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Hausbesuch – Stars unter Druck

Donnerstag, 7. Mai 2009, 23:00

2004–2006 (ARD). Halbstündige Reality-Spielshow mit Jörg Pilawa.

Prominente ziehen vorübergehend bei ganz normalen Familien ein und müssen im Haus mithelfen. Wenn sie zudem noch obskure Zusatzaufgaben erfüllen, gewinnt die Familie weniger obskure Preise.

Die Show war offensichtlich von Gottschalk zieht ein inspiriert, hatte aber nicht den gleichen Erfolg. Sechs Sendungen liefen freitags am Vorabend, drei weitere im Sommer 2005 samstags.

Hauser & Kienzle und die Meinungsmacher

Sonntag, 14. September 2008, 16:16

1997 (ZDF). Monatliches Magazin mit Bodo H. Hauser und Ulrich Kienzle, in dem jeweils drei Kommentatorenpaare zu aktuellen Themen mit pointierten Stellungnahmen gegeneinander antreten. Ihre Köpfe werden dazu in einem virtuellen Studio auf antike Säulen projiziert. Regelmäßige Rubrik ist der „Hofbericht“, eine Glosse über Polit-Ereignisse in Bonn.

Mit grenzenlosem Schnickschnack versuchte das ZDF, den Dauerstreit zwischen Hauser und Kienzle aus Frontal zu potenzieren. Die beiden verulkten sich als Deoroller (Hauser) und Saddam (Kienzle) und rappten und sangen zusammen bzw. gegeneinander. In der ersten Sendung traten unter anderem Uwe Zimmer („Abendzeitung“) und Peter Boenisch („Bild“) zur Frage an, ob Kohl 1998 noch einmal als Kanzlerkandidat antreten soll, Hanjo Seißler und Marcel Reich-Ranicki (oder genauer: ihre digital ausgeschnittenen Köpfe) stellten ihre Standpunkte zu der wichtigen Frage in den Raum, ob man Texte von Hand oder mit dem Computer schreiben soll. Der Versuch, Hauser & Kienzle ein Leben jenseits von Frontal zu ermöglichen, scheiterte. Nach elf Ausgaben räumten sie mitsamt den Köpfen der Meinungsmacher ihren Sendeplatz am Mittwoch um 22.15 Uhr wieder.

Hausfrauenstreik

Mittwoch, 27. Februar 2008, 18:17

Seit 2007 (RTL). Realityshow. RTL-Version von Männer allein daheim: Der Sender schickt die Frauen in den Wellnessurlaub, und die Machos müssen zu Hause lernen, wie Hausarbeit geht. Die RTL-Haushaltsexpertin Michaela von Schabrowsky unterstützt sie dabei.

Lief zunächst einmalig erfolgreich an einem Sonntag um 19.10 Uhr und ging dort ein paar Monate später in Serie.

Hausmitteilung: Mehr Senf

Sonntag, 14. Oktober 2007, 22:20

Für Menschen, die ihr Leben lang darauf gewartet haben, endlich mal ein Mikrofon unter die Nase gehalten zu bekommen oder sonstwie befragt zu werden, um dann auch mal „Kein Kommentar“ sagen zu dürfen, brechen jetzt noch schwerere Zeiten an. Ab sofort sind auch alle Texte in der Kategorie Sendungen, die zum großen Teil aus Texten aus dem Buch besteht, für Kommentare geöffnet. Wer Senf zu seinen Lieblingssendungen abgeben möchte, biddeschön! Viel Freude beim Erinnern, Schwelgen und Spotten. 

Hawaii Fünf-Null

Dienstag, 21. Oktober 2008, 12:40

1971–1972 (ARD); 1989–1993 (Pro Sieben); 1993–1994 (Kabel 1). 281-tlg. US-Krimiserie von Leonard Freeman („Hawaii Five-0″; 1968–1980).

