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Bonanza

Freitag, 28. Dezember 2007, 22:35

1962–1965 (ARD); 1967–1977 (ZDF); 1989–1994 (Sat.1); 1997 (Kabel 1). 426-tlg. US-Westernserie von David Dortort („Bonanza“; 1959–1973).

Jawohl, Pa. Der Rinderzüchter Ben Cartwright (Lorne Greene) ist der wohlhabende Besitzer der Ponderosa-Ranch nahe Virginia City im US-Bundesstaat Nevada und der 1000 Quadratmeilen Land ringsherum. Dort lebt er mit seinen Söhnen: Der besonnene und introvertierte Adam (Pernell Roberts) ist der älteste und immer in Schwarz gekleidet, der gemütliche Eric, genannt Hoss (Dan Blocker), ist der mittlere, hat aber den mit Abstand größten Körperumfang, und der romantische Heißsporn Little Joe (Michael Landon) ist der jüngste. Es ist die Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs Mitte des 19. Jahrhunderts, doch davon merkt man nichts. Ben Cartwright ist dreifach verwitwet, jeder der Söhne stammt aus einer anderen Ehe. Die Männer-Familie beschäftigt Hop Sing (Victor Sen Yung) als Koch, der sich ständig wegen seiner Fähigkeiten auf den Arm nehmen lassen muss und dlollig splicht. Gemeinsam lösen die Cartwrights ihre und die Probleme anderer und helfen, wo es geht, etwa wenn Feindseligkeiten beigelegt werden müssen oder wenn Roy Coffee (Ray Teal), der Sheriff in Virginia City, mal wieder ihre Unterstützung beim Ganovenfang benötigt. Dabei verzichten die Cartwrights weitgehend auf den Gebrauch ihrer Waffen und setzen stattdessen lieber Vernunft ein. Sohn Adam verlässt die Ranch nach 195 Folgen, und Mr. Canady, genannt Candy (David Canary), kommt etwas später als neuer Mitarbeiter und Ergänzung der Familie auf die Ponderosa. Die Familie bekommt noch einmal Zuwachs, als die Cartwrights den jungen Ausreißer Jamie Hunter (Mitch Vogel) bei sich aufnehmen. Später arbeitet auch Greg King (Tim Matheson) auf der Ranch.

Bonanza war die erste Westernserie in Farbe, was damit zusammenhing, dass RCA, der Mutterkonzern des ausstrahlenden US-Senders NBC, Farbfernsehgeräte herstellte und diese auch verkaufen wollte (in Deutschland freilich wurde das Farbfernsehen erst viele Jahre später eingeführt). Das war auch der Grund, warum die quotenschwache Serie nicht nach dem ersten Jahr eingestellt wurde. Ihren Durchbruch erlebte sie erst nach mehreren Jahren, dann wurde sie jedoch eine der erfolgreichsten Serien überhaupt und nach Rauchende Colts die zweitlanglebigste Westernserie. Da Rauchende Colts in Deutschland aber nur zu etwa einem Drittel ausgestrahlt wurde, lief Bonanza bei uns von allen Westernserien am längsten – und wanderte durch die Kanäle: Die ARD zeigte Anfang der 60er-Jahre nur ein paar einzelne Folgen in unregelmäßigen Abständen und setzte die Serie dann trotz guter Zuschauerresonanz ab, weil sie als zu brutal angesehen wurde. Das ZDF griff zu, zeigte 208 Folgen sonntags um 18.10 Uhr, jeweils 50 Minuten lang, und machte aus Bonanza einen Dauerbrenner. Doch nach zehn Jahren war auch beim ZDF 1977 Schluss. Zwölf Jahre später begann Sat.1 mit der deutschen Erstausstrahlung von 152 Folgen. Die restlichen 40 Folgen liefen erstmals 1997 bei Kabel 1. Eine Hand voll Folgen blieb hierzulande ungesendet.

