Gordon Bleu
RTL2 bringt ab heute auch den zweitberühmtesten britischen Koch ins deutsche Fernsehen. Außer Jamie Oliver kocht ab heute auch Gordon Ramsay bei RTL2, und meistens vor Wut. Man könnte recht einfach erklären, um welche Sendung es sich bei In Teufels Küche mit Gordon Ramsay handelt, aber ich versuche es lieber umständlich: Gordon Ramsay wurde in seiner Heimat unter anderem durch den Kochwettbewerb Hell’s Kitchen bekannt, was auf Deutsch etwa so viel heißt wie „Teufels Küche“. Die ist es nicht.
Ramsay bereitete aber auch Ramsay’s Kitchen Nightmares, worin Ramsey den Betreibern von schlecht gehenden Restaurants lautstark den Kopf wäscht, die Kaschemmen rigoros auf Vordermann bringt und dabei an dem Versuch scheitert, den Blutdruck aller Beteiligten unter Kontrolle zu halten. In Deutschland wurde das Konzept als Rach, der Restauranttester adaptiert. Das ist sie auch nicht.
Und dann gibt es noch eine amerikanische Adaption seiner britischen Show, ebenfalls mit Ramsay selbst, die im Original einfach Kitchen Nightmares heißt und erst eine Woche nach der deutschen Variante an den Start ging. Die ist es!
Und mit dem Sendeplatz stopft RTL2 auch endlich die Kochlücke zwischen Mittagessen und Abendessen.
In Teufels Küche mit Gordon Ramsay, sonntags um 15 Uhr bei RTL2.
Gossip Girl
von links nach rechts: Blair, Jenny, Serena
Foto: ProSieben
Ab 18.04.2009 (ProSieben). US-Teenieserie von Josh Schwartz und Stephanie Savage nach den Büchern von Cecily von Ziegesar („Gossip Girl“; seit 2007).
Partys und Affären unter der verwöhnten reichen Jugend der New Yorker Upper East Side. Als Serena van der Woodsen (Blake Lively) nach längerer Abwesenheit in die Stadt zurückkommt, hat sich ihre beste Freundin Blair Waldorf (Leighton Meester) von ihr entfernt. Blair ist jetzt mit Nate Archibald (Chace Crawford) zusammen, der aber Gefühle für Serena hat, mit der er mal kurz was hatte. Die Beziehung ist aber auch schon in den letzten Zügen. Nates bester Freund, der Macho Chuck Bass (Ed Westwick), läuft allem hinterher, was Brüste hat. Für Serena interessiert sich Dan Humphrey (Penn Badgley), Sohn eines Ex-Popstars aus Brooklyn, der zwar nicht zur Schickimicki-Gesellschaft gehört, dessen Gefühle Serena aber überraschend erwidert. Er kümmert sich sehr um seine Schwester Jenny (Taylor Momsen), die auch gern zur Szene-Clique gehören würde. Dans Vater Rufus (Matthew Settle) war mal mit Serenas Mutter Lily (Kelly Rutherford) liiert, und an diesem Punkt knüpfen die beiden jetzt wieder an. Vanessa Abrams (Jessica Szohr) ist seit der gemeinsamen Kindheit Dans beste Freundin.
Erzählt wird die Serie aus dem Off von einer Internet-Klatschkolumnistin, die offenbar überall dabei ist, deren Identität aber unbekannt ist.
Die einstündigen Folgen laufen samstags gegen 16.00 Uhr.
Gottschalk aus
Ich unterbreche die Stille hier nur ungern, aber Thomas Gottschalks Vorabendshow Gottschalk live wird abgesetzt und endet am 7. Juni. Das haben die Intendaten entschieden, teilte die ARD eben mit.
Da die Erklärungen für das Ende der Show hier ja schon seit Monaten standen, ist ein ausführlicher Nachruf wohl nicht mehr nötig.
Gottschalk beherrscht sein Feld
Dass Thomas Gottschalk es wie kein Zweiter beherrscht, die besten Komiker auf seiner Couch zu begrüßen, ohne ihnen auch nur den Hauch einer Chance zu geben, etwas Lustiges zu sagen, ist bekannt. Sein heutiges Opfer war Jerry Seinfeld, der sich nun wahrscheinlich auch nicht mehr darüber wundert, warum seine Sitcom in Deutschland kein Erfolg war, wenn es Wetten, dass…? ist, was in Deutschland als gute Unterhaltung gilt.
