Am zweiten Tag schuf Gottschalk seine Daseinsberechtigung

Es ist schon fast bedauerlich, dass nach der in jeder Hinsicht katastrophalen Premiere von Gottschalk live viele Zuschauer ab jetzt nie wieder einschalten werden. Denn in der zweiten Sendung zeigte Thomas Gottschalk, dass er etwas beherrscht, das er seit den 90er-Jahren nicht mehr praktiziert hat: Gespräche führen, Dinge über Gäste wissen und diesen Gästen das Gefühl geben, dass sie in der Sendung eine Rolle spielen. Kurz: Etwas, das an Fernsehen erinnert. Deshalb die Frage: Wer war dieser Mann? Und wo war er die ganze Zeit?

Aber ich habe noch weitere Fragen:

1. Wurde der Vorspann umweltfreundlich aus dem alten Vorspann von Pssst… recycelt?

2. Wann läuft denn nun die Verfilmung des Lebens von Jürgen von Lippe mit Armin Rohde in der Hauptrolle?

3. Und muss die ARD dafür aufkommen, also der Gebührenzahler, oder zahlt es Franz Beckenbauers private Krankenversicherung, wenn Dr. Müller-Wohlfahrt ihm die Schädeldecke wieder aufsetzt, die Gottschalks Kameraleute in einer zehnminütigen Operation schmerzhaft abgesägt haben?


Screenshots: ARD/WDR

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Michael, 24. Januar 2012, 21:50.

Ich-AG

Für alle, die Gottschalk live nicht live sehen wollten konnten, hier eine komplette Abschrift der Premiere:

Ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich. Ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich. Ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich. Ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich. Alt. Ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich. Ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich. Ich. Ich, ich. Ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich, ich. Ich. Ich. Ich, ich, ich, ich. Hallo Bully! Oh, Zeit ist um.

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Michael, 23. Januar 2012, 21:27.

Plan D

Unser Star für Baku – ein Guckprotokoll

20.15 Uhr: Eigentlich wollte ich jetzt anfangen, mir eine Meinung über Unser Star für Baku zu bilden, merke aber aber sofort: Ha, gar nicht nötig! Das Fazit steht ja schon fest! Die neue Moderatorin, deren Namen ich bestimmt noch lernen werde, teilt mit: „Ist das schön, ist das schön!“ und „Das wird das spannendste Zuschauer-Voting aller Zeiten“. Ja dann.

20.16 Uhr: Gute Nachricht: Sie sagt, es werde kein Vorgeplänkel geben, sondern direkt mit den Live-Auftritten losgehen.

20.16 Uhr: Das Vorgeplänkel beginnt. Darin Film- und Musikauschnitte von früher.

20.43 Uhr: Erster Live-Auftritt.

Während des Vorgeplänkels hatte ich Zeit, den Namen der Moderatorin zu recherchieren: Sandra Rieß. Die hat vergangenes Jahr den Starkbieranstich auf dem Münchner Nockherberg moderiert, sagt Wikipedia, und sie schreit stellenweise so, als sei sie immer noch dort. Sie hat es aber generell leichter als Sabine Heinrich vor zwei Jahren, weil sie nicht die schwierige Aufgabe hat, neben Matthias Opdenhövel eine gute Figur machen zu müssen, sondern nur neben Steven Gätjen. Andererseits habe ich vergangene Woche zum ersten Mal Schlag den Raab auf der Wii gespielt, wo Steven Gätjen noch einschläfernder moderiert als normalerweise. Dagegen sprüht er heute vor Energie.

Die Schlagersängerin Alina von der Gruppe Frida Gold trägt eine Hose. Das muss das erste Mal sein. Die Show ist also für Überraschungen gut. Sie bildet zusammen mit Stefan Raab und Thomas D die Jury. In der Summe haben die drei eine Frisur.

20.49 Uhr: Die Live-Tabelle, die unentwegt zeigt, wer gerade auf welchem Platz der Zuschauerabstimmung liegt, ist eine großartige Idee und eine wirkliche Neuheit. Kandidatin Katja schießt während ihres Auftritts vom letzten auf den ersten Platz. Von allen Teilnehmern hat sie bisher am besten gesungen. Gut, es hat nach mehr als einer halben Stunde auch sonst noch niemand gesungen. Mal sehen, ob jetzt immer der, der gerade singt, vorn liegt.