Eine ähnlich große Fehlentscheidung wie die der ARD, Bonanza aus dem Programm zu nehmen, traf im gleichen Jahr Adam-Darsteller Pernell Roberts, als er aus der Serie ausstieg, um seriösere Rollen zu spielen, aber über mehr als zehn Jahre nur noch Nebenrollen ergatterte. Der Erfolg von Bonanza hielt dagegen an, obwohl nun einer der Söhne fehlte. Erst nach dem plötzlichen Tod von Hoss-Darsteller Dan Blocker, einhergehend mit einer Sendeplatzverlegung nach mehr als einem Jahrzehnt, bröckelten die Quoten in den USA erheblich, und die Serie wurde Anfang 1973 mitten in der 14. Staffel eingestellt. Autor und Regisseur der letzten Folge war Michael Landon, dessen Little Joe darin vor einem geisteskranken Killer flüchtete. Diese Folge kam über weite Strecken ohne Text aus. Landon wurde nach dem Ende von Bonanza der Erfolgreichste der Ex-Cartwrights und war als Autor, Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller bei Unsere kleine Farm an einem weiteren Klassiker maßgeblich beteiligt.

Der Serientitel hatte nur entfernt mit dem Inhalt zu tun. „Bonanza“ heißt soviel wie Goldgrube oder Glücksquelle. Eine solche sollte die Ponderosa-Ranch wohl sein. Außer durch die Farbe unterschied sich die Serie durch ihre friedliche Botschaft von früheren gängigen Westernserien. Keine ballernden Revolverhelden standen mehr im Mittelpunkt, sondern die Lösung zwischenmenschlicher Konflikte durch vernünftige Erwachsene, auch wenn diese Erwachsenen noch immer wie kleine Buben ihrem strengen Vater hinterherdackelten und aufs Wort gehorchten. Jeweils eines der Familienmitglieder stand abwechselnd im Vordergrund der Geschichten. Frauen spielten kaum eine Rolle. Little Joe war zwar ein Frauenheld, doch sobald ernsthafte Heiratsabsichten in der Luft lagen, widerfuhr der Dame meist ein schreckliches Unglück. Es war nicht gesund, einen Cartwright zu lieben, die Familiengeschichte hätte bereits eine Lehre sein müssen. Grund für die ausschließliche Männerwelt war – so unglaublich dies heute erscheinen mag -, dass Produzent David Dortort endlich einmal eine Familienserie drehen wollte, in der Männer im Mittelpunkt standen. Zwar hatten Krimi- und Westernserien damals fast immer ausschließlich männliche Helden, doch Familienserien und Sitcoms waren in den 50er-Jahren oft um starke Mutterfiguren herum gestrickt.

Die weltberühmte Titelmelodie, in der Serie instrumental, gab es auch in verschiedenen gesungenen Versionen, u. a. von Hauptdarsteller Lorne Greene, von Johnny Cash und auf Deutsch von Heino.

Während die Originalserie auf der ganzen Welt noch jahrzehntelang wiederholt wurde, scheiterten zwei Versuche von Neuauflagen. Der als Serienpilot gedachte Fernsehfilm „Bonanza: The Next Generation“ (1988) mit neuer Besetzung wurde in Deutschland nicht gezeigt, zwei weitere Filme, „Rückkehr auf die Ponderosa“ (1993) und „Angriff auf die Ponderosa“ (1995), zeigte RTL 1994 und 1997. Darin spielten u. a. Michael Landon, Jr. und Dirk Blocker mit, Söhne der Originalsöhne Landon bzw. Blocker. Die Serie „Ponderosa“ (2001–2002), die zeitlich vor Bonanza angesiedelt war und die Cartwrights in jüngeren Jahren zeigte, wurde nach einer Staffel eingestellt und bisher nicht in Deutschland ausgestrahlt.

Bonner Krimi Archiv

Sonntag, 18. Dezember 2005, 13:06

Hier findet auch der Krimiserien-Fan alles Wissenswerte zu noch im Gedächtnis gebliebenen Serien oder kann Serien wieder entdecken, die er schon längst vergessen hat.

Der Fernsehkrimi-Fan findet seine Krimi-Serien von „Das A-Team“ (1987) bis „Zwickelbach & Co.“ (1976), und begibt sich beim Nachlesen auf eine herrliche Zeitreise. Und köstlich auch die Kommentare der beiden Autoren zu den Abbildungen — frech und auf den Punkt gebracht und oftmals unterhaltsamer als manche Sendung.

