Ideen im Suff — so war es wirklich
ProSieben reanimiert heute seinen Lückenfüllklassiker Witzig ist witzig. Das symbolisiert so eine Art Totstellen, wenn man weiß, dass bei der Konkurrenz gerade Dr. House läuft, gegen den man sowieso keine Chance hat. Eine Praxis, die jahrzehntelang alle Sender befolgten, wenn Wetten, dass…? lief.
Im Buch „Zapp! Merkwürdigkeiten aus der Fernsehwelt“ steht Witzig ist witzig in der Liste der Sendungstitel, auf die man nur im betrunkenen Zustand kommen konnte. Im vergangenen Herbst erzählte uns Stefan Raab aber, wie es wirklich war, und dass er es war, der diesen Sendungstitel verbrochen habe.
Wir hatten damals, das ist viele Jahre her, als wir mit TV Total angefangen haben, eine Diskussion darüber, was denn jetzt lustig sei oder warum etwas lustig sei. Und dann habe ich gesagt: „Ist doch völlig egal! Wenn die Leute lachen, ist es lustig. Wenn’s witzig ist, ist es witzig. Dann ist die Begründung völlig egal.“ Dieser Spruch wurde uns dann von ProSieben aufgrund des Erfolges unserer Sendung zu Weihnachten in einem Rahmen präsentiert. Und der hing dann bei uns im Büro. Das war nie der Gedanke, dass das mal der Titel für eine Sendung werden sollte. Und dann kam es zu einer Sendung bei ProSieben, der Unterhaltungschef sah diesen Titel und sagte: „Das ist ein guter Titel. Den nehmen wir!“ (…) Der Unterhaltungschef ist allerdings auch nicht mehr Unterhaltungschef.
Ihr Einsatz bitte…
1987–1990 (ZDF). 90-minütige Spielshow mit Dieter Thomas Heck. Jeweils zwei Kandidatenteams spielen gegeneinander, die Kandidaten eines Teams gehören immer einem deutschen Club oder Verein an, unter dessen Namen sie antreten.
Alle Spiele drehten sich um das Thema „Made in Germany“. Auch die Musik in den Showblöcken war immer „Made in Germany“. Hecks Assistentin war Monika Sundermann. Der erspielte Erlös ging an die neu gegründete „Hans-Rosenthal-Stiftung – Schnelle Hilfe in akuter Not“.
Die Reihe löste die erfolglose Show & Co. mit Carlo ab und brachte es auf 18 Ausgaben. Sie liefen im Wechsel mit anderen Shows donnerstags um 19.30 Uhr.
Ihr Musikwunsch
1969–1991 (ZDF). Musikshow am Wochenende.
Zu den Moderatoren gehörten Elfie von Kalckreuth, Erika Köth, Monika Maynert, Trudeliese Schmidt, Norbert Ely und Christian Boesch. Die erfüllten Zuschauerwünsche standen meistens unter einem Oberthema, z. B. „Frühlingslieder“ oder Opernfilme.
Die Sendung war während ihrer langen Laufzeit immer mal wieder Bestandteil von Das Sonntagskonzert am Sonntagmittag, lief aber oft auch als eigene Reihe am Sonntag- bzw. Samstagnachmittag und war erst 60, später 45 Minuten lang.
Ihr Türchen kommet
Kinderlein, höret die frohe Kunde: Ab morgen wird’s hier zumindest für die nächsten dreieinhalb Wochen wieder täglich was Neues geben! Wir zählen den Countdown runter:
24 Türchen bis Weihnachten.
Und wir spielen den beliebten Modus aus dem vergangenen Jahr, also komplett ohne Gewinne!
Jeden Morgen um 6 Uhr erscheint eine Tür, die aus einer Fernsehsendung stammt. Wir laden zum besinnlichen Mitraten ein, aus welcher Sendung sie wohl sein könnte. Und am nächsten Morgen um sechs folgt die Auflösung und die nächste Tür.
Eine schöne Adventszeit!
Im Glashaus
Ich habe die Bambi-Verleihung Mitte der Woche gesehen, aber dass es dabei einen Eklat gegeben hatte, war mir nicht aufgefallen, bis ich heute an einem Schreibwarengeschäft vorbeilief, das glaubt, die obere Hälfte der Titelseite der „Bild“-Zeitung auf die Straße hängen zu müssen, damit sie überhaupt noch jemand liest. Und da stand, dass es einen Eklat gegeben habe. Dann muss es ja stimmen.
Deutschlands bester Entertainer Stefan Raab hatte nämlich seinen Preis angenommen und war am Ende seiner Rede ganz ernst geworden, um sich bei einer Frau zu bedanken, ohne die er nicht da oben stünde.
Bei Uschi Glas.
Danke, Mama!
