ZDF-Magazin
1969–1988 (ZDF). „Informationen und Meinungen zu Themen der Zeit“. Politmagazin von und mit Gerhard Löwenthal.
Das ZDF-Magazin war das rechtskonservative Gegenstück zu den linksliberalen Politmagazinen. In der ersten Sendung formulierte Löwenthal seine Kampfansage an den Zeitgeist: „Unerbittlich“ werde sein Magazin nach „schadhaften Stellen in unserer Demokratie fahnden“ und „unabhängig, entschieden und furchtlos“ Stellung beziehen. Gegenüber den vermeintlich linken Magazinen hatte das ZDF-Magazin einen entscheidenden Vorteil: die Rückendeckung durch die Senderspitze. Die Positionierung als Gegenpol zu Panorama hatte Intendant Karl Holzamer ausdrücklich gutgeheißen, und Löwenthal, der zuvor fünf Jahre ZDF-Korrespondent in Brüssel gewesen war, hatte sich vertraglich zusichern lassen, dass er die Sendung nach eigenen Vorstellungen gestalten konnte, direktes Vortragsrecht beim Intendanten bekam und nur dem Chefredakteur Rechenschaft schuldete.
Löwenthal trat auch bei Wahlkampfkundgebungen und Parteitagen von CDU und CSU auf. Senderinterner Widerstand gegen die Sendung kam nicht von oben, sondern von unten. 1970 forderte die Redakteursversammlung des ZDF die Umbenennung der Sendung, weil sie suggeriere, dass sie für die politische Ausrichtung des ganzen Senders stehe. 1971 forderte eine Gruppe von Redakteuren Löwenthal auf, sich von rechtsextremen Äußerungen einiger Mitarbeiter zu distanzieren. Löwenthal tat dies nicht. Daraufhin baten neun von 13 Redakteuren der Sendung um ihre Versetzung; u. a. gingen Knut Terjung, Günter Ederer und Jürgen R. Meyer.
Löwenthal profilierte sich mit scharfem Antikommunismus und griff in seinen Sendungen über die Jahre vor allem die Studentenbewegung („rote Psychoterroristen“), die sozialdemokratischen Vertreter der neuen Ostpolitik („kommunistische Agenten“), die Friedensbewegung („Moskauer Partisanen“), westdeutsche Schriftsteller wie Heinrich Böll („Sympathisanten des Linksfaschismus“), vor allem aber immer wieder die DDR an. Er tat dies, wie die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb, „mit immer grimmigem Gesicht und in einem Tonfall, als hätten die Kommunisten soeben die Sendeanstalt besetzt“. Am „Tag der Menschenrechte“ am 10. Dezember 1975 strahlte das ZDF-Magazin erstmals „Hilferufe“ von DDR-Bürgern aus, die in den Westen wollten. Die Aktion geriet in die Kritik, weil sie die genannten Bürger möglicherweise gefährdete. Andererseits hatte die Sendereihe außerordentlich viele Zuschauer in der DDR, die in ihr einen Vertreter ihrer Interessen sahen.
Im Februar 1976 startete die SPD einen Interviewboykott gegen das ZDF-Magazin. Herbert Wehner nannte Löwenthal einen „internationalen Störenfried“, Willy Brandt schimpfte ihn einen „Schreibtischtäter“. Im September 1980 zog sich Löwenthal, der 1979 das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten hatte, dann doch einen Tadel des Intendanten zu, weil er mit der Parteinahme für Franz-Josef Strauß eindeutig gegen die Richtlinien zu Stellungnahmen im Wahlkampf verstoßen habe.
Außer Löwenthal moderierte seit 1971 immer wieder Fritz Schenk. Am 23. Dezember 1987 moderierte Löwenthal zum letzten Mal: Mit 65 Jahren hatte er die Altersgrenze erreicht und wurde, wie er es auch Jahre später noch nannte, „unter dem Druck des Linkskartells in die Zwangspensionierung geschickt“. Sein Nachfolger als Leiter der Sendung wurde Bodo H. Hauser. Den Abschied von ihrem Erfinder überlebte die Sendung nicht lange: Nach 591 Ausgaben mit rund 2600 Beiträgen wurde sie durch Studio 1 ersetzt. In der letzten Sendung blickten Helmut Schmidt und Rainer Barzel auf die Politik der zurückliegenden 20 Jahre zurück.
Das ZDF-Magazin lief erst wöchentlich, ab Oktober 1973 vierzehntäglich im Wechsel mit Bilanz mittwochs um 20.15 Uhr. Die dramatischen Streicherklänge der Titelmusik stammen aus dem „Konzert für Orchester“ des polnischen Komponisten Witold Lutoslawski.
14. September 2008 um 16:25
[…] 1 war die Nachfolgesendung des ZDF-Magazins. Es war politisch ähnlich berechenbar konservativ wie sein Vorgänger, allerdings ohne den […]
9. August 2009 um 18:17
Löwenthal wird in diesem Beitrag ja fast als Rechtspopulist dargestellt. Dabei wusste er als einer der wenigen überlebenden Juden Berlins um die Gefahren einer totalitären Diktatur und erkannte die Gefahren, die von der Sowjetunion, der DDR, der Stasi ausgingen. Entsprechend war und ist er beim linken Spektrum natürlich nie sehr beliebt gewesen