Eine ganze Weile sah es so aus, als sei der Fun-Freitag nicht totzukriegen, weil die Privatsender Sat.1 und RTL den Freitag für den einzig möglichen Tag hielten, „Comedy“ zu senden, ganz gleich, ob noch jemand zusah oder nicht. Dann stellte sich heraus: Der Fun-Freitag ist längst tot, man hat die Leiche nur noch nicht aus dem Zimmer getragen. Eine schlechte Sketch-Comedy nach der anderen müllte das Programm zu, und zwischen den ganzen toten Witzen und dem Gestank verwesender Sketche hatten es dann auch die wenigen Perlen schwer entdeckt zu werden. Wo sollten die Zuschauer für eine einzelne gute Reihe zwischen dem uninspirierten Einheitsbrei herkommen, wenn die Mehrheit den Glauben daran verloren hatte, am „Fun-Freitag“ könne es noch etwas zu lachen geben.
Ab heute bündelt Sat.1 den Spaß. Jetzt werden nicht mehr einzelne Perlen in den großen Saufhaufen geworfen. Stattdessen zeigt Sat.1 ab heute alle guten Freitagserien der vergangenen Jahre hintereinander! Ja, wirklich, alle zwei!
Anke Engelkes Ladykracher und Bastian Pastewkas Pastewka bilden nun einen Block ab 21.15 Uhr, und vielleicht ist das endlich die Lösung. Einzeln taten sich die letzten Staffeln der früher so erfolgreichen Serien schwer, gingen unter, doch wenn es jetzt die Chance gibt, länger als nur eine halbe Stunde am Stück gut unterhalten zu werden, sondern eine ganze, lohnt es sich vielleicht für viele Zuschauer wieder, Sat.1 überhaupt einzuschalten.
Fotos: Sat.1
Beide Serien in gemeinsamen Trailern als Paket zu bewerben, war jedenfalls schon mal eine gute Idee. Ob diese Trailer jemand gesehen hat, ist natürlich fraglich, denn sie wurden überwiegend in Sat.1 gezeigt. Wenn diese Strategie auch nicht aufgeht, sollte Sat.1 den Fun-Freitag endlich aufgeben und allein diese beiden Reihen auf einen neuen Sendetag retten. Zum Beispiel auf Sonntag. Und ihnen gleich neue Namen verpassen, am besten Lady CIS und The Pastewkalist.
Hätte ProSieben nur die erste Folge der neuen Comedyserie Der kleine Mann verschickt, stünde hier jetzt eine ausschweifende Lobpreisung für die originelle Handlung und die witzigen Dialoge. Bjarne Mädel, bekannt als Ernie aus Stromberg, spielt den Elektrofachverkäufer Rüdiger Bunz, der in einem Werbespot mitspielt und dadurch so etwas ähnliches wie prominent wird, was ihm umgehend noch mehr zu Kopf steigt als der Schnaps, für den er wirbt. Aus dem Off, weil ja keine Serie mehr ohne Off-Erzähler auskommt (Sie kennen das aus sog. Büchern), sagt er Sätze wie:
Unsere Beziehung dauert nun schon länger als das Dritte Reich. Und ist meistens auch lustiger.
Und im Elektrofachgeschäft kommt es zu Diagnosen wie dieser, die der alte Chef über einen reparaturbedürftigen Staubsauger erstellt, während er dessen Besitzerin, eine Rentnerin, ansieht:
Ist eben alt. Und alt ist Scheiße. …
Leider hat ProSieben auch die zweite Folge verschickt, die bereits weitgehend ohne Pointen auskommt, dafür mehr Fremdschämmomente enthält, wie man sie aus Stromberg kennt. Kilometer über den Berg sieht man die Peinlichkeiten kommen, und wenn sie da sind, decken sie sich exakt mit der schlimmen Vorstellung, die man gerade noch davon hatte.
