Die Waltons
1975–1981 (ZDF); 1985 (Sat.1); 1994–1995 (ProSieben); 2004 (Kabel 1). 221 tlg. US-Familienserie von Earl Hamner, Jr. („The Waltons“; 1972–1981).
Die Familie Walton lebt zur Zeit der Depression in den 30er-Jahren in Walton’s Mountain in den Blue Ridge Mountains im US-Bundesstaat Virginia. Der autoritäre John Walton (Ralph Waite) und seine gottesfürchtige Frau Olivia (Michael Learned) sind die Eltern von sieben Kindern. Es sind dies der älteste Sohn John-Boy (Richard Thomas; ab der siebten Staffel: Robert Wightman), ein herzensguter Kerl, der gern Schriftsteller werden würde und die Erlebnisse der Familie niederschreibt; die älteste Tochter Mary-Ellen (Judy Norton; ab der vierten Staffel hieß sie Judy Norton-Taylor); der sensible Jim-Bob (David W. Harper); Ben (Eric Scott), der oft in krumme Geschäfte verwickelt wird; die hübsche Erin (Mary Elizabeth McDonough); der musikalische Jason (Jon Walmsley); und Nesthäkchen Elizabeth (Kami Cotler).
Die eigentlichen Familienoberhäupter sind die grantigen Großeltern Grandpa Sam (Will Greer) und Grandma Esther (Ellen Corby). Während die Familienmitglieder ihren Alltag bewältigen, lieben sich alle unentwegt und sehr. Das geringe Einkommen der Waltons stammt aus dem Sägewerk, das John und Sam gemeinsam führen.
Andere Bewohner des Orts sind Ike Godsey (Joe Conley), der Besitzer des örtlichen Gemischtwarenladens, seine Frau Corabeth (Ronnie Claire Edwards) und die von ihnen adoptierte Aimée (Rachel Longaker); die Baldwin-Schwestern Mamie (Helen Kleeb) und Emily (Mary Jackson), zwei alte Jungfern, die zu Hause nach dem Rezept ihres Vaters Whisky schwarzbrennen, aber keine Ahnung haben, was das Zeug eigentlich ist und es für „Medizin“ halten; Reverend Matthew Fordwick (John Ritter) und die Lehrerin Rosemary Hunter (Mariclare Costello), die irgendwann heiraten; sowie Sheriff Ep Bridges (John Crawford).
Im Lauf der Jahre gibt John-Boy seine eigene Lokalzeitung heraus, veröffentlicht schließlich einen Roman und zieht nach New York. Mary-Ellen heiratet Dr. Curtis Willard (Tom Bower), bringt Sohn John Curtis (Michael und Marshall Reed) zur Welt und wird Krankenschwester. Curtis kommt später im Zweiten Weltkrieg ums Leben. Jason wird Pianist in einem Lokal, Ben hilft John-Boy bei dessen Zeitung und der Familie im Sägewerk und heiratet Cindy Brunson (Leslie Winston). Erin wird Sekretärin. Im Krieg sind alle vier Söhne beim Militär. Grandpa stirbt, Grandma wird sehr krank, und Olivia bekommt Tuberkulose, weshalb sie die Familie verlassen und im Sanatorium bleiben muss. Ihre Cousine Rose Burton (Peggy Rea) zieht mit ihren Enkeln Serena (Martha Nix) und Jeffrey (Keith Mitchell) in den Walton-Haushalt.
Grandpa Sam hatte im amerikanischen Original den Namen Zeb. Die Botschaft der Waltons war unmissverständlich: Die Zeiten können hart sein, aber wenn Familien zusammenhalten und die Frauen und Kinder das tun, was die Männer und Väter ihnen sagen, und wenn alle sich nur genug lieb haben, kommt man schon durch.