Seinfeld und Renée Zellweger ließen sich von Gottschalk begrabschen, um ihren gemeinsamen Trickfilm „Bee Movie“ zu bewerben. In diesem Zusammenhang muss auch die außergewöhnliche Leistung derer, die die Filmausschnitte auswählen, anerkannt werden. Ich habe „Bee Movie“ gesehen, und einen Ausschnitt zu finden, der keine einzige Pointe enthält, muss viel Mühe gekostet haben.
Und damit gebe ich weiter an Jochen, der im Gegensatz zu mir sogar die ganze Sendung gesehen hat, was mir sehr leid tut.
KÖCHE, KÜHE UND GARY BOCKHEIMER
Ein Wetten, dass…?-Gedächtnisprotokoll
Als Thomas Gottschalk die zweite Wette ankündigte, dachte ich schon, jetzt wäre ich bei Switch gelandet. „Bauer Achim wettet, dass er seine Kühe am Geräusch erkennen kann, das sie machen, wenn sie einen Apfel essen…“ Diese Wette, und vor allem der schwäbische Bauer Achim, der den Apfel mit dem Lockruf „Muuuuuuuuuuuuki!“ den Kühen vor die Mäuler hielt, war allerdings das sympathische Highlight der Show.
Sonst alles wie immer, nur irgendwie noch schlimmer. Gottschalk legte seine Hände auf diverse Damenknie, Renée Zellweger schob Gottschalks Hand von ihrem Arm, als er sie fummelnd nach draußen geleiten wollte, und Gottschalk faselte sich im Gespräch mit Zellweger und Jerry Seinfeld derart fest, dass er sein Heil in einem seiner Spickzettel suchte, die Frage zwar vorlas, aber sofort wieder verwarf, um daraufhin etwas irgendetwas völlig Egales zu fragen.
Schlimmer als Gottschalk war diesmal nur der kölsche Comedykoch aus Lafer, Lichter, lecker! und Kerners freitäglichen Kochshows, der glücklicherweise nur verbal fummeln konnte, da ihn Gottschalk in einem seltenen Anflug von Intuition ganz an den Rand der Couch platziert hatte.
Der Koch trägt übrigens einen lustigen gezwirbelten Schnauzbart und war als solcher sofort als Comedy zu erkennen. Genauso wie Gast Piet Klocke (lustige Haarfarbe, Brille) oder eben Gottschalk (lustiges Haarteil Gottschalk eben). Bezeichnenderweise war ausgerechnet der kölsche Koch der einzige Mensch in der gesamten Grazer Stadthalle, der über den Piet-Klocke-Auftritt lachte. Wirklich lustige Menschen sehen übrigens meist ganz normal aus, wie beispielsweise Jerry Seinfeld oder Bastian Pastewka.
Und zum Schluss noch die Bonmonts der Show:
Gottschalk über Piet Klocke:
„Ich habe mir vorgenommen, pro Sendung einen Intellektuellen einzuladen, dieser hier reicht für zwei.“
Gottschalks befragt einen Golfspieler:
Gottschalk: „Hast Du ein Handicap?“
Kandidat: „Ja, 23,5.“
(Peinliche Pause)
Gottchalk: „Whatever…“
(Noch peinlichere Pause, gefolgt von einem noch viel peinlicherem Gespräch über eventuelle Freundinnen des 14 JAHRE ALTEN Kandidaten!)
Gottschalk über Jerry Seinfelds „Bee Movie“:
„Ein Film für Menschen die Tiere mögen – die Pflanzen mögen…“
Die Wette mit den ausgeblasenen Kerzen:
Gottschalk: „Wenn von 14 Kerzen noch acht brennen, hat er sieben ausgelöscht.“
Aus dem Off Nora Tschirner: „WAS?????“
Bei all dem fällt der Simultanübersetzer kaum noch ins Gewicht, der den Namen des Mega-Killer-Blockbuster-Produzenten Jerry Bruckheimer wohl noch nie gehört hatte. Nur so lässt sich erklären, warum sich Nicolas Cage bei Gary Bockheimer bedankte.
