Buchstabierwettbewerb am Ballermann
Fotos: ProSieben
An mir lag’s nicht. Ich hatte schon vor Beginn der Show ein großes Bier und ein kleines getrunken, was bei einer 20.15-Uhr-Show nun wirklich ausreichen müsste, um eine angemessene Erhöhung der Toleranzschwelle und Senkung der Niveaugrenze zu erreichen. Okay, ich hab dann den Fehler gemacht, den gesamten ersten Werbeblock hindurch in einer Art Schockstarre vor dem Fernseher sitzen geblieben zu sein, anstatt schnell auf härtere Drogen umzusteigen. Und das dritte Bier nach der zweiten Werbepause reichte natürlich nicht einmal aus, auch nur den eingetretenen Ernüchterungseffekt durch das Grauen auf dem Bildschirm auszugleichen.
Es wäre aber, ehrlich gesagt, auch im Vollrausch nicht zu ertragen gewesen. Denn die neue Pro-Sieben-Sendung Singing Bee basiert auf der außerordentlich abwegigen (und aus den USA importierten) Idee, die, äh, Lebensfreude einer Gruppe achtzehnjähriger Jungmänner aus der hessischen Provinz am Ballermann kurz vor dem Filmriss mit der Pingeligkeit eines „Monopoly“-Spielers zu kombinieren, der sich wegen Differenzen über die genaue Regelauslegung beim „Frei Parken“-Feld mit dem halben Freundeskreis überworfen hat.
Es geht nämlich darum, dass unsympathische, übereuphorisierte Sich-Selbst-Produzierer darum kämpfen, wer irgendwelche Hits am besten auswendig singen kann, was sie, in bester Karaoke-Tradition, mit großer Inbrunst und Falschheit tun. Die Töne müssen nicht stimmen, aber bei den Texten lässt „Singing Bee“ nicht nur nicht Fünfe, sondern auch Viere nicht gerade sein, wenn sich herausstellt, dass die siebte Nachkommastelle keine Null ist. Die Kandidatin, die in dem Ärzte-Song den Refrain „Manchmal, aber nur manchmal, haben Frauen ein kleines bisschen Haue gern / Immer, ja wirklich immer, haben Typen wie du“ vervollständigte mit: „eins auf die Fresse verdient“, hatte verloren. Es heißt: „was auf die Fresse verdient“. Eine Spitzfindigkeit, die man eher nicht zu würdigen weiß, wenn man es geschafft hat, sich die schlimmen Kandidaten, die Moderatoren Senna (von Monrose) und Oliver Petszokat, die schlechte Band, den unerträglichen Gesang (der Profis!) und die falsche Jubelatmosphäre im Publikum erträglich zu trinken (also mindestens nicht mehr weiß, wo bei der Fernbedienung vorn und hinten ist).
Immerhin hatten die Kameraleute offenbar das einzig Richtige getan und sich schon vor der Sendung die Kante gegeben.
Wirklich beunruhigend ist, dass auch diese Sendung, wie schon der schnell wieder entsorgte Comedy Zoo, von Red Seven produziert wurde, einer neuen scheinambitionierten Produktionstochter der Senderfamilie ProSiebenSat.1 unter Leitung des langjährigen ProSieben-Unterhaltungschefs Jobst Benthues, teilweise unter Einsatz der gleichen affigen und nicht funktionierenden Witz-Ideen. Die meinen das ernst mit der Produktion von Sendungen auf dem Niveau der kleinen Trashreihe Gina-Lisas Welt.
Buck Rogers
1992 (NDR). 12-tlg. US-Filmreihe („Buck Rogers“; 1936).
Nachdem der Astronaut Buck Rogers (Buster Crabbe) und sein Partner Buddy Wade (Jackie Morgan) versehentlich eingefroren wurden, erwachen beide im 25. Jahrhundert.
Buck Rogers war in den 1930er Jahre eine Filmreihe, die für das Kino gedreht wurde, von der der NDR 1992 zwölf gekürzte Fassungen zeigte. Zwei Fernsehfassungen entstanden später, eine davon lief ab 1985 bei Sat.1 und RTL. In den 1930er Jahren gab es neben Buck Rogers noch einen weiteren großen Sciencefiction-Helden: Flash Gordon. Eine Konkurrenzsituation unter den Schauspielern kam aber wohl kaum auf, beide wurden von Buster Crabbe dargestellt.