Die sentimentalen Erlebnisse wurden aus der Sicht des schreibenden John-Boy geschildert (im Original sprach sie Earl Hamner, Jr., auf dessen Leben die Geschichten beruhten). Während des Abspanns jeder Folge hörte man einen abschließenden moralischen Kommentar von ihm, jede Serienfolge endete anschließend damit, dass im Haus das Licht ausging und sich die Familienmitglieder gegenseitig eine gute Nacht wünschten. Konkret z. B. in Folge 69: „Gute Nacht, Jason.“ – „Gute Nacht, Jason. Gute Nacht, John-Boy.“ – „Gute Nacht, Mary Ellen. Gute Nacht, Ben.“ – „Gute Nacht, Jim Bob. Gute Nacht, Ben.“ – „Gute Nacht, Erin.“ – „Gute Nacht, Ben. Gute Nacht, Mary Ellen.“ – „Gute Nacht, Ma. Gute Nacht, Daddy.“ – „Gute Nacht, allesamt.“
Jede Episode dauerte 50 Minuten. Die Waltons liefen anfangs sonntags um 18.15 Uhr, dann samstags, im 14-täglichen Wechsel mit Bonanza, und wurden eine der beliebtesten Familienserien im deutschen Fernsehen und trotz des Sendeplatzes – zeitgleich mit der ARD-Sportschau – ein Straßenfeger, mit dem eine ganze Generation aufwuchs, die sich noch heute gut daran erinnert. 117 einstündige Folgen zeigte das ZDF, Sat.1 später elf und Pro Sieben weitere 69. Die letzten 22 Folgen, die bis dahin noch nie im bundesweiten Free-TV zu sehen gewesen waren, zeigte Kabel 1 im Herbst 2004, fast 30 Jahre nach dem Serienstart. Anfang des Jahres hatte der Sender mit einer Komplettwiederholung begonnen, der ersten Free-TV-Ausstrahlung seit vielen Jahren, und dafür noch einmal kräftig die Werbetrommel gerührt: Die Original-Walton-Darsteller Michael Learned, Judy Norton, Mary Beth McDonough, Kami Cotler, Eric Scott, John Walmsley und David Harper traten zum Start in Stefan Raabs TV Total beim Muttersender Pro Sieben auf.
Nach dem Ende der Serie entstanden rasch noch drei Fernsehfilme, die 3sat 1991 zeigte. Zwei weitere Filme aus den Jahren 1993 und 1995 liefen 1996 auf Pro Sieben, ein letzter von 1997 war bisher nur im Pay-TV zu sehen.
Die WiB-Schaukel
2002–2004 (ZDF). Porträtsendung mit Wigald Boning. Boning trifft Prominente zu Hause, in ihrer Heimatstadt oder an anderen mehr oder weniger bedeutungsschwangeren Orten und plaudert mit ihnen über ihr Leben, das Universum und den ganzen Rest.
Die Sendung war ursprünglich für Sun TV, das Rahmenprogramm der Ballungsraumsender von Leo Kirch, entwickelt worden, überlebte aber zum Glück deren Pleite. Das ZDF rettete die Sendung, versteckte sie allerdings tief im Nachtprogramm. Dabei war die WiB-Schaukel (der Name ist eine Anspielung auf die V.I.P.-Schaukel von Margret Dünser) ein Juwel: eine seltene Mischung aus großer Albernheit und großer Klugheit. Fast alle Prominenten unterschätzten den kleinen Mann in den albernen Klamotten, gingen ihm auf den Leim und verrieten viel mehr von sich, als sie wollten und es sonst taten.
Bonings Trick war oft, sie als das zu behandeln, was sie gern wären: Susan Stahnke, die so gern Hollywood-Star geworden wäre, wurde von ihm tatsächlich wie ein Hollywood-Star hofiert. Hinzu kam eine liebevolle Nachbearbeitung und ein spielerischer Umgang mit der Filmsituation, wenn Boning schweigend neben dem Porträtierten saß und sagte, da werde man nachher kluge Sätze draufsprechen, was entsprechend geschah. Festes Element der Sendung war eine halbe Minute, die jeder Prominente bekam, um für einen Zweck seiner Wahl zu werben.
Die Folgen liefen freitags weit, oft sehr weit nach Mitternacht. Die letzte Sendung war ein Best-of. 2004 erhielt Boning den Grimme-Preis.
