Alles o. k., Corky
1993–1994 (ARD). 22-tlg. USFamilienserie von Michael Bravermann („Life Goes On“; 1989).
Charles „Corky“ Thatcher (Christopher Burke) ist ein 18-jähriger Junge mit Downsyndrom, der nach Jahren auf Spezialschulen für Behinderte auf eine reguläre Highschool wechselt und sich auch sonst bemüht, ein „normales“ Leben zu führen. Dabei unterstützt ihn seine Familie: die Eltern Drew (Bill Smitrovich), ein früherer Bauarbeiter, der nun ein Restaurant führt, und Libby (Patti LuPone), eine ehemalige Sängerin, die in der Werbung arbeitet, sowie Corkys jüngere Schwester Rebecca, genannt Becca (Kellie Martin), mit der er in eine Klasse geht. Auch Paige (Monique Lanier), Drews Tochter aus erster Ehe, zieht nach einer gescheiterten Beziehung wieder bei den Thatchers ein.
Alles o. k., Corky war die erste amerikanische Serie, die sich um einen geistig behinderten Hauptdarsteller drehte — in Nebenrollen waren Behinderte allerdings z. B. schon in L.A. Law regelmäßig zu sehen gewesen. Schauspieler Christopher Burke, der für die Rolle einen Emmy bekam, hat selbst das Downsyndrom. Das Leben mit Behinderung war allerdings keineswegs das einzige Thema der Serie, die realistisch, aber positiv und nicht problemüberladen war: Außer um Corkys Kampf um Anerkennung ging es auch um die alltäglichen Probleme der anderen Familienmitglieder.
In den USA liefen insgesamt vier Staffeln mit 83 Episoden. Die Titelmusik ist der Beatles-Song „Ob-La-Di, Ob-La-Da“, gesungen von Patti LuPone und den anderen Schauspielern. In der ARD wurden die jeweils einstündigen Folgen im regionalen Vorabendprogramm gezeigt.
Alles oder nichts
1956–1988 (ARD). 45-minütiges Quiz.
Kandidaten spielen in von ihnen bestimmten Wissensgebieten um einen Geldgewinn. Mit jeder richtig beantworteten Frage verdoppelt sich der gewonnene Betrag. Der Kandidat kann nach jeder Frage mit dem bis dahin gewonnenen Geld aussteigen; macht er jedoch weiter und gibt eine falsche Antwort, ist das Spiel für ihn zu Ende und das gesamte Geld verloren.
Einzelheiten des Spielkonzepts, Regeln, Gewinnhöhe, Sendeplatz, Moderator, alles änderte sich im Lauf der Zeit mehrfach, doch insgesamt war Alles oder nichts mit einer Laufzeit von mehr als 30 Jahren eine der langlebigsten Sendungen im deutschen Fernsehen. Vorbild war das US Quiz „The 64 000 $ Question“, in der deutschen Version bedeutete „Alles“ aber nur einen Bruchteil. Der Höchstgewinn lag anfangs bei 4000 DM und steigerte sich mit den Jahrzehnten auf 16 000 DM.
Moderator war in den ersten Jahren Heinrich Fischer, und die Show lief im regionalen Vorabendprogramm. Im Herbst 1957 wurde sie erstmals in die Primetime übernommen, aber nur für zwei Monate. Es spielte jeweils ein Kandidat allein in seinem Gebiet. Um Themenvielfalt zu gewährleisten, bestritt er jedoch nicht alle Runden hintereinander weg, sondern beantwortete immer nur wenige Fragen am Stück. Dann kamen andere Kandidaten mit ihrem Gebiet an die Reihe. Auf diese Weise wurden Publikumslieblinge aufgebaut, die in der nächsten Sendung wiederkamen, um dort anzuknüpfen, wo beim letzten Mal die Sendezeit um war.
Nach einer kurzen Pause wurde 1963 Wolf Schmidt, der als Papa der Familie Hesselbach berühmt geworden war, der Quizmaster einer neuen Staffel mit dem erhöhten Hauptgewinn von 6000 DM. Im Februar 1966 verlegte die ARD das Quiz endgültig in die Primetime, jetzt mit Dr. Georg Böse, doch zunächst ohne Erfolg.
