Klimbim
1973–1979 (ARD). Comedyshow von Hans Joachim Hüttenrauch und Michael Pfleghar.
„Klimbim ist unser Leben, Klimbim hat montags zu, Klimbim schmeckt nach Vanille und spielt gern Blindekuh. Klimbim ist unser Leben, und ist es mal nicht wahr, dann mach ich mir ’nen Schlitz ins Kleid und find‘ es wunderbar.“
So sinnfrei wie das Titellied war die gesamte Show: Sketche, Nonsens, Gags, Klamauk, Brüste, Sprüche und alberne Lieder reihten sich aneinander, einige davon viele Minuten lang, andere nach einer Zeile vorbei („Viele Köche verfärben den Brei“), einige gefilmt, andere vor Publikum gespielt. Zum ständigen Ensemble gehörten Wichart von Roëll, Elisabeth Volkmann, Ingrid Steeger und Horst Jüssen. Diese vier waren es auch, die zu Beginn der Show das Publikum mit dem ausschweifenden Hinweis begrüßten, dass sie jetzt wieder wie immer „Guten Abend“ sagen, obwohl sie doch wie immer eigentlich gar nicht „Guten Abend“ sagen wollen, und das oben zitierte „Klimbim“-Lied sangen. Die Zeile mit dem Schlitz im Kleid gehörte natürlich Ingrid Steeger. Ab Staffel 2 war Helmut Holger dauerhaft dabei, dessen wesentliche Aufgabe darin bestand, zu Beginn der Show stumm vom Barhocker zu fallen, ab Staffel 3 ferner Peer Augustinski. Dieter Augustin und Manfred Jester wirkten nur in der ersten Staffel mit, Franz Muxeneder nur in der zweiten, Klaus Dahlen und Gundolf Willer nur in der fünften.
Die Show war wie eine Nummernrevue aufgebaut, und das Nummerngirl war natürlich Ingrid Steeger, die ohnehin schon spärlich bekleidet war, für die sich aber in fast jeder Folge ein Anlass fand, die Bluse zu lüpfen. Sexuelle Anspielungen wurden haufenweise gemacht. In jeder Folge gab es etliche Running Gags. Über die Dauer der gesamten Serie beinhaltete jede Folge mehrere Episoden der Klimbim-Familie, einer Art Sitcom in der Show mit völlig überdrehten Charakteren: der militante Opa (von Roëll), der unterdrückte Papa (Augustin), die verwegene Mama Jolanthe (Volkmann), das Horrorkind Gaby (Steeger) und Onkel Poldi (Manfred Jester). Opas schlecht sitzende Glatzenperücke und Tochters auffallend aufgemalte Zahnlücke stellten sicher, dass die lustigen Verkleidungen auch als solche erkannt wurden.
Nach jeder Staffel gab es bei den Klimbims Veränderungen, denn nach jeder sechsten Folge verschwinden sie auf unterschiedliche Weise. Beim ersten Mal lassen sie sich einfrieren, um im Folgejahr aufgetaut zu werden, Opa stellt jedoch den Wecker auf 1000 Jahre zu spät, wodurch sie erst im Jahr 2975 wieder zu sich kommen. Poldi hat die Zeitreise nicht überlebt, und der Originalvater ist gar nicht erst mitgekommen, weil Mama vorher den impotenten Onkel Poldi (Muxeneder) geheiratet hat. Ein späterer Liebhaber wird Adolar (Jüssen). Zum Ende weiterer Staffeln werden sie in den Weltraum geschossen, flüchten in die Familiengruft und ziehen ins Jahr 4000 und auf den Planeten Yxta, wo Gundolf (Willer) Mamas neuer Liebhaber wird.
Mindestens zwei prominente Gäste waren pro Folge als Spielpartner des Ensembles dabei, darunter deutsche und internationale Stars wie Theo Lingen, Willy Millowitsch, Horst Buchholz, Gilbert Bécaud und Jerry Lewis (der gleich mehrmals mitmachte).
