Halbe Männer, halbe Sachen

„Ich habe fast ein Jahrzehnt damit zugebracht, deine Blechdosen mühelos und auf magische Weise in pures Gold zu verwandeln“, sprach Charlie Sheen vor etwa einem Jahr in die Richtung seines damaligen Chefs Chuck Lorre, Produzent von Two And A Half Men, und meinte damit, dass Lorres lausige Drehbücher keinen Anteil am Erfolg der Serie hatten, sondern allein sein Schauspiel.

Chuck Lorre kommentierte das Zitat Monate später wortlos am Ende der ersten Folge von Two And A Half Men mit Ashton Kutcher, indem er als traditionelles Schlussbild diesmal nicht seine Gedanken in Textform einblendete, sondern nur das Bild von drei Blechbüchsen.

Es war damals nur eine von vielen ähnlichen und gehässigeren Äußerungen eines offenbar wahnsinnig gewordenen Charlie Sheen, der auch seine daraus resultierende Entlassung nur als einen Vorwand sah, die Dreharbeiten einzustellen, weil Chuck Lorre in Wirklichkeit schlicht die Ideen ausgegangen seien.

Es dauerte danach noch eine Weile, bis man als Zuschauer die letzten Episoden zu sehen bekam, in denen Charlie Sheen noch die Hauptrolle spielte. ProSieben zeigte sie bis Mitte Dezember. Und als ich sie dann sah, fragte ich mich schließlich: Hat die öffentliche Wahrnehmung Charlie Sheen zumindest in Teilen Unrecht getan? War sein geistiger Zustand doch noch klarer als es schien? Denn diese letzten Episoden bargen tatsächlich wenige Hinweise darauf, dass die Autoren noch Lust oder Ideen hatten. Da wurden nur noch Witze aneinandergereiht und Ideen angerissen, aber keine wirkliche Handlung mehr erzählt, und schon gar keine zu Ende geführt. Jake, der mit seinem ebenso dämlichen Kumpel Vollidioten-Videos fürs Internet dreht und damit groß rauskommen will? Gut, als Idee in Ordnung, aber wo war die Schlusspointe? Wie endete die Geschichte? Sie endete gar nicht, irgendwann war einfach die Episode zu Ende, und das war’s. Alan, der sich mit einem Schneeballsystem immer mehr Geld bei der eigenen Familie lieh? Und? Wo war der Moment, in dem alles zusammenbrach, der zwangsläufige Höhepunkt einer solchen Geschichte? Nix. Es hörte einfach auf. Höhepunkte gab es nicht mehr. Kein Ziel. Nur noch Wegstrecke.

Insofern werden Chuck Lorre und seine Autoren dankbar gewesen sein, durch den Wechsel des Hauptdarstellers zumindest neue Impulse bekommen zu haben und die Möglichkeit, endlich mal ganz neue Geschichten zu erfinden. Das gelingt ihnen bei der Einführung von Ashton Kutcher als Internet-Milliardär Walden Schmidt auch ganz gut, und dankenswerterweise widerstanden sie der Versuchung, einen Charlie-Abklatsch zu erfinden und dieselben Geschichten weiterhin zu schreiben. Walden Schmidt ist ein naiver Neureicher mit kindlichem Gemüt, der seiner Ex-Frau nachweint, und Alan ist plötzlich der, der mit Rat und Unterstützung erwachsen zur Seite steht — bevor er sich als Dankeschön ein Wohnrecht in Charlies altem Haus erschleicht, das jetzt Walden besitzt und bewohnt.

Jake hat auch einen Handlungsstrang. Der geht so: Er kommt rein, setzt sich hin und furzt. Riesenlacher.

Das gibt die Marschrichtung für den weiteren Verlauf dieser neuen Staffel vor, die ProSieben ab heute zeigt. Die Konstellation ist eine geringfügig andere, und ein paar neue Charaktere sind dabei. Das Thema der meisten Episoden bleibt Sex, und das Niveau der meisten Witze bleibt unten. Aber wer das bis jetzt nicht als störend empfand, wird die Serie auch weiterhin mögen. In den USA sehen in der aktuellen Staffel mehr Menschen zu als in den letzten Jahren mit Charlie Sheen.

Michael, 10. Januar 2012, 07:17.

Warner feuert 40 Prozent der Männer

Ein bisschen mehr Klarheit herrscht heute über die Zukunft von Two And A Half Men: Es gibt keine.