Die Macher selbst sind sehr von ihrem Produkt überzeugt. In mehreren Interviews verglichen Hauptdarsteller Mädel und Autor Ralf Husmann ihre Serie mit Seinfeld, was ungefähr so vermessen ist, als vergliche sich ein Realschul-Physiklehrer mit Albert Einstein oder wir unsere kleine Freizeit-Internetseite mit dem Feuilleton der New York Times.
Aber immerhin die erste Folge heute Abend kann ich empfehlen.
Es folgt eine längere Besprechung der neuen Sendung TV-Helden. Für alle, denen das zu viel Text ist, bieten wir vorab eine Kurzfassung an: Lustig. Ansehen! Bitte sehr.
Screenshot: RTL
Das waren noch Zeiten, als Hape Kerkeling ernste Pressekonferenzen mit dummen Fragen sprengte oder sich verkleidete und ernste Kulturinteressierte foppte, indem er ihnen „Hurz“ vorsang und anschließend die Intention des Dargebotenen interpretieren ließ.
Vielleicht hat sich ähnliches seither niemand mehr getraut, weil sich niemand mit dem großen Kerkeling messen lassen wollte. Vielleicht hat es auch jemand versucht, scheiterte aber so kläglich, dass man es schon wieder verdrängt hat.
Die TV-Helden, wie RTL seine neue Samstagspätabendcomedy nennt, trauen sich wieder, und sie halten dem Vergleich mit Kerkeling stand.
Einer ihrer Scherze ging vor zwei Wochen schon durch die Medien, die nicht wussten, was sie damit anfangen sollten: Die Gründung des 1. Türkischen Karnevalsvereins Deutschlands in Köln wurde bekanntgegeben. Die Gründungsmitglieder forderten einen Türken im Dreigestirn und den Verzicht auf Freizügigkeit und Alkohol. Sie gaben eine gut besuchte Pressekonferenz, und obwohl dabei offenbar wurde, dass keiner der drei auch nur ein Wort Türkisch sprach, glaubten viele Zeitungen auch am nächsten Tag noch, die Sache sei echt. Für den betriebenen Aufwand ist das, was daraus heute Abend im Fernsehen zu sehen ist, überraschend kurz. Überhaupt wird kein Gag länger ausgewalzt als er lustig ist, und lustig sind fast alle: Caroline Korneli, die denselben Interviewpartnern für zwei vorgeblich unterschiedliche Magazine gegensätzliche Aussagen entlockt, Pierre M. Krause, der versucht, im Gespräch mit dem saarländischen SPD-Spitzenkandidaten Heiko Maas 25 Wortspiele mit dem Namen „Maas“ unterzubringen, und Jan Böhmermann, der den ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein fragt, ob er Angst vor Bushido habe und anfängt gezielt kindisch zu kichern, wenn Beckstein „Konvertiten“ sagt und die zweite Worthälfte wie „Titten“ klingt. Wie das gespielt und geschnitten ist, erinnert das an die „Korrespondenten“ in der Daily Show with Jon Stewart, und ebenfalls in diesem Stil, aber mit Kerkeling-Methoden, wird auch noch Medienkritik laut, wenn Krause und Böhmermann durch ständiges Anrufen (und Durchkommen!) den Abzocksender Astro-TV entlarven. Allein die Kosten für diese Anrufe dürften einen erheblichen Anteil am Budget der Sendung ausgemacht haben.
Leider mussten vielleicht deshalb wohl noch ein paar Minuten Sendezeit kostengünstiger gefüllt werden, weshalb die Helden nun zu Beginn der Sendung und immer wieder zwischendurch aufgereiht hinter Mikrofonen stehen und dem Studiopublikum, das ebenfalls stehen muss, Witze erzählen, die bemüht wirken. Das Publikum gibt auffallend unauthentische Reaktionen von sich, und in dem Geklatsche gehen dann die hinführenden Anmoderationen unter, die für die Filmzuspielungen eigentlich ganz nützlich wären. Die Studiomoderationen waren in SketchUp schon überflüssig und der schwächste Teil in Ladykracher, und jetzt ziehen sie die TV-Helden unnötig in die Länge, die davon abgesehen witzig, mutig, originell und schnell sind. Und das Allerbeste: Weder werden Sketche gespielt, noch eine Kamera versteckt.
