Suchergebnisse:

Galerie der großen Detektive

Sonntag, 31. Mai 2009, 21:37

1954–1955 (ARD). 7-tlg. dt. Krimireihe von Peter A. Horn.

In abgeschlossenen und unverbundenen Episoden klären die großen Detektive der Kriminalliteratur verschiedene Fälle auf. Den Anfang machen Sherlock Holmes (Ernst Fritz Fürbringer) und Dr. Watson (Harald Mannl), es folgen Auguste Dupin, David Wilson, Pater Brown, Inspektor Bucket, Sergeant Cuff und Hercule Poirot.

Jede Folge dieser frühen Krimireihe in den Anfangstagen des Fernsehens wurde noch live gespielt. Unregelmäßiger hätte sie kaum sein können: Sie lief in loser Folge an wechselnden Tagen zu unterschiedlichen Startzeiten in der Hauptsendezeit, die Sendelänge schwankte zwischen 25 und 50 Minuten.

Galileo

Dienstag, 25. September 2007, 22:14

Seit 1998 (ProSieben). Wissenschaftsmagazin. Komplexe Themen werden spannend und für Laien verständlich aufbereitet.

Gegen die Boulevardmagazine der Konkurrenz setzte Pro Sieben am Vorabend auf eine Mischung aus Sendung mit der Maus und Explosiv, für die Moderator Aiman Abdallah anfangs mit dem Begrüßungssatz stand: „Wissen ist Macht, und mein Name ist Aiman Abdallah.“ Zu Beginn orientierten sich die Themen oft an der Nachrichtenlage und erklärten z. B. bei einem gerade irgendwo tobenden Hurrikan, warum es in Deutschland keine Wirbelstürme gibt. Später reduzierte sich der Anspruch in der Regel darauf, zu zeigen, wie Überraschungseier hergestellt werden, mit freundlicher Unterstützung des Überraschungseier-Herstellers.

Trotz vergleichsweise schwacher Quoten hielt Pro Sieben an der Reihe fest – und wurde belohnt, die Zuschauerzahlen stabilisierten sich. Später wurde Galileo zur einzigen festen Bank am Vorabend in einem kriselnden Pro-Sieben-Programm, war oft sogar die meistgesehene Sendung des Tages auf Pro Sieben. Die Sendezeit wurde mehrfach verlängert, von anfangs 30 Minuten auf eine Stunde im Herbst 2005 und ab Mai 2007 auf zwischenzeitlich 70 Minuten. Derzeit läuft Galileo von 19.10 Uhr bis 20.15 Uhr.

Im zweiten Halbjahr 1999 lief unter dem Titel Galileo extra zusätzlich eine Samstagsausgabe mit Susanne Wiesner. Unter dem gleichen Titel gab es 2006 am frühen Sonntagabend monothematische Sendungen. Zwischendurch bekam die Sendung im Januar 2002  noch einen kurzlebligen Ableger: das Quiz Galileo The Game – Spiel um Wissen.

Ab 2006 zog sich Aiman Abdallah vermehrt aus der Werktagsausgabe zurück, um sich Sondersendungen und dem neuen Ableger Galileo Mystery zu widmen, ohne jedoch offiziell seinen Abschied zu verkünden. De facto war seitdem Daniel Aminati der Moderator, zeitweise auch Eva Mähl, doch später moderierten alle drei im Wechsel. Im März 2009 wurde Daniel Aminati neuer Moderator von taff, und taff-Moderator Stefan Gödde übernahm Aminatis Platz bei Galileo.

Galileo The Game — Spiel um Wissen

Mittwoch, 16. Juli 2008, 22:39

2002 (ProSieben). Halbstündiger Quizableger des Wissensmagazins Galileo mit demselben Moderator: Aiman Abdallah. Drei Kandidaten treten gegeneinander an und müssen naturwissenschaftliche Wissensfragen beantworten und Logikrätsel lösen. Es geht nicht nur um richtige Antworten, sondern auch um Zeit: Jede Sekunde zählt. Nach jeder Runde scheidet ein Kandidat aus, der Gewinner bekommt 10 000 €.