Vom 10. Dezember 1966 bis 3. Dezember 1971 moderierte Erich Helmensdorfer 61 Ausgaben und machte die Show und sich selbst zum Publikumsliebling. Er hatte zuvor als politischer Journalist und Sprecher der heute-Nachrichten beim ZDF gearbeitet und wurde für seine neue Tätigkeit als Quizmaster mit Lob überschüttet. Dabei gab er den strengen, ungeduldigen Prüfer, der vor allem bei der schwierigen Finalfrage rigoros die Antworten einforderte und keine Extrabedenkzeit gestattete. Bei der letzten Aufgabe, die zu dieser Zeit 8000 DM wert war, standen jedem Kandidaten sechs Minuten reine Bedenkzeit zu, die er beliebig einteilen konnte und die immer angehalten wurde, wenn er eine Antwort gab. Zögerte er während einer Antwort, stellte Helmensdorfer fest: „Er denkt“ und ließ die Uhr weiterlaufen.
Schwierigkeitsgrad und Umfang der Fragen steigerten sich bis zur Schlussrunde analog zum möglichen Gewinn. Es begann mit Einzelfragen zur Allgemeinbildung, die unter Umständen auch ein Laie hätte beantworten können, und endete mit mehrteiligen Aufgaben („Sie sehen es, die Frage hat 33 Teile, und Sie sollen 28 davon beantworten“), bei denen das Publikum, je nach Fachgebiet, nicht einmal im Ansatz begreifen konnte, worum es eigentlich ging. („In welchen Gebieten des Milchstraßensystems und unter welchen Voraussetzungen konnte man die örtliche Verteilung der galaktischen Rotationsgeschwindigkeit aus Radiomessungen bestimmen?“ war nur eine der 33 Teilfragen zum Thema „Astronomie“).
Die Kandidaten saßen in den letzten Runden in einer schalldichten Kabine, damit sie sich besser konzentrieren konnten, und erhielten die Fragen schriftlich zum Mitlesen. Rückfragen waren gestattet, beantworten konnte sie Helmensdorfer jedoch meistens nicht („Also, in meinen Augen ist das schlüssig“). Er selbst hatte sich zwar in den Wochen vor der jeweiligen Sendung intensiv auf die Fachgebiete vorbereitet und sich schulen lassen, doch verstand er noch immer erkennbar weniger als seine Kandidaten, die nun einmal Experten waren. Richtig war deshalb nicht, was die Kandidaten mitunter plausibel erklärten, sondern was auf Helmensdorfers Karteikarten stand bzw. auf der großen Antworttafel, die für die Zuschauer sichtbar war.
Sendeplatz war montags um 21.00 Uhr. Einige Kandidaten wurden durch den Hauptgewinn so populär, dass die ARD sie in ganzen Sondersendungen porträtierte. Andere waren gar nicht so scharf auf den Gewinn. Eine Kandidatin hatte bereits 4000 DM gewonnen, kam aber nicht wieder, weil sie vor der nächsten Sendung einen Millionär geheiratet hatte. Der wollte nicht den Eindruck erwecken, seine Frau sei an 8000 DM interessiert.
Helmensdorfers Nachfolger wurden Dr. Andreas Grasmüller und ein Affe. Der Schimpanse Toni war mit einer bayerischen Lederhose bekleidet und loste den Gewinner einer Zuschauerfrage aus. Beide blieben nur kurze Zeit. Anschließend moderierte bis zum 25. Juni 1981 Günter Schramm. Der Gewinn wurde wieder erhöht, und es kamen moderne Monitore dazu, von denen die Kandidaten nun die Fragen ablesen konnten. Der Sendeplatz wurde 1980 auf 21.45 Uhr am Donnerstag verlegt; nach massiven Zuschauerprotesten, das sei viel zu spät, wurde das Quiz aber wieder um 21.00 Uhr ausgestrahlt.