Detective Steve McGarrett (Jack Lord) leitet die Polizei-Spezialeinheit 5-0, die das Verbrechen auf Hawaii bekämpft und nur dem Gouverneur Philip Grey (Richard Denning) unterstellt ist. Das macht ihn relativ frei in der Wahl seiner Mittel, und die liegen oft in seiner Waffe oder direkt in den Fäusten. McGarrett nutzt seine Macht, bleibt aber meistens in den Grenzen des Gesetzes. Die kann man ja gegebenenfalls ein wenig dehnen. Der kraushaarige Danny Williams, genannt Dano (James MacArthur), ist McGarretts erster Assistent, zum Team gehören ferner der Chinese Chin Ho Kelly (Kam Fong) und der Hawaiianer Kono Kalakaua (Zulu), dessen Nachfolger ab der fünften Staffel Ben Kokua (Al Harringston) wird. Die Fälle sind keine gewöhnlichen Mordfälle, sonst müsste man ja nicht die Spezialeinheit bemühen. Es geht um organisierte Kriminalität, internationale Spionage, geheime Atomwaffenpläne und politisch motivierte Attentate. Steves Sekretärin ist für kurze Zeit May (Maggi Parker), dann über viele Jahre Jenny Sherman (Peggy Ryan). Der gefährlichste Gegner McGarretts und seiner Spezialeinheit ist der oberste Verbrecherchef Wo Fat (Khigh Dhiegh), der immer wieder entkommt und erst in der allerletzten Folge verhaftet werden kann. Jede Verhaftung der überführten Verdächtigen beschließt den Fall mit dem gleichen Satz von Steve McGarrett an Danny Williams: „Nimm sie fest, Dano!“

Die Zusammensetzung der Einheit ändert sich noch ein paar Mal: Ben geht wieder, Chin Ho wird ermordet, und Duke Lukela (Herman Wedemeyer) rückt nach. Schließlich steigt auch Dano aus, und so ist in der letzten Staffel nur noch McGarrett von der ursprünglichen Mannschaft übrig. Neu an seiner Seite sind jetzt Frank Kemana (Douglas Mossmann), James „Kino“ Carew (William Smith), Truck Kealoha (Moe Keale) und mit Lori Wilson (Sharon Farrell) sogar erstmals eine Frau.

Die Serie war die bis dahin teuerste, was hauptsächlich daran lag, dass sie nicht wie alle anderen Serien in Los Angeles gedreht wurde (ganz gleich wo sie spielten), sondern tatsächlich an Originalschauplätzen auf Hawaii. An allem anderen wurde – teilweise als zwingende Konsequenz daraus – gespart: Die einzigen professionellen Schauspieler waren zu Beginn der Serie Lord, MacArthur und der jeweilige Gaststar. Der Rest rekrutierte sich aus Hawaiianern, die eigentlich einen anderen Beruf hatten. Auch bei Kulissen und Requisiten konnte dank freundlicher Unterstützung aus Honolulu gespart werden: Die benutzten Streifenwagen der Polizei waren echte Streifenwagen, die Polizisten darin Polizisten, und Szenen, die im Büro des Gouverneurs spielten, wurden selbstverständlich im Büro des Gouverneurs gedreht.

Hawaii-Fünf-Null lief zwölf Jahre und blieb für mehrere Jahrzehnte die langlebigste US-Krimiserie (der Rekord wurde erst 2002 gebrochen, als Law & Order ins 13. Jahr ging). Die Produktionsstätten auf Hawaii dürften sich dadurch zwar amortisiert haben, dennoch suchte man dem Serienende einen Weg, sie weiterhin zu nutzen. So entstand Magnum. Hauptdarsteller Jack Lord wurde auf Hawaii zum Nationalhelden, dem zu Ehren alljährlich der „Jack Lord Day“ begangen wird.

Die ARD zeigte gerade mal 27 dreiviertelstündige Folgen im Zwei-Wochen-Rhythmus. Etwa 20 Jahre später brachten Pro Sieben und Kabel 1 jeweils mehr als 100 weitere Folgen in deutscher Erstausstrahlung. Von Morton Stevens stammt die berühmte Titelmelodie.

Heißa, wir werden weniger!

Freitag, 5. Januar 2007, 21:45

Gute Nachricht für Fernsehsender: Deutschland ist schon wieder geschrumpft. Um durchschnittlich 130.000 lag die Einwohnerzahl 2006 unter der des Vorjahres. Noch eine Möglichkeit, sinkende Zuschauerzahlen schönzureden!