Das war alles. Lustiger als der Gag war damals Uschi Glas‘ Reaktion, die in einem Moment eingeblendet wurde, als sie gerade fassungslos den Kopf schüttelte. Man dachte nichts Böses, denn es hatte ja niemand erwartet, dass Uschi Glas Humor haben könnte. Heute allerdings, in ihrer Wochenendausgabe, zimmerte die „Bild“ daraus einen „Eklat“ („Stefan Raab beleidigt Uschi Glas“) und trieb zur Untermauerung dieser Sachlage außer Uschi Glas doch noch fünf weitere alte Menschen auf, die Stefan Raab, dem es weitgehend gelingt, sein Leben an der „Bild“-Zeitung vorbeizuleben, ebenfalls nicht lustig finden (Gunter Sachs, Gunter Sachs‘ Frau, Gottfried John, Helmut Markwort und Dieter Wedel).
Welch ein Skandal. Dass Stefan Raab einen Witz macht, hätte aber auch wirklich niemand erwarten können. Und dann noch auf Kosten anderer. Also wirklich.
Ein Höhepunkt bei Ladykracher gestern Abend war übrigens der Sketch, in dem Charly Hübner in Rockerkluft Anke Engelkes Tattoo-Laden betrat und bat:
Könnten Sie mir Ruth Maria Kubitschek auf den Rücken tätowieren?
Gut merken! Nächsten Mittwoch macht die „Bild“ daraus bestimmt einen Eklat.
Screenshot: Sat.1
Im Märzen der Bauer
Im April aber vielleicht schon nicht mehr. Nach einer Woche der neuen RTL-Nachmittags-Dokusoap Unser Bauernhof scheint klar, dass auch diese Idee nicht der große Wurf war. Die Quoten sind zumindest nicht besser als bei der ersetzten Dokusoap Unsere erste gemeinsame Wohnung, was bedeutet, dass uns womöglich Unser erstes Eitergeschwür doch noch erspart bleibt.
Wer den Bauern nicht kennt, frisst es eben nicht, und auf unserem Bauernhof wohnt nun einmal nicht der, der bis vor kurzem noch eine Frau gesucht hat. Ist aber auch egal, ab Mitte April wird der Sendeplatz ohnehin mit der vierten Daily Soap Ahornallee besetzt, und das führt zwangsläufig zu dem Wortspiel mit dem Bauernopfer. Für Freunde des Bäuerlichen bleibt dann nur Allein unter Bauern. Aber dann ist der Märzen ja auch längst vorbei.
Immer wenn er Pillen nahm
1970 (ZDF); 1992 (RTL). 17‑tlg. US‑Comedyserie von Budd Grossmann und Jack Arnold („Mr. Terrific“; 1967).
Parodie auf diverse Superhelden-Geschichten. Stanley Beamish (Stephen Strimpell) ist klein, schwächlich und nicht gerade der Hellste. Er arbeitet mit seinem Kollegen Hal Walters (Dick Gautier) in einer Tankstelle. Gelegentlich ist Beamish jedoch in geheimer Mission für die Regierung unterwegs. Die Einnahme einer von Wissenschaftlern entwickelten Pille macht ihn zum kraftstrotzenden Superhelden „Mr. Fabelhaft“, der fliegen kann. Außer den Regierungsbeamten Barton J. Reed (John McGiver) und Harley Trent (Paul Smith), in deren Auftrag Beamish handelt, weiß niemand von diesem Geheimnis. Das Problem bei Beamishs Missionen: Nach etwas mehr als einer Stunde lässt die Wirkung der Pille unwiderruflich nach.
In den USA war nach nur einer Staffel Schluss, in Deutschland eroberte die Serie das Herz einer treuen Fangemeinde. Während des Zeichentrickvorspanns erklärte eine Off-Stimme in gequälten Reimen die Ausgangssituation. Im Wortlaut: „Ein Chemiker, um die Natur zu verbiegen, / wollte schlichtweg den Schnupfen besiegen. / Er quirlte, rührte und mixte / und fand eine Pille, doch eine verflixte. / Denn ein Schäfchen, das sie zufällig schluckte, / sich kurz darauf als Löwe entpuppte. / Der Schwerkraft es ein Schnippchen schlug / und startete zum Höhenflug. / Kein Stahlgerüst hielt seiner Schlagkraft stand. / Das war der Tag, da man die Superpille fand. / Doch Menschen schienen nicht empfänglich, / die Pille machte sie eher kränklich. / Mit vielen Computern, mächtig und klug, / suchte man einen, der sie vertrug. / Man brauchte tagelang, bis man ihn endlich fand: / Tankwart Stanley Beamish war der Einzige im Land. / Stanley, ein zarter und schwacher Gnom, / die Pille machte ihn zum Phantom. / Er konnte wie ein Adler fliegen / und jeden Bösewicht besiegen. / Denn seine große Stunde kam – / immer wenn er Pillen nahm.“ In der ersten Folge hatte der letzte Satz noch gelautet: „Kurzum: Stanley Beamish, sonst schlapp und lahm, / wurde Mr. Fabelhaft – immer wenn er Pillen nahm.“
Das ZDF zeigte 13 halbstündige Folgen dienstags am Vorabend, RTL fand gut 20 Jahre später vier weitere und sendete sie in deutscher Erstausstrahlung.