Buck Rogers
1985 (Sat.1); 1991 (RTL). 37-tlg. US-Sciencefiction-Serie von Glen A. Larson („Buck Rogers In The 25th Century“; 1979–1981).
Raumschiff-Captain William „Buck“ Rogers (Gil Gerard) wird versehentlich in einer Zeitschleife eingefroren und taut erst im Jahr 2491 wieder auf. Gemeinsam mit den anderen Mitarbeitern des Verteidigungsdirektorats versucht er nun, die Erde vor den Draconiern zu schützen, die unter Führung von Prinzessin Ardala (Pamela Hensley) die Herrschaft auf der Erde übernehmen wollen. Bucks Kollegen sind Colonel Wilma Deering (Erin Gray), in die er sich verliebt, Dr. Elias Huer (Tim O’Connor) und sein persönlicher Assistent, der Roboter Twiki (Felix Silla). Buck, Wilma und Twiki verlassen die Erde später, um im Weltraum nach Astronauten zu suchen, die während des Nuklearkriegs geflohen waren. Mit an Bord ihres Raumschiffs „Searcher“ sind Admiral Asimov (Jay Garner), Dr. Goodfellow (Wilfred Hyde-White), der Vogelmensch Hawk (Thom Christopher) und der Roboter Chrichton.
Die Abenteuer des Buck Rogers waren ein alter Stoff. Zuvor hatte es bereits Radio-Hörspiele, Comics und eine gleichnamige Kinofilmserie gegeben (der NDR zeigte sie gekürzt 1992), auch eine Fernsehserie entstand schon 1950, sie lief jedoch nie in Deutschland. Von der Neuauflage zeigte Sat.1 nur die ersten 13 Folgen, der Rest lief bei RTL. Den Pilot-Spielfilm hatte die ARD bereits 1981 gesendet.
Buenos Dias, Messias!
Foto: ZDF / BBC Films
Auf das besondere Drängen eines einzelnen freien Mitarbeiters möchten wir auf die Wiederholung von Messias hinweisen, einer außergewöhnlichen, atemberaubenden englischen Crime-Mystery-Serie. Falls Sie also noch nicht wissen, was Sie mit der zusätzlichen Zeit in der kommenden Nacht anfangen sollen…
Der erste Fall besteht aus zwei fast spielfilmlangen Teilen, die das ZDF heute beide zeigen wird, mangels Werbung nur unterbrochen von einer heute-Ausgabe. Der Film kommt natürlich auf dem Qualitätsfernsehen-Sendeplatz um Mitternacht, falls Carmen Nebel ihre Willkommensshow zur Primetime rechtzeitig fertigmoderiert hat. Sonst wird’s eben etwas später. Wer sein Aufnahmewerkzeug programmieren möchte, sollte das also schön bis mindestens 3.15 Uhr durchrauschen lassen.
Die zwei Teile des zweiten Falls kommen in drei Wochen.
Buffy — Im Bann der Dämonen
1998–2003 (ProSieben). 144-tlg. US-Fantasyserie von Joss Whedon („Buffy The Vampire Slayer“; 1997–2003).
Beim ersten Hören weckt der Name Buffy – im Bann der Dämonen eher Assoziationen an eine Mischung aus den Looney Tunes und Graf Duckula, aber tatsächlich ist Buffy nichts von alledem. Die 16-jährige Buffy Anne Summers (Sarah Michelle Gellar) führt ein Doppelleben: Tagsüber hat sie es mit den üblichen Schwierigkeiten aller Schüler zu tun, in der Nacht jagt sie Vampire und andere Finsterlinge. Ihre Freunde Xander Harris (Nicholas Brendon), Willow Rosenberg (Alyson Hannigan) und Cordelia Chase (Charisma Carpenter) unterstützen Buffy, Letztere eher widerwillig. In der fünften Staffel taucht Buffys bisher unbekannte Schwester Dawn (Michelle Trachtenberg) auf, was Buffy und ihre Mutter Joyce (Kristine Sutherland) ohne mit der Wimper zu zucken hinnehmen. Die Jugendlichen besuchen die Highschool im kalifornischen Sunnydale, das bedauerlicherweise das Tor zur Hölle ist, der Höllenschlund, wo es deshalb nur so von Untoten, Monstern und Dämonen wimmelt und alle naselang die Apokalypse droht. Die Erwachsenen im Ort ahnen nichts und halten Buffy wegen ihrer häufigen Verwicklungen in nie aufgeklärte, aber eindeutige Fälle der Zerstörung von Schuleigentum oder Bausubstanz für eine Unruhestifterin. Nur noch der Bibliothekar Rupert Giles (Anthony Stewart Head) weiß von Buffys ungewöhnlicher Berufung zur Jägerin, wodurch sie als einziger Mensch in Sunnydale die Fähigkeiten besitzt, gegen Vampire und Dämonen zu kämpfen. Giles unterstützt Buffy und ist ihr „Wächter“, eine Doppelfunktion als Mentor und Trainer.