Gottschalk große Klasse
Gerade gucke ich auf die Überschrift da oben und bin irritiert. Habe ich das geschrieben? Entweder werde ich allmählich wahlweise altersmilde oder senil oder beides, oder Back To School – Gottschalks großes Klassentreffen ist wirklich eine tolle neue Sendung.
Eigentlich ging ich ja davon aus, dass Sie alle meine Empfehlung Suits auf Vox anschauen und deshalb niemand die neue große Abendshow mit Thomas Gottschalk sieht. Deshalb wollte ich schnell beruhigen, dass Sie nichts verpasst hätten. Aber das wäre gelogen. Es war die beste ZDF-Sendung seit langer Zeit. … Moment… Es war gar keine ZDF-Sendung? RTL? Ach was. Dann kam ich wohl durcheinander, weil mehr als eine Stunde der Sendung komplett werbefrei war. Okay. Dann eben die beste neue RTL-Sendung seit sehr langer Zeit, und auch die un-RTLigste.
Foto: RTL/Max Kohr
Es fing zwar genauso lieblos an wie fast alle aktuellen Showformate. Mit dem Song „Counting Stars“ von der Band OneRepublic. Das Stück ist der Titelsong, weil… ja, warum? Wahrscheinlich lag es gerade auf einer semi-aktuellen „Bravo Hits“ rum und wurde es deshalb. Denn Lieder, die irgendwie mit Schule zu tun haben, sind ja leider nie geschrieben worden.
Aber danach konnte ich wirklich nicht mehr meckern. Denn sobald Thomas Gottschalk durch einen mit blauen Neonleuchten begrellten Wetten-dass-Gedächtnisgang die Bühne betreten hatte, war Back To School eine kurzweilige, spaßige Show, bei der sich die gute Laune der Teilnehmer mühelos auf die Zuschauer übertrug.
Das hängt zum kleinen Teil damit zusammen, dass Gottschalk in dieser Sendung machen darf, was er am besten kann: von früher reden. In diesem Fall mit zwei Prominenten, heute Matthias Schweighöfer und Tom Beck, die in Erinnerungen an ihre Schulzeit schwelgen und in verschiedenen Spielrunden gegeneinander antreten, meistens unterstützt von wechselnden früheren Mitschülern aus der damaligen Klasse. Zum großen Teil liegt es aber auch an eben diesen Spielen, die abwechslungsreich und kurzweilig sind, und vor allem in den meisten Fällen das Mitraten vor dem Fernseher ermöglichen, wenn z.B. im Lückentext-Karaoke Songs mitgesungen und dabei fehlende Begriff ergänzt werden müssen. (Fach: Musik.) Alles Songs aus der Schulzeit der Prominenten. Oder in Nachrichtenmeldungen ein versteckter Fehler gefunden werden muss. (Fach: Geschichte.) Auch hier: Meldungen aus der Schulzeit der Prominenten. Einer dieser Fehler war, dass Viagra als „rote Pille“ bezeichnet wurde. Eine frühere Schulkameradin erkannte korrekt, dass Viagra-Pillen in Wirklichkeit blau sind. „Ich hab‘ sie zwar noch nie gesehen“, sagte sie, und Gottschalk reagierte sofort: „Keiner hat sie je gesehen.“ In solchen Momenten war er schon immer stark.
Merkwürdig war nur, dass diese Meldungen zwar von einer echten RTL-Nachrichtensprecherin verlesen wurden (Annett Möller), als Schriftzug im Hintergrund aber groß „Newstime“ zu lesen war. Newstime heißen die Nachrichten auf ProSieben. Die hat allerdings auch keiner je gesehen, woher also hätten die RTL-Redakteure das wissen sollen.
Am Ende siegte nach Punkten Matthias Schweighöfer, eigentlicher Gewinner war aber Tom Beck, denn beide Stars wurden mit einer Person aus ihrer Vergangenheit überrascht: Bei Beck war es die Baywatch-Darstellerin Erika Eleniak, die er noch nie persönlich getroffen, aber als Jugendlicher auf einem Poster im Zimmer hängen hatte. Er war ein großer Fan und freute sich heute so sehr, als habe er das Poster noch immer an der Wand. Bei Schweighöfer war es eine frühere Lehrerin.