Mit dem letzten Moderator Max Schautzer wurde der Modus geändert und jede Sendung unter ein einzelnes Oberthema gestellt. Jetzt bewarben sich nicht mehr Kandidaten mit ihrem Fachgebiet, stattdessen wurde das Thema vorgegeben, zu dem Schautzer dann zu Bewerbungen aufrief. Zu diesem Thema spielten nun in einer Vorrunde zwei Kandidaten gegeneinander, eine wechselnd besetzte Expertenjury entschied über die korrekte Beantwortung. Für den Sieger der Vorrunde ging es dann am Spieltisch um alles oder nichts. Wie im Casino schob Schautzer dem Kandidaten Chips mit aufgedruckten Geldbeträgen zu (immer in zwei Währungen: DM und Schilling) und tauschte sie bei korrekter Antwort gegen höhere aus. Ein Ehrengast, wiederum ein Experte, stellte die jetzt nur noch einteiligen Fragen.
Die Show lief nun dienstags um 20.15 Uhr. 1988 wurde sie eingestellt. Im gleichen Jahr startete eine RTL Show, die ihren Titel parodierte: Alles nichts oder?!, aber eben nur den Titel.
Alles SOKO
Die ZDF-Krimiserie Die Spezialisten: Kripo Rhein-Main gibt’s nicht mehr. Ab heute kommen die neuen Folgen.
Klingt widersprüchlich? Dann noch mal ausführlicher: Vergangenes Jahr sendete das ZDF mittwochs um 20.15 Uhr eine Serie namens Die Spezialisten: Kripo Rhein-Main. Ab heute um 18.00 Uhr laufen dienstags neue Folgen dieser Serie, die aber einen neuen Titel bekommen hat: SOKO Rhein-Main.
Das ist dann die siebte Serie unter dem SOKO-Dach und zugleich die Lösung für alle Probleme, die das ZDF jemals bekommen könnte: Einfach den SOKO-Stempel drauf! Vielleicht ist auf diese Weise sogar die abgesetzte dänische Serie Anna Pihl zu retten. Einfach in SOKO Kopenhagen umbenennen, fertig!
Alles typisch
2008 (Sat.1). „Der große Klischee-Test“. Einstündige Abendshow mit Janine Kunze, in der wechselnde Reporter Klischees testen: Kleben bei Kfz-Mechanikern wirklich Bilder nackter Frauen im Spind, tragen Trucker Holzfällerhemden, und spürt ein harter Mann keinen Schmerz? Bei den Tests handelt es sich eher um vermeintlich witzige Stichproben als aussagekräftige Untersuchungen. Anschließend setzen sich die Reporter oder Testpersonen zu Janine Kunze auf die Couch und müssen reden.
Drei Ausgaben liefen freitags um 20.15 Uhr. Weil dann zwar noch produzierte Folgen, aber kaum noch Zuschauer übrig waren, versetzte Sat.1 den Rest ins Sonntagnachmittagsprogramm.
AllesSender im Einsatz
„Es gibt ja kaum jemanden, der nicht gern ein Schnäppchen macht“, sagt die neue Allestesterin von Sat.1, dem Sender, der alles sendet. Der Titel AllesTester im Einsatz lässt vermuten, dass hier niemand Wert auf eine sinnvolle redaktionelle Auswahl legt, sondern blindlings alles getestet wird, was man unter die Finger bekommt. Tests gehen ja immer. So ähnlich wie Kinder und Tiere.
Heute also: Schnäppchen. Der Eröffnungssatz ist schon ein Hammer. Es stimmt natürlich, es gibt wohl wirklich kaum jemanden, der nicht gern ein Schnäppchen macht. Es gibt auch kaum jemanden, der nicht gern Sachen isst, die gut schmecken. Und freuen tut sich ja eigentlich jeder gern.
Nach aufschlussreichen 25 Minuten haben wir sinngemäß gelernt: Wenn man das Schnäppchen nicht da kauft, wo es am billigsten ist, hätte man woanders ein besseres Schnäppchen machen können, aber das Billigste ist auch nicht zwingend das Beste. Doch, echt.
Und nächste Woche lernen wir dann wahrscheinlich, dass Kartoffeln schneller gar werden, wenn man sie kocht, Mülleimer nicht so schnell überlaufen, wenn man sie von Zeit zu Zeit ausleert und man Tomaten dadurch von Mähdreschern unterscheiden kann, dass sie rot sind.
