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Das ist Ihr Leben

Freitag, 16. November 2007, 09:34

1976–1979; 1994—1996 (ZDF). Sentimentale Überraschungs-Porträt-Show mit Carheinz Hollmann.

Das Leben von Prominenten ist ein offenes Buch. Dieses rot eingefasste Buch hält Hollmann in der Hand, um daraus in jeder Sendung einem unter einem Vorwand ins Studio gelockten Stargast vorzulesen, was dieser schon weiß, nämlich wie sein bisheriges Leben verlief. Er wird mit Bildern und Filmen aus seiner Vergangenheit konfrontiert und begegnet Freunden und Kollegen.

Viel Zeit zum Plausch blieb selten, es wollten ja innerhalb einer Stunde des Abendprogramms möglichst viele Stationen einer Biografie abgehakt werden. Wer bei Hollmann zu Gast war, konnte die berühmte Frage „Kennen Sie es, wenn plötzlich Ihr ganzes Leben vor Ihren Augen vorbeizieht?“ mit Ja beantworten. Der Unterschied der Show zu einem freundlichen Nachruf war im Wesentlichen, dass der Porträtierte noch lebte und sich alles in Ruhe anhören konnte (oder musste). Dietmar Schönherr war der erste Gast. Die Kritik hasste die Show, weil alles rosarot gefärbt und extrem berechenbar war: Am Ende traten immer alte Schulfreunde und Lehrer auf, man fiel sich in die Arme und heulte, und das Publikum schaltete ein und heulte mit.

Hollmann erhielt später den „Fernseh-Mythos-Preis“ für die erste Überraschungsshow des deutschen Fernsehens. Im November 1994 startete das ZDF eine Neuauflage mit Dieter Thomas Heck, jetzt staffelweise dienstags um 20.15 Uhr, 45 Minuten lang. Vorbild war das US Format „This Is Your Life“.

Das iTeam — Die Jungs an der Maus

Freitag, 4. Januar 2008, 05:47

2008 (Sat.1). Dt. Sitcom.

Weil ihr ebenso launischer wie planloser Chef Oswald Bornholm (Sky du Mont) Teamgeist über alles stellt und Teamunfähigen sofort kündigt, zwingen sich Tom Zacher (Sebastian Münster), Gabriel Baumann (Stefan Puntigam) und Sandy Grünwald (Britta Horn) zur Zusammenarbeit. Tom und Gabriel sind zwei weltfremde Computerfreaks aus der IT-Abteilung der Bornholm AG, denen Sandy als Abteilungsleiterin vor die Nase gesetzt wurde, obwohl sie von Computern keinen Schimmer hat. Hinter einer mysteriösen roten Tür im Keller des Unternehmens lebt außerdem der Gruftie Kai (Niels Bormann).

Uninspirierte Adaption der erfolgreichen britischen Serie „The IT Crowd“. Zwei halbstündige Folgen liefen freitags um 21.45 Uhr vor so wenigen Zuschauern, dass danach schon Schluss war.

Das Jahr des Affen. Und des Pferdes!

Freitag, 1. Januar 2010, 00:00

Ein gutes neues Jahr.

Auch wenn Menschen, die in Nord-  oder Ostdeutschland aufgewachsen sind, jetzt fragend auf ihren Bildschirm starren werden, aber der Affe und der Gaul, die da unten gleich singen, sind im Südwesten Kult.

Das schwäbisch sprechende Duo Äffle und Pferdle war für das Werbefernsehen des SDR, was die Mainzelmännchen für das ZDF oder Ute, Schnute, Kasimir für den WDR waren: In kurzen Zeichentrickfilmchen, die nur wenige Sekunden dauerten, traten sie mit allerlei Witzchen zwischen den Werbespots auf und machten auf diese Weise die Werbeblöcke zwar noch länger, aber auch unterhaltsamer. Sie tun das beim SWR bis heute, auch wenn die Produktion längst eingestellt wurde und viele es nicht mehr merken, weil erstens das ARD-Vorabendprogramm weitgehend uninteressant geworden ist und zweitens dank Kabel- oder Satellitenempfang und dem Rückgang terrestrischen Empfangs längst nicht mehr jeder zwingend das sieht, was der „Heimatsender“ in seinem Bundesland ausstrahlt.