RTL hat die Qualität der Sendung anscheinend erkannt und versteckt sie nicht am toten Comedyfreitag, sondern gibt ihr den durchaus prominenten Sendeplatz direkt nach dem Dschungelfinale. Nächste Woche gibt es noch eine zweite Folge. Eine Fortsetzung darüber hinaus wäre wünschenswert, wenn die Qualität hält.
TV-Helden, heute um 23.30 Uhr bei RTL. Nächste Woche um 23.15 Uhr.
Disclosure: Ich bin mit Pierre M. Krause befreundet, habe mit ihm für eine andere Sendung bereits Sketche geschrieben und gespielt und musste mir dafür dämliche Kostüme anziehen. Ich finde seine Arbeit nicht deshalb lustig, weil ich das getan habe, sondern habe das getan, weil ich ihn lustig finde. Da ich auch die Teile ohne ihn bei TV-Helden als äußerst gelungen erachte, halte ich mich für unvoreingenommen. Pierre M. Krause hat mir kein Geld für diese Besprechung gegeben, und auch für ein Bier hat er eigentlich nie Zeit.
John McCain und Sarah Palin, das amerikanische Duo, das sich für die Republikaner um die Präsidentschaft bewirbt, hat viel gutzumachen. Vor allem Boden, denn zweieinhalb Wochen vor der Wahl führt Barack Obama in den meisten Umfragen deutlich. Und natürlich ein paar schlimme Patzer, die durch die Medien gingen.
Vize-Kandidatin Palin war in einem CBS-Interview nicht in der Lage, eine einzige Zeitung zu nennen, die sie angeblich lese, und hält es allen Ernstes für ein Zeugnis außenpolitischer Erfahrung, dass Russland so nah an Alaska liegt, dem Staat, dessen Gouverneurin sie ist. Das alles waren fantastische Vorlagen für herrliche Parodien im US-Comedy-Klassiker Saturday Night Live. Seit Wochen spielt Tina Fey Palins Rolle perfekt. (Wir berichteten.)
Vor ein paar Stunden traute sich die echte Sarah Palin in die Show, und da auch Fey im Palin-Kostüm anwesend war, konnte man schon mal durcheinander kommen.
In der Eröffnungsszene spielt Tina Fey eine Pressekonferenz, und Saturday-Night-Live-Produzent Lorne Michaels und Sarah Palin sehen sich die Szene auf einem großen Bildschirm an. Alec Baldwin, der zusammen mit Tina Fey in der Emmy-prämierten Serie 30 Rock spielt, kommt dazu und begrüßt Lorne und „Tina“, die da gar nicht steht. In Anwesenheit Palins bittet er Michaels, sich die Sache noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen: Er könne doch nicht „unsere Tina“ mit dieser furchtbaren Frau auf die Bühne lassen, die so entsetzliche Ansichten habe.
Und John McCain bemühte sich diese Woche um Versöhnung mit David Letterman. Den hatte er vor ein paar Wochen sehr kurzfristig mit gelogenen Ausreden versetzt. Er müsse wegen der Finanzkrise dringend zurück nach Washington, hatte er behauptet, war dann aber in Wirklichkeit in einer anderen Fernsehsendung aufgetreten, die genau wie Lettermans Late Show in New York produziert wurde. (Wir berichteten ebenfalls.)
Jetzt mögen sie sich wieder einigermaßen, denn McCain ist für eine Fernsehsendung immer ein dankbarer Gast. Etwa ein Dutzend Mal war er schon bei Letterman, und diese Woche holte er den für September geplanten Auftritt nach. Letterman ging McCain härter an als gewohnt an, drängte auf eine Erklärung für seine damalige Lüge und fragte nach seinem Verhältnis zu Gordon Liddy, der unter Richard Nixon der Kopf der Watergate-Affäre war und dafür ins Gefängnis musste. Dennoch hielt sich Letterman genügend zurück, um McCain nicht für immer zu vergraulen, denn Letterman möchte, dass McCain wiederkommt. Da derzeit nur noch wenig darauf hindeutet, dass McCain Präsident werden könnte, dürfte er die Zeit dafür haben.
