Eins plus eins gegen zwei
1971–1976. Verkehrsquiz mit Prominenten und Zuschauern als Kandidaten.
Als die Show startete, hatten Fragen zur Straßenverkehrsordnung gerade besondere Aktualität, denn am 1. März 1971 trat die neue StVO in Kraft. Aber auch noch Jahre später wurden unter erheblicher Anteilnahme des Publikums Themen wie Sicherheitsgurte, die 0,8 Promille-Grenze und Verkehrserziehung für Kinder behandelt. Eine Jury aus einem Psychologen und einem Mitarbeiter des Bundesverkehrsministeriums beaufsichtigte das Geschehen. Erster Moderator war Hans Rosenthal. Rosenthal wechselte nach kurzer Zeit zum ZDF, um Dalli Dalli zu moderieren, und Werner Zimmer übernahm.
Insgesamt liefen 34 Ausgaben, 30 bis 45 Minuten lang, zunächst etwa monatlich samstags, dann sonntagnachmittags.
Einsatz in Manhattan
1974–1991 (ARD); 1998 (RTL2). 118-tlg. US-Krimiserie von Abby Mann („Kojak“; 1973–1978).
Lieutenant Theo Kojak (Telly Savalas) klärt für die New Yorker Kriminalpolizei Verbrechen im südlichen Manhattan auf: Mordfälle, Rauschgiftdelikte, Korruption. Dabei geht er mit mehr Köpfchen als Waffengewalt vor und dehnt auch schon einmal die Gesetzestexte oder Anweisungen des Chefs ein wenig aus, um einen Fall zu lösen. Oft macht er sich unbeliebt, weil er gnadenlos auch gegen hohe Tiere ermittelt und ihm deren Ansehen egal ist. Kojak ist frech, zynisch, witzig, ein Gerechtigkeitsfanatiker und hat immer einen Lolli im Mund, meistens einen Hut auf dem Kopf und oft eine getönte Brille im Gesicht. Stets an seiner Seite ist sein Partner Barry Crocker (Kevin Dobson). Sein früherer Streifen-Partner Frank McNeil (Dan Frazer) ist jetzt sein Chef auf dem 13. Revier im südlichen Manhattan. Dort arbeiten außerdem die Detectives Stavros (Demosthenes Savalas; Tellys Bruder; er nannte sich ab der 3. Staffel George Savalas), Rizzo (Vince Conti), Saperstein (Mark Russell) und Prince (Borah Silver), die meist mit zur Lösung der Fälle beitragen, indem sie in den verschiedensten Rollen auch undercover ermitteln.
Kojak war ursprünglich nur die Hauptfigur eines einzelnes Fernsehfilms namens „Der Mordfall Marcus Nelson“ („The Marcus Nelson Murders“; 1973), der auf dem Roman „Justice In The Backroom“ von Selwyn Rabb basierte, bekam jedoch wegen seiner großen Popularität schnell seine eigene Fernsehserie, die ein internationaler Erfolg wurde. Den Film hatte die ARD kurz vor dem Serienstart im September 1974 gezeigt. Auch in Deutschland wurde Kojak einer der beliebtesten Krimihelden und sein Glatzkopf, der Lolli, an dem er dauernd lutschte, und der oft wiederholte Ausspruch „Entzückend!“ zu seinen Markenzeichen. Weltweit stieg im Zuge der Serie der Absatz von Lutschern deutlich an, in den USA um 500 Prozent! Die Straßen von Manhattan wurden als Sumpf des Verbrechens bekannt. Gedreht wurde die Serie größtenteils in Los Angeles – wie fast alle Serien, ganz gleich wo sie spielen. Außenaufnahmen mit dem typischen New Yorker Flair entstanden jedoch tatsächlich in Manhattan.
Bis 1978 zeigte die ARD 62 Folgen a 45 Minuten donnerstags um 21 Uhr, 1991 unter dem Titel Kojak – Einsatz in Manhattan 37 weitere Folgen im Vorabendprogramm. Ab 1989 entstanden in den USA sechs neue Fernsehfilme, die 1991 bei RTL unter dem einfachen Titel Kojak liefen (siehe dort). Unter diesem Titel liefen auch die noch übrigen 20 Folgen aus den 1970er Jahren bei RTL2.