Heißer Verdacht

Dienstag, 16. Januar 2007, 22:58

1992–1998 (ARD, Dritte Programme); 2004–2007 (ZDF). Brit. Krimireihe von Lynda La Plante („Prime Suspect“; 1991–2006).

Jane Tennison (Helen Mirren) ist eine schroffe, ehrgeizige Kommissarin der Londoner Polizei. Sie kämpft darum, sich als Leiterin der Sonderkommissionen bei den härtesten und heikelsten Fällen beweisen zu dürfen – gegen den Widerstand ihrer männlichen Vorgesetzten und Untergebenen. Regelmäßig tauchen u. a. Detective Sergeant Bill Otley (Tom Bell) und Detective Chief Superintendent Mike Kernan (John Benfield) auf. Aber Tennison stößt in den eigenen Reihen nicht nur auf Sexismus, sondern auch auf Korruption, faule Kompromisse und weit reichende Verschwörungen, gegen die sie ohne Rücksicht auf eigene Verluste ankämpft. Fast immer schafft sie es nur gegen den Willen ihrer Chefs, die Fälle am Ende zu lösen. Auf diese Art macht sie dann doch Karriere, schafft sich aber keine Freunde. Ihr Privatleben bleibt völlig auf der Strecke – die anfängliche Beziehung zu ihrem Freund George Marlow (John Bowe) ist nicht die einzige, die daran zerbricht. Die Fälle sind meist äußerst brutale Morde, nach dem Auftakt mit einem Serienmord an Prostituierten geht um Pädophilie, Rassismus und Drogenhandel.

Herausragende Krimireihe, die die mühsame Ermittlungsarbeit der Polizei realistisch und schonungslos zeigt und dabei alle Register zieht. Schlüsselszenen sind immer die Verhöre von Verdächtigen in klaustrophobisch kleinen Räumen. Helen Mirren bekam für ihre Rolle 1996 und 2007 einen Emmy.

Heißer Verdacht war ursprünglich ein Zweiteiler, dem nach dessen großem Erfolg zunächst zwei weitere Fälle folgten, die ebenfalls je zweimal 90 Minuten lang waren. Weitere drei Fälle bildeten eine Miniserie, danach folgte erneut ein Zweiteiler. Alle diese Folgen liefen in der ARD, teilweise auch nur in den Dritten Programmen. Die beiden letzten Zweiteiler mit den Untertiteln „Die letzten Zeugen“ und „Das Finale“ zeigte das ZDF.

Heidi

Freitag, 28. Dezember 2007, 22:21

1979 (ARD). 26-tlg. dt.-schweizer Jugendserie nach dem Roman von Johanna Spyri.

Das Waisenmädchen Heidi (Katia Polletin) lebt glücklich mit ihrem menschenscheuen Großvater, dem Alp-Öhi (René Deltgen), auf einer Alm in den Schweizer Alpen, genießt die Natur und tobt mit dem Geißenpeter (Stefan Arpagaus) herum, der die Ziegen hütet. Die Idylle wird zerstört, als sie nach Frankfurt ins Haus von Herrn Sesemann (Joachim Hansen) muss, dessen Tochter Klara (Kathi Böhm) im Rollstuhl sitzt. Heidi leidet unter der Großstadt und der strengen Erziehung von Fräulein Rottenmeier (Sonja Sutter). Schließlich darf sie zurück in ihre geliebten Berge, wo auch Klara gesund wird.

Ohne japanische Zeichnungen und das gejodelte Titellied wurde diese Realverfilmung des Romans nur halb so berühmt wie die Zeichentrickserie. Sie ist dennoch komplett auf DVD erhältlich.

Die halbstündigen Folgen liefen im regionalen Vorabendprogramm.

Heidiheida: Der große Emmy-KLUMpen live!

