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Eine schrecklich nette Familie

Donnerstag, 8. Februar 2007, 17:06

1992–1996 (RTL); 1996–1997 (Pro Sieben). 259‑tlg. US-Sitcom von Michael G. Moye und Ron Leavitt („Married … With Children“; 1987–1997).

Der Schuhverkäufer Al Bundy (Ed O’Neill) und seine Frau Peggy (Katey Sagal) leben in Chicago und haben zwei Kinder: Kelly (Christina Applegate), ein dummes, blondes Flittchen, das Al „Dumpfbacke“ nennt, und den jüngeren Bud (David Faustino), der nie ein Mädchen abbekommt. Al und Peggy sind seit etwa 20 Jahren verheiratet. Jeder in der Familie tut alles, um seine Ruhe vor den anderen zu haben, insbesondere Al vor Peggy, die stets Sex will, wozu Al aber keine Lust hat. Al hat Schweißfüße und Mundgeruch und verbringt Stunden auf dem Klo, das er regelmäßig überflutet. Er fährt einen alten Dodge, den er mehr liebt als seine Familie. Peggy kocht nie, weshalb die Familie Hunger leidet. Generell rührt sie keinen Finger im Haushalt. Das wenige Geld, das Al als Schuhverkäufer verdient, gibt Peggy im Einkaufszentrum oder vor dem Fernseher beim Shoppingkanal aus. Sie verbringt den Tag auf der Couch, sieht Talkshows, isst Bonbons und liest Zeitschriften. Wie die, in der dieser Psychotest steht, den sie an Al ausprobieren will. Peggy: „Mit wem würden Sie lieber eine Nacht verbringen? A: Mit Ihrer Frau, oder B: …“ – Al: „B.“

Familienhund Buck denkt sich seinen Teil, was für die Zuschauer ab dem Ende der dritten Staffel zu hören ist. Die Bundys sind egoistisch, unehrlich, gewalttätig und nur auf ihren Vorteil bedacht. Ihre Nachbarin Marcy (Amanda Bearse) ist eine emanzipierte Bankangestellte, deren erster Mann, Steve Rhoades (David Garrison), ebenfalls bei der Bank, unter ihrem Pantoffel steht. Anfangs sind die beiden noch frisch verliebt und unerträglich glücklich, doch dann bringen ihnen Al und Peggy getrennt voneinander das wahre Leben bei. Steve fliegt bei der Bank raus, weil er sich auf ein Geldgeschäft mit Al eingelassen hat, und verlässt seine Frau nach drei Staffeln, um ein alternatives Leben zu führen und Parkranger zu werden. Nach einem halben Jahr allein wacht Marcy eines Morgens neben Jefferson D’Arcy (Ted McGinley) auf und ist mit ihm verheiratet. Leider heißt sie nun Marcy D’Arcy. Jefferson ist so faul wie Peggy. Er arbeitet nicht, lässt sich von Marcy aushalten und verwendet seine Zeit darauf, sein schönes Aussehen zu erhalten.

In der sechsten Staffel sind plötzlich Peggy und Marcy gleichzeitig schwanger, und nach einigen Folgen genauso plötzlich nicht mehr (Katey Sagal hatte im wahren Leben eine Fehlgeburt erlitten, weshalb der Handlungsstrang in bester Dallas-Manier als Albtraum von Al abgetan wurde). In der siebten Staffel wohnt Seven (Shane Sweet) bei den Bundys. Er ist der kleine Sohn von Peggys Verwandten, die ihn einfach bei den Bundys abgeladen haben, der aber nach kurzer Zeit wieder verschwindet (die Figur kam bei den Fans überhaupt nicht an, und diesmal machten sich die Autoren gar nicht erst die Mühe, eine Erklärung für sein Verschwinden zu suchen – Hauptsache weg).

