Es geht auch Ehrlicher
Nach dem Schwaben Bienzle zum Jahresbeginn wird dem Tatort heute ein weiteres Stück erkennbare regionale Färbung abhanden kommen. Das Leipziger Duo Ehrlicher und Kain ist heute um 20.15 Uhr zum letzten Mal im Einsatz. Es ist ihr 45. Fall. In der ewigen Liste der meistbeschäftigten Tatort-Kommissare belegen sie damit den zweiten Platz hinter dem aktuellen Münchner Team Batić und Leitmayr, werden aber in naher Zukunft von den Kölnern Ballauf und Schenk und der Ludwigshafenerin Lena Odenthal überholt werden, die im Dienst bleiben.
Ehrlicher war ein angenehm anzuschauender Zeitgenosse, der ruhig und besonnen vorging und trotzdem oft recht lustig war. Nur setzte er seine Pointen eben so unauffällig, als seien es gar keine.
Die Schauspieler Peter Sodann, 71, der nicht freiwillig geht, und Bernd Michael Lade, der zwangsläufig mitgehen muss, werden von Martin Wuttke und Simone Thomalla abgelöst, und immerhin sie wurde in Leipzig geboren. Dennoch setzt der Tatort seinen Marsch weg vom einstigen Prinzip der regionalen Unterscheidbarkeit fort, hin zu neutralen Teams auf neutralem Grund, deren Spielorte beliebig austauschbar wären. Glücklicherweise kommen weiterhin in der Regel gute Filme dabei heraus.
Mehr zum Tatort-Abschied von Ehrlicher und Kain steht bei unseren Freunden vom Tatort-Fundus.
Es geschah übermorgen
1973–1974 (ZDF). 13-tlg. frz. Fantasyserie von Henry Viard und Jacques Bergier, Regie: Claude Boissol und Victor Vicas („Aux frontières du possible“; 1971–1974).
Yan Thomas (Pierre Vaneck) und Barbara Andersen (Elga Andersen) sind Agenten bei der Sicherheitsorganisation BIPS. Ihre Aufgabe ist es, neue und wichtige Erfindungen vor Diebstahl zu schützen, damit sie nicht zu kriminellen Zwecken missbraucht werden. Gerät mal ein Gerät in falsche Hände, müssen sie es wiederbeschaffen. Bei ihrer von modernster Computertechnik unterstützten Arbeit stoßen die Agenten immer wieder auf paranormale Phänomene, die sie am Ende aufklären können.
Die 50-Minuten-Folgen liefen im Zweiwochentakt freitags um 20.15 Uhr. RTL wiederholte später einige Folgen unter dem Titel Grenzfälle – Es geschah übermorgen. Die Idee zur Serie stammte aus dem Roman „Wissenschaftsspionage und Geheimwaffen“ von Jacques Bergier. BIPS war die Abkürzung für „Bureau d’Investigation et de Prévention Scientifique“.
Es wird gesendet, was auf den Tisch kommt
Reiner Calmund. Essen. Lacher. Altes Fernsehgesetz, funktioniert immer. Bring den dicken Calmund mit großen Portionen in Verbindung, und das Publikum tobt. Auf dieser Weisheit basierte bereits der RTL-Panelshow-Versuch Wer glaubt denn sowas? vor einem Monat, und auf ihr basiert auch die neue Vox-Kocharena. Calmund ist Juror und muss testessen, was frühere Sieger des perfekten Dinners und ein Starkoch (heute: Johann Lafer) im Einzelwettstreit gekocht haben, und bewerten, wem das gleiche Gericht besser gelungen ist.
Die Zeit zwischen den „Calmund isst viel“-Witzen füllen der Sportmoderator Florian König und der Reporter Heiko Wasser, die die Veranstaltung wie ein Formel-1-Rennen kommentieren, und das streckenweise so todernst, dass es schon wieder komisch ist. Konsequenterweise gibt es Zeitlupenwiederholungen von überkochenden Suppentöpfen.
Johann Lafer tritt in jeder Runde an, wenn er einen Gegenkandidaten besiegt hat, kommt der nächste. Es ist ganz amüsant, ihm dabei zuzusehen, wie es ihn einerseits erkennbar wurmt, wenn ein Kandidat von einem Juror mal mehr Punkte bekommt als er selbst, aber andererseits unentwegt die Kochkünste seiner Gegner in den höchsten Tönen lobt. Er selbst sei gepriesen, dass er sich auf diesen Wettbewerb überhaupt einließ, denn Johann Lafer hat weder die zusätzliche Aufmerksamkeit nötig, noch muss er noch irgendwem beweisen, dass er kochen kann.