Klimbim läutete eine neue Ära der Fernsehcomedy ein. In einer Zeit, als im Vorfeld noch der Hinweis erscheinen musste: „Es darf gelacht werden“, löste Regisseur Pfleghar mit seinen frivolen Albernheiten den beabsichtigten Aufschrei aus. Er setzte Maßstäbe, was das Tempo anging, und benutzte schon früh die Bluescreen-Technik, die Darsteller vor gar nicht vorhandene Hintergründe projizierte. Ausgerechnet die Jury des altehrwürdigen Adolf-Grimme-Preises erkannte die Qualitäten und zeichnete Pfleghar mit einem Preis mit Silber aus.
Jede Folge dauerte 45 Minuten, jedes Jahr lief eine neue Staffel mit sechs Folgen, die im Abstand mehrerer Wochen dienstags um 20.15 Uhr gesendet wurden. Das Experiment wurde ein großer Erfolg. Aus den Hauptakteuren wurden Stars, deren Klimbim-Klamauk-Image noch Jahrzehnte an ihnen kleben blieb, wogegen einige von ihnen lange Zeit anzukämpfen versuchten. 2004 gaben Jüssen, Volkmann, Steeger, von Roëll und Augustinski auf und gingen mit dem Theaterstück „Die Klimbim-Familie lebt“ auf eine zweijährige Bühnentournee.
Knight Rider
Ab 8. Oktober 2009 (RTL). 18-tlg. US-Actionserie; Neuauflage der gleichnamigen US-Actionserie aus den 80ern („Knight Rider“; 2008–2009).
Foto: RTL
Michael Knight, bisher bekannt als Mike Traceur (Justin Bruening) und Sohn des legendären Michael Knight (David Hasselhoff), kämpft mit seinem sprechenden Auto KITT, das ungefähr alles kann, und jetzt auch seine Form verändern, gegen das Unrecht. Sie haben ein Team von Wissenschaftlern im Rücken, darunter Michaels Ex- und Vielleicht-bald-wieder-Freundin Sarah (Deanna Russo), deren Vater Charles Graiman (Bruce Davison), der KITT gebaut hat, Billy Morgan (Paul Campbell) und Zoe Chae (Smith Cho), sowie die FBI-Agenten Carrie Rivai (Sydney Tamiia Poitier) und Alex Torres (Yancey Arias).
David Hasselhoff, Star der 80er-Originalserie, spielte selbst nur noch im Pilotfilm der Neuauflage für einen Augenblick mit. Für die eigentliche Serie wollte man ihm keine durchgehende Rolle mehr geben. Die wäre sowieso nur für eine Staffel durchgegangen, dann wurde die Serie auf dem Fernsehfriedhof unter der Erinnerung an das schon ausreichend trashige Original begraben, direkt neben dem früheren Reanimierungsversuch Team Knight Rider.
Nach dem Pilotfilm am Donnerstagabend zeigt RTL die einstündigen Folgen samstags nachmittags.
Knight Rider
1985–1986 (RTL). 90‑tlg. US‑Actionserie von Glen A. Larson („Knight Rider“; 1982–1986). „Er kommt. Ein Auto, ein Computer, ein Mann. Knight Rider. Ein Mann und sein Auto kämpfen gegen das Unrecht.“
Der Polizist Michael Long wird von einer Kugel im Kopf getroffen und gilt als tot. Tatsächlich überlebt er dank einer Metallplatte im Kopf, einem Relikt des Vietnamkriegs, die die Kugel abgefangen hat. Als er wieder aufwacht, hat er ein neues Gesicht und eine neue Identität: Michael Knight (David Hasselhoff). Der todkranke Millionär Wilton Knight, Gründer der Foundation für Recht und Verfassung, hat in Michael den idealen Mann für die ihm zugedachte Aufgabe gefunden: den Kampf gegen das Unrecht. Fortan ist Michael im Auftrag der Foundation von Fall zu Fall unterwegs, unterstützt durch das sprechende Wunderauto KITT, kurz für „Knight Industries Two Thousand“. Kitt, ein schwarzer Pontiac Trans Am, ist ein Supercomputer, der von allein fährt, denkt, Dinge analysiert oder abhört und Michael immer wieder aus brenzligen Situationen rettet. Zu diesem Zweck spricht Michael mit seinem Handgelenk, denn die Armbanduhr stellt den Kontakt zu Kitt her.