Zur Serie erschien eine Romanheftreihe. Kojaks deutsche Synchronstimme war Edgar Ott.
Einsatz in vier Wänden
Seit 2003 (RTL). Vorher-Nachher-Show.
Stilberaterin Tine Wittler verschönert mit einem Handwerkerteam Privatwohnungen. Die Bewohner müssen für ein paar Tage ausziehen und werden anschließend mit neuen Möbeln und neu gestalteten Räumen überrascht.
Lief zunächst mit halbstündigen Episoden werktagvormittags. Ab Dezember 2003 wiederholte Vox die Reihe am Vorabend unter dem Titel Wohnen nach Wunsch — Einsatz in vier Wänden. Im September 2004 verlegte RTL die außerordentlich erfolgreiche Show ins Nachmittagsprogramm um 17.00 Uhr. Der bisherige Sendeplatz blieb ebenfalls bestehen, dort liefen nun Wiederholungen vom Vortag.
Ab Herbst 2005 wurden darüber hinaus einstündige Spezialausgaben in der Primetime gezeigt, in denen Tine Wittler keine Wohnungen, sondern gleich ganze Häuser aufmöbelte. Durch die zusätzliche Arbeit bekam Wittler Verstärkung für die wertägliche Nachmittagsshow, in der sie sich nun mit Almuth Kook und ab Mai 2006 auch noch Karima Ortani abwechselte. Schon bald waren fast nur letztere beiden zu sehen, aber auch nicht wesentlich später war kaum noch jemand zu sehen. Mitte August verschwand die Reihe aus dem Nachmittags- und Angang Oktober auch aus dem Vormittagsprogramm, jetzt war nur noch ein gerade erst dazugekommener Sendeplatz am Sonntagmittag übrig, der bis 2007 bestehen blieb.
Einsatz in vier Wänden – Spezial im Abendprogramm gab es aber weiterhin, staffelweise erst mittwochs, dann montags um 21.15 Uhr.
Einundzwanzig
2000–2002 (RTL). „Spiel das Duell deines Lebens“. Einstündige Quizshow mit Hans Meiser.
Zwei Kandidaten spielen gegeneinander und müssen Multiple-Choice-Fragen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden beantworten. Diesen Grad können sie selbst wählen. Je nach Kniffligkeit bekommen sie für die richtige Antwort einen bis elf Punkte. Ziel ist es, als Erster 21 Punkte zu erreichen. Erschwert wird die Wahl des angemessenen Risikos für sie dadurch, dass sie in schallisolierten Kabinen sitzen und den Punktestand des Gegners nicht kennen. Gibt ein Kandidat zum dritten Mal eine falsche Antwort, scheidet er aus. Er kann einen Vertrauten, der ebenfalls von den Runden des anderen Kandidaten nichts sieht und hört, als Joker zurate ziehen. Auch das ist jedoch ein Risiko: Eine falsche Antwort zählt dann doppelt. Nach zwei Durchgängen gibt es als weitere Verschärfung eine Möglichkeit für beide Kandidaten, das Spiel zu beenden, wenn sie glauben, in Führung zu liegen. Liegen sie dann damit falsch, hat aber der andere sofort gewonnen. Der Champion spielt eine Bonusrunde, in der er – je nach der Zahl richtig beantworteter Fragen mit zwei Antwortmöglichkeiten in Folge – seinen Gewinn weiter erhöhen kann. In den Duellrunden erhöht sich der Gewinn, um den ein Kandidat spielt, mit jedem Herausforderer, den er schlägt. Da er immer wiederkommt und so lange weiterspielen kann, bis ihn ein Herausforderer schlägt, ist die Gewinnsumme theoretisch unbegrenzt und auch praktisch sehr hoch: Am 16. August 2002 ging Thorsten Gatz als erfolgreichster Einundzwanzig-Teilnehmer mit 445 000 € nach Hause.