Leider gibt es neben dem Calmund-Essen-Gesetz aber noch ein anderes, und es hat mit vielen Köchen und Brei zu tun. Dabei ist eigentlich weniger die Menge der Köche als die Länge der Sendung das Problem. Sie ist ja durchaus unterhaltsam und hat viele witzige Momente, aber sie läuft jetzt bereits seit zwei Stunden und geht noch eine weitere. Sie kennen das vielleicht von Jubiläumsfeiern, Hochzeiten etc.: Man genießt das leckere Essen, freut sich für eine Weile auf den jeweils nächsten Gang, doch irgendwann hat man das Gefühl, jetzt endlich genug Zeit mit Essen verbracht zu haben und möchte aufstehen und spazieren gehen. Genau das tu ich jetzt.
Es! Geht! Nich!
Fern läge es uns, schon jetzt, noch vor Mitte Dezember, auf interessante Fernsehereignisse des Jahres zurückzublicken. Dies ist eher eine Dienstleistung für alle, die auf ihrer Weihnachtsfeier gern etwas Szenisches vorführen möchten, bisher aber nicht den richtigen Stoff gefunden haben.
Eva Hermans Abtritt bei Kerner.
Die schönsten Szenen im Wortlaut.
Sitzordnung: Kerner hinter dem Schreibtisch, neben ihm (von links nach rechts) Eva Herman, Senta Berger, Margarethe Schreinemakers, Mario Barth.
Kerner (zu Herman): Du hast Dich darüber beschwert und hast gesagt, also die Formulierung war, hast Dich beschwert über die gleichgeschaltete Presse in dieser Angelegenheit.
Herman: Ja.
Kerner: Das ist keine glückliche Wortwahl. Weil auch dieses Wort kommt aus dem dritten Reich, wie uns der Historiker sagen kann.
(…)
Herman: Ja, Sie müssen nur Google eingeben und dann können sie jede Zeitung durchgehen, welche Zeitung diesen Begriff bereits benutzt hat.
Kerner: Aber auch falsch. Auch falsch.
Herman (lauter): Natürlich ist er da benutzt worden, aber es sind auch Autobahnen damals gebaut worden, und wir fahren heute drauf.
(Tumult bricht aus, ein Teil des Publikums applaudiert.)
Historiker: Ja, das ist ja das Schlimme. Adolf hat die Autobahnen gebaut, ja, das war’s ja. Das Autobahnargument ist das Beste!
Herman: Ja Moment…
Berger: Also, das ist…
Schreinemakers: Nein, nein Das kann nich sein, das kann nich sein…
Berger (ungerührt): Das ist jetzt gleich der nächste Satz, der zitiert wird.
Schreinemakers: Das kann nich sein, was du hier sachst.
Herman: Nein, nein!
Schreinemakers (laut): Tut! Mir! Leid! Egal, wer hier auch immer applaudiert, es tut mir Leid…
Herman: Nein, wir sitzen.
Schreinemakers: Das kannst du so nicht sagen.
Herman: Nein, Moment, wir sitzen hier…
Schreinemakers: Es geht nich.
Herman (versteht die Welt nicht mehr): Wir sitzen jetzt hier in einer Sendung, und mir wird pausenlos unterstellt, ich sei im Kopf rechts! Und ich bin es einfach nicht…
Schreinemakers: Ja, oder nich überlegt. Entschuldige mal, dann überlegste nich.
Barth (vermittelnd): Nein, es sacht ja keiner, dass du das bist, es sacht, dass die Äußerung, dass äh, diesen Eindruck erweckt, und du hast bis jetzt ja nich jesacht, die Äußerung is wirklich Kacke jewesen, sondern… (Applaus) …also, ick war ja jetzt ooch aufer Schule, und vielet versteh ick dann ooch einfach nich, weil et so, weils grade so medienpolitisch äh… – äh wird da drumrum jeredet, und man redet ja immer von Familie, und von Frauen zu Hause. Ick weiß nich ob die alle wirklich so studiert haben, dass die das alle auch so verstehen, was jetzt hier teilweise so, so äh…
Kerner: Du meinst, weil’s auch so ne Mediendiskussion ist, so ein bisschen.