Besonders nützlich bei Verfolgungsjagden (und die gibt es oft) ist der Turbo Boost, der Kitt per Knopfdruck über alle erdenklichen Hindernisse springen lässt. Kitt ist zwar bedingt verwundbar, aber quasi unzerstörbar. Die Technikerin Bonnie Barstow (Patricia McPherson) und zwischenzeitlich April Curtis (Rebecca Holden) bringen Kitt stets auf den neuesten technischen Stand und reparieren ihn gegebenenfalls. Der reservierte und besorgte Devon Miles (Edward Mulhare) leitet seit Wilton Knights Tod im Pilotfilm die Foundation und erteilt Michael von der Zentrale aus die Aufträge, die meist damit zu tun haben, dass der coole Michael schönen Frauen aus der Patsche helfen muss, und die natürlich immer dann kommen, wenn Michael und Kitt gerade mal für ein paar Tage ausspannen wollten. Später bekommt die Foundation einen großen Truck als rollende Zentrale. Der überschwängliche Reginald Cornelius III., genannt R. C. (Peter Parros), fährt ihn und verstärkt Michael gelegentlich als Partner.
Etliche komische Momente bezog die Serie aus den Gesprächen zwischen Michael und seinem Auto, wenn gerade mal nichts Dramatisches passierte und die beiden über Belanglosigkeiten plauderten, und aus den wiederkehrenden Versuchen wechselnder Kleinkrimineller, Kitt zu knacken, die sich meist durch die gesamte Folge zogen.
Kitt wurde im Original von Williams Daniels (Chefarzt Dr. Westphall) gesprochen, in der deutschen Fassung von Gottfried Kramer, der auch Oskar aus der Sesamstraße und seine Stimme gab und im Sandmännchen die Geschichten mit Piggeldy und Frederick erzählte..
Foto: RTL
Knight Rider war die erste Erfolgsserie für RTL und wurde noch bis in die 90er‑Jahre in Dauerschleife auf dem Stammsendeplatz dienstags um 19.20 Uhr wiederholt, die einstündigen Folgen der vier Staffeln liefen dabei zum Teil in lustig willkürlicher Reihenfolge. David Hasselhoff wurde mit ihr vor allem in Deutschland ein Star, was ihm eine Karriere als Sänger ermöglichte, worüber seine Landsleute in den USA herzlich lachten. „Looking For Freedom“ wurde ein Nummer-eins‑Hit. Noch heute hat Deutschland in den USA das Image des Landes, das gutes Bier braut, schnelle Autos baut und David Hasselhoff liebt. Die Serie lief zeitweise auch im regionalen ARD-Vorabendprogramm des DFF.
1991 entstand ein zweistündiger Fernsehfilm, „Knight Rider 2000″, mit Hasselhoff in einem neuen Wagen. RTL zeigte ihn 1993. 1997 wurde die kurzlebige Neuauflage Team Knight Rider mit neuen Darstellern gedreht. Auch eine weitere Neuauflage mit neuem Mann und und neuem Auto unter dem alten Titel Knight Rider war nur von kurzer Dauer. RTL zeigte sie im Herbst 2009.
