Fernsehtipp: Bones – die Knochenjägerin
Zunächst dachte ich, das sei nur eine weitere Standard-Krimiserie, die auf den Zug der Indizien-Krimis à la CSI aufspringen will, welches, um beim Bild vom Zug zu bleiben, kilometerweit voraus fährt. Und zum Teil ist das auch wahr: Die kleine Abweichung besteht darin, dass es hier um Leichen geht, die so entstellt, so verbrannt oder so verwest sind, dass man sie mit herkömmlichen Methoden nicht mehr identifizieren kann. Ab diesem Punkt geht alles wie immer. Es wird rekonstruiert, analysiert und schließlich doch identifiziert, und die Aufklärung des Todesfalls geht ihren üblichen Weg. Unterwegs verwundert die Serie aber durch eine Konstellation, die zwar auch nicht sonderlich originell ist, es aber zumindest in Krimis der neuen Generation wie CSI, Without A Trace oder Criminal Minds bisher nicht gibt: Im Vordergrund steht ein starkes und vor allem gleichwertiges Frau-Mann-Gespann, in dem sich vom ersten Moment an die klassische Kriegen-sie-sich-oder-kriegen-sie-sich-nicht-Frage stellt. Natürlich sind die beiden total gegensätzlich: Die forensische Anthropologin, eine kühle Wissenschaftlerin, die nur auf Fakten vertraut, und der FBI-Agent, ein Bulle, den sein Bauchgefühl leitet. Also kabbeln, necken und nerven sie sich.
Und siehe da: Aus der Kombination zweier Bausteine, die schon hundertmal benutzt wurden, entsteht trotzdem eine feine Show. Dazu kommen dann noch einige blitzschnelle, scharfsinnige Dialoge mit feinen Pointen. Zum Beispiel dieser, als es um ein längst modriges Skelett geht, an dem keine Spuren von Kleidung festzustellen sind. Der FBI-Agent Booth: „Im Rahmen meiner Arbeit bedeutet keine Kleidung normalerweise ein Sexualverbrechen.“ Die Wissenschaftlerin Bones: „Im Rahmen meiner Arbeit könnte das aber auch bedeuten, dass das Opfer Naturfasern bevorzugte.“ Und ihr Assistent Addy zu Booth: „Ihr Anzug zum Beispiel wird Ihre Knochen Jahrzehnte überdauern.“
Sehenswert: Bones – Die Knochenjägerin. Ab Donnerstag, 21.15 Uhr bei RTL.
Flash Gordon
Foto: RTL2
Seit 2008 (RTL2). 21-tlg. US-kanad. Sciencefiction-Serie von Peter Hume nach den Comics von Alex Raymond („Flash Gordon“; 2007–2008).
Der Spitzenathlet Steven „Flash“ Gordon (Eric Johnson) sucht seinen Vater, der vor 13 Jahren verschwunden ist und als tot gilt. Weil man so eine Suche am logischsten auf dem Planeten Mongo beginnt, schlüpft Flash zusammen mit seiner Ex-Freundin Dale Arden (Gina Holden) durch ein interstellares Wurmloch („Portal“) und gelangt dorthin, weil man auf so eine Reise ja am ehesten seine Ex-Freundin mitnimmt. Der frühere Assistent seines Vaters, Dr. Hans Zarkov (Jody Racicot), unterstützt die beiden, zum Beispiel mit der Information, dass Vater Gordon vor seinem Verschwinden als Physiker an solchen interstellaren Portalen geforscht hat. Auf Mongo herrscht der böse Ming (John Ralston) mit seiner rechten Hand Rankol (John Ralston). Aura (Anna Van Hooft) ist Mings eigensinnige Tochter. Baylin (Karen Cliche) ist eine Kopfgeldjägerin von Mongo, schließt sich aber Flash an, der mit seinen Freunden einen Kampf auf zwei Planeten gegen den Tyrannen beginnt, der sich auch die Erde unterwerfen will. Alle Bewohner des fremden Planeten sehen wie aus wie Menschen.