Montag, 22. September 2008, 01:46

Die Emmy-Verleihung hat dieses Jahr keinen Moderator, sondern fünf. Vor ein paar Jahren hatten sich die Produzenten der Veranstaltung schon einmal gegen einen und für mehrere Gastgeber entschieden, und damals bestand weitgehende Einigkeit darüber, dass es nicht funktioniert hatte. Aber als einst der erste Marathonläufer tot am Ziel zusammenbrach, sagte man sich ja auch: Cool, daraus machen wir einen Massensport!

Es sind die fünf Nominierten einer neuen Kategorie, die heute Nacht beim wichtigsten amerikanischen Fernsehpreis gemeinsam gastgeben: „Beste Moderation einer Realityshow (Wettbewerb)“. Sie heißen Ryan Seacrest (wie im Vorjahr), Jeff Probst, Tom Bergeron, Howie Mandel und Heidi Klum und moderieren hauptberuflich die amerikanischen Versionen von Deutschland sucht den Superstar, Survivor, Let’s Dance bzw. Deal Or No Deal sowie irgendeine Modeshow, aber nicht das Gegenstück zu Gemany’s Next Topmodel.

Ja, Sie haben den richtigen Schluss gezogen: Heidi Klum moderiert auch im US-Fernsehen eine Realityshow, und ja, weil sie das so toll macht, ist sie für einen Fernsehpreis nominiert. Eigentlich müsste man also exakt jetzt bereits die Berichterstattung über diesen Preis einstellen.

Stundenlang werden diese Menschen also diese Gala begleiten, in der Preise an meist gute Serien vergeben werden, die in Deutschland noch nicht laufen und nur einer Minderheit bekannt sind, die wiederum sich dann später, sollten diese Serien jemals hierzulande gezeigt werden, darüber beklagt, wie schlecht sie synchronisiert sind. Aber auch einige Stars aus Erfolgsserien, die auch bei uns populär sind, sind für Preise nominiert oder treten als Laudatoren auf. Wir sind dabei.

2.00 Uhr: Schöne Idee: Bekannte Fernsehgesichter sagen bekannte Sprüche anderer bekannter Fernsehgesichter auf. Daraus könnte man ein prima Zuordnungsquiz machen.

2.01 Uhr: Oprah Winfrey betritt die Bühne und eröffnet die 60. Emmy Awards. Kann ich so früh nach dem Aufstehen schon so viel Gutmensch ertragen?

2.04 Uhr: Drei der fünf Moderatoren erklären laaaang und breeeit, dass sie überhaupt nichts vorbereitet haben und lassen dann Tom Bergeron allein mit Heidi Klum auf der Bühne stehen. William Shatner kommt dazu und reißt Klum die Kleider vom Leib. Jetzt trägt sie nur noch ein fesches Kleid statt des Anzugs von eben.

2.09 Uhr: Tina Fey und Amy Poehler aus Saturday Night Live sagen den besten Nebendarsteller in einer Comedyserie an, begrüßen aber zuerst die Fremdzuschauer, z.B. Menschen in Frankreich, Griechenland, Spanien, Italien, auf dem Mars und Papageien. Fey immer schön in der Landessprache, Poehler mit blöden Akzenten.
Fey: „Du hattest versprochen, du würdest das üben.“
Poehler: „Ich hab gelogen.“

Es gewinnt wie jedes Jahr Jeremy Piven für Entourage.

2.18 Uhr: Alter Ausschnitt aus Seinfeld. Gern. Besser alte Witze als gar keine.

2.21 Uhr: Julia Louis-Dreyfus sagt die beste Nebendarstellerin in einer Comedyserie an. Es gewinnt Jean Smart für Samantha Who?. Sie preist in ihrer Dankesrede zuallererst Hauptdarstellin Christina Applegate.

2.27 Uhr: Sämtliche Desperate Housewives stehen da und beteuern, dass sie von Beginn an immer eine glückliche, liebende Familie waren. Nur Eva Longoria-Parker sagt: „Mann, seid ihr gute Schauspieler!“

Sie übergeben den Emmy für den besten Nebendarsteller in einer Dramaserie an Zeljko Ivanek für Damages der sich damit u.a. gegen Ted Danson aus derselben Serie durchsetzt.

