Maden in Germany
Es ist schon interessant, wie jeder abstreitet, bei CSI zu klauen. RTL beharrte ernsthaft darauf, Post Mortem sei in Wirklichkeit auf der Basis des eigenen 1997er-Fernsehfilms „Post Mortem – Der Nuttenmörder“ entstanden, und Sat.1 hat für R.I.S. – Die Sprache der Toten zumindest offiziell die italienische Serie „R.I.S. – Delitti imperfetti“ adaptiert.
Die deutsche Version startet heute im Anschluss an Navy CIS, dessen drei Buchstaben am Ende ja auch total zufällig die gleichen wie bei CSI sind, nur in anderer Reihenfolge.
R.I.S. hat viel von CSI, vom grummeligen Teamchef bis hin zu den Maden, für die er sich brennend interessiert. Was R.I.S. bislang nicht hat, sind sympathische Charaktere, für die man sich interessieren würde. Auf Dauer wird es nämlich doch lästig, als einzige Charakternuance eines Chefermittlers Verschossenheit zu haben. Der Rest des Ensembles ist ohnehin unüberschaubar. Acht Hauptpersonen werden in der Pilotfolge eingeführt, zu viele auf einmal, um sie kennenlernen oder überhaupt unterscheiden zu können. CSI baute sein Ensemble allmählich auf, was die Zurechtfindung erleichterte. Die Mordfälle müssen den Job des Zuschauerfangs also allein machen, was wohl ohnehin so vorgesehen war, denn die Inflation der forensisch-pathologischen Krimiserien zeigt, dass die Sender voller Hoffnung sind, den Zuschauern sei es völlig wurscht, wem sie bei der Verbrechensaufklärung zusehen.
Während Post Mortem bei RTL noch als gute und originelle Krimiserie durchging, wenn man so tat, als habe es CSI nie gegeben, wirkt R.I.S. sogar ohne Vorlage wie ein lauwarmer Abklatsch. Da die Serie aber quasi konkurrenzlos an den Start geht, weil um 21.15 Uhr nach dem Ende von Navy CIS die Filme aller anderen Sender schon halb vorbei sind und nirgendwo eine neue Sendung beginnt, wird auch sie wie bisher Criminal Minds vom Erfolg der vorausgehenden Serie profitieren.
R.I.S. — Die Sprache der Toten, sonntags um 21.15 Uhr in Sat.1.
Magnum
1984–1991 (ARD); 1996–1999 (RTL). 161-tlg. US-Krimiserie von Donald P. Bellisario und Glen A. Larson („Magnum, P.I.“; 1980–1988).
Der schnauzbärtige Draufgänger Thomas Sullivan Magnum (Tom Selleck) arbeitet als Privatdetektiv auf Hawaii und ist außerdem der Sicherheitsbeauftragte von Robin Masters, einem reichen, mysteriösen Schriftsteller, der nie zu sehen (aber gelegentlich zu hören) ist. Magnum wohnt auf Masters‘ Anwesen und darf dankenswerterweise dessen roten Ferrari fahren. Insgesamt überanstrengt sich Magnum in seinem Privatdetektiv-Job wenig, er genießt lieber das Playboy-Dasein im schmucken Haus auf dem schönen Hawaii, angemessen uniformiert in Shorts und buntem Hemd. Auf dem Anwesen wohnt auch Masters‘ Vertreter Jonathan Quale Higgins III. (John Hillerman), ein spießiger kleiner Brite, der alles besser
weiß, und den Magnums Anwesenheit wenig erfreut. Higgins kümmert sich um die Hunde von Robin Masters, die Dobermänner Zeus und Apollo. Aus seiner Zeit bei der Navy hat Magnum zwei alte Freunde, die ebenfalls inzwischen auf Hawaii leben: Der gutmütige Theodore Calvin, genannt „T.C.“ (Roger E. Mosley), betreibt die Helikopter-Charterfirma „Island Hoppers“ und nennt Higgins immer „Higgy Baby“, Orville „Rick“ Wright (Larry Manetti) ist Geschäftsführer des „King Kamehameha Beach Clubs“. Beide müssen Magnum oft zu Hilfe eilen, wenn der mal wieder von seinen Gegnern verprügelt wird. Auch Ricks Unterweltkontakte sind nützlich, vor allem die Infos von seinem halbseidenem Bekannten „Ice Pick“ (Elisha Cook jr.). Lt. Tanaka (Kwan Hi Lim) leitet oft die polizeilichen Ermittlungen in den Fällen, die auch Magnum untersucht. Regelmäßig lässt sich Magnum überreden, unentgeltlich zu ermitteln, z.B. als Freundschaftsdienst für Carol Baldwin (Kathleen Lloyd) von der Staatsanwaltschaft. Macht ja nix, dafür kann er ja dann woanders wieder schnorren. Agatha Chumley (Gillian Dobb) ist mit Higgins befreundet.