Barth: Ja, also, ich persönlich, ich sach sowat nich, ick würd so was auch nich sagen, ich persönlich bin sehr glücklich in meiner Situation, meine Freundin ooch, darf machen was se will… (Gelächter)… Ick glaub, der… ja , der Grund ist ja letztendlich, ich versteh das auf der einen Seite, äähm, dass es mit Sicherheit Leute gibt, wo ne Außenwirkung entsteht, dass Frauen, die Kinder zu Hause haben, oder so, schlechter sind als andere. Ähm, aber ich find dieses Pauschalieren immer so doof, dass alle Frauen da drunter leiden. (Applaus.)
Kerner: Ähm. Ja. Es gibt so ein paar Sachen.
Barth: Meene Freundin nich.
Kerner: Es gibt so ein paar Sachen, die sind einfach problematisch. Ich persönlich… Was heißt problematisch, die gehen nicht, und Autobahn geht eben auch nicht.
Berger (lachend): Nee, nicht wirklich.
(…)
Kerner (zu Herman): Würdest du das heute alles noch mal genau so wieder machen und sagen? Ich, äh, ich mein, ich will dich ganz fair behandeln, und ich will dir alle Möglichkeit geben, das darzustellen.
Herman (ständig dazwischenstammelnd): Ich, ich, ich…
Ich könnte hier jetzt sagen, ich würde es wieder so machen, aber natürlich wird man durch solche Dinge, durch solche Vorfälle vorsichtiger, ich muss einfach lernen, dass man über den Verlauf unserer Geschichte nicht sprechen kann, ohne in Gefahr zu geraten. Ja.
(Allgemeiner Tumult bricht aus.)
Berger: Waaaas? Den Verlauf der Geschichte!
Schreinemakers: Das is ja wohl gar nich!
Berger: In Gefahr geraten?
Barth: Das stimmt ja nich, nee, das stimmt ja nich.
Schreinemakers: Das geht doch jetzt alles hier nich, entschuldige mal…
Berger: Nee, wir können das hier auch gar nicht diskutieren.
Schreinemakers: Es! Geht! Nich! Das is ne Ebene, die geht nich, da muss ich mich jetzt sogar fast von distanzieren hier zu sitzen. Entschuldige bitte.
Kerner (dazwischen): Ja. Äh – Margarethe, is ja alles klar…
Schreinemakers: Und Mario auch… (zu Barth:) Jetzt red ich schon für dich mit… Das ist unerträglich auch für Senta, sorry, (zu Senta Berger:) wir mögen dich, aber das geht nich, sorry…
Kerner: Es ist für mich auch nicht leicht zu ertragen, nein, nein…
Schreinemakers: Ich krieg erhöhten Puls, sorry, aber…
(Gelächter, Applaus.)
Kerner: Ich wollte nur, sozusagen, an dem Punkt, wo ich merke, dass wir inhaltlich nicht weiter kommen, lassen wir’s dann natürlich, ich wollte nur zum Ende des Gesprächs, weil ich mich der Fairness verpflichtet fühle, noch mal Gelegenheit geben, dir die Möglichkeit zu bieten, zu sagen, dass du vielleicht auch nach der Diskussion, irgendetwas irgendwie anders siehst, du hast gesagt, dass du das nicht anders siehst, das ist dein gutes Recht, und dann beenden wir das Gespräch an dieser Stelle. Vielen Herzlichen Dank.
(Applaus.)
Herman: Danke.
Kerner: Und jetzt Margarethe. Margarethe?
Schreinemakers: Jetzt sitzen wir hier und haben ein Problem. Und ich habe anfangs noch gedacht, Eva hat gar nich gewusst, was sie sacht. Ja, nich so richtig, da waren so viele Informationen, und sie wollte ihr Buch verkaufen und war so eifrig, und da geht was daneben, und da geht an einer Stelle was daneben, wo leider überhaupt nichts daneben gehen darf. Du gibst ihr jetzt jede Chance dieser Welt, mit einer Engelsgeduld, aber es kommen Dinge, die kann man nich vertreten, die kann man nich sagen, und dazu kann man auch nich ruhig hier sitzen.
Kerner: Ich würde schon sagen, dass ich versucht habe, Eva Herman Gelegenheit zu geben, das darzustellen…
Schreinemakers: Ja. Mehr als das.
Kerner: …und zu versuchen, uns das erklären zu lassen, die historischen Zusammenhänge von einem ausgewiesenen Fachmann dafür, der sehr viel veröffentlicht hat über die, über das NS-Regime, über die Nazi-Zeit, und wir haben hier, wie ich finde, nicht uninteressant miteinander gesprochen, irgendwann ist der Punkt, wo ich dann in diesem Fall jetzt an Eva keine weiteren Fragen habe, aber das heißt ja nicht, dass unsere Zeitung zu Ende ist, wir haben ja noch ein paar Seiten Zeitung hinten dran.