Buffy stirbt bereits in der ersten Staffel zum ersten Mal, wird nach kurzer Zeit aber wieder zum Leben erweckt. In der zweiten Staffel taucht mit Kendra (Bianca Lawson) eine weitere Vampirjägerin auf, die gerufen wurde, als Buffy für einige Minuten nicht mehr unter den Lebenden weilte. Kendra stirbt relativ bald und macht Platz für Faith (Eliza Dushku), noch eine Jägerin, die allerdings den Unterschied zwischen Gut und Böse nicht vollständig verinnerlicht hat und so für jede Menge Ärger sorgt.
Ausgerechnet der 200 Jahre alte Vampir Angel (David Boreanaz) verliebt sich in Buffy. Er war früher böse, hat aber inzwischen die Seiten gewechselt und wieder eine Seele. Allerdings kommt es zu leichten Komplikationen, nachdem Buffy und Angel sich ihrer Leidenschaft hingegeben haben. Auf dem Vampir liegt nämlich ein Fluch, der ihn wieder böse werden lässt, sobald er glücklich ist. Eine Reihe unschuldiger Menschen fällt Angel zum Opfer, bis diese Störung behoben werden kann. Angel verlässt Sunnydale im Finale der dritten Staffel in Richtung Los Angeles, als die Clique die Highschool abschließt, hat aber noch Gastauftritte bis zum Ende der Serie (Boreanaz bekam seine eigene Serie, Angel – Jäger der Finsternis). Die freigewordene Stelle des vertrauenswürdigen Vampirs nimmt Spike (James Marsters) ein. Doch Spike ist nicht aus freien Stücken menschenfreundlich, sondern durch einen Chip in seinem Kopf, der ihm unerträgliche Schmerzen zufügt, sobald er Unschuldige angreift. Ihn und Buffy verbindet eine Art Hassliebe.
Willow ist zunächst mit Oz (Seth Green) zusammen, der bei Vollmond zum Werwolf wird, entdeckt aber im Laufe der Serie, dass sie zum einen eine mächtige Hexe und zum anderen lesbisch ist – eine Sensation in einer US-Teenieserie. Nach der Ermordung ihrer Geliebten Tara (Amber Benson) in der sechsten Staffel zerstört Willow beinahe die Welt, besinnt sich aber noch rechtzeitig eines Besseren.
Schon in Folge 100, dem Finale der fünften Staffel, droht eine weitere Apokalypse, nach Giles‘ Zählung „mindestens die sechste“. Um die Welt und ihre Schwester zu retten, opfert sich Buffy und bleibt diesmal sogar über das Staffelende und eine mehrere Monate lange Pause hinaus tot. Ihre Freunde erwecken sie zu Beginn der sechsten Staffel durch einen Zauber zum Leben. Als die Clique am Ende der letzten Folge die Welt noch einmal erfolgreich vor dem Untergang bewahrt hat, stirbt Spike (umso überraschender wird er in der fünften Staffel von Angel wieder auftauchen, was deutschen Zuschauern jedoch noch für lange Zeit vorenthalten bleiben könnte, da Pro Sieben im Gegensatz zu Buffy mit der Ausstrahlung des Spin-offs sehr stiefmütterlich umgeht).