Die wirklich wichtigen Themen des Lebens
Finden Sie, Tony Blair hat in der Angelegenheit der britischen Gefangenen im Iran richtig gehandelt? Hätte Helmut Kohl den Friedensnobelpreis wirklich verdient? Leiden Sie schon unter der Gesundheitsreform? Wo würden Sie Ihre Eier verstecken, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre?
Es gibt ja so viele Fragen, mit denen man ein Meinungsforschungsinstitut beauftragen könnte, sie der deutschen Bevölkerung in einer repräsentativen Umfrage zu stellen.
Das Faltblatt „TV Guide“ entschied sich für diese: Glauben Sie an einen Quotenanstieg bei Verliebt in Berlin, wenn Lisa Plenske vorübergehend zurückkehrt? Vielen Dank dafür. Die Antwort lautet übrigens: Ja. Toll.
Die wissen tatsächlich, was gut ist
Heute startete auf dem Alles-Sendeplatz des ARD-Vorabendprogramms die neue Kuppel-Doku-Soap Ich weiß, wer gut für dich ist.
„Ich wusste schon, dass Bruce auf dem Sendeplatz nicht gut für mich ist!“, schreibt s.maetje in den Kommentaren zum Lexikoneintrag, und es ist kaum in Worte zu fassen, welch enorme Verbesserung der Bruce-Nachfolger ist. Jede Woche soll ein Single mit der Hilfe von vier Freunden verkuppelt werden. Jeder der Freunde organisiert ein Date, jeden Tag wird eins gezeigt. Im Prinzip ist die Reihe so ähnlich aufgebaut wie Das perfekte Dinner, nur dass hier nicht das Essen mit Punkten bewertet wird, sondern der, der es isst.
In den ersten fünf Minuten war die neue Reihe ungefähr so unterhaltsam wie eine gedruckte Kontaktanzeige im Wochenblatt, es wimmelte von Floskeln, und „Hobbys haben“ galt schon als Eigenschaft. Kandidatin Ilka tat kund, sie wünsche sich einen Landwirt. Huch! Ausgerechnet einen Landwirt, na so was. Aber wo bekommt man heutzutage noch einen Bauern her, der eine Frau sucht?
Doch dann bekam die Sendung plötzlich Charme und Witz. Ilkas erste Freundin organisierte ihr ein Date mit einem Wirt. Sie hatte wohl erst zur zweiten Silbe eingeschaltet, was verständlich ist, denn die Sendung hatte ein paar Minuten früher als ausgedruckt begonnen. Es folgten die üblichen mit der Kamera dokumentierten Anbandelungsversuche und die üblichen dazwischen geschnittenen Statements, und irgendwie war dabei doch gar nichts wie üblich: Die Interviewgeber waren zum Zeitpunkt ihrer Aussagen auf exakt demselben Stand wie die Zuschauer und durften das eben Gesehene nach Herzenslust gehässig kommentieren. Und natürlich hatten sie an allem etwas auszusetzen, schließlich waren sie ja der Meinung, ihr Kandidat, der in den nächsten Tagen noch folgen wird, sei sowieso der bessere.
Schon vor dem Date durchsuchten die Freundin und Ilka mit dem Einverständnis des Wirts, aber in dessen Abwesenheit, seine Wohnung, und auch das war bereits eine Gelegenheit für leidenschaftliches Lästern.
Ich weiß, wer gut für dich ist ist schnell und liebevoll geschnitten, kurzweilig, lustig und charmant und wird von einem zurückhaltenden Off-Sprecher begleitet, der nichts erzählt, was man sowieso sieht. Wer rechnet denn mit so was?
Es wäre schön, wenn das Erste mit dieser gelungenen Reihe endlich seinen Vorabenderfolg gefunden hätte. Sonst gibt’s auf dem Gemischtwarensendeplatz nämlich schon bald wieder ein Quiz, eine Weltkriegsdokumentation, eine Telenovela, das Beste aus dem Frühlingsfest der Volksmusik, eine bulgarische Sitcom oder einen Pantomimenwettbewerb.