Es wäre gut für die Show, wenn nur ein Kandidat teilnähme. Das mag dann kein so gutes Zeichen für unser Land sein, aber wenn es darum geht, eine Satire zu produzieren, wäre es ein Geschenk.
Es ist Freitagmittag, und noch immer steht nicht fest, ob die erste Debatte der amerikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain und Barack Obama heute Abend überhaupt stattfindet. Sie ist für heute Abend geplant, und Obama bleibt bei seiner Zusage, während John McCain erst einmal die Finanzkrise lösen will, das sei jetzt wichtiger. Obama kontert, wer Präsident sein wolle, müsse sich notfalls mit mehreren Dingen gleichzeitig beschäftigen können.
Das obige Zitat aus einem aktuellen Variety-Artikel stammt von NBC-Latenight-Chef Rick Ludwin, als solcher u.a. verantwortlich für den Sketch-Show-Klassiker Saturday Night Live, eine Sendung, die morgen Abend recht kurzfristig auf den Verlauf des TV-Duells reagieren muss. Würde Barack Obama tatsächlich als einziger Kandidat erscheinen, schriebe sich die Show quasi von selbst.
Doch auch ohne eine solche Sensation ist der Wahlkampf gut für die Comedyshows. Seit er begonnen hat, also vor gefühlten drei Jahren, müssen sich die Autoren nicht nur um mangelnde Themen, sondern auch um mangelndes Zuschauerinteresse keine Sorgen machen. Politikverdrossenheit hin oder her, wenn sich jemand über den Wahlkampf lustig macht, sind die Zuschauer dabei. Variety berichtet, die Zuschauerzahlen von Saturday Night Live seien im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent höher, und führt das u.a. auf die gelungenen Parodien der republikanischen Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin zurück, gespielt von der mehrfachen Emmy-Gewinnerin Tina Fey. Hier zu sehen an der Seite von Hillary Clinton (Amy Poehler). (Noch eine Zusatzinformation: Sketche in Saturday Night Live sind meistens lustig und fast immer deutlich zu lang.)
Und die Daily Show with Jon Stewart (in Deutschland dienstags bei Comedy Central), die ihren Durchbruch während der verkorksten Präsidentschaftswahl vor acht Jahren hatte, fuhr laut Variety vergangene Woche die bisher höchsten Einschaltzahlen ihrer Geschichte ein.
Der Wahlkampf ist Comedy-Gold, und wenn ein Kandidat ankündigt, seinen Wahlkampf aus aktuellem Anlass auszusetzen, dann trotzdem.
Die Kandidaten selbst machen sich unterdessen zumindest in den Comedyshows etwas rarer. Im Vorwahlkampf noch hatten sie an allen erdenklichen Gags teilgenommen (wir berichteten), jetzt begeben sie sich eher in ihre Rolle als seriöse Kandidaten und streuen nur noch beiläufig kleine Witzchen ein. John McCain trat zuletzt vor einem Monat in der Tonight Show with Jay Leno auf, als Sarah Palin noch nicht als seine Vize-Kandidatin feststand und er andeutete, Leno könnte es werden.