Knoff-hoff-Show
1986–1999 (ZDF). 45‑Minuten-Wissenschaftsshow von und mit dem Diplomphysiker, Mathematiker und Chemiker Joachim Bublath. Interessante Experimente mit ungewöhnlichen Ergebnissen werden vorgeführt und erklärt …
… oder genauer: Bublath löst irgendwie eine Explosion aus, und bevor man eine Ahnung hat, was passiert ist und warum, spielen mittelalte Männer auf ihren Instrumenten, und man sieht die Explosion noch einmal in Zeitlupe und hat gerade noch Zeit, sich zu fragen, ob das nächste Experiment nicht vielleicht näher an der Band veranstaltet werden könnte, bevor Bublath schon wieder zündelt.
Bublaths Co‑Moderatorin war zunächst Ramona Leiß, ab Herbst 1992 Babette Einstmann. Fester Bestandteil war diese Dixieland-Band, die zwischendurch spielte und deren Musiker manchmal auch als Statisten oder Versuchskaninchen bei Experimenten herhalten mussten. Markant war der in der Titelmusik wiederkehrende Ruf „Knoff Hoff!“. Der Song hieß „Ain’t She Sweet“.
Der Titel leitete sich von dem englischen Begriff „Know-how“ ab. Die Reihe wurde in über 40 Länder exportiert und in neun Sprachen, von Arabisch bis Chinesisch, synchronisiert. Bei uns lief sie in loser Folge sonntags um 19.30 Uhr, zunächst live. Nach 79 Folgen wurde sie im März 1999 beendet. Dreieinhalb Jahre später kehrte sie mit leichten Veränderungen unter dem neuen Titel Die große Knoff-hoff-Show zurück. Ein ähnliches Format, aber mit mehr Witz und mehr Erklärungen, war Clever.
Kobra, übernehmen Sie!
1967–1977 (ARD); 1990–1992 (Pro Sieben); 1993 (Kabel 1). 169-tlg. US-Krimiserie von Bruce Geller („Mission: Impossible“; 1966–1973).
Die Spezialeinheit IMF, Impossible Missions Force, handelt in geheimer Mission im Auftrag der Regierung. Meist geht es darum, einen gewaltsamen Putsch in einem befreundeten Staat oder terroristische Aktivitäten kommunistisch unterwanderter Länder zu verhindern. Kopf des Teams ist zunächst Dan Briggs (Steven Hill), nach sehr kurzer Zeit wird aber schon Jim Phelps (Peter Graves) der neue Erste Mann der Einheit. Den Auftrag erhält Phelps stets von einer Stimme auf einem Tonbandgerät, das immer an einem anderen geheimen Ort gemeinsam mit einem Umschlag voller Fotos hinterlegt ist. Dabei weist die Stimme auf folgendes hin: „Sollten Sie oder ein Mitglied ihrer Mannschaft gefangen genommen oder getötet werden, der Minister weiß von nichts. Wie immer.“ Und abschließend: „Diese Botschaft wird sich in fünf Sekunden selbst vernichten“. Dann löst sich das Tonband mit einem Zischen in Nichts auf. Zur IMF gehören neben Phelps das Model Cinnamon Carter (Barbara Bain), der Verwandlungskünstler Rollin Hand (Martin Landau), das Technik-Genie Barney Collier (Greg Morris) und der muskulöse Willie Armitage (Peter Lupus) – obwohl am Anfang jeder Folge aus einer Reihe von Profilen die Spezialisten für diesen Job eigens herausgesucht werden. Da sich Qualität bewährt, sind es zufälligerweise fast immer diese vier, bis auf ganz seltene Ausnahmen, in denen ein Gaststar die zu besetzende Funktion übernimmt. Als Hand und Carter die Einheit verlassen, wird der neue Verwandlungskünstler Paris (Leonard Nimoy) engagiert, der das Team ebenfalls später wieder verlässt. Außerdem kommen Doug (Sam Elliot), Dana Lambert (Lesley Warren), Lisa Casey (Lynda Day George) und Mimi Davis (Barbara Anderson) dazu.