20.54 Uhr: Nein, nicht. Jan sang “Closer To The Edge” von 30 Seconds To Mars. Ziemlich schlimm, aber im Gegensatz zu einem Konzert von 30 Seconds To Mars wenigstens keine Arbeitsverweigerung. Thomas D bricht mit dem Vorvorjahreskonzept der Dauerschmeichelei und ist zwar nett, aber ehrlich.

21.00 Uhr: Kandidatin Leonie singt Amy Winehouse, klingt aber wie Lena. Hatten wir schon. War gut. Ist aber vorbei.

21.04 Uhr und noch keine Werbeunterbrechung. Weiß Brainpool, dass heute ProSieben und nicht die ARD überträgt?

21.06 Uhr: Ja.

21.17 Uhr: Zwischengeplänkel im orangen Green Room. Habe gerade erfahren, dass die Sendung bis kurz vor 23 Uhr geht. Plangemäß. Puh, das ist lang. Vielleicht sollte man weniger plänkeln. Noch ein bisschen länger, und der Vorentscheid ist noch nicht zu Ende, wenn der Eurovision Song Contest anfängt.

21.24 Uhr: Gätjen ist offenbar Privatfernsehen-Off-Sprecher konditioniert und fasst wie in Dokusoaps noch einmal zusammen, was die Juroren gesagt haben, 30 Sekunden nachdem sie es geagt haben.

21.27 Uhr: Kandidat Kai macht aus Ushers „More“ eine Gitarrenballade, was den hochgradig stumpfsinnigen Text besser zur Geltung bringt.

21.28 Uhr: Oh, jetzt rockt er.

21.29 Uhr: Zuschauer, die aus Gewohnheit eingeschaltet haben, um The Voice of Germany zu sehen, fragen sich bestimmt längst, warum die männlichen Kandidaten keine Hüte tragen. Immerhin trägt Kai eine Mütze.

21.35 Uhr: Shelly singt „Valerie“. Die Kandidatenabstimmung über Künstler gewinnt damit heute Abend Amy Winehouse. Die Zuschauerabstimmung über die Kandidaten führt anschließend Shelly an.

21.46 Uhr: Thomas D bleibt ehrlich und ist kreativ, rappt eine spontane Absage an Kandidat Salih.

21.47 Uhr: Gätjen bezeichnet den Spontanrap als „Gesangseinlage“. Egal, er sitzt ja nicht in der Jury.

21.49 Uhr: Frau von heute zeigt Gesicht. Bei Sandra Rieß klemmen die Haare jetzt hinter dem Ohr, die zu Beginn der Show noch Teile ihres Gesichts verdeckt hatten. Warum schreibe ich das? Weil wieder Werbung kommt. Ich hab sonst nix.

22.08 Uhr: Kandidatin Céline Huber singt eine dieser Klavierballaden, die Sängerinnen immer mögen, weil man so schön um die Töne herumsingen kann, und die Juroren meistens verzücken, beim Eurovision Song Contest aber nie eine Chance hätten. Man kann sich die Windmaschine aber schon vorstellen.

22.16 Uhr: Bewerberin Jil Rock bräuchte zumindest keinen Künstlernamen, macht aber aus dem Hit „Moves Like Jagger“ von Maroon 5, in dem Christina Aguilera einen kurzen Gastauftritt hat, eine etwas zu zähe Christina-Aguilera-Nummer. Wenn Kaugummi singen könnte, würde es so klingen.

22.24 Uhr: Der letzte Bewerber, der zu Beginn das „Sympathie-Voting“ gewonnen hatte, also in Führung lag, bevor auch nur
irgendjemand gesungen hatte, singt „After Tonight“ von Justin Nozuka. Ein sensationeller Song, der hier genauso gut klingt wie im Original. Kann nicht weiterschreiben, muss anrufen.

22.26 Uhr: Roman rückt vom neunten auf Platz 1 vor. Entweder hat meine Stimme viel Gewicht, oder andere sehen das ähnlich wie ich. Das Publikum tobt, die Jury weint vor Glück.

22.30 Uhr: Ich habe so ein 2010-Déjà-vu. In der ersten Sendung von Unser Star für Oslo trat Lena als letzte auf, und sofort verbreitete sich das Gefühl, wir hätten die Siegerin schon gefunden.

22.32 Uhr: Ach, dieser Roman war schon mal unter den ersten 20 bei Deutschland sucht den Superstar? Merkwürdig, man bringt DSDS gar nicht mit Gesangstalenten in Verbindung.