Nach dem großen Erfolg von Wer wird Millionär? startete RTL eine zweite spannende Quizshow, die zum Start an fünf Tagen hintereinander und dann immer mittwochs und freitags um 20.15 Uhr lief. Ähnlich aufregend wie das Spiel selbst war immer die Frage, ob es Hans Meiser gelingen würde, die komplizierten Regeln, Gewinnmöglichkeiten und Risiken so zu erklären, dass er sie auch selbst verstand. Die Quoten reichten zwar nicht an die Jauchs heran, waren mit fünf Millionen Zuschauern jedoch so gut, dass RTL die erste Staffel kurzfristig um einen Monat verlängerte und statt der geplanten einen Folge pro Woche dann doch zwei zeigte. Die weiteren Staffeln liefen jeweils während der Sommerpause von Wer wird Millionär? auf dessen Sendeplätzen montags und freitags.
Das Konzept stammte von der US-Spielshow „Twenty-One“, die in den USA Anfang 2000 neu aufgelegt worden war (ebenfalls im Sog der dort erfolgreichen Show „Who Wants To Be A Millionaire“) und ursprünglich von 1956 bis 1958 gelaufen war. Schon damals hatte das deutsche Fernsehen die Show übernommen – unter dem Namen Hätten Sie’s gewusst? mit Heinz Maegerlein.
In Programmzeitschriften wurde die Sendung zuvor und auch während ihrer Ausstrahlung unter dem Titel Quiz Einundzwanzig geführt. Im Fernsehen hieß sie nur Einundzwanzig. Den gleichen Titel (ebenfalls mal mit, mal ohne „Quiz“) hatte bereits das österreichische Fernsehen Anfang der 60er Jahre für seine Adaption verwendet.
Einzelgänger
Eigentlich sollte jetzt die zweite Folge der inhaltlich vielversprechenden Serie Die Anwälte laufen, doch RTL entschied sich, nach nur einer Folge den Stecker zu ziehen. Noch nie hat ein deutscher Sender bei einer fiktionalen Serie so schnell aufgegeben.
Es gibt aber einige Beispiele für Unterhaltungsshows, deren Premiere zugleich ihr Finale war.
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Mein neuer Freund, ProSieben, 2005, Reality-Comedyshow mit Christian Ulmen
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Hire Or Fire – Der beste Job der Welt, ProSieben, 2004, Realityshow mit Jon de Mol
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Dating Day, ProSieben, 2003, Kuppelshow mit Ruth Moschner und Andreas Bursche
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Deutschlands Talente, ARD, 2003. Talentshow mit Eva Herman
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Es ist geil, ein Mann zu sein, RTL2, 2001, Macho-Show mit Ex-Big-Brother-Kandidat Christian Möllmann
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Einer wie keiner, Sat.1, 1996, Überraschungsshow mit Fritz Egner
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Close-Up, RTL2, 1995, Interviewsendung mit Claudia Schiffer
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Stunde der Entscheidung, RTL, 1994, Diskussionssendung mit Hans Meiser
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Treff am Alex, RTL, 1992, Vormittagsmagazin mit Ilja Richter
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Elstner und die Detektive, ZDF, 1992, Spielshow mit Frank Elstner
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Kraut & Rüben, ARD, 1979, Unterhaltungsshow mit Franca Magnani und Reinhard Münchenhagen
Elefant, Tiger & Co.
Seit 2002 (MDR). Zoo-Doku-Soap aus dem Leipziger Zoo.
Zu seinem 125. Geburtstag spendierte der MDR dem Leipziger Zoo eine zunächst elfteilige Doku-Soap, die Vorbereitungen auf das Fest und den Alltag von Pflegern und Insassen begleitete. In einer Mischung aus Expeditionen ins Tierreich und Hinter Gittern erzählte die Serie meist sehr undramatische Geschichten um Figuren wie Horst, das Lama, das als Werbefigur für den Zoo regelmäßig im Außendienst tätig ist, das Elefantenjunge Voi Nam, den pickeligen Esel Jacky oder den breit sächselnden Raubtierpfleger Jörg Gräser. Ihre Hauptbotschaft: Tiere sind auch nur Menschen wie Du und Ich, verspielt, faul oder depressiv, gehen zu spät zum Arzt, lassen sich ungern wiegen oder impfen, haben Liebeskummer und fressen entweder zu viel oder das Falsche oder gar nicht.