Barack Obamas letzter großer Entertainment-Auftritt war vor zwei Wochen in der Late Show with David Letterman . Er sprach eine halbe Stunde lang sehr ernsthaft über Terror, Sarah Palin, Bill Clinton und die wirtschaftliche Lage, musste aber auch Lettermans Frage beantworten, ob er nicht Angst habe, dass seine 87-jährige Oma jemanden wähle, der eher in ihrem Alter ist. Obama: „Ich habe sie zu ihren Bridge-Partnern geschickt. Sie soll versuchen, ein paar Stimmen aus dieser Zielgruppe für mich zu gewinnen!“
Update 18.30 Uhr: John McCain hat mittlerweile seine Teilnahme am TV-Duell zugesagt. Abgesagt hat er dagegen sehr kurzfristig seinen geplanten Auftritt bei David Letterman am Mittwochabend (Danke an Armin für den Hinweis in den Kommentaren und den Link), ebenfalls wegen der Finanzkrise. Er könne nicht an der Show in New York teilnehmen, er müsse dringend nach Washington. Blöd für ihn, dass Letterman, der dringend einen Ersatzgast brauchte, stattdessen eben einen prominenten Obama-Unterstützer einlud. Blöd auch, dass McCain zu der Zeit, zu der er eigentlich in Lettermans Studio verabredet war, sich in Wirklichkeit in einem anderen Fernsehstudio in New York aufhielt und für ein Interview bereit machte. Nach Washington flog er erst am nächsten Morgen. Und erst recht blöd, dass dieses Interview beim gleichen Sender stattfand, bei dem auch Letterman arbeitet, und Letterman die hauseigenen Kameras zeigen ließ, wie McCain gerade für dieses andere Interview geschminkt wurde.
Hier sind die Höhepunkte aus Lettermans wütenden, sendungsfüllenden Reaktionen:
Die hervorragende Fernsehparodie Switch Reloaded ist mittlerweile so populär, dass ganze Themenabende um sie herum gestrickt werden. Man kennt das ja von den Sensationserfolgen. Beim Finale von Sex And The City zelebrierte ProSieben eine große Abschiedgala, bei der die eigentliche letzte Episode nur einen kleinen Teil in der Mitte ausmachte. Und wenn RTL am 3. Oktober um 20.15 Uhr zeigt, wie Mario Barth vor 70.000 Menschen im Berliner Olympiastadion hundert Jahre alte Männer-Frauen-Witze erzählt, gibt es vorher einen 70-minütigen Countdown zur Ausstrahlung und am späten Abend eine Aftershow-Party.
Gestern also folgte nach dem Ende von Switch Reloaded ein Talk mit den Hauptdarstellern Martina Hill, Bernhard Hoëcker und Peter Nottmeier. Denn es ist ja immer ganz spritzig, eine halbe Stunde lang theoretisch über Humor zu lamentieren.
Das Ziel solcher Umfeldprogrammierungen ist logischerweise, die Zuschauer der eigentlichen Sendung mit ins Rahmenprogramm zu ziehen, und das hat gestern ganz wunderbar geklappt: 1,5 Millionen Zuschauer sahen Switch Reloaded und sogar 1,6 Millionen den Talk danach. Man kann also…
Wie bitte?
Entschuldigung.
Ich höre gerade, dass es keine nennenswerte Überschneidung zwischen diesen beiden Zuschauermengen gab, weil Switch Reloaded wie üblich auf ProSieben lief, der anschließende Talk aber bei Markus Lanz im ZDF.
Ja, gut, sicherlich. Wenn man keine eigenen Comedystars hat, die man in so eine Sendung einladen könnte…
Fotos: ZDF/Wolfgang Lehmann
Die Switch-Talkrunde ist mit einigen ruppigen Schnitten in der ZDF-Mediathek online, die wesentlich unterhaltsamere Switch-Episode gibt’s in voller Länge ebenfalls online bei ProSieben.
Zusatzaufgabe: Sagen Sie die Überschrift zu diesem Text zehnmal hintereinander schnell laut auf.
Hirnschaden-Sender ProSieben hat eine neue Comedy.
