Ein Erklärungsversuch
Unser Leser Hansi hat den Eindruck, „dass hier jede Serie hochgejubelt wird, die aus den USA vor 0.00 Uhr im TV läuft“. Da irrt er nicht. Denn die schlechten US-Serien werden uns hierzulande zum Glück erspart. Die, die wir zu sehen bekommen, sind in den meisten Fällen einfach gut gemacht.
Aber warum nur sind US-Serien derzeit so erfolgreich?
Deutsche Fernsehsender haben ihr Publikum so lange für blöd gehalten und dumm verkauft, bis die Zuschauer sich zwangsläufig den US-Serien zuwandten, weil sie dort mehr gefordert wurden. Das Bild von vor zwanzig Jahren hat sich umgekehrt, als die meisten US-Serien eindimensional waren und im Mittelteil immer eine Schlägerei hatten. Damals wanderten die Zuchauer in Deutschland allmählich von der US-Ware ab, und der Siegeszug der deutschen Eigenproduktionen begann. Heute sind die viele deutsche Serien enorm verflacht, während die meisten US-Serien auf mehreren Ebenen gleichzeitig funktionieren, verschiedene Geschichten erzählen und eine Vielzahl von Charakteren ergründen, und dabei ein Tempo vorlegen, bei dem man sich oft genug konzentrieren muss, um überhaupt mitzukommen.
Steven Johnson führt in seinem Buch „Everything Bad Is Good for You: Why Popular Culture Is Making Us Smarter“ aus, wie genau diese Art von Fernsehen den Verstand schärft — etwas, was man von Forsthaus Falkenau und Alarm für Cobra 11 vielleicht nicht unbedingt behaupten kann.
Offenbar wollen deutsche Fernsehzuschauer gefordert werden, sie wollen denken! Und deshalb wendet sich das Volk der Denker derzeit zwangsläufig der Popkultur aus Amerika zu.
Es ist bedauerlich, dass darunter jetzt ausgerechnet die Produktionsfirmen leiden, die den Sendern seit Jahren so gerne innovative Formate verkauft hätten, die aber immer abgelehnt wurden.
Der Schauspieler Hannes Jaenicke beklagt in einem Interview, das wir in Kürze hier veröffentlichen werden, dass deutsche Fernsehverantwortliche in Zeiten der Krise quasi gar nichts mehr machten, nur noch Bewährtes abkupferten, aus Angst vor weiter sinkenden Quoten, Amerikaner hingegen in Krisensituationen erfinderisch würden und mit unkonventionellen Ideen experimentierten. Aus diesem Grund hat die amerikanische Serie als solche ihre Krise bereits überstanden. Die deutsche steckt mittendrin.
Ein Fall für Titus Bunge
1967 (ZDF). 13-tlg. dt. Comedyserie von Michael Mansfeld und Mischa Mleinek, Regie: Günter Gräwert.
Titus Bunge (Ralf Wolter) hat von seinem Onkel eine Detektei samt Sekretärin Lucy Waldvogel (Ruth Maria Kubitschek) geerbt. Diese muss ihm nun beibringen, was man als Detektiv so macht. Fortan kümmert er sich um die Wiederbeschaffung gestohlener Gegenstände, die Befreiung entführter Personen und die Aufklärung von Erpressungsversuchen. Dabei wird er auch mal selbst entführt oder niedergeschlagen, hat aber gelegentlich aus Versehen eine gute Idee.
Wer angesichts der angekündigten Detektivgeschichten einen soliden Vorabendkrimi erwartete, wurde enttäuscht. Autor Mischa Mleinek hatte zwar seit zehn Jahren etliche Kriminalromane und -hörspiele verfasst, doch diese Serie war durchweg unspannend und albern. Krimis schrieb Mleinek anschließend nicht mehr, stattdessen Sketche für Michael Schanze, Caterina Valente und Dieter Hallervorden, außerdem die Serien Zwei alte Damen geben Gas und Schade um Papa. Günter Gräwert führte später Regie bei Der Alte und Derrick.
Die 25-Minuten-Folgen liefen mittwochs um 18.55 Uhr.
Ein Fall für zwei
Seit 1981 (ZDF). Dt. Krimiserie von Karl Heinz Willschrei.
