24/7
In Mainz gab es mal ein Parkhaus, an dessen Einfahrt das Schild stand: „In diesem Parkhaus gilt die Straßenverkehrsordnung“, und sobald man das Schild passiert hatte, wurde konsequent Linksverkehr praktiziert.
Ähnlich funktioniert die Serie 24: Zu Beginn der ersten Episode sagt Kiefer Sutherland aus dem Off: „Alle Ereignisse geschehen in Echtzeit“, und dann schafft er es in wenigen Sekunden, Strecken von mehreren Meilen problemlos mit dem Auto im morgendlichen Berufsverkehr zurückzulegen.
Nach einer langweiligen zweiten Hälte der sechsten Staffel und einem mittelmäßigen Fernsehfilm, den Kabel 1 heute um 20.15 Uhr zeigt, beginnt um 22.oo Uhr die siebte Staffel von 24 (auch erstmals bei Kabel 1) mit den üblichen Versatzstücken: Gute sind plötzlich böse, Tote sind wieder lebendig, und Logik ist ja sowieso noch nie da gewesen. Gegen Ende der ersten Folge kommt die Handlung in Gang, und weil 24 ja eh eine Ein-Mann-Show ist und Jack Bauer niemandem vertraut, ist es auch egal, dass es CTU nicht mehr gibt. Schade ist es nur um das prägnante Telefonklingeln.
Ja, ich schreibe diese Zeilen im vollen Bewusstsein, dass wer die Serie noch nie gesehen hat, kein Wort begereifen wird.
Dass 24 den Handlungsort verlegt hat und die Möglichkeit anerkennt, terroristische Aktivitäten könnte es tatsächlich auch mal außerhalb von Los Angeles geben, ist fast alles, was die Serie in Sachen Realismus unternimmt. Die andere Kleinigkeit ist die Senatsanhörung, in der sich Jack Bauer zu Beginn wegen seiner angewandten Foltermethoden rechtfertigen muss. Nach wenigen Augenblicken wird er allerdings zu einer dringenden Weltrettung abberufen und die Sitzung um 24 Stunden vertagt. Puh, dann haben wir diese lästige Angelegenheit für diese Staffel ja hinter uns.