Die 30er-Jahre-Comics mit Flash Gordon wurden schon mehrfach verfilmt. Vier einstündige Folgen dieser Neuauflage liefen mittwochs um 22.15 Uhr, dann setzte RTL2 die Serie mangels Erfolg vorzeitig ab.
Flashback
Was soll man über die Neuauflage von Flash Gordon schreiben? Es ist eine konventionelle Sciencefictionserie, die weder herausragend, noch miserabel ist. Weder besonders witzig, noch besonders öde. Weder auffallend intelligent getextet, noch auffallend tumb. Und selbst die Schauspieler sind weder besonders gut, noch besonders schlecht. Vielleicht mit einem kleinen Hang zu schlecht. Wäre die Serie ein Lied, wäre sie genau die Art von Lied, die bei deutschen Radiosendern rauf- und runtergedudelt wird, weil keine Gefahr besteht, dass sie in irgendeine Richtung positiv oder negativ auffällt.
Foto: RTL2
Als Flash Gordon in den 1930er-Jahren erfunden wurde, mögen die Geschichten neu und originell gewesen sein, doch heute wirkt die Handlung wie tausendmal gesehener Scifi-Standard: interstellare Wurmlöcher, böse Herrscher auf fremden Planeten, schöne Frauen an der Seite des jungen Superhelden. Natürlich sollte man einen klassischen Stoff nicht zu sehr verfremden, wenn er noch wiedererkennbar sein soll, aber selbst Smallville, das direkt vorher läuft und ebenfalls auf alten Comics basiert, wirkt dagegen schnell, originell und modern. Und natürlich wurde Smallville mit dem größeren Budget eines amerikanischen Networks in Hollywood produziert und Flash Gordon deutlich günstiger für einen Kabelkanal in Kanada. Dafür kann die Serie nichts, aber das ändert nichts daran, dass man es merkt.
Flash Gordon, mittwochs um 22.15 Uhr bei RTL2.
Fleischexplosion führt zu Quotenexplosion
Manche Dinge lassen sich offenbar doch eins zu eins vom amerikanischen aufs deutsche Fernsehen übertragen. So zum Beispiel das Anfangsinteresse an Two And A Half Men mit Ashton Kutcher. Wie schon vor dreieinhalb Monaten in den USA (und hier berichtet) holten die beiden Episoden auf ProSieben gestern Abend Zuschauerzahlen, die die Serie mit Charlie Sheen zuvor noch nie erreicht hatte. Die zweite Folge kam auf 4,81 Millionen, darunter mehr als vier Millionen in der sog. Zielgruppe, was einem Marktanteil von 32,1 Prozent entspricht.
Es zahlt sich also aus, einen Hype so schnell wie machbar mitnehmen zu wollen und so wenig Zeit wie möglich zwischen dem US-Start und der Deutschlandpremiere verstreichen zu lassen. Eine Erfahrung, die RTL niemals machen wird.
Flemming
Ab 13. November 2009 (ZDF). Dt. Krimiserie von Gregor Edelmann.
Der Psychologe Dr. Vincent Flemming (Samuel Finzi) hilft dem LKA bei der Aufklärung von Verbrechen. Dort ist er seiner Ex-Frau Ann Gittel (Claudia Michelsen) unterstellt, die zugleich seine Nachbarin ist. Kriminaldirektor Dr. Karl Leo (Felix Vörtler) kann ihn nicht ausstehen und hat ihn schon mehrfach gefeuert, denn Leo geht es darum, die Täter einzubuchten, und Vince würde viel lieber die Probleme lösen, die die Täter zu ihrer Tat geführt haben. Kolja Geyger (Rainer Sellien) leitet die Mordkommission, Henner Blum (Oliver Bröcker) ist der Computerfachmann, rechte Hand von Anne und Fan von Vince. Nebenbei präsentiert Vince zusammen mit seinem Freund und Kollegen Dr. Hans Matthei (Hanns Zischler) eine psychologische Ratgebersendung im Radio, „Die Tricks der Seele“.
Die Serie beginnt mit einem 90-minütigen Pilotfilm, danach laufen die 45-minütigen Folgen freitags um 21.15 Uhr.