Der Ex-Polizist Hermann Josef Matula (Claus Theo Gärtner), Rufname Josef, arbeitet in Frankfurt am Main als Privatdetektiv. Als solcher wird er regelmäßig von seinem Freund, dem Rechtsanwalt Dr. Dieter Renz (Günter Strack), engagiert, wenn dessen Klienten in der Klemme stecken und ihre Unschuld bewiesen werden muss. Matula macht sich dann auf die Suche nach dem wahren Täter, dabei geht es meist um Mord. Gemeinsam lösen sie die Fälle, da die mit dem Fall befassten Kommissare fast nie Interesse daran zu haben scheinen, den wirklichen Mörder zu finden. Matula ist Single mit wechselnden Freundinnen; Renz, der in seiner Freizeit gern kocht und Golf spielt, ist geschieden. Anfang September 1988 flammt eine alte Jugendliebe neu auf, und Renz wandert mit ihr in die Toskana aus, um sich dort zur Ruhe zu setzen.
Dr. Rainer Franck (Rainer Hunold) übernimmt in Folge 60 seine Kanzlei und bringt seinen Hund Umba mit (gespielt von Amadeus). Auch Franck arbeitet eng mit Matula zusammen und freundet sich mit ihm an. Beide fahren Motorrad, und beim Billard oder einer Currywurst diskutieren sie über ihre aktuellen Fälle. Als auch Franck im Juni 1997 seinen Beruf als Rechtsanwalt aufgibt, wird der junge Dr. Johannes Voss (Mathias Hermann) in Folge 149 sein Nachfolger und Matulas neuer Partner. Er wird Ende Dezember 2000 Opfer des Rachefeldzugs eines verurteilten Mörders, dessen Gegenseite Voss verteidigt hatte. Der bisherige Frankfurter Staatsanwalt Dr. Markus Lessing (Paul Frielinghaus) lässt überraschend seine sichere Karriere sausen und wird freiberuflicher Rechtsanwalt – und damit ab Folge 182 Matulas vierter Partner. Die Sekretärin und gute Seele in der Kanzlei ist seit der Zeit von Dr. Renz Helga (Renate Kohn). Erst im Herbst 2008 setzt sie sich in Spanien zur Ruhe. Ihre Nachfolgerin ist Kristin (Caroline Grothgar).
Im 75‑minütigen Pilotfilm zur Serie, den das ZDF am 11. September 1981 zeigte, ist Matula noch uniformierter Polizist. Matula macht als Zeuge der gegnerischen Partei vor Gericht mit dem knallharten Anwalt Renz Bekanntschaft, der ihn ordentlich in die Mangel nimmt und seinen Mandanten vor dem Gefängnis bewahrt. Unglückliche Umstände führen dazu, dass Matula bald selbst als Angeklagter vor Gericht steht und ihm Strafvereitelung im Amt vorgeworfen wird. Matula quittiert daraufhin den Polizeidienst und heuert bei Renz an.
Die reguläre Serie mit einstündigen Folgen begann zwei Wochen später und lief jetzt immer freitags um 20.15 Uhr im Wechsel mit den anderen erfolgreichen Freitagskrimis wie Der Alte und Derrick, bot im Vergleich zu diesen aber deutlich mehr Action und interessierte dank des coolen Matula in seiner Lederjacke ein jüngeres Publikum. Auch Ein Fall für zwei wurde, nach anfänglichem Schwächeln, ein großer Erfolg und Dauerbrenner. Die Serie erreichte in Spitzenzeiten 18 Millionen Zuschauer. Claus Theo Gärtner, anfangs nur der zweite Hauptdarsteller neben Günter Strack, wurde der eigentliche Star, schon deshalb, weil die Anwälte wechselten, Matula aber blieb. Außer Gärtner war nur Renate Kohn als Sekretärin Helga dauerhaft dabei. Diese Rolle hatte die meiste Zeit keinen Nachnamen, nur in zwei Folgen wird einer genannt: Einmal heißt sie Bachmann, das andere Mal Sommer. Der Grund dafür war banal: Während des zweiten Drehs konnte sich am Set niemand mehr an Helgas letzten Nachnamen erinnern, Kohn auch nicht.
Ein Fall für zwei war die erste deutsche Krimiserie im Abendprogramm, die kein Polizeikrimi war, wichtiger aber noch: Sie war ideologisch viel fortschrittlicher als ihre ZDF-Vorgänger. Schon die Grundkonstellation implizierte, dass kein Verlass darauf ist, dass die Polizei für Gerechtigkeit sorgt. Statt des bisherigen konservativen Freitagskrimi-Monopolisten Helmut Ringelmann stand Georg Althammer als Produzent hinter Ein Fall für Zwei.