Die Geschichten waren gemächlich erzählt, aber voller Cliffhanger (wird es Jörg Gräser am Ende doch noch gelingen, den Mähnenwölfen das Wurmkur-Medikament unterzujubeln?). Aus dem Off kommentierte Christian Steyer das Geschehen mit knarzender Märchenonkelstimme, endlos gedehnt und mit markanter Gute-Nacht-Geschichten-Intonation. Beim Publikum kam die Serie so gut an, dass der MDR sie auch nach dem Zoo-Jubiläum nahtlos fortsetzte, von 2004 an mit verlängerter Sendezeit von 25 Minuten und auf dem festen Sendeplatz am Freitag um 19.50 Uhr. Im April 2007 lief bereits die 200. Folge.
Eine Epidemie löste Elefant, Tiger & Co. aus, als die ARD die Serie als Quotenwundermittel am Nachmittag entdeckte — ungleich günstiger und erfolgreicher als ungefähr alle anderen Formate, die das Erste in den Jahren zuvor hier ausprobiert hatte. Von Oktober 2005 an zeigte die ARD montags bis freitags um 16.10 Uhr Doppelfolgen, erreichte im Schnitt zweieinhalb Millionen Zuschauer (und fragte sich vermutlich, warum man Tierfilmer jahrzehntelang auf teure Fernreisen geschickt hatte, wenn es offenkundig eine S-Bahn-Monatskarte zur Anreise in den nächstgelegenen Tierpark auch getan hätte). Nach 50 Folgen übernahm der WDR, der unter dem Titel Pinguin, Löwe & Co. Geschichten aus dem Münsteraner Zoo zeigte. Es folgten: Panda, Gorilla & Co. (Berlin), Eisbär, Affe & Co. (Stuttgart), Giraffe, Erdmännchen & Co. (Frankfurt / Kronberg), Wolf, Bär & Co. (Wildpark Lüneburger Heide), Nashorn, Zebra & Co. (München) und Leopard, Seebär & Co. (Wildpark Lüneburger Heide). Bereits in Arbeit ist: Seehund, Puma & Co. (Bremerhaven).
Das ZDF, das mit seinen Telenovelas plötzlich gegen die süßen Tiere alt aussah, sprang auf die Welle auf, behauptete tapfer, man habe nicht bei der ARD abgekupfert, zeigt aber nach exakt demselben Muster werktags um 15.15 Uhr eine Dreiviertelstunde lang nacheinander Berliner Schnauzen, Tierisch Kölsch, Ruhrpott-Schnauzen (Duisburg), Dresdner Schnauzen sowie demnächst Ostsee-Schnauzen (Rostock).
Die Tierseuche nahm solche Ausmaße an, dass 2007 kaum eine Stunde am Tag verging, in der nicht irgendein Drittes Programm oder ARD und ZDF eine Tier-Doku-Soap zeigte oder wiederholte. Natürlich sind sie auf DVD erhältlich.
Elementary
Ab 10. Januar 2013 (Sat.1). US-Krimiserie von Robert Doherty nach den Büchern von Sir Arthur Conan Doyle („Elementary“; seit 2012).
Sherlock Holmes (Jonny Lee Miller) ist nach New York gezogen, nachdem er aus dem Drogenentzugsklinik an dem Tag abgehauen ist, an dem er entlassen werden sollte. An seiner Seite: Frau Dr. Joan Watson (Lucy Liu), die eigentlich nur dafür sorgen sollte, dass er clean bleibt. Deshalb wohnt sie auch bei ihm. Statt Scotland Yard berät Holmes nun Captain Thomas Gregson (Aidan Quinn) und Detective Marcus Bell (Jon Michael Hill) die New Yorker Polizei – sprich: Er erledigt deren Arbeit und klärt Kriminalfälle auf. Er beobachtet besser und schlussfolgert schneller als alle anderen und tritt dabei wesentlich zielsicherer seinen Mitmenschen ständig auf den Schlips.