Boomtown

Montag, 17. Dezember 2007, 11:07

Ab 17. Dezember 2007 (13th Street). 24-tlg. US-Krimiserie von Graham Yost („Boomtown“; 2002–2003).

Ein Verbrechen aus verschiedenen Perspektiven: Police-Detective Joel Stevens (Donnie Wahlberg) und sein Partner Bobby „Fearless“ Smith (Mykelti Williamson), der aalglatte und karriereorientierte zweite Staatsanwalt David McNorris (Neal McDonough), die Streifenpolizisten Ray Hechler (Gary Basaraba) und Tom Turcotte (Jason Gedrick) sind mit der Aufklärung der Morde beschäftigt, die Reporterin Andrea Little (Nina Garbiras) berichtet darüber, und die Notärztin Teresa Ortiz (Lana Parrilla) kümmert sich um die Opfer. Aus allen sieben Blickwinkeln ist der Fall zu sehen. Die Einzelteile ergänzen sich zur ganzen Geschichte, können sich aber auch in ihrer Perspektive widersprechen.

Hauptdarsteller Donnie Wahlberg war gut zehn Jahre zuvor Mitglied der erfolgreichen Boygroup „New Kids On The Block“ und ist der Bruder des Schauspielers Mark Wahlberg.

Die ungewöhnliche Methode, die Tat aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu erzählen, hatte dreißig Jahre zuvor bereits Petrocelli angewandt, seither aber eigentlich niemand mehr.

Boring Movie – Die große Zuschauer-Verarsche

Dienstag, 11. März 2008, 06:56

Vielleicht sollte ich der CSU beitreten. Denn wenn ich die Meinung vertrete, deutsche Sender sollten erst dann wieder Comedy zeigen, wenn sie was wirklich Lustiges produziert haben, interessiert das ja niemanden. Doch sobald jemand ebenso Unwichtiges, der aber einer Partei angehört, etwas zum Thema Fernsehen absondert, ist das immer eine oder zwei oder drei oder vier oder mehr Meldungen wert. Stellen Sie sich die Schlagzeile vor:

„CSU-Politiker fordert Humorpause im deutschen Fernsehen“!

Andererseits führen die Aufmerksamkeitserregungen auch nie zu was.

Nun, heute kommt jedenfalls wieder so eine Comedysendung, die nicht lustig ist. Funny Movie – Die große Film-Verarsche proletet ProSieben als Titel hinaus in die Welt, und das Wort „Parodie“ träfe es auch tatsächlich nicht so gut. Originalszenen aus einem Film an ähnlich aussehenden Schauplätzen mit ähnlich zurechtgemachten Darstellern verdammt nah am Originaltext einfach nachzudrehen, ist noch keine Parodie. In vielen Szenen der „Verarsche“ mit dem Titel „Dörte’s Dancing“ (Schreibweise von ProSieben) passiert aber genau das. Sie kennen die peinliche Szene aus „Dirty Dancing“, in der Baby sagt: „Ich habe eine Wassermelone getragen“? Die bleibt im Wesentlichen so, obwohl sie für hauptberufliche Witzeschreiber eigentlich eine fantastische Parodievorlage sein müsste. Und viele andere auch. Die Handlung wird zwar damit entschuldigt, dass sich eine Frau namens Dörte nach einem Unfall in ihren Lieblingsfilm hineinträumt, aber genau das bietet exakt die Möglichkeit der originalnahen Übernahme vieler Szenen.

Natürlich gibt es auch Gags. Und sogar einige gute. Darunter ein paar, die so angenehm subtil sind, dass sie schon fast ein positives Gesamtbild vortäuschen könnten — aber eben nur fast. Zum Beispiel als Ponnie (haha, die hieß im Originalfilm Penny, hahaha) einen Drink in der Hand hält, der genauso heißt wie die erfolglose Kino-Fortsetzung von „Dirty Dancing“, und sagt: „’Havanna Nights‘, ein Flop an der Bar, aber mir schmeckt’s!“, oder als Liesel Mouseman (statt Lisa Houseman, schenkelklopf) auf der Talentbühne im Hintergrund „Springtime for Hitler“ singt, den Song aus dem Mel-Brooks-Film und -Musical und wieder -Film „The Producers“.

