Fahrradkette
Die Harald Schmidt Show ist Geschichte. Mal wieder. Aber diesmal wahrscheinlich endgültig. Denn wo hätte Schmidt mit seiner Show nach Sky noch senden können? Außer vielleicht in diesem Internet, von dem man so viel hört. Dort, wo die letzte Show gestreamt wurde, damit wenigstens zum Abschied noch einmal ein paar Menschen auch außerhalb des Sky-Abonnentenkreises die Gelegenheit hatten, zuschauen zu können.
„Danke, dass Sie eingeschaltet haben. Wäre schön gewesen, wenn Sie es auch in den letzten drei Jahren mal gemacht hätten“, sagte Schmidt sinngemäß, sprach aber später von 19 fantastischen Jahren.
Dass die Harald Schmidt Show in den letzten 11 dieser 19 Jahre kaum noch eine Rolle spielte, ist seine eigene Schuld. Zu spät erkannte er, dass Late Night und sonst nichts seine Berufung ist. Er wäre in der Lage gewesen, dem Genre auch in Deutschland einen Stellenwert zu geben, den es in den USA hat. Aber gerade, als er seine Show nach acht Jahren nicht nur etabliert, sondern auch zu einem Erfolg gemacht und die Anzahl der wöchentlichen Sendungen von vier auf fünf erhöht hatte, warf er Ende 2003 hin. Ein Late-Night-Format lebt von der Regelmäßigkeit und der Sehgewohnheit. Eine solche Sendung nicht zu sehen, ist auch eine Gewohnheit. Harald Schmidt gab den Zuschauern ab 2004 viel Gelegenheit, sich daran zu gewöhnen, seine Sendung nicht zu sehen. Indem erst ein ganzes Jahr lang gar nicht gesendet wurde und danach über viele Jahre an mindestens vier Tagen in der Woche und vier Monaten im Jahr ebenfalls gar nicht. Denn irgendwann war schließlich immer Sommerpause, Fernsehpreis, Satire-Gipfel, Montag, Freitag oder Schmidt & Pocher. Richtig, Schmidt & Pocher. Noch zwei Jahre, in denen die regelmäßige Harald Schmidt Show aussetzte. Zwei weitere Jahre für viele der verbliebenen Fans zur Abgewöhnung.
Schmidt hat uns sich selbst über viele Jahre schrittweise abgewöhnt. Auf diese Weise ist es klar, dass man nicht ewig auf Sendung bleiben kann. Für kaum noch jemanden wird sich nach dem Ende seiner Sendung eine Gewohnheit ändern.
Hätte er Ende 2003 einfach weitergemacht, könnte er jetzt vielleicht noch unverändert fünfmal pro Woche in Sat.1 auf Sendung sein und wäre die Instanz, von der sich Deutschland vor der Bettruhe das Tagesgeschehen durch den Kakao ziehen lassen. Oder durch das deutsche Wasser. Das wäre schön gewesen. Dann hätte es ganz allein in seiner eigenen Entscheidung gelegen, ob und wann er abtritt.
Falls er abtritt.
Zum Ende der letzten Sendung wurde jedenfalls noch mal die Ticket-Hotline eingeblendet.