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Das Fernsehlexikon-Bilderrätsel (2)

Dienstag, 2. Dezember 2008, 11:00

Über 170 richtige Antworten haben wir auf unsere gestrige Rätselfrage bekommen (und eine Handvoll falsche). Das merkwürdig anonymisierte Bild stammt aus der Kabel-1-Sendung J-Game, die eigentlich Judas-Game heißen sollte. (Beide Antworten haben wir als richtig gelten lassen.)

Kurz vor Beginn der Premierensendung am 5. Februar 2004 hatte die Bayerische Landesmedienanstalt den Titel untersagt, weil er geeignet sei, „religiöse Gefühle zu verletzen und antisemitische Ressentiments zu provozieren“. Der Zentralrat der Juden in Deutschland hatte protestiert und erklärt, geschichtsbewusste Menschen erinnere er an den Ruf „Judas verrecke!“ Kabel 1 blieben bis zur Ausstrahlung der ersten Folge nur gut eineinhalb Stunden, um das Wort in Ton und Bild unkenntlich zu machen — das sah man. Trotz der öffentlichkeitswirksamen Aufregung wollte die Show übrigens kaum jemand sehen. Und ein Jahr später gab es noch eine Beanstandung von den Landesmedienanstalten, weil der Inhalt der Sendung gegen den Jugendschutz verstoßen habe.

Es bleibt politisch, hier ist unsere zweite Frage:

Wessen Hinterkopf ist das?

Die Antwort steht hier.

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Das Fernsehlexikon-Bilderrätsel (3)

Mittwoch, 3. Dezember 2008, 11:00

Unsere gestrige Frage nach dem Inhaber eines Hinterkopfs war offenbar schwerer. Neben vielen richtigen Antworten erreichten uns auch Dutzende falsche. Vor allem Peter Limbourg wurde häufig zu Unrecht verdächtigt. Dabei handelt es sich — die Älteren werden sich erinnern — um einen Ausschnitt aus der legendären Sat.1-Sendung Zur Sache, Kanzler — einer „Interviewsimulation mit Heinz Klaus Mertes in der Rolle des Gastgebers und Helmut Kohl als Kanzler“, wie es ein einschlägiges Standardwerk formuliert.


In der gezeigten Szene formuliert Mertes gerade wörtlich:

Herr Bundeskanzler, Sie stehen kurz vor Ihrem alljährlichen Fastenurlaub. Wie sind Sie persönlich in Form, und wie viele Pfunde sollen runter?

(Wir haben natürlich auch die Antwort „Kleins Haus Mertes“ gelten lassen.)

Wechseln wir nun das Genre und das Jahrzehnt:

Was wird hier gleich zu lesen sein?

Auflösung hier.

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Das Fernsehlexikon-Bilderrätsel (8)

Dienstag, 9. Dezember 2008, 11:00

Gestern suchten wir den Besitzer eines Schreibtisches. Ein ganz besonders schlauer Ratefuchs antwortete: „Inzwischen der von Chris Geletneky — Ex-Chefautor von Anke Late Night„, aber Anke Engelke haben wir natürlich auch gelten lassen.

Zur Erinnerung an die kurzlebige Show aus dem Jahr 2004 ein fröhlich-entspannt-sinnloser Ausschnitt mit Christoph Maria Herbst:

 
Anke Engelke ist übrigens, um das vorweg zu nehmen, ausnahmsweise die falsche Antwort auf unsere heutige Rätselfrage:

Wie heißt die junge Dame neben dem Brillenträger?

Die Auflösung findet sich hier.

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Das Fernsehlexikon-Bilderrätsel (9)

Mittwoch, 10. Dezember 2008, 11:00

Désirée Nosbusch war die häufigste falsche Antwort auf unsere gestrige Rätselfrage. Aber die meisten Teilnehmer erkannten in dem Mädchen richtig: Julia Biedermann.

Zufällig war sie — als eins von vier Kindern, die in der Rappelkiste mitgespielt hatten — 1976 in der legendären Ausgabe der Montagsmaler zu Gast, in der das Malgerät ausfiel. Frank Elstner überbrückte in der Live-Sendung fast 20 Minuten mit Gesprächen mit den Kindern und den prominenten Erwachsenen und behielt die Fassung trotz immer neuer Pannen und falscher Versprechungen, die Technik sei jetzt repariert. Die junge Julia Biedermann wirkte damals schon wie ein Star und achtete sehr darauf, dass Elstner ihr Haar nicht durcheinanderbringt. Aber natürlich ahnte niemand, wie viel man später von dem Mädchen noch hören (und sehen) würde.