Die Serie zeichnete sich aus durch eine gelungene Mischung aus Mystery mit einem Schuss Highschool-Soap, Comedy-Elementen und einem reichen Fundus an Figuren, die vermutlich zu grausig für einen Auftritt in der Muppet Show waren. Darüber hinaus gab es einige herausragende Folgen, wie die Episode „Das große Schweigen“ aus der vierten Staffel, in der die meiste Zeit kein einziges Wort gesprochen wird, oder „Tod einer Mutter“ aus der fünften Staffel, eine tiefernste Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben, die als filmisches Mittel u. a. völlig auf den Einsatz von Musik verzichtet. In der sechsten Staffel gibt es umso mehr Musik in der fast vollständig gesungenen Musical-Episode „Noch einmal mit Gefühl“, die dem Zuschauer jede Menge Respekt vor Sarah Michelle Gellar abnötigt, denn sie mag viele Talente haben, aber Singen gehört ganz bestimmt nicht dazu.
Die hohe Qualität der Serie war eine Überraschung, wenn man in Betracht zieht, dass sie auf dem dämlichen Kinofilm „Buffy, der Vampirkiller“ (1992) mit Kristy Swanson basiert. Die Regel ist eher, dass nach hochwertigen Filmen beknackte Serien gedreht werden. Die einstündigen Buffy-Folgen liefen zunächst am Samstagnachmittag; mit Beginn der vierten Staffel im Januar 2001 verlegte Pro Sieben sie in die Primetime am Mittwoch und zeigte sie oft im Doppelpack mit ihrem Spin-off Angel unter der Dachmarke „Scary Night“.
bullyparade
1997–2002 (Pro Sieben). Halbstündige Comedyshow von und mit Michael „Bully“ Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian in vielen wiederkehrenden Rubriken.
Die Sketche waren teils vorher gefilmt worden, teils wurden sie live vor Studiopublikum aufgeführt. Meist waren sie Parodien auf Film und Fernsehen oder reine Gaga-Ideen ohne Anspruch auf irgendeinen Sinn. Zu den Highlights gehörten u. a. „Bully und die Tapete“, wo Bully Monologe hält, in denen er jeweils Automarken, Städte, Länder etc. unterbringt („Zuerst hab ich den Eingang gar nicht gefunden, weil an der Tür-kei Schild war. Nor-wegen der blöden Sperrstunde: Kana-da!“), „Klatsch-Café mit Dimitri“, einem Griechen, der jedes zusammengesetzte Hauptwort falsch herum zusammensetzt, „Sisi — Wechseljahre einer Kaiserin“, „Pavel & Bronko“, zwei Slawen mit Hang zur Einheitsendung bei deutschen Wörtern („Herzlitsch willkommen …“, „Pavel, grüß ditsch“), die drei Ökos „Ronny, Lutz & Löffler“, die Talkshowparodie „Yeti am Mittag“ sowie „Unser (T)Raumschiff“, eine Parodie auf Raumschiff Enterprise mit Captain Kork, Schrotti und Spucki als Mitglieder der komplett tuntigen Besatzung („Wer bringt heut’ den Müll raus?“ — „Also, i hob abg’spült!“ — „Und i bin der Käpt’n!“).
Den Rahmen für die Sketche bildeten Moderationen von Bully in einer Kulisse mit großer Showtreppe, einer Live-Band und Diana Herold als stumm tanzender Augenweide.
Die bullyparade brauchte lange, um sich vom Geheimtipp vor allem im Münchner Raum, wo sich Bully durch verschiedene Comedyreihen beim Radio und dem Lokalsender TV München einen Namen gemacht hatte, zum Zuschauermagneten zu entwickeln. Die Show lebte von der Freiheit Herbigs, Tramitz‘ und Kavanians, auch die pointen- und sinnfreiesten Ideen umzusetzen. Andererseits waren vor allem die gefilmten Sketche oft mit großem Perfektionismus und Liebe zum cineastischen Detail produziert. Bullys Humor polarisierte: Er war ebenso anarchisch wie vielschichtig, intelligent wie blöd. Die Geduld von Pro Sieben zahlte sich schließlich aus, und die bullyparade zog nach einer Wanderung über mehrere Sendeplätze montags um 23.15 Uhr schließlich eine treue Fangemeinde an.