Alltagesthemen
Es war mit großem Abstand nicht das wichtigste Ereignis des Donnerstagabends, aber die Tagesthemen entschieden sich, darüber zu berichten. Dies ist der komplette Wortlaut der Meldung:
In Hamburg ist am Abend zum zweiten Mal der Deutsche Radiopreis verliehen worden. In insgesamt zehn Kategorien wurden die besten Hörfunkproduktionen des Jahres ausgezeichnet, darunter „Beste Reportage“ und „Beste Morgensendung“. Bewertet wurden die Bewerber von einer Jury des Grimme-Instituts. Der Deutsche Radiopreis ist eine Initiative öffentlich-rechtlicher und privater Radiosender. An der Preisverleihung nahmen 900 Gäste teil.
Das Schöne an solchen Meldungen ist, dass sie so viel Arbeit und Aufmerksamkeit ersparen. Wenn man nämlich auf Informationen verzichtet, muss man gar nicht abwarten, bis das Ereignis zu Ende ist, bevor man die Meldung darüber formuliert.
Um der Redaktion der Tagesthemen noch mehr Arbeit abzunehmen, habe ich hier mal ein paar Meldungen über Themen der kommenden Wochen vorformuliert, die ich den Kollegen in Hamburg für später zur freien Verwendung anbiete.
- In Köln ist am Abend zum 13. Mal der Deutsche Fernsehpreis verliehen worden. In insgesamt 18 Kategorien wurden die besten Fernsehproduktionen des Jahres ausgezeichnet, darunter „Beste Unterhaltungssendung Doku/Dokutainment“ und „Förderpreis“. Bewertet wurden die Bewerber von einer Jury. Der Deutsche Fernsehpreis ist eine Preisverleihung. An ihr nahmen Gäste teil.
_______________________________________________ - In Berlin ist am Abend zum 17. Mal das Abgeordnetenhaus gewählt worden. Auf insgesamt 130 Sitze wurden die kompetentesten Politiker der Stadt gewählt, darunter aus dem Wahlkreisverband Marzahn-Hellerdorf und aus Spandau. Gewählt wurden die Bewerber von mehreren Wahlberechtigten. Die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus ist eine demokratische Tradition in der Hauptstadt.
_______________________________________________ - In Frankfurt am Main wurden am Abend die Lottozahlen gezogen. Dabei wurden automatisch und zufällig insgesamt acht Kugeln in drei Kategorien aus einer gläsernen Lostrommel entnommen, darunter „Zusatzzahl“ und „Superzahl“. Ausgelost wurden die Kugeln unter Aufsicht eines Aufsichtsbeamten, der sich vor der Ziehung vom ordnungsgemäßen Zustand des Ziehungsgerätes und der 49 Kugeln überzeugt hatte. Die Ziehung der Lottozahlen ist eine Veranstaltung des Deutschen Lotto- und Totoblocks. An dem Glücksspiel nehmen jede Woche 20 Millionen Spieler teil.
_______________________________________________ - In Deutschland hat sich am Mittag ein Geschehnis zugetragen. Dabei ist etwas passiert. Das Ereignis löste Reaktionen aus. Bereits in der Vorwoche war ebenfalls in Deutschland eine Begebenheit vorgefallen. Immer wieder widerfahren Menschen Erlebnisse.
Allwissende Müllhalde
Ich habe gerade ein wenig in den alten Antworten gestöbert und muss sagen: Ich war beeindruckt. Monate vor dem Sendestart von Dr. House habt Ihr einen idealen Sendetermin angeregt, und genau da läuft die Serie nun seit geraumer Zeit mit wahnsinnigem Erfolg. Ich gucke den Dienstag bei RTL auch komplett durch, es passt wirklich alles zusammen.
Da Ihr soviel vom Fernsehen zu verstehen scheint, habe ich eine Frage zur ARD-Sendung „Ziehung der Lottozahlen“: Könntet Ihr mir bitte die vom nächsten Samstag vorhersagen? – Uwe
Klar: 3, 9, 24, 25, 41, 43, 48, Zusatzzahl 16. Diese Angaben wie immer ohne Gewähr. Und wir machen natürlich halbe-halbe. Danke auch für die Blumen. Sollte also jemand beim Fernsehen einen Rat zu Programmierungsstrategien brauchen, nehmen wir die Anfrage gern, wie auch alle anderen Fragen zum Fernsehen, unter fragen@fernsehlexikon.de entgegen.
Ally McBeal
1998–2003 (Vox). 112 tlg. US Anwaltsserie von David E. Kelley („Ally McBeal“; 1997–2002).