 
Und damit verlassen wir die siebziger Jahre und fragen:

Wer verriet diesen Herrn?

Die Auflösung steht hier.

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Das gab’s schon einmal, das kommt bald wieder

Freitag, 24. Januar 2014, 12:41

Das Fernsehen von morgen findet man in den 80er-Jahren.

Ein interessanter Trend ist im amerikanischen Fernsehen bemerkbar, und ich bin gespannt, wann er auch zu uns kommt: Man hat keine neuen, eigenen Ideen mehr. Moment, ist das nicht seit jeher die Kernkompetenz des deutschen Fernsehens?

Es ist keine gänzlich neue Erscheinung, dass frühere Erfolgsformate reanimiert werden. Schon 1984 legte man in den USA das Quiz Jeopardy neu auf, das erstmals in den 60er-Jahren auf Sendung gegangen war. Die neue Version läuft bis heute, und immer noch mit dem Moderator von 1984. Sogar die deutscheVersion von Jeopardy war eine Neuauflage, zuvor war das Format bereits unter dem namen Riskant gelaufen. Aber allmählich häuft es sich.

Manchmal klappts, wie bei Hawaii 5-0, Battlestar Galactica oder sogar Dallas und Beverly Hills, 90210. Häufiger nicht. Knight Rider. Flash Gordon. Auf der Flucht (Die Jagd geht weiter).

Drei Engel für Charlie konnten zwar im Kino erfolgreich reanimiert werden, aber eine Neuauflage als Fernsehserie überlebte 2011 keine zwei Monate. Das Remake von Der Chef hielt im Herbst 2013 nicht mal einen Monat durch und war nach vier Folgen schon wieder Geschichte. Beide Serien schafften es erst gar nicht ins deutsche Fernsehen, im Gegensatz zur neuen Sieben-Millionen-Dollar-Frau unter dem Originaltitel Bionic Woman, obwohl die 2007 in ihrer Heimat auch nach nur acht Folgen schon wieder abgesetzt worden war. Ein neuer Detektiv Rockford von den Machern von Dr. House erreichte gar lediglich die Planungsphase und wurde schon vor Produktionsbeginn wieder zu den Akten gelegt. So ergeht es nun wohl auch dem Versuch, Mord ist ihr Hobby neu aufzulegen, eine Serie, die schon beim Start 1984 wirkte, als sei sie versehentlich 30 Jahre zu spät auf Sendung. Octavia Spencer hätte die neue Hobbydetektivin spielen sollen. Die ursprüngliche Hauptdarstellerin Angela Lansbury, die heute 88 Jahre alt ist und noch immer regelmäßig Theater spielt, machte im vergangenen Herbst lautstark ihren Unmut deutlich, als die Pläne bekannt wurden. Diese Woche legte der Sender NBC die Pläne auf Eis und entließ Spencer aus ihren vertraglichen Verpflichtungen.

Dennoch ist es nachvollziehbar, warum die Sender sich immer wieder auf früher bewährte Formate verlassen wollen. Die Erfolgsquote von Neuauflagen liegt grob bei einem Viertel. Das ist eine höhere Erfolgsquote als bei komplett neuen Sendungen. In Deutschland wurden die Sender mit Updates von Der Bergdoktor und Dalli Dalli (das jetzt Das ist Spitze! heißt) glücklich, weniger mit Spiel ohne Grenzen, Der große Preis, Stahlnetz, Traumhochzeit und Einer wird gewinnen.

Deutlich sicherer ist der Flop beim gegenteiligen Versuch, also kein alter Stoff besetzt mit neuem Personal, sondern neuer Stoff besetzt mit alten Säcken. Dennoch setzen die US-Sender immer wieder genau darauf: Erst setzen sie nicht mehr ganz junge Schauspieler, die vor längerer Zeit mal Stars erfolgreicher Serien waren, als Stars neuer Serien ein, und dann die Serien ab. Das funktioniert nämlich fast nie.

