespielt hätte, hätte ich als Comedy ganz sicher Pastewka gewählt. Aber Pastewka läuft schon in der dritten Staffel, Dr. Psycho hatte in diesem Jahr Premiere. Und was für eine. Ich habe seit Jahren nicht mehr so über eine deutsche Produktion gelacht. Hier stimmt alles: Die Abziehbild-Charaktere, der respektlose Umgang mit dem Genre Krimi und natürlich Ulmen selbst. Und die Autoren! Danke für diesen Dialog:

Dr. Psycho: „Erst das World Trade Center und jetzt ein Wettbüro. Der Terrorismus ist ja ganz schön runtergekommen.“ 
Geiselnehmer: „Halt Dein Maul. Das hier ist ein Überfall und kein Terrorismus. Ich bin Syrer, der da ist Bulgare und der Andere ist Deutscher.“ 
Dr. Psycho (achselzuckend): „Jaja, Globalisierung.“

ProSieben hat trotz schwacher Quoten eine zweite Staffel bestellt. Danke. 
 
Doku: Mode-Geschichten (arte)
Ein großartiger, wirklich mal aufwändiger Mehrteiler zum Thema Modegeschichte. Der Bogen wurde gespannt von den Römern bis zur Haute-Couture, über alle Epochen von der klassischen Antike über die Völkerwanderung, das Mittelalter, Renaissance, Barock, Empire, Biedermeier bis zur Neuzeit. Tolle Doku!

REUFSTECKS TOP 5

1. Switch Reloaded (ProSieben)
Wer, aus welchen Gründen auch immer, nur eine einzige Fernsehsendung pro Woche anschauen will, sollte sich für die TV-Parodie Switch Reloaded entscheiden. Da sind nämlich alle anderen drin. Wer diese anderen Sendungen kennt, findet es zum Brüllen komisch, und wer die anderen nicht kennt, erfährt auf diese Weise, was sonst noch so im Fernsehen läuft. Gute Gags, perfekte Gestik und geniale Masken machen nur einen Teil des Reizes aus. Switch Reloaded hat das seltene Glück deutscher Comedyshows, dass grandiose Darsteller und hervorragende Autoren gemeinsam an derselben Sendung arbeiten.

2. Zapping international (arte)
Im Prinzip so ähnlich wie Switch Reloaded, nur ohne Parodien. Man bekommt eben mit, was anderswo gezeigt wird. Zapping international stellt samstags mittags interessante Fernsehformate aus anderen Ländern vor, die noch nicht für den deutschen Markt adaptiert wurden. Es geht um ein Land pro Folge, und manchmal ist es gleichermaßen erstaunlich und erschütternd, wie viel mutiger als in Deutschland Fernsehmacher in anderen Ländern sind, von denen man es gar nicht erwartet hätte. Wer diese Sendung sieht, muss also nicht mal mehr in Urlaub fahren. Es sei denn, Sie gehören zu diesen merkwürdigen Menschen, die sich sogar im Urlaub vom Fernseher wegbewegen.

3. Pastewka (Sat.1)
Rudi Carrell hat den Deutschen vorgemacht, wie man sich selbst zum Opfer der eigenen Witze machen kann. Das ist lustig und steigert die Sympathie. Bastian Pastewka bringt diese Fähigkeit auf ein völlig neues Humorniveau. Seine Mitspieler dürfen ihn nach Herzenslust beschimpfen, während er das sozial inkompetente, egoistische Ekel mimt. Die tollen Beziehungsszenen mit Bastian und seiner Freundin Anne kamen in der dritten Staffel etwas zu kurz, aber das enthebt Pastewka nicht von seinem Status als bester deutscher Sitcom.

4. Dr. House (RTL)
Sechs Millionen Zuschauer können irren. Dafür gibt es viele Beispiele. Oft können sogar zwölf Millionen irren. Doch die bis zu sechs Millionen, die jede Woche Dr. House schauen, haben Recht. Ich genieße die Seltenheit, dass mal eine meiner liebsten Serien zu den großen Publikumserfolgen zählt.
In diesem Herbst habe ich mir auf DVD 70 Folgen innerhalb weniger Wochen angesehen. Eine Serie, die mich auch in dieser Schlagzahl immer noch zum lauten Lachen bringt, muss etwas Besonderes sein.

5. Boston Legal (Vox)
Denny Crane.
Es gibt noch andere gute Sendungen, die einen Platz auf der Liste verdient hätten: Hart aber fair, Prison Break, Pssst…, Schlag den Raab, die Tatorte mit Axel Prahl und Jan-Josef Liefers, vielleicht sogar Born To Cook. Doch Boston Legal hatte ich vergangenes Jahr schon auf meiner Fünferliste, und es soll bloß niemand auf die Idee kommen, die Serie sei auch nur einen Deut schlechter geworden.
Denny Crane. 
 

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Michael, 31. Dezember 2007, 15:00.

