Der Laden
1998 (ARD, arte). 3-tlg. dt. Familienchronik von Ulrich Plenzdorf und Jo Baier nach dem Roman von Erwin Strittmatter, Regie: Jo Baier.
Esau Matt (Otto Sander) erzählt als alter Mann die Geschichte seiner Familie Matt über drei Generationen. 1919 zieht er als Neunjähriger (Otto Brandmeyer) mit seinen Eltern (Dagmar Manzel und Jörg Schüttauf) und Großeltern (Carmen Maja Antoni und Martin Benrath) nach Bossdom in der Niederlausitz. Dort macht der Vater einen Kaufmannsladen mit Bäckerei auf. Darin arbeitet der jähzornige Müller Sastupeit (Hermann Beyer). Dessen alkoholkranke Frau (Nina Petri) erhängt sich. Der sensible Esau leidet unter dem gewalttätigen Lehrer Rumposch (Horst Krause) und schwärmt für sein Kindermädchen Hanka (Sabrina Rattey). Im zweiten Teil ist Esau im Jahr 1927 Gymnasiast (jetzt gespielt von Bastian Trost) und verliebt sich in die Jüdin Ilonka Spadi (Cosma Shiva Hagen); im dritten Teil kommt er (gespielt von Arnd Klawitter) 1946 als Deserteur der Wehrmacht in sein Heimatdorf zurück, verliebt sich in die Gemeindeschwester Christine (Deborah Kaufmann) und beginnt zu schreiben. Otto Sander ist in der Verfilmung nur der Erzähler – er ist selbst nie zu sehen.
Die autobiografisch geprägte Familiensaga galt als ein Fernsehhighlight des Jahres 1998. Der Laden erzählte mit großer Ruhe und Zärtlichkeit die Geschichte von Esau, der immer staunend auf die Dinge schaut und mühsam die Liebe zur Literatur entdeckt. Durch den Dreiteiler wurde Strittmatter, der in der DDR ein Bestsellerautor war, vier Jahre nach seinem Tod auch im Westen einem breiteren Publikum bekannt. Eine heftige öffentliche Diskussion entspann sich um den Sendeplatz. Ursprünglich sollte Der Laden um 20.15 Uhr im Ersten laufen. Dann hatten einige Fernsehdirektoren und vor allem ARD-Programmdirektor Günter Struve plötzlich Bedenken, dass eine solch hochwertige Literaturverfilmung ein Quotenkiller wäre und kurz vor Jahresschluss noch den Zuschauerschnitt versauen würde. Sie wollten sie deshalb – trotz Produktionskosten von zehn Millionen Mark – erst nach 23.00 Uhr ausstrahlen. Am Ende gab es auf öffentlichen Druck und Beharren der produzierenden ARD-Anstalten einen Kompromiss: Die Familiensaga lief vom 25. November 1998 bis 2. Dezember 1998 um 21.00 Uhr, jeweils nach einer dreiteiligen Dokumentation über die Waffen-SS. Dieses Thema galt offenbar als massenattraktiv genug, um auch dem Laden Zuschauer zuzuführen. Am Ende war nicht nur die Kritik überschwänglich, sondern auch die Quote ordentlich. Wenige Tage zuvor hatte arte den letzten Teil von Der Laden im Rahmen eines Themenabends über Strittmatter bereits gezeigt.
Die Serie erhielt den Bayerischen Fernsehpreis 1999, den Grimme-Preis mit Gold 1999 und den Deutschen Fernsehpreis 1999 für Martin Benrath (bester Schauspieler in einer Nebenrolle).