Paul Reiser, Autor, Produzent und Hauptdarsteller der Erfolgsserie Verrückt nach dir, erlebte es 2010 mit der Paul Reiser Show, deren Ende nach nur zwei Folgen kam. Tim Allen aus Hör mal wer da hämmert ist zwar seit 2011 mit seiner neuen Serie Last Man Standing auf Sendung, dass die aber immer noch läuft, wissen nicht viele. Nach der ersten Staffel verschob der Sender ABC sie auf den im US-Fernsehen weitgehend bedeutungslosen Freitagabend. Robin Williams‘ neue Serie The Crazy Ones von Starautor David E. Kelley fiel schon wenige Folgen nach dem Start im vergangenen Oktober unter den Senderschnitt von CBS, hat damit aber immer noch dreimal so viele Zuschauer wie die Michael J. Fox Show, die am gleichen Tag Premiere hatte und nur deshalb noch auf Sendung ist, weil NBC sich zur Ausstrahlung aller 22 Folgen der ersten Staffel verpflichtet hatte, um die Rechte zu erhalten. Auf kaum höheren Quotenniveau läuft donnerstags direkt vorher Sean Saves The World mit Sean Hayes aus Will & Grace, aber wohl auch höchstens noch bis Mai. Happily Divorced mit Nanny Fran Drescher wurde im vergangenen Sommer schon wieder aus dem Programm genommen. Die Zuschauerzahlen beim Klassiker-Sender TV Land hatten knapp über einer Million gelegen. Sogar noch unter dieser Schwelle liegt die neue Serie Kirstie mit Kirstie Alley, ebenfalls bei TV Land. Sie läuft erst seit Dezember. Es gibt etliche weitere Beispiele, die waren aber so erinnerungsunwürdig, dass sie nicht mal mir mehr einfallen, und im meinem Kopf ist wirklich wenig anderes als Fernsehen.

Und trotz allem: Einen Tag nach der Verkündung, ein neues Mord ist ihr Hobby werde zunächst nicht weiter verfolgt, kündigte NBC eine neue Serie an. Mit Bill Cosby. Klammer auf: 76. Klammer zu. Weil aber sogar NBC wohl nicht damit rechnet, dass der alte Mann allein noch ein werberelevantes Publikum hinter dem iPad hervorlockt, soll er den Patriarchen einer Mehrgenerationenfamilie spielen. Also wie Ed O’Neill in Modern Family. – Ah, ein Gegenbeispiel! Na immerhin.

Mal sehen, welche alten Serien das deutsche Fernsehen noch neu verfilmt. Im ZDF geht es im März schon mal los mit Ein Fall für zwei, nur ein Jahr nach dem Ende des gleichnamigen Originals. Die Frage nach Stars von einst in neuen Serien stellt sich hierzulande nicht so sehr. Denn die sind ja alle noch versorgt und ohnehin bis an ihr Lebensende regelmäßig im Fernsehen. Jedenfalls solange es das Traumschiff und die ARD-Freitagsfilme gibt.

Das große Geschichtsklittern mit Jörg Pilawa

Montag, 7. April 2008, 22:14

Jörg Pilawa hat dem Online-Medienmagazin DWDL ein langes, zorniges Interview gegeben, dessen Aussagen sich ungefähr in einem Satz zusammenfassen lassen: Alle außer mir machen nur Kacke.

Meine Lieblingsstelle ist diese:

Aber auch die Talksendungen haben sich verändert. Ich habe vor kurzem ins Archiv geguckt: Was waren unsere ersten Themen beim Daily Talk? Eine meiner ersten Sendungen war ein Interview mit einer zu lebenslanger Haft verurteilten Frau. Das war ein ruhiges, reflektiertes Gespräch. Liefe das heute in der ARD, würde sich niemand an den Kopf greifen und „Oh Gott, Daily Talk!“ aufjaulen. Wenn ich heute in eine tägliche Talkshow schaue, sehe ich ins Zahnlose. Da sitzen nur noch die „Schlampen“ und „Sozialschmarotzer“. Solche Sendungen haben wir früher nicht gemacht! Da hätten uns die Landesmedienanstalten sofort verboten! Wir waren deutlich harmloser.