Steven Hill als ursprünglicher Kopf des Teams wurde nach nur neun Folgen von Peter Graves als Jim Phelps ersetzt (in Deutschland ab Juni 1969). Graves war bis zum Ende der Serie dabei und spielte auch zwanzig Jahre später in einer Neuauflage wieder die Rolle des Jim Phelps. Diese lief in Deutschland unter dem Titel In geheimer Mission. Die ARD zeigte 22 Folgen der Original-Serie unter dem Titel Kobra, übernehmen Sie! freitags gegen 21 Uhr. 28 neue Folgen liefen ab 1976 im regionalen ARD-Vorabendprogramm unter dem Titel Unmöglicher Auftrag. Unter dem ursprünglichen Titel liefen von 1990 bis 1993 noch einmal 119 weitere Folgen in deutscher Erstausstrahlung bei Pro Sieben und Kabel 1. Lalo Schifrin komponierte die weltberühmte Titelmusik. Weitere Neuauflagen kamen 1996, 2000 und 2006 als Spielfilme mit Tom Cruise ins Kino, die auch in Deutschland unter dem Originaltitel „Mission: Impossible“ gezeigt wurden (bzw. der zweite Teil als „M:I 2″).
Kochchampion
Ab 4. Mai 2009 (Vox). Werktäglicher Kochwettbewerb um 18.30 Uhr.
Montags bis donnerstags treten jeweils fünf Hobbyköche in drei Runden gegeneinander an und müssen verschiedene Gerichte unter Zeitdruck zubereiten. Die Berufsköche Gerd Eis und Hendrik Thoma bewerten und entscheiden, wer weiterkommt. Die vier Sieger spielen freitags im Viertelfinale um den Wochensieg, die sechs Wochensieger später um den Einzug in die Finalwoche, in der sie dann in Edelrestaurants die Amüsiergesellschaft und Sterneköche bekochen müssen. Nach acht Wochen steht ein Sieger fest, der 10.000 Euro und ein 14-tägiges Kochtraining beim Münchner Starkoch Hans Haas erhält.
Vox wählte für den Wettbewerb nicht das unterhaltsame Spielshow-Format wie früher beim Kochduell, sondern die populäre Doku-Soap-Struktur. Ein Off-Sprecher schildert den Zusammenschnitt der Ereignisse, die auf die halbstündige Sendezeit so stark zusammengekürzt sind, dass das Gesehene nur noch wenig ausführlicher ist als ein reiner Ergebnisdienst.
Kochduell
1997–2005 (Vox). Spielshow mit Britta von Lojewski.
Zwei Kandidaten müssen von einem begrenzten Budget Zutaten kaufen und damit um die Wette kochen. Sie werden von je einem Koch unterstützt und bilden mit diesen gemeinsam die Teams Paprika und Tomate. Lojewskis Startkommando ist stets „An die Töpfe, fertig, los!“
Die Sendung basierte auf dem britischen Format „Ready Steady Cook“ und lief über viele Jahre jeden Werktag am Vorabend. Sie war anfangs eine halbe Stunde lang, dann kam der Erfolg, und die Sendezeit wurde verdoppelt. Eine Weile traten jeden Freitag im Promi-Kochduell Prominente gegeneinander an. Der Erfolg ging wieder, die Sendezeit wurde wieder halbiert und die gesamte Show Anfang März 2004 auf den Samstagvormittag verfrachtet, wo sie jetzt nur noch einmal wöchentlich lief. Den etablierten Koch-Platz am Vorabend nahm Schmeckt nicht – gibt’s nicht ein.
Kochshow abgesetzt?
Fünf… vier… drei… zwei…
Man fragt sich ja immer, ob schon wieder Silvester ist, wenn bei ARD und ZDF aufgeregte Menschen stehen und Sekunden runterzählen. Meistens ist dann aber doch nur Wahlabend, und meistens ist der aber spannender als Silvester. Bei Silvester weiß man, was nach dem Countdown kommt.