22.36 Uhr: Diese Live-Tabelle macht es wirklich extrem spannend: Zwischen dem Erstplatzierten und dem Sechsten, also dem ersten, der rausfliegt, liegen im Moment nur 0,8 Prozentpunkte. Zwischen Platz 4, 5 und 6 ist sogar Gleichstand (jedenfalls bis zur ersten Nachkommastelle). Puh. Schlussphase.

22.40 Uhr: Die Produzenten der Show (also Raab und Brainpool) machen tatsächlich alles richtig: Sogar während des letzten Werbeblocks bleibt die Blitztabelle mit dem aktuellen Abstimmungstand im Bild.

22.46 Uhr: Ha! Erwischt! Die Zahlen in der Einblendung sind plötzlich auf volle Prozentpunkte gerundet. Und die ersten Sechs haben gerade alle jeweils 14,0 Prozent. Da will sich wohl jemand die Möglichkeit offenhalten, die Verkündung des Ergebnisses gleich doch noch wie üblich spannend in die Länge zu ziehen.

22.47 Uhr: Die kleine Einblendung der Blitztabelle am linken Rand wird Ihnen offenbar präsentiert von den deutschen Augenoptikern und den Herstellern von Großbildfernsehern.

22.50 Uhr: Stefan Raab, der sich vergangenes Jahr aus der Suche nach dem Eurovision-Star verabchiedet hatte und jetzt als Dauer-Juror und Produzent dabei ist, fällt versehentlich in die Rolle des Jury-Präsidenten zurück und bedankt sich bei seinen Mitjuroren. Jurypräsident Thomas D merkt es.

23.03 Uhr: Doch nix mit sinnlos in die Länge ziehen. Bis zur letzten Abstimmungssekunde bleibt das Live-Ergebnis im Bild, inzwischen auch wieder mit Stellen nach dem Komma. Roman wird am Ende Zweiter, weil die Juroren Thomas und Stefan kurz vor Schluss ganz hektisch das Publikum beeinflussen und es anschreien, Shelly nicht rausfallen zu lassen. Shelly schiebt sich dadurch wie durch ein Wunder noch vom sechsten auf den ersten Platz, und Kai fällt raus.

Aber eins stimmte: Das war das spannendste Zuschauer-Voting aller Zeiten. Toll. Man kann dem Fernsehen wieder glauben.

Michael, 12. Januar 2012, 23:26.

Unser Star für Baku

2012 (ProSieben/ARD). Talentshow mit dem Ziel, einen deutschen Teilnehmer für den Eurovision Song Contest zu finden.

Zwei Jahre nachdem Unser Star für Oslo Lena den Eurovison Song Contest gewonnen und ein Jahr nachdem sie Deutschland mit einem passablen Ergebnis ein zweites Mal vertreten hatte, suchen ProSieben und Das Erste gemeinsam nach einem neuen Teilnehmer für den Eurovision Song Contest in Baku.

In acht langen Abendshows, moderiert von Steven Gätjen und Sandra Rieß, stellen sich junge Sängerinnen und Sänger dem Urteil von Jurypräsident Thomas D und den weiteren Juroren Alina Süggeler von der Gruppe Frida Gold und Stefan Raab. Relevant für den Verbleib im Wettbewerb ist aber die telefonische Abstimmung der Fernsehzuschauer. Angerufen werden kann schon ab Beginn jeder Sendung, und der aktuelle Zwischenstand wird permanent eingeblendet.

In den Vorrunden treten jeweils zehn Kandidaten an, von denen die Hälfte am Ende weiterkommt. ProSieben zeigt alle Vorrunden und das Halbfinale, die ARD  das Viertelfinale und das Finale. Sendeplatz ist donnerstags um 20.15 Uhr, in den letzten beiden Wochen zusätzlich montags.

Der alte Mann kommt übers Meer

Da ist der Urlaub zu Ende, man steigt aus dem Flugzeug, und dann das: Heinz Reincke ist tot, Leo Kirch ist tot, und Thomas Gottschalk wechselt zur ARD.

Die Reintegrierung Thomas Gottschalks in den deutschen Alltag wird Auswirkungen auf den Inhalt seiner Sendung haben. So wird er in Zukunft weniger Anekdoten zu erzählen haben, mit welchen seiner Hollywoodstar-Nachbarn in Malibu er gegrillt, wen er beim Einkaufen getroffen und wen umarmt hat. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum seine neue ARD-Show zweieinhalb Stunden kürzer sein wird als seine jetzige ZDF-Show.