Das ist ja interessant.

Pilawas erste Sat.1-Talkshow am 19. Januar 1998 hatte das Thema „Mein Kind ist fett — ich schäme mich so“.

Weitere Höhepunkte seiner Sendung, die morgens um 11 Uhr ausgestrahlt wurde, waren in den folgenden zwölf Monaten:
 

  • Frauen sind dümmer als Männer! — Ich kann’s beweisen (20.1.1998)
  • Unsere Welt — ich kann sie nur im Suff ertragen (5.2.1998)
  • Mami, warum gehst du auf den Strich? (13.2.1998)
  • Starr nicht auf meinen Busen — Ich hab auch ein Gesicht! (17.2.1998)
  • Liebling, was hast du gegen Pornos? Guck doch einfach mit! (25.2.1998)
  • Dicke in Dessous — das will ich sehen! (3.2.1998)
  • Mein Nachbar nervte, da hab‘ ich zugeschlagen (4.2.1998)
  • Schaut her! Ich zeig‘ mich gerne nackt (17.3.1998)
  • Keiner kann mich leiden, weil ich so häßlich bin (2.4.1998)
  • Schatz, kauf‘ dir endlich Strapse, dann hab‘ ich wieder Lust auf dich (16.4.1998)
  • Meine Tochter ist eine Hure, ich steh‘ zu ihr (7.5.1998)
  • Sex ist alles, was ich von dir will (12.5.1998)
  • Nur Groupie? Ich will ein Kind von einem Star! (15.5.1998)
  • Ich laß‘ nur dicke Frauen in mein Bett (8.6.1998)
  • Zeig‘ mir deinen Körper und ich sag‘ dir, ob ich dich will (18.6.1998)
  • Wenn du mit dem Fressen nicht bald aufhörst, verlasse ich dich (3.9.1998)
  • Dir sollte man die Kinder wegnehmen (9.9.1998)
  • Vergiß das Kleid – dafür bist du zu dick (23.9.1998)
  • Mein Busen ist mein ganzer Stolz (30.9.1998)
  • Für meine Karriere treib‘ ich ab (5.10.1998)
  • Ich schäme mich: Die Nacht mit dir ist mir peinlich (26.10.1998)
  • Schämst du dich nicht? Er ist doch viel zu alt für dich (11.12.1998)
  • Schatz, ich halte es nicht mehr aus: Ich will getrennte Betten (21.12.1998)
  • Du bist eine Schande für unsere Familie (4.1.1999)

Historisch (und psychologisch) bemerkenswert auch, dass Pilawa neben den „Schlampen“ ausgerechnet die „Sozialschmarotzer“ als Erkennungsmerkmal heutiger schlimmer Talkshows ausgemacht hat — im Gegensatz zu den harmlosen Zeiten damals. Bereits in der zweiten Sendewoche lautete das Thema seiner Show: „Laßt mich in Ruhe – Ich will nicht arbeiten“. Es folgten u.a.:
 

  • Sozialschmarotzer! Für euch zahl‘ ich nicht mehr (2.3.1998)
  • Wozu arbeiten? Ich werde lieber Mutter und kassier‘ das Kindergeld (4.6.1998)
  • Hausfrauen sind doch zu faul zum Arbeiten (16.6.1998)
  • Laßt mich in Ruhe — ich will nicht arbeiten (8.7.1998)
  • Du liegst mir auf der Tasche — such‘ dir endlich einen Job (22.10.1998)
  • Wer heutzutage noch arbeitet, ist zu dumm, Sozi zu kassieren (2.11.1998)

Übrigens war Anlass des Interviews mit Pilawa ein Geschichtsbuch, das er geschrieben hat. Gegen das von ihm produzierte Fernsehquiz zum Thema, beklagt er sich, hätte die ARD viele Einwände gehabt, denn Geschichte sei für viele „ja per se etwas Trockenes, Seriöses, das muss ja wissenschaftlich untermauert und fundiert und mit Quellen belegt sein“.

Dabei muss das gar nicht sein. Man kann sie sich schon nach zehn Jahren nach Belieben zurechtklittern.

Das große Promi-Pilgern

Sonntag, 14. Oktober 2007, 22:31

2007 (ProSieben). 4-tlg. Doku-Soap.