Die Gameshow unterschied sich von anderen durch den Lerneffekt: Abdallah gab zu den Antworten auch Erklärungen, zeigte kleine Filme und führte Experimente vor. Ein Erfolg wurde sie dennoch nicht. Insgesamt 13 Folgen liefen sonntags um 18.30 Uhr.

Zur Sendung gab es auch ein Computerspiel.

Ganz eigene Welt

Donnerstag, 20. März 2008, 18:50

Ich weiß nicht genau, wie alt die Liste von Welt online ist, die ich heute entdeckte, denn es steht nirgendwo ein Datum, und aus den Fakten lässt sich auch nicht auf das genaue Alter schließen, denn dazu müssten welche drinstehen.

Überschrieben ist die Liste mit „Die besten 40 Sendungen der Saison 2007/08″, gelistet sind stattdessen aber die erfolgreichsten. Quelle ist der Kress-Report, dessen simple Auflistung aber natürlich nur ein Vierzigstel der Klicks generieren würde, für die eine ausschweifende Bildergalerie das Potenzial hat. Der Nachteil solcher Bildershows ist natürlich, dass man zu jedem TV-Foto eine Bildunterschrift dichten muss. Das muss jedoch kein Nachteil sein, wenn man einfach keine Gedanken daran verschwendet.

Zu Platz 1 steht da:

Laut Kress-Report sind dies die erfolgreichsten Serie der Saison 2007/08: Für 3,91 Millionen Zuschauer zählt dienstags um 21.15 Uhr nichts anderes als „Dr. House„. Der kauzige Arzt genießt schon Kultstatus!

Mal abgesehen davon, dass die „Saison“ noch gar nicht vorbei, das letzte Wort noch nicht gesprochen und die letzte Episode noch nicht gesendet ist, ist das zwar wahr, jedoch ist Kress so freundlich, eine ergänzende Angabe über die Zusammensetzung dieser Zuschauer zu machen: Es sind natürlich die 14-49-jährigen, was Welt online unterschlägt und den Eindruck erweckt, es handele sich um die Gesamtzuschauerzahl. Die liegt in Wirklichkeit bei knapp sechs Millionen.

Vor allem Thomas Gottschalk dürfte das ärgern, der auf diese Weise auf Platz 2 degradiert wurde. Er hat zwar ständig mehr als zehn Millionen Zuschauer, doch Welt online spricht ihm zwei Drittel davon ab.

Wenn Thomas Gottschalk zu Gast bittet und kuriose Wetten und internationale Gäste zu bestaunen sind, schalten 3,88 Millionen Menschen regelmäßig ein.

Zu Platz 17 (rpt.: 17) schreibt Welt online nur

Platz 9: Tine Wittler
  

Platz 28:

Nach dem Vorbild der amerikanischen „CSI„-Serien: „Post-Mortem„. Das deutsche Ermittlerteam erfreut sich wachsender Beliebtheit.

Dann hätte RTL die Serie also gar nicht wegen konstant gefallener Quoten absetzen müssen?

Platz 38:

Mirja Boes spielt „Angie„. Die zweite Staffel lief gerade erfolgreich mit 1,60 Millionen Zuschauern.

Sicher, der Erfolg muss der Grund dafür gewesen sein, dass die Serie ihren Sendeplatz räumen musste.

Und schließlich werden die Zusammenschnitte der Formel-1-Rennen als eigene Sendung unabhängig von den eigentlichen Übertragungen der Rennen gewertet.

„Formel 1 – die Highlights“ auf dem letzten Platz.
  

Letzter Platz? Oder vielleicht doch nur letzter gelisteter Platz? Gibt es wirklich nicht mehr als 40 Sendungen im deutschen Fernsehen? Ich bin sicher, wäre die Liste bis Platz 100 weitergegangen, wären darunter noch einige Sensationserfolge gewesen.