Der 90-minütige Pilot und 143 Folgen zu je 45 Minuten liefen staffelweise in der ARD. Sendeplatz war zunächst montags um 20.15 Uhr, ab Ende 1984 dienstags um 21.45 Uhr. RTL synchronisierte diese Folgen später neu und strahlte sie erstmals in voller Länge aus (die ARD hatte ca. drei Minuten aus jeder Folge herausgeschnitten), außerdem zeigte RTL im Frühjahr 1997 weitere 16 Folgen in deutscher Erstausstrahlung. Erst jetzt merkten auch die deutschen Zuschauer, dass Magnum eine Vietnam-Vergangenheit hatte, über die er noch oft grübelte. Diese Folgen und Passagen hatte die ARD ausgelassen oder bei der Synchronisation verfremdet. Die letzte noch übrige Folge, die bis dahin noch nicht in Deutschland gezeigt wurde (Folge 45) lief erstmals im Februar 1999 als Auftakt zu einer Reihe von Wiederholungen bei RTL. In der ursprünglich letzten Folge der Serie war Magnum bei einer Schießerei ums Leben gekommen. Als die Produzenten selbst damit überrascht wurden, dass eine weitere Staffel gedreht wurde, entschieden sie, Magnum habe seinen Tod nur geträumt – ähnlich wie in der legendären Dallas-Folge, als sich die Handlung eines ganzen Jahres als Traum entpuppte, damit Patrick Duffy alias Bobby Ewing nicht mehr tot sein musste. Das kannten die Zuschauer also schon, denn Dallas und Magnum teilten sich in der ARD sogar den gleichen Sendeplatz. In der endgültig letzten Folge überlebte Magnum dann, ging aber zurück zur Navy. Oft wurde spekuliert, ob der nie sichtbare Robin Masters in Wirklichkeit Higgins sei, dieses Rätsel wurde jedoch nie geklärt. Im amerikanischen Original zumindest war seine Stimme nicht die von Higgins-Darsteller Hillerman, sondern die von Orson Welles!
Gedreht wurde an Originalschauplätzen auf Hawaii, genutzt wurden dazu die Produktionsstätten, die Hawaii Fünf-Null hinterlassen hatte und die auf diese Weise nur kurze Zeit ungenutzt blieben. Hawaii Fünf-Null war nur ein halbes Jahr vor dem Start von Magnum zu Ende gegangen. Die Komponisten der berühmten Titelmusik waren Mike Post und Pete Carpenter.
Hätte es Magnum nicht gegeben, wäre Tom Selleck Indiana Jones geworden. Er war der Wunschkandidat für die Hauptrolle in dem Film „Indiana Jones und der Jäger des verlorenen Schatzes“, musste aber wegen seiner Verpflichtungen für Magnum absagen.
Mainz wie es singt und lacht
1955–1972 (ARD) Fernsehsitzung der Mainzer Fastnacht vom Mainzer Carneval-Verein (MCV) und dem Mainzer Carneval Club (MCC).