Heute wird das Pferdle 50 Jahre alt (das Äffle kam erst später dazu). Hier steht die Geschichte etwas ausführlicher. Und als Ständchen (pardon: vermutlich heißt es in der Landessprache „Ständle“) singen sie sich selbst jetzt ihren größten Hit.

Das kann ja heiter werden

Sonntag, 19. Juli 2009, 20:13

1982-1983 (ZDF). „Verrückte Sachen mit Peer Augustinski“. 21-tlg. dt. Comedyserie von Kalle Freynik, Regie: Sigi Rothemund und Frank Strecker.

Peer (Peer Augustinski) ist Besitzer einer Pension für Musiker, das heißt, genau genommen ist er Chef, Page, Küchenjunge und notfalls auch Hotelarzt in einer Person. Er hat nämlich kein Personal und verkleidet sich je nach Bedarf. Das führt zu dem nahe liegenden Chaos, in das jedes Mal andere Musiker und Schauspieler verwickelt werden, die in dem Hotel absteigen, um sich auf ihre Auftritte vorzubereiten. Unter anderem schauen Paul Kuhn, Elisabeth Volkmann, Truck Stop, Ted Herold, Gottlieb Wendehals und Frank Zander vorbei.

Die halbstündigen Folgen liefen dienstags am Vorabend.

Das kommt mir österreichisch vor

Montag, 6. Februar 2012, 00:26

Wer bei der ARD entscheidet eigentlich, an genau welchen Stellen des durchgehend sehr akzenthaltigen ORF-Tatorts Untertitel eingeblendet werden und wann nicht? Oder versorgt Jörg Schönenborn die ARD inzwischen mit Live-Quotenhochrechnungen inklusive Analysen über Zuschauerwanderung, und die Untertitel erscheinen immer dann, wenn gerade besonders viele RTL-Zuschauer rübergeschaltet haben?

Das Kriminalmuseum

Dienstag, 23. Dezember 2008, 17:19

1963–1970 (ZDF). 42-tlg. dt. Krimireihe.

Jede Folge beginnt im Kriminalmuseum, wo Beweistücke aus unterschiedlichen Verbrechen, hauptsächlich Mord und Betrug, zu begutachten sind. Zu einem Beweisstück wird anschließend im Film die Geschichte erzählt.

In jeder Folge spielten andere Schauspieler die Hauptrollen, es gab auch keine festen Ermittlerfiguren, so dass die Reihe eigentlich aus vielen einzelnen Fernsehspielen bestand, die lediglich unter einem gemeinsamen Titel gesendet wurden. Zu den Hauptdarstellern gehörten u.a. Wolfgang Völz, Günter Ungeheuer, Claus Wilcke, René Deltgen und Erik Ode, der in der Nachfolgeserie zum Kriminalmuseum den Kommissar spielte. Die letzte Folge „Wer klingelt schon zur Fernsehzeit“ war als letzte Episode unter dem Titel „Die Wäscheleine“ produziert worden, wurde aber unabhängig von der Serie gezeigt.

Dies war die erste Krimireihe des ZDF. Die ersten drei Folgen liefen noch unter dem Titel Das Kriminalmuseum erzählt. Das Konzept stammt von Produzent Helmut Ringelmann, der in den nächsten Jahrzehnten fast ein Monopol auf Krimiserien im ZDF haben sollte. Es orientierte sich deutlich an Jürgen Rolands Stahlnetz, behauptete ebenfalls, authentische Fälle nachzuerzählen – dafür stand auch das Vorzeigen eines Beweisstücks am Anfang und der Untertitel „Nach Polizeiakten dargestellt“, der später relativiert wurde zu: „Nach Unterlagen der Kriminalpolizei frei gestaltet“. Kommentare aus dem Off gab es, anders als bei Stahlnetz, allerdings nur im Vorspann, während des Besuchs im Kriminalmuseum.

Die Filme waren 60 bis 75 Minuten lang. Sie liefen in loser Folge, meist fünf bis sieben Folgen pro Jahr. Sendeplatz war anfangs donnerstags um 21.00 Uhr, ab 1965 dienstags und ab 1966 schließlich freitags um 20.00 Uhr. Damit begann das ZDF, die Freitags-Primetime zum festen Krimi-Termin zu machen – sie ist es bis heute.