Die Wochenshow
1996–2002 (Sat.1). „Die witzigsten Nachrichten der Welt“. Comedyshow am Samstagabend gegen 22.00 Uhr mit Parodien, Sketchen und Running Gags.
Zur Urbesetzung gehörten Ingolf Lück, Anke Engelke, Marco Rima und Karen Friesecke. Friesecke stieg bereits Ende 1996 aus, für sie kam Bastian Pastewka.
Die Show begann als halbstündige Nachrichtenparodie mit Lück als Anchorman hinter einem Schreibtisch. Lück zeigte zu mehr oder weniger aktuellen Themen Filme, die durch neue Synchronisation oder Schnitte verfremdet und in einen witzigen Zusammenhang gebracht wurden (Rudis Tagesshow hatte das 15 Jahre vorher schon mit Erfolg gemacht). Mit der Zeit kamen immer mehr feste Rubriken mit wiederkehrenden Figuren und Sprüchen dazu, die teilweise zu geflügelten Worten wurden.
Feste Bestandteile waren u. a. „Rickys Pop-Sofa“, Anke Engelke parodierte die Ex-Tic-Tac-Toe-Sängerin Ricky in einer fiktiven Teenie-Show; „Sex TV“ mit Bastian Pastewka als asexuellem Moderator Brisko Schneider („Hallo liebe Liebenden …!“); die Talkshow-Parodie „Vier um zehn“; Marco Rima als senil sinnierender Opa Adolf Frei; Ingolf Lück als Frührentner und Vordenker Herbert Görgens, der immer irgendeinen Blödsinn erfand und Reporter Pastewka mit der Frage nervte: „Komm ich jetzt im Fernsehen?“; Pastewka als Flachpfeife Ottmar Zittlau im Trainingsanzug; und Anke Engelke als Moderatorin des Nachrichtenüberblicks, an dessen Ende sie „zurück zu Lück“ gab, was der mit „Danke, Anke!“ kommentierte. In den ersten Monaten wirkte als ständiger Gast Herbert Feuerstein in der Rolle des Stuntmans Spartacus mit, der immer auf die Nase fiel.
Die anfangs mäßigen Zuschauerzahlen steigerten sich rasch und erreichten ab Ende 1997 sechs Millionen. Die Wochenshow wurde zum Muss und Anke Engelke von den Medien zu „Deutschlands witzigster Frau“ hochgejubelt und mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Grimme-Preis 1999. Diesen Erfolg reizte Sat.1 aus bis zum Gehtnichtmehr, verdoppelte die Sendezeit und zeigte ab 1998 immer im Anschluss an die neuen Ausgaben Wiederholungen alter Folgen unter dem Titel Die Wochenshow – Classics (während der Sommerpause liefen gleich zwei Wiederholungen hintereinander), außerdem gelegentlich Zusammenschnitte als Die Wochenshow – Extra. Fast im Alleingang schaffte es Die Wochenshow, ihrem Sender Sat.1 zu einem Comedy-Image zu verhelfen. Zur Sendung erschienen Videos und CDs.
Im März 1999 stieg Marco Rima aus und wurde durch Markus Maria Profitlich ersetzt. Der allmähliche Abstieg begann 2000. Im Frühjahr gab sich das komplette Ensemble für die fünfteilige Dauerwerbesendung Die Neckermann Geburtstagsshow her. Im Juni 2000 ging auch Engelke und wurde nach der Sommerpause durch Annette Frier ersetzt. Pastewka und Profitlich verließen die Show im Juni 2001, für sie kamen nach der Sommerpause gleich vier Neue: Nadja Maleh, Michael Kessler, Bürger Lars Dietrich und Gerhard G. Gschwind. Dem Namen angemessen verschwand Gschwind nach nur vier Wochen wieder, auch Maleh war bald wieder weg.