2.31 Uhr: Der großartige Ricky Gervais tritt auf. Er konnte im Vorjahr nicht kommen, gewann aber damals einen Emmy und reibt es jetzt allen unter die Nase. Mehrfach. Jon Stewart und Stephen Colbert übergaben den Preis damals stattdessen ihrem Freund Steve Carell, von dem Gervais die Trophäe nun einfordert.

2.43 Uhr: Conan O’Brien blickt auf seinen Karrierebeginn zurück, als er Autor für Die Simpsons war: „Als ich Dialoge für Bart Simpson schrieb, wurde mir klar, dass man auch mit einer blöden Frisur und einer Stimme wie ein Mädchen ein Fernsehstar werden kann.“

Er würde den Emmy für die beste Nebendarstellerin in einer Dramaserie an Dianne Wiest für In Treatment übergeben, aber sie ist nicht da. Also sagt er, Steve Carell bekomme ihn stattdessen.

2.49 Uhr: Der Emmy für die beste Autorenleistung einer Comedy-Varietyshow geht zum ersten Mal an The Colbert Report. Colbert vergibt Hollywood.

2.54 Uhr: Die Moderatoren bleiben langweilig, aber Laudatoren werden immer besser. Steve Martin kündigt einen Ehren-Emmy für Tommy Smothers an (der hatte vor 40 Jahren mal eine Comedyshow, das würde jetzt zu weit führen, aber das Publikum steht geschlossen auf, als er die Bühne betritt). Steve Martin erklärt den Ehrenpreis damit, dass Zeit gefüllt werden müsse. Steve Martin war damals ein junger Autor für die Smothers Brothers Comedy Hour. Noch früher, als Kind, sei er nach der Schule immer nach Hause gelaufen, habe sich schick angezogen und „60. Emmy Awards“ gespielt.

3.03 Uhr: Heidi Klum trägt schon das vierte Kleid des Abends. Und ich dachte schon, sie hätte gar keine Aufgabe. Josh Groban singt ein Medley aus bekannten Titelmusiken, jede etwa acht Sekunden lang. Schöne Idee. Inklusive South Park und Baywatch.

3.20 Uhr: Jon Stewart schreibt Emmy-Geschichte und gewinnt zum sechsten Mal hintereinander den Emmy für die beste Comedy-Variety-Show für The Daily Show with Jon Stewart. Damit zieht er insgesamt mit David Letterman gleich, der aber nur fünf seiner sechs Emmys in aufeinander folgenden Jahren gewann. Seit 1997 hat in dieser Kategorie nun schon niemand mehr gewonnen, der nicht Stewart oder Letterman war.

Stewart: „Ich freue mich schon auf die nächste Regierung, egal, wer sie stellt… Ich habe nichts, um diesen Satz zu ergänzen. Ich freue mich nur wirklich auf die nächste Regierung.“

3.27 Uhr: Hauptdarstellerin Tina Fey bedankt sich für ihren Emmy für die beste Autorenleistung in einer Comedyserie für 30 Rock: „Ich finde es toll, erst Autorin gewesen zu sein und es auch heute noch zu sein. Denn wenn man auf Hochzeiten sagt, man sei Autorin und nicht Schauspielerin, haben die Leute weniger Interesse, mit dir zu reden.“

3.35 Uhr: Christina Applegate bedankt sich für die netten Komplimente, die Christian Slater ihr macht. Sie würden jedoch nichts daran ändern, dass sie ihn im Herbst in den Quoten zerstören würde. Der Gag hinkt, denn ihre Serien Samantha Who? und My Own Worst Enemy laufen zwar am gleichen Tag auf verschiedenen Sendern, aber nicht gleichzeitig, sondern nacheinander.

3.42 Uhr: CSI-Chef William Petersen stellt seinen Nachfolger Lawrence Fishburne vor. Leider pointenfrei, zum Glück aber auch ohne aufgeschnittene Leichen.

3.45 Uhr: Jon Stewart und Stephen Colbert vergeben Film- und Miniserienpreise und sind sich einig: Heute keine Politik. Colbert fängt an, verschrumpelte Trockenpflaumen zu essen. Von denen könne man nie genug bekommen. Runzelige, alte Früchte brächten die nötige Erfahrung mit. Stewart fragt, ob es nach acht Jahren Pflaumen nicht endlich genug sei. Die Namen Bush und McCain fallen kein einziges Mal.