2003 änderte das ZDF den Ausstrahlungsmodus und zeigte seine Freitagskrimis nicht mehr alternierend im Monatsrhythmus, sondern staffelweise mit jeweils mehreren Folgen in aufeinander folgenden Wochen. Vier weitere Folgen hatten Überlänge und dauerten 90 Minuten: Es waren die ersten beiden Anwaltswechsel, die Jubiläumsfolge 200 im Dezember 2002 und der Auftakt zu einer neuen Staffel im Januar 2005.
Ein Fest!
Die Idee, Anke Engelke und Bastian Pastewka in der Verkleidung des fiktiven Volksmusik-Duos Wolfgang und Anneliese eine Parodie auf Weihnachtsshows moderieren zu lassen, ist nahezu genial. Stammzuschauer von ARD und ZDF, die zufällig hineinschalten, könnten glauben, in eine echte Volksmusikshow geraten zu sein und aus Überzeugung dranbleiben, Fans gelungener Parodien (lies: Fans von Switch) dürften schon vorab aufmerksam geworden sein (Mario Barth, Ottfried Fischer, Nina Hagen, Tine Wittler, Howard Carpendale und Peter Zwegat sind ebenfalls dabei, und keiner ist echt), und für die eigenen Stammzuschauer, die den Holzhammer benötigen, gibt Sat.1 der Sendung denselben Untertitel wie jeder anderen Sendung: „Die Comedy-Gala.“ Spricht also alles für einen Erfolg. Und für einen schönen Abend.
Fröhliche Weihnachten! — Heute um 20.15 Uhr in Sat.1.
Ein Grieche erobert Chicago
1990–1991 (Pro Sieben); 1995–1996 (Super RTL). 150-tlg. US-Sitcom („Perfect Strangers“; 1986–1993).
Balki Bartokomous (Bronson Pinchot) kommt aus Griechenland in die USA und zieht bei seinem Cousin Larry Appleton (Mark Linn-Baker) ein. Das bringt dessen bisher so geordnetes Leben gehörig durcheinander, denn der Neuankömmling lernt mit großen Augen das neue Land kennen, begreift es aber nicht immer sofort. Ihre neuen Nachbarinnen sind Mary Anne (Rebecca Arthur) und Jennifer Lyon (Melanie Wilson). Die Cousins finden bald Jobs bei der Zeitung „Chicago Chronicle“, Larry als Reporter und Balki in der Poststelle. Bei der Zeitung arbeiten ferner Mr. Gorpley (Sam Anderson), Balkis Boss, Hariette Winslow (JoMarie Payton-France), die den Fahrstuhl bedient, sowie die Lebensberaterin Lydia Markham (Belita Moreno).
Belita Moreno spielte ihre Rolle als Lydia erst ab der zweiten Staffel, in der ersten hatte sie bereits eine andere Rolle gespielt. JoMarie Payton-France stieg vorzeitig aus und wechselte in die Serie Alle unter einem Dach, spielte dort aber weiter die Rolle der Harriette Winslow. Die Serie lief zunächst im Mittagsprogramm von Pro Sieben und wechselte nach Folge 60 zu Super RTL.
Ein Jahr ohne Sonntag
1970. 6‑tlg. dt. Familienserie, Regie: Claus Peter Witt.
Der Ingenieur Robert Sonntag (Götz George) ist auf Montage. Während er in der Dritten Welt ein Kraftwerk baut, kümmert sich seine Frau Ina (Karin Baal) alleine um die Kinder Nicky (Nicky Makulis) und Mathias (Florian Halm).
Wurde unter dem Titel Ein Jahr mit Sonntag fortgesetzt. Die halbstündigen Folgen liefen im regionalen Vorabendprogramm.
Ein Kapitel für sich
1979–1980. 3-tlg. dt. Historienfilm von Eberhard Fechner (Buch und Regie) nach dem autobiografischen Roman von Walter Kempowski.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind in Rostock die Probleme für Margarethe Kempowski (Edda Seippel), ihren Sohn Walter (Stephan Schwarz) und Großvater de Bonsac (Ernst von Klipstein) nicht gelöst. Zwar kehrt der ältere Sohn Robert (Jens Weisser) nach Hause zurück, doch Vater Karl ist im Krieg gefallen. Tochter Ulla lebt jetzt in Dänemark. 1947 flieht Walter in den Westen, kommt aber im nächsten Jahr zurück nach Rostock und wird wegen Spionage verhaftet. Im Gefängnis trifft er Robert wieder. Beide kommen ins Arbeitslager, und auch Margarethe wird verhaftet. Davon erfahren ihre Söhne jedoch zunächst nichts, weil der Kontakt unter den Gefangenen verboten ist.