Im Frühjahr 2002 fielen die Quoten auf unter zwei Millionen, und Sat.1 beschloss, die regelmäßige Ausstrahlung einzustellen. Es folgten bis Juni 2002 noch zwei Specials zur Fußballweltmeisterschaft, ein weiteres Jahr Classics-Wiederholungen am Samstagabend und im April 2004 ein weiteres neues Special zum Jubiläum „20 Jahre Sat.1″.
Die Wombels
1977–1983 (ZDF); 1998 (KI.KA). 99-tlg. brit. Puppentrickserie nach Geschichten von Elisabeth Beresford („The Wombles“; 1973–1998).
Die Wombels sind kleine, dickbäuchige, zottelige Wesen mit spitzen Schnauzen. Sie leben in Wimbledon in niedlichen Erdlöchern, die mit alten Zeitungen tapeziert sind, und sammeln den Müll, den die Menschen überall herumliegen lassen, um ihn auf originelle Art wiederzuverwerten. Familienoberhaupt ist Großonkel Bulgaria, zur Sippschaft gehören außerdem Orinoco, Wellington, Tomsk, Tobermory und Bango. Madame Cholet ist die französische Haushälterin. Erzähler ist Dieter Hallervorden (im englischen Original: Bernard Cribbins), der auch allen Wombels die Stimme leiht.
Die fünfminütigen Folgen liefen dienstags im Vorabendprogramm. Der Titelsong lautete: „Umwelt fängt an vor der eigenen Tür. / Wombles sind Wesen, die tun was dafür. / Leise und freundlich und sauber sind sie. /Jeder muss wombeln, denn sonst klappt das nie!“ Komponiert hat ihn Mike Batt. In Großbritannien schaffte es der „Wombling Song“ ebenso wie diverse Nachfolgelieder sogar in die Charts.
Zum 25-jährigen Jubiläum wurden 39 neue Folgen der Serie produziert, die in Deutschland der KI.KA zeigte. Jetzt verfügten die Wombles auch über Internet und Womfaxe und hatten einige neue Freunde: Miss Alderney, Shansi, Stepney und Obidos. Der Text der Titelmusik war dem Zeitgeist entsprechend weniger ökologisch engagiert und dafür eine platte Übersetzung des englischen Originals: „Oberirdisch, unterirdisch, wombeln wir los. / Wir Wombles sind auf jeder Wiese ganz groß. / Machen tolle Sachen, und jetzt haltet Euch fest, / mit allerhand Müll, den man hier hinterlässt.“
Diese Drombuschs
1983–1994 (ZDF). 39‑tlg. dt. Familienserie von Robert Stromberger, Regie: Claus Peter Witt und Michael Meyer.
Vera (Witta Pohl), eigentlich Krankenschwester, und Siegfried Drombusch (Hans-Peter Korff) führen ein Antiquitätengeschäft in der Innenstadt von Darmstadt. Ihre Kinder Marion (Sabine Kaack; ab der sechsten Staffel: Susanne Schäfer) und Chris (Mick Werup) sind schon erwachsen, nur Nesthäkchen Thomi (Eike Hagen Schweickhardt) geht anfangs noch zur Schule und leistet später seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr. Chris ist Polizist, Marion schlägt sich zunächst mit wechselnden Tätigkeiten durchs Leben. Sie hat einen unehelichen Sohn namens Daniel (Jan Harndorf). Ihr Freund ist der Fotograf Gerd Schräpper (Peter Buchholz), später Dr. Peter Wollinski (Thomas Schücke). Oma Margarete Drombusch (Grete Wurm) lebt seit dem Tod ihres Mannes allein und leidet darunter, nicht mehr gebraucht zu werden. Vera und Siegfried träumen vom eigenen Haus und kaufen auf Vorschlag von Onkel Ludwig Burlitz (Günter Strack) die Alte Mühle vor der Stadt. Sie renovieren sie, ziehen ein und verlegen ihr Geschäft dorthin. Siegfried erleidet einen Herzinfarkt und stirbt in Folge 13.