Dass schlimme Hirnschäden Stoff für gute Gags hergeben, zeigt uns seit Wochen mittwochs die schöne Serie Eli Stone über einen Anwalt mit einem Aneurysma, der vielleicht ein Prophet ist. ProSieben weitet dies nun zu einer Art Themenabend aus und startet ebenfalls mittwochs die neue US-Comedyserie Samantha Who?, die ihren Humor aus einer Amnesie bezieht. Samantha war früher eine unerträgliche Schnepfe, hat dann bei einem Unfall ihr Gedächtnis verloren und entsetzt festgestellt, wie sehr sie sich selbst gehasst hätte. Während sie ihr Vorleben erforscht, ändert sie sich, und manche ihrer alten Weggefährten begrüßen das, während ihre ebenso entsetzliche „beste Freundin“ gern die „alte Sam“ zurück hätte.
Foto: ProSieben
Die Frau ohne Erinnerung spielt Christina Applegate, bekannt als Kelly Bundy aus Eine schrecklich nette Familie und Jesse aus Jesse, und leider jüngst wegen ihrer Brustkrebserkrankung in den Schlagzeilen. Sie spielt die Rolle gut und wurde als beste Comedy-Hauptdarstellerin für einen Emmy nominiert, doch mehr als ganz nett ist die Serie leider nicht. Es gelingt ihr, ohne plump, peinlich oder verächtlich zu werden, Humor aus einer schlimmen Situation zu gewinnen, und ohne sich über die Krankheit selbst lustig zu machen. Trotzdem bleibt Samantha Who? ungefähr bei durchschnittslustig hängen – was aber immerhin bedeutet, dass ein paar gute Ideen und nette Gags drinstecken. Ein Klassiker wird das wohl trotzdem nicht.
Bei der Programmierung der Serie zeigt ProSieben jedoch den Mut, den RTL mit My Name Is Earl leider nicht hatte, und zeigt die Serie noch vor Einbruch der tiefen Nacht im Abendprogramm, eingeklemmt zwischen neuen Folgen von Grey’s Anatomy und – und das ist beste Nachricht – Scrubs!
Vor genau fünf Jahren und einem Tag startete Scrubs – Die Anfänger in Deutschland, damals im Block mit Friends ebenfalls im Abendprogramm. Die Serie begann mit durchwachsenem Erfolg und wanderte nach zwei Staffeln erst ins Vorabend- und dann ins Samstagnachmittagsprogramm, wo sie sich aber zu einem Knaller und Dauerbrenner entwickelte. Da läuft sie auch weiterhin, aber die neue Staffel ist ab heute als Erstausstrahlung mittwochs abends zu sehen.
Mit drei Jahren Verspätung kommt die viel gepriesene US-Comedyserie My Name Is Earl heute ins deutsche Fernsehen. Ein Kleinkrimineller versucht, sein Leben neu zu ordnen und Gutes zu tun, damit ihm Gutes widerfährt, weil er zum ersten Mal in seinem Leben von „Karma“ gehört hat – just nach einem fiesen Unfall, der ihn ins Krankenhaus brachte. Guter Zeitpunkt also. In ungeordneter Reihenfolge arbeitet er eine Liste seiner Schandtaten ab, sucht die Menschen auf, denen er Schlechtes antat und bemüht sich um Wiedergutmachung. Um diese Leute aufzutreiben, muss er manchmal seinen tumben Bruder unter einem Vorwand vorschicken.
Ich werde nervös, wenn ich lügen muss. Aber Randy ist ein Profi, solange er die richtige Menge Bier drin hat. Und vier scheint die Zauberzahl zu sein.
Als Ich-Erzähler aus dem Off ordnet Earl die Ereignisse historisch ein.
Randy war nicht mehr bei Kennys Eltern gewesen, seit wir sie in der High-School-Zeit ausgeraubt hatten.
Die Serie beginnt mit dieser völlig neuen, originellen Grundkonstellation und ist auch in der Umsetzung gelungen. Die Charaktere sind liebevoll kreiert: Alle sind sie Gauner, doch man fühlt Sympathie für sie, weil es ihnen selbst schlecht geht und sie es neuerdings gut meinen, und Earl tut einem schon fast leid, wenn er völlig überfordert mit der Situation ist, zum ersten Mal in seinem Leben in seiner kleinen Welt einem echten Schwulen zu begegnen. Manchmal drohen die Figuren zu klischeehaft zu werden, bergen dann aber gerade noch rechtzeitig eine Überraschung.