Zur sehr gelungenen Premiere trug auch bei, dass Gottschalk sich selbst angenehm zurückhielt und sein Lieblingsthema, also Thomas Gottschalk, nur ein paar Mal am Rande streifte. Sonst überließ er das Feld seinen aufgedrehten Gästen. Man muss allerdings einräumen, dass die Sendung nicht live war. Womöglich war Gottschalk auch so ich-bezogen wie immer, aber es wurde alles rausgeschnitten. Dann hätten wir jetzt das Rezept für eine gute Gottschalk-Show gefunden. Und dann sind die 90er-Jahre, in denen Schweighöfer und Beck zur Schule gingen, natürlich auch nicht ganz Gottschalks Zeit, denn er war damals schon alt. Wenn beim nächsten Mal Heiner Lauterbach gegen Uwe Ochsenknecht antritt und als Gäste Veronica Ferres und Foreigner dabei sind, kann Gottschalk wieder wesentlich besser mitreden.
Gottschalk Late Night
1992-1995 (RTL). 45-minütige tägliche Late-Night-Show mit Thomas Gottschalk.
Gottschalks tägliche Sendung, zunächst jeden Werktag um 23.15 Uhr, ab Januar 1993 nur noch dienstags bis freitags, war heiß erwartet worden, hatte er doch dafür das erfolgreiche Wetten, dass …? aufgegeben. Er führte mit ihr das Late-Night-Format in Deutschland ein und wollte sich an den US-Vorbildern Johnny Carson und David Letterman orientieren, machte dann aber doch vieles anders. Zu Beginn jeder Ausgabe hielt er einen zehnminütigen Monolog mit Gags zum aktuellen Tagesgeschehen. Danach empfing er mehrere prominente Gäste zur Plauderrunde. Zwischendurch gab es kurze Comedy-Einspielfilme, in denen Gottschalk in verschiedene Rollen schlüpfte, z. B. die der tratschenden Hausfrau beim Frisör. Jede Woche schaltete Gottschalk außerdem in das Wohnzimmer einer Zuschauerfamilie, wo für die Show eine Kamera aufgebaut worden war. Studioband, die kurze Tuschs und für das Studiopublikum Songs während der Werbepause spielte, war Christoph Pauly und seine Band.
Gottschalks Hauptakzente lagen im Unterschied zu den US-Originalen mehr beim Talk mit den Promis und beim Infotainment als bei der Comedy. Zwar ließ Gottschalk viele spontane Gags einfließen, doch die wirkliche Late-Night-Comedyshow, wie Carson und Letterman sie seit Jahrzehnten machten, kupferten erst die RTL Nachtshow mit Thomas Koschwitz und Die Harald Schmidt Show haargenau bei den beiden Amerikanern ab. Gottschalk saß nicht hinter einem Schreibtisch, sondern mit den Gästen auf einem Sofa, und er machte aus allem eine viel größere Nummer, indem er z. B. über eine lange Showtreppe ins Studio kam. Er veranstaltete einen Model-Wettbewerb, hatte einen Schoßhund als Maskottchen und begrüßte als Gäste viele Models und ausländische Stars mit Knopf im Ohr. Gottschalk stellte die üblichen belanglosen Fragen, und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schrieb: „Es ist schon seltsam: Obwohl er alles wie immer macht, macht er doch – mit einem Mal – alles falsch. Der Witz ist schal geworden, der Charme zotig, das Tempo nur oberflächliche Dynamik.“ Sie lag jedoch völlig daneben mit der Einschätzung, dies sei nun das Ende von Gottschalks Karriere und der Moderator zu bemitleiden.