Wie schon die BBC-Serie Sherlock versetzt auch Elementary die Figur des Holmes in die Gegenwart und zudem nach New York und unterzieht zusätzlich Watson einer Geschlechtsumwandlung. Sat.1 zeigt die einstündigen Folgen donnerstags um 21.15 Uhr.
Elke Heidenreich schlägt Marcel Reich-Ranicki
Es war ein kleiner Moment für das Fernsehen, aber ein großer für das „Fernsehlexikon“. Im Jahresrückblick von Switch Reloaded gestern auf Pro Sieben hatte unser Buch einen überraschenden Auftritt als schlagendes Argument von Elke Heidenreich für Marcel Reich-Ranicki:
Wenn man ganz genau hinguckt, kann man erkennen, wie detailverliebt die Requisiteure beim Nachbau waren — und das bei einem Gegenstand, der nicht einmal eine Sekunde im Bild ist. Anstelle der Original-Sendungen sind Szenenfotos aus Switch Reloaded auf dem Cover abgebildet; der Untertitel lautet nicht „Alles über 7000 Sendungen von Ally McBeal bis zur ZDF Hitparade“, sondern „Alles über 7000 Parodien von Alarm für Cobra 11 bis Zwei bei Kallwass“, und unsere Namen sind auch nicht mehr ganz das, was sie mal waren:
Sensationell. Wenn wir nicht längst Switch-Reloaded-Fans gewesen wären, wir wären’s jetzt.
(Die ganze Folge ist eine Woche lang auf prosieben.de zu sehen.)
Ellenlang im Archiv
Ellen DeGeneres ist in den USA schon lange ein Star. Das wurde sie bereits in den 90er-Jahren durch ihre Sitcom Ellen, durch Stand-up-Comedy auf der Bühne und durch Bücher, die im Laden unter „Humor“ einsortiert sind. Seit dem Beginn ihrer täglichen Talkshow vor vier Jahren ist sie ein noch viel größerer Star geworden. Wenige hatten damit gerechnet, dass ihre Show unter dem enormen Angebot hervorstechen könnte. Doch mit vielen Elementen einer klassischen Late-Night-Show, ihrer sympathischen Art, ihrem charakteristischen, verworrenen Humor, Tanzeinlagen, Kuriositäten, absurden Ideen, die zum Teil an David Letterman erinnern, und hochkarätigen Gästen wurde „The Ellen DeGeneres Show“ eine der meistgesehenen Sendungen im Tagesprogramm und gewann mehrere Emmys für die beste Talkshow und für die beste Moderation. Zweimal moderierte Ellen die Emmys und Anfang des Jahres die Oscars. Als sie vergangene Woche in ihrer Sendung in Tränen ausbrach, weil der Tochter einer befreundeten Familie ein von Ellen adoptierter Hund weggenommen wurde, war das ein Thema für die Nachrichtensendungen.
Warum erzähle ich das alles? Weil heute eine Serie startet, die mit der geschilderten Erfolgsshow überhaupt nichts zu tun hat! Genau. Außer der Protagonistin.
Die Sitcom The Ellen Show war der einzige nennenswerte Flop in ihrer Karriere, ist aber keine schlechte Serie. Das war 2001. Die Geschichte der ehemals erfolgreichen Großstadt-Geschäftsfrau Ellen, die in ihr verschlafenes Heimatstädtchen zurückkehrt, hat Charme und einige nette Gags. Ellen DeGeneres erklärte einst, die Idee sei ihr gekommen, als sie Ed gesehen habe, eine grandiose, skurrile, romantische, witzige, originelle, idyllische Serie, die Sat.1 samstags morgens um 5.00 Uhr zeigt, damit es bloß niemand merkt. The Ellen Show reicht zwar weder an Ed, noch an Ellen heran, aber beides sind hohe Messlatten. Unabhängig davon ist die Serie sehenswert. Sie ist inzwischen sechs Jahre alt und wird nun eingeschult endlich auch in Deutschland zum ersten Mal gezeigt.
The Ellen Show, dienstags bis freitags gegen 0.15 Uhr in Sat.1.
