Der Schatz im Niemandsland
1987 (ZDF). 6‑tlg. dt. Jugend-Abenteuerserie von Peter Weissflog.
Teenager Hanna Imhoff (Katja Woywood) und ihre Freunde Oliver Blanckenburg (Oliver Prochnow) und Bernd Friesecke (Christian Schwade) suchen gemeinsam einen Schatz. Die Schatzkarte ergibt sich aus einem Karl-May-Buch, das mit geheimnisvollen Zeichen und Markierungen durchsetzt ist. Hanna hat das Buch bei einem Besuch in Ägypten entdeckt, wo ihre Mutter Mounira (Jocelyne Boisseau) mit ihrem neuen Freund Abdel Rahman (Horst Buchholz) lebt, der es ebenfalls auf das Buch abgesehen hat. Es stammt aus dem Antiquariat des Onkels von Hannas Freund Hassan Nawawi (Hisham Eldahrawy). In Berlin, wo Hannas Vater Paul (Peter Fricke) noch immer lebt, entdecken die Jugendlichen verborgene Gänge unter der Berliner Mauer, im Niemandsland zwischen Ost und West. Dort finden sie schließlich auch den Schatz, mehrere Truhen mit Schmuck, Gemälden und weiteren Karl-May-Büchern.
Klassische ZDF-Weihnachtsserie der 80er-Jahre: sechs Folgen, je 50 Minuten, Jugendliche erleben Abenteuer an exotischen Plätzen. Allerdings lief sie gar nicht am Vorabend über Weihnachten, sondern nachmittags im Frühjahr. Zwölfjährige in ganz Deutschland verliebten sich kollektiv in Katja Woywood, die mit der Serie ihre Schauspielkarriere begann. Nennenswerte Hauptrollen spielte sie danach nicht mehr, doch wurde sie zum oft gesehenen Gaststar in ZDF-Serien. Allein viermal fuhr sie mit dem Traumschiff, immer in einer anderen Rolle.
Der schwarze Bumerang
1982 (ZDF). 4‑tlg. dt. Abenteuerfilm von Rüdiger Bahr, Regie: George Miller, David Lee und Wolf Dietrich.
Die Biochemiker Dr. Peter Lester (Klaus Barner) ist ein umworbener Mann. Der Geschäftsmann Dr. Kutuya (Victor Kazan) möchte ihn für Arbeiten in Australien gewinnen, und auch der für ein amerikanisches Unternehmen tätige Dr. Ebert (Alexander Kerst) ist an ihm interessiert. Lester entscheidet sich für Australien und siedelt mit seiner Frau Helen (Danielle Volle) und dem 15-jährigen Sohn Michael (Paul Spurrier) um. Erst im Camp vor Ort erfährt er, dass Kutuya ihn zur Herstellung von Rauschgift benutzen will. Lester hatte die Formel für das Gift entdeckt und „Lestron“ genannt, wollte eigentlich aber nie wieder damit arbeiten. Dann verschwindet Michael Lester, weil er sich im australischen Busch verläuft, und als Gegenleistung für die Aussendung von Suchtrupps erzwingt Kutuya Peter Lesters Mitarbeit.
Im Camp ist auch Richard Duffy (Trevor Kent) eingetroffen, ein von Ebert geschickter amerikanischer Agent, der sich als Bulldozerfahrer tarnt. Ebert ist aus medizinischen Gründen an Lestron interessiert. Michael gelangt unterdessen zu einem Aborigine-Stamm und freundet sich mit dem jugendlichen Inua (Robert Dyer) und dessen Schwester Pirilli (May Walker) an. Mit ihnen verbringt er mehrere Monate, lernt das Leben der Aborigines kennen, und Inua bringt ihm nicht nur den Umgang mit dem Bumerang bei, sondern auch Telepathie. Die beiden werden Blutsbrüder. Es gelingt Michael schließlich, zu seinen Eltern ins Camp zurückzukehren, und mit der Hilfe des netten Alten Jimmy Croft (Harold Baigent) können sie von dort flüchten. Auf der Flucht wird Lester von den Verfolgern in den Kopf geschossen, überlebt aber. In einem dramatischen Finale kommt Kutuya im Kampf mit Duffy ums Leben. Lester erwacht aus dem Koma, kann sich an die Formel für Lestron aber nicht mehr erinnern.