Etwas später erinnerte der Wahlabend dann eher an Sportveranstaltungen. Wie Andrea Ypsilanti sich Zentimeter für Zentimeter durch die Journalistenmenge drängte, um endlich auf die Bühne zu gelangen und zu ihren Anhängern zu sprechen, wurde wie die Schlussphase eines Marathonlaufs kommentiert, bei der man sich nicht mehr fragt, wer gewinnt, sondern ob die Läuferin nicht vielleicht doch noch vor dem Ziel zusammenbricht.
Und am Ende erinnerte es an das Handball-Halbfinale, wo es in der ersten Hälfte ebenfalls eine deutliche Führung für eines der Teams gegeben hatte, in dem Fall Deutschland. In der ersten Hälfte des Wahlabends lag Ypsilantis SPD bei allen Hochrechnungen noch deutlich vorn, und um 22.51 Uhr meldete die ARD erstmals einen Gleichstand: 36,7 zu 36,7 Prozent.
Wenn es so bleibt, gibt es dann eigentlich Verlängerung? Oder so eine Art Elfmeterwerfen? Oder vielleicht einen spannendes Finale im Rahmen einer großen Familienshow? Wenn Andrea Ypsilanti in einer vorgegebenen Zeit mehr Kinder in Gesamtschulen steckt als Roland Koch ins Gefängnis, hat sie dann gewonnen?
Aber es ist ganz amüsant, den Moderatoren dabei zuzuhören, wie sie plötzlich in ihre offenbar vor Stunden geschriebenen Anmoderationen spontane Einschübe einbauen müssen, die den großen Triumph von Andrea Ypsilanti relativieren.
Und nun ist die CDU doch stärkste Kraft, und das Genre der Kochshow ist vielleicht doch noch nicht am Ende.
Kojak
1991 (RTL). Fünf neue Folgen der erfolgreichen US-Krimiserie von Abby Mann („Kojak“; 1989–1990), die in den 1970er Jahren in der ARD als Einsatz in Manhattan (siehe dort) und später als Kojak – Einsatz in Manhattan gelaufen war. Das neue Team um den zum Inspector beförderten Theo Kojak (Telly Savalas) besteht aus den Detectives Winston Blake (Andre Braugher) und Paco Montana (Kario Salem), Sekretärin Pamela (Candace Savalas) und Chief George „Fitz“ Morris (Charles Cioffi). Kojak lutscht jetzt keinen Lolli mehr.
Die neuen Filme waren nach elf Jahren Pause entstanden und hatten jetzt Spielfilmlänge. RTL sendete sie überwiegend dienstags um 20.15 Uhr. Unter dem schlichten Titel Kojak liefen auch 20 weitere Folgen aus den 1970er Jahren bei RTL2, die die ARD ausgelassen hatte.
Kommen ein Bauer und eine Nonne zur Frau Doktor…
Nachdem Das Duell im Ersten nun schon seine dritte Sendung hinter sich hat, weiß ich immer noch nicht so recht, welches Fazit ich ziehen soll. Herrje, es ist halt ein Quiz. Das ist zum Zuschauen und Mitraten ganz unterhaltsam, aber das Rad oder das Vorabendprogramm werden damit auch nicht neu erfunden.
Dennoch ergeben sich aus den ersten Sendungen einige Beobachtungen.
Zuerst sei für alle, die die Sendung noch nicht gesehen haben, weil sie sich vom ARD-Vorabendprogramm verabschiedet haben, seit sie gemerkt haben, dass die tolle Sache mit Türkisch für Anfänger offenbar ein Versehen war, kurz erläutert, was in der Sendung passiert: Da steht ein Moderator vor zwei Kandidaten und stellt ihnen zehn Fragen, und die zwei Kandidaten geben darauf Antworten. Potzblitz. Bei jeder neuen Frage gibt es zehn Punkte mehr für die richtige Antwort als bei der Frage vorher, wodurch man auch noch gewinnen kann, wenn man an den ersten sechs Fragen scheitert, aber die letzten vier richtig beantwortet. Einer der beiden Kandidaten ist jemand, den man aus dem Fernsehen kennt (z.B. Jan Fedder, Jens Riewa oder Elton), und der andere im Prinzip auch. Denn die Zuschauerkandidaten sind derart klischeehaft gecastet, dass man unweigerlich das Gefühl bekommt, sie auch schon in jeder anderen Quizshow gesehen zu haben. Zur Premiere gab’s eine Nonne in Dienstkleidung, dann eine Frau Doktor Hochbegabt und heute einen plattdeutscher Bauer, der noch eine Frau sucht. Zeitweise war ich nicht ganz sicher, wer eigentlich der Prominente sein soll.