3.55 Uhr: Zwischendurch werden immer wieder Ausschnitte aus alten Fernsehsenmdungen gezeigt, um das Jubiläum der 60. Emmy-Verleihung zu feiern. Jetzt gerade M.A.S.H. Schöne Sache, so eine Art Fernsehmuseum. Wenn die Moderatoren schon langweilig sind.

3.57 Uhr: Fernsehärztin Sandra Oh aus Grey’s Anatomy erklärt, ihre Eltern könnten nicht stolzer sein, es sei denn, sie sei eine echte Ärztin.

4.01 Uhr: The Amazing Race gewinnt zum sechsten Mal den Emmy als beste Reality-Spielshow. Seit es diese Kategorie gibt, hat noch nie eine andere Sendung gewonnen. Es ist das erste Mal, dass eine Sendung sechs Jahre hintereinander in ihrer Kategorie gewinnt, seit vor 41 Minuten zum sechsten Mal The Daily Show gewann.

4.04 Uhr: Tom Hanks, Produzent des Mehrteilers John Adams, muss seine Oscars etwas näher zusammenschieben, denn er gewinnt einen Emmy für die beste Miniserie.

4.12 Uhr: Der 82-jährige Don Rickles bekommt keinen Ehren-Emmy, sondern einen ganz regulären für die beste Einzelleistung in einer Comedy-, Musik- oder Varietysendung. „Das ist ein Fehler. Ich bin seit 55 Jahren in diesem Geschäft, und der größte Preis, den ich bisher gewonnen habe, war ein Aschenbecher.“

Was sonst nur bei Ehrenpreisen geschieht: Das Orchester traut sich nicht, ihn in seiner Dankesrede zu unterbrechen und von der Bühne zu spielen.

4.16 Uhr: Beste Regie einer Dramaserie: Dr. House.

4.25 Uhr: Paul Giamatti erhält den Emmy als bester Film-Hauptdarsteller für John Adams: „Ich bin der beste Beweis, dass jeder einen Präsidenten darstellen kann. Jeder. Wirklich: Jeder.

4.28 Uhr: Der Emmy für den besten Hauptdarsteller in einer Comedyserie geht an Alec Baldwin für 30 Rock. Es ist sein erster Emmy. Die Preise werden jetzt wie am Fließband verliehen. Die Show scheint in verzug zu sein.

4.30 Uhr: Die nächste: Beste Hauptdarstellerin in einer Dramaserie: Glenn Close für Damages.

Direkt danach auf dem Emmy-Fließband: Estelle Getty, Bernie Mac, George Carlin, Sydney Pollack und die anderen Toten des Jahres. Es scheint niemand mehr zu moderieren. Auch egal. Vielleicht sind Heidi Klum aber auch nur die Kleider ausgegangen.

4.39 Uhr: Kiefer Sutherland verdient sein Geld heute in 24 Sekunden statt Stunden. „Wir sind spät dran“, darf er sagen und hurtig den Emmy für den besten Hauptdarsteller in einer Dramaserie an Bryan Cranston für Breaking Bad überreichen, und weg.

4.43 Uhr: Beste Hauptdarstellerin in einer Comedyserie: Tina Fey für 30 Rock. Sie sei deshalb so gut, weil ihre Regisseure sagten: „Spiel einfach Julia Louis-Dreyfus!“ Louis-Dreyfus sitzt im Publikum und streckt zähneknirschend grinsend die Daumen hoch. Sie war ebenfalls nominiert.

4.47 Uhr: Die fünf Moderatoren sind wieder auf der Bühne versammelt, jetzt als Nominierte in ihrer Reality-Moderatoren-Kategorie. Late-Night-Moderator Jimmy Kimmel macht das, was sonst die Reality-Moderatoren machen: Er siebt allmählich aus, ohne wirklich auszusieben, und vertröstest sie dann bis nach der Werbung.