Die fünf Prominenten Claude-Oliver Rudolph, Katy Karrenbauer, Charlotte Engelhardt, Oli Petszokat und Ingo Naujoks legen zu Fuß innerhalb von drei Wochen den 760 Kilometer langen Jakobsweg von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela zurück. Der Beweggrund, von ProSieben gefragt worden zu sein, ist allen gemein, die Gründe für ihre Zusagen sind unterschiedlich. Vier einstündige Folgen am frühen Sonntagabend dokumentieren Schweiß, Blasen, Stellungnahmen, Meinungen und sogar ein paar Abschnitte des berühmten Pilgerpfads.

Inspiriert wurde die Reihe zweifellos von Hape Kerkelings millionenfach verkauftem Buch „Ich bin dann mal weg“ über dessen persönliche Erfahrung auf dem Jakobsweg.

Das Halstuch

Donnerstag, 11. Dezember 2008, 11:00

1962 (ARD). 6-tlg. dt. Krimi von Francis Durbridge, Regie: Hans Quest.

Kriminalinspektor Harry Yates (Heinz Drache) von Scotland Yard, sein Kollege Sergeant Jeffreys (Eckart Dux) und Police Officer Kent (Gerhard Becker) suchen einen Mörder, der mehrere Frauen mit einem Halstuch erwürgt hat. Das erste Opfer war das Model Fay Collins, die Schwester des gehbehinderten Musiklehrers Edward Collins (Hellmut Lange). Später stirbt auch Diana Winston (Eva Pflug). Hinterbliebene, Zeugen oder Verdächtige sind u. a. der Zeitschriftenverleger Clifton Morris (Albert Lieven), Mariann Hastings (Margot Trooger) und ihr Mann, der Gutsbesitzer Alistair Goddman (Erwin Lindner), Gerald Quincey (Christian Doermer), Vikar Nigel Matthews (Horst Tappert), der Maler John Hopedean (Dieter Borsche) und die Tänzerin Kim Marshall (Erika Beer).

Das Halstuch war eine Neuauflage des britischen Sechsteilers „The Scarf“ (1959). Der Krimi war in Deutschland ein phänomenaler Erfolg und einer der ersten wirklichen Straßenfeger. Das ganze Land fieberte mit und rätselte, wer wohl der Halstuch-Mörder sein könnte. Die Einschaltquote betrug im Schnitt noch nie und nie wieder da gewesene 89 %! Einen Skandal verursachte der Kabarettist Wolfgang Neuss, als er einen Tag vor der letzten Folge die Nation per Zeitungsanzeige wissen ließ: „Ratschlag für morgen: Nicht zu Hause bleiben, denn was soll’s: Der Halstuch-Mörder ist Dieter Borsche. Also: Mittwochabend ins Kino. Ein Kinofan.“ Bei späteren Durbridge-Krimis wurden deshalb gelegentlich mehrere Schlussszenen gedreht. Es gab auch die Überlegung, für die ja meist schon im Ausland gelaufenen Krimis einen neuen deutschen Schluss mit anderem Mörder zu schreiben.

Dass der Krimi wie bei Durbridge üblich eine nicht einmal halbwegs realistische Märchengeschichte aus dem fernen England war, schreckte Nachahmungstäter nicht ab: In der Woche nach der Ausstrahlung meldete die deutsche Polizei zwei vollendete Morde mit einem Halstuch und einen Versuch. Nicht nur deshalb löste Das Halstuch eine heftige Diskussion aus, ob das deutsche öffentlich-rechtliche Fernsehen solch rein auf Sensation angelegte Unterhaltung zeigen sollte. Der nächste Durbridge in Deutschland, Tim Frazer, wurde weniger spektakulär inszeniert.

Die Folgen waren jeweils ca. 40 Minuten lang, später wurde der Schwarz-Weiß-Krimi auch als Drei- oder Zweiteiler wiederholt.