Der SWF-Redakteur Dr. Wolfgang Brobeil hatte die Idee zur Fernsehfastnacht. Sitzungspräsidenten waren in der Premiere Werner Mundo vom MCV und Jakob Wucher vom MCC. Ein Mann der ersten Stunde war auch schon Herbert Bonewitz, der über viele Jahre in etlichen Rollen eine der prominentesten Mainzer Fastnachtspersönlichkeiten blieb. Die Sitzung im Jahr 1955 begann um 19.11 Uhr, das Fernsehen schaltete sich jedoch erst nach zwei Stunden dazu. Die Einschaltquote betrug geschätzte 90 % (gemessen wurde damals noch nicht). Das entsprach etwa 100 000 eingeschalteten Fernsehgeräten (jawohl: wesentlich mehr gab es damals noch nicht). Eine der höchsten je gemessenen Quoten erreichte die Sendung im Jahr 1964 mit 89 %. Damals wurde noch nicht in Marktanteilen gerechnet, das bedeutet, dass in diesem Fall nicht 89 % aller eingeschalteten Geräte diese Sendung zeigten, sondern dass auf 89 % aller existierenden Fernsehgeräte diese Sendung lief. Es war just das Jahr, in dem das ZDF seine eigene Sitzung Mainz bleibt Mainz an den Start schickte.
Der Auslöser dafür, dass die beiden Sitzungen 1973 fusionierten, war Tony Marshall. Otto Höpfner führte durch Teile der später als rundum misslungen angesehenen Sitzung des Jahres 1972, Sitzungspräsidenten waren Karl Müller vom MCV und Bernd Mühl vom MCC. Höpfner hielt einen kompletten Vortrag über den Begriff „Scheiße“ („Scheißvortrag“), Ernst Neger sang „Humba Humba Tätärä“ und war sichtlich verärgert, dass sein Lied im allgemeinen Gewühl des Finales unterging, vor allen Dingen aber trat Tony Marshall auf. Und Tony Marshall ist kein Mainzer. Karneval ist eben kein Spaß. Nur zwei Wochen nach der Ausstrahlung beschlossen SWF und ZDF, ab dem Folgejahr eine gemeinsame Veranstaltung abwechselnd zu übertragen. Die Sitzungen verschmolzen zu Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht.
Man singt deutsh
Wer hätte gedacht, dass Prison Break schon jetzt in einer Reihe mit Kultserien wie Mister Ed und Flipper steht?
Wie weiland die Serien der 60er-Jahre erhielt Prison Break von RTL einen deutschsprachigen Titelsong, der zweifelsohne im Original noch nicht zu hören war. Damals allerdings geschah dies mutmaßlich aus Gründen besserer Verständlichkeit, denn damals hätte die Serie wahrscheinlich auch nicht ihren amerikanischen Originaltitel behalten. Heute scheint es eher wie ein Geschäftsmodell: Die Single mit dem Song erscheint Mitte Juli, und warum immer nur neue CDs im Werbeblock bewerben, wenn man sie doch auch über einen Vorspann kleben kann?
Die Zeiten, in denen Titellieder von Fernsehserien zu weltbekannten Ohrwürmern wurden (wie „Unknown Stuntman“ aus Ein Colt für alle Fälle“ oder „I’ll Be There For You“ aus Friends), scheinen allerdings vorbei. Viele Serien haben heute gar keinen Vorspann mit Musik mehr, sondern unterlegen die Einblendungen der Darstellernamen bereits mit Handlung (Frasier; 24), um Zeit zu sparen, andere verwenden schlicht längst veröffentlichte Hits (z.B. „California“ von Phantom Planet für O.C., California oder „Who Are You“ von The Who bei CSI.)
Und schließlich wird es allmählich international uneinheitlich, was meist lizenzrechtliche Gründe hat. So z.B. bei Dr. House, als dessen Titelmusik in den USA „Teardrop“ von Massive Attack zu hören ist, bei uns aber irgendetwas Waberndes, das ähnlich anmutet, aber offensichtlich billiger zu haben war. Das ist keine Entscheidung von RTL, sondern wird vom internationalen Vertrieb so herausgegeben, weshalb auch in England, Australien und wo auch immer die „falsche“ Titelmusik ertönt.
Das Eindeutschen von Musik ist unterdessen kein Phänomen, das seit den 60ern pausierte. In den 70er Jahren wurden die Titellieder für viele populäre Kinderserien nicht nur neu betextet, sondern komplett neu komponiert (Captain Future; Sindbad), wovon Christian Bruhn noch heute einen bedeutenden Teil seines Lebensunterhalts bestreitet. Und in den 90er-Jahren versah RTL selbst noch die Sitcoms Harry und die Hendersons (die übrigens gerade donnerstags nachts in der ARD wiederholt wird) und Die Nanny mit einer eingedeutschten Version des Titelsongs, damals jedoch noch ohne Absichten, daraus Profit zu schlagen.
