Viele Veränderungen hat die Emmy-Verleihung in den vergangenen Jahren durchgemacht (mal abgesehen von immer denselben Nominierten und Preisträgern), weil die Quoten über mehrere Jahre rückläufig waren und man mit aller Gewalt gegensteuern wollte. Eine Konstante ist zum Glück geblieben: Die witzigen kleinen Filmchen, in denen sich die Late-Night-Autoren namentlich vorstellen, die in der Kategorie „Beste Autorenleistung in einer Comedy-/Varietyshow“ nominiert sind. Die Filme werden von den jeweiligen Teams der nominierten Sendung selbst beigesteuert.
Wir blicken auf die vergangenen vier Jahre zurück.
ProSieben ist in diesem Jahr etwas konsequenter, was die Emmy-Verleihung angeht. Statt einfach nur aus Unlust oder Inkompetenz einzelne Preise oder Gags zu unterschlagen, indem zu früh aus der Live-Übertragung ausgestiegen oder zu spät wieder eingeblendet wird, zeigt ProSieben die ganze Veranstaltung dieses Jahr einfach gar nicht.
Hier im Fernsehlexikon gibt’s trotzdem heute Nacht Live-Zeugs.
Im deutschen Fernsehen wird die Verleihung ab 2 Uhr bei einem Sender namens TNT Serie übertragen.
2.o1 Uhr: Die Show eröffnet mit einer Musicalnummer, in der Neil Patrick Harris die Zuschauer singend auffordert, die Fernbedienung aus der Hand zu legen. Ich nehme die Fernbedienung in die Hand und stelle lauter.
2.05 Uhr: Die Show läuft seit fünf Minuten, und Harris stellt fest: „Wir hängen bereits 27 Minuten.“ Außerdem erklärt er seinen Job: „Ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass alles glatt läuft. Ich hoffe, Kanye West mag 30 Rock.“
Das Orchester ist diesmal auf der Bühne zu sehen. Harris: „Normalerweise sitzen die im Graben. Heute können Sie sie sehen, und dann sehen Sie, warum sie somnst im Graben sitzen.“
Die Verleihung ist diesmal in fünf große Blöcke nach Genres geteilt. Es geht los mit allen Preisen aus dem Bereich Comedy.
2.13 Uhr:Beste Nebendarstellerin Comedy wird Kristin Chenoweth aus Pushing Daisies und weint sich durch die Dankesrede. Frau Chenoweth hat schon eine extrem quietschende Stimme, wenn sie nicht weint, aber diese Rede jetzt können wohl nur noch Hunde hören.
2.21 Uhr: John Hodgman spricht heute die informierenden Off-Texte über die Gewinner, während sie aus dem Pulikum auf die Bühne treten. Als er kurz vorgestellt wird, erklärt er, das meiste zu erfinden. Und das tut er tatsächlich. Nie waren diese kurzen, beiläufigen Texte lustiger.
2.23 Uhr:30 Rock gewinnt seinen ersten Preis für heute, fürs Drehbuch. Keine Überraschung, vier der fünf Nominierten waren Autoren von 30 Rock.
Neil Patrick Harris kommt nicht so gut an, wie ich erwartet hätte, nachdem er für seine Moderation des Musical-Preises Tony viel gepriesen worden war. Ich finde ihn lustig, aber das Publikum ist recht still. Harris merkt das auch: „Der Abend hätte sich in zwei Richtungen entwickeln können. Momentan entwickelt er sich in die zweite.“
2.26 Uhr: Bester Nebendarsteller Comedy: Jon Cryer in Two And A Half Men.
2.34 Uhr: Justin Timberlake präsentiert den Preis für die beste Comedy-Hauptdarstellerin und überreicht ihn an Toni Collette für United States of Tara.
2.38 Uhr: Voll von gespieltem Sarkasmus gratuliert Neil Patrick Harris nachträglich seinem Kollegen Jon Cryer. In dessen Kategorie war auch Harris selbst nominiert. Nur um sicher zu gehen, lässt er sich von Cryer nochmal den Umschlag mit dem Namen des Gewinners zeigen.