Der schwarze Bumerang war der Adventsvierteiler 1982, jede Folge hatte Spielfilmlänge. Rüdiger Bahr, der sieben Jahre vorher im Adventsvierteiler Lockruf des Goldes selbst die Hauptrolle gespielt hatte, schrieb diesmal das Drehbuch. Damit brach das ZDF mit der Tradition, klassische Abenteuerromane zu verfilmen – die geeigneten Stoffe schienen erschöpft. Zwei Jahre später machten in Patrik Pacard erneut internationale Organisationen Jagd auf eine Formel. Noch ein paar Jahre später wurde Rüdiger Bahr die deutsche Stimme von Al Bundy in Eine schrecklich nette Familie.
Der Seewolf
1971 (ZDF). 4‑tlg. dt.‑frz. Abenteuerfilm von Walter Ulbrich nach dem Roman von Jack London, Regie: Wolfgang Staudte.
Anfang des 20. Jahrhunderts nimmt Kapitän Wolf Larsen (Raimund Harmstorf) auf seinem Robbenfänger „Ghost“ den Schiffbrüchigen Humphrey van Weyden (Edward Meeks) an Bord. Er ist eigentlich Schriftsteller, muss aber nun Kajütendienst machen und sich von der Besatzung demütigen lassen. Van Weyden stellt fest, dass er den bärenstarken und äußerst brutalen Larsen noch aus seiner Jugend kennt, behält es aber für sich, denn Larsen kann sich offenbar nicht mehr erinnern. Zur Besatzung gehören Schiffskoch Mugridge (Emmerich Schäffer), Schiffszimmermann Louis (Boris Ciornei) und Maat Johnson (Sandu Popa). Nach dem Verschwinden des Steuermanns wird van Weyden sein Nachfolger.
Larsens Brutalität macht auch vor Seeräubertaten nicht Halt, so kapert er das Schiff konkurrierender Robbenfänger und nimmt die Besatzung gefangen, ebenso fünf Schiffbrüchige, die er aus dem Meer gefischt hat, darunter mit Maud Brewster (Beatrice Cardon) auch eine Frau. Nach mehreren Versuchen gelingt van Weyden mit Maud schließlich die Flucht, und beide können Larsen und der „Ghost“ endlich entkommen. Sechs Jahre später macht sich van Weyden, inzwischen Besitzer seines eigenen Schiffs „Kittiwake“, gemeinsam mit dem Säufer Pankburn (Willi Kowalj) auf die Suche nach Larsen, den er auf einer Insel vermutet. Dort findet er ihn tatsächlich, alt, krank und blind. Es kommt zu einem letzten Kampf der beiden Männer, bei dem Larsen stirbt. Van Weyden wirft ihn ins Meer und geht wieder an Bord.
Humphrey van Weyden war zugleich der Off-Erzähler. Mehrfach gab es Rückblenden, in denen er sich an seine Jugend in San Francisco erinnerte, als er Joe (Franz Seidenschwan) genannt wurde, und die er mit seinem Freund „Frisco-Kid“ Larsen (Dieter Schidor) verbrachte.
Raimund Harmstorf wurde in dieser Serie zwar an keiner Stelle gedoubelt, aber synchronisiert: Dem Produzenten Walter Ulbrich war Harmstorfs eigene Stimme offenbar nicht ausdrucksstark genug, weshalb er den Schauspieler Kurt E. Ludwig engagierte, der Wolf Larsen seine Stimme lieh. Zur bekanntesten Stelle des Vierteilers wurde die Szene, in der Harmstorf als Wolf Larsen mit der bloßen Hand eine rohe Kartoffel zerquetschte. Ganz Deutschland sprach darüber, und wann immer Harmstorf in einer Fernsehshow auftrat, musste er dort den berühmten Kartoffeltrick zeigen. Im Film war die Kartoffel freilich nicht ganz so roh, wie man tat, schließlich musste sie sich ja zerquetschen lassen.
Die Folgen hatten Spielfilmlänge und liefen zur Primetime. Der Seewolf wurde zu einem der größten Erfolge in der Geschichte des ZDF und unzählige Male wiederholt.