Nun hat Prison Break also einen deutschen Titelsong, er heißt „Prison Break Anthem (Ich glaub an Dich)“, ist von Azad feat. Adel Tawil und muss sich irgendwann zwischen dem Versand der Presse-DVD und der Ausstrahlung hineingemogelt haben.
Wer aber in Erinnerungen an Zeiten schwelgen möchte, als man als Titelsong noch jemand war, dem sei die CD-Reihe „Generation Fernseh-Kult“ von hi-hat Records empfohlen, die Dutzende Titelsong-Klassiker aus vergangenen Fernsehzeiten enthält.
Prison Break, donnerstags ab 22.15 Uhr (jeweils zwei Folgen) bei RTL.
Mandara
1983 (ZDF). 13-tlg. dt. Mystery-Jugendserie von Justus Pfaue.
Eines Tages strandet Prinz Shabu (Stefan Ernst) aus einem fernen Land in Breemster. Er hat eine geraubte Statue der Göttin Mandara dabei und wird von den Kindern Eltje (Christina Kubinek), der Tochter des Apothekers Timm (Gernot Endemann), und ihrem Freund Hendrik Söhnkensen (Florian Jentsch) entdeckt und vor den Strandpiraten in Sicherheit gebracht. Die Götterstatue wird jedoch von einem bösen Dämon (Horst Frank) begleitet, der in wechselnder Gestalt einen Sieg des Hasses erreichen will. Eltje wird in den Bann des Bösen gezogen und Hendrik verunglückt. Um den Fluch abzuwenden, wird Shabu von Pastor Petersen (Hellmut Lange) und den anderen Dorfbewohnern geopfert. Die Mandara-Statue versenkt er im Meer, bevor das Dorf unter einer mächtigen Sanddüne verschüttet wird. 150 Jahre später kommt ein neuer Prinz Shabu und ein neuer Dämon, die Geschichte beginnt von vorn und Eltje kämpft wieder dagegen an.
Die Folgen waren eine halbe Stunde lang und liefen dienstags und donnerstags.
Mann-O-Mann
1992–1995 (Sat.1). Spielshow für Frauen mit Peer Augustinski.
Zehn Männer aus einer Stadt treten in Spielen, in denen sie ihre Männlichkeit körperlich, geistig oder schlicht strippend beweisen müssen, gegeneinander an. Das komplett weibliche Studiopublikum stimmt nach jeder Runde ab, und der schlechteste Kandidat wird bekleidet in das Schwimmbecken in der Mitte des Studios gestoßen. Der Sieger gewinnt einen von drei Preisen, aus denen er die Auswahl hat. Meistens entscheidet er sich für die Reise. Peer Augustinski spielt eine Art Nachtclubbesitzer, bei dem die „Limited Girls“, die zu Musik die Verlierer ins Wasser schubsen und am Ende den Gewinner küssen, quasi angestellt sind.
Friedrich-Wilhelm Spieker und Frank Elstner hatten sich die erfolgreiche Sendung ausgedacht, die dann u. a. nach Spanien verkauft und dort unter dem Titel „Elles & Ellos“ gezeigt wurde.
Mann-O-Mann brachte es auf 89 einstündige Ausgaben und lief alle 14 Tage samstags gegen 22.00 Uhr, im Wechsel mit Jux und Dallerei. Sat.1 riss damit diesen Samstagabend-Sendeplatz für schrille Comedy an sich, den eigentlich Konkurrent RTL jahrelang mit den nun auslaufenden Shows Alles nichts oder?! und Dall-As etabliert hatte.
Männerwirtschaft
1972–1975 (ZDF); 1989–1990 (Pro Sieben); 1992–1999 (Sat.1). 111‑tlg. US‑Sitcom von Garry Marshall und Jerry Belson nach dem Bühnenstück von Neil Simon („The Odd Couple“; 1970–1975).