Schreinemakers: Das is jetzt schwierig…
Berger: Das ist wirklich schwierig.
Schreinemakers: Das ist jetzt sehr, sehr schwierig. Ich finde auch schade, dass wir hier in so einer weitläufigen Distanz sitzen, ich finde auch sehr schade, wenn Eva sacht, sie lehnt es ab mit einem ausgewiesenen Fachmann, der sich mehr als drei Gedanken zum Thema gemacht hat, und der weit davon entfernt ist, nur zu polemisieren, ich finde es schade, dass sie ablehnt, überhaupt dann auch noch sacht, mit Ihnen red ich überhaupt nich. Also das is ne Basis, wo ich sage: Geht auch nich.
(Applaus, es folgt eine unerquickliche Diskussion um Krippenplätze und weitere Thesen aus Eva Hermans Buch, Senta Berger diskutiert lustlos mit, bis:)
Berger: Also, äh, ich muss jetzt gehen. Es tut mir wirklich leid…
Schreinemakers: Ich auch nich mehr.
Berger: …ich kann diese Diskussion nicht wirklich ernsthaft führen, dafür müsste ich mich vorbereiten, müsste ihre Bücher kennen, oder aber, wir machen, was wir eigentlich äh – auch mal vorgesehen haben…
Herman: Ich würde das auch vorschlagen…
Berger: Ich geh jetzt gerne, okay?
(lang anhaltender Applaus.)
Kerner: Es sind ja doch die ganz spannenden Momente, wo man sich selbst so ein bisschen Gedanken macht, und überlegt, wie man weiter macht, und die hab ich mir jetzt gemacht, und hab mich entschieden, dass ich mit meinen drei Gästen weiter rede und dich Eva, verabschiede.
Herman: Danke.
Kerner: Vielen herzlichen Dank. Danke dir. Danke.
(Applaus, Eva Herman geht, Mario Barth steht auf.)
Barth: Soll ich mich dahin setzten?
(Barth setzt sich auf Hermans Platz.)
Berger (enthusiastisch): Ja! Bitte! Also, es hängt jetzt an Mario. Mach mal was, Mario.
Kerner: Bitte? Nein, nein, hehehehe. Nein. Ich, ich…
Schreinemakers: Der muss jetzt alles rausreißen hier.
Barth: Ick sehe grade im Monitor, meine Haare sind nich jemacht.
Berger: Ja, ist ganz niedlich.
Barth: Sieht jut aus? Ick bin ein großer Fan von Ihnen.
Berger: Aber ich dachte, Männer und Frauen passen nicht zu einander…
Barth: Nee, hab ick nie…
Berger (unbeirrt): Hat er geschrieben. Doch, hat ein Buch geschrieben, heißt „Männer und Frauen passen nicht zueinander“. Das stimmt ja auch.
Barth: Nein, det is jemand anders. Ick hab jeschrieben, Deutsch–Frau/Frau–Deutsch.
Kerner: Die können nicht miteinander reden. Also ein Wörterbuch.
Barth: Ick hab ein Wörterbuch, damit die Frauen die Männer besser verstehen, und die Männer die Frauen besser verstehen.
(…)
Kerner (seriös inquirierend): Wo sind denn die größten Missverständnisse?
Barth: Die größten Missverständnisse zwischen Männer und Frauen? Ick glaub, dass man sich nicht zuhört!
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Und wenn Sie diese Szenen gern sehen würden, wie sie mit Playmobil-Figuren nachgespielt werden, weil Sie das für angemessen halten, haben wir hie noch einen Veranstaltungstipp:
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31.12.2007, 17.00 Uhr und 21.00 Uhr.
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15.01.2008, 20.00 Uhr (Dingstag, d.h. die Eintrittskarte kostet kein Bargeld, sondern wird gegen einen Gegenstand Ihrer Wahl eingetauscht. Motto: Was ist Ihnen Kultur wert?)
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19.01.2008, 20.00 Uhr.
ESC: Das erste Halbfazit
21.00 Uhr: Ungewohnte Eröffnung: Die Eurovisionshymne zu Beginn einer ProSieben-Sendung.
21.03 Uhr: Die Gags von Stefan Raab zünden auf Englisch genauso gut wie auf Deutsch.
21.11 Uhr: Die norwegische Sängerin kann genauso gut Englisch wie Raab.
21.20 Uhr: Steven Gätjen, der sich heute den deutschen Kommentar mit Peter Urban teilt, findet es in der Kommentatorenkabine zu heiß, denkt aber leider nicht daran, sie zu verlassen.