Ganz zu schweigen von Tom Cruise

Samstag, 24. Januar 2009, 20:51

Vor einem Jahr verlor Wetten, dass…? zum ersten Mal das Quotenrennen beim jungen Publikum, als RTL Deutschland sucht den Superstar und das Finale von Ich bin ein Star – holt mich hier raus zeitgleich dagegen programmierte. Heute schickt RTL dieses Aufgebot wieder ins Rennen, und obwohl man sich beim ZDF in aller Ruhe auf den erwartbaren Quotensieg beim Gesamtpublikum freuen und die Konkurrenz gelassen ignorieren könnte, scheint man zumindest ein bisschen nervös zu sein. Anders sind die Anspielungen auf das Gegenprogramm kaum zu erklären, und wohl auch nicht, warum ausgerechnet heute Ex-Dschungelkönigin Désireé Nick auf der ZDF-Couch sitzt. Dafür gibt es nämlich eigentlich nie einen Grund.

Schon der Ansager brüllte: „Und hier ist der Superstar im Fernsehdschungel: Thomas Gottschalk!“ Und der erste Gast Jörg Pilawa fasste in seinem ersten Satz die Show so zusammen: „Ein Theologiestudent auf allen vieren und ein schwuler Karnevalsverein, das ist besser als jedes Dschungelcamp.“

Dass man Anspielungen auf die Konkurrenz auch witzig gestalten kann, beweist jeden Abend ausgerechnet dieses Dschungelcamp. (Sonja Zietlow: „Mir reicht’s, ich gehe wieder zum Sat.1.“ Dirk Bach: „Ehrlich?“ Sonja Zietlow: „Quatsch. Warst Du schon mal in Unterföhring?“)

Um mal eine Floskel zu vermeiden: Es kann sein, dass der Schuss nach hinten losgeht. Denn wenn Wetten, dass…? nicht unterhaltsamer wird, dienen diese Hinweise vielleicht am ehesten als Erinnerung, wohin man umschalten könnte, nur falls man die Superstars und den Dschungel mal für einen Moment vergessen hat.

Wichtiger Nachtrag:

Um 22.42 Uhr mussten Wettkandidaten allen Ernstes am Geruch von Kot erkennen, welches Tier den Haufen ausgeschieden hatte. Das war ekliger als alle Dschungelprüfungen der vergangenen 16 Tage zusammen. Dies nur so als Diskussionsbeitrag, falls mal wieder ein öffentlich-rechtlicher Würdenträger das private Ekelfernsehen kritisiert.

Welch eine Scheißsendung.

Gefragt — gewusst — gewonnen

Sonntag, 2. September 2007, 16:45

1983–1986 (ZDF). Quiz mit Hans Rosenthal, der Städte und Landschaften und ihre Eigenarten vorstellt. Es geht darum, den Gedanken des Denkmalschutzes zu fördern. Musikalisch begleitet wurde die Sendung vom Magier der Manuale, Franz Lambert.

Die Show war zunächst von der Internationalen Funkausstellung im Spätsommer 1983 täglich live gesendet worden. Nach eineinhalb Jahren Abwesenheit ging sie am 23. März 1985 in Serie, jetzt einmal im Monat samstags am Vorabend mit dem Untertitel „Samstag-Treff im ZDF“, und brachte es dann auf 17 weitere Ausgaben.

Gegen den Wind

Donnerstag, 26. Februar 2009, 18:29

1995–1999 (ARD). 53‑tlg. dt. Abenteuerserie.

Niklas Andersen (Ralf Bauer), genannt Nik, und Sven Westermann (Hardy Krüger jun.) verbringen ihre Freizeit am Strand von St. Peter-Ording. Sie sind begeisterte Surfer, beste Freunde und werden schließlich sogar quasi Brüder, als Svens Vater John (Henry van Lyck) Niks Mutter Christine (Daniela Ziegler) heiratet, die die Pension „Godewind“ leitet. Nik arbeitet nach einem schweren Surfunfall eine Weile in John Westermanns Hotel, schmeißt dann aber hin und geht mit Sven gemeinsam in die Werbung. Außerdem erteilt er Surfunterricht. Britta Behrend (Julia Heinemann) ist anfangs Niks Krankengymnastin, in die sich sowohl Sven als auch Nik verlieben. Sie kommt mit Sven zusammen, trennt sich jedoch von ihm, und Nik wird ihr Freund. Rocky (Antonio Putignano) gehört die örtliche Pizzeria, er heiratet Martina (Katrin Weißer) am Tag von Johns und Christines Trauung im Rahmen einer großen Doppelhochzeit. Britta verlässt St. Peter-Ording. Svens neue Freundin Sonja (Sonja Zimmer-Storelli) kommt bei einem Motorradunfall ums Leben. Er verliebt sich später in Julia (Katja Woywood).