Gehen wir’s durch:

  • Kein Studiopublikum, heißt kein langes nickendes und dankendes Rumstehen mit ausgebreiteten Armen. Zwei Minuten Zeit gespart.
  • Keine Musikacts. 17 Minuten.
  • Keine Wetten. Elf Minuten.
  • Keine Bewerbung der neuen Rosamunde-Pilcher-Filme. Zwei Minuten.

Wenn die Sendung dann immer noch zu lang ist, muss Gottschalk seine Entweder-Oder-Fragen an seine Gäste auf drei Minuten pro Frage begrenzen, und notfalls kann auch noch die Zeit, die die Gäste für ihre Antwort zur Verfügung haben, von kaum auf keine gestrafft werden.

Interessanter als der Inhalt von Gottschalks neuer Show ist – abgesehen von, sagen wir…  allem anderen – der künftige Ablauf des ARD-Programms vor der Tagesschau. Gottschalk soll viermal pro Woche eine halbe Stunde lang „vor der Tagesschau“ auf Sendung gehen. Nehmen wir mal an, dass damit nicht die 15-Uhr-Ausgabe gemeint ist, und nehmen wir an, „vor der Tagesschau“ heißt „an die Tagesschau grenzend“. Dann fragt man sich, wo die neuen regional gefärbten Schmunzelkrimis, die das Erste seit einiger Zeit ankündigt und dreht, noch ihren Platz finden sollen. DWDL hat der ARD bereits eine Beteuerung abgerungen, an den geplanten Serien festhalten zu wollen. Der Plan, damit auch Zuschauer erreichen zu wollen, scheint dagegen nicht mehr so wichtig zu sein. Denn wenn Gottschalks halbe Stunde spätestens um 19.30 Uhr beginnen soll, müssen die regional gefärbten Schmunzelkrimis deutlich vor 19.00 Uhr beginnen. Zu dieser Zeit guckt der öffentlich-rechtlich geneigte Zuschauer aber bereits die regional betitelten SOKO-Krimis. Eine Chance haben die ARD-Serien nur, wenn sie sich nicht mit den ZDF-Serien überschneiden. Dem Vor-Gottschalk-Plan gemäß wäre das noch aufgegangen. Aber hey, wenn Rapunzel sein gülden Haar zur ARD herablässt, wer denkt dann noch an morgen?

In den vergangenen Jahren war das ARD-Vorabendprogramm eine Mischung aus Versuchslabor und Trümmerfeld. Weitgehend ideen- und konzeptlos warfen die Programmplaner alle erdenklichen Formate an die Wand, in der Hoffnung, dass irgendwann mal eins haften bleiben würde. Mit den neuen Krimiserien hatte die ARD endlich ein durchdachtes und auf mehr als ein paar Wochen angelegtes Konzept für das von Werbung durchsetzte Vorabendprogramm, das durchaus ein paar jüngere Zuschauer anziehen soll. Stattdessen wird dieses Vorabendprogramm in Zukunft von einem 61-jährigen Mann geprägt, der gern von früher erzählt. Einem Mann, der mit Wetten, dass…? zwar eine der erfolgreichsten Sendungen der TV-Geschichte präsentiert hat, daneben aber seit dem Ende von Na sowas 1987 nie wieder eine Reihe etablieren konnte, die entweder ein langfristiger Erfolg gewesen oder wenigstens besonders positiv in Erinnerung geblieben wäre.
Mensch, da kann ja eigentlich nichts schief gehen.

Ebenfalls ungeklärt ist, wie diszipliniert sich Gottschalk in einer täglichen Live-Sendung an die vorgegebene Sendelänge halten kann, oder ob bald zwar die Tagesthemen an vier von sieben Tagen endlich eine einheitliche Startzeit haben werden, dafür aber die Tagesschau nicht mehr.

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Michael, 16. Juli 2011, 22:35.

So lernfähig ist die ARD

Vor zwei Wochen musste die ARD viel Schelte einstecken, dass sie mit Matthias Opdenhövel wie gewohnt einen Moderator von der privaten Konkurrenz weggekauft hat, statt selbst Nachwuchs aufzubauen, zum Beispiel über die Dritten Programme. Auch bei den Öffentlich-Rechtlichen selbst gebe es schließlich viele Talente, die es verdient hätten, gefördert zu werden, so der allgemeine Tenor.