2.42 Uhr: Bester Comedy-Regisseur: Jeff Blitz von The Office. Off-Sprecher Hodgman erfindet: „Als er von seiner Nominierung erfuhr, küsste er Angelina Jolie und ging wieder ins Bett.“
2.50 Uhr: Bester Comedy-Hauptdarsteller: Alec Baldwin in 30 Rock.
2.54 Uhr: Aha: Genre-Fünfteilung hin oder her, der wichtige Preis für die beste Comedy-Serie kommt doch erst am Ende der Übertragung. Jetzt läuft aber noch eine kurze Trickfilm-Zuspielung der nominierten Serie Family Guy. Es ist das erste Mal seit Familie Feuerstein, dass eine Trickserie als beste Comedy nominiert ist. Baby Stewie befragt den sprechenden Hund Brian, welche Serie den Emmy bekommen sollte. Brian findet How I Met Your Motherhabe den Preis verdient, Neil Patrick Harris sei grandios. Nach einer ausführlichen Jack-Bauer-Folter durch den Kleinen sieht der Hund ein, dass natürlich Family Guy gewinnen müsse. Brutal lustig.
3.00 Uhr: Wir sind im Reality-Teil angekommen. Jeff Probst gewinnt als bester Moderator für Survivor und beglückwünscht Neil Patrick Harris zu dessen Leistung: „So moderiert man die Emmys!“ Er ist also einsichtig. Probst und vier Reality-Kollegen waren vergangenes Jahr als Emmy-Moderationsquintett gescheitert.
3.08 Uhr:The Amazing Racegewinnt zum siebten Mal den Emmy als beste Reality-Spielshow. Seit es diese Kategorie gibt, hat noch nie eine andere Sendung gewonnen. Das dritte Jahr in Folge schreibe ich im Wortlaut diesen Satz und erhöhe lediglich die Zahl.
Ein schöner Running Gag des Abends ist, dass Harris die Laudatoren ankündigt mit „Sie kennen ihn als…“ und dann frühe Nebenrollen nennt, an die sich kein Mensch erinnert.
3.13 Uhr: Wir sind in der Filmkategorie angekommen. Die großen US-Sender zeigen aber keine eigenproduzierten Filme mehr, also so ähnlich wie es die deutschen Sender mit eigenproduzierten Serien halten. Es gewinne deshalb in der Regel Pay-TV-Produktionen. Deshalb muss man sich als Deutscher keine Gedanken machen, wenn man keinen der Filme gesehen hat: Die Amerikaner haben es auch nicht.
3.30 Uhr: Zum ersten Mal dürfen die (echten) Emmy-Buchhalter auf der Bühne erklären, wie die Stimmen der Juroren ausgewertet werden. Zu blöd, dass ausgerechnet währenddessen sich der böse Dr. Horrible mit seinem Videoblog ins Programm hackt.
Harris spielte die Rolle des Superschurken Dr. Horrible bereits in dem mehrfach ausgezeichneten Web-Musical „Dr. Horrible’s Sing-Along Blog“. Er erklärt das Fernsehen für tot, denn „warum solle man Filme so groß sehen, wenn man sie auch so groß sehen kann?“ (Das Fernsehbild schrumpft auf ein kleines Kästchen in der Bildmite zusammen.) Außerdem sehe man Filme im Internet ohne die lästigen Unter… (buffering… buffering… buffering…) brechungen. Als dem bösen Videoblogger der Akku ausgeht, sind die Buchhalter zufällig gerade fertig.
3.52 Uhr: Die Variety-Kategorie beginnt mit einem Preis für den Regisseur von American Idol.
3.53 Uhr: Dann kommen die kleinen Filmchen, in denen traditionell die nominierten Autoren der Late-Night-Shows auf skurrile Weise vorgestellt werden. Die Autoren des Colbert Report stellen sich zum eitlen Gruppenfoto vor dem Ed Sullivan Theater in New York auf. Das Theater ist sehr prägnant, denn auf seiner Markise prangt in großen Leuchtbuchstaben der Schriftzug der Show, die dort produziert wird: Late Show with David Letterman. Lettermans Autoren sind ebenfalls nominiert. Ihre Namen werden von Billy Crystal gesungen. Es gewinnen aber die Schreiber der Daily Show with Jon Stewart.
4.02 Uhr: Jimmy Fallon fällt.
4.04 Uhr: Als beste Originalmusik wird Hugh Jackmans Eröffnungssong der Oscar-Verleihung geehrt.
4.08 Uhr: Ricky Gervais übergibt den Preis für die Beste Comedy-/Varietyshow an die Daily Show with Jon Stewart, wie immer. Off-Sprecher John Hodgman, selbst Mitarbeiter der Daily Show, erläutert: „Die Daily Show ist jetzt in ihrem 76. Jahr, sie begann einst auf Comedy Central Radio…“ Es ist der siebte Gewinn in Folge.