Auf Hawaii lernt Nik Sarah (Dennenesch Ninnig, später als Dennenesch Zoudé) kennen, die seine Freundin wird und mit ihm nach St. Peter-Ording kommt. Mit Julia und Martina gründet sie den Lokalsender Radio SPO. Nach einem Spaziergang am Strand kehrt Christine nicht nach Hause zurück und bleibt für immer verschwunden. Westermann und Nik engagieren danach Melissa (Janette Rauch) als Kindermädchen für die kleine Stine (Ricarda Reffo). Nik und Sven werden von ihren Freundinnen verlassen und verlieben sich neu, Sven in Vicky (Ursula Buschhorn), Nik in Yvonne (Julia Dahmen), die gemeinsam mit ihrem Bekannten Patrick (Marco Girnth) neu in die Stadt gekommen ist. Patrick ist ebenfalls ein hervorragender Surfer und eine echte Konkurrenz für Sven und Nik. Zur Surferclique gehören noch Tjard (Hendrik Martz), Boje (Heinrich Schmieder), Lonzo (Henry Hübchen), Tanja (Tabea Tiesler), Timo (Christian Näthe), Dennis (Patrick Harzig) und Sascha (Sandra Leonhard).

Sonne, Strand und Liebe. Geht immer. Marco Girnth blieb auch nach dem Ende der Serie Dauergast in St. Peter-Ording und drehte dort die Nachfolgeserie Die Strandclique. Die einstündigen Folgen liefen um 18.55 Uhr.

Geheimauftrag für John Drake

Donnerstag, 15. Januar 2009, 13:32

1962–1968 (ARD). 47-tlg. brit. Abenteuerserie von Ralph Smart („Danger Man“; 1961–1967).

John Drake (Patrick McGoohan) ist Geheimagent. Er hat keinen festen Auftraggeber, sondern arbeitet wechselweise für den, der seine Dienste benötigt. Zur Durchführung seiner Aufträge reist Drake durch die ganze Welt. Er verabscheut rohe Gewalt und trägt keine Waffe bei sich.

Anders als andere Serien wie Kobra, übernehmen Sie! zu dieser Zeit war Geheimauftrag für John Drake nicht antikommunistisch, sondern eher zynisch: Beide Seiten, der Westen und der Osten, sind korrupt und skrupellos, aber auch ineffizient und unfähig.

Die Serie war ausgesprochen aufwändig produziert und stellte das Vorbild für die James-Bond-Verfilmungen dar. McGoohan sollte zunächst auch die Hauptrolle im ersten Kinofilm spielen, er lehnte aber ab – stattdessen entwickelte und drehte er die Geheimagenten-Serie Nummer Sechs, die ironischerweise damit beginnt, dass er seinen Geheimagentenjob an den Nagel hängt. Die ersten 39 Folgen waren eine halbe Stunde lang und liefen im regionalen Vorabendprogramm. Nach fünf Jahren Pause liefen acht neue Folgen, jetzt 50 Minuten lang und am Abend. Zuschauer in England und den USA konnten von der Neuauflage 45 Folgen sehen. In den USA liefen diese neuen Folgen unter dem neuen Titel Secret Agent.