21.27 Uhr: Als fünfter Teilnehmer ist die Türkei der erste, der Männer ins Rennen schickt und bei dem Gitarren ertönen. Aha, das ist also doch erlaubt. Dazu ein neues Instrument: Luftkeyboard.
21.30 Uhr: Stefan Raab setzt zu einer Moderation an, aber nach nur einer Silbe knallt ProSieben Werbung rein. Gängiges Vorgehen beim Eurovision Song Contest, bei dem Moderationen nur gemacht werden, um die Zeit für die Länder zu überbrücken, in denen keine Werbung gezeigt wird. Länder wie die ARD. Aber vielleicht auch ein schöne Idee für Sendungen mit Johannes B. Kerner.
21.39 Uhr: Die Auswahl des Titels aus der Schweiz scheint durch Lenas Sieg vom Vorjahr beeinflusst worden zu sein. Ist aber bis jetzt der beste.
21.41 Uhr: Steven Gätjen kann Vergleiche mit Lena nicht nachvollziehen. Entweder hat er hier mitgelesen oder steht mit dieser Ansicht allein da.
21.47 Uhr: Anke Engelke hatte sich zu Beginn der Sendung mit „German Comedienne“ vorgestellt, obwohl jeder im Ausland weiß: „There’s no such thing“. Aber sie zeigt, dass nicht nur sicher in englischer Moderation ist, sondern auch lustig.
21.53 Uhr: Stille. „Die Kommentatorenleitung aus Düsseldorf ist unterbrochen. Wir bitten um etwas Geduld.“ Klar, kann schon mal passieren, wenn der Eurovision Song Contest erstmals von so weit her übertragen wird.
21.56 Uhr: Peter Urban kommentiert jetzt per Telefon. Ich fühle mich an Fußballübertragungen in den frühen 80er-Jahren erinnert. Kam damals nicht auch schon mal ein Grand Prix aus Deutschland?
22.07 Uhr: Island mit der rührendsten Geschichte des Abends: Der eigentliche Sänger des Liedes ist im Januar gestorben, und Freunde treten nun für ihn an. Das Lied ist auch noch schön: Erfreulich harmlos und an sich unauffällig, nach ESC-Kriterien damit schon wieder auffällig. Ich zähle den Song zu den großen Favoriten und verweise gleichzeitig darauf, dass ich bei Grand-Prix-Wetten noch nie auch nur annähernd richtig gelegen habe.
22.17 Uhr: Eilmeldung aus Portugal: Gebrüder Blattschuss fusionieren mit Village People.
22.19 Uhr: Gätjen und Urban immer noch altmodisch über Telefon. Ich erwäge, diese Zusammenfassung nicht im Internet zu veröffentlichen, sondern per Bänkelsänger auf dem Dorfplatz verkünden zu lassen.
22.32 Uhr: So, alle 19 für heute durch. Eine Männerquote scheint’s nicht zu geben.
22.35 Uhr: Der Schnelldurchlauf macht die Lieder nicht besser, nur kürzer. Das ist bei den meisten aber besser.
22.38 Uhr: Habe gerade aus Langeweile die kompletten Regeln des ESC durchgelesen. Interessant: „Es dürfen während des Vortrags höchstens sechs Personen auf der Bühne stehen.“ Dann könnte nächstes Jahr also die komplette FDP auftreten.
22.53 Uhr: Ausdauertrommler überbrücken die Pause bis zum Voting-Ergebnis. Ich warte auf eine Unterbrechung durch Duracell-Werbung. Zeit für mich, die Halle, das Bühnenbild und die schönen Filmeinspielungen zwischen den Songs zu würdigen. Fein und beeindruckend.
23.00 Uhr: Jetzt sollte eigentlich Schluss ein. Kommt noch eine Punktevergabe?
23.02 Uhr: Keine Punktevergabe. Langweilig. Nur zehn „Umschläge“ mit den Namen der Finalteilnehmerländer. Das ist ja wie bei Unsere Lena für Lena. War das im Halbfinale schon immer so? In den vergangenen Jahren habe ich mich immer den Bemühungen der ARD gebeugt, die Halbfinales möglichst publikumslos verstreichen zu lassen.