Flieg mit Air-T-L
1994 (RTL). Große Spielshow mit Frank Elstner, gesendet aus einem Flugzeug, das sich in der Luft befindet.
Auf dem Weg zu einem schönen Urlaubsziel, das zwischendurch Dieter Moor schon einmal vorstellt, kämpfen sechs Kandidaten darum, noch weiter fliegen zu dürfen: einmal um die Welt. Dazu müssen sie diverse Quizfragen, Spiele und ein Unterhaltungsprogramm über sich ergehen lassen. Ach, und vorher müssen sie (gemeinsam mit einer Sportmannschaft) den Airbus 60 Meter übers Rollfeld ziehen.
Eine weitere Sendung von Frank Elstner, deren Spielregeln – wie bei Nase vorn – niemand verstand. Der vermeintliche Reiz, aus einer fliegenden Lufthansa-Maschine zu senden, wurde schon dadurch aufgehoben, dass die Sendung nicht live, sondern aufgezeichnet war. Nach nur drei Folgen, in denen die Einschaltquote von 7,1 auf 2,6 Millionen abstürzte, wurde die Show abgesetzt – mindestens sechs Ausgaben der „ersten mobilen Reise-Show“ im deutschen Fernsehen waren geplant. An Frank Elstner kann es nicht gelegen haben. Er moderierte wie immer. In der ersten Sendung befragte er die Kandidaten Anette und Roland. „Lars, was hast du für Hobbys?“, fragte er Roland. Roland verbesserte ihn: „Roland.“ Elstner: „Aha, und du, Anette?“
Fliege
1994–2005 (ARD). Tägliche Seelsorge- und Esoterik-Talkshow mit Jürgen Fliege.
Kurz nachdem RTL mit Hans Meiser das Genre der täglichen Talkshow erfolgreich nach Deutschland importiert hatte, begann die ARD eine eigene, ganz eigene Version ebenfalls jeden Werktag um 16.00 Uhr. Moderator wurde der evangelische Pfarrer Jürgen Fliege, der zuvor Kirchenbeauftragter bei Sat.1 war. Fliege spricht mit seinen meist nichtprominenten Gästen über eine große Bandbreite von Themen, am häufigsten jedoch über ihre Schicksale, die meist von einer außerordentlichen Tragik oder Dramatik sind. Weitere Schwerpunkte sind esoterische Themen wie Astrologie und Wunderheiler und eng damit verbunden die Werbung für alternative Heilmethoden jenseits der so genannten Schulmedizin. Gelegentlich gelingt es Fliege, all diese Komplexe miteinander zu verbinden, wie in der Sendung vom 22. Januar 2002 unter dem Titel: „Meine eigene Krankheit hat mich zum Heiler gemacht“. Sie hatte besonders hohe Zuschauerzahlen.
Fliege schafft es durch intensive Suggestion, die innersten Gefühle seiner Gäste aus ihnen herauszukneten. Die „Wochenpost“ schrieb, Fliege habe die seltene Gabe entwickelt, so zu „reden, dass es wie zuhören klingt“. Zum Repertoire gehören u. a. die Wiederholung des Gesagten in der Ich-Form, das abrupte Verfallen in vermeintliche Jugendsprache oder regionale Dialekte und körpersprachliche Signale wie das, sich vor die Gäste und damit unterhalb von ihnen auf den Boden oder eine Treppenstufe zu setzen. Wenn jemand erzählt: „Ich gehe jeden Tag auf den Friedhof zum Grab meiner Frau“, sagt Fliege als Nächstes: „Ich gehe jeden Tag auf den Friedhof, was erleb’ ich denn da?“ Er benutzt pseudotherapeutische Floskeln wie: „Das macht mich nachdenklich“, „Ich hab’ da eine Frage im Hinterkopf, die spiel’ ich mal nach vorne“, „Darf ich mit Ihnen traurig sein?“, „Jede Träne hat ihre zwei Seiten“ und „Sie haben ein sensibles Gesicht“. Nicht untypisch ist aber auch der Fliege-Satz: „Sein eigenes Kind wirklich zu stillen, da sind den Vätern die Brüste gebunden.“