Das Lesen der Anderen

Mittwoch, 21. Mai 2008, 20:00

Ich habe ein Buch gelesen. Das kommt gelegentlich vor. Weil dieses aber sehr, sehr entfernt etwas mit dem aktuellen Fernsehprogramm zu tun hat, sei es Ihnen empfohlen.

Als in den 90er-Jahren der Roman „Der Waffenhändler“ erschien, war sein Autor Hugh Laurie in Deutschland noch völlig unbekannt und das Buch kein großer Verkaufserfolg. Heute ist der Schauspieler Hugh Laurie als Dr. House bekannt, weshalb Heyne das Buch neu aufgelegt hat. Irgendwer muss dabei gedacht haben: „Mensch, ‚Der Waffenhändler‘, das klingt ja gar nicht lustig und knackig, dabei ist Dr. House doch so lustig. Nennen wir den Roman doch einfach ‚Bockmist‘!“ Wahrscheinlich jemand, dessen Berufsbezeichnung „Head of“, „creative“ und/oder „director“ beinhaltet, aber das klingt natürlich nicht sehr knackig, also nennen wir ihn doch einfach Volldepp. Volldepp entschied sich also für „Bockmist“, was mit dem Inhalt des Buchs so viel zu tun hat wie „Stinkender Teppich“, ließ aber den Übersetzer gegen Ende zweimal das Wort „Bockmist“ in den Dialog einbauen. Volldepp entschied wahrscheinlich auch, dass es bumskomisch sei, wenn man den Titel auf eine blaue Unterhose druckt, die mit dem Inhalt des Buches noch weniger zu tun hat als der Bockmist. Überflüssig zu erwähnen, dass der weitere Aufdruck auf dem Buchdeckel „Hugh Laurie ist Dr. House!“ ebenfalls nur eine verkaufsfördernde Irreführung ist. Und wenn der gewollte Comedyeffekt durch den blöden Titel nicht eintritt, dann kann man ja vielleicht wenigstens die wenigen Leser vom ersten Versuch vor gut zehn Jahren um 8,95 Euro prellen, weil sie womöglich denken, Hugh Laurie habe noch einen zweiten Roman geschrieben.

Aber jetzt zum Buch: Schöne Sache. Der große Komödiant Hugh Laurie ist auch schriftlich sehr witzig, obwohl sein Roman eigentlich ein Wirtschaftsthriller ist.

Die Hauptfigur Thomas Lang ist ein Ex-Soldat, der in den Tag lebt und für ein Attentat auf einen Industriellen angeheuert werden soll. Er lehnt zwar ab, aber jetzt weiß er von dem Plan, und damit ist er in die Sache verwickelt. Zumal er sich auch noch in die Tochter des Industriellen verliebt.

In der ersten Hälfte liest sich „Bockmist“ locker, beinahe wie eine Parodie. Würde man die Geschichte nur mit den Dialogen aus dem Buch verfilmen, wirkte die Angelegenheit vermutlich von Beginn an einigermaßen ernst, denn es sind vor allem die lapidaren und oft selbstverständlichen, aber nicht offensichtlichen Beschreibungen des Ich-Erzählers und dessen direkte Ansprache des Lesers, die den Humor in den Text bringen.

Er hieß Rayner. Vorname unbekannt. Mir jedenfalls und daher auch Ihnen, nehm‘ ich an.

Ich glaube, er hatte die tiefsten und weitestverteilten Poren, die ich je auf einer Menschenhaut gesehen habe, und ich musste unwillkürlich an den städtischen Golfplatz in Dalbeattie denken, damals nach dem langen und trockenen Sommer ’76.

Meine Wohnung lag noch da, wo ich sie verlassen hatte, kam mir aber kleiner vor als früher. Der Anrufbeantworter hatte keine Nachrichten aufgezeichnet, und der Kühlschrank war leer bis auf den Becher Biojoghurt und die Selleriestange, die ich von meinem Vormieter übernommen hatte.

Richie hatte das Zimmer nur einmal verlassen, um sich einen Stuhl zu holen. Während er draußen war, versuchte ich, mich loszureißen, das Laken zusammenzuknoten und mich aus dem Fenster abzuseilen, schaffte es aber nur, mich a Oberschenkel zu kratzen, bevor zurückkam.