Vera und Marion eröffnen in der alten Mühle zusätzlich zum Geschäft noch ein Lokal, das Onkel Ludwig führt. Ludwig, lange Zeit heimlich in Vera verliebt, offenbart ihr nun seine Liebe, ist und bleibt jedoch chancenlos. Vera kommt mit Dr. Martin Sanders (Michael Degen) zusammen. Chris heiratet Tina Reibold (Marion Kracht). Durch einen Unfall verliert die schwangere Tina ihr Baby und kann danach keine Kinder mehr bekommen. Zufällig lernen sie den kleinen Richy Streightner (Jacques Hipplewith) kennen, einen schwarzen Jungen, dessen Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommen. Die beiden sorgen für ihn. Bei einem Polizeieinsatz im Fußballstadion wird Chris von Hooligans so schwer verprügelt, dass er in Folge 31 seinen Verletzungen erliegt. Tina führt einen langen Kampf mit dem Jugendamt, weil sie Richy adoptieren möchte, und darf den Jungen schließlich bei sich behalten.
Yvonne Boxheimer (Anja Jaenicke), die alle nur Yvonnche nennen, ist ein stummes Mädchen vom Rummelplatz, das bei Onkel Ludwig und dessen mütterlicher Freundin Frau Hohenscheid (Heidemarie Hatheyer) wohnt. Zum Ärger der Familie nimmt Ludwig auch Woody (Mathias Hermann) auf, der an der Prügelei mit Chris beteiligt war, den aber keine Schuld trifft, wie sich später herausstellt. Zu den Schuldigen gehört dagegen Yvonnches Bruder Karlheinz (Thomas Ahrens). Sowohl Yvonnche als auch Woody helfen im Lokal aus, außerdem hat Ludwig Marga Diebelshauser (Simone Rethel) als Bedienung eingestellt. Marion pachtet die „Katakomben“, eine heruntergekommene Spelunke, und macht ein ansehnliches Restaurant daraus. Der Anwalt Maximilian Lechner (Sigmar Solbach) ist ihr neuer Freund. Onkel Ludwig gibt das Lokal in der Alten Mühle an Hermann Eurich (Hans Weicker) ab, er selbst übernimmt auf dem Rummelplatz das Kasperltheater.
Vera scheint an den Schicksalsschlägen zu zerbrechen. Sie hat sich von Martin Sanders getrennt, wird depressiv, nimmt Medikamente und kommt ins Krankenhaus. Onkel Ludwig gelingt es, ihr neuen Lebenswillen zu geben, indem er das schwangere Yvonnche und ihren Freund Jürgen Baumert (Christian von Richthofen) in der Alten Mühle wohnen lässt und Vera so eine neue Aufgabe verschafft. Tatsächlich geht es ihr nach der Geburt von Yvonnches Baby wesentlich besser. Holger Kretschmar (Max Herbrechter) ist Tinas neuer Freund, sie trennt sich jedoch von ihm, als sie erfährt, dass er dafür verantwortlich ist, dass ihr Vater (Heinz Gerhard Lück) im Gefängnis sitzt. Holger wird daraufhin Koch in Marions „Katakomben“. Onkel Ludwig wandert nach Mauritius aus. Oma Drombusch, deren Freundin Frau Werbelhoff (Jane Tilden) seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt, wird langsam alt und verwirrt und benötigt Aufsicht. Vera überredet Marion, sich um Oma zu kümmern. Damit hat sie selbst jetzt keine Verantwortung mehr. Also reist Vera Onkel Ludwig nach Mauritius nach.
Die Familienserie der 80er‑Jahre schlechthin. Mit seinem schon bei den Unverbesserlichen demonstrierten einzigartigen Realismus zeigte Robert Stromberger das Alltagsleben einer normalen Familie zwischen Banalität und Schicksalsschlägen, zeigte Konfliktthemen wie Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Demonstranten oder den Umgang mit alten Menschen in all ihrer Komplexität und von verschiedenen Standpunkten, führte immer wieder schonungslos den Hang der Menschen zum Selbstbetrug vor.