Der Sieben-Millionen-Dollar-Flop
Es gab in den 70er- und 80er-Jahren ein paar Fernsehenserien, von denen man unterbewusst bestimmt schon damals wusste, wie beknackt sie waren, zum Beispiel die mit dem sprechenden Wunderauto oder die mit der High-Tech-Frau mit künstlichen Körperteilen, die ihr Superkräfte verleihen.
Dann gab es die Zeit, als man zufällig in den 90er-Jahren noch mal in Wiederholungen dieser Serien hineingeriet und plötzlich völlig bewusst feststellte, wie beknackt die waren.
Und schließlich kamen die Nuller-Jahre, die nicht nur wegen der Schreibweise der Jahreszahlen so hießen, sondern auch wegen der Entscheider, die in dieser Zeit die Chefetagen bei den wichtigen Fernsehsendern übernahmen. Das waren diese Menschen, denen weder bewusst noch unbewusst klar war, wie beknackt diese Serien waren, und die deshalb entschieden, in einem erwachsen gewordenen Fernsehen Neuauflagen zu programmieren und diese mit den modernen Mitteln der Gegenwart, aber den kindischen Geschichten von einst umzusetzen.
So kam es im vergangenen Herbst zum neuen Knight Rider bei RTL, und so kommt es heute zur neuen Sieben-Millionen-Dollar-Frau Bionic Woman bei RTL2, bei der man gar nicht weiß, wo man mit der Aufzählung anfangen soll, was daran alles bescheuert, damlich, hirnrissig oder schwachsinnig ist. Und bis man sich entschieden hat, ist die Serie nach acht Folgen zum Glück auch schon wieder abgesetzt.
Ironischerweise mehr als sieben Millionen Dollar hat allein die Produktion der Pilotfolge angeblich gekostet, Investitionen für Autorenleistungen scheinen im Budget aber nicht enthalten gewesen zu sein.
Die Originale waren wenigstens noch unfreiweillig komisch und wurden zum Trash-Kult. Die neuen Fassungen taugen nicht mal dazu.
Bionic Woman, mittwochs um 22.05 Uhr bei RTL2.
Der Sonne entgegen
1985–1986 (ARD). 12-tlg. dt.-österr. Comedy-Abenteuerserie von Gerald Gam, Regie: Hermann Leitner; ab 2. Staffel: Gottfried Schwarz.
Vier Aussteiger suchen das große Abenteuer und die große Freiheit. Der Hamburger Tankstellenbesitzer Hannes „Mecki“ Meckelfeld (Ulrich Faulhaber) hält es bei seiner keifenden Frau und der Schwiegermutter nicht mehr aus und brennt durch. Im kleinen Fischerdorf Valun in Kroatien trifft er auf den gestressten Anwalt Dr. Günter Zack (Heinz Petters), dem sein Job über den Kopf gewachsen ist, den Maler Joe Felden (Raffael Wilczek), den Selbstzweifel plagen, seitdem er gemerkt hat, dass er heute zwar viel Geld für dämliche Bilder bekommt, aber früher ein ernsthafter Künstler war, und den Wiener Caféhaus-Inhaber Ludwig „Wickerl“ Hawratil (Erwin Steinhauer), der die Schutzgelderpresser nicht mehr bezahlen konnte. Die vier beschließen, in Valun zu bleiben und das Leben zu genießen. Sie freunden sich sofort mit der Gemüsehändlerin Ivanka (Meta Vranic) an. Joe wohnt zunächst in einem alten Bootswrack, von dem sich herausstellt, dass es Luca (Josef Meinrad) gehört, einem alten Mann, der in den Bergen einen Einmannzirkus betreibt. Weil das Geld knapp wird, bringen die Aussteiger mit dessen Segen das Boot auf Vordermann, um es vermieten zu können oder Botendienste damit zu erledigen. Sie taufen es auf den Namen „Tohuwabohu“. Fortan leben sie von Gelegenheitsaufträgen und der Umsetzung beknackter Ideen, die sich aber immer nur vorübergehend als ertragreich entpuppen.