Fotos: ARD/Thorsten Jander.
Merken Sie sich diese Bilder gut, falls Sie Moderator Florian Weber mal in einer anderen Show an einer typischen Handbewegung erkennen müssen.
Ein bisschen dreist und zugleich mutig übrigens, gleich in eine der ersten Sendungen Elton einzuladen, der zum Ensemble der Show gehört, von der Das Duell im Ersten eindeutig „inspiriert“ ist. Wie bei Schlag den Raab werden mit jedem Spiel mehr Punkte vergeben, und einige der Aufgaben erinnern sehr an die wechselnden Wissensspielchen, die man auch dort sehen kann. Und das Prinzip, dass derjenige, der langsamer auf den Buzzer haut, die Punkte noch abstauben kann, falls der Schnellere falsch antwortet, moderiert Elton dort sogar selbst. Ganz abgesehen von der Idee, einen Normalo gegen einen Star antreten zu lassen.
Dennoch hielt sich Elton auffallend zurück, ließ keine spitze Bemerkung in diese Richtung fallen und war von den ersten drei Promis diese Woche nicht nur der Schlaueste, sondern auch der Sympathischste. Er sagte seinem Gegner sogar vor, und am Ende gab er ihm 5.000 seiner gewonnenen 20.000 Euro ab. Zwei Tage vorher hatte Jan Fedder, nachdem er verloren hatte, gönnerhaft gleich zweimal proklamiert: „Ich hätte sowieso geteilt.“ Währenddessen erklärte Moderator Florian Weber an dieser Stelle, dass er an dieser Stelle einmal darauf hinweisen dürfe, wer an dieser Stelle gerade an dieser Stelle in Führung liege. Aber vielleicht überlegt er sich für seine zweite Moderationswoche ja an dieser Stelle eine andere Floskel. Abgesehen davon macht er das ganz ordentlich.
Die Sendung selbst ist eigentlich auch akzeptabel, aber zwei Dinge machen sie unspannend: Das Ende ist vorhersehbar. Bei Schlag den Raab ist das Ende völlig offen; ein Matchballspiel muss nicht zwingend die letzte Runde sein, wenn der Zurückliegende es gewinnt und den Matchball abwehrt. Das ist zwar auch beim Duell so, aber wer eine Uhr hat, weiß genau, wann die 25-minütige Sendung zu Ende ist und kann sich ausrechnen, wer wohl die nächste Frage beantworten wird. Ein Problem, an dem auch schon die Schlag-den-Raab-Abwandlung Schlag den Star krankte. (Wenn ich noch öfter Schlag den Raab erwähne, könnte man auf die Idee kommen, das Duell sei würdig, damit verglichen zu werden, insofern lasse ich es ab jetzt.) Und der andere Punkt ist der fehlende Jackpot: Gewinnt der Promi, spendet er sein Geld selbstverständlich einem guten Zweck. Das ist ehrenwert, aber führte man stattdessen einen Jackpot ein, hätte man die Chance, die für heutige Verhältnisse lächerlich mickrige Gewinnsumme von 20.000 Euro wenigstens langfristig und mit ihr die Spannung zu erhöhen.
Das würde natürlich bedeuten, dass man dann die Sendungen auch in der Reihenfolge ausstrahlen müsste, in der sie aufgezeichnet wurden. Und wer will sich schon diesem albernen Zwang unterwerfen.