Am 26. November 1992 dachte Gottschalk, es sei eine gute Idee, sich Franz Schönhuber in die Show einzuladen, den Vorsitzenden der Partei Die Republikaner. Schönhuber saß 14 Minuten in der Glitzerdeko auf dem Sofa, wo sich sonst Chris de Burgh, Nena, Sophia Loren, Willy Bogner, Hildegard Hamm-Brücher oder Lothar Matthäus flätzten. Er tat dort nichts Schlimmes, Gottschalk aber auch nichts Journalistisches. Gottschalk sagte hinterher, der Wolf habe wie ein Schaf geredet, was ihn überrascht habe, und verstand den Grund für die anschließende Aufregung nicht: dass er in Zeiten von Angriffen auf Ausländer den Rechtsaußen mit der Einladung salonfähig gemacht hatte (drei Tage vorher hatten Rechtsradikale in Mölln einen Brandanschlag auf von Türken bewohnte Häuser verübt). „Bild“ titelte: „Schönhuber redete Gottschalk platt“, die Berliner „B. Z.“ schrieb: „Das war zum Kotzen, Thomas“. Als Reaktion auf Schönhubers Auftritt sagte Hardy Krüger seine für wenige Tage später vorgesehene Teilnahme ab und empörte sich über die „Verantwortungslosigkeit“ des Moderators, „einem solchen Mann, einem Nazi“ ein Forum zu geben. Gottschalk rechtfertigte sich später, er habe Schönhuber „auf der Gefühlsebene packen wollen“. Das sei „vielleicht naiv“ gewesen. RTL sprach von einem „einmaligen Ausrutscher“ und betonte, man habe keinen Einfluss auf die Gästeauswahl.
Die Einschaltquoten waren zu Beginn moderat, weshalb das Konzept mehrfach geändert wurde. Zuerst kam zu den roten Sofas dann doch ein Schreibtisch ins Studio, hinter dem Gottschalk von nun an Post vorlas oder Zuschauer mit Anrufen überraschte. Dann wurde, parallel zu einem Wechsel im Redaktionsteam (Ex-„Bild“-Chef Hans-Hermann Tiedje hatte von Holm Dressler übernommen), die Zahl der Gäste auf fünf erhöht, die nicht mehr zwingend prominent waren, sondern etwas zu erzählen haben mussten. Auch der Sendetitel wurde zwischenzeitlich in Gottschalk täglich geändert. Die Quoten pendelten sich nun bei knapp zwei Millionen Zuschauern ein. Jedoch war weder RTL mit diesen Zahlen noch Gottschalk mit der Sendung besonders glücklich.
Im Februar 1995 wurde bekannt, dass Gottschalk ab 1996, wie auch sein Kollege Harald Schmidt, für den Konkurrenten Sat.1 arbeiten würde. Daraufhin kündigte RTL im April 1995 Gottschalks eigentlich bis Dezember laufenden Vertrag mit Hinweis auf die Marktanteile, die die vereinbarten 17 % unterschritten hätten. Begleitet wurde der angekündigte Senderwechsel der beiden Stars von einer Medienschlammschlacht (RTL-Chef Georg Thoma sprach vom „Parasit, der den Wirt gewechselt“ habe), die auch deren finanzielle Verhältnisse ans Licht der Öffentlichkeit brachte. Nach knapp drei Jahren war also für Gottschalk Schluss, doch die Late-Night-Show in Deutschland etabliert. Thomas Koschwitz übernahm, später wurde Die Harald Schmidt Show in Sat.1 zum Dauerbrenner. Im Nachhinein hatte RTL jedoch die Erfahrung gemacht, dass nie wieder eine Late-Night-Show so hohe Einschaltquoten erreichte wie die von Thomas Gottschalk.
Gottschalk live
2012 (ARD). Personality-Show mit Thomas Gottschalk.
Als Margarethe Schreinemakers ihre Privatangelegenheiten in ihrer Fernsehsendung thematisierte, schaltete ihr Sender Sat.1 die Show ab. Die ARD macht diese Idee im Gegenteil zum Prinzip: Montags bis donnerstags um 19.20 Uhr bekommt Thomas Gottschalk eine halbe Stunde Zeit, über sich zu sprechen. Studiopublikum gibt es nicht, aber Gäste kommen vorbei, um Gottschalk sprechen zu hören und, wenn sie selbst kurz zu Wort kommen, mehrfach von Werbung und Wetter unterbrochen zu werden.
Die ARD hatte Thomas Gottschalk nach dessen Abschied von Wetten, dass…? vom ZDF abgeworben und für ihn das gerade erst renovierte Vorabendprogramm wieder über den Haufen geworfen. Über das Konzept der Show hatten sich Gottschalk und die ARD vor dem Sendestart weitgehend ausgeschwiegen, und auch nach der Premiere bleibt es weiter geheim.
Gottschalk zieht ein
2004–2005 (ZDF). Realityshow, in der Thomas Gottschalk für jeweils eine Woche bei fremden Familien einzieht und den Platz des Ehemanns einnimmt — außer im Bett natürlich.