Jon Stewart: „Wenn die Oscar-Typen mir ein Lied schrieben, ich würde es singen! Ehrlich!“
4.20 Uhr: Willkommen in der abschließenden Kategorie Drama: Als bester Nebendarsteller gewinnt Michael Emerson für Lost, als beste Nebendarstellerin Cherry Jones als US-Präsidentin in 24. John Hodgman aus dem Off: „Sie ist jetzt die Favoritin für die republikanische Präsidentschaftskandidatur 2012“.
4.25 Uhr: Während in einer Collage aus kurzen Ausschnitten an die Verstorbenen des Jahres erinnert wird und Patrick Swayze mehr Applaus bekommt als Michael Jackson, gibt es Livemusik: Sarah McLachlan singt ihren Hit „I Remember You“.
4.35 Uhr: In der Kategorie „Bestes Drehbuch“ sind fünf Bücher nominiert, vier davon sind von Mad Men-Autor Matthew Weiner. Er verliert also dreimal.
4.40 Uhr: Beste Drama-Hauptdarstellerin: Glenn Close in Damages.
4.49 Uhr: Bester Drama-Hauptdarsteller: Bryan Cranston für Breaking Bad. Er setzt sich u.a. gegen Hugh Laurie durch, hätte aber auch Konkurrenz haben können, die er offenbar mehr gefürchtet hätte: „Ich bin so froh, dass Glenn Close eine Frau ist.“
4.53 Uhr: Fernsehlegende Bob Newhart erzählt von seiner ersten Show vor fast 50 Jahren: „Unsere Einschaltquote lag bei minus sieben. Nicht nur sah niemand zu; auch Menschen, die gar keinen Fernseher besaßen, sagten, wenn sie einen hätten, sie würden nicht zusehen.“
Er übergibt den Preis für die beste Comedyserie wie gewohnt an 30 Rock. Hauptdarstellerin, Autorin und Produzentin Tina Fey bedankt sich beim Chef des Senders NBC, dass ihre Serie noch auf Sendung sei, obwohl sie viel teurer sei als eine Talkshow. Eine bissige Anspielung auf das neue Herbstprogramm von NBC, in dem fünf einstündige Sendeplätze für Serien fehlen und stattdessen eine tägliche Talkshow mit Jay Leno läuft.
5.0o Uhr: Beste Dramaserie: Wie vergangenes Jahr Mad Men.
Das war’s. Es war unspektakulär, aber ganz lustig. Viele Gags lassen sich in der Theorie natürlich schlecht nacherzählen. Vielleicht tauchen ja noch ein paar Videos auf…
Das Fazit hatte Ricky Gervais eigentlich schon eine Stunde vor Schluss auf der Bühne ausgesprochen: „Besser als letztes Jahr, gell?“
Es spricht für die Geistesanwesenheit der Stimmberechtigten, aber nicht so sehr für das deutsche Fernsehen, dass bei den Internationalen Emmy Awards in der vergangenen Nacht die nominierte RTL-Comedy Geile Zeit keine Auszeichnung erhielt, dafür aber eine Serie, die in Deutschland nicht einmal gezeigt (The IT Crowd), dafür aber miserabel nachgemacht wurde (Das iTeam in Sat.1), und eine, die zwar gezeigt wurde, aber kaum jemand gesehen hat (Life On Mars bei Kabel 1.).
Immerhin der Preisträger für das beste Kinder- und Jugendprogramm ist dank Ki.Ka und der Sendung mit der Maus im Ersten auch in Deutschland populär: Shaun das Schaf.
Die Emmy-Verleihung hat dieses Jahr keinen Moderator, sondern fünf. Vor ein paar Jahren hatten sich die Produzenten der Veranstaltung schon einmal gegen einen und für mehrere Gastgeber entschieden, und damals bestand weitgehende Einigkeit darüber, dass es nicht funktioniert hatte. Aber als einst der erste Marathonläufer tot am Ziel zusammenbrach, sagte man sich ja auch: Cool, daraus machen wir einen Massensport!