Kelly und Bud haben mittlerweile die Schule abgeschlossen, wie auch immer Kelly das geschafft hat, und halten sich mit verschiedenen Jobs gerade so sehr über Wasser, dass sie zu Hause wohnen bleiben. Kelly arbeitet als Bedienung und Werbemodel, Bud wird Fahrlehrer. Al, Jefferson, Officer Dan (Dan Tullis, Jr.), Griff (Harold Sylvester), ein Kollege aus dem Schuhladen, Ike (Tom McCleister) und Bob Rooney (Edward E. Bell) werden Mitglieder der von Al gegründeten Initiative „NO MA’AM“, der „Nationalen Organisation gegen Amazonen-Machtausübung“, die in der Garage tagt, sich für die Rechte der Männer im Kampf gegen Frauen einsetzt und ihre Zeit mit Biertrinken oder in der Nacktbar verbringt.

Zu Beginn der zehnten Staffel stirbt Hund Buck, wird als Lucky wiedergeboren und lebt weiter bei den Bundys. Im zweiteiligen Serienfinale verliebt sich Kelly in den Geiselnehmer Lonnie (Charles Esten) und will ihn heiraten. Al willigt ein, weil Lonnies Familie reich ist, zieht die Einwilligung dann aber zurück, weil er Lonnie in der Nacktbar getroffen hat und so ein mieser Kerl nichts für seine Dumpfbacke ist. Denn irgendwie kümmern sich diese Bundys ja doch umeinander.

In Amerika war die Serie ein Überraschungserfolg. Der bis dahin kleine Sender Fox verdankte es Al Bundy und seiner Familie, dass er zum viertgrößten Network aufstieg. „Married … with Children“ war mit elf Jahren Laufzeit eine der langlebigsten Serien überhaupt. Im Gegensatz zu allen vorherigen Familien-Sitcoms verzichtete diese gänzlich auf Harmonie oder Familienidylle. Nie wurde am Ende alles gut, die Bundys, hauptsächlich Al, blieben immer die Verlierer. Eine schrecklich nette Familie war politisch unkorrekt und kalkuliert plump, und genau das machte die Serie berühmt und zu einem der größten Fernseherfolge aller Zeiten. Als Titelmusik diente der alte Song „Love and Marriage“ von Frank Sinatra.

RTL zeigte die Folgen anfangs mittags, dann nachts und schließlich montags bis freitags um 17.30 Uhr. Auf diesem Platz blieb die Serie jahrelang ununterbrochen, wann immer die letzte Folge gesendet war, ging es gleich am nächsten Tag wieder von vorn los – mit unverändert guten Einschaltquoten. Lediglich ein kurzzeitiger Versuch Anfang 1994, neue Folgen der sechsten Staffel zur Primetime montags um 20.45 Uhr zu senden, wurde nach wenigen Monaten wieder beendet. Als die Serie der täglichen Seifenoper Unter uns weichen musste, wanderte sie auf den Samstagnachmittag.

1996 kaufte Pro Sieben nicht nur die schon gesendeten alten Folgen, sondern schnappte RTL auch die Rechte für alle neuen Folgen weg. Die letzten beiden Staffeln liefen dort werktags um 19.00 Uhr. Auch Pro Sieben wiederholte nach dem endgültigen Ende die Serie in Dauerschleife im Vorabendprogramm – und noch immer riss der Wahn nicht ab.
Neben ungezählten Merchandisingprodukten erschienen jede Menge Bücher über Al Bundy und seine schrecklich nette Familie. Der endgültige Ritterschlag erfolgte Ende 2002, als „Der Spiegel“ sich eine Folge der 1000-mal gezeigten Serie als Thema für seinen TV-Rückblick aussuchte, die „brillante Situationskomik“ beschrieb und auch sonst nicht mit Lob sparte: „Wenn es einen Lichtblick in der akuten Depression gibt, dann heißt er Al Bundy (grandios: Ed O’Neill), Held der besten Comedyserie im deutschen Fernsehen. Die aggressive Schärfe der Dialoge schöpft die Möglichkeiten dessen, was Satire sein kann, bis zur Schmerzgrenze aus.“

Die meisten Staffeln sind bereits auf DVD erhältlich.

Eine Seite

Montag, 9. März 2009, 17:01

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Eine starke Familie

Donnerstag, 8. Februar 2007, 16:33

1994–1999 (RTL); 1999–2000 (RTL 2). 160‑tlg. US-Sitcom von William Bickley und Michael Warren („Step By Step“; 1991–1998).