Die Ereignisse waren in einstündigen Folgen (eine Folge pro Familie) in loser Folge donnerstags um 20.15 Uhr zu sehen. Gottschalk hatte zuvor jahrelang bei jeder Gelegenheit seine Verachtung für Realityshows deutlich gemacht. Trotzdem war es lustig, ihn z. B. morgens vor dem Aufstehen zu sehen. Den Blick in den Spiegel kommentierte er treffend mit den Worten: „Ich seh‘ aus wie Hilde Knef in ihren schlimmsten Tagen.“ Im Supermarkt erwies sich Gottschalk nicht wirklich als Hilfe, weil die Traube von Schaulustigen, Autogrammjägern und Einfach-mal-anfassen-Wollenden ein zügiges Einkaufen verhinderte.
Eine weniger unterhaltsame Variante des Konzepts lief in der ARD unter dem Titel Hausbesuch — Stars unter Druck.
Gottschalks Abschied — ein Rückblick
Zum Ende einer Ära blicken wir auf die wichtigsten Ereignisse aus mehreren Jahrzehnten Wetten, dass…? zurück.
20. Oktober 1991 | Thomas Gottschalk kündigt seinen Abschied von Wetten, dass…? an, um eine tägliche Late-Night-Show bei RTL zu beginnen. Seine ZDF-Show komme zu einem Punkt, an dem sie sich wiederhole. „Ich möchte Wetten, dass…? nicht herunterwirtschaften“, so Gottschalk. |
2. Mai 1992 | Thomas Gottschalk moderiert zum letzten Mal Wetten, dass…? |
15. Januar 1994 | Thomas Gottschalk moderiert endlich wieder Wetten, dass…? |
12. Februar 2011 | Gottschalk erklärt seinen Abschied von Wetten, dass…?. Seit dem schweren Unfall des Wettkandidaten in der Sendung vom Dezember liege ein Schatten auf der Sendung, der es ihm nicht erlaube, zur guten Laune zurückzufinden.Nach der Sommerausgabe aus Mallorca im Juni höre er deshalb auf. |
19. März 2011 | Gut gelaunt moderiert Thomas Gottschalk eine weitere Ausgabe von Wetten, dass…?. |
30. April 2011 | Gut gelaunt moderiert Thomas Gottschalk seine „letzte reguläre Ausgabe“ von Wetten, dass…?, was von umfangreicher Abschiedsberichterstattung und Rückblicken in den Medien begleitet wird. |
17. Juni 2011 | Thomas Gottschalk moderiert die Sommer-Ausgabe von Wetten, dass…?. Viele Medien zelebrieren Thomas Gottschalks Abschied, „Bild“ veröffentlicht ein Abschieds-Interview, und die Einschaltquote von Wetten, dass…? steigt deutlich, immerhin ist es ja Gottschalks Abschiedssendung. |
8. Oktober 2011 | Für viele überraschend moderiert Thomas Gottschalk endlich wieder Wetten, dass…? |
3. Dezember 2011 | Thomas Gottschalk moderiert zum letzten Mal Wetten, dass…? |
Grace
1995–2001 (ProSieben). 112-tlg. US-Sitcom von Chuck Lorre („Grace Under Fire“; 1993–1998).
Grace Kelly (Brett Butler) lebt von ihrem Mann Jimmy (Geoff Piesron), einem Alkoholiker, getrennt und zieht die Kinder Quentin (in Folge 1: Noah Sagan, dann: Jon Paul Steuer; ab Staffel 4: Sam Horrigan), Libby (Kaitlin Cullum) und Patrick (Dylan und Cole Sprouse) allein auf. Um das zu finanzieren arbeitet sie halbtags in einer Ölraffinerie. Dort ist sie die einzige Frau unter einem Haufen von Neandertalern, doch sie passt ganz gut rein: Auch Grace kann rüde und vorlaut sein, weiß sich durchzusetzen und allein zurechtzufinden. Ihre beste Freundin ist Nadine Swoboda (Julie White), die mit Wade (Casey Sander) verheiratet ist, ihr bester Freund der ebenfalls frisch geschiedene Apotheker Russell Norton (Dave Thomas).
98 Folgen liefen täglich am Vormittag, der Rest später mittags. Der Titelsong war eine Coverversion des Beatles-Hits „Lady Madonna“, gesungen von Aretha Franklin.