„Richard, kennst du einen glücklicheren Menschen als mich?“ — „Früher schon, Ally, aber er ist von einer Brücke gesprungen.“
Die 27-jährige Anwältin Ally McBeal (Calista Flockhart) kündigt ihren Job, als sie vom Chef sexuell belästigt wird. Sie stolpert in die Arme ihres ehemaligen Kommilitonen Richard Fish (Greg Germann), der mit seinem guten Freund John Cage (Peter MacNicol) eine Anwaltskanzlei in Boston führt und ihr eine Stelle anbietet.
Fish ist oberflächlich, ausschließlich an Geld und Statussymbolen interessiert und verbreitet absurde Lebensregeln, die er „Fishismen“ nennt, z. B.: „Ein Geheimnis ist wertlos, wenn man es nicht herumerzählen darf.“ Cage ist ein kleiner Mann voller Marotten und Komplexe, allerdings im Gerichtssaal unschlagbar. Mit ihm verbindet Ally bald die enge Vertrautheit zweier Verrückter.
Allerdings arbeitet ausgerechnet auch Allys Ex-Freund Billy Alan Thomas (Gil Bellows) in der Kanzlei, der inzwischen mit Georgia (Courtney Thorne-Smith) verheiratet ist, ebenfalls einer erfolgreichen Anwältin, die wenig später auch in der Kanzlei Cage & Fish eine Stelle bekommt. Ally und Billy haben, seit sie sich in der Grundschule gegenseitig ihre Hintern beschnüffelten, eigentlich nie aufgehört, sich zu lieben, was Allys ohnehin von Neurosen, Minderwertigkeitskomplexen und Lebenskrisen geprägtes Privatleben noch weiter verkompliziert. Die Katastrophen schwappen auch in ihr Berufsleben, wo sie dennoch regelmäßig Erfolge feiert.
Die männermordende und sich stets in den Mittelpunkt drängende Elaine Vassal (Jane Krakowski) ist Allys Sekretärin, die schwarze Staatsanwältin Renee Raddick (Lisa Nicole Carson) ihre Mitbewohnerin und Tracy (Tracy Ullman) ihre verrückte Therapeutin. Später kommt die ultrakühle blonde Nell Porter (Portia de Rossi) neu in die Kanzlei und wird eine Zeit lang Johns Partnerin. Auch ihre Freundin, die klagewütige Ling Woo (Lucy Liu), die jahrelang als Klientin Geld in die Kanzlei brachte, wird dort Anwältin und immer mal wieder Fishs Partnerin. Anfangs ist er mit der älteren Richterin „Whipper“ Cone (Dyan Cannon) zusammen. Ihre Beziehung scheitert nicht zuletzt daran, dass Fish eine beunruhigende Schwäche für herunterhängende Hautlappen unter dem Kinn älterer Frauen hat und die Finger nicht von ihnen lassen kann.
Ally beginnt eine Beziehung mit dem schwarzen Arzt Greg Butters (Jesse L. Martin), kommt aber nicht von Billy los. Georgia verlässt Billy, als der sich am Anfang der dritten Staffel plötzlich vom Frauenversteher zum Macho wandelt. Bei ihm wird ein Hirntumor entdeckt, kurz darauf stirbt er im Gerichtssaal.
Das Büro von Therapeutin Tracy übernimmt in der vierten Staffel Larry Page (Robert Downey Jr.), den Ally zunächst für einen Therapeuten hält, der sich aber ebenfalls als Rechtsanwalt herausstellt. Beide verlieben sich, und es scheint trotz aller Widrigkeiten die erste funktionierende Beziehung für Ally zu werden. Kurz vor der Heirat verschwindet Larry aber abrupt und kehrt zu seiner Ex-Frau Jamie (Famke Janssen) und seinem Sohn Sam (Chayanne) zurück.
Inzwischen haben sich Renee und Georgia mit einer eigenen Kanzlei selbstständig gemacht, Ling ist Richterin geworden, John, der eine Weile mit der an Tourette-Syndrom leidenden Melanie West (Anne Heche) zusammen war, hat sich weitgehend aus der Kanzlei zurückgezogen, dafür sind als Anwälte aufgetaucht (und teilweise wieder verschwunden): Mark Albert (James LeGros), Jackson Duper (Taye Diggs), Glenn Foy (James Marsden) und Jenny Shaw (Julianne Nicholson), die in ihren Neurosen Ally erschreckend ähnlich ist. Die exzentrische Claire Otoms (Dame Edna Everage/Barry Humphries) wird eine regelmäßige Klientin.