Aber insgesamt sind es viel zu wenig gute Gags für die enorme Länge. Selbst für einen Drei-Minuten-Sketch in Schmidt & Pocher würde es schon knapp. Und die gefühlte und tatsächliche Länge ist das Hauptproblem. Der erste Funny Movie heute Abend ist brutto 90 Minuten lang. Wer die Vorlage nicht kennt, langweilt sich ohnehin. Aber auch wer sie kennt, stellt alle paar Minuten mit Schrecken fest, an welchen Mengen noch fehlender Originalhandlung sich diese „Verarsche“ noch entlang hangeln muss, bevor endlich Schluss ist, alle tanzen und es in meinem Kopf singt: „You’ve killed too much time of my life, and I never felt bored like this before, yes I swear, it’s so true, and I owe it all to you…“

Funny Movie – Die große Film-Verarsche, dienstags um 20.15 Uhr auf ProSieben.


Foto: Pro Sieben

Born To Quassel

Freitag, 24. August 2007, 23:14

Wahrscheinlich bräuchte Tim Mälzer gar keinen Herd, keine Zutaten, keine Kandidaten und kein Konzept, sondern müsste nur einfach so 90 Minuten lang reden, und man hätte schon einen kurzweiligen Abend. Born To Cook, der Vox-Einstieg ins große Abendshowgeschäft, verdankt seinen hohen Unterhaltunsgwert allein ihm. Gut, und ein paar schlagfertigen Kandidaten. Wild rennt er durchs Studio, hackt hier was, schnippelt da was, friert dort was ein, lernt was über Ernährungsgeschichte, wir auch, lässt seinen Assistenten Quizfragen stellen und verteilt Dosen als Punkte, deren Vergabe so herrlich willkürlich ist wie seit MAZ ab! nicht mehr, und hört dabei nicht auf zu reden.

Ich habe noch nichts gegessen, was Tim Mälzer gekocht hat, weshalb ich seine Qualitäten als Koch nicht beurteilen kann. Seine Tipps habe aber sogar ich verstanden. Und was seine anderen Qualitäten angeht: Man merkt ihm an, dass er kein „professioneller Moderator“ ist. „Professionelle Moderatoren“ läsen ihre Informationen von Papptafeln oder vom Teleprompter ab, weshalb sie wohl kaum den Namen ihres nächsten Gastes vergäßen. Merkwürdigerweise wären sie aber oft aufgeschmissen, sobald der Prompter mal ausfiele. Und wenige dieser „professionellen Moderatoren“, die die Shows bei anderen Sendern präsentieren, sind auch nur halb so gute Entertainer wie Tim Mälzer.

Boston Legal

Dienstag, 19. September 2006, 19:00

Seit 2006 (Vox). 101-tlg. US-Anwaltsserie von David E. Kelley („Boston Legal“; 2004–2008).

Alan Shore (James Spader) ist ein hervorragender, dreister und von sich selbst überzeugter Anwalt in der Bostoner Kanzlei Crane, Poole & Schmidt. Von den Namensgebern ist nur Denny Crane (William Shatner) übrig geblieben, nachdem Edwin Poole (Larry Miller) schon in der Pilotfolge in die Klapsmühle eingewiesen wird, weil er ohne Hose bei einem Meeting erschienen war. Doch auch Crane selbst ist nicht mehr uneingeschränkt zurechnungsfähig. Er war mal einer der besten Anwälte des Landes, und oft merkt man ihm das auch noch an. Ebenso oft hat er jedoch nicht den geringsten Durchblick, worum es gerade geht. Nur wer er ist, vergisst er nie. Damit das so bleibt, läuft er sicherheitshalber den ganzen Tag umher und sagt seinen Namen. Der strenge Paul Lewiston (Rene Auberjonois) hält den Laden zusammen, in Folge 11 kehrt außerdem Teilhaberin Shirley Schmidt (Candice Bergen) zurück, die mit Denny Crane eine Hassliebe und eine zurückliegende Affäre verbindet. Weitere Anwälte in der Kanzlei sind Brad Chase (Mark Valley), der darunter leidet, in Alans Schatten zu stehen, Gutmensch Lori Colson (Monica Potter) sowie Sally Heep (Lake Bell) und Tara Wilson (Rhona Mitra), die nacheinander Alans Gespielinnen sind. Als eine ihrer ersten Amtshandlungen feuert Schmidt Sally. In Folge 12 wird Catherine Piper (Betty White) Alans neue Sekretärin. Sie ist so vorlaut wie er, aber noch deutlich unverschämter und doppelt so alt. In der zweiten Staffel wird mit Ausnahme Shirley Schmidts die komplette Riege der weiblichen Anwälte ausgetauscht. Neu sind Denise Bauer (Julie Bowen) und Sara Holt (Ryan Michelle Bathe), außerdem Garrett Wells (Justin Mentell).