Der Fotograf Felix Unger (Tony Randall) wurde aufgefordert, aus seiner Wohnung auszuziehen. Die Aufforderung kam von seiner Frau. Er tut sich mit seinem alten Freund, dem geschiedenen Zeitungssportreporter Oscar Madison (Jack Klugman) zusammen, weil sich keiner allein die teure New Yorker Wohnung leisten kann. Der stets korrekt gekleidete Felix ist ein Hypochonder und krankhafter Sauberkeitsfanatiker, Oscar hinterlässt Chaos, wo auch immer er ist. Sein Zimmer sieht aus wie nach einem Bombeneinschlag, in jedem Winkel stößt man auf schmutzige Wäsche, die natürlich noch nicht zu schmutzig ist, um sie noch mal anzuziehen. Sein müffelndes Hemd hängt aus der Hose, und die Baseballkappe sitzt verkehrt herum auf dem Kopf. Die beiden treiben sich gegenseitig in den Wahnsinn, der große Krach und pointierte verbale Tiefschläge sind an der Tagesordnung.
Oscars Sekretärin bei der Zeitung, Myrna Turner (Penny Marshall), verliert ebenfalls ständig die Übersicht, weshalb sie für Oscar die Idealbesetzung im Sekretariat ist. Als richte Oscar nicht schon allein genug Unheil an, fallen auch noch regelmäßig die Pokerkumpels ein: der Polizist Murray Greshner (Al Molinaro), Speed (Garry Walberg) und Vinnie (Larry Gelman). Felix spielt aber mit. Gloria Unger (Janis Hansen) und Blanche Madison (Brett Somers) sind die jeweiligen Ex-Frauen. Am Ende kommen Felix und Gloria wieder zusammen, Felix zieht aus, und Oscar kann sein Chaos endlich ohne störendes Nörgeln ertragen.
1968 hatte es bereits einen (in den USA gleichnamigen) Kinofilm gegeben, der ebenfalls auf Neil Simons Stück basierte. In „Ein seltsames Paar“ hatten Walter Matthau und Jack Lemmon die Hauptrollen gespielt. Klugman und Randall waren eine ähnliche Traumbesetzung. 1982 entstand in den USA eine Neuauflage mit schwarzen Hauptdarstellern, für die größtenteils die Originaldrehbücher verwendet wurden. Diese Serie floppte jedoch und wurde in Deutschland nie gezeigt. 1993 zogen Klugman und Randall für den zweistündigen Fernsehfilm „The Odd Couple – Together Again“ noch einmal in ihre WG. Auch dieser Film wurde in Deutschland nie gezeigt.
Das ZDF strahlte zunächst 52 Folgen der Serie donnerstags am Vorabend aus. Rainer Brandt war die deutsche Synchronisation verantwortlich (er lieh auch Tony Randall die deutsche Stimme; Arnold Marquis sprach Klugman). Etwa 20 Jahre später liefen weitere Folgen dienstags am frühen Abend auf Pro Sieben und später nachts in Sat.1. Das ZDF zeigte ferner eine deutsche Kopie der Serie unter dem Titel Felix und Oskar.
Manni, der Libero
1982 (ZDF). 13-tlg. dt. Jugendserie von Justus Pfaue nach einem Roman von Peter Conradi.
„2,2 Millionen Jungen spielen in den Vereinen der Bundesrepublik Deutschland Fußball. Sie alle träumen davon, zu jenen elf Auserwählten zu zählen, die das Trikot der Jugendnationalelf tragen. Einer davon ist Manni, der Libero.“
Der junge Fußballspieler Manni Bessauer (Sascha Gerlach; ab dem Ende von Folge 1: Tommi Ohrner) soll zwar wegen eines Rückenproblems eigentlich nicht spielen, aber sein Vater Sten (Klaus Kindler), selbst früherer Bundesliga-Profi, unterstützt ihn und bringt ihn bei der Heimatmannschaft Blau-Gelb im Ruhrgebiet unter. Mutter Herta (Heide Keller) erfährt erst später davon. Trainer von Blau-Gelb ist Fritsche (Bruno Dietrich), Hohmann (Peer Schmidt) der Präsident. Dessen Tochter Bettina (Christina Plate) wird Mannis Freundin. Manni wird immer besser, spielt sich nach oben. Präsident Wehmeier (Hellmut Lange) holt ihn zu Arminia Berlin, wo er unter Trainer Ziervogel (Gernot Endemann) spielt. Dort weht ein anderer Wind: Die Anforderungen sind deutlich härter, es geht Geld über den Tisch, und ein Anderer ist Mannschaftskapitän: Hein Bellow (Tobias Lehmann). Manni boxt sich weiter durch, muss gegen seine Ex-Mannschaft Blau-Gelb antreten und wird schließlich vom Bundestrainer in die Jugendnationalmannschaft berufen.