Eine Mutter, deren jugendliches Kind durch eine Überdosis Drogen starb, begrüßte er mit den Worten: „Vielleicht ist der Sinn von Adrian, dass wir ihn nicht vergessen.“ Am Ende der Geschichte eines krebskranken Gastes sagte er: „Danke für die Emotion.“ Eine Frau, die sich für Drogenabhängige einsetzt, stellte er mit den Worten vor: „Das ist die Frau, die kämpft die Leute frei, die kämpft die Leute frei.“ In einer Sendung zum Thema „Mein größter Fehler“ fragte er einen Jungen, dessen Mutter einen Bullterrier als Haushund gekauft hatte, der ihm schwerste Bissverletzungen am Kopf zugefügt hatte: „Und wo können wir an einer Hoffnung teilnehmen?“ Eine Frau, die behauptete, aus Einsamkeit gelegentlich als Prostituierte zu arbeiten, fragte er: „Können Sie annehmen, dass Menschen Ihnen wünschen, aus dieser Sache herauszukommen, weil ihnen an Ihnen liegt?“ In einer Weihnachtssendung hatte er eine verarmte 65 jährige Frau zu Gast, die zwölf Krebsoperationen hinter sich hatte und deren Mann tödlich verunglückte, als er sie im Krankenhaus besuchen wollte. Sie sagte: „Aus diesem Loch heraus hab ich Ihnen geschrieben, Herr Fliege, Sie waren mein Strohhalm.“ Daraufhin schenkte Fliege ihr einen Strohstern vom Weihnachtsbaum in der Studiodekoration. Der exzentrische Münchner Modedesigner Rudolph Moshammer, der als Nächstes auftrat, versprach, der Frau zu Weihnachten einen Fernseher zu schenken, woraufhin Fliege Moshammer sein neues, selbstgeschriebenes Kinderbuch mit dem Titel „Alles wird gut“ schenkte.
Fliege versteht sich in der Sendung nicht als Talkmaster, sondern als Seelsorger. Er nennt sich „Missionar“, bezeichnet das Fernsehen als seine „elektronische Kirche“, fragt, ob nicht auch Jesus „ein Entertainer“ war („einer der besten“), nennt seine Show „die größte Selbsthilfegruppe“ der Nation. Im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ sagte er: „Die Menschen kommen in meine Sendung, weil sie andere Menschen an ihrem Leid und übrigens auch an ihrer Freude teilhaben lassen wollen. Sie wollen es endlich loswerden! Das ist nicht schlecht, sondern gut und völlig natürlich. Ich verdiene mein Geld nicht mit Leid, sondern mit Unterhaltung. Unterhaltung heißt, dass man unter jemanden die Hände hält.“ Fliege stellt sich am Anfang jeder Sendung vor mit dem Satz: „Ich bin Jürgen Fliege“, und entließ seine Zuschauer am Ende nicht ohne den Segen: „Passen Sie gut auf sich auf!“
Im Juni 1995 gründete der Moderator mit seiner Produktionsfirma die „Stiftung Fliege“, um die Spenden, die häufig nach seinen Sendungen eintrafen, zu verwalten. In der ersten Sendung, in der er die Einrichtung vorstellte, bat er Hotelbesitzer darum, der Mutter eines schwerbehinderten Jungen einen Urlaub zu finanzieren, spendierte drei Pflegekindern eine Dauerkarte fürs Freibad und vermittelte einer Zwölfjährigen, deren Eltern einen Monat zuvor ums Leben gekommen waren, Ferien auf einem Pferdehof. Seit September 2002 gibt es außerdem eine Zeitschrift zur Sendung. Eine Zeit lang war auch „Flämmchen“, ein Stoffschaf zur Sendung, käuflich zu erwerben.
Mitte 1999 drohte der Bayerische Rundfunk, die Sendung nicht fortzusetzen, weil Fliege in einem Interview mit der Zeitschrift „Penthouse“ Gott als „alten Gangster da oben“ bezeichnet hatte – dem Anschein nach in dem Sinn, wie Eltern ihre Kinder liebevoll als „Räuber“ bezeichnen. Die Aufregung darüber hielt dennoch mehrere Wochen an. Auch mit Kritik an der Kirche gelangte Fliege immer wieder in die Schlagzeilen.