Die ARD hat sich diese Kritik offenbar zu Herzen genommen und verhandelt laut Spiegel jetzt endlich mal mit einem öffentlich-rechtlichen Eigengewächs, das sich bereits im Bayerischen Fernsehen und im Radioprogramm von Bayern 3 ausprobieren durfte: Thomas Gottschalk.

Das muss man nicht mehr kommentieren.

Oder doch?

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Michael, 30. Mai 2011, 00:39.

Unsere Schönrechnung für Lena und Stefan

„Song für Deutschland“: Maue Quoten für’s Finale
DWDL

Magere Quoten für die Lena-Show
tv wunschliste

Lena-Show floppt: Die schlechtesten Quoten seit Jahren
op-online

Stefan Raabs Lena-Show enttäuscht auch in der ARD
Kress

Schlappe Quote für Lena-Finale
Digitalfernsehen

Nun, es ist natürlich die Aufgabe von Medienjournalisten, auf einheitlicher Linie zu berichten und das Negative herauszustellen. Die Aufgabe einer gewieften Sender-Pressestelle wäre es, die Quoten schönzureden und die positiven Aspekte hervorzuheben. Aber wir sprechen ja von der ARD. Also übernehme ich das mal.

3,25 Millionen Zuschauer sahen insgesamt gestern im Ersten das Finale von Unser Song für Deutschland. Bei den 14- bis 49-jährigen betrug der Marktanteil 11,5 Prozent.

  • Das sind dreieinviertel Millionen Zuschauer mehr als beim letzten Mal, als die Zuschauer kein Mitspracherecht bei der Auswahl des deutschen Künstlers für den Eurovision Song Contest erhielten und die redaktionelle Entscheidung für Alex Swings Oscar Sings vor zwei Jahren ohne Fernsehübertragung getroffen wurde.
  • Seit der Hochphase des Glücksrads vor rund zwanzig Jahren hatte keine andere Dauerwerbesendung mehr so viele Zuschauer.
  • Noch nie hatte eine Dauerwerbesendung so viele Zuschauer, die nur für ein einziges Produkt geworben hat.
  • So viele Menschen wie noch nie sahen sich zur besten Sendezeit auf zwei Sendern an drei Abenden an, wie eine einzige Sängerin anderthalbmal ihr ganzes Album sang.
  • Mehr als 100.000 Menschen kauften bereits dieses Album und machten es damit zur Nr. 1 der Charts. Die Zuschauerzahl gestern war etwa 30-mal so hoch, die Quote war also 30-mal so gut wie ein Platz 1.
  • Es ist außerdem die höchste Quote, die jemals eine Best-of-Zusammenfassung von zwei ProSieben-Sendungen im Abendprogramm der ARD hatte.

Na also, geht doch.

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Michael, 19. Februar 2011, 18:03.

Vierzig und rüstig


Repro: WDR

Fast so häufig wie von ihm neue Folgen zu sehen sind feiert der ARD-Tatort Jubiläum. Am Montag wird er 40 Jahre alt. Und in wenigen Monaten steht die 800. Folge an.

Das ergibt umgerechnet knapp 20 Tatorte im Jahr, aber dieser Schnitt wird durch die Anfangsjahre nach unten gezogen, als nur jeden Monat ein neuer lief. 2010 werden es 35 neue Filme gewesen sein, und ein Overkill ist nicht zu erkennen. Der Tatort ist im Jubiläumsjahr sogar erfolgreicher geworden. Derzeit sehen sonntags im Schnitt mehr als eine halbe Million Menschen mehr zu als vor einem Jahr.

Als er 30 wurde, gehörte der Tatort zu den populärsten Fernsehsendungen in Deutschland. Mehr Zuschauer hatten nur Wetten, dass…? und Wer wird Millionär?. Heute rangiert niemand mehr über dem Tatort, weil ihm das Kunststück gelungen ist, seine regelmäßige Zuschauerzahl seit zehn Jahren weitgehend konstant zu halten, während die Einschaltzahlen der anderen Erfolgssendungen am Tatort vorbei nach unten rutschten oder enorm schwanken.

Axel Prahl und Jan-Josef Liefers als verrücktes Paar Kommissar Thiel und Prof. Boerne aus Münster sind die beliebtesten Ermittler und die einzigen, die zuverlässig mehr als zehn Millionen Zuschauer anlocken. Aber erfolgreich sind oder waren sie alle. Sogar die jahrelange Depri-Grütze aus Frankfurt.