23.10 Uhr: Island ist immerhin noch im Finale dabei. Die Türkei ist draußen. Dann müssen wir uns am Samstag also ein neues Land suchen, dem wir 12 Punkte geben können. Die Verkündung live von der Reeperbahn übernimmt dann Ina Müller. Endlich wird also mal jemand im Fernsehen genauso knülle sein wie die Personen davor.
Von meiner Seite gibt’s übrigens keine Live-Begleitung am Samstag. Man darf so ein vernachlässigtes Blog ja auch nicht gleich wieder überfordern.
Eureka — Die geheime Stadt
Seit 2008 (ProSieben). US-Sciencefiction-Serie von Andrew Cosby und Jaime Paglia („Eureka“; seit 2006).
Foto: Universal Television
In Eureka leben nur Genies. Die Stadt ist ein geheimes Forschungszentrum der US-Regierung, in dem die brillanten Wissenschaftler in Ruhe vor sich hin experimentieren können. Weil von dieser nirgendwo verzeichneten Stadt niemand erfahren darf, müssen US-Marshal Jack Carter (Colin Ferguson) und seine kleinkriminelle Tochter Zoe (Jordan Hinson) dableiben, als sie sich zufällig dorthin verirrt haben. Jack wird der neue Sheriff. Agent Allison Blake (Salli Richardson) vom Verteidigungsministerium fungiert als Verbindung zur Außenwelt. Ihr Noch-Ehemann Nathan Stark (Ed Quin) ist der Chef-Wissenschaftler. Wo so viele kluge Wissenschaftler sind, sind ebenso viele Exzentriker unter ihnen, und so wimmelt es in der Stadt von skurrilen Gestalten: der Erfinder Henry Deacon (Joe Morton), dessen Schuppen regelmäßig explodiert, der Tierfänger Jim Taggart (Matt Frewer) sowie Jacks strenger, humorloser Deputy Jo Lupo (Erica Cerra). Bei der Pensionswirtin Beverly Barlowe (Debrah Farentino) heulen sich alle aus, die ist nämlich gleichzeitig Psychotherapeutin. Neben Fortschritten bei der Forschung gehen in Eureka allerdings noch einige unerklärliche Dinge vor.
Spannende und zugleich entspannte Mysteryserie mit Ungereimtheiten und Gags, deren heiterer Tonfall in dem sonst oft so düsteren Genre herausragt. Die einstündigen Folgen laufen montags um 21.10 Uhr.
Eurogang
1975–1976 (ARD). 6-tlg. dt. Krimiserie von Detlef Müller.
Kriminalrat Hager (Hellmut Lange) geht im Auftrag des Bundeskriminalamts mit einer Sonderkommission gegen international organisierte Bandenkriminalität vor. Er bekämpft alle Arten von Verbrechen, ermittelt gegen Mörder, Geldfälscher, Kunstdiebe, Bankräuber und Drogenhändler. Der Sonderkommission gehören noch sein Assistent (Manfred Zapatka) und Kommissar Possart (Til Erwig) an, Dr. Grommer (Alf Marholm) ist ihr Vorgesetzter.
Eigentlich sollte Günther Ungeheuer die Hauptrolle spielen, der zog sich jedoch bei den Dreharbeiten einen Fersenbeinbruch zu, als eine Fluchtszene aus einem Karnickelloch spielte.
Die einstündigen Folgen liefen einmal im Monat mittwochs. Der Titelsong „Hunters & Collectors“ stammte von der Band Can.
Euroklops
1993 (WDR). Halbstündiges Nonsensquiz mit Björn-Hergen Schimpf.
Eine Jury prüft Publikumskandidaten auf ihre „Eurotauglichkeit“. Im Rahmen der Tests werden Fotos gezeigt, die Klischees europäischer Länder darstellen. Der Gewinner erhält einen „Euroklops“. Die musikalische Untermalung kommt von Nandor, der kleinsten Bigband der Welt.
Zehn Folgen liefen im WDR, Wiederholungen zeigte die ARD Anfang 1994 samstags nachmittags.
Eurovision Song Contest
Seit 1956 (ARD). Europäischer Schlagerwettbewerb, der jedes Jahr im Frühling im Land des Vorjahressiegers ausgetragen wird und eine der merkwürdigsten Veranstaltungen darstellt, die das Fernsehen hervorgebracht hat.
Jedes teilnehmende Land entsendet einen Interpreten mit seinem Titel. Jurys oder die Zuschauer wählen daraus den Gewinner, der daraufhin entweder ganz groß herauskommt oder von dem man nie wieder etwas hört. Letzteres ist die Regel.