Der Dreiteiler setzte die filmische Umsetzung der Geschichte der deutschen Bürgerfamilie aus Walter Kempowskis Romanen fort, die mit Tadellöser & Wolff begonnen wurde. Er lief zum Jahreswechsel und wurde schon im folgenden Herbst wiederholt, weil bei der Erstausstrahlung das Konkurrenzprogramm so stark war: Eine Operette und eine Kleist-Verfilmung. Ein Kapitel für sich ist auf DVD erhältlich.
Ein Kessel Talente
Es ist ja schon ziemlich gehässig, eine Sendung Das Supertalent zu nennen und sie dann von Marco Schreyl moderieren zu lassen. Doch der Ansatz, dass Schreyl den größten Teil der Sendung hinter der Bühne verbringt, ist schon mal nicht schlecht. Jetzt müsste man nur noch die Kameras von dort entfernen.
Die Regeln von Das Supertalent wären bestimmt schnell erklärt, wenn man sie verstünde. Da stehen Leute jeglichen Alters, die irgendwas zu können glauben, und führen es vor. Ein Bauchredner, alte Turnerinnen, jodelnde Hunde, ein Ariensänger und jede Menge singende, tanzende und turnende Kinder, und die sind ja alle soooo süüüüß. Niemand hielt einen Diavortrag, niemand zeigte seine Bierdeckelsammlung, niemand rülpste das Alphabet. Die Jury kann wie früher in der Gong-Show die Auftritte vorzeitig beenden, die Teilnehmer nach vollständig erfolgtem Auftritt noch verabschieden oder sie per Mehrheitsentscheid in die nächste Runde durchwinken. Das wäre dann wohl das Finale, in dem dann die Fernsehzuschauer telefonisch über das „Supertalent“ abstimmen. Das hat Marco Schreyl vielleicht auch so erklärt, aber das konnte man nicht hören, weil das Saalpublikum angewiesen war, parallel dazu möglichst laut zu klatschen und zu toben. Es kommen auffallend viele Kinder durch, denn Kinder sind ja soooo süüüüß (Quelle: fernsehlexikon.de). Schon jetzt hat die Sendung zwei wichtige Fernsehregeln missachtet: Kinder sollten im Fernsehen nur singen, wenn direkt neben ihnen Michael Schanze schwitzt, und Regeln sollten nur so schwer begreiflich sein, dass Frank Elstner sie in weniger als 90 Minuten erklären könnte.
Doch es gibt auch Positives: (Disclaimer: Habe eben mit Stefan telefoniert. Er teilt mit: Es gab nichts Positives.) Viele der Untalentierten werden mit fünfsekündigen Ausschnitten abgespeist, was den Fremdschämfaktor auf ein Minimum reduziert und den Eindruck erweckt, dass es hier vielleicht wirklich darum geht, Talenten ein Forum zu bieten, und weniger darum, wie bei Deutschland sucht den Superstar erst mal zwei Monate lang Unfähige zu verhöhnen, deren einziger Fehler es war, sich bei dieser Sendung zu bewerben. Leider sind es insgesamt so viele Ausschnitte, die gezeigt werden, dass man rasch den Überblick verliert, ob sie nun eine Vorschau auf nach der Werbung sind, eine Vorschau auf nächste Woche, ein Rückblick auf vor einer Viertelstunde oder ein Zusammenschnitt von Kram, der ausführlicher gar nicht gezeigt wird. Unter diesen Schnipseln sind auch ein paar Auftritte, von denen man gern mehr gesehen hätte. Was hat es zum Beispiel mit der dicken Frau in Tarnfarbe auf sich, die mit der Pumpgun in der Hand „Ein bisschen Frieden“ sang? Oder mit der Rabenmutter, die ihr Kleinkind auf einem Bein auf ihrer Hand balancieren ließ?
Irgendwas muss schiefgelaufen sein bei dieser groß angekündigten Show, für die sich angeblich 5000 Menschen beworben hatten, und die dann überraschend doch nur drei vergleichsweise kleine Sendeplätze im RTL-Programm erhielt. Die vielen kurzen Ausschnitte werfen die Frage auf, ob wirklich nicht wenigstens noch ein paar mehr Talente dabei waren, die man hätte ausführlicher zeigen können.