Joe will wieder malen und zieht in die Berge, und der 12-jährige Dusco (Harald Gauster) wird viertes Besatzungsmitglied. In Folge 5 reisen Meckis Frau Gisela (Irmgard Riessen) und seine Schwiegermutter Käthe (Heidi Kabel) plötzlich an. Überraschend flammt zwischen Mecki und Gisela die alte Liebe wieder auf, und sie genießen jetzt die gemeinsame Zeit.
Mit Beginn der zweiten Staffel (Folge 7) sind Mecki, Gisela und Joe zurück in Deutschland, kehren jedoch für einen Urlaub zurück. Der Schriftsteller Georg Lüftl (Towje Kleiner) kommt außerdem nach Valun, um Ruhe zum Schreiben zu finden, sucht sie aber lange Zeit vergeblich. Käthe eröffnet erst eine Disco und dann ein Gasthaus, und schließlich fällt eine große Meute Touristen in Valun ein, weil ein Zeitungsreporter den Ort in seinen Artikeln angepriesen hat. Mit der Ruhe im ehemals abgeschiedenen Dorf ist es vorbei, und die Freunde segeln auf ihrem Boot davon.
Romantisch-humorvolle Fernweh-Serie, die überwiegend auf der Insel Cres gedreht wurde. Die Musik zur Serie stammte von Ralph Siegel, den Titelsong sang Udo Jürgens. Die 50-minütigen Folgen liefen dienstags um 20.15 Uhr.
Der Staatsanwalt
Seit 2005 (ZDF). Dt. Krimiserie .
Bernd Reuther (Rainer Hunold) kehrt als Oberstaatsanwalt nach Wiesbaden zurück, wo er zehn Jahre zuvor schuldlos bei einem Unfall eine Frau getötet und seine Ehefrau Sonja sehr schwer verletzt hat, die seitdem nicht mehr sprechen oder sich bewegen kann. Er rauft sich mit seinem Sohn Thomas (Marcus Mittermeier) zusammen, den er die ganze Zeit vernachlässigt hatte. Thomas ist inzwischen Hauptkommissar beim Morddezernat. Gemeinsam ermitteln sie, unterstützt von Thomas‘ Kollegin Kerstin Klar (Fiona Coors). Im September 2007 erfahren die Reuthers, dass Sonja vor dem Unfall eine Affäre mit Bernds Freund Konrad Seitz (Rüdiger Vogler) hatte. Noch in der gleichen Folge brennt unter mysteriösen Umständen das Pflegeheim ab, in dem Sonja untergebracht war.
Nach einem sehr erfolgreichen Pilotfilm am Montagabend kündigte das ZDF eine Reihe mit dem Staatsanwalt an. Es folgte zwei Jahre später ein weiterer 90-minütiger Fernsehfilm und ab September 2007 eine Miniserie mit vier einstündigen Folgen. Sie liefen mittwochs um 20.15 Uhr. Jede Folge beinhaltete nun einen abgeschlossenen Fall, gleichzeitig zogen sich die Ermittlungen im Todesfall Sonja über die gesamte Staffel. Die nächste Staffel startete Anfang 2009 auf dem klassischen Freitagskrimi-Termin um 20.15 Uhr.
Der Staatsanwalt hat das Wort
1965–1991 (DFF). 139-tlg. DDR-Kriminalreihe.
Im Gegensatz zum „normalen“ Krimi, der mit einem Verbrechen beginnt und dessen Aufklärung zeigt, beschäftigen sich diese „kriminologischen Fernsehspiele“ mit den Umständen, die überhaupt erst zu einem Verbrechen führen, der Psychologie des Täters, wie er auf die schiefe Bahn geriet. Dabei geht es meist um kleinere Delikte, selten um Kapitalverbrechen. Der Staatsanwalt Dr. Peter Przybylski, vorher Pressesprecher der Generalstaatsanwaltschaft der DDR, kommentiert das Gezeigte.