Brot und Spielfilme

Anlässlich der TV-Premiere des Spongebob-Squarepants-Films (20.15 Uhr auf ProSieben) präsentieren wir heute eine Liste der fünf abwegigsten Fernsehcharaktere:

  1. Ein depressives Kastenbrot (Bernd, das Brot)
  2. Kot (Mr. Hankey, der Weihnachtskot in South Park)
  3. Der 1000 Jahre alte sprechende Kopf von Al Gore in einem Einmachglas (gespielt von Al Gore; konserviert in Futurama)
  4. Ein Schwamm in Quadrathosen (Spongebob Schwammkopf)
  5. Horatio Cane (CSI: Miami)
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Michael, 23. Dezember 2007, 09:03.

Streiklustige Typen

Fünf Monate dauerte der letzte Streik der amerikanischen Film- und Fernsehautoren im Jahr 1988, und noch heute sind viele Autoren der Meinung, im Streit um die Beteiligung an Gewinnen aus Videoverkäufen damals zu früh eingeknickt zu sein. Um genau diesen Punkt geht es auch diesmal im Wesentlichen, nur dass aus den damals unbedeutenden Kaufvideos heute DVDs und Internetportale geworden sind, die eine immer größere Rolle spielen, während die Einschaltquoten für Fernsehausstrahlungen durch die Bank rückläufig sind.

Bei fiktionalen Produktionen wird man den Streik erst später spüren. Viele Episoden sind bereits fertiggestellt und müssen nur noch gesendet, andere schon geschrieben und müssen nur noch gedreht werden. In etlichen Monaten kann es aber sein, dass aktuelle Staffeln zum Beispiel von Dr. House, CSI: Miami oder Boston Legal nach deutlich weniger als den sonst üblichen 24 Folgen zu Ende gehen. Besonders merkwürdig wäre das im Fall von 24.

Sofort betroffen sind die Late-Night-Shows, die auf täglich frisches Material ihrer Autoren angewiesen sind. Ohne sie sei er nicht lustig, sagte Marktführer Jay Leno, suggerierend, im Normalfall sei er es. Leno, David Letterman, Jon Stewart, Conan O’Brien, Craig Ferguson, Jimmy Kimmel und Stephen Colbert haben ihren aktuellen Betrieb sofort eingestellt, bis auf Weiteres werden Wiederholungen gezeigt. Doch irgendwann werden sie wieder auf Sendung gehen, und dann wird es spannend, was sie zu senden haben. Den kleinsten Schaden könnte David Letterman davon tragen, dessen Show schon im Normalfall aus vielen absurden Situationen besteht, die einfach nur fragende Blicke ins Fernsehgerät verursachen.

Von Juni bis August 1988, nach einer dreinhalb Monate langen Auszeit, füllte er während des Autorenstreiks mit den folgenden Maßnahmen Sendezeit. Wie es sich für Letterman gehört, sind sie in eine Top-10-Liste gegliedert.

  1. David Letterman ließ sich von einem Frisör rasieren.
  2. Er ließ sich einen Anzug schneidern. (Special Event. Konnte man fünf Tage lang ausschlachten.)
  3. Er toastete Brotscheiben und warf sie ins Publikum. Gemeinsam mit seinem Gast John Cleese bestrich er sie mit Marmelade. Der Toaster war das Geschenk des Senders NBC anlässlich seiner 1000. Sendung.
  4. Live-Übertragung per Satellit der Geschehnisse in einem Waschsalon.
  5. Live-Übertragung per Satellitaus einem feinen Restaurant, in dem NBC-Chefs speisten, um zu zeigen, wie sie auf ihre tollen Ideen kommen.
  6. Ein Video zeigte den Präsidentschaftskandidaten Michael Dukakis, der seinen Rasen mähte.
  7. Late-Night-Ikone Johnny Carson persönlich erteilte David Letterman die Erlaubnis, sein Spiel „Stump The Band“ zu stehlen, bei dem Zuschauer aus dem Publikum versuchen mussten, sich von der Studioband Lieder zu wünschen, die niemand kennt.
  8. 14 Minuten Pantomime.
  9. Live-Übernahme von Lokalnachrichten eines anderen Senders.
  10. David Letterman versuchte sich an einer Wettervorhersage vor einer echten Wetterkarte der NBC-Nachrichtenredaktion und erinnerte damit an den Beginn seiner Karriere, als Letterman als Wettermann eines Lokalsenders in Indiana Hagelkörner in der Größe von Dosenschinken vorhersagte und einem tropischen Sturm zur Beförderung zum Hurrikan gratulierte.
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Michael, 6. November 2007, 20:58.

Schlanke, weiße New Yorker Mittdreißiger

„Jemand sollte sich wirklich mal hinsetzen und die Eigenschaften aller aktueller TV-(Haupt-)Charaktere statistisch erfassen und die häufigsten Merkmale auflisten“, schreibt Sascha… — und tut es gleich selbst. Sehr amüsant!

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Michael, 17. Oktober 2007, 15:27.
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