Ende 1995 lieferte er sich einen verbalen Schlagabtausch mit Hans Meiser. Fliege sagte: „Was bei Meisers und Ilona Christens Sendungen stattfindet, ist ein kaltes Vorführen von Menschen. Das ist Voyeurismus.“ Meiser erwiderte: „Das sind die weinerlichen Anschuldigungen eines ewigen Dritten.“ Fliege überlebte allerdings das große Talkshowsterben und überrundete alle anderen Daily Talker an Dienstjahren. Seine Quoten waren relativ konstant gut, das Publikum allerdings weit überdurchschnittlich alt.
Ab April 2005 wurde Fliege schon eine Stunde früher, um 15.00 Uhr, ausgestrahlt. In der ersten Woche auf dem neuen Sendeplatz zeigte Fliege die offensichtlich von Sendungen wie Frauentausch inspirierte vierteilige Realityshow „Pfarrertausch“, in der er eine Woche lang die Stelle und Aufgaben eines evangelischen Gemeindepfarrers übernahm.
Zeitweilige Ableger der Sendung waren Jürgen Fliege antwortet und Spurensuche mit Jürgen Fliege.
Flipper
1966–1969 (ZDF); 1994 (Kabel 1). 88-tlg. US‑Abenteuerserie von Ivan Tors („Flipper“; 1964–1968).
Die Abenteuer von zwei Jungen und einem klugen Delphin. Der 15‑jährige Sandy (Luke Halpin) und der zehnjährige Bud (Tommy Norden) sind die Söhne des verwitweten Parkaufsehers Porter Ricks (Brian Kelly). Dessen Aufgabe ist es, im Coral Key Park in Florida für die Sicherheit der Delphine und der Taucher zu sorgen. Der beste Freund der Familie ist der Delphin Flipper, mit dem Bud und Sandy prima spielen können, der aber auch im Ernstfall immer dann zu Hilfe kommt, wenn er gebraucht wird. Flipper ist klug, springt, schnattert, besiegt böse Haie, Umweltsünder, Räuber und sonstige Verbrecher (natürlich freihändig mit einem kühnen Schnauzenstoß), durchschaut jede noch so prekäre Situation und rettet sie. Akute Gefahr wittert er und ist sofort zur Stelle, und wenn gerade nichts los ist, lässt er sich mit einer Unterwasserhupe rufen. Oder man ruft einfach „Flipper! Flipper!“, denn es verhält sich ja so: „Man ruft nur Flipper, Flipper, gleich wird er kommen, jeder kennt ihn, den klugen Delphin. Wir lieben Flipper, Flipper, den Freund aller Kinder, Große nicht minder lieben auch ihn.“ Hap Gorman (Andy Devine) ist ein alter Seemann, der oft Abenteuergeschichten über seine Zeit auf dem Meer erzählt. Auch die attraktive Meeresforscherin Ulla Norstrand (Ulla Stromstedt) arbeitet zeitweise in der Bucht und freundet sich mit Porter Ricks an.
Wie alle anderen dauerhaften Hauptrollen war auch Flipper männlich, wurde jedoch von der Delphinin Susie dargestellt. Sie hatte sich bei einem „Casting“, einem Schönheitswettbewerb für Delphine, gegen 80 Konkurrentinnen durchgesetzt. Nach drei Monaten „Schauspielschule“ war Flipper-Susie fit fürs Fernsehen. Sie konnte sogar pfeifen. Hauptdarsteller Brian Kelly erzählte einmal: „In einer Drehpause saß ich pfeifend in der Nähe des Wassers. Da tauchte plötzlich Flipper auf und pfiff fehlerfrei dieselbe Melodie. Ich pfiff weiter, änderte aber die Tonart. Der Delphin machte es mir prompt nach.“ Der Serie waren zwei Flipper-Kinofilme vorausgegangen. Im ersten Teil hatte Chuck Connors die Rolle des Porter Ricks gespielt, im zweiten war es bereits Brian Kelly. Serienerfinder Ivan Tors erfand zwei Jahre später eine weitere Serie, in der Tiere den menschlichen Stars die Show stahlen: Daktari.