Doch zurück zum Positiven: Es ist gut, dass Dieter Bohlen in der Jury sitzt, denn sonst hätte jemand anderes die Rolle spielen müssen, und niemand spielt die Dieter-Bohlen-Rolle so gut wie Dieter Bohlen. Manchmal wird er sogar zum Sympathieträger. Denn hier werden keine Träume zerstört. Hier nehmen Menschen teil, die sich selbst nicht so ernst nehmen. Und auch die Jury sieht die Regeln eher locker. So passierte es, dass ein singender Pizzabäcker schon von allen dreien weggegongt wurde und dann doch noch eine zweite Chance bekam.
Als Nummernrevue hat Das Supertalent durchaus Unterhaltungswert, aber insgesamt keine Bewandtnis.
Dass zwischendurch „Superstar“ Mark Medlock seine neue Single vorstellt, ist nachvollziehbar — RTL will ja CDs verkaufen –, aber komplett überflüssig. Showblöcke sollen einer Unterhaltungssendung eigentlich eine gewisse Abwechslung geben. Bei einer Show, die aus nichts als Showblöcken besteht, ist das natürlich etwas albern. Und obwohl Mark Medlock deutlicher besser singt als spricht, wünscht man sich umgehend, die Jury möge doch endlich ihr X abfeuern.
Und dann war die Sendung plötzlich zu Ende. Keine richtige Verabschiedung, keine Dramaturgie, die darauf hätte schließen lassen. Es wirkte, als endete die Show mittendrin, als habe man die eigentlich deutlich längere Sendung einfach an einer beliebigen Stelle durchgeschnitten, um den Rest in der nächsten
Ein Mountie in Chicago
1995 (RTL 2); 1997–2001 (Pro Sieben). 67 tlg. US kanad. Krimi-Comedyserie von Paul Haggis („Due South“; 1994–1998).
Der naturverbundene Benton Fraser (Paul Gross) war eigentlich Polizist in den kanadischen Bergen. Dann kam er nach Chicago, um den Mörder seines Vaters zu suchen. Seitdem arbeitet er mit dem zynischen Großstadtpolizisten Ray Vecchio (David Marciano) zusammen. Gemeinsam bekämpft das ungleiche Paar das Verbrechen und wird dabei stets von Frasers altersschwachem und taubem Wolfshund Diefenbaker begleitet. Auf dem Polizeirevier arbeiten noch Captain Welsh (Beau Starr), Louis Guardino (Daniel Kash), Jack Huey (Tony Craig) und Elaine Besbriss (Catherine Bruhier). Der Geist seines toten Vaters Robert (Gordon Pinsent) erscheint Fraser immer wieder und gibt ihm Ratschläge. In der zweiten Staffel wird Margaret Thatcher (Camilla Scott) die neue Chefin auf dem Revier. Eines Tages verschwindet Ray spurlos, und Stanley „Ray“ Kowalski (Callum Keith Rennier) wird ab der dritten Staffel Frasers neuer Partner.
Die Serie erreichte in Deutschland nie die Popularität, die sie verdient hätte. Sie spielt nicht nur mit dem Kontrast der nüchternen Großstadtpolizisten mit dem Mountie, der vom Land kommt, über erstaunliche Fähigkeiten und Instinkte verfügt sowie von einem Hund begleitet wird, der ein Wolf sein soll. Sie ist in weiten Teilen auch eher eine Parodie auf das Krimigenre als ein echter Krimi. Vielleicht war auch der Humor, z. B. einer taffen, karrieregeilen Chefin den Rollennamen Margaret Thatcher zu geben, zu subtil.
RTL 2 zeigte die 23 Folgen der ersten Staffel immer am Sonntagabend unter dem Titel Ausgerechnet Chicago. Die anderen beiden Staffeln liefen später unter dem neuen Titel am Sonntagnachmittag auf Pro Sieben.
Ein Platz an der Sonne
1956–1988; seit 2001 (ARD). Die ARD-Fernsehlotterie.