Man erkennt zwar sehr schnell das immer wiederkehrende Schema der Serie, aber der Spaß flaut nicht so schnell ab – und die Geschichten dürften auch noch sehr lange nicht ausgehen. Nach dem Ende der ersten Folge umfasst die Liste noch 258 zu bereinigende Vergehen.
Fotos: RTL
Leider versteckt RTL die Serie mutlos im Nachtprogramm um 23.30 Uhr im Sommer und kündigt vorsichtig nur 11 Folgen an, was nicht einmal der Hälfte der ersten Staffel entspricht. In den USA beginnt im September schon die vierte Staffel. 69 Episoden gibt es bisher – bei RTL2 würde das für eine werktägliche Ausstrahlung mit mindestens Doppelfolgen reichen. Der späte Sendeplatz ist umso enttäuschender, wenn man bedenkt, dass vorher noch Wiederholungen der 90er-Showvon vor vier Jahren und von Mario Barth präsentiert die besten Comedians Deutschlands vom vergangenen Sommer laufen. Denn die Serie hat durchaus das Potenzial, auch deutsche Zuschauer zu befriedigen: Sie ist nicht das klassische amerikanische Sitcom-Format mit einer räumlich begrenzten Handlung, die auf einer Bühne vor Publikum gespielt wird, das man hierzulande traditionell ins Samstagnachmittagprogramm oder in die Nacht verbannt, und hat auch kaum popkulturelle Bezüge, die man nur versteht, wenn man sich mit amerikanischen Medien oder dem dortigen Leben als solchem auskennt.
Die Serie ist wie ein Film gedreht, ist eine amüsante und charmante Kleinganovenkomödie und könnte einen schlüssigen Block mit der abgesetzten Eigenproduktion Herzog bilden. Leider ist eher zu erwarten, dass beide Serien sich im Archiv wiedersehen als auf benachbarten Sendeplätzen.
Aber warum so pessimistisch? Vielleicht hat RTL ja heimlich eine Liste mit 259 Programmsünden der letzten Jahre erstellt und beginnt heute mit der Wiedergutmachung. Es wäre ein gelungener Anfang.
Der amerikanische Late-Night-Moderator Jimmy Kimmel und seine Freundin Sarah Silverman haben sich nach fünf Jahren getrennt. So weit, so uninteressant, aber eine schöne Gelegenheit, die ollen Kamellen vom Jahresanfang aufzuwärmen, als Sarah Silverman Matt Damon f***te.
Die Geschichte war die: Lange hatte Kimmel den Running Gag breitgetreten, in seiner täglichen Late Night Show Jimmy Kimmel Live immer wieder Matt Damon als Gast anzukündigen, dann aber am Ende der Show „überraschend“ keine Zeit mehr für ihn übrig zu haben. Als Kimmels Freundin, die Komikerin Sarah Silverman, die bei Comedy Central eine eigene Personality-Show hat, Anfang des Jahres Gast in Kimmels Show war, führte sie ein Musikvideo vor, in dem sie offenherzig und fröhlich einen Seitensprung gestand.
Wer jetzt eine schmutzige Beziehungsschlacht statt Comedy erwartet, irrt.
Einen Monat später rächte sich Jimmy Kimmel an allen Beteiligten mit einem eigenen Video.
Wer nicht alle Gastauftritte mitbekommen hat, kann es ja gleich noch einmal schauen und u.a. auf Brad Pitt, Robin Williams, Harrison Ford, Meat Loaf, Cameron Diaz und Huey Lewis achten.
Vanity Fair wählte für seine Berichterstattung über die Trennung des Paares die denkbar naheliegendste und zugleich mutigste Überschrift:
Der Bericht endet mit den Worten:
Sprecher für Matt Damon und Ben Affleck gaben keinen Kommentar zur Trennung. (In erster Linie, weil sie nicht gefragt wurden.)