Währenddessen wälzt Laurie bereits ganz große politische Probleme, erklärt, wie das Wohlergehen einer ganzen Nation im Grunde auf krummen Geschäften basiert. Das führt langsam auf die zweite Hälfte zu, in der das Buch einen neuen Klang bekommt. Viel des Leichten verschwindet, es ist jetzt eher spannend als lustig, die Geschichte wird verworrener, es häufen sich Lügen, Intrigen und Gewaltbereitschaft, und das ist eigentlich nicht mehr das Buch, über das ich mich in der ersten Hälfte so gefreut habe. Aber die Beschreibungen des Erzählers bleiben ähnlich lapidar.

Wir fuhren ungefähr eine Stunde die M4 entlang und müssen sie nach meiner Schätzung in der Nähe von Reading verlassen haben. Ich würde Ihnen ja nur zu gern die genaue Abfahrt sagen und die Landstraßennummern, aber da ich den größten Teil der Fahrt auf dem Boden des Diplomat verbrachte und man mir das Gesicht in den Teppich drückte, war der Input an Sinnesdaten etwas eingeschränkt. Der Teppich war dunkelblau und roch nach Zitrone, falls Ihnen das weiterhilft.

Er nickte und summte weiter vor sich hin. Puccini, glaub‘ ich. Kann auch Take That gewesen sein.

Wir haben jetzt Mitte Dezember und stehen vor der Abreise in die Schweiz, wo wir ein bisschen Skilaufen, ein bisschen entspannen und einen holländischen Politiker ein bisschen erschießen wollen.

Kurzweilig ist „Bockmist“ bis zum Ende, und lesenswert ist es schon deshalb, weil es zeigt, dass Hugh Laurie nicht nur witzig ist, wenn er die Texte anderer Autoren aufsagt, sondern auch, wenn er seine eigenen schreibt.

„Bockmist“, Heyne, 440 Seiten, 8,95 €.
Im Original: „The Gun Seller“, Random House UK, 9,45 €.

Das literarische Quartett

Sonntag, 12. Oktober 2008, 03:47


Foto: ZDF

1988-2001; 2005–2006 (ZDF). Live-Sendung, in der Marcel Reich-Ranicki und drei weitere Literaturkritiker sich über neue belletristische Bücher streiten.

Als die Redakteure Johannes Willms und Dieter Schwarzenau den FAZ-Literaturchef Reich-Ranicki für ihre Idee einer neuen Literatursendung gewinnen wollten, stellte der Forderungen, von denen er glaubte, dass sie unerfüllbar seien: Zum Beispiel, dass es keine Filmeinspielungen geben dürfe und keine Show-Auftritte zwischendurch, nur ein Gespräch. Zu seiner eigenen Überraschung wurden ihm seine Forderungen erfüllt. Fortan leitete er die Sendung, neben ihm waren zunächst Sigrid Löffler („Profil“), Hellmuth Karasek („Spiegel“) und Jürgen Busche („Hamburger Morgenpost“) ständige Gäste. Im Oktober 1989 schied Jürgen Busche aus, an seiner Stelle nahm in jeder Ausgabe ein anderer Gast in einem der schwarzen Ledersessel Platz – nur Reich-Ranicki durfte sich auf einem mindestens doppelt so breiten Sofa breit machen.

Das literarische Quartett war ursprünglich ein Ableger des Kulturmagazins aspekte und Nachfolger von aspekte-Literatur und lief in einer Länge von 75 Minuten zunächst vier-, später bis zu sechsmal im Jahr am späten Donnerstag- oder Freitagabend. Ihren enormen Unterhaltungswert gewann die Reihe vor allem durch den streitbaren Reich-Ranicki, der seine Kollegen anfauchte, wenn sie sich erdreisteten, von dem besprochenen Buch eine andere Meinung zu haben als er. Die Sendung hatte bis zu eineinhalb Millionen Zuschauer und auch in schlechteren Phasen selten weniger als eine halbe Million (eine einzelne Sendung an einem Sonntagabend erreichte sogar vier Millionen), was für ein solch puristisches Literaturforum unerhört war. Entsprechend enorm war die Bedeutung der Sendung für den Buchhandel. Ein Lob im „Quartett“ konnten anspruchsvolle Schriftsteller wie Cees Nooteboom, Ruth Klüger oder Javier Marias über Nacht zu Bestseller-Autoren werden lassen, doch auch ein Verriss wie der von Günter Grass‘ Roman „Ein weites Feld“ vermochte es, die Verkaufszahlen in die Höhe zu treiben.

