Looney Tunes Reloaded

Vergessen Sie Roadrunner und den Kojoten, Bugs Bunny und Elmer Fudd. Jon Stewart und Stephen Colbert bringen den Verfolgungscartoon ins 21. Jahrhundert!

Die folgende Szene lief gestern Abend sendungsübergreifend in der Daily Show (erste Minute) und im Colbert Report (Rest) im amerikanischen Comedy Central. Handlung: Stephen Colbert will sich sein Geld von Jon Stewart zurückholen. Aber das ist ja eigentlich auch egal.

 

Michael, 31. Januar 2012, 11:57.

„You can’t get away with **** on CNN“

Jon Stewart ist in seiner Daily Show so oft so gut, dass man eigentlich andauernd Videos daraus zeigen möchte, was man dann aber auch nicht möchte. Aber seine aktuelle Abrechnung mit dem, was CNN so unter Journalismus versteht, ist dann doch ein besonders zu würdigender Höhepunkt der ersthaft-komischen und komisch-ernsthaften Medienkritik:
 

The Daily Show With Jon Stewart Mon – Thurs 11p / 10c
CNN Leaves It There
www.thedailyshow.com
Daily Show
Full Episodes
Political Humor Ron Paul Interview

[via Netzfeuilleton]

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Stefan, 13. Oktober 2009, 22:32.

Bewiesen: Barack Obama ist Cliff Huxtable!

Denken Sie mal darüber nach: Barack Obama aus dem Weißen Haus und Cliff Huxtable aus der Bill Cosby Show sind beide mit heißen Anwältinnen verheiratet, arbeiten in Büros auf der Westseite ihrer Häuser, und beide haben unrealistisch süße Töchter.

Wyatt Cenac zeigt in der Daily Show with Jon Stewart weitere Beweise und erklärt, was es für die voraussichtliche Dauer von Barack Obamas Amtszeit bedeutet, dass die Bill Cosby Show genau acht Jahre währte.

Michael, 21. Mai 2009, 18:06.

Neuer Anstrich fürs Weiße Haus

Heute wird Barack Obama neuer US-Präsident. Dass er von seinem Vorgänger noch viel lernen muss, verdeutlichte Jon Stewart vergangene Woche.

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Michael, 20. Januar 2009, 00:05.

Der US-Comedy-Wahlkampf (2)

Es wäre gut für die Show, wenn nur ein Kandidat teilnähme. Das mag dann kein so gutes Zeichen für unser Land sein, aber wenn es darum geht, eine Satire zu produzieren, wäre es ein Geschenk.

Es ist Freitagmittag, und noch immer steht nicht fest, ob die erste Debatte der amerikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain und Barack Obama heute Abend überhaupt stattfindet. Sie ist für heute Abend geplant, und Obama bleibt bei seiner Zusage, während John McCain erst einmal die Finanzkrise lösen will, das sei jetzt wichtiger. Obama kontert, wer Präsident sein wolle, müsse sich notfalls mit mehreren Dingen gleichzeitig beschäftigen können.

Das obige Zitat aus einem aktuellen Variety-Artikel stammt von NBC-Latenight-Chef Rick Ludwin, als solcher u.a. verantwortlich für den Sketch-Show-Klassiker Saturday Night Live, eine Sendung, die morgen Abend recht kurzfristig auf den Verlauf des TV-Duells reagieren muss. Würde Barack Obama tatsächlich als einziger Kandidat erscheinen, schriebe sich die Show quasi von selbst.

Doch auch ohne eine solche Sensation ist der Wahlkampf gut für die Comedyshows. Seit er begonnen hat, also vor gefühlten drei Jahren, müssen sich die Autoren nicht nur um mangelnde Themen, sondern auch um mangelndes Zuschauerinteresse keine Sorgen machen. Politikverdrossenheit hin oder her, wenn sich jemand über den Wahlkampf lustig macht, sind die Zuschauer dabei. Variety berichtet, die Zuschauerzahlen von Saturday Night Live seien im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent höher, und führt das u.a. auf die gelungenen Parodien der republikanischen Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin zurück, gespielt von der mehrfachen Emmy-Gewinnerin Tina Fey. Hier zu sehen an der Seite von Hillary Clinton (Amy Poehler). (Noch eine Zusatzinformation: Sketche in Saturday Night Live sind meistens lustig und fast immer deutlich zu lang.)