Dabei war es manchmal schwer zu entscheiden, was unerträglicher war: das stumme Schweigen aller am Esstisch oder die endlosen Debatten der Beteiligten. Nicht untypisch ist dieser Dialog zwischen Vera und Siegfried, der ihr vorwirft, für Thomis Fünf in Mathe und die ungenügende Beaufsichtigung der Hausarbeiten verantwortlich zu sein – schließlich sei sie diejenige, die zu Hause ist. „Stimmt“, erwidert Vera. „Ich bin in der Tat samstags zu Hause. Während du aufregende Entspannung auf der Fußballtribüne suchst. Ich bin auch sonntags zu Hause. Während du beim strapaziösen Frühschoppen überparteiliche Beziehungen pflegst. Und besonders bin ich in der Woche abends zu Hause. Wenn du bei zeitungsträchtigen Vereinsfeiern die Partei vertrittst, bedeutungsvolles Blablabla machst und mit städteverschwisternden Damen charmierst. Das ist das Partnerschaftsbild der Jahrhundertwende!“ – „Ich möchte doch sehr bitten, ja? Du wirst die einträchtige Wechselbeziehung zwischen Politik und Geschäft nicht bestreiten wollen.“ – „Das tu ich auch gar nicht. Aber wo bleibt die Wechselbeziehung zwischen Vater und Sohn?“ Die ewig steifnackige, gut meinende und zu kurz kommende Vera hielt immer wieder endlose Moralpredigten mit Poesiealbum-Ratschlägen. Ihr enttäuscht-vorwurfsvoller Blick („Ist das fair?“) wurde für eine ganze Generation zur prägenden Fernseherfahrung.
Diese Drombuschs war eine der erfolgreichsten Serien des deutschen Fernsehens. So erfolgreich, dass sie der ARD einen „Drombusch-Schock“ verpasste: Die Folge vom 13. Januar 1992 schaffte den sagenhaften Marktanteil von 45 Prozent, und die Tagesschau schauten gleichzeitig so wenig Menschen wie noch nie. Das löste bei der ARD hektische Bemühungen aus, ihren eigenen Vorabend so populär wie irgend möglich mit eigenproduzierten Serien zu bestücken.
Die Folgen waren zunächst einstündig, hatten ab 1989 Spielfilmlänge und liefen immer zur Primetime.
Diese Männer verdienen die Tapferkeitsmedaille
Stefan und Peer halten es für zumutbar, sich die Sommerausgabe von Wetten, dass…? mit Thomas Gottschalk, Dieter Bohlen und Roberto Blanco anzusehen und wollen wahrscheinlich die Frage, ob geteiltes Leid wirklich halbes Leid ist, einer Belastungsprüfung unterziehen.
Hier bloggen sie live.
Diplomaten küsst man nicht
1987-1988 (SR). 20-tlg. dt. Comedyserie.
Klassische Verwechslungskomödie: Weil Oberamtsrat Carl-Friedrich Schleicher (Siegfried W. Kernen) seinen Papierkram nicht im Griff hat, wird im Auswärtigen Amt in Bonn die Bewerberin für die freie Stelle der Küchenchefin, Gundula Schmidt (Corinna Genest), versehentlich auf die ebenfalls freie Stelle der stellvertretenden Protokollchefin gesetzt. Protokollchef von Bösecken (Hans Peter Korff), Verwaltungschef Schulz-Piffel (Walter Hoor), Staatssekretär Hasenclever (Uwe Friedrichsen) und Chefsekretärin Juliane Diependonck (Trees van der Donck) merken nix, haben dafür aber lustige Nachnamen, Frau Schmidt hält ihren Mund, und wie beabsichtigt geht alles drunter und drüber.
Die halbstündigen Folgen liefen im regionalen Vorabendprogramm der ARD. Im Bereich des Saarländischen Rundfunks waren sie bereits einige Tage vorher in Südwest 3 zu sehen.
Disco
1971–1982 (ZDF). „Hits und Gags mit Ilja Richter“. 45-minütige Popmusikshow mit Ilja Richter, dem damals jüngsten Entertainer im deutschen Fernsehen. Richter war 18 Jahre alt, als die Reihe begann. Seit er 16 war, hatte er bereits 4-3-2-1 — Hot And Sweet moderiert, dessen Nachfolgesendung Disco war.