Bereits die zweite Sendung sorgte für Aufregung, weil „Lust“ von Elfriede Jelinek besprochen wurde, und, wie Reich-Ranicki später erzählte, „vor allem die Repräsentanten des Katholischen im Fernsehrat noch gar nicht wussten, dass Frauen onanieren, weswegen sie die Sendung sofort schließen wollten.“ Zum Eklat kam es in der Sendung vom 30.06.2000: Löffler bezeichnete den Roman „Gefährliche Geliebte“ von Haruki Murakami wegen des vielen „hirnerweichenden Vögelns“ darin als „literarisches Fast Food“. Reich-Ranicki warf ihr daraufhin vor, jedes hoch erotische Buch total abzulehnen und beschimpfte sie als prüde. Der Streit wurde persönlich und füllte einige Wochen lang die Zeitungen, ließ dabei zugleich die Zukunft der Sendung im Ungewissen. Karasek und Reich-Ranicki betonten eine Weile, sollte Frau Löffler aussteigen, bedeute dies das Ende der Sendung. Als Löffler kurz darauf tatsächlich ihren Ausstieg erklärte, wurde nach wenigen Tagen Iris Radisch von der „Zeit“ als ihre Nachfolgerin vorgestellt, die bereits ab der nächsten Sendung am 18.08.2000 dabei war.

In der ersten Sendung sagte Reich-Ranicki am Anfang: „Was wir zu bieten haben, ist nichts anderes als Worte, Worte, Worte, 75 Minuten lang Worte, und wenn’s gut geht, vielleicht auch Gedanken.“ Später erklärte er das Konzept so: „Gibt es im Quartett ordentliche Analysen literarischer Werke? Nein, niemals. Wird hier vereinfacht? Unentwegt. Ist das Ergebnis oberflächlich? Es ist sogar sehr oberflächlich.“ Jede Sendung beendete der Kritiker, der durch das Literarische Quartett endgültig zum deutschen Literaturpapst wurde, mit dem Zitat von Brecht: „Wir sehen betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen“.

Die erste Sendung wurde noch in einer minimalistischen Dekoration in einem Studio ohne Publikum aufgezeichnet. Später kam die Sendung mit Publikum aus verschiedenen Orten der Kultur, die 77. und letzte Sendung aus dem Schloss Bellevue als Gast des Bundespräsidenten Johannes Rau. Marcel Reich-Ranicki wollte danach nicht mehr nur über Bücher reden und sich von niemandem dazwischenquatschen lassen müssen: Seine Nachfolgesendung hieß Reich-Ranicki solo.

Dreieinhalb Jahre nach der letzten Sendung kam Das literarische Quartett noch einmal zu einer Sonderausgabe zusammen: Kurz vor dem 200. Todestag von Friedrich Schiller setzten sich Reich-Ranicki, Karasek und Radisch am im April 2005 mit dessen Klassikern auseinander. „Gast“ war an diesem Abend Elke Heidenreich, die inzwischen ihre eigene erfolgreiche Büchersendung Lesen! im ZDF moderierte. Bis August 2006 folgten noch drei weitere Ausgaben zu runden Todestagen von Thomas Mann, Heinrich Heine und Bertolt Brecht.

Das Model und der Freak

Donnerstag, 14. Juni 2007, 23:13

Seit 2007 (Pro Sieben). Styling-Show mit den Models Monica Ivancan und Jana Ina Zarrella, die sich pro Folge zwei Freaks zur Brust nehmen und deren Leben verbessern wollen. Aus menschenscheuen, optisch fragwürdigen Außenseitern, die während der Sendung permanent als solche vorgeführt werden, sollen Männer werden, die der Erfüllung ihrer Träume nicht länger selbst im Weg stehen.

Könnte klappen, denn aus einem menschenverachtenden, inhaltlich fragwürdigen Konzept wurde ja auch Abendunterhaltung.