Und die Daily Show with Jon Stewart (in Deutschland dienstags bei Comedy Central), die ihren Durchbruch während der verkorksten Präsidentschaftswahl vor acht Jahren hatte, fuhr laut Variety vergangene Woche die bisher höchsten Einschaltzahlen ihrer Geschichte ein.
Der Wahlkampf ist Comedy-Gold, und wenn ein Kandidat ankündigt, seinen Wahlkampf aus aktuellem Anlass auszusetzen, dann trotzdem.

Die Kandidaten selbst machen sich unterdessen zumindest in den Comedyshows etwas rarer. Im Vorwahlkampf noch hatten sie an allen erdenklichen Gags teilgenommen (wir berichteten), jetzt begeben sie sich eher in ihre Rolle als seriöse Kandidaten und streuen nur noch beiläufig kleine Witzchen ein. John McCain trat zuletzt vor einem Monat in der Tonight Show with Jay Leno auf, als Sarah Palin noch nicht als seine Vize-Kandidatin feststand und er andeutete, Leno könnte es werden.

Barack Obamas letzter großer Entertainment-Auftritt war vor zwei Wochen in der Late Show with David Letterman . Er sprach eine halbe Stunde lang sehr ernsthaft über Terror, Sarah Palin, Bill Clinton und die wirtschaftliche Lage, musste aber auch Lettermans Frage beantworten, ob er nicht Angst habe, dass seine 87-jährige Oma jemanden wähle, der eher in ihrem Alter ist. Obama: „Ich habe sie zu ihren Bridge-Partnern geschickt. Sie soll versuchen, ein paar Stimmen aus dieser Zielgruppe für mich zu gewinnen!“

Update 18.30 Uhr:
John McCain hat mittlerweile seine Teilnahme am TV-Duell zugesagt. Abgesagt hat er dagegen sehr kurzfristig seinen geplanten Auftritt bei David Letterman am Mittwochabend (Danke an Armin für den Hinweis in den Kommentaren und den Link), ebenfalls wegen der Finanzkrise. Er könne nicht an der Show in New York teilnehmen, er müsse dringend nach Washington. Blöd für ihn, dass Letterman, der dringend einen Ersatzgast brauchte, stattdessen eben einen prominenten Obama-Unterstützer einlud. Blöd auch, dass McCain zu der Zeit, zu der er eigentlich in Lettermans Studio verabredet war, sich in Wirklichkeit in einem anderen Fernsehstudio in New York aufhielt und für ein Interview bereit machte. Nach Washington flog er erst am nächsten Morgen. Und erst recht blöd, dass dieses Interview beim gleichen Sender stattfand, bei dem auch Letterman arbeitet, und Letterman die hauseigenen Kameras zeigen ließ, wie McCain gerade für dieses andere Interview geschminkt wurde.

Hier sind die Höhepunkte aus Lettermans wütenden, sendungsfüllenden Reaktionen:

Michael, 26. September 2008, 13:18.

Total perveze Videos aufgetaucht!

So kündigte Jon Stewart in der Daily Show vergangenen Donnerstag seinen Talkgast an:

Mein Gast heute Abend ist Ben Stiller. Er hat ein faszinierendes Buch darüber geschrieben, wie die Bush-Regierung uns unter Vortäuschung falscher Tatsachen in den Irak-Krieg geführt hat.

In Wirklichkeit war Stiller natürlich da, um Werbung für seinen neuen Film zu machen, doch Stewart ergänzte voller Selbsterkenntnis:

Das scheint ja die einzige Möglichkeit zu sein, wie man noch in diese Show eingeladen wird.

Heute Abend um 23.30 Uhr zeigt Comedy Central wieder die deutsch untertitelte „Global Edition“ der Daily Show with Jon Stewart.

In den USA ist diese Woche Sendepause, damit sich das Team auf den Nominierungsparteitag der amerikanischen Demokraten in Denver vorbereiten kann, von wo die Comedyshow nächste Woche gesendet wird. Derweil arbeiten die Verantwortlichen für den Internetauftritt der Show trotz Pause weiter aktuell: Anlässlich des Rücktritts des pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf hob das Team noch einmal das Video einer Show von vor zwei Jahren auf die Startseite, als Musharraf als erstes amtierendes Staatsoberhaupt Gast in der Daily Show war.

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Michael, 19. August 2008, 06:35.

Tägliche Show endlich wöchentlich!