4.51 Uhr: Es gewinnt Jeff Probst für Survivor.

4.53 Uhr: Ausschnitt aus Mary Tyler Moore mit Mary Tyler Moore und Betty White. Anschließend Auftritt Mary Tyler Moore, die seit dem Ende ihrer Serie vor 31 Jahren keine Nahrung mehr zu sich genommen hat. Niemand hat sich getraut ihr zu sagen, dass sie erst wieder ärmellose Kleider tragen sollte, wenn wieder Fleisch ihre Oberarmknochen umgibt. Betty White kommt dazu. Sie übergeben den Emmy für die beste Comedyserie an das Team von 30 Rock.

4.58 Uhr: Der Abend endet, und zwar pünktlich, mit Tom Selleck, der die Serie Mad Men als beste Dramaserie auszeichnet.

Drei Stunden mögen lang sein, aber ohne die lieblose Fließbandabfertigung in der letzten Dreiviertelstunde hätte man vielleicht noch zwei bis vier unterhaltsame Elemente in der Schlussphase der Show sehen können, die leider alle kurzfristig gekappt wurden.
Vielleicht hätten die fünf Realityhansel auch einfach nur noch weitere Zeit totgeschlagen.

Over.

Heilandsack

Montag, 8. September 2008, 05:24

Wer immer das Gefühl hatte, deutsche Hauptstadtkrimis seien nicht betulich genug, darf aufatmen: Felix Huby schreibt wieder. Der Schöpfer von Tatort-Kommissar Bienzle hat sich einen neuen schwäbischen Polizisten ausgedacht, ihn aber nach Berlin verfrachtet. Er spricht gar nicht schwäbisch, aber viel, ist jung und wirkt schon in den ersten Minuten des ZDF-Fernsehfilms Der Heckenschütze, als habe er das Potenzial, seinen Kollegen und uns Zuschauern gehörig auf den Keks zu gehen. Das legt sich zum Glück im Lauf des Films.


Foto: ZDF/Britta Krehl

Peter Heiland (Fabian Busch) heißt der Mann („Ich bin der Heiland“), und vielleicht werden die TV-Krimis mit ihm eine Reihe. Die Bücher sind es schon. Seit 2005 veröffentlichte Felix Huby drei Romane mit Peter Heiland (eine Besprechung des Debüts finden Sie bei unseren Freunden vom Tatort-Fundus), die wichtige Unterschiede zur Fernsehfassung aufweisen. Im Buch gibt es eine direkte Verbindung zwischen Heiland und Bienzle: Bienzle war früher Heilands Chef, bevor der nach Berlin ging. Im Film ist davon keine Rede. Das heißt natürlich nicht, dass Bienzle-Darsteller Dietz-Werner Steck nicht mitspielt. Aber er spielt eine völlig andere Rolle, einen Wirt. Und noch natürlicher ist auch der schwäbische Volksschauspieler-Veteran Walter Schultheiß dabei, der Bienzles Vermieter und Robert Atzorns Vater in Hubys Oh Gott Herr Pfarrer spielte. Wenn Felix Huby eines Tages nicht mehr schreibt, muss Schultheiß wahrscheinlich schon in Alter von 216 Jahren in Rente gehen. Insofern gibt es zumindest indirekte Verbindungen zu Hubys früheren Werken.


Foto: ZDF/Britta Krehl

Kommissar Heiland muss eine Mordserie aufklären. Ein Serienkiller bringt eine Reihe von Schwaben um, und Heiland selbst ist in Gefahr. Die Geschichte ist okay, die Umsetzung hätte jedoch auch in der halben Zeit funktioniert. Ein wahrer Lichtblick ist der völlig bescheuerte Straßensänger, eine Mischung aus Cosmo Kramer und Troubadix, den Heiland zu Beginn des Films vor einer Schlägerei bewahrt, und der daraufhin beschließt, Heilands bester Freund zu sein. Das und ein sehr unerwartetes Ende machen Der Heckenschütze insgesamt zu einem sehr ansehnlichen, wenn auch nur mäßig spannenden Film.

Der Heckenschütze, Montag, 20.15 Uhr im ZDF.

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