Immer wieder Jim
2006–2009 (RTL2). 180-tlg. US-Sitcom von Tracy Newman und Jonathan Stark („According To Jim“; 2001–2009).
Jim (Jim Belushi) und Cheryl (Courteney Thorne-Smith) sind glücklich verheiratet. Jim ist ein Faulpelz, der ständig neue „Spiele“ erfindet, die die kleinen Töchter Ruby (Taylor Atelian) und Gracie (Billi Bruno) in Aktion versetzen, während seien Aufgabe darin besteht, im Sessel zu sitzen und Zeitung zu lesen. Cheryl hat in Wirklichkeit die Hosen an und muss außer den Töchtern und Baby Kyle auch ihren Mann erziehen. Ihre Geschwister Andy (Larry Joe Campbell), ein gutherziger und naiver Kerl, der zugleich Jims Arbeitskollege ist, und die vorlaute Dana (Kimberly Williams) hängen dauernd bei der Familie im Haus rum.
Den Versuch unternehmend, den Erfolg von King Of Queens durch gleiche Strategie zu wiederholen, programmierte RTL2 jeden Nachmittag je nach Laune zwischen zwei und fünf Folgen hintereinander und schaffte es dadurch, innerhalb eines Monats schon 79 Folgen weggesendet zu haben. Dann ging es endlich wieder von vorn los. Der große Erfolg stellt sich trotzdem nicht ein, obwohl ja eigentlich schon die Serie selbst versuchte King of Queens zu kopieren. In Österreich hieß sie Jim hat immer Recht.
In Erinnerung an Peter Boyle
Der großartige Schauspieler Peter Boyle ist im Alter von 71 Jahren gestorben. Da er in Deutschland weitgehend unbekannt war und sein Tod deshalb in den wenigsten Medien vermeldet werden wird, sei er wenigstens an dieser Stelle kurz gewürdigt. Bei uns war seine bekannteste Rolle wohl die als Frankensteins Monster an der Seite von Gene Wilder in Mel Brooks‘ Film „Frankenstein junior“. In den USA wurde er noch einmal ein Fernsehstar durch die hervorragende Familienserie Alle lieben Raymond, in der er ab 1996 den ebenso miesepetrigen wie vorlauten Vater der Titelfigur spielte. Die Serie wurde erst im vergangenen Jahr beendet, zu einem Zeitpunkt, als sie noch immer die meistgesehene Sitcom im US-Fernsehen war. In Deutschland ging sie leider ziemlich unter, wurde zwar schon auf drei Sendern gezeigt, bekam aber nie über längere Zeit die Gelegenheit, ihr Publikum zu finden. Ab Januar zeigt Kabel 1 die letzte Staffel von Alle lieben Raymond als Erstausstrahlung.
Am Rande: Peter Boyle war eng mit John Lennon befreundet, der 1977 Trauzeuge bei Boyles Hochzeit mit der Journalistin Loraine Alterman war. Außer ihr hinterlässt Boyle zwei Töchter.
In Farbe. Und bunt.
Also gut, die Wiederbelebung von Pssst… ist in die Hose gegangen. Der Spaß von früher war da, die Zuschauer leider nicht. Neuer Versuch: Switch. Gemein haben beide, dass sie Relikte aus den 90er-Jahren sind und damals gar keine so außerordentlichen Publikumserfolge waren. Von ihren Fans wurden sie jedoch zum Kult erklärt. Der Unterschied ist, dass die Fernsehparodie Switch mit der kompletten Originalbesetzung zur Neuauflage antritt — unter dem beknackten Namen Switch Reloaded. Nur Bettina Lamprecht und Annette Frier, die erst in späteren Staffeln dazugekommen waren, sind nicht mehr dabei, dafür zwei Neue.
Es wird Zeit, dass Switch zurückkehrt. Seit dem Ende im Jahr 2000 blieben zu viele neue Fernsehstars unparodiert: Tim Mälzer, Florian Silbereisen, Dr. House und Monk. Und zum Glück gibt es Peter Kloeppel, Antonia Rados und Thomas Gottschalk immer noch. Zum Glück für Switch.
Switch Reloaded, montags, 22.15 Uhr auf Pro Sieben.
Nachtrag: Vielleicht liegt es ja an mir, aber ich fand das wiederbelebte Switch so genial wie früher. Ging mir ja auch bei Pssst… schon so. Deshalb lassen Sie mich kurz etwas überprüfen: Also, die Paukerfilme mit Hansi Kraus mochte ich als Achtjähriger, die gehen heute gar nicht mehr. Thomas Gottschalk hat sich auch überholt. Und die Neuauflage von Am laufenden Band mit Florian Silbereisen… reden wir besser nicht darüber. Gut, es kann also nicht nur an mir liegen.
Wer es nicht gesehen hat, findet hier einige Videos aus der Sendung. Da sehen Sie dann, dass es Switch sogar gelingt, Serien zu parodieren, die an sich schon lustig sind, wie Dr. House. Und nächste Woche sollten Sie sich dringend die ganze Sendung ansehen.