Die einstündigen Folgen liefen erst donnerstags um 22.30 Uhr mit einigermaßen akzeptablen Quoten, dann zweimal dienstags um 21.15 Uhr, dort aber so erfolglos, dass die Reihe vorerst aus dem Programm genommen wurde, aber im April 2008 mit neuen Folgen auf den alten Sendeplatz zurückkehrt.

Das Model und der Schnüffler

Donnerstag, 13. September 2007, 20:31

1990–1991 (RTL). 62‑tlg. US‑Krimi-Comedyserie von Glenn Gordon Caron („Moonlighting“; 1985–1989).

Das Ex-Model Maddie Hayes (Cybill Shepherd) besitzt eine Detektei, in der sich der erfolglose David Addison (Bruce Willis) als Detektiv versucht. Agnes Dipesto (Allyce Beasley) arbeitet als Sekretärin. David hat sie in die Detektei Blue Monn geholt. Vorher, so erklärt er im Pilotfilm, war sie nur ein armes, kleines „Straßenkind, das auf der Straße saß und kinderte“. Für Maddie war die Detektei eigentlich nur ein Abschreibungsobjekt. Dieser Plan ging auf, denn es wurde noch kein einziger Fall gelöst.

Der andere Plan geht nicht auf: Ihr Versuch, den Laden dichtzumachen, als ihre Modelkarriere den Bach runtergeht und das Geld alle ist, wird von David vereitelt, der sich trotz aller Misserfolge für den Größten hält. Nun packen sie die Fälle gemeinsam an und lösen sie sogar. Dabei knistert es zwischen den beiden, meistens streiten sie sich jedoch. Allerdings fährt Maddie deutlich schneller aus der Haut als der coole Macho David. Wenn sie ihn als „widerliches, zurückgebliebenes Schwein“ beschimpft, ist das für ihn ein Kompliment, denn „das Männchen der Spezies vereinigt sich geschlechtlich nicht weniger als 46 503‑mal“ während seines Lebens. Erst nach langer Zeit kommen sie dann doch zusammen.

Neben den aufzuklärenden Fällen, die als Rahmenhandlung dienten, parodierte die Serie sich selbst und das ganze Fernsehen. Als „die Show, die weiß, dass sie im Fernsehen ist“ beschrieb Erfinder Caron seine Serie. Sie begann zwar noch eher traditionell, in späteren Folgen sprachen Willis und Shepherd mitunter aber direkt in die Kamera zu den Zuschauern, verließen bei Verfolgungsjagden auch mal die Kulissen und liefen über das Filmgelände oder machten Anspielungen auf eigene Einschaltquoten und nicht gewonnene Fernsehpreise. Dennoch erhielt Willis 1987 den Emmy als bester Schauspieler in einer Dramaserie.

Die Episode „Atomic Shakespeare“ war im Duktus alter Theaterstücke geschrieben, streckenweise im Jambus. Über die Dauer der ganzen Serie wurde als Running Gag immer wieder der ominöse „Anselmo-Fall“ erwähnt, der dem Zuschauer jedoch nie erklärt wurde. In der letzten Folge schlossen die beiden Hauptakteure ihre Detektei und bauten eigenhändig die Kulissen ab. In einer Einblendung erfuhr man: „Der Anselmo-Fall wurde niemals geklärt.“

Es war schwer zu entscheiden, ob sich Hayes und Addison weniger mochten oder Shepherd oder Willis. Die Animosität zwischen beiden machte die Serie reizvoll, gefährdete aber auch immer wieder die Produktion und füllte die Klatschblätter. Oft wurden Fristen versäumt, und der Sender ABC musste kurzfristig Wiederholungen ansetzen, weil die eingeplante Episode noch nicht fertig gestellt war. In keiner Fernsehsaison, die in den USA von September bis Mai dauert und üblicherweise 22 bis 24 Episoden umfasst, wurden mehr als 18 Episoden produziert. Angeblich ging ein Aufatmen durch Hollywood, als die Serie nach vier Jahren eingestellt wurde.

Die Serie startete mittwochs gegen 22.00 Uhr, im Herbst 1990 bekam sie den Primetime-Sendeplatz um 21.15 Uhr direkt nach Gottschalk. Jede Folge dauerte eine Stunde. Vier Folgen wurden in Deutschland ausgelassen. Den Titelsong „Moonlighting“ sang Al Jarreau.

Die Serie ist komplett auf DVD erschienen.

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