Der geschiedene Frank Lambert (Patrick Duffy) heiratet im Urlaub spontan die Witwe Carol Foster (Suzanne Somers), die er dort kennen gelernt hat. Beide bringen Kinder mit in die Ehe: Frank Sohn John Thomas, kurz JT (Brandon Call), und Tochter Alicia, genannt Al (Christine Lakin), Carol die Töchter Dana (Staci Keanan) und Karen (Angela Watson) sowie Sohn Mark (Christopher Castile). Frank und Carol verheimlichen ihren Kindern zunächst, dass sie geheiratet haben. Als sie es erfahren, hassen sie sich, finden sich aber dann damit ab, unter einem Dach zu leben. Franks Neffe, der beschränkte Cody (Sasha Mitchell) zieht auch noch ein.

RTL zeigte die Folgen wöchentlich am Samstagnachmittag in Erstausstrahlung. 1999 begann RTL 2 mit einer Ausstrahlung montags bis freitags im Vorabendprogramm und sendete von Anfang an munter durch. Das hatte zur Folge, dass die Wiederholungen bei RTL 2 die Erstausstrahlungen im Oktober überholten, somit war ab Folge 136 die Serie in deutscher Erstausstrahlung bei RTL 2 zu sehen. Diese Folgen liefen später aber ebenso bei RTL auf dem gewohnten Sendeplatz.

Einer gegen 100

Montag, 5. Mai 2008, 17:40

2002; 2008 (RTL). Quizshow.

Ein Kandidat spielt gegen 100 Studiogäste. Alle müssen die gleichen Multiple-Choice-Fragen beantworten, der Gewinn des Kandidaten errechnet sich aus der Anzahl der Studiogäste, die die Frage nicht beantworten konnten. Diese scheiden dann aus. Der Kandidat auf dem Stuhl in der Mitte hat gewonnen, wenn nur noch er übrig ist. Er hat drei Joker und kann gegen 25 bzw. danach 50 und 75 Prozent seines bisher erspielten Gewinns die richtige Antwort kaufen. Scheidet er mit einer falschen Antwort aus, wird aus den noch übrigen Studiogästen ein neuer Kandidat ermittelt, der dann wieder bei 100 Gegnern beginnt.

Die erste Version der Quizsendung war ein einstündige Abendshow mit Linda de Mol und eigentlich ein später Nachzügler der durch Wer wird Millionär? ausgelösten Quizwelle. Die 100 Gegner bildeten zugleich das Studiopublikum. Obwohl auch Einer gegen 100 an Stimmigkeit und Genialität (und Erfolg!) natürlich nicht annähernd an das Original heranreichte, war es einer der gelungeneren Ableger. Weil Linda de Mol so naiv, unwissend und anteilnehmend war und gar nicht erst in die Versuchung kam, Jauch zu kopieren. Und weil der Kampf Einer gegen 100 ein originelles Element war, auch wenn die Regeln zu vielen Ungerechtigkeiten führten, wie der, dass einige Gewinner nach endlosen Kämpfen und überragenden Leistungen mit lächerlichen Beträgen nach Hause gehen mussten.

Lief zunächst samstags zur Primetime, direkt nach Wer wird Millionär?, und erreichte in diesem Sog sehr gute Quoten und bis zu sieben Millionen Zuschauer. Im Sommer 2002, während der Sommerpause von Wer wird Millionär?, übernahm Einer gegen 100 dessen Sendeplätze am Montag und Freitag um 20.15 Uhr und verschwand danach. Sechs Jahre später startete RTL im Mai 2008 eine Neuauflage mit Wolfram Kons, jetzt als halbstündige Show jeden Werktag um 17.00 Uhr. Die 100 Gegner sitzen nun in beleuchteten Kabinen und haben auch einen Ansporn, denn scheidet der Kandidat vorzeitig aus, teilen sich die verbliebenen Gegner seinen bis dahin erspielten Gewinn. Unter ihnen sitzen auch jetzt auch Prominente und ehemalige Millionengewinner aus Wer wird Millionär?. Die Joker für den Kandidaten sind andere als früher: Er kann sich jetzt einen Gegner herazuspicken und ihn als Experten befragen, er kann von einem Zufallsgenerator zwei Gegner mit unterschiedlichen Antworten herauspicken lassen und sie nach ihrer Begründung für ihre Antworten fragen, und er kann für seine bevorzugte Antwortmöglichkeit erfragen, wie viele Gegner auch so geantwortet haben. Ein Studiopublikum gibt es jetzt zusätzlich zu den Gegnern.