Höchst unterhaltsame Serie, die nicht nur von der sichtlichen Spielfreude der fantastischen Hauptdarsteller Spader und Shatner lebt, sondern auch vom gelungenen Spagat zwischen Anspruch und Albernheit. So setzt sie sich im einen Moment ernsthaft mit dem Problem des Völkermords im Sudan auseinander und macht im nächsten Moment einen Witz über Penislängen.

Die Serie ist eine Fortführung von Kelleys vorheriger Anwaltsserie Practice — Die Anwälte, in deren achter und letzter Staffel Spaders und Shatners sowie Rhona Mitras und Betty Whites Charaktere bereits eingeführt wurden, von der allerdings nur die ersten vier Staffeln auch in Deutschland gezeigt wurden.

Die Fortführung zeigte Vox mittwochs um 22.05 Uhr.

Boulevard Bio

Donnerstag, 1. März 2007, 15:35

1991–2003 (ARD). Erfolgreiche einstündige Talkshow mit Alfred Biolek.

Biolek spricht mit mehreren prominenten und nicht prominenten Gästen, die er nacheinander zu sich in die Gesprächsrunde bittet. Bis dahin sitzen die Gäste in der ersten Reihe des Publikums. Es gibt ein Thema, das oft vage genug ist, um über alles zu reden, manchmal aber auch reizvolle Kombinationen sehr unterschiedlicher Gäste ermöglicht, die plötzlich miteinander ins Gespräch kommen.

Eine typische Gästezusammenstellung war diese: Sänger Campino von der Band Die Toten Hosen, Abt Stephan vom Benediktinerkloster Königsmünster, Hannelore Elsner und Thor Heyerdal. Das Thema war „Wer sucht, der findet“. Zum Thema „Mein bester Freund“ brachte Rudolf Scharping Konstantin Wecker mit. Am Anfang enthielt die Show neben dem Talk noch Kleinkunst- und Showelemente, ab 28. Oktober 1991 nur noch Gespräche.

Ein Erfolgsgeheimnis der Sendung war, dass sie allein vom distanziert-freundlichen Interesse des Gastgebers lebte und vielen scheinbaren Gesetzen für eine erfolgreiche Talkshow widersprach: Sie kam aus dem ehemaligen Sprungbrett-Theater, dem früheren Ballettprobensaal des WDR in der Kölner Innenstadt, der dafür eigentlich zu klein und zu niedrig war (was man sah). Der Moderator hatte neben sich zwar eine Räuspertaste angebracht, die er drücken konnte, um sein Mikrofon bei Bedarf für eine Sekunde auszuschalten, tat dies aber offensichtlich nie, und der Bedarf bestand oft. Biolek stellte keine ausgefallenen Fragen (einen Stuntman hätte er gefragt: „Ist das eigentlich gefährlich?“), sondern las häufig einfach die banalen Tatsachen vor, die auf seinen Karteikarten standen: „Britney Spears, Sie sind ein Superstar.“ Punkt. („Ja“, hat sie geantwortet.) Wenn einer seiner Gäste etwas unerwartet Komisches sagte, füllte sein gackerndes Lachen etwas unangenehm den ganzen Raum. Den Autofahrer Michael Schumacher kündigte er als „Harald Schumacher“ an, dieser nahm Platz und teilte mit: „Sie dürfen mich Michael nennen“, worauf Biolek entgegnete: „Ach, das ist aber nett.“

Andererseits war Boulevard Bio höchst modern und ein Vorreiter von Talkshows wie Johannes B. Kerner und Beckmann, weil er jedem Gast die Gelegenheit gab, sich darzustellen, ohne kritisch-bohrende Fragen befürchten zu müssen oder Themen, die ihm nicht recht gewesen wären. Biolek fragte freundlich, milde, harmlos, nie zudringlich, aber die Gespräche waren nicht immer belanglos: Er lud oft Gäste mit besonderen Schicksalen ein, Behinderte, Außenseiter, Randgruppen. Einmal machte er allerdings auch eine ganze Sendung zum Thema Urin.