Den ersten Grand Prix Eurovision de la Chanson veranstaltete die Eurovision, zu der sich sechs Jahre zuvor 23 öffentlich-rechtliche oder staatliche Fernsehsender Westeuropas zusammengeschlossen hatten, am 24. Mai 1956 im Teatro Kursaal in Lugano. Damals nahmen sieben Länder mit jeweils zwei Titeln teil. Deutschland war mit Walter Andreas Schwarz und Freddy Quinn vertreten, die beim Vorentscheid am 1. Mai 1956 im Großen Sendesaal des Kölner Funkhauses von einer Jury ausgewählt worden waren. Von den Jurys der vertretenen Länder wurde Lys Assia mit dem Titel „Refrain“ zur Siegerin gewählt. In den kommenden Jahren stieg die Zahl der Teilnehmerländer, die ab 1957 nur noch je einen Titel ins Rennen schicken durften. Nach dem Ende des Kalten Krieges nahmen auch die Länder Osteuropas teil, wodurch die Zahl der Teilnehmer bis auf 26 (2003) stieg. Die Zahl der Interessenten überstieg die Möglichkeiten einer dreistündigen Live-Sendung, weshalb ab 1994 einige Länder aussetzen mussten — im Jahr 1996 traf dies den deutschen Vertreter Leon mit „Blauer Planet“, weil eine internationale Jury den Titel (nicht ohne Grund) für zu schlecht hielt. 2004 wurde ein Modus mit einem Halbfinale eingeführt, in dem sich Länder, die neu dabei waren oder im Vorjahr nicht gut abgeschnitten hatten, einige Tage vor dem eigentlichen Wettbewerb erst qualifizieren müssen.
Abgesehen von den ersten Jahren galt die Regel, dass das Gewinnerland im nächsten Jahr den Song Contest ausrichten würde. Das war mit außergewöhnlich hohen Kosten verbunden, von denen die Eurovision nur einen Teil übernahm, weshalb Israel, als es 1979 zum zweiten Mal in Folge gewann, auf die Veranstaltung der Show verzichten musste und die Niederlande einsprangen. Andererseits bietet die Ausrichtung des Song Contest vor allem kleineren Ländern oder Staaten im Umbruch eine einzigartige Möglichkeit, sich vor zig Millionen Zuschauern in aller Welt als modern und weltoffen zu präsentieren. Am häufigsten gewann Irland: siebenmal.
Interessanter als die Lieder, die schon in den ersten Jahren wenig mit aktuellen Musiktrends zu tun hatten, war die Punktevergabe, die fast jedes Jahr zu Diskussionen über Mauscheleien und Freundschaften oder Abneigungen zwischen Ländern führten. Während sich etwa die skandinavischen Länder untereinander meist reich mit Punkten beschenkten, demütigten sich die Jurys aus Deutschland und Österreich jahrelang mit einem Punkt — wenn überhaupt.
Der Modus der Punktevergabe variierte anfangs. Erst 1975 etablierte sich das System, wonach jedes Land für das liebste Lied zwölf Punkte gibt, für das zweitliebste zehn, dann acht, sieben, sechs und so weiter bis zu einem Punkt. Das Ritual, die Punkte eines Landes durch einen Vertreter per Telefon oder Live-Schaltung bekannt zu geben, die dann in englisch oder französisch wiederholt und von einer mehrköpfigen Jury überwacht wurden, wurde im Laufe der Zeit für viele Zuschauer zum eigentlichen Grund einzuschalten — neben den abenteuerlichen Kostümen, den unfassbaren Choreografien, den unterirdischen Titeln und dem regelmäßigen Scheitern an der Pflicht, live zu singen. 1997 verteilten fünf Länder ihre Punkte erstmals nicht nach dem Votum einer Jury, sondern dem des Publikums, das per TED abstimmte. Ab 1998 wurde das zur Regel, 1999 zur Pflicht. Mit der Abschaffung der Jurys war auch der Versuch verbunden, die Veranstaltung zu modernisieren. Ebenfalls 1999 fiel die Pflicht, in der Landessprache zu singen, und statt mit Orchester sangen die Künstler zum Halbplayback.