Die Neuauflage währte nur bis zum Herbst.

Einer wird gewinnen

Sonntag, 28. Januar 2007, 19:18

1964-1987 (ARD). „Das große internationale Quiz“ mit Hans-Joachim Kulenkampff.

Acht Kandidaten (je vier Männer und Frauen) aus acht Ländern spielen in wechselnder Zusammenstellung im Ausscheidungsverfahren gegeneinander. In der ersten Runde treten jeweils zwei Kandidaten gleichen Geschlechts gegeneinander an und müssen Fragen zur Allgemeinbildung beantworten. Beide bekommen die gleichen Fragen gestellt, weshalb einer immer in eine schalldichte Kabine muss. Die vier Sieger ziehen in die Zwischenrunde ein. Bei einem Gleichstand gibt es anfangs zunächst Stichfragen, dann wird gegebenenfalls gewürfelt, in den 80er‑Jahren wird sofort gewürfelt. Für die Zwischenrunde werden zwei gemischt-geschlechtliche Zweierteams ausgelost, die nun gemeinsam weitere Wissensfragen beantworten und Geschicklichkeitsübungen bewältigen müssen. In einem Spiel teilen sie sich auf. Einer der beiden bekommt drei Fragen gestellt. Weiß er die Antwort nicht, kann sein Mitspieler durch die Geschicklichkeitsaufgabe den Punkt doch noch holen. In einem anderen, reinen Fragespiel dürfen sie sich beraten und müssen sich dann auf eine gemeinsame Antwort festlegen. Die beiden Mitglieder der Siegermannschaft spielen nun im Finale gegeneinander. Einer nimmt auf einem Sessel Platz, der auf einem Podest steht, und beantwortet drei Fragen, während der andere wieder in der schalldichten Kabine sitzt, weil ihm anschließend dieselben Fragen gestellt werden. Bei einem Gleichstand entscheiden bis zu zwei Stichfragen, danach wird notfalls der Gewinn geteilt. Zwischen den Spielrunden gibt es drei Showauftritte.

Der Titel der Show wurde „EWG“ abgekürzt, was nicht zufällig auch die Abkürzung für die gerade zusammenwachsende „Europäische Wirtschaftsgemeinschaft“ war. Das Quiz war eine der erfolgreichsten, beliebtesten und langlebigsten Sendungen, die es im deutschen Fernsehen gab. Sie lief als große Abendshow ca. sechsmal im Jahr samstags live um 20.15 Uhr, war eigentlich 105 Minuten lang, Kulenkampff („Kuli“) überzog aber ständig. Bis auf die Geschicklichkeitsspiele in der Zwischenrunde bestanden alle Runden aus Fragen zur Allgemeinbildung. Die Fragen wurden durch aufwendige Bauten, Kulissen, musikalische Darbietungen, Live-Spielszenen mit prominenten Schauspielern oder Einspielfilme illustriert, waren letztendlich aber doch immer nur Wissensfragen, die auch ohne diese Gimmicks hätten gestellt werden können. Das hätte die Show auf etwa eine Dreiviertelstunde gekürzt, sie aber eintöniger gemacht: Durch Bauten und Kostüme unterschied sie sich vom klassischen Abfragequiz. In den Einspielfilmen spielte Kulenkampff selbst mit und parodierte in pompösen Kostümen Figuren der Historie oder des klassischen Theaters. Es folgten Fragen aus den Bereichen Geschichte oder Theater und Literatur. Wer ausschied, erhielt als Trostpreis Goldmünzen, deren Zahl höher wurde, je länger der Kandidat im Spiel war. Der Hauptgewinn für den Sieger lag zu Beginn bei 2000 DM, Ende der 60er‑Jahre schon bei 4000 und zum Schluss bei 8000 DM.