Die 25-Minuten-Folgen liefen dienstags nachmittags. Folge 1 spielte zum größten Teil Jahre vor Mannis eigentlicher Karriere, und Tommi Ohrner als Manni im Teenager-Alter tauchte in dieser ersten Folge nur in den letzten Minuten auf. Auch hatte Manni zu Beginn noch nicht die Libero-Position, sondern spielte als Stürmer. Mannis Berliner Verein Arminia Berlin wurde dargestellt von der B-Jugend des Berliner Fußballclubs Hertha 03 Zehlendorf. Ohrner übernahm die Rolle des damaligen Hertha-03-Liberos Jörg Riedel. Jugendtrainer Michael Klement über Thomas Ohrner: „Tommi ist ein prima Junge, aber ein großer Fußballer ist er nicht.“
Christian Bruhn komponierte die Titelmusik.
Marienhof
1992–2011 (ARD). Dt. Daily Soap.
Alltag im fiktiven Kölner Stadtteil Marienhof. Die Handlung spielt zunächst vor allem im Umfeld der Gärtnerei Busch, geführt von der resoluten Inge Busch (Viktoria Brams), die heute als Einzige seit der ersten Folge dabei ist. Außerdem treffen sich die Marienhof-Bewohner von Beginn an in der Gaststätte „Wilder Mann“, dem Café „Ortrud’s“ und der Diskothek „Foxy“.
Nach Inbetriebnahme einer mittelständischen Einkaufspassage im April 2002 wird diese zum Zentrum der Serie – zumal dort ein Großteil des Marienhof-Personals arbeitet: Der Installateur Frank Töppers (Wolfgang Seidenberg) beispielsweise, ein gutherziger Rheinländer, hat dort sein Lager und Büro, Gärtnerin Inge Busch ein Lädchen für Blumen und Dessous.
Der durchtriebene Thorsten Fechner (Christian Buse) besitzt die Drogerie „M & P“, in der Susi Schäfer (Nermina Kukic) als Kassiererin arbeitet. Die bisexuelle Andrea Süsskind (Leonore Capell) leitet ein Reisebüro, in dem ihr die Abiturientin Kati Fuchs (Rebecca Goldblat) zur Hand geht. Carlos Garcia (Alfonso Losa) betreibt das „Café Latte“, seine Freundin Luna-Marie Seelig (Jana Voosen) ein Fitnessstudio, sein Bruder Raul Garcia (Mirko Wallraf) das Restaurant „Daily’s“, der schwerbehinderte Frederik Neuhaus (Erwin Aljukic) ein Internetcafé.
Ebenso in unmittelbarer Nähe der Einkaufspassage befinden sich: die Kfz-Werkstatt von Charly Kolbe (Sven Thiemann), der bei Frank Töppers eine Installateursausbildung gemacht hat; der Obst- und Gemüseladen „Möhre“ des Vorzeigetürken Sülo Özgentürk (Giovanni Arvaneh); eine allgemeinmedizinische Praxis, die anfangs von Robert Eschenbach (Cyrus David), dann von Jochen Berger (Andreas Jung) und anschließend von Lisa Busch (Isabella Hübner) geführt wird und in der Trixi von der Looh (Carolin Gralla) als Sprechstundenhilfe arbeitet; und nicht zuletzt die zunächst von Heinz (Claus-Dieter Reents) und Hilde Poppel (Margit Geissler) geführte und von Stefano Maldini (Antonio Putignano) und seiner Ehefrau Tanja (Heike Ulrich) als italienisches Restaurant übernommene Gaststätte „Wilder Mann“.
Gleich nebenan ist das Erich-Kästner-Gymnasium, auf das viele der jüngeren Marienhof-Bewohner gehen. Inge Buschs Ex-Freund Friedrich Dettmer (Gerd Udo Feller), Trixis Freund und Andrea Süsskinds Bruder Kai (Michael Meziani), Sandra Behrens (Nicole Belstler-Böttcher) sowie Matthias Kruse (Michael Jäger) unterrichten dort als Lehrer. Kruses Ehefrau Regina Zirkowski (Susanne Steidle) arbeitet als freischaffende Künstlerin im heimischen Wohnzimmer. Und eine WG gibt es natürlich auch. Einer ihrer Bewohner ist der Herzensbrecher Nik Schubert (Sebastian Deyle).