Auch die deutsche Vorentscheidung wandelte sich. Viele Jahre hieß sie Ein Lied für … mit dem Namen der Stadt, in dem der Grand Prix stattfand, im Titel. 1998 wurde die Show in Countdown Grand Prix umgetauft, 2004 in Germany 12 Points, seit 2006 heißt sie schmucklos irgendwas mit „Vorentscheid“. Die Veranstaltung wurde von wechselnden Moderatoren präsentiert. Axel Bulthaupt moderierte sechsmal (1998–2003), Carolin Reiber viermal (1979 und 1980 mit Thomas Gottschalk, 1982 und 1983 mit Rudolf Rohlinger), Hape Kerkeling dreimal (1989–1991). Seit 2006 moderiert Thomas Hermanns. Mal wählte eine Jury, mal ein Programmdirektor, mal stand der Interpret vorher fest und stellte mehrere Titel zur Auswahl. 1961 nahm übrigens ein junger Mann namens Carl Dieter Heckscher mit dem Titel „Was tut man nicht alles aus Liebe“ am Vorentscheid teil. Unter seinem Künstlernamen Dieter Thomas Heck hörte man später mehr von ihm. 1976 durfte erstmals das Publikum abstimmen: Per Postkarte wählte es Tony Marshall. Allerdings war sein Titel schon vier Jahre vorher veröffentlicht worden, was Disqualifikation bedeutete — nur ein Skandal von vielen. Statt Marshall fuhren die zweitplatzierten Les Humphries Singers zum Finale. Nach verschiedenen Umfragesystemen kam 1987 zum ersten Mal der TED zum Einsatz.
In den 90er Jahren geriet der Wettbewerb fast völlig aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. 1998 wurde er von Guildo Horn scheinbar zerstört, tatsächlich aber wiederbelebt: Mit dem Titel „Guildo hat Euch lieb“ von Stefan Raab (unter dem Pseudonym Alf Igel) und großem PR-Geschick schaffte er die nötige Polarisierung („Bild“ fragte scheinheilig: „Darf dieser Mann für Deutschland singen?“ — eine Idee von Horns Manager Johannes Kram). In den folgenden Jahren wurde auch die Musik vielfältiger und relevanter, vor allem beim jungen Publikum war die Sendung außerordentlich erfolgreich.
Den größten Erfolg nach einem Grand-Prix-Sieg schafften Abba, die 1974 mit „Waterloo“ gewannen. Aber auch für andere Künstler brachte der Grand Prix den weltweiten Durchbruch, darunter Udo Jürgens (1966), Vicky Leandros (1972) und Céline Dion (1988). Deutschland gewann 1982 zum ersten und bislang einzigen Mal mit Nicole und dem Lied „Ein bisschen Frieden“ von Ralph Siegel (Musik) und Bernd Meinunger (Text). Im Jahr darauf moderierte Marlène Charell den Grand Prix Eurovision aus München. Als Einziger konnte Johnny Logan zweimal gewinnen: Er siegte für Irland 1980 und 1987.
Seit 2001 wird der Grand Prix in Deutschland offiziell nicht mehr mit dem französischen, sondern dem englischen Titel benannt: Eurovision Song Contest, was sich aber nur zögerlich durchsetzte. Stefan Raab erfand 2005 eine eigene Konkurrenzveranstaltung namens Bundesvision Song Contest, in der die 16 Bundesländer gegeneinander antraten.
Der Grand Prix löste bei Komponisten wie Ralph Siegel und Stefan Raab eine anscheinend unheilbare Besessenheit aus. Aus schwer zu erklärenden Gründen hat er außerdem eine beunruhigende Anziehungskraft insbesondere auf homosexuelle Männer, die in teils rivalisierenden Fanclubs das Ereignis mit quasi-religiöser Anteilnahme verfolgen. Die Mainstream-Presse dagegen stellt Jahr für Jahr auf breitem Raum die Frage, welchem Zweck der Eurovision Song Contest überhaupt diene, was möglicherweise zugleich eine Antwort auf die Frage ist.
Exclusiv — Das Starmagazin
Seit 1994 (RTL). Tägliches Boulevardmagazin.
Die Zwölf-Minuten-Show mit Klatsch und Tratsch über Promis war ursprünglich ein Ableger von Explosiv – Das Magazin und wurde unter dem Namen Explosiv-Telegramm werktags um 18.30 Uhr gestartet. Auf den Tag genau ein Jahr später erfolgte die Umbenennung. Moderatorin war von Beginn an Frauke Ludowig. Auch das Starmagazin war das erste seiner Art und wurde von anderen Sendern (Blitzlicht, Leute heute etc.) mehrfach kopiert. Im Sommer 1998 startete die Wochenendausgabe Exclusiv Weekend.