Im Sommer 2001 kam Michael Herbigs Film „Der Schuh des Manitu“ ins Kino, der u. a. Winnetou-Sketche aus der bullyparade weiterentwickelte. Der Film wurde der erfolgreichste deutsche Film seit über 15 Jahren und Bully ein bundesweiter Star. Die Fernsehausstrahlung im Frühjahr 2004 erreichte mit mehr als zwölf Millionen Zuschauern die höchste Einschaltquote in der Geschichte von Pro Sieben. Der Sender zog die sechste und zugleich letzte Staffel der bullyparade ab Februar 2002 auf 21.45 Uhr am Montag vor. Danach wollte sich Bully nach 90 Folgen neuen Projekten widmen. Aus der Rubrik „Unser (T)Raumschiff“ wurde im Sommer 2004 der neue, wiederum überaus erfolgreiche Kinofilm „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“. 2007 exportierte Bully schließlich auch noch seine Sisi-Parodie ins Kino, diesmal aber als Zeichentrickfilm: „Lissi und der Wilde Kaiser“.
Ins Fernsehen kehrte Bully mit Bully & Rick zurück. Die Sketchcomedy war der bullyparade ähnlich, besaß aber nicht deren Studioteil, Qualität und Quoten.
Bundesvision Song Contest
Seit 2005 (ProSieben). Jährlicher Musikwettbewerb mit Stefan Raab.
Nachdem Raab sich drei Mal mit mäßigem Erfolg am Eurovision Song Contest beteiligt hatte (als Komponist für Guildo Horn 1998, als Interpret 2000, als Komponist für Max Mutzke 2004), erfand er seine eigene Alternativveranstaltung. Der Bundesvision Song Contest lieh sich von seinem Vorbild Namen und Abstimmungsmodus (Raab: „schließlich soll das Verfahren genauso Scheiße sein wie beim Original“), sollte aber musikalisch relevanter sein — und wurde es auch: Alle Teilnehmer (für jedes Bundesland einer) werden in den Wochen vor der Sendung bei TV Total vorgestellt; die meisten profitieren erheblich von der Aufmerksamkeit, die ihnen der Wettbewerb verschafft.
Das Publikum stimmt in der eigentlichen, abendfüllenden Live-Show per Telefon über den Sieger ab. Anders als im Original können die Bundesländer auch für sich selbst stimmen (in der Regel geben sie sich die Höchstpunktzahl zwölf). In jedem Land gibt es einen Privatradiosender als Werbepartner, der auch in der Sendung die Punkte bekannt geben darf, was in der Regel von den Radiomoderatoren dazu genutzt wird, ihre Fernsehuntauglichkeit eindrucksvoll unter Beweis zu stellen.
Die Sieger holen den Wettbewerb des nächsten Jahres in ihr Bundesland. Die Gewinner bisher: Juli (Hessen), Seeed (Berlin) und Oomph! (Niedersachsen).
Die ARD hatte vergeblich versucht, den Namen der Sendung juristisch zu verhindern.
Bürger fragen — Politiker antworten
1976–1986 (ZDF). Diskussionsreihe mit ZDF-Chefredakteur Reinhard Appel.
Seit 1963 hatte es die Sendereihe Journalisten fragen — Politiker antworten gegeben. Jetzt unternahm das ZDF vor der Bundestagswahl erstmals den Versuch, führende Politiker der Bundesparteien durch Gruppen von Bürgern direkt befragen zu lassen. Der Erste war Franz Josef Strauß, es folgten Helmut Schmidt, Hans-Dietrich Genscher und Helmut Kohl. Ende 1977 setzte das ZDF die Reihe mit vier Folgen unter dem Motto „Besuch beim Gegner“ fort. In der ersten Sendung stellte sich der SPD-Chef Willy Brandt den Fragen von Mitgliedern des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS). Am 25. Mai 1978 nahm mit dem belgischen Ministerpräsidenten Leo Tindemans zum ersten Mal ein ausländischer Politiker teil.
Die Sendung am 22. Februar 1979 mit Helmut Kohl vor niederländischen Studenten löste einen Skandal aus: Die Studenten nahmen ihn hart in die Zange und befragten ihn gnadenlos zu seinen Positionen zu Abtreibung und Berufsverboten; die Aufrufe von Reinhard Appel, sich zu mäßigen, blieben wirkungslos. Franz Josef Strauß und andere Unionspolitiker forderten vom ZDF-Intendanten, Appel zu entlassen, doch der beließ es dabei, den Moderator „nur“ zu rügen. Am 31. Juli 1980 gab es eine Umkehrung der Rollen: In „Politiker fragen Jugendliche“ stellten vier prominente Politiker zehn ausgewählten Schülern und Lehrlingen Fragen nach ihrem Verhältnis zu Staat und Gesellschaft.