Obwohl die Kandidaten nicht – wie z. B. in Peter Frankenfelds Sendungen – spontan aus dem Publikum ausgewählt wurden, sondern vorher feststanden, kannte Kuli sie nicht, bevor sie auf die Bühne kamen. Oft wirkte es, als habe auch sonst niemand, der an der Show beteiligt war, eine Ahnung gehabt. So fragte Kulenkampff fast 24 Jahre lang bei den Namen seiner ausländischen Mitspieler immer wieder nach, und 1969 gewann eine Medizinerin, nachdem ihr, aber auch allen anderen Kandidaten, im Laufe des Abends etliche Fragen aus dem Bereich Medizin gestellt worden waren. „Menschenskinder, das konnte ja keiner ahnen!“. Ach, nicht? Die Kandidaten kamen immer aus acht verschiedenen Ländern, deren Zusammenstellung variierte. Wer zu Kuli kam, sprach zwar in der Regel hervorragend deutsch, hatte gegenüber den Muttersprachlern aber einen leichten Nachteil. Bei den meisten Fragen gab es eine zeitliche Begrenzung von zehn Sekunden. Wer dann noch im Geiste die Frage übersetzen musste, hatte nicht mehr viel Zeit zum Nachdenken. So gewannen selten die Teilnehmer aus Großbritannien, Italien, Spanien, Jugoslawien, Ungarn, der Tschechoslowakei, Finnland, Schweden, Holland, Dänemark oder den USA, dafür meistens die Deutschen, Österreicher oder Schweizer.

EWG war eine Eurovisionssendung und wurde aus wechselnden Hallen übertragen.

Was EWG einzigartig machte, waren vor allem Kulis endlose Monologe. Eingangs machte er einige Witze zum aktuellen Tagesgeschehen, während der Show wich er vom eigentlichen Thema ab und nahm einzelne Bestandteile einer Antwort oder eines Gesprächs zum Anlass, darüber zu referieren. Fiel ihm eine Anekdote zum Beruf oder zur Herkunft eines Kandidaten ein, erzählte er sie. Fiel ihm noch eine ein, erzählte er sie auch. Er überschüttete seine Kandidatinnen (und vor allem seine Assistentinnen) mit Komplimenten, war immer der große Charmeur mit einem Hang zum Herrenwitz. Zwischendurch begrüßte er die gerade dazugekommenen Zuschauer der soeben im anderen Programm zu Ende gegangenen Fußball-Übertragung, telefonierte mit den „hohen Herren“, die die Einhaltung der Spielregeln überwachten und bei Unklarheiten anriefen, und ging auf Beschwerden ein, die während der Live-Sendung telefonisch beim Sender eingegangen waren. Nach einem Verriss in einer Tageszeitung griff er den Hauptkritikpunkt auf und hieß die Zuschauer beim nächsten Mal zu einem „langweiligen Abend“ willkommen, denn nach einer stressigen Woche habe jeder das Recht auf ein wenig Langeweile.

Je länger die Sendung lief, desto mehr rückte Kulenkampff selbst in den Mittelpunkt. Oft überzog er seine Sendezeit um eine halbe Stunde oder länger – und zelebrierte es.

Am Ende jeder Show trat Martin Jente (der Produzent der Sendung) als Butler „Herr Martin“ auf, der Kuli den Mantel brachte und einige spitze Bemerkungen zur Show und ihrem Quizmaster anbrachte („Immer wenn ich Ihre Sendung sehe, denke ich: Seine Stärke muss doch auf einem anderen Gebiet liegen“). Im Januar 1969 überreichte Jente Kuli noch vor dem Mantel den erstmals verliehenen Fernseh-Bambi (was Kulenkampff eine schöne Gelegenheit für eine kleine Rede gab). Kuli verschliss im Lauf der Jahrzehnte einige junge Assistentinnen, die bekanntesten waren in den 60er‑Jahren Uschi Siebert und in den 80ern Gabi Kimpfel. Das Orchester des Hessischen Rundfunks lieferte die musikalische Untermalung, anfangs unter der Leitung von Willy Berking, der mit Kulenkampff schon in Die glücklichen Vier aufgetreten war, später geleitet von Heinz Schönberger, der ebenfalls schon eine andere Kuli-Show mitgemacht hatte: Acht nach acht.