Ellenlange Nacht
Ellen DeGeneres verheddert sich gern im roten Faden ihrer Alltagsbeobachtungen und hört dann so schnell nicht mehr auf. Sie redet und redet ohne Punkt und Komma und kommt dabei, wie meine Oma sagen würde, von Kuchenbacken auf Arschbacken.
Auch Ellen spricht über ihre Oma.
Als sie 60 war, fing meine Oma an, jeden Tag fünf Meilen zu gehen. Heute ist sie 93 und wir haben nicht den blassesten Schimmer, wo sie inzwischen ist.
Oder über die Schöpfung.
Mehr Angst als vor Außerirdischen habe ich davor, dass es keine gibt. Wir können doch nicht das Beste sein, was die Schöpfung zu bieten hat.
Oder Preisverleihungen.
Ich glaube, alles in allem ist es nicht so wichtig, ob man einen Emmy gewinnt. Wir müssen unsere Prioritäten zurechtrücken. Wir wissen doch alle, was im Leben wirklich wichtig ist. Einen Oscar zu gewinnen!
In der Nacht zum Montag wird Ellen DeGeneres zwar keinen Oscar gewinnen, darf die Verleihung aber zum ersten Mal moderieren. In Deutschland ist sie am ehesten aus der nach ihr benannten Sitcom Ellen bekannt, in den USA inzwischen viel mehr als Komikerin und Moderatorin. Seit September 2003, nach einer fehlgeschlagenen weiteren Sitcom, moderiert sie „The Ellen DeGeneres Show“, eine werktägliche Talk-Comedy-Variety-Frauenshow mit prominenten Gästen und vielen klassischen Late-Night-Elementen, die in den größten Teilen des Landes vormittags oder nachmittags ausgestrahlt wird. Damit trat ihr Starstatus in eine völlig neue Größenordnung ein. Spätestens seitdem ist sie unangefochten. Sie ist der Sonnenschein der Nation.
In allen drei Jahren ihres Bestehens wurde die Show mit dem Emmy als beste Daytime-Talkshow ausgezeichnet, in den vergangenen zwei Jahren Ellen selbst noch zusätzlich als beste Moderatorin.
Zweimal moderierte sie die Primetime-Emmys, 2001 und 2005. Beide Male hatte das Land gerade eine nationale Katastrophe hinter sich – den 11. September bzw. Hurrikan Katrina. Ellen kommt aus New Orleans. Und beide Male wurde sie in höchsten Tönen gelobt, weil sie den exakt den richtigen Ton fand, und dabei trotzdem für einen witzigen, bestens gelaunten Abend sorgte.
Wenn sie mit ihrem Stand-up-Comedyprogramm tourt, füllt sie riesige Säle wie die 2700 Menschen fassende Avery Fisher Hall im New Yorker Lincoln Center. Dass ich in einer der hinteren Reihen eingeschlafen bin, lag wirklich nicht an ihr. Ich war einfach sehr, sehr müde.
In der Oscarnacht gebe ich mir eine zweite Chance. Die Oscar-Verleihung beginnt am frühen Montag um 2.30 Uhr auf Pro Sieben. Im Gegensatz zu den Emmys habe ich zwar keinen einzigen der Nominierten gesehen, denn ginge ich ins Kino, könnte ich ja was im Fernsehen verpassen. Aber wer gewinnt, ist ohnehin egal. Amerikanische Preisverleihungen wie die Emmys und die Oscars sind aus mehreren Gründen auch über etliche Stunden kurzweilig: Die Laudationes sind eher unterhaltsam als staatstragend, und selbst die Dankesreden sind es manchmal, weil viele in Komik geschulte Schauspieler wissen, dass die Zuschauer sonst noch vor der nächsten Werbepause umherzappen werden. Und schließlich werden sie nicht von Thomas Gottschalk moderiert, sondern von lustigen Menschen.
Ellen DeGeneres wird das fantastisch machen. Falls ich doch einschlafe, lasse ich sicherheitshalber eine Aufnahme mitlaufen. In der Avery Fisher Hall wäre das illegal gewesen. Ich halte Sie auf dem Laufenden.