Disco lief alle vier Wochen samstags, zunächst um 18.45 Uhr, dann um 18.00 Uhr, ab 1975 wegen des großen Erfolgs näher am Hauptabendprogramm um 19.30 Uhr. Interpreten spielten im Studio ihre aktuellen Hits, die Bandbreite reichte von Julio Iglesias und Michael Holm bis zu Deep Purple und den Rolling Stones.
Internationale Stars, die nicht in die Sendung kamen, waren in Videoeinspielungen mit ihren Songs zu sehen. Ein weiterer Einspielfilm porträtierte pro Ausgabe ausführlich einen Star. Dazu gab es gesungene und gespielte Sketche mit Ilja Richter und Gästen, die teils live, teils vorproduziert waren. Neben den Gästen war Richters Schwester Janina regelmäßige Sketchpartnerin. Bei einem Quiz konnten die Fernsehzuschauer als Hauptpreis einen Besuch in der nächsten Sendung gewinnen.
Jede Sendung begann zunächst mit dem Auftritt einer Band, bevor Richter zum ersten Mal die Bühne betrat. Zu Begrüßung rief er: „Hallo Freunde!“, und das Studiopublikum rief zurück: „Hallo Ilja!“ Wenn der Gewinner des Preisrätsels bekannt gegeben wurde, rief Richter: „Licht aus“ (und alle riefen: „Whom! “) – „Spot an!“ (alle: „Yeah! “), und ein verschüchtertes Etwas saß vor den Augen der Öffentlichkeit zaghaft winkend im Lichtkegel.
Disco wurde die mit Abstand populärste Musiksendung des westdeutschen Fernsehens. Zur Überraschung aller Beteiligten war die Sendung nicht nur bei der anvisierten Zielgruppe der Teenager ein großer Erfolg, auch viele ältere Menschen schauten zu. Der anfängliche Untertitel „Musik für junge Leute“ wurde nach dieser Erkenntnis ab 1973 gestrichen, ältere Zuschauer wurden sogar gezielt ins Studio eingeladen. Jeder Besucher bekam eine „Aufwandsentschädigung“ von 25 DM.
Insgesamt schalteten durchschnittlich 20 Millionen Menschen ein. Das verwundert angesichts der obskuren Mischung der auftretenden Künstler ebenso wie im Hinblick auf die Qualität der Comedyeinlagen. Die Sketche zeichnete eine verheerende Experimentierfreude mit der neuen Technik der Blue Box aus, die Moderationen ein skrupelloser Hang zum Kalauer um jeden Preis. In einer Sendung sagte Richter, offenbar motiviert durch die Olympischen Spiele in München: „Als Moderator fuhr er hin, als Champignon kam er zurück. Um mit den Olympischen Ringen zu sprechen: O, O, O, O und O. Das Publikum hat die Tribünen voll gemacht, und alle haben ’ne Fahne.“
Spontane Gespräche mit den Bands begannen gern damit, dass der Moderator sich von einer Sängerin fragen ließ, wie er heiße, und er antworte. „Ilja. Riecht er?“ Richter war zwar jugendlich-locker, was seinen Moderationsstil anging, unterschied sich aber von anderen Jugendmoderatoren durch seine Kleidung, die völlig unjugendlich stets aus einem korrekten Anzug mit Fliege bestand. Natürlich war Richter viel zu dürr, als dass dieser hätte ordentlich sitzen können.
Der Sendetitel beinhaltete noch die jeweils auf zwei Stellen gekürzte aktuelle Jahreszahl, z. B. Disco ’76. Insgesamt liefen 133 Ausgaben. Nach dem Ende der Reihe war auch Richters Fernsehkarriere im Alter von 29 Jahren weitgehend zu Ende. Er wirkte zwar danach in vielen Shows, albernen Filmen oder Bühnenstücken mit, bekam aber nie wieder eine eigene regelmäßige Sendung. Im Sommer 1994 liefen als Das Beste aus Disco sechs Zusammenschnitte seiner Erfolgsshows im ZDF.