Insgesamt dreimal nahm Kuli seinen Hut als Moderator von EWG, zweimal ließ er sich überreden, die Sendung neu aufzulegen. Nach seinem Abschied im August 1966 dauerte es nur eineinhalb Jahre, bis er zurückkehrte. Nach weiteren eineinhalb Jahren gab er die Sendung im August 1969 zum zweiten Mal auf. Diesmal dauerte es fast zehn Jahre, bis es ein erneutes Comeback gab. In den ersten vier Jahren waren zwei neue Quizsendungen mit Kulenkampff gefloppt. Kulenkampff hatte damals geschworen, nie mehr ein Quiz zu moderieren. Sechs Jahre später, im September 1979, kehrte er mit EWG auf den Bildschirm zurück. Sein Abschied im Jahr 1987 nach 82 Ausgaben war endgültig. Man erkannte es daran, dass er sich von Paul Anka eine auf ihn umgemünzte Version von „My Way“ singen ließ (Anka war der Autor des Songs, er hatte ihn für Frank Sinatra geschrieben). Außerdem hielt er zum Abschluss eine Best-of-EWG-Schallplatte hoch („Ich möchte das auch einmal tun!“), von deren Erlös ein paar Mark an die Stiftung zur Rettung Schiffbrüchiger gingen („Ich segel doch so gern“). Auf diese Weise habe er schon einen Teil abbezahlt, falls er mal aus dem Meer gefischt werden müsse.

Der Versuch einer Neuauflage mit dem neuen Moderator Jörg Kachelmann im Jahr 1998 misslang grandios.

Einerseits, andererseits

Dienstag, 8. Mai 2007, 21:34

Eine ehemalige Stripperin und Witwe eines bedeutend älteren Milliardärs stirbt unter mysteriösen Umständen. Kurz zuvor war bereits ihr Sohn gestorben und sie selbst hatte noch eine Tochter zur Welt gebracht hat. Unter mehreren Männern bricht ein Streit um die Vaterschaft aus, der durch einen DNA-Test beigelegt werden muss.

Sie glauben, Sie kennen diese Geschichte schon? Merkwürdig. Denn das ist die Handlung der neuen Folge von Criminal Intent, die NBC erst heute Abend in den USA ausstrahlt. Und einerseits geben die Macher ja offen zu, sich von Zeitungsschlagzeilen inspirieren zu lassen, aber andererseits wird doch am Ende jeder Folge eingeblendet: „Die vorangegangene Handlung war frei erfunden. Keine tatsächlichen Personen oder Ereignisse wurden dargestellt.“

Einfach Millionär

Donnerstag, 19. April 2007, 07:02

2004–2005 (ARD). 90-minütige Spielshow der ARD-Fernsehlotterie mit Frank Elstner.

Prominente Kandidaten treten in uralten Fernsehspielen gegeneinander an. Mangels neuer Ideen bereitet die Show „die spannendsten und lustigsten Spiele aus 50 Jahren“ Fernseh-Restmüll auf, und in Einzelfällen ist das auch noch fast so lustig wie damals. 64 Losinhaber im Publikum müssen den Spielausgang tippen. Es kommen nicht diejenigen in die nächste Runde, die den richtigen Sieger vorhersagen, sondern die, die in der Hälfte des Publikums sitzen, in der die meisten Losinhaber richtig getippt haben. Am Ende jeder Show gewinnt ein Kandidat eine Million €.

Die unterhaltsamsten Momente hatte die Show, wenn Ausschnitte aus den Originalsendungen von damals gezeigt wurden. Das kam nicht unbedingt Elstner zugute, denn man merkt im Nachhinein, wie glücklich man sich schätzen kann, dass es damals z. B. Hans Rosenthal war, der Dalli Dalli moderierte. Reporterin für Außenaktionen war Monica Lierhaus.