Jede Flipper-Folge war 25 Minuten lang. Insgesamt 75 Folgen liefen im Nachmittagsprogramm des ZDF, die ersten 26 bei der Erstausstrahlung noch in schwarz-weiß, bei Wiederholungen später in Farbe. Ein Vierteljahrhundert später liefen weitere 13 Folgen bei Kabel 1 in deutscher Erstausstrahlung. 1995 entstand eine Neuauflage, die bei RTL 2 und Pro Sieben zu sehen war.
Flitterabend
1988–1995 (ARD). Große Samstagabendshow mit Michael Schanze mit Spielen für Brautpaare. Drei frisch verheiratete Paare, deren Hochzeit nicht länger als ein paar Tage zurückliegt, spielen gegeneinander in Geschicklichkeits-, Übereinstimmungs- und Schätzspielen. Zwei Paare scheiden nacheinander aus, die Sieger spielen um eine große Reise.
Die konkreten Spiele variierten, die Grundkonzepte blieben gleich. Im Übereinstimmungsspiel stand eine Trennwand zwischen dem Paar, das Antworttäfelchen auf gestellte Fragen hochhalten musste. In einer Aktionsrunde wurde eine Szene konstruiert, in der das Paar vor eine abstruse Situation gestellt wurde und darauf spontan möglichst witzig reagieren sollte. Über die beste Darbietung entschied das Publikum. Wer ausschied, erhielt einen Trostpreis, meist etwas, das die Frischvermählten gerade gut gebrauchen konnten, beispielsweise eine Wohnzimmereinrichtung. Damit die Trostpreise speziell auf das Brautpaar zugeschnitten werden konnten, hatte die Redaktion zuvor im Bekanntenkreis der Kandidaten Erkundigungen eingeholt. Die Präsentation der Trostpreise übernahm „Bobby Flitter“ (Bruno Horn) im Glitzeranzug mit Zylinder, eingeleitet von Schanzes Worten: „Verlieren ist für euch nicht bitter, hier kommt unser Bobby Flitter!“
Zwischen den letzten beiden verbliebenen Paaren gab es ein Spiel, bei dem sie angeschnallt auf einer künstlichen Wolke saßen, die an einer mechanischen Konstruktion ein paar Meter nach oben gefahren wurde. In der Höhe beantworteten sie Schätzfragen, wobei abwechselnd ein Paar eine konkrete Zahl vorlegen und das andere sich für „höher“ oder „tiefer“ entscheiden musste. Wer daneben lag, wurde schrittweise herabgelassen: Beim ersten Mal fuhr die Wolke ein Stück herunter, dann kippte sie nach vorn, und schließlich lösten sich die Gurte, und das Verliererpaar plumpste in die Kissen. Im Moment ihres Finaleinzugs hatte das Siegerpaar bereits eine Hochzeitsreise gewonnen, konnte sie dann aber noch in einem Geschicklichkeitsspiel in eine große Traumreise umwandeln, indem es die gestellten Aufgaben in der vorgegebenen Zeit erfüllte.
Zwischen den Spielen gab es Showblöcke, in denen Schanze oft selbst mit einem Prominenten gemeinsam sang.
Die Show startete an einem Donnerstag um 21.03 Uhr, wurde aber schon zur zweiten Ausgabe eine große Samstagabendshow. Sie war beliebt, aber eher unauffällig, und brachte es auf 43 Sendungen. Für Aufsehen sorgte nur eine Ausgabe, in der Bräute bei einem Übereinstimmungsspiel tippen sollten, ob sich ihre Männer eine Glatze schneiden lassen würden. Womit sie nicht gerechnet hatten: Die beiden, die Ja sagten, wurden tatsächlich prompt geschoren – ihre zukünftigen Frauen waren fassunglos, dass der brave Schanze so was zulassen konnte, und ließen sich auch durch das Verbergen der glatten Schädel unter Baseballkappen nicht beruhigen.