Eine Variante der Sendung war der Redaktionsbesuch. 1986 kehrten die fragenden Journalisten zurück.
Burn Notice
Ab 28. September 2009 (Vox). US-Actionserie von Matt Nix („Burn Notice“; seit 2007)
Foto: Vox
Michael Westen (Jeffrey Donovan) war einmal ein Spion im Geheimauftrag der Regierung, bis er aus bisher ungeklärter Ursache „verbrannt“ wurde. Abgeschossen. Ausgemustert. Nicht weiter verwendbar. Diese Ursache und den Verantwortlichen herauszufinden macht sich Michael nun zur langfristigen Aufgabe, dauernd auf der Hut, weil feindliche Spione, und das sind ja jetzt alle, ihn töten wollen. Michael sitzt in Miami fest, wo er in der Zwischenzeit Menschen mit ganz anderen Problemen dabei hilft, z.B. verschwundene Töchter zu finden oder Erpresser abzuwimmeln. Dabei unterstützen ihn seine Ex-Freundin Fiona (Gabrielle Anwar) und sein bester Freund Sam Axe (Bruce Campbell), der Michael eigentlich für das FBI ausspionieren soll. Auch Michaels Mutter Madeline (Sharon Gless) ist eine Anlaufstelle, der man seine Aufwartung persönlich machen muss, denn sie verlässt ihr Haus nicht.
Einsamer-Wolf-Heldenserie nach dem Strickmuster, das man aus den 80ern-kennt, aber mit einem 2000-er-Jahre Ich-Erzähler aus dem Off und schnelleren Schnitten. Die einstündigen Folgen laufen montags um 22.05 Uhr.
Bushs letztes Aufbäumen
Jetzt issser weg, und wir werden ihn nicht los. Oliver Stones W., der biographische Film über den ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush, kommt heute im Fernsehen. ProSieben zeigt den Kinofilm um 22.25 Uhr nicht nur als Fernsehpremiere, sondern überhaupt als Premiere. Im Herbst 2008 war der Film in amerikanischen Kinos zu sehen, in Deutschland noch gar nicht. Vermutlich war aber allen an Rechteverhandlungen Beteiligten klar, dass man den Fernsehzuschauern in ein paar Jahren auch nicht mehr mit diesem Typen kommen muss, und so wird der Film gezeigt, solange das Thema noch halbwegs frisch ist.
Schon einmal verfuhr ProSieben mit einem Kinofilm so, der an Aktualität zu verlieren drohte, war damals aber immerhin noch knapp langsamer als das Kino. Michael Moores Fahrenheit 9/11 schaffte es am 1. November 2004 ins Fernsehen, nur drei Monate nach dem Kinostart.
Leider ist W. kein besonders guter oder stringenter Film. Er wirkt eher wie eine extrem gewollte Abrechnung mit Bush, in die Stone an Peinlichkeiten reinschaufelte, was er finden konnte, völlig egal, ob es sich irgendwie sinnvoll in die Geschichte einfügte oder nicht. Meistens nämlich nicht. Und viele der Geschehnisse und Dialoge, die erschreckend vor Augen führen, unter welchen dubiosen Umständen Bush den Irak-Krieg wirklich herbeigeführt oder überhaupt Karriere gemacht hat, hat Bob Woodward schon vor fünf Jahren in seinem Buch „Bush At War“ aufgeschrieben.
Dazu kommt, dass man eine Weile braucht, bis man sich daran gewöhnt hat, dass natürlich alle real existierenden Personen von Schauspielern dargestellt werden, und man bis dahin das Gefühl nicht los wird, einen der viel zu langen Sketche aus Saturday Night Live zu sehen.
Weil die Leistung dieser Darsteller aber grandios ist, allen voran Josh Brolin als Bush, und weil die Dialoge eben keine Sketche sind, sondern bittere Wahrheit, und wenn man sich mit der Politik und dem Werdegang des lebenslangen Versagers George W. Bush bisher nur flüchtig befasst hat oder sich einfach in den eigenen Vorurteilen bestätigt fühlen möchte, sollte man sich den Film ruhig trotzdem ansehen und die Werbepausen dazu nutzen, erleichtert aufzuatmen, dass der Trottel endlich weg ist.