Das Holodeck von CNN

Mittwoch, 5. November 2008, 21:33

Natürlich ist es geschichtlich nicht ganz unbedeutend, dass in der vergangenen Nacht zum ersten Mal ein Schwarzer zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, aber das eigentlich historische Ereignis war zweifellos, dass CNN zum ersten Mal Korrespondenten in sein Wahlstudio beamen ließ. Gut, „beamen“ trifft es nicht ganz, und auch der Begriff „Hologramm“, den CNN benutzte, ist technisch gesehen nicht korrekt, denn das Abbild der Korrespondenten war im Studio nicht sichtbar, sondern entstand erst im Fernsehbild. Aber das sind Kleinigkeiten angesichts dieses revolutionären Einbruchs der Science-Fiction in unsere TV-Gegenwart:

Später wiederholte CNN den Trick mit dem Rapper will.i.am.

Die Technik ist, wie man an den unsauberen Umrissen sieht, noch nicht ausgereift, aber der Aufwand ist gigantisch. Die Korrespondenten stehen, umgeben von 35 Kameras, die sie von allen Seiten filmen, in einem Raum. Mehrere Computer errechnen aus den Bewegungen der Kameras im Studio den richtigen Blickwinkel der Aufnahmen vor Ort und überlagern die Bilder.

Das Ergebnis ist ebenso bizarr wie sinnlos. CNN-Moderator Wolf Blitzer erklärte der Korrespondentin Jessica Yellin (die sagte, sie fühle sich wie Prinzessin Leia in „Star Wars“), das sei angenehm, sich so in Ruhe unterhalten zu können — ohne die lärmenden Menschenmassen, die sonst hinter ihr stünden. Aber erstens sind lärmende Menschenmassen oder auch nur das Live-Bild eines irgendwie relevanten Gebäudes im Hintergrund in neunzig Prozent der Fälle genau der Grund, warum man überhaupt zu einem Korrespondenten vor Ort schaltet: um eine Illusion von Nähe zu einem Ereignis zu schaffen. Und zweitens hätte sich die Korrespondentin für ein ruhiges Gespräch auch einfach in ein Zimmer in der Nähe zurückziehen und vor eine ordinäre Kamera stellen können.

Aber dann hätte natürlich niemand gesagt: Boah, was die bei CNN können!

Das Inselduell

Dienstag, 14. August 2007, 19:49

2000 (Sat.1). Psycho-Reality-Doku-Soap-Spielshow.

Das Inselduell war quasi Big Brother unter Palmen. Nach dem großen Erfolg von Big Brother brach im deutschen Fernsehen ein Boom von Reality- und Psycho-Spielshows aus. Diese neue Show gab es gleich zweimal. Big Brother-Sender RTL 2 nannte sie Expedition Robinson und Sat.1 eben Das Inselduell. 13 grundverschiedene Kandidaten wurden auf der unbewohnten malaysischen Insel Simbang ausgesetzt und mussten wochenlang ohne Hilfsmittel aus der Zivilisation überleben. Sie hatten weder Essen noch alltägliche Gebrauchsgegenstände wie Zahnbürsten oder Seife zur Verfügung. Das Essen mussten sie sich irgendwie selbst beschaffen, außerdem Hütten bauen, um einen Schlafplatz zu haben, und dabei stets mit der Hitze von 40 Grad und 85 Prozent Luftfeuchtigkeit klarkommen und gegen Regen, Stechmücken und Flöhe kämpfen. Außerdem stellte die Redaktion Aufgaben für Wettkämpfe, für die es zwischendurch kleinere Preise zu gewinnen gab. Jede Woche stimmten die Gestrandeten offen darüber ab, wer am wenigsten in die Gruppe passte und die Insel verlassen solle – Werbeslogan: „Nur einer kommt durch!“ Unter den Letzten wählte schließlich das Publikum per Telefon den Sieger, der 250 000 Mark gewann. Ein bayerisches Kraftpaket namens Michael war der Glückliche. Kameras filmten die Kandidaten bei ihrem Überlebenskampf, jeden Montag um 20.15 Uhr lief ein einstündiger Zusammenschnitt. Holger Speckhahn moderierte die insgesamt neun Folgen.

RTL 2 drehte seine Version zur gleichen Zeit auf der Nachbarinsel Tengah, sendete sie aber – zeitgleich mit dem ORF und deshalb unflexibel – erst einige Monate später. Immerhin hatte der Sat.1‑Titel so doch noch seine Berechtigung: Ein „Inselduell“ ist schließlich nichts anderes als ein Kampf zwischen zwei Inseln.

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