Flitterabend basierte ursprünglich auf der holländischen Show „Rons’s Honeymoon Quiz“, die 1986 gestartet war, entwickelte sich dann aber davon weg. Ein früher, erfolgloser Vorgänger des Konzepts war Das ideale Brautpaar 1959.
Im März 1996 zeigte die ARD noch ein Best-of.
Flüchtige Freunde
Normalerweise empfehle ich keine Sendungen des SWR, schon aus nahe liegenden Gründen. Und weil ich für den SWR arbeite, und es plump wirken könnte. Das ist mir jetzt egal, denn heute Abend zeigt die ARD einen Film, bei dem es wirklich schade wäre, ihn zu verpassen.
Maxim Mehmet (rechts im Bild) und Charly Hübner spielen die neuen Freunde David und Robert im Psychothriller Unter Nachbarn. Die Hauptfiguren haben sich gerade kennen gelernt, als sie eine gemeinsame Erfahrung machen, die sie mit niemandem teilen können. Im Auto überfahren sie eine junge Radfahrerin, und auf Drängen von Robert begehen sie Fahrerflucht. David, Journalist bei einer regionalen Tageszeitung, soll anschließend über genau diesen Unfall schreiben. Die Recherchen sind für ihn nützlich, weil er auf diese Weise erfährt, wie viel die Polizei weiß. Er lernt bei dieser Gelegenheit aber auch die Schwester des Opfers kennen, gespielt von Petra Schmidt-Schaller, verliebt sich in sie und beginnt eine Beziehung mit ihr. Sein Verhältnis zu Robert kühlt währenddessen und deshalb mehr und mehr ab und wird immer gefährlicher.
Es gibt mehrere Stellen im Film, an denen man glaubt, den Fortlauf der Handlung bis hin zum Ende nun problemlos absehen zu können, doch der Film wirkt nur stellenweise vorhersehbar. Er ist es nicht. Jedenfalls nicht an den entscheidenden Stellen. Gleichzeitig ist man immer mehr entsetzt über den Psychopathen Robert, den Charly Hübner grandios spielt, und der bis zum packenden Finale in immer neue Dimensionen vordringt, um David davon abzuhalten, seinem schlechten Gewissen nachzugeben und wahlweise seiner Freundin oder der Polizei alles zu gestehen.
Fotos: SWR/Felix Cramer
Der 90-Minüter ist das Spielfilmdebüt des jungen Berliner Regisseurs Stephan Rick, der auch Ideengeber und Co-Autor des Drehbuchs ist. Eigentlich entstand der Film für und mit dem Budget der Reihe „Debüt im Dritten“, in der der SWR Erstlingswerken vielversprechender Regisseure den Prestigesendeplatz am Mittwoch um 23.00 Uhr in seinem dritten Programm zuweist, wo sie ein Publikum erreichen, wie es sonst nur in mittelgroße Bundesligastadien passt. Ricks Film wurde aber als für diesen Sendeplatz zu gut befunden und läuft nun stattdessen um 20.15 Uhr im Ersten.
Obwohl Filme, die gleich für diesen Sendeplatz produziert werden, wesentlich mehr Geld zur Verfügung haben, kann Unter Nachbarn nicht nur in der Handlung, sondern auch in der Optik problemlos mithalten. Und nicht bloß mithalten. Es ist der ergreifendste ARD-Film seit Homevideo, der im Oktober auf dem gleichen Sendeplatz lief.
Die allgemeine Begeisterung für Homevideo teilte ich damals nur bis kurz vor Schluss. Der Film über Cyber-Mobbing endete mit dem Selbstmord des Opfers und sendete damit an Betroffene das verheerende Signal, man könne ja doch nichts tun, und einen anderen Ausweg gebe es nicht. Die Vermeidung eines Happy Ends halten deutsche Redakteure und Regisseure leider zu oft für große Kunst und besonders unkonventionell – so oft, dass es schon fast der konventionelle Weg ist. Einer solchen Versuchung widersteht Unter Nachbarn zum Glück, aber wenn Sie glauben, spätestens mit dieser Information hätte ich Ihnen das Ende nun doch verraten, täuschen Sie sich.
Unbedingt angucken: Unter Nachbarn, heute, 20.15 Uhr, ARD.