Marienhof ist die wohl biederste oder öffentlich-rechtlichste deutsche Seifenoper. Vor allem im Gegensatz zum luxuriösen und intriganten Umfeld von Verbotene Liebe hat Marienhof den Anspruch, vergleichsweise bodenständig zu sein und Alltagsgeschichten zu erzählen und verfolgt dabei oft auch einen pädagogischen Ansatz. Themen sind neben Liebe, Tod, Untreue, Eifersucht, Nachbarschaftshilfe und Nächstenliebe auch Aids- und Krebserkrankung, Homosexualität, Existenzgründung, Ausländerfeindlichkeit, Wehrdienst und verweigerung, Kleptomanie, Zivilcourage, Drogen-, Alkohol-, Tabletten- und Kindesmissbrauch, Adoptions-, Scheidungs-, und Sorgerecht und Behinderung. Der glasknochenkranke Erwin Aljukic etwa gehört seit 1999 zum Stammensemble. Daneben gibt es zahlreiche, heiter gemeinte Nebenplots auf Schülerstreichniveau. Man müsste die Mischung gewagt nennen, wenn das Wort nicht so gar nicht zum Marienhof passen würde.
Marienhof war 1999 für einen hohen sechsstelligen DM Betrag einer der Hauptsponsoren der Loveparade, die konsequenterweise zu diesem Zeitpunkt ihren Zenit überschritten hatte. Jörg Pilawa, Jürgen Fliege und der bekennende Marienhof-Fan und Ex Bundespräsident Roman Herzog hatten Gastauftritte. Sebastian Deyle, der bereits in Unter uns gespielt hatte, versuchte sich nach seinen drei Jahren in Marienhof als Moderator (u. a. Quizfire).Mit 20 Häuserfassaden, weiteren zum Teil bespielbaren Dekos (Apotheke, Boutique, Bäckerei, Buchhandlung, Frisör, Zeitungsladen, Kiosk, Stadtcafé, Polizei-, Radiostation) und mit einer Grundfläche von 4500 Quadratmetern ist die Marienhof-Kulisse in der Bavaria-Filmstadt in München weltweit eine der größten Außendekorationen für eine tägliche Familienserie. Nach Gute Zeiten, schlechte Zeiten erhielt Marienhof 2004 von der Deutschen Krebshilfe und dem Aktionsbündnis Nichtrauchen das „Rauchfrei-Siegel“, weil in der Serie nur noch „negativ ausgerichtete Identifikationsrollen“ mit kurzfristigen Auftritten rauchen.
Marienhof war zunächst gar keine Daily Soap, sondern lief dienstags und donnerstags mit einstündigen Folgen im ARD-Vorabendprogramm. Am 2. Januar 1995 wurde auf die werktägliche 25 Minuten-Ausstrahlung umgestellt, immer im Anschluss an Verbotene Liebe. Der Titelsong, zunächst von S.O.S., ab 1999 in einer Fassung von Kismet, geht: „Es wird viel passier’n, nichts bleibt mehr gleich, nichts bleibt beim Alten wie geha-habt.“ Im Herbst 2004 lief die 2500. Folge.
Markus Lanz wird Nachfolger von Jörg Pilawa
Wenn es bisher darum ging, das Gegenteil von dem zu tun, was man vorher angekündigt hatte, war Jörg Pilawa immer eine sichere Bank im Deutschen Fernsehen. Jahrelang hatte er regelmäßig erklärt, fortan weniger Sendungen moderieren zu wollen, und vor allem weniger Quizshows. Anschließend war er in immer wieder neuen und zusätzlichen Sendungen zu sehen, vor allem Quizshows. Deshalb überrascht es, dass Jörg Pilawa nach all seinen Ankündigungen, nicht Wetten, dass…? zu übernehmen, nicht neuer Wetten, dass…?-Moderator wird. Offenbar hat er sich von seiner langjährigen Gewohnheit verabschiedet. Sein Nachfolger ist Markus Lanz, der noch im November im „medium magazin“ erklärte, er wolle nicht in die Fußstapfen von Thomas Gottschalk treten.