Zumindest gibt es keine Zukunft mit Charlie Sheen, was ungefähr gleichbedeutend ist. Das Produktionsstudio Warner Brothers hat sich zum ersten Mal seit Beginn des Krachs zwischen Sheen und den Prozenten Produzenten zur Situation geäußert, und sie taten es gleich in dem Kündigungsschreiben, das sie Sheen geschickt haben.

Charlie Sheen ist also aus der Serie gefeuert worden. Die Zukunft der Serie selbst îst zwar formal noch offen (offiziell gelten die Verträge zwischen Sender, Produktionsfirma und den anderen Schauspielern für die neunte Staffel ab Herbst 2011 noch), aber selbst wenn Two And A Half Men ohne Charlie mit oder ohne Ersatz weitergeht, ist das nicht mehr dieselbe Serie. Wer sollte das dann noch sehen wollen?

Michael, 8. März 2011, 08:10.

Die Droge „Charlie Sheen“

In einem der acht Milliarden wirren Interviews, die Charlie Sheen in den vergangenen Tagten gegeben hat, erklärte er, er sei durchaus auf einer Droge, sie heiße „Charlie Sheen“.

Late-Night-Moderator Jimmy Kimmel sendete wenig später den Arzneimittel-Werbespot.

Michael, 2. März 2011, 22:50.

Two And A Half Seconds

Für etwa zwei Sekunden sahen US-Zuschauer am Montagabend diese Einblendung des Produzenten Chuck Lorre am Ende der jüngsten Folge von Two And A Half Men:

Ich treibe regelmäßig Sport. Ich ernähre mich einigermaßen gesund. Ich ruhe mich ausreichend aus. Ich gehe einmal im Jahr zum Arzt und zweimal zum Zahnarzt. Ich benutze jeden Abend Zahnseide. Ich ließ mir den Brustbereich röntgen, machte EKGs, Belastungs-EKGs und Darmspiegelungen. Ich gehe regelmäßig zum Psychologen und pflege mehrere Hobbys zur Reduzierung von Stress. Ich trinke nicht. Ich rauche nicht. Ich nehme keine Drogen. Ich habe keinen verrückten, waghalsigen Sex mit Fremden.

Wenn Charlie Sheen mich überlebt, werde ich richtig angepisst sein.

Michael, 16. Februar 2011, 09:39.

Zweieinhalb Männer für Charlie

Es muss ungefähr der Moment gewesen sein, in dem klar denkende Menschen aufgegeben hatten, der wiederkehrenden Behauptung, die Sitcom sei tot, zu widersprechen, als sich zweieinhalb Männer anschickten, das Gegenteil zu beweisen.


Foto: ProSieben

Two And A Half Men mit Charlie Sheen und Jon Cryer ist nicht die einzige verbliebene Sitcom, die noch Erfolg hat, es ist nur die, die den meisten hat, und das trifft mittlerweile auf die USA genauso wie auf Deutschland zu. Das ist nicht selbstverständlich. Oft wurden in Deutschland Sitcoms zum Kult, die in ihrer Heimat zwar solide liefen, aber gar nicht zu den großen Überfliegern gehörten, z.B. Die Nanny oder King Of Queens, während die ganz großen US-Erfolge wie Seinfeld oder Frasier hierzulande ein Schattendasein fristeten.

Unter dem Titel Mein cooler Onkel Charlie startete Two And A Half Men vor vier Jahren auf ProSieben ebenfalls verhalten und entwickelte sich erst allmählich zum Erfolg. Ob das damit zu tun hat, dass ab der zweiten Staffel auch bei uns der Originaltitel verwendet wurde, lassen wir mal dahingestellt. Die Quoten am Samstagnachmittag stiegen, aber es musste erst Kabel 1 kommen und die Serie als Dauerschleife mit Doppelfolgen ins werktägliche Nachmittagsprogramm aufnehmen, bevor ProSieben merkte, welche Perle sie da im Programm haben.

Ab heute ist Two And Half Men im Hauptabendprogramm zu sehen, jeweils dienstags ab 21.15 Uhr zeigt ProSieben zwei neue Folgen, immer nach den Simpsons. Dass die Serie auch zur Primetime ein solch großer Erfolg wird wie nachmittags, ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, denn ProSieben hat sich für den Sendeplatz entschieden, auf dem gleichzeitig bei RTL Dr. House läuft. Aber so miserabel wie der ganze eigenproduzierte Schrott der jüngeren Vergangenheit kann es eigentlich gar nicht laufen.

Michael, 15. September 2009, 13:23.


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