Eine Mediensensation gelang Biolek am 11. September 1996, als Bundeskanzler Helmut Kohl zum ersten Mal in einer Unterhaltungssendung auftrat. Er war an diesem Abend Bioleks einziger Gast und gleichzeitig das Thema der Sendung. Die beiden plauderten im netten Gespräch über Kohls Kindheit, seine Hobbys, seinen Lieblingspudding und wie er ihn kocht. Kohl zählte unfassbare Mengen an Zutaten auf und antwortete auf Bioleks Nachfrage „Für wie viele Personen kochen Sie denn?“ ganz selbstverständlich: „Für mich.“ Ein Jahr später begrüßte Biolek Bundespräsident Roman Herzog, wiederum als einzigen Gast, auch der Dalai Lama beehrte ihn. Heftige Kritik löste die Sendung vom 9. April 2002 aus, in der Bundeskanzler Gerhard Schröder und der russische Präsident Wladimir Putin die Gelegenheit nutzten, sich gemeinsam und ganz ohne kritische Fragen als nette Menschen darzustellen. Am 6. September 1994 war Alfred Biolek anlässlich seines 60. Geburtstags zu Gast in seiner eigenen Sendung, Moderator an diesem Abend war Harald Schmidt.

Die Dekoration des Studios wechselte mehrmals: Anfangs saß Biolek auf dem alten Ledersofa aus dem Kölner Treff, später standen Korbsessel und Couchtische auf der Bühne, schließlich Batavia-Sessel oder ‑Bänke mit Beistelltischchen.

Die Sendung war langlebiger Nachfolger und völliges Gegenteil von Veranda. Sie erhielt den Goldenen Löwen 1998. Zum zehnjährigen Jubiläum erschien das Buch „Boulevard Bio – die ersten zehn Jahre“, herausgegeben vom Redakteur der Sendung, Klaus Michael Heinz.

Die Sendung brachte es auf 485 Ausgaben, die wöchentlich zunächst mittwochs, ab 1992 dienstags um 23.00 Uhr ausgestrahlt wurden.

Brüder und Schwestern

Mittwoch, 5. September 2007, 06:52

Emergency Room. Extreme Activity. Das Model und der Freak. Nur drei vormals einigermaßen erfolgreichen ProSieben-Sendungen, die nach einem Wechsel des Sendeplatzes in die Nähe der Flopzone gerieten. Weil ProSieben der letzte Sender ist, dem man vorwerfen könnte, aus Fehlern gelernt zu haben, bekommen heute zwei weitere bisherige Erfolgsserien andere Sendeplätze: Desperate Housewives kommt nun mittwochs und schon um 20.15 Uhr, Grey’s Anatomy im Anschluss.

Den neuen Serienmittwoch komplettiert Brothers & Sisters, eine Serie, von der man zugeben muss, dass sie zumindest theoretisch einen ordentlichen Publikumsfluss gewährleisten müsste. Wer die beiden Serien vorher mag, wird auch an dieser Gefallen finden. Es ist die bewährte Mischung aus Gags und Geheimnissen, Intrigen und Schicksalsschlägen, Comedy und Soap, angeführt, wenn Sie genau hinsehen, von Calista Flockhart (bekannt als Ally McBeal), Rachel Griffiths (bekannt als Brenda aus Six Feet Under) und Sally Field (nun ja, eben Sally Field).

Die durchschnittliche Gagdichte ist angenehm, allerdings kommen die meisten Gags in der Pilotfolge schon in der ersten Viertelstunde, bevor es sehr seifig wird. Die reine Anzahl der Hauptdarsteller dieser Familienserie mit fünf Geschwistern, einer Mutter, einem Vater, einem Onkel und ein paar Lebensgefährten macht es auf Anhieb schwer, sie sofort zu unterscheiden, und dass alle Männer gleich aussehen (auch die, die gar nicht zur Familie gehören), beantwortet zwar die Frage, auf welchen Typ Mann die Casting-Direktorinnen Jeanie Bacharach und Gillian O’Neill stehen, erschwert den Überblick aber zusätzlich.