Natürlich kitzelt es die Eitelkeit, wenn man bei solch einem bedeutenden Format im Gespräch ist. Aber man muss doch eine gesunde, professionelle Distanz zu sich und seiner Arbeit haben, und ich habe in den letzten Jahren einen Weg eingeschlagen, der von der großen Showbühne eher wegführt.
Das ZDF hat gestern Abend zugegeben: Markus Lanz wird der neue Moderator von Wetten, dass…?.
Was bedeutet Lanz für die Sendung?
Wetten dass…? war nie einfach eine Samstagabendshow. Es war DIE Samstagabendshow. Eine Sendung mit Sonderstellung. Eine Sendung, vor der jahrelang sogar die Konkurrenz kuschte, weil man sich ohnehin als chancenlos betrachtete. Diese Sonderstellung hatte Wetten dass…? nicht immer. Zu Beginn, vor dreißig Jahren, war sie eine unter vielen erfolgreichen Unterhaltungsshows. Die anderen sind nur inzwischen alle ausgestorben.
Deshalb ist es auch nicht schlimm, dass Wetten dass…? diese Sonderstellung jetzt aufgibt. Denn Markus Lanz wird diesen Status kaum halten können.
Markus Lanz ist kein Thomas Gottschalk. Lanz kann zum Beispiel Interviews führen. Er weiß sogar, wie seine Gäste heißen. Nach rein formalen, professionellen Gesichtspunkten wird Markus Lanz die Sendung wesentlich besser moderieren als Gottschalk. Das heißt aber nicht, dass es unterhaltsamer wird. Denn andererseits ist Lanz auch irgendwie egal.
Denn Gottschalk war immer auch ein Clown. Das musste Lanz nie sein. So professionell er ist, so stromlinienförmig ist er auch. Weichgespült und glattgebügelt.
Hape Kerkeling hätte die Sonderstellung von Wetten dass…? wahren können, Günther Jauch auch. Aber wenn man sich nach deren Absagen erst einmal mit dem Gedanken abgefunden hatte, Jörg Pilawa könne die Sendung übernehmen, ist es auch kaum noch ein Unterschied, ob es jetzt stattdessen Beckmann, Kerner oder Lanz macht.
Die Bedeutung des Moderators wird überschätzt. Zum Erfolg gemacht hat die Sendung Frank Elstner. Und der war noch nie lustig, locker oder schlagfertig. Auch die nachträgliche Wahrnehmung, mit Wolfgang Lippert sei Wetten dass…? ein Flop gewesen, stimmt nicht. Lippert hatte mehr Zuschauer als Gottschalk in seinen letzten Jahren im Durchschnitt.
Daran und an den katastrophalen Quoten von Gottschalks aktueller Vorabendtalkshow zeigt sich: Die Menschen schalten nicht wegen Gottschalk ein, sondern vielleicht doch eher, weil sie einen riesigen Bagger sehen wollen, der ein filigranes Kunststück ausführt.
Die Sonderstellung wird verlorengehen. Aber selbst wenn die Show noch zwei oder drei Millionen Zuschauer verliert, was mittelfristig wahrscheinlich ist, macht das nichts. Ihr Vorsprung war so groß, dass Wetten dass…? gemessen am Programmumfeld sogar dann noch ein Erfolg wäre.
Nach all den öffentlichen Absagen weiß Markus Lanz, dass er nur die fünfte Wahl ist. Hoher Erwartungsdruck sieht anders aus. Da ist also viel Luft nach oben, um sich zu beweisen und die Zuschauer zu überraschen. Aus Sicht des ZDF ist es ebenfalls keine falsche Entscheidung, die Show fortzusetzen, egal mit wem. Denn es immer einfacher, eine bekanntes Format zu halten, selbst mit neuer Besetzung, als stattdessen ein neues Format zu etablieren. Fragen Sie nur mal Thomas Gottschalk.
(Ein großer Teil dieses Textes stammt aus einem Beitrag, den ich vor dreieinhalb Wochen für die Sendung SWR2 Journal verfasst habe, nachdem erste Meldungen erschienen waren, Markus Lanz werde Moderator von Wetten dass…?.)