Interessant ist, dass der Tatort oft sogar beim jungen Publikum Marktführer ist, das die ARD sonst nur aus Erzählungen der Eltern kennt.

Was ist das Geheimnis des Erfolgs?

Nun, meistens sind es sehr ordentliche Filme. Aber viel wichtiger: Der Vorspann. Wenn der Tatort-Vorspann kommt, wird weitergeguckt. Und es schadet nicht, dass die Tatort-Gewohnheit direkt an die Tagesschau-Gewohnheit anschließt. Deshalb haben auch neue Kommissare es leicht, sich zu etablieren. Würden neue Krimireihen mit neuen Ermittlern unter einem x-beliebigen Titel auf Sendung gehen, hätten sie es heute schwer, auf Anhieb ein großes Publikum zu finden. Aber so lange Tatort drauf steht, kann nichts passieren. Und deshalb wird auch Ulrich Tukur als Wiesbadener LKA-Beamter mit Hirntumor heute einen guten Einstand haben.

Tukur ist nicht der Nachfolger eines ausgedienten Tatort-Teams. Er nimmt den Platz einer Reihe von Filmen des Hessischen Rundfunks ein, die als Polizeiruf 110 gezeigt wurden – die andere Krimireihe der ARD, die manchmal sonntags kommt und die sich inhaltlich ohnehin immer mehr dem Tatort annähert. Aus inhaltlicher Sicht wäre es sicher egal gewesen, ob die Filme mit Tukur weiter unter dem Titel Polizeiruf 110 gelaufen wären. Aber es gibt natürlich einen triftigen Grund, warum sie Tatort heißen: Richtig, der Vorspann.

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Michael, 28. November 2010, 12:26.

Vu vu sind nur die Zelas?

Das digitale Zeitalter birgt schon seit geraumer Zeit enorme Möglichkeiten, und allmählich beginnen die Sender, davon Gebrauch zu machen.

So bietet die ARD seit heute für alle Zuschauer mit digitalem Empfang einen eigenen Kanal an, auf dem die Vuvuzela-Geräusche aus den WM-Stadien herausgefiltert werden.

Jetzt müssen wir nur noch das ZDF dazu bringen, einen Kanal anzubieten, auf dem Béla Réthy herausgefiltert wird.

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Michael, 17. Juni 2010, 20:22.

Nochmal wegen „Mord mit Aussicht“

Vor einer Woche pries ich hier die ARD und ihre tolle Entscheidung, die großartige Serie Mord mit Aussicht nicht nur fortzusetzen, sondern ihr auch den besseren Sendeplatz am Dienstagabend um 20.15 Uhr zu schenken, wo sie eine größere Chance auf Erfolg hatte. Das klappte auch: Fast sechs Millionen Zuschauer sahen die Wiederholung der ersten Episode, knapp zwei Millionen mehr als die Erstausstrahlung an einem Montag vor zweieinhalb Jahren.

Heute rufe ich mein Lob zurück, denn heute um 20.15 Uhr zeigt die ARD grundlos irgendeinen Fritz-Wepper-Film.

Natürlich. Die Zuschauer hatten ja eine ganze Folge lang Zeit, sich an die neue Serie und ihren Sendeplatz zu gewöhnen. Da kann man ruhig mal eine Woche aussetzen.

Für die ARD-Stammzuschauer ist es egal, was dienstags gezeigt wird. Die gucken, was kommt. Aber viele Unter-Hundertjährige, für die das ARD-Abendprogramm normalerweise nichts bietet, haben vergangene Woche verblüfft festgestellt, wie amüsant und süffisant diese Serie ist, obwohl sie im Ersten kommt. Wenn sie heute schon nicht mehr kommt, frage ich mich, wie viele von diesen neuen ARD-Zuschauern es auch nächste Woche noch einmal versuchen, wenn es dann doch weitergeht.

Seit Jahren versucht die ARD junge Zuschauer zu gewinnen, die sonst nur das Privatfernsehen schauen. Die Programmierungspolitik der Privaten zu kopieren, ist aber wahrscheinlich nicht der richtige Weg. Denn der Sender, der durch nicht nachvollziehbare Ausstrahlungsrhythmen und willkürliche Unterbrechungen seine eigenen Serien zerstört, ist eigentlich RTL.

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Michael, 25. Mai 2010, 16:29.
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