Plakat an der Fassade von Jon Stewarts Studio in New York

Hier. Oder hier. Oder zur Oscar-Verleihung.  Oder danach. Was ich damit sagen will: Über Jon Stewart wurde wirklich schon oft geschrieben, dessen amerikanische Daily Show with Jon Stewart online auf www.thedailyshow.com oder jedes Wochenende als „Global Edition“ auch hierzulande mehrfach bei CNN zu sehen ist. Die einzige Ausrede, sich das nicht anzuschauen, mag bisher die Sprachbarriere gewesen sein. Damit ist jetzt Schluss.

Endlich hat Comedy Central auch ein deutsches Nachrichtenquartier. Ab heute zeigt der gleichnamige deutsche Sender jeden Dienstag die Daily Show with Jon Stewart – Global Edition mit deutschen Untertiteln, einen Best-of-Zusammenschnitt der vier Ausgaben, die in der Vorwoche in den USA gezeigt wurden. Und zwar im Fernsehen!

The Daily Show with Jon Stewart (Global Edition) – dienstags um 23.30 Uhr bei Comedy Central.

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Michael, 22. Juli 2008, 06:46.

Die Puff-Schmach

Einer der Vorteile, nicht vor dem Fernseher, sondern direkt im Studio Sendungen wie Late Show with David Letterman oder The Daily Show with Jon Stewart zu erleben, ist der, dass man endlich mal alles kapiert, was die Herren von sich geben. Letterman und Stewart lieben es, zu Beginn der Sendung kurze Bemerkungen zu machen, die sich auf etwas beziehen, das vor der Sendung geschehen ist, beim Warm-Up mit dem Studiopublikum. Bemerkungen, die außer für Menschen im Studiopublikum für niemanden so recht nachzuvollziehen sind.

Vor fast fünf Jahren lief ich den New York City Marathon. Es war das Jahr, in dem Sean Combs alias Puff Daddy alias P. Diddy ebenfalls mitlief – und ein paar Minuten vor mir im Ziel ankam.

Weil Jon Stewart wenige Tage später vor der Sendung sein Publikum fragte, ob jemand am Marathon teilgenommen habe, erzählte ich ihm von dieser Schmach. Fünf Minuten später in der Sendung erzählte er es gleich weiter.

Und warum berichte ich das so viele Jahre später?

Erstens, weil es immer einen Hinweis wert ist, dass das Komplettarchiv aller bisherigen Folgen der Show mit Jon Stewart kostenlos online zum Anschauen bereitsteht.

Und zweitens natürlich, weil „New York für Fern-Seher“, das Buch mit vielen weiteren Anekdoten über Fernsehshows in New York, Tipps, wie man an Tickets kommt, und Wegbeschreibungen zu bekannten TV-Schauplätzen hier geradewegs auf Ihre Bestellung wartet.

Oder Sie gewinnen es einfach.

Unser Spiel läuft noch bis Freitagmittag um 12.00 Uhr.

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Michael, 27. März 2008, 22:29.

Chefstewart wieder an Bord

Zwei Tage nach der Oscar-Verleihung in Hollywood, mit einer tollen Moderatorenleistung von Jon Stewart, aber überwiegend Gewinnern, die im Kino keine Kassenschlager waren, und mit der niedrigsten Einschaltquote, die eine Oscar-Verleihung jemals hatte (32 Millionen Zuschauer in den USA), moderierte Jon Stewart wieder seine eigene Show aus New York, in der Korrespondent John Oliver ein Oscar-Resümee zog. Und gar nicht mehr aufhörte.

(Folgt Übersetzung. Wer gleich zum Video springen will: darunter).

John Oliver: „Es war eine magische Nacht, Jon, und wenn ich es sagen darf, deine Leistung war grandios!“

Jon Stewart: „Das ist sehr nett von dir, John, vielen Dank.“

Oliver: „Viel besser als die Drecksveranstaltung vor zwei Jahren.“

Stewart: „John, das war auch ich.“

Oliver: „Oh ja, das warst du. Aber das jetzt war die Trendwende! Und das sage nicht nur ich! Das sagen einvernehmlich die Millionen und Abermillionen Menschen auf der ganzen Welt, die davon gelesen haben.“

Stewart: „Und es gesehen haben.“

Oliver: „Nein, nur davon gelesen haben. Gesehen hat es niemand.“    

Stewart: „Nun, es waren vielleicht nicht die Oscars mit der höchsten Einschaltquote aller Zeiten…“