Ein spannender Krimi, in dem plötzlich ein echter Staatsanwalt mit strenger Brille auftaucht und die Dinge einordnet und erklärt? Es klingt nach harter propagandistischer Kost und Zuschauerabschreckung, doch tatsächlich war Der Staatsanwalt hat das Wort eine beliebte Reihe in der DDR und inhaltlich ein Fortschritt. Erstmals in einer DDR-Krimiserie kam nicht mehr alles Böse aus dem Westen; hier ging es fast ausschließlich um Vergehen von DDR-Bürgern. Anlass für die Kehrtwende war vermutlich, dass einige Jahre nach dem Mauerbau westliche Kriminelle nicht mehr glaubwürdig als Hauptquelle des Verbrechens in der DDR taugten.
Aber auch das neue Strafsystem sollte mit der Reihe, die nach dem Vorbild des westlichen Das Fernsehgericht tagt entwickelt wurde, unterhaltsam erklärt werden. Hauptanliegen sollte die Kriminalitätsprophylaxe sein. Deshalb kämpfte vor allem die Generalstaatsanwaltschaft der DDR sehr für die Reihe und setzte sich gelegentlich auch gegen Widerstände der überängstlichen Politiker durch, die jedes DDR-Vergehen im Krimi am liebsten verharmlost hätten. Eine 1979 gedrehte Folge zum heiklen Thema Republikflucht schaffte es — obwohl während der Flucht ein Kind stirbt und die Geschichte sehr abschreckend wirkt — dennoch nicht bis zur Ausstrahlung und lief erst 1990, nach der Wende.
Zu jeder Folge gab es Foren vor Ort, die den Kontakt zum Publikum herstellten. Autor, Regisseur und oft auch ein Staatsanwalt gingen in die Betriebe und beantworteten Fragen. Die Mischung aus fiktiver Spielhandlung und Kommentar kannten die Zuschauer schon aus dem Fernsehpitaval. Der Staatsanwalt hatte zunächst vor, während und nach dem Film das Wort, später nur noch davor und danach. Anfangs liefen drei Folgen jährlich in loser Reihe, in den 70er-Jahren fünf, in den 80er-Jahren sechs bis sieben. Nach wechselnden Sendeplätzen wurde die Reihe im Wechsel mit dem Polizeiruf 110 sonntags abends ausgestrahlt.
Mit dem Ende der DDR lief auch diese Reihe aus. Noch nach der Wende trat Przybylski in einer im Herbst 1989 gedrehten Folge auf, löste aber wütende Proteste aus. Danach wurde seine Rolle durch Schrifttafeln, Abmoderationen oder Live-Diskussionen ersetzt. Die letzten vier Ausgaben liefen in der DFF-Länderkette, die aus DFF 1 und DFF 2 hervorgegangen war. Die letzte, 139. Folge nach 26 Jahren trug den Titel „Bis zum bitteren Ende“. Überlegungen, die Reihe mit einem Richter als Kommentator unter dem Titel „Der Richter hat das Wort“ fortzusetzen, wurden nicht weiterverfolgt.
Der Starpraktikant
Ab 15. März 2009 (Vox). Castingshow, in der pro Sendung drei Bewerber um ein Praktikum gegeneinander antreten.
Es geht jedes Mal um ein anderes Unternehmen in einer anderen Stadt. Wer gewinnt, darf zum Beispiel bei einem Musikmagazin in New York, einem Sternehotel in Prag oder einem Teppichdesigner in Monaco kopieren und Kaffee kochen.
Die zweistündigen Folgen laufen sonntags um 17.15 Uhr.
Der Traum vom eigenen Restaurant (und der erfolgreichen Restaurant-Doku)
Viele Fernsehsendungen scheitern schon daran, dass sie sich nicht einmal Mühe geben. Die neue Vox-Sendung Mein Restaurant ist da ganz anders. Sie scheitert daran, dass sie sich viel zuviel Mühe gibt.