Es sind die fünf Nominierten einer neuen Kategorie, die heute Nacht beim wichtigsten amerikanischen Fernsehpreis gemeinsam gastgeben: „Beste Moderation einer Realityshow (Wettbewerb)“. Sie heißen Ryan Seacrest (wie im Vorjahr), Jeff Probst, Tom Bergeron, Howie Mandel und Heidi Klum und moderieren hauptberuflich die amerikanischen Versionen von Deutschland sucht den Superstar, Survivor, Let’s Dance bzw. Deal Or No Deal sowie irgendeine Modeshow, aber nicht das Gegenstück zu Gemany’s Next Topmodel.
Ja, Sie haben den richtigen Schluss gezogen: Heidi Klum moderiert auch im US-Fernsehen eine Realityshow, und ja, weil sie das so toll macht, ist sie für einen Fernsehpreis nominiert. Eigentlich müsste man also exakt jetzt bereits die Berichterstattung über diesen Preis einstellen.
Stundenlang werden diese Menschen also diese Gala begleiten, in der Preise an meist gute Serien vergeben werden, die in Deutschland noch nicht laufen und nur einer Minderheit bekannt sind, die wiederum sich dann später, sollten diese Serien jemals hierzulande gezeigt werden, darüber beklagt, wie schlecht sie synchronisiert sind. Aber auch einige Stars aus Erfolgsserien, die auch bei uns populär sind, sind für Preise nominiert oder treten als Laudatoren auf. Wir sind dabei.
2.00 Uhr: Schöne Idee: Bekannte Fernsehgesichter sagen bekannte Sprüche anderer bekannter Fernsehgesichter auf. Daraus könnte man ein prima Zuordnungsquiz machen.
2.01 Uhr: Oprah Winfrey betritt die Bühne und eröffnet die 60. Emmy Awards. Kann ich so früh nach dem Aufstehen schon so viel Gutmensch ertragen?
2.04 Uhr: Drei der fünf Moderatoren erklären laaaang und breeeit, dass sie überhaupt nichts vorbereitet haben und lassen dann Tom Bergeron allein mit Heidi Klum auf der Bühne stehen. William Shatner kommt dazu und reißt Klum die Kleider vom Leib. Jetzt trägt sie nur noch ein fesches Kleid statt des Anzugs von eben.
2.09 Uhr: Tina Fey und Amy Poehler aus Saturday Night Live sagen den besten Nebendarsteller in einer Comedyserie an, begrüßen aber zuerst die Fremdzuschauer, z.B. Menschen in Frankreich, Griechenland, Spanien, Italien, auf dem Mars und Papageien. Fey immer schön in der Landessprache, Poehler mit blöden Akzenten.
Fey: „Du hattest versprochen, du würdest das üben.“
Poehler: „Ich hab gelogen.“
Es gewinnt wie jedes Jahr Jeremy Piven für Entourage.
2.18 Uhr: Alter Ausschnitt aus Seinfeld. Gern. Besser alte Witze als gar keine.
2.21 Uhr: Julia Louis-Dreyfus sagt die beste Nebendarstellerin in einer Comedyserie an. Es gewinnt Jean Smart für Samantha Who?. Sie preist in ihrer Dankesrede zuallererst Hauptdarstellin Christina Applegate.
2.27 Uhr: Sämtliche Desperate Housewivesstehen da und beteuern, dass sie von Beginn an immer eine glückliche, liebende Familie waren. Nur Eva Longoria-Parker sagt: „Mann, seid ihr gute Schauspieler!“
Sie übergeben den Emmy für den besten Nebendarsteller in einer Dramaserie an Zeljko Ivanek für Damages der sich damit u.a. gegen Ted Danson aus derselben Serie durchsetzt.
2.31 Uhr: Der großartige Ricky Gervais tritt auf. Er konnte im Vorjahr nicht kommen, gewann aber damals einen Emmy und reibt es jetzt allen unter die Nase. Mehrfach. Jon Stewart und Stephen Colbert übergaben den Preis damals stattdessen ihrem Freund Steve Carell, von dem Gervais die Trophäe nun einfordert.
2.43 Uhr: Conan O’Brien blickt auf seinen Karrierebeginn zurück, als er Autor für Die Simpsons war: „Als ich Dialoge für Bart Simpson schrieb, wurde mir klar, dass man auch mit einer blöden Frisur und einer Stimme wie ein Mädchen ein Fernsehstar werden kann.“
Er würde den Emmy für die beste Nebendarstellerin in einer Dramaserie an Dianne Wiest für In Treatmentübergeben, aber sie ist nicht da. Also sagt er, Steve Carell bekomme ihn stattdessen.
2.49 Uhr: Der Emmy für die beste Autorenleistung einer Comedy-Varietyshow geht zum ersten Mal an The Colbert Report. Colbert vergibt Hollywood.
2.54 Uhr: Die Moderatoren bleiben langweilig, aber Laudatoren werden immer besser. Steve Martin kündigt einen Ehren-Emmy für Tommy Smothers an (der hatte vor 40 Jahren mal eine Comedyshow, das würde jetzt zu weit führen, aber das Publikum steht geschlossen auf, als er die Bühne betritt). Steve Martin erklärt den Ehrenpreis damit, dass Zeit gefüllt werden müsse. Steve Martin war damals ein junger Autor für die Smothers Brothers Comedy Hour. Noch früher, als Kind, sei er nach der Schule immer nach Hause gelaufen, habe sich schick angezogen und „60. Emmy Awards“ gespielt.
3.03 Uhr: Heidi Klum trägt schon das vierte Kleid des Abends. Und ich dachte schon, sie hätte gar keine Aufgabe. Josh Groban singt ein Medley aus bekannten Titelmusiken, jede etwa acht Sekunden lang. Schöne Idee. Inklusive South Park und Baywatch.
3.20 Uhr:Jon Stewart schreibt Emmy-Geschichte und gewinnt zum sechsten Mal hintereinander den Emmy für die beste Comedy-Variety-Show für The Daily Show with Jon Stewart. Damit zieht er insgesamt mit David Letterman gleich, der aber nur fünf seiner sechs Emmys in aufeinander folgenden Jahren gewann. Seit 1997 hat in dieser Kategorie nun schon niemand mehr gewonnen, der nicht Stewart oder Letterman war.
Stewart: „Ich freue mich schon auf die nächste Regierung, egal, wer sie stellt… Ich habe nichts, um diesen Satz zu ergänzen. Ich freue mich nur wirklich auf die nächste Regierung.“
3.27 Uhr: Hauptdarstellerin Tina Fey bedankt sich für ihren Emmy für die beste Autorenleistung in einer Comedyserie für 30 Rock: „Ich finde es toll, erst Autorin gewesen zu sein und es auch heute noch zu sein. Denn wenn man auf Hochzeiten sagt, man sei Autorin und nicht Schauspielerin, haben die Leute weniger Interesse, mit dir zu reden.“
3.35 Uhr: Christina Applegate bedankt sich für die netten Komplimente, die Christian Slater ihr macht. Sie würden jedoch nichts daran ändern, dass sie ihn im Herbst in den Quoten zerstören würde. Der Gag hinkt, denn ihre Serien Samantha Who? und My Own Worst Enemy laufen zwar am gleichen Tag auf verschiedenen Sendern, aber nicht gleichzeitig, sondern nacheinander.
3.42 Uhr:CSI-Chef William Petersen stellt seinen Nachfolger Lawrence Fishburne vor. Leider pointenfrei, zum Glück aber auch ohne aufgeschnittene Leichen.
3.45 Uhr: Jon Stewart und Stephen Colbert vergeben Film- und Miniserienpreise und sind sich einig: Heute keine Politik. Colbert fängt an, verschrumpelte Trockenpflaumen zu essen. Von denen könne man nie genug bekommen. Runzelige, alte Früchte brächten die nötige Erfahrung mit. Stewart fragt, ob es nach acht Jahren Pflaumen nicht endlich genug sei. Die Namen Bush und McCain fallen kein einziges Mal.
3.55 Uhr: Zwischendurch werden immer wieder Ausschnitte aus alten Fernsehsenmdungen gezeigt, um das Jubiläum der 60. Emmy-Verleihung zu feiern. Jetzt gerade M.A.S.H. Schöne Sache, so eine Art Fernsehmuseum. Wenn die Moderatoren schon langweilig sind.
3.57 Uhr: Fernsehärztin Sandra Oh aus Grey’s Anatomyerklärt, ihre Eltern könnten nicht stolzer sein, es sei denn, sie sei eine echte Ärztin.