Oliver: „Nein, das war es nicht. Es sei denn mit ‚höchsten‘ meinst du ‚niedrigsten‘. In dem Fall war es das. Die niedrigste. Oder am wenigsten hohe. Ist es das, was du gemeint hast, Jon? Die niedrigste? Denn das war’s. Die niedrigste Oscar-Einschaltquote. Jemals. Aller Zeiten.“

Stewart: „Um fair zu sein…“

Oliver: „Es ist schon fast lustig, wenn man mal darüber nachdenkt.“

Stewart: „Wieso?“

Oliver: „Beim letzten Mal warst du furchtbar! Und Millionen und Abermillionen haben es gesehen! Aber wenn du eine gute Leistung abgibst, verschwindet sie in der Atmosphäre, um lediglich in der Zukunft für einen kurzen Moment in Oscar-Clip-Montagen zu existieren.“

Stewart: „Welch eine Ironie.“

Oliver: „Ich meine, vor zwei Jahren, mit der ganzen Welt als dein Publikum, gabst du eine Vorstellung wie im Kabelfernsehen ab. Und am Sonntag, mit einer Weltklasseleistung, hattest du Quoten wie im Kabelfernsehen. Es muss wirklich erschütternd sein.“

Stewart: „Man hat das Publikum nicht unter Kontrolle.“

Oliver: „Nein, das hast du offensichtlich nicht.“ (Zieht einen Zettel mit Vergleichswerten in verschiedenen Zielgruppen aus der Tasche.) „Erwachsene 18 bis 24: minus 15 Prozent. Frauen 34 bis 54: minus 28 Prozent. Menschen, die dich kennen im Alter von 18 bis 49: minus 72 Prozent.“

Stewart: „Ich verstehe…“

Oliver: „Menschen, die dich geboren haben: minus 100 Prozent.“

Stewart: „Das ist nicht wahr! Sie sagte, sie hat’s gesehen!“

Oliver: „Die Quoten sagen Nein.“

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Michael, 27. Februar 2008, 16:30.

Chefstewart Oscar

In der Nacht zum Montag wird Jon Stewart zum zweiten Mal die Oscar-Verleihung moderieren. Bei seinem ersten Engagement vor zwei Jahren fehlte ihm der Biss, war er angenehm unprätentiös, glänzte er mit feiner Ironie, langweilte er mit Monologen, konnte er den großen Moderationslegenden der Oscar-Verleihung nicht das Wasser reichen und brillierte auf dem Niveau der großen Oscar-Moderationslegenden. Je nachdem, welchem Kritiker man glaubte. Oder man hat es einfach selbst gesehen. Dann war es toll. Aber nur, falls Sie mir glauben.

Jon Stewart selbst fasste die Kritik in seiner eigenen Sendung, The Daily Show with Jon Stewart, zwei Tage später so zusammen:

Ich habe versagt, und ich war großartig. Ich war ein entsetzlich blasierter, unlustiger Erbe von Johnny Carson.

Vor allem die Kritik, Stewarts Oscar-Moderation sei zu unpolitisch gewesen, beruhte auf dem doppelten Missverständnis, die Oscar-Verleihung sei der passende Rahmen für politische Botschaften, und Jon Stewart sei ein Politmoderator. Richtig ist, dass es in seiner Sendung zum größten Teil um Politik geht. Doch die Sendung läuft in den USA auf Comedy Central, und das hat seinen Grund. Die Eigendarstellung auf der Webseite liest sich so:

Ein Moderator, fünf Korrespondenten, null Glaubwürdigkeit.

Wenn Sie die unverdaulichen Abendnachrichten satt haben und die politischen Wortverdreher und Strippenzieher in den 24-Stunden-News-Kanälen nicht mehr ertragen können, verpassen Sie nicht The Daily Show with Jon Stewart, die abendliche halbstündige Sendung unvorbelastet durch Objektivität, politische Integrität oder gar Sorgfalt. (…)

The Daily Show with Jon Stewart – sogar noch besser als informiert zu werden.

Mathias Richling redet auch über Politik… aber der Vergleich hinkt so sehr, dass ich ihn gar nicht erst zu Ende führe.

In den Anfangsjahren warb Jon Stewarts Show zur täglichen Eröffnung mit dem Satz:

Die Show, aus der mehr Amerikaner ihre Nachrichten beziehen… – als es der Fall sein sollte.