Den gleichen Typ Mann scheinen die Stimmberechtigten der Academy of Television Arts and Sciences zu mögen, die die beiden Damen für einen Emmy für das beste Casting nominiert haben.

Insofern wird zumindest, wer auf Männer steht, die wie eine Kreuzung aus Adam Brody und Rob Lowe aussehen, Freude an Brothers & Sisters haben. Ab Mitte der ersten Staffel kommt dann auch Rob Lowe persönlich dazu.

Brothers & Sisters, mittwochs um 22.15 Uhr auf ProSieben.

Breaking Bad

Mittwoch, 6. Oktober 2010, 12:50

Ab 9. Oktober 2010 (arte). US-Gesellschaftsserie von Vince Gilligan („Breaking Bad“; seit 2008).

Der Chemielehrer Walter White (Bryan Cranston) ist gerade 50 geworden und erfährt, dass er Lungenkrebs hat – obwohl er nie geraucht hat. Schlecht krankenversichert, benötigt er neue Einnahmequellen, um die Behandlung bezahlen zu können. Zusammen mit seinem ehemaligen Schüler Jesse Pinkman (Aaron Paul), einem unterbelichteten Junkie, beginnt er mit der Herstellung und dem Verkauf von lupenreinem Crystal Meth. Die nötigen Kenntnisse hat er als Chemielehrer ja. Dabei stürzt er rasch in ein kriminelles Milieu ab, in dem Drogenhandel noch das harmloseste Verbrechen wäre. Vor seiner Frau Skyler (Anna Gunn) und seinem behinderten Sohn Walter junior (RJ Mitte) verheimlicht Walter seine Nebenexistenz, vor allem aber vor seinem Schwager Hank Schrader (Dean Norris), der ist nämlich Drogenfahnder bei der Polizei.

Hervorragende, erschütternde Serie mit drastischen Bildern, die mit etlichen skurrilen Momenten gespickt ist, etwa wenn der Junkie Jesse seinen Ex-Lehrer in den dunkelsten Momenten zwar übel beschimpft und die brutalsten Dinger mit ihm dreht, ihn aber weiterhin ständig respektvoll „Mr. White“ nennt. Bryan Cranston brilliert als todkranker Verzweiflungstäter und wurde für seine Leistung dreimal hintereinander mit dem Emmy als bester Hauptdarsteller in einer Dramaserie geehrt.

arte zeigt samstags ab 22.00 Uhr jeweils zwei 50-minütige Folgen. Zuvorgekommen war der Pay-TV-Sender AXN.

Breaking Mad

Mittwoch, 6. Oktober 2010, 13:01

Für ein paar Jahre war es sehr gut, dass es das Privatfernsehen gab, weil den Zuschauern die meisten amerikanischen Serien sonst vorenthalten worden wären. Heute hat sich die Situation gedreht, und aus dem gleichen Grund ist es heute gut, dass es das öffentlich-rechtliche Fernsehen gibt.

Natürlich zeigen auch die Privaten weiterhin viele US-Serien — es sei denn, sie spielen nicht an Tatorten oder in Krankenhäusern. Experimente wagt schon lange kein großer Privatsender mehr, gezeigt werden nur noch die Serien, die schon seit Jahren gezeigt werden, oder Serien, die so sind wie die, die schon seit Jahren gezeigt werden. Die neue Vox-Serie Leverage über eine Gruppe moderner Robin Hoods, die korrupte Geschäftsmänner und reiche Betrüger bestehlen und offenbar gern „Ocean’s Five“ wären, fällt zwar sogar noch halbwegs aus dem Rahmen, aber große Augen vor Überraschung oder Faszination wird dabei niemand machen.

Die Perlen, die neuen Serien, die von Fans und Kritikern schnell zum Kult erklärt und mit Preisen überhäuft wurden, sind inzwischen wieder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen. Bei zdfneo beginnt heute Mad Men, eine Serie, die in den frühen 1960er-Jahren bei einer New Yorker Werbeagentur spielt. Die großen Werbeagenturen haben ihren Sitz in New York auch heute noch in der Madison Avenue, und daher leitet sich der Name der Serie über die Männer von der Madison ab, kurz: Mad Men.