Geisterstunde vorverlegt

Freitag, 23. März 2007, 10:38

Bei Kabel eins spricht Jennifer Love Hewitt ab heute wieder mit Geistern und hilft ihnen, Ruhe im Reich der Toten zu finden. Um 20.15 Uhr beginnt die zweite Staffel von Ghost Whisperer — Stimmen aus dem Jenseits, jener Serie, die vor zwei Jahren bei CBS Die himmlische Joan ablöste, die Serie über ein Mädchen, dem Gott immer wieder in unterschiedlicher Gestalt erscheint, was CBS-Chef Les Moonves damals mit dem inzwischen legendären und vor allem von Kirchen viel kritisierten Satz begründete: „Ich glaube, Reden mit Geistern bringt uns jüngere Zuschauer als Reden mit Gott.“

Geld oder Liebe

Sonntag, 28. Januar 2007, 14:07

1989–2001 (ARD). Große Abendspielshow mit Jürgen von der Lippe.

Spiele für Singles mit je, drei Frauen und drei Männer, die einen außergewöhnlichen Beruf, ein kurioses Hobby oder eine ungewöhnliche Fähigkeit haben. Die jeweils anderen fünf Kandidaten müssen diese aus drei vorgegebenen Möglichkeiten erraten. Von der Lippe erzählt frei, übertreibt, Fachwissen sprudelt aus ihm heraus, und nach beispielsweise einem umfassenden Biologieexkurs schließt er mit den Worten: „Aber das wissen Sie natürlich alles“. Nach der jeweiligen Raterunde folgt ein erklärender Film über das Hobby oder den Beruf oder eine Bühnenvorführung des Kandidaten.

Daneben gibt es weitere Aktionsspiele, lustige Partyspielchen, eine Mischung aus Dalli Dalli und Kindergeburtstag, die die  Kandidaten einzeln oder in wechselnden Paarungen gegeneinander bestreiten. Für richtige Antworten oder gewonnene Spiele gibt es Geld. Erst am Ende der Show werden  die erspielten Beträge eingeblendet. Die Kandidaten müssen sich dann für „Geld“ oder „Liebe“ entscheiden und ein entsprechendes Schild hochhalten.

Entscheiden sie sich für „Geld“, bekommen sie den doppelten erspielten Betrag, in der Regel zwischen 500 und 2500 Mark. Entscheiden sie sich für „Liebe“, bekommen sie ihr erspieltes Geld nicht, haben aber die Chance auf eine höhere Summe: Die Fernsehzuschauer wählen per TED das Siegerpaar des Abends. Diese beiden Sieger gewinnen je 5000 Mark. Wählt das Publikum einen Kandidaten in das Gewinnerpaar, der sich zuvor für „Geld“ entschieden hat, geht dessen Anteil in den Jackpot und erhöht die Gewinnsumme für das Siegerpaar der nächsten Sendung. Die Kandidaten, die „Liebe“ gewählt, aber nicht gewonnen haben, bekommen als Trostpreis Fanartikel von Geld oder Liebe. Über diese scherzte von der Lippe stets, dass man sie zwar nicht kaufen könne, ihr Schwarzmarktwert aber enorm hoch sei.

Von der Lippe hatte die Show gemeinsam mit Wendelin Haverkamp konzipiert. Es war eine der wenigen Sendungen im deutschen Fernsehen, die nicht von einem ausländischen Vorbild adaptiert wurden. Die jedes Mal anderen Spiele dachte sich Klaus de Rottwinkel aus, der auch die Spiele für Alles nichts oder?! erfand. Lediglich das „Kiosk-Spiel“ war eine feste Einrichtung: Ein Kandidatenpaar steht in einem Kiosk, an dessen Front über den Köpfen des Paares Begriffe erscheinen, die nur das Studiopublikum sehen kann. Das muss diese Begriffe durch Gesten oder Geräusche darstellen, und die Kandidaten müssen sie erraten. Von der Lippe bedient dabei die mechanische Begriffsanzeige mit einem großen Hebel. Weil in jeder zweiten Sendung die Anzeige oben hängen blieb und per Hand nachgeholfen werden musste, wurde nicht etwa eine computergesteuerte Digitalanzeige, sondern ein ständiger Hochsitz eingeführt. Auf dem nahm anfänglich einer der Assistenten („Die international Erfahrenen“) von der Lippes Platz, später immer ein Zuschauer, der dem Gerät den nötigen Schubs geben konnte.