Es soll die teuerste Vox-Sendung aller Zeiten sein. Und selbst wenn man das nicht weiß, ahnt man in jeder Minute, wie wichtig es ist, dass die Sendung unbedingt, auf jeden Fall, aber garantiert ein Erfolg wird. Die Macher haben sich nicht darauf verlassen, dass die eigentlich nette Idee schon trägt, dass zwei oder drei Teams um die Wette ein Restaurant gründen müssen. Es müssen gleich fünf Teams sein, in fünf verschiedenen Städten. Die leerstehenden Ladenlokale, die sie dafür bekommen, müssen auch noch kunstvoll verwüstet sein, mit tonnenweise Bauschutt und Graffiti und Schimmel und allem drum und dran. Die Kandidatenpaare müssen auch noch zwischendurch künstlich getrennt werden und einer von beiden wichtige Entscheidungen über die Realisierung des gemeinsamen Lebenstraum alleine treffen, während der andere an einem albernen Kochkurs teilnimmt (selbst wenn er später gar nicht kochen wird in seinem Restaurant). Und sie müssen auch noch ihr Konzept der Jury, die ihnen unterschiedlich viel Geld für die Umsetzung gibt, in nicht mehr als sechzig Sekunden vorstellen, was sie vorher nicht wussten.
Fotos: Vox
Das gehört vermutlich alles dazu, um aus der Doku-Soap mit Wettbewerb eine „Event-Doku“ zu machen, aber es ist ziemlich unentspannt, nicht nur für die Protagonisten, sondern auch für die Zuschauer.
Und auch die Kandidaten sind danach ausgesucht worden, dass es ganz flippige, extrovertierte Menschen sind, was dazu führt, dass in der ersten halben Stunde sich die Paare eigentlich ununterbrochen in den Armen lagen und vor Glück quietschten oder mit einander knutschten: Weil sie dabei sein durften. Weil der Bote mit dem Schlüssel kam. Weil sie endlich vor ihrem zukünftigen Restaurant standen. Weil sie endlich in ihrem Restaurant standen. Später, als die Jury ihnen zusetzte und bei den meisten vor Anspannung oder Enttäuschung die Tränen flossen, lagen sie sich dann auch noch über Kreuz ewig in den Armen, um einander zu trösten. Es menschelte ganz schrecklich – ich bin zu misanthropisch für sowas.
So crazy wie die Paare sind auch ihre Ideen. Keiner will einfach ein tolles Restaurant gründen, in dem man schön sitzen, essen und trinken kann. Die einen träumen von einem Alice-im-Wunderland-Themenpark mit drei Bereichen und Riesen- und Miniportionen, die nächsten stellen den Alptraum eines Familienrestaurants vor, in das Eltern ihre Klein- und Kleinstkinder mitbringen können (was Juror Tim Mälzer zu Recht sehr abwegig fand), die anderen denken, wie toll das wäre, wenn das Personal nicht nur kochen, spülen und bedienen, sondern zwischendurch auch noch tanzen, singen und Kunststücke vollführen würde.
Sie scheinen teilweise ihre alten Jobs gekündigt zu haben, um an diesem Spiel teilzunehmen, an dessen Ende, nach vielen Wochen Stress und dem Votum der Jury und der Zuschauer, nur ein Paar wirklich sein Restaurant behalten darf. Deshalb sind sie fast so unentspannt wie der Sender Vox, der ein Riesenproblem hat, wenn sich diese Investition und das Freiräumen von zwei Prime-Time-Sendeplätze pro Woche nicht lohnt.
Es ist ja schön, dass sich ein Sender etwas traut und ambitioniert ist, und missraten ist die Show sicherlich nicht. Aber mir ist das alles zu anstrengend. Und angesichts der durchwachsenen Quoten der ersten Sendung fürchte ich: anderen auch.
Mein Restaurant, dienstags und freitags, 20.15 Uhr, Vox.
Der US-Comedy-Wahlkampf (2)
Es wäre gut für die Show, wenn nur ein Kandidat teilnähme. Das mag dann kein so gutes Zeichen für unser Land sein, aber wenn es darum geht, eine Satire zu produzieren, wäre es ein Geschenk.
Es ist Freitagmittag, und noch immer steht nicht fest, ob die erste Debatte der amerikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain und Barack Obama heute Abend überhaupt stattfindet. Sie ist für heute Abend geplant, und Obama bleibt bei seiner Zusage, während John McCain erst einmal die Finanzkrise lösen will, das sei jetzt wichtiger. Obama kontert, wer Präsident sein wolle, müsse sich notfalls mit mehreren Dingen gleichzeitig beschäftigen können.