4.01 Uhr:The Amazing Racegewinnt zum sechsten Mal den Emmy als beste Reality-Spielshow. Seit es diese Kategorie gibt, hat noch nie eine andere Sendung gewonnen. Es ist das erste Mal, dass eine Sendung sechs Jahre hintereinander in ihrer Kategorie gewinnt, seit vor 41 Minuten zum sechsten Mal The Daily Show gewann.
4.04 Uhr:Tom Hanks, Produzent des Mehrteilers John Adams, muss seine Oscars etwas näher zusammenschieben, denn er gewinnt einen Emmy für die beste Miniserie.
4.12 Uhr: Der 82-jährige Don Rickles bekommt keinen Ehren-Emmy, sondern einen ganz regulären für die beste Einzelleistung in einer Comedy-, Musik- oder Varietysendung. „Das ist ein Fehler. Ich bin seit 55 Jahren in diesem Geschäft, und der größte Preis, den ich bisher gewonnen habe, war ein Aschenbecher.“
Was sonst nur bei Ehrenpreisen geschieht: Das Orchester traut sich nicht, ihn in seiner Dankesrede zu unterbrechen und von der Bühne zu spielen.
4.16 Uhr: Beste Regie einer Dramaserie: Dr. House.
4.25 Uhr: Paul Giamatti erhält den Emmy als bester Film-Hauptdarsteller für John Adams: „Ich bin der beste Beweis, dass jeder einen Präsidenten darstellen kann. Jeder. Wirklich: Jeder.
4.28 Uhr: Der Emmy für den besten Hauptdarsteller in einer Comedyserie geht an Alec Baldwin für 30 Rock. Es ist sein erster Emmy. Die Preise werden jetzt wie am Fließband verliehen. Die Show scheint in verzug zu sein.
4.30 Uhr: Die nächste: Beste Hauptdarstellerin in einer Dramaserie: Glenn Close fürDamages.
Direkt danach auf dem Emmy-Fließband: Estelle Getty, Bernie Mac, George Carlin, Sydney Pollack und die anderen Toten des Jahres. Es scheint niemand mehr zu moderieren. Auch egal. Vielleicht sind Heidi Klum aber auch nur die Kleider ausgegangen.
4.39 Uhr: Kiefer Sutherland verdient sein Geld heute in 24 Sekunden statt Stunden. „Wir sind spät dran“, darf er sagen und hurtig den Emmy für den besten Hauptdarsteller in einer Dramaserie an Bryan Cranston für Breaking Bad überreichen, und weg.
4.43 Uhr: Beste Hauptdarstellerin in einer Comedyserie: Tina Fey für 30 Rock. Sie sei deshalb so gut, weil ihre Regisseure sagten: „Spiel einfach Julia Louis-Dreyfus!“ Louis-Dreyfus sitzt im Publikum und streckt zähneknirschend grinsend die Daumen hoch. Sie war ebenfalls nominiert.
4.47 Uhr: Die fünf Moderatoren sind wieder auf der Bühne versammelt, jetzt als Nominierte in ihrer Reality-Moderatoren-Kategorie. Late-Night-Moderator Jimmy Kimmel macht das, was sonst die Reality-Moderatoren machen: Er siebt allmählich aus, ohne wirklich auszusieben, und vertröstest sie dann bis nach der Werbung.
4.51 Uhr: Es gewinnt Jeff Probst für Survivor.
4.53 Uhr: Ausschnitt aus Mary Tyler Moore mit Mary Tyler Moore und Betty White. Anschließend Auftritt Mary Tyler Moore, die seit dem Ende ihrer Serie vor 31 Jahren keine Nahrung mehr zu sich genommen hat. Niemand hat sich getraut ihr zu sagen, dass sie erst wieder ärmellose Kleider tragen sollte, wenn wieder Fleisch ihre Oberarmknochen umgibt. Betty White kommt dazu. Sie übergeben den Emmy für die beste Comedyserie an das Team von 30 Rock.
4.58 Uhr: Der Abend endet, und zwar pünktlich, mit Tom Selleck, der die Serie Mad Men als beste Dramaserie auszeichnet.
Drei Stunden mögen lang sein, aber ohne die lieblose Fließbandabfertigung in der letzten Dreiviertelstunde hätte man vielleicht noch zwei bis vier unterhaltsame Elemente in der Schlussphase der Show sehen können, die leider alle kurzfristig gekappt wurden.
Vielleicht hätten die fünf Realityhansel auch einfach nur noch weitere Zeit totgeschlagen.