Die Abenteuer des Bob Moran
1963–1964 (ARD). 26-tlg. frz. Abenteuerserie nach den Geschichten von Henri Vernes, Regie: Robert Vernay („Les Aventures de Bob Morane“; 1963–1965).
Der Journalist Bob Moran (Claude Titre) reitet als Abenteurer durch die Welt und hilft unterwegs Menschen in Not, löst Fälle und Probleme. Fast überall hat er einen Anlaufpunkt, wo er sich für eine Weile niederlassen kann. Immer an seiner Seite ist sein abergläubischer Freund Bill Ballantine (Billy Kearns), der permanent Whiskey trinkt. Er ist wie Bob ein Abenteurer, aber manchmal etwas vorsichtiger.
Die halbstündigen Folgen liefen im regionalen Vorabendprogramm. Sie basierten auf den Heftromanen von Henri Vernes, die seit 1953 in Frankreich erfolgreich waren. 19 der im Original mehr als 150 Romane erschienen nach dem Start der Fernsehserie auch in Deutschland. Die Figur des Bob Morane war in Frankreich außerdem Held einer Comicheft-Reihe, auf der wiederum die Zeichentrickserie Bob Morane basierte, die Super RTL Anfang 1999 zeigte.
Die Abenteuer des Hiram Holliday
1961–1968 (ARD). 26-tlg. US-Comedyserie nach den Kurzgeschichten von Paul Gallico („The Adventures Of Hiram Holliday“; 1956–1957).
Der Zeitungskorrektor Hiram Holliday (Wally Cox) bekommt von seinem Arbeitgeber eine Reise um die Welt geschenkt. Der Reporter Joel Smith (Ainslie Pryor) begleitet ihn. Unterwegs bestehen die beiden viele Abenteuer, deren Bewältigung dank Hiram kein Problem ist. Er ist zwar klein und schmächtig, trägt altmodische Anzüge und eine Nickelbrille, weiß und kann aber einfach alles. Er beherrscht alle wichtigen Kampfkünste und spricht außer Mittelassyrisch jede Sprache. Auch in der eigenen drückt er sich sehr gewählt aus. Als Waffe benutzt er gegebenenfalls seinen Regenschirm, den er immer bei sich trägt. Sein Gegner ist in einigen Folgen der Unterweltboss Monsieur Cervaux (Sebastian Cabot).
Die halbstündigen Folgen liefen im regionalen Vorabendprogramm.
Die Abenteuer des jungen Indiana Jones
1992–1995 (Sat.1). 30-tlg. US-Abenteuerserie („The Young Indiana Jones Chronicles“; 1992–1993).
Die Erlebnisse des Archäologen Henry „Indiana“ Jones in seinen frühen und späten Lebensabschnitten: als 16-Jähriger (Sean Patrick Flanery), als Zehnjähriger (Corey Carrier) und als 93-Jähriger (George Hall), der auf seine Jugend zurückblickt. Der junge Indy, oft begleitet von seinem Freund Remy (Ronny Coutteure), trifft bei seinen Abenteuern Personen der Zeitgeschichte, darunter Thomas Alva Edison, Lawrence von Arabien, Sigmund Freud oder Theodore Roosevelt.
Nach drei erfolgreichen Kinofilmen mit Harrison Ford in der Rolle des Indiana Jones zeigte Produzent George Lucas in der Fernsehserie Indys Abenteuer in anderen Abschnitten seines Lebens. Harrison Ford hatte in einer Folge einen Gastauftritt als 50-jähriger Indiana Jones.
Jede Folge war eine Stunde lang. Sat.1 war Koproduzent der zweiten Staffel.
Die Abenteuer des Monsieur Vidocq
1971–1976 (ARD). 13-tlg. frz. Abenteuerserie von Georges Neveux, Regie: Marcel Bluwal und Pierre Goutas („Les nouvelles aventures de Vidocq“; 1971–1973).
Der ehemalige Verbrecher François Vidocq (Claude Brasseur) hat die Seiten gewechselt und ist zum Chef der französischen Kriminalpolizei Sûreté ernannt worden. Er arbeitet jetzt im Auftrag des Justizministers, sein früherer Widersacher Flambart (Marc Dudicourt) ist nun sein Kollege. Verständlicherweise widerwillig. Die alten Kontakte, u. a. zu Henri Desfossés (Jacques Seiler), pflegt Vidocq weiterhin; sie helfen ihm bei der Lösung manchen Falles. Baronesse de Saint-Gely (Danièle Lebrun) ist seine Bewunderin.