Das obige Zitat aus einem aktuellen Variety-Artikel stammt von NBC-Latenight-Chef Rick Ludwin, als solcher u.a. verantwortlich für den Sketch-Show-Klassiker Saturday Night Live, eine Sendung, die morgen Abend recht kurzfristig auf den Verlauf des TV-Duells reagieren muss. Würde Barack Obama tatsächlich als einziger Kandidat erscheinen, schriebe sich die Show quasi von selbst.
Doch auch ohne eine solche Sensation ist der Wahlkampf gut für die Comedyshows. Seit er begonnen hat, also vor gefühlten drei Jahren, müssen sich die Autoren nicht nur um mangelnde Themen, sondern auch um mangelndes Zuschauerinteresse keine Sorgen machen. Politikverdrossenheit hin oder her, wenn sich jemand über den Wahlkampf lustig macht, sind die Zuschauer dabei. Variety berichtet, die Zuschauerzahlen von Saturday Night Live seien im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent höher, und führt das u.a. auf die gelungenen Parodien der republikanischen Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin zurück, gespielt von der mehrfachen Emmy-Gewinnerin Tina Fey. Hier zu sehen an der Seite von Hillary Clinton (Amy Poehler). (Noch eine Zusatzinformation: Sketche in Saturday Night Live sind meistens lustig und fast immer deutlich zu lang.)
Und die Daily Show with Jon Stewart (in Deutschland dienstags bei Comedy Central), die ihren Durchbruch während der verkorksten Präsidentschaftswahl vor acht Jahren hatte, fuhr laut Variety vergangene Woche die bisher höchsten Einschaltzahlen ihrer Geschichte ein.
Der Wahlkampf ist Comedy-Gold, und wenn ein Kandidat ankündigt, seinen Wahlkampf aus aktuellem Anlass auszusetzen, dann trotzdem.
Die Kandidaten selbst machen sich unterdessen zumindest in den Comedyshows etwas rarer. Im Vorwahlkampf noch hatten sie an allen erdenklichen Gags teilgenommen (wir berichteten), jetzt begeben sie sich eher in ihre Rolle als seriöse Kandidaten und streuen nur noch beiläufig kleine Witzchen ein. John McCain trat zuletzt vor einem Monat in der Tonight Show with Jay Leno auf, als Sarah Palin noch nicht als seine Vize-Kandidatin feststand und er andeutete, Leno könnte es werden.
Barack Obamas letzter großer Entertainment-Auftritt war vor zwei Wochen in der Late Show with David Letterman . Er sprach eine halbe Stunde lang sehr ernsthaft über Terror, Sarah Palin, Bill Clinton und die wirtschaftliche Lage, musste aber auch Lettermans Frage beantworten, ob er nicht Angst habe, dass seine 87-jährige Oma jemanden wähle, der eher in ihrem Alter ist. Obama: „Ich habe sie zu ihren Bridge-Partnern geschickt. Sie soll versuchen, ein paar Stimmen aus dieser Zielgruppe für mich zu gewinnen!“
Update 18.30 Uhr:
John McCain hat mittlerweile seine Teilnahme am TV-Duell zugesagt. Abgesagt hat er dagegen sehr kurzfristig seinen geplanten Auftritt bei David Letterman am Mittwochabend (Danke an Armin für den Hinweis in den Kommentaren und den Link), ebenfalls wegen der Finanzkrise. Er könne nicht an der Show in New York teilnehmen, er müsse dringend nach Washington. Blöd für ihn, dass Letterman, der dringend einen Ersatzgast brauchte, stattdessen eben einen prominenten Obama-Unterstützer einlud. Blöd auch, dass McCain zu der Zeit, zu der er eigentlich in Lettermans Studio verabredet war, sich in Wirklichkeit in einem anderen Fernsehstudio in New York aufhielt und für ein Interview bereit machte. Nach Washington flog er erst am nächsten Morgen. Und erst recht blöd, dass dieses Interview beim gleichen Sender stattfand, bei dem auch Letterman arbeitet, und Letterman die hauseigenen Kameras zeigen ließ, wie McCain gerade für dieses andere Interview geschminkt wurde.
Hier sind die Höhepunkte aus Lettermans wütenden, sendungsfüllenden Reaktionen: