Bitte lächeln
1990–1992 (Tele 5); 1993 (DSF); 1993–1998 (RTL 2). Amateurvideoshow.
Täglich plumpsen irgendwo auf der Welt Kinder von Schaukeln, rutschen Männer aus Hängematten, glitschen Frauen in Schwimmbecken und scheppern Hunde gegen Glastüren. Und immer öfter stand ein Familienmitglied mit der Videokamera daneben und schickte die Aufnahmen des Missgeschicks freundlicherweise an einen Fernsehsender. Noch Jahre später liefen diese Aufnahmen irgendwo anders auf der Welt in Sendungen wie Bitte lächeln. Vom Klassiker Pleiten, Pech und Pannen unterschied sie sich, indem sie sich auf Heimvideos beschränkte und nicht auch Pannen aus Funk und Fernsehen zeigte – vor allem jedoch dadurch, dass man einigermaßen ambitioniert versuchte, das Geschehen schadenfroh und am liebsten gereimt zu kommentieren. Zu den Aufnahmen von zwei Jungs, die sich während einer chinesischen Prozession prügeln, hieß es aus dem Off: „Es war einmal gewesen / in einer Schule der Chinesen, / da kam’s mit großer Vehemenz / zu einer Fäusteturbulenz. / Der eine schlug so ganz pauschal / dem anderen in sein Oval. / Doch dort ist’s eine Spur sozialer, / in China sind die Veilchen schmaler.“
Anfangs moderierten Mike Carl und Gundis Zámbó die 50-minütige Abendshow sonntags um 20.15 Uhr. Als das Format 1993 mit Einstellung des Senders Tele 5 zum Deutschen Sportfernsehen DSF wechselte, wurden Manfred Erwe und Jessica Stockmann für kurze Zeit neue Moderatoren. In der zweiten Jahreshälfte griff RTL 2 die Sendung auf, und es übernahm