Die Show lief ein paarmal im Jahr donnerstags zur Primetime. Anfang 2005 wurde das Konzept dahingehend geändert, dass nicht mehr namentlich genannte Shows nachgespielt wurden, sondern die Prominenten nun kuriose Wettbewerbe (ohne Vorbild) gegeneinander bestreiten mussten. Das erinnerte stark an Elstners frühere Shows Wetten, dass…? und Aber hallo!, wurde aber nicht beim Namen genannt. Im April 2005 wurde die Show plötzlich unter dem Vorwand abgesetzt, sie sei ein „schwieriges Format, weil sie stark mit rechtlichen Vorgaben belastet“ sei. Das Format werde jedoch weiterentwickelt.

Einmal im Leben

Sonntag, 26. Oktober 2008, 01:20

Seit 25. Oktober 2008 (RTL). „30 Dinge, die ein Mann tun muss.“ Überwindungsshow mit Ross Antony.


Foto: RTL

Nichts hatte das Fernsehpublikum im australischen Dschungel so gerne gesehen wie das Leiden des Ross Antony. Der ehemalige Bro’Sis-Sänger kämpfte verzweifelt und höchst unterhaltsam gegen eine beeindruckende Ansammlung von Ängsten, Phobien und Überempfindlichkeiten — und gewann so die dritte Staffel von Ich bin ein Star — holt mich hier raus. Zum Dank hat ihm RTL eine eigene Show geschenkt, in der er nun weiter zum Amüsement der Zuschauer leiden soll. 30 Aufgaben (angeblich alles Dinge, die ein Mann einmal im Leben tun soll) haben sie für ihn ausgesucht: Trotz Höhenangst soll er vom Zehn-Meter-Brett springen, trotz Allergie im Wollpullover einen Kuhstall saubermachen. In Schweden darf er ein Iglu bauen, vor der kalifornischen Küste mit Haien tauchen.

Daniel Hartwich ist der sporadisch auch im Bild auftauchende Erzähler. Vier 75-minütige Folgen laufen am späten Samstagabend.

Einmal im Leben

Sonntag, 10. Januar 2010, 02:20

1972 (ARD). „Geschichte eines Eigenheims“. 3-tlg. dt. Familiensatire von Dieter Wedel und Günter Handke.

Bruno Semmeling (Fritz Lichtenhahn) hat als Ingenieur in einer Hamburger Maschinenfabrik ein durchschnittliches Einkommen. Er und seine Frau Trudchen (Antje Hagen) haben die ständigen Mieterhöhungen satt und wollen ihren Traum vom Eigenheim verwirklichen. Sie nehmen einen Kredit auf, beginnen mit dem Bau und erleben dabei nichts als Katastrophen. Hatte der bisherige Ärger nur ein einziges Gesicht, das des Vermieters (Herbert Steinmetz), hat der neue Ärger viele: Bauunternehmer Wumme (Günter Strack), Polier Knauster (Uwe Dallmeier), die Architekten Masch (Hans Korte) und Michels (Til Erwig) und viele andere. Alles geht viel langsamer als erwartet, und als Bruno wegen Betriebsferien in der Fabrik endlich Zeit hat, den Hausbau selbst zu überwachen, sind die Handwerker im Urlaub. Und alles wird viel teurer als erwartet. Neben der Miete zahlen die Semmelings bereits die monatlichen Abschläge für das neue Haus, und die müssen sie nun noch erhöhen, weil Trudchen immer nur teuerste Ausstattung anfordert, denn es ist ja für immer. Am Ende sind alle erschöpft, verschuldet, aber stolz, und so zieht Familie Semmeling mit Vater, Mutter und Kind endlich ins eigene Haus.

Die spielfilmlangen Geschichten um die Familie Semmeling liefen am Sonntagabend. Sie wurden mit ca. 27 Millionen Zuschauern ein sensationeller Erfolg und machten den jungen Regisseur Dieter Wedel bekannt. Er setzte seine Semmelings daraufhin noch zwei weitere Male in Szene: Vier Jahre später in Alle Jahre wieder: Die Familie Semmeling und 30 Jahre später (!) in Die Affäre Semmeling.

Eins ist Trumpf

Sonntag, 2. September 2007, 16:43

1989 (ARD). Unterhaltungsshow, die jeden Nachmittag live von der Internationalen Funkausstellung in Berlin gesendet wurde. Jürgen von der Lippe gehörte zu den Moderatoren.

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