Zu Beginn jeder Show erzählte Jürgen von der Lippe selbst ein paar Witze und las Witze vor, die ihm Kinder geschickt hatten. Dafür erhielten sie eine Flasche Schokolinsen, später kamen zwei Plüschtiere dazu. Zu den Maskottchen der Show waren inzwischen der Geld-Otter und der Otter Liebe geworden (die Erklärung liegt im Titel: „Geld Otter Liebe“). Weitere kleine Elemente ergänzten die Spielrunden, gerne etwa ein Fotowettbewerb, bei dem die Zuschauer zu vorgegebenen Oberthemen Bilder einsandten, denen von der Lippe dann witzige Untertitel gab. Das Saalpublikum stimmte anschließend über das Siegerbild ab.

Ein Ritual waren von der Lippes nicht enden wollende Anmoderationen für die in den Showblöcken auftretenden Künstler, deren komplette Biografie er referierte und deren Musik er stets in den allerhöchsten Tönen lobte. Der sonst scheinbar so alberne Showmaster demonstrierte durch die Auswahl der musikalischen Gäste eine enorme Musikkompetenz. Er lud überwiegend unbekannte Künstler mit eingängigen, aber anspruchsvollen Liedern ein. Der Auftritt in Geld oder Liebe bescherte vielen Musikern einen Hit in den Charts, wenn auch nicht unbedingt noch einen Folgehit. Bekannt wurden hier u. a. Soraya („Suddenly“), Natalie Imbruglia („Torn“), Jonny Lang („Lie To Me“), Dakota Moon („Another Day Goes By“) und Eagle-Eye Cherry („Save Tonight“). Geld oder Liebe war die Sendung, die – mehr noch als Wetten, dass…?Menschen dazu brachte, am folgenden Montag in die Plattenläden zu gehen.

Ein weiteres Ritual war die ausführliche Erklärung der Endziffernzuteilung für die Telefonabstimmung per TED. Bei drei männlichen und drei weiblichen Kandidaten gab es neun Möglichkeiten der Paarbildung, jede mögliche Konstellation hatte ihre eigene Endziffer. Sie waren auf einem Schaubild zugeordnet, über das von der Lippe ausführlich referierte und per Stichprobe im Studiopublikum testete, ob das nun alles verstanden worden sei. Für richtige Antworten bekamen die Zuschauer ein „Gläschen Sekt“.

Das Geheimnis der leisen Show war ihre Warmherzigkeit. Wer am Ende wie viel gewinnen würde, war die ganze Sendung über zweitrangig. Es ging darum, einen geselligen Abend mit sympathischen Gästen zu erleben, für die von der Lippe ein ähnlich aufrichtiges Interesse zeigte wie für die auftretenden Musiker. Zu den vielen Ritualen der Show gehörte auch von der Lippes Satz, wenn er jemanden verabschiedete: „Wir sehen uns ja gleich noch nach der Sendung“. Wenn er auf die Bühne kam, berührte er in einer merkwürdig liebevollen Geste die Haare mehrerer Leute im Publikum, an denen er vorbeikam. Er nannte dies „Handauflegen“. Ähnlich wie bei So isses machte die Einbeziehung der Zuschauer zu Hause durch kreative Aktionen aller Art einen wesentlichen Teil der Sendung aus.

Die Live-Sendung Geld oder Liebe lief zu Beginn donnerstags um 21.03 Uhr als 87-Minuten-Show. Im Februar 1993 wanderte sie auf den begehrten Samstagabend-Sendeplatz um 20.15 Uhr, wurde nach und nach auf etwa zwei Stunden verlängert und zu einer der erfolgreichsten Shows in der ARD. 1994  erhielt sie den Grimme-Preis.

Nach 90 Ausgaben nahm von der Lippe seinen Hut und hängte ihn zu Sat.1.

Blättern:  1 ... 62 63 64 65 66 ... 148


Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links