Die Serie braucht eine Weile, bis sie in Gang kommt, und wer nur die ersten beiden Episoden sieht, hat es beim Versuch, ihre Handlung zu beschreiben, nicht leicht, weil eigentlich keine erkennbar ist. Rauchende Männer denken sich Werbeslogans aus, trinken, graben die neue Sekretärin an und schlafen mit anderen Frauen als der eigenen. Hauptsache, es wird bei jeder Gelegenheit geraucht, sogar bei der gynäkologischen Untersuchung, um zu zeigen: Hey, dies sind die 60er! Erst später erkundet die Serie die geheimnisvollen Hintergründe ihrer Hauptfigur Don Draper (Jon Hamm) tiefer und wird zu dem, was ihr in drei aufeinanderfolgenden Jahren den Emmy als beste Dramaserie eingebracht hat.

Sofort packend ist Breaking Bad, was ab Samstag bei arte zu sehen ist. Ein 50-jähriger Chemielehrer ändert nach der Diagnose Lungenkrebs sein Leben. Er hört nicht etwa auf zu rauchen. Denn er hat nie geraucht. Er fängt an, Crystal Meth herzustellen, und dank seiner Chemiekenntnisse fabriziert er das geilste und reinste Zeug, das auf dem Markt ist. Um einen erfahrenen Partner für den Vertrieb zu haben, tut er sich mit einem drogensüchtigen Volltrottel zusammen, der früher mal in seine Klasse ging.

Die Serie ist keine Comedyserie wie Weeds. Sie ist ein Drama über die Abgründe eines Menschen und der Gesellschaft. Walter White (Bryan Cranston) will mit den Einnahmen seine Behandlung bezahlen, für die seine Krankenversicherung nicht aufkommt. Und sie zeigt schonungslos, wie schnell und wie tief man in ein kriminelles Milieu voller Gewalt abrutschen kann, wenn man erst mal angefangen hat. Cranston, der vorher den Vater der Prollfamilie aus Malcolm mittendrin spielte, verkörpert den todkranken Chemielehrer, der zwischen Verzweiflung und Entschlossenheit schwankt, so grandios, dass er drei Jahre hintereinander den Emmy als bester Drama-Darsteller erhielt.

Beide Serien zusammen gewannen insgesamt 19 Emmys in den drei Jahren, die sie jetzt jeweils auf Sendung sind, und erhielten 65 Emmy-Nominierungen. Das ist schon ziemlich viel in so kurzer Zeit.

Kurz ist natürlich relativ. Für Fans, die seit dem US-Start auf eine deutsche Ausstrahlung im Free-TV warten, sind drei Jahre ein eher langer Zeitraum. Im Privatfernsehen, für das schon die Ausstrahlung von Desperate Housewives als experimentell durchgeht, wären solche Serien heute nicht mehr denkbar.

Jetzt kommen die Serien ins deutsche Free-TV, und man kann natürlich argumentieren: Wenn sie bei arte oder ZDFneo kommen, könnten sie auch genauso gut gar nicht kommen. Wer soll sie da finden? Beide Sender spielen auf dem deutschen Fernsehmarkt kaum eine Rolle. Die Antwort ist: Fans. Dass sie keine massentaugliche Ware für den Allerweltszuschauer produzieren, wussten die Macher beider Serien von Anfang an. Deshalb laufen beide Serien in den USA beim Kabelsender AMC, der bis vor kurzem davon lebte, Schwarzweißfilme zu wiederholen (AMC steht für American Movie Classics) und nichts zu verlieren hatte. Bis heute gibt es bei AMC nur zwei eigenproduzierte Serien: Mad Men und Breaking Bad. Vorher spielte der Sender im amerikanischen Fernsehen kaum eine Rolle. Warum sollten die kleinen deutschen Sender nicht auch von ihrem Mut profitieren?

Leverage, mittwochs um 22.15, Vox.
Mad Men, mittwochs um 22.30 Uhr, zdfneo.
Breaking Bad, samstags um 22.00 Uhr, arte.

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