Schon 1948 war ein Kinderhilfswerk gegründet worden, das für die armen, oft unterernährten Kinder in Berlin Ferien organisierte: einen „Platz an der Sonne“. Um die knappen Mittel aufzustocken, wurde ab 1956 daraus die erste Fernsehlotterie und erhielt offiziell den Namen Ein Platz an der Sonne. Jochen Richert, der Pressesprecher des Hilfswerks, hatte die Idee und Peter Frankenfeld in seiner Show 1:0 für Sie bereits die Initiative ergriffen. Die Ziehung der Losnummer wurde im Fernsehen übertragen, der Erlös aus dem Verkauf der Lose kam Kindern zugute, die von dem Geld in die Ferien geschickt wurden. Die zugehörigen Fernsehsendungen wechselten ihren Namen anfangs noch jährlich: Die große Chance Nr. 100 000 (1956), Die Reise ins Glück (1957), Kleine Leute – große Reise (1958), Die Glückskarosse (1959). Erst im Lauf des Jahres 1959 wurde Ein Platz an der Sonne auch als Sendetitel eingeführt. Die Shows liefen auf verschiedenen Sendeplätzen im Abendprogramm und wurden aus wechselnden Hallen übertragen. Als Lotteriedirektor fungierte Georg Thomalla.
Getragen wurde die Lotterie vom NWRV-Fernsehen, dem gemeinsamen Verband der frisch getrennten Anstalten NDR und WDR, und dem Hilfswerk. Zu gewinnen gab es Sachpreise wie Fernsehtruhen, Fotoausrüstungen, Reisen, Autos oder Wohnungseinrichtungen, später Geldpreise. Der Lospreis betrug 5 DM, er wurde bis zur Einführung des Euro nie erhöht. Anfangs musste das Geld auf ein Konto mit der Nummer 100 000 eingezahlt werden (daher der Titel Die große Chance Nummer 100 000). Schon damals wurde der Werbeslogan „Mit fünf Mark sind Sie dabei“ geboren, der zum geflügelten Wort und nie abgelegt wurde (sondern lediglich 1999 in „Mit fünf Euro sind Sie dabei“ umgewandelt).
Die Lotterie war sofort ein großer Erfolg: Obwohl zu dieser Zeit nur knapp 400 000 Fernsehgeräte angemeldet waren, kamen schon im ersten Jahr 1,6 Millionen DM zusammen. Fast 56 000 Westberliner Kinder konnten in den Westen fahren und Ferien machen. Die Einnahmen aus der Lotterie stiegen mit der Zeit weiter an, und so wurde die Zielgruppe nach und nach erweitert. Ab 1959 wurde auch älteren Menschen geholfen, ab 1967 wurde der Erlös auf Hilfsbedürftige aller Altersgruppen verteilt. Die begleitende Show im Fernsehen wurde immer umfangreicher. Ab 1971 unterstützten deutsche Städte die Lotterie, indem sie Feste oder Konzerte organisierten. Die Lotterie wurde jedes Jahr über einen Zeitraum von vier Monaten veranstaltet, es gab große Auftakt- und Abschlussshows, moderiert von wechselnden beliebten Fernsehstars. Zusätzlich wurden jede Woche ein paar Minuten lang die neuen Gewinner bekannt gegeben.
1989 wurde die ARD-Fernsehlotterie in Die goldene Eins umbenannt und fand jetzt ganzjährig statt, mit einer 45-Minuten-Show einmal im Monat montags um 20.15 Uhr. So ging es auch weiter, als die ARD 2001 den alten Namen wieder einführte. Ingo Dubinski hatte die Show bereits seit 1997 moderiert. Ende August 2001 wurde bekannt, dass er 20 Jahre zuvor in der DDR inoffizieller Stasimitarbeiter gewesen war, und er verschwand kurzzeitig vom Bildschirm. Nach ein paar Wochen kam er mit erteilter ARD-Absolution zurück, Rüdiger Wolff hatte in der Zwischenzeit übernommen.
Ab der theoretischen Einführung des Euro 1999 liefen bis Ende 2001 beide Losvarianten mit Mark und Euro parallel, bei entsprechend unterschiedlichen Gewinnhöhen. Im Frühjahr 2002 wurde der alte neue Name mangels Erfolg wieder abgeschafft und in Musik zum Glück geändert (was nur die Show, aber nicht die Lotterie betraf). 2004 wurde Einfach Millionär die Fernsehlotterie-Show; nach dessen Einstellung 2005 gab es verschiedene Einzelsendungen. Seit 2007 nun ist Das unglaubliche Quiz der Tiere die Sendung zur Fernsehlotterie. Um es restlos verwirrend zu machen, heißt die Bekanntgabe der Wochengewinner schon seit 1999 Ein gutes Los für alle und die Fernsehlotterie weiterhin Ein Platz an der Sonne.