Fortsetzung der Serie Vidocq, in der Bernard Noël die Titelrolle gespielt hatte. Nach dessen Tod im September 1970 beschloss Regisseur Bluwal, auch die anderen Rollen neu zu besetzen. Lediglich Jacques Seiler war in beiden Serien dabei. Wie schon der Vorgänger orientierte sich auch die Neuauflage an historischen Begebenheiten, um der Unterhaltung willen wurde aber einiges hinzugedichtet.
Der bekehrte François Eugène Vidocq (1775–1857) gilt als Erfinder der modernen Verbrechensbekämpfung, ihm wird u. a. die Einführung der Kriminalstatistik zugeschrieben. 1811 wurde er Chef der Sûreté und befehligte eine Truppe, die er zu großen Teilen aus anderen früheren Gaunern rekrutierte. Vidocq schrieb später seine Memoiren, die bereits mehrfach fürs Kino verfilmt wurden, u. a. 1946 mit George Sanders in der Hauptrolle, und auf denen auch die beiden Fernsehserien basierten.
Die Folgen dauerten eine knappe Stunde. Die ersten sechs liefen 1971 alle 14 Tage samstags um 20.15 Uhr, die weiteren einige Jahre später im regionalen Vorabendprogramm.
Die Abenteuer von Sherlock Holmes
1987 (SWR). 13-tlg. brit. Krimiserie nach Erzählungen von Arthur Conan Doyle („The Adventures of Sherlock Holmes“; 1984-1985).
Sherlock Holmes (Jeremy Brett) und Dr. John Watson (David Burke) gehen auf Verbrecherjagd und lassen Inspektor Lestrade (Colin Jeavons) alt aussehen.
Jeremy Brett spielte Holmes als intelligenten und mutigen, aber auch wunderbar arroganten, schlecht gelaunten Teufel, der die Täter durch das bloße Heben einer Augenbraue einschüchtern konnte. Die Serie wurde unter den Titeln Die Wiederkehr von Sherlock Holmes und Sherlock Holmes fortgesetzt.
Die Folgen waren 45 Minuten lang. Die Serie lief 1987 in DFF 2.
Die Affäre Semmeling
2002 (ZDF). 6-tlg. dt. Familiensaga von Dieter Wedel.
Bruno (Fritz Lichtenhahn) und Trude Semmeling (Antje Hagen), seit 40 Jahren verheiratet, stecken das Erbe einer Tante in die Renovierung ihres Hauses. Als das Finanzamt auf dieses Erbe eine Steuernachzahlung von 270 000 Mark fordert, haben sie ein Problem. Währenddessen machen Semmeling-Sohn Sigi (Stefan Kurt) bei der SPD und seine Frau Silke (Heike Makatsch) bei den Grünen politische Karriere in Hamburg, hauptsächlich weil Sigi Zeuge eines krummen Geschäfts zwischen Bürgermeister Dr. Hennig (Robert Atzorn) und dem Unternehmer Asmus (Heiner Lauterbach) wurde und sich die „Förderer“ so Semmelings Schweigen erkaufen wollen. Hennig tritt zurück, als er bei den Wahlen massive Verluste hinnehmen muss, Axel Ropert (Heinz Hoenig) wird sein Nachfolger. Er beginnt eine Affäre mit Silke, an der ihre Ehe mit Sigi zerbricht, der seinerseits eine Affäre mit Katja (Maja Maranow) hat. Sigi bemüht sich, auch mit der Hilfe von Senator „Beton-Walter“ Wegener (Mario Adorf), durch sanften Druck das Finanzamt von einer weiteren Verfolgung seiner Eltern abzubringen. Schließlich wird Sigi selbst Senator.
1972 hatte der damals 28 Jahre alte Nachwuchsregisseur Dieter Wedel mit der Semmeling-Saga Einmal im Leben seinen ersten großen Erfolg. Er setzte sie vier Jahre später in Alle Jahre wieder: Die Familie Semmeling fort und griff dann erst wieder fast 30 Jahre nach dem ersten Mehrteiler wieder auf die Semmelings zurück. Nach so langer Zeit konnte man schon mal vergessen haben, dass der Semmeling-Sohn damals noch Kay und nicht Sigi hieß und dass die Semmeling-Geschichten eigentlich mal eine Komödie waren. Die Rollen von Bruno und Trude wurden mit denselben Schauspielern besetzt wie damals, die anderen Rollen mit denselben Schauspielern wie jeder Wedel-Mehrteiler der vorangegangenen Jahre.
Die spielfilmlangen Folgen liefen innerhalb von zwei Wochen zur Primetime. Das ZDF hatte sein bis dahin teuerstes Projekt offensiv beworben – und wurde enttäuscht. Statt der für Wedel üblichen sieben bis neun Millionen Zuschauer schalteten nur noch fünf Millionen ein, und Wedel war geschockt. Den Titelsong „Turn It Into Something Special“ sang Sasha.
Die Alm
2004 (ProSieben). „Promischweiß und Edelweiß“. Reality-Show mit Sonya Kraus und Elton.
Möchtegern-Prominente stellen sich der Herausforderung, einige Zeit in einer urigen Hütte in den Bergen zuzubringen und dort ein luxusfreies Bauernleben wie vor 100 Jahren zu führen. Zu den Probanden gehören – nicht immer gleichzeitig: René Weller, Detlef „D!“ Soost, Kelly Trump, Daniel Lopes, Kader Loth, Diana Herold, Andrea Kempter, Lorenzo, Tatjana Gsell, Gunter Gabriel, Djamila Rowe und Nico Schwanz. Die Zuschauer können niemanden herauswählen, aber bestimmen, wer eine Dschungelprüfung… nein: wer der „Sepp des Tages“ wird und irgendwelche fiesen Extraaufgaben erledigen muss, damit es z.B. warmes Essen für alle gibt. Natürlich mussten Bauern vor 100 Jahren nicht zwingend in Gülle baden, aber ohne das wäre es ja nur halb so ulkig. Eine gewisse Frau Kader Loth, die sich wohl Jahre vorher für „Penthouse“ ausgezogen hatte, gerade erst bei Big Brother herausgewählt worden war und schon in einer „Promi“-Ausgabe vom Frauentausch auf einem Bauernhof leben musste, wurde am Ende zur Almkönigin gekürt.
Die Show verband die Grundidee von Schwarzwaldhaus 1902 mit dem Ereignis-Charakter und B-Promi-Faktor der Dschungel-Show Ich bin Star – Holt mich hier raus, war dabei aber ungleich trashiger. Pate stand vermutlich auch die US-Show The Simple Life, die Pro Sieben kurz zuvor gezeigt hatte. Drei Wochen lang liefen täglich einstündige Live-Shows zur Primetime. Eigentlich hatte die Show nach zwei Wochen enden sollen, doch kurz vor dem geplanten Finale beschloss Pro Sieben spontan, wegen anhaltend guter Einschaltquoten die Herrschaften eine Woche länger auf der Alm zu halten. Anfang 2005 folgte das ähnliche Format Die Burg.
Die Alte
Das ZDF ist endlich in den 80er-Jahren angekommen, und die Emanzipation hat den Freitagabend erreicht. In keinem der 20.15-Uhr-Krimis am Freitag hatte bisher eine Frau eine Rolle gespielt, die darüber hinaus gegangen war, den Ermittlern Kaffee zu kochen oder als verstörte Angehörige eines Mordopfers verdächtig in einer Villa herumzustehen. Doch jetzt wird alles anders, denn schon lange stellte sich die Frage, warum nicht auch eine Frau das Recht haben sollte, dieselben altmodischen Klischeeverfilmungen zu spielen wie Männer.
Die Redaktionskonferenz, in der das ZDF die neue Serie Die Chefin beschloss, stelle ich mir so vor:
– „Also gut, Katharina Böhm spielt die Kommissarin. Die war schon in Das Erbe der Guldenburgs super. Hat jemand eine Idee, wie die Serie aussehen könnte?“
– „Wir haben da noch etliche Drehbücher von Der Alte rumliegen, von denen manche erst fünfmal verfilmt wurden. Die könnten wir nochmal nehmen.“
– „Superidee. Aber ist diese Art von Fernsehen im Jahr 2012 noch zeitgemäß?“
– „Die Kommissarin könnte zusätzlich dauernd Erdnüsse essen.“
– „Das ist ja total crazy! Genau so machen wir’s!“
Und so entwickelt sich der neue Freitagskrimi des ZDF wie die meisten Freitagskrimis vor ihm auch. Die Ermittlerin steht mit ihrem Kollegen in Münchner Villen herum, wo die komplett verdächtige reiche Familie, inklusive obligatorischer rauchender Oma im Rollstuhl, verstört dreinblickt, untermalt von penetrant irritierender Psychomusik.
Die Ermittler fragen Alibis ab und stellen verbale Fallen wie aus dem Lehrbuch für Krimiautoren von 1969, in die die Einfaltspinsel von Verdächtigen pflichtgemäß reintappen.
– „Kim Landauer ist heute morgen vom Balkon gestürzt.“
– „Was? Das kann nicht sein. Warum sollte sie sich umbringen wollen?“
– „Von Selbstmord habe ich doch gar nichts gesagt.“
Doch dann, nach etwa der Hälfte der ersten Episode, muss jemand mehrere Seiten des Drehbuchs gekapert haben, und einige Elemente der Serie biegen in eine Richtung ab, die man von Autor Orkun Ertener, der viel für seinen KDD – Kriminaldauerdienst gepriesen wurde, erwartet hatte. Die Chefin bekommt ein Vor- und Privatleben und schnüffelt heimlich seit vier Jahren in eigener Sache: Damals wurde ihr Mann erschossen, ebenfalls ein Polizist, und noch immer hat niemand die genauen Umstände herausgefunden. Das wird wohl der rote Faden, der sich beiläufig durch die Serie ziehen soll.
Vorher kommt aber noch wie aus dem Nichts eine unerwartete Ladung Selbstironie, als Chefins neuer Kollege einen lebensgroßen Derrick aus Pappe in seinem Büro aufstellt.
Screenshots: ZDF
Das macht die Premiere der Chefin insgesamt noch nicht zu aufregendem oder ungewöhnlichem Fernsehen, gibt aber zumindest ein bisschen Hoffnung.
Die Chefin, heute um 20.15 Uhr im ZDF.
Die Aubergers
1997–1998 (ZDF). 14-tlg. dt. Familienserie von Gabriela Sperl, Regie: Karin Hercher und Peter Deutsch.
Der Familienpatriarch Herbert Auberger (Dieter Eppler) verfügt, dass seine Söhne Harry (Gerhart Lippert) und Albert (Mark Kuhn) sein Erbe antreten und gemeinsam die Familienkanzlei übernehmen. Beide mögen sich nicht und haben völlig unterschiedliche Ansichten und Einstellungen: Albert geht es nur um den Profit, Harry möchte den kleinen Leuten helfen. Trotzdem werden sie natürlich ein gutes Gespann. Harry ist mit Susanne (Silvia Reize) verheiratet, ihre Kinder heißen Dany (Martin Kluge) und Molly (Bernadette Heerwagen). Alberts Frau ist Theresa (April Hailer), der gemeinsame Sohn Stephan (Fabian Zapatka). Luise Auberger (Ursula Lingen) ist Harrys Mutter.
Die 50-Minuten-Folgen liefen freitags um 19.25 Uhr.
Die Ausgeflippten
1988-1990 (Sat.1); 1992 (Kabel 1). 90-tlg. US-Sitcom von Susan Harris („Soap“; 1977-1981).
Parodie auf Seifenopern: Die Geschichte zweier Schwestern, eine reich und eine arm. Das wohlhabende Ehepaar Jessica (Katherine Helmond) und Chester Tate (Robert Mandan) hat drei Kinder: Eunice (Jennifer Salt), Corinne (Diana Canova) und Billy (Jimmy Baio). Chester ist seiner Frau regelmäßig untreu, dafür wird Jessica wegen Mordes verurteilt. Den hat aber ebenfalls Chester begangen. Er kommt in den Knast, bricht jedoch gemeinsam mit dem Mörder Dutch (Donnelly Rhodes) aus, der wiederum mit Eunice durchbrennt. Corinne heiratet den Priester Timothy Flotsky (Sal Viscuso) und bekommt ein Baby von ihm, das vom Teufel besessen ist. Jessicas Vater, der Major (Arthur Peterson), spielt immer noch Krieg, weil er nicht merkt, dass der längst vorbei ist. Benson (Robert Guillaume) ist der vorlaute Butler der Familie, sein Nachfolger wird später Saunders (Roscoe Lee Browne).
Jessicas Schwester Mary Dallas Campbell (Cathryn Damon) lebt in einer Arbeiterfamilie mit ihrem Mann Burt (Richard Mulligan), dem schwulen Sohn Jodie (Billy Crystal) und dem kriminellen Sohn Danny (Ted Wass), der aus der Mafia austreten möchte, als Gegenleistung aber Burt umbringen soll, der lange vorher Marys ersten Mann ermordet hat. Er lässt ihn leben, und statt zu sterben wird Burt erst von Außerirdischen entführt und geklont und später Sheriff.
Die Amerikaner mögen Soaps, bösartige Parodien auf sie mögen sie nicht. ABC erhielt nach dem Start von Soap 32.000 Briefe. Neun davon verteidigten die Show, die restlichen teilten die Meinung eines Priesters, die Show versuche, „unsere moralischen Werte zu unterminieren“. Dabei war die Sitcom vor allem eines: hemmungslos albern. Jede Folge begann mit einem ausführlichen Rückblick auf die bisherigen Ereignisse, der mit dem Satz schloss: „Sind Sie jetzt sehr durcheinander? Verwirrt? Nach dieser Folge werden Sie alles besser verstehen!“
26 Folgen waren bereits Anfang der 80er-Jahre unter dem Titel Soap oder Trautes Heim in den Dritten Programmen gelaufen. Sat.1 zeigte später 65 und Kabel 1 weitere 25 Folgen. Butler Benson bekam nach einiger Zeit seine eigene Serie, Benson. Serienerfinderin Susan Harris hatte ihren größten Erfolg später mit den Golden Girls.