Der Slogan wurde schon vor Jahren eingemottet, doch heute beklagen (oder vermelden einigermaßen objektiv) US-Medien immer wieder, er sei inzwischen wahr: Viele Zuschauer nutzten Jon Stewarts Sendung oder andere Late-Night-Shows als vorrangige Informationsquelle anstelle von Nachrichten. Eine Umfrage im vergangenen November nannte die Zahl von 47 Prozent der jungen Erwachsenen.

Fakt ist, dass die Show durchaus einen erkennbaren Informationsgehalt hat, denn jede Pointe benötigt eine inhaltliche Hinführung, und neben etlichen Emmys, Peabodys und anderen Auszeichnungen gewann die Daily Show deshalb den Preis der amerikanischen Fernsehkritiker in gleich zwei Kategorien, die bis dahin als unvereinbar galten: Beste Comedysendung und beste Informationssendung. Und der demokratische Präsidentschaftsbewerber Barack Obama analysierte:

Jon Stewart bringt die Absurdität des Wahlkampfs gut ans Tageslicht, und dadurch haben seine Inhalte manchmal mehr Substanz als in anderen Sendungen.

Jon Stewart spielt das immer herunter. Dem CBS-Journalisten Steve Kroft vom Nachrichtenmagazin 60 Minutes erklärte er den maßgeblichen Unterschied zwischen beider Arbeit:

Ihr überprüft Fakten. Auf diese Idee kämen wir nie.

Dennoch nutzen Politiker die Show gern, um Sympathien zu gewinnen, und Autoren politischer Bücher, um für ihre Neuerscheinungen vor einem jungen Publikum zu werben, das man doch früher für so politisch desinteressiert hielt. Jon Stewart selbst ist dank des selbst gewählten politischen Schwerpunkts seiner Comedyshow, die unter seinem Moderationsvorgänger Craig Kilborn bis 1998 eher Witze über Sport und das Showgeschäft machte, zu einem oft eingeladenen Gast in Sendungen geworden, die sich für „echte“ Politshows halten. Sein berühmtester Auftritt war der in der CNN-Show Crossfire, die ein paar Monate später abgesetzt wurde, was man Stewart teilweise anrechnete. Crossfire war eine krawallige Talkshow, in der zwei Moderatoren gegensätzlicher politischer Gesinnung politische Gäste ins Kreuzfeuer nahmen und ihnen Phrasen abrangen, dabei aber mehr polemisches Theater als sachliche Information boten. Vor der Präsidentschaftswahl 2004 luden sie Jon Stewart ein und griffen ihn an, weil er dem damaligen demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry zu lasche Fragen gestellt habe. Stewart feuerte zurück:

Wenn Sie Ihre Show mit einer Comedyshow vergleichen wollen – sehr gern! – Sie sind bei CNN. Mein Vorprogramm sind Puppen, die Telefonbelästigung machen. Sie haben eine Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit! Und sie versagen erbärmlich. Es ist nicht nur so, dass Ihre Show schlecht ist. Sie schadet Amerika. Hören Sie damit auf.

Die ebenso selbstgerechten wie überforderten Moderatoren standen so schlecht da, dass sie nach dieser Live-Sendung jegliche Glaubwürdigkeit verloren hatten. Wenig später wurde ihre Absetzung bekannt gegeben. Das Video der Sendung, das seit der Ausstrahlung im Internet kursiert, wurde laut Wikipedia rund vier Millionen Mal angesehen. Die eigentliche Fernsehsendung hatte nicht einmal eine Million Zuschauer.

Der tatsächliche Einfluss der Daily Show with Jon Stewart wird dennoch überbewertet: Wäre er so groß, wie viele Medien behaupten, hätte George W. Bush niemals für eine zweite Amtszeit zum Präsidenten gewählt werden können, denn niemand war häufiger das Ziel von Jon Stewarts pointierter politsatirischer Kritik.

Verstanden hatte das offenbar Benazir Bhutto. Kurz vor ihrer Ermordung hatte die pakistanische Oppositionsführerin noch ein Buch geschrieben, das ihr langjähriger Vertrauter Mark Siegel vergangene Woche bei Jon Stewart vorstellte und dabei erzählte, wie er sich aufgeregt habe, als der pakistanische Präsident Pervez Musharraf bei Jon Stewart zu Gast war. Wie könne man denn diesem Diktator ein Forum bieten? Benazir Bhutto habe zu ihm gesagt:

Entspann dich. Es ist eine Comedy-Show!
   

Ach ja, und zur Oscar-Verleihung gibt’s in der Nacht zum Montag hier wieder Live-Senf.

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Michael, 23. Februar 2008, 13:09.
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