Ally verliebt sich in den Handwerker Victor Morrison (Jon Bon Jovi) und stellt fest, dass sie Mutter einer zehnjährigen Tochter ist: Maddie Harrington (Hayden Panettiere) steht plötzlich vor ihrer Tür und stellt sich als Ergebnis einer von Ally zu Forschungszwecken gespendeten Eizelle vor. Ihretwegen verlässt Ally in der letzten Folge die Kanzlei und zieht nach New York, nachdem Fish die gerissene Anwältin Liza „Lolita“ Bump (Christina Ricci) geheiratet hat.
Sozialer Mittelpunkt des Lebens bei Cage & Fish ist die Unisex-Toilette, wo sich Männer und Frauen, Anwälte und Klienten in mehr oder weniger kompromittierenden Situationen begegnen, Redeschlachten liefern oder in verschiedenster Hinsicht körperlich miteinander werden. Nach der Arbeit trifft man sich in der „Martini-Bar“, in der Vonda Shepard singt. Fast jede Folge endet damit, dass Ally allein durch die dezent weihnachtlich geschmückten nächtlichen Straßen von Boston nach Hause läuft (in Allys Boston ist ungefähr neun Monate im Jahr Advent) und aus dem Off über ihr Leben philosophiert: „Vielleicht werde ich mein Leben einmal mit jemandem teilen, vielleicht auch nicht. Aber um die Wahrheit zu sagen: Wenn ich an meine einsamsten Momente zurückdenke, dann saß da meistens jemand neben mir.“
In mancher Hinsicht führte Erfinder David E. Kelley mit Ally McBeal seine Serie Picket Fences fort: Die Fälle, die von den Anwälten behandelt wurden, waren oft außergewöhnlich absurd, etwa wenn ein krebskranker Junge Gott verklagte, behandelten dabei aber fast immer aktuelle ethische Dilemmata. Neben den Fällen machten aber die Neurosen Ally McBeals und ihre verzweifelten Versuche, nicht nur erfolgreich, sondern auch glücklich zu werden, den Hauptbestandteil der Serie aus. „Man sollte sein Leben in die Reinigung geben können und es dann zurückbekommen“, wünscht sich Ally, „schön sauber, gefaltet und ordentlich.“
Allys Gedanken und Fantasien wurden mit vielen Spezialeffekten für die Zuschauer sichtbar gemacht: Wenn sich ihr Gesicht z. B. für einen Augenblick in eine fauchende Katze verwandelt, ihre Zunge meterlang wird, um einen attraktiven Mann abzuschlabbern oder sie von einem tanzenden Baby verfolgt wird, das sie schmerzhaft an ihren geheimen Wunsch erinnert, Mutter zu werden. Damit und mit vielen Soundeffekten, die Bewegungen unterstrichen, setzte die Serie Standards, die von vielen späteren Serien aufgenommen wurden.
Ally McBeal löste außerdem endlose Debatten aus über das Bild moderner, erfolgreicher Frauen am Ende des 20. Jh., das sie zeichnete, und die Frage, wie kurz ihre Röcke und wie schmal ihre Taillen sein dürfen. Sie machte aus Calista Flockhart einen Star und verschaffte Vonda Shepard, die auch die Titelmusik „Searching My Soul“ sang, weltweite Konzertauftritte. Zu den Gaststars, die in der Serie auftraten, gehörten Elton John, Barry White, Al Green, Sting und Barry Manilow.
Mit der fünften Staffel hatte die gleichermaßen witzige wie bewegende Serie ihren Höhepunkt überschritten. Bis dahin hatten die Folgen nicht zuletzt von den Auftritten von Robert Downey Jr. gelebt. Er musste jedoch, weil er wegen Drogendelikten verurteilt wurde, aussetzen und schließlich ganz ausscheiden: Die letzte Folge der vierten Staffel, in der Larry und Ally hätten heiraten sollen, musste kurzfristig umgeschrieben und mit vorproduzierten Szenen mit Larry fertig gestellt werden — sie trägt im Original noch den Titel „The Wedding“, obwohl hier niemand heiratet.
In den USA lief die Serie sehr erfolgreich zur Primetime. In Deutschland brauchte Vox zwei Anläufe: Den ersten Versuch mittwochs um 21.10 Uhr brach der Sender nach nur acht Folgen mit verheerenden Quoten ab. Ab April 1999 zeigte Vox die Serie erneut von vorn, jetzt dienstags um 22.00 Uhr, und steigerte den Marktanteil allmählich von miserabel über enttäuschend auf sehr akzeptabel. Auf diesem Sendeplatz wurde die Serie auch in Deutschland zum Dauerbrenner.
Allymania
2000 (Vox). „The Best Of Ally McBeal“. 13-tlg. US Comedy-Drama-Serie von David E. Kelley („Ally“; 1999).
Die Serie befasst sich mit den privaten Neurosen der Anwältin Ally McBeal (Calista Flockhart) und ihrer Freunde und Kollegen. Produzent Kelley schnitt fast ausschließlich private Handlungsstränge der Mutterserie Ally McBeal zu halbstündigen Folgen zusammen, warf Gerichtspassagen raus und fügte ein paar neue Szenen hinzu, die wohl für die Originalserie gedreht, aber nicht untergebracht worden waren.
Vox zeigte in einem Marathon am Silvesterabend 2000 alle 13 Folgen hintereinander, ein Jahr später wurden sie noch mal innerhalb von vier Tagen im Vorabendprogramm wiederholt.
Almenrausch und Pulverschnee
1993. 8‑tlg. österr.‑dt. Heimatserie von Franz Antel.
Urlaub, Liebe, Intrigen und uneheliche Kinder in Tirol. Der Architekt Peter Berger (Chris Roberts) liebt Rosi (Mia Martin), deren Vater Franz Gmeiner (Max Griesser) die Pension „Gipfelblick“ betreibt. Eigentlich ist sie ja die Tochter von Franz‘ Bruder Otto (Alfred Böhm), davon weiß Franz aber nichts. Franz‘ Frau Anni (Ida Krottendorf) hat im Gegenzug keine Ahnung, dass Franz einen unehelichen Sohn hat, der in München lebt. Nannerl (Gudrun Gollob) ist das Hausmädchen der Gmeiners. Derweil liebt Peter Berger die Amerikanerin Susan Delaware (Sabine Ziegler), die Franz bei der Finanzierung einer geplanten Seilbahn unterstützt. Gegnerin dieser Idee ist, im Gegensatz zu ihrem Neffen Bibi (Ottfried Fischer), Barbara Moser (Gaby Dohm) vom konkurrierenden Hotel „Klosterbräu“. Rosi liebt unterdessen den Architekten Klaus Vogel (Hans Jürgen Bäumler). Gendarm Hias (Hias Mayer) sorgt für Recht und Ordnung, Ferdinand Grienederl (Heinz Petters) ist der Gemeindevorsteher. Inzwischen liebt Peter Berger seine Sekretärin Gerda (Claudia Roberts).
Nach dem Erfolg mit der ersten eigenproduzierten Serie Ein Schloss am Wörthersee versuchte RTL es hier noch einmal mit demselben Rezept: viel Heimat, viel Liebe, wenig Handlung, und wenn, dann hanebüchene, und ein Schlagersänger als Hauptdarsteller, diesmal Chris Roberts. Den Titelsong mit den Zeilen „Bei Almenrausch und Pulverschnee wünsch ich mir, dass ich dich einmal wiederseh“ sangen jedoch die Kastelruther Spatzen.
Die früheren Werke von Regisseur und Co‑Autor Franz Antel waren in den 80er- und frühen 90er‑Jahren zuhauf im privaten Fernsehen zu sehen. Er hatte seit Jahrzehnten neben Heimatklassikern wie „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ auch etliche Billigbumsfilme wie „Frau Wirtin hat auch einen Grafen“ oder „Die liebestollen Dirndl von Tirol“ gedreht, die RTL und Sat.1 damals jede Samstagnacht skrupellos und erfolgreich sendeten.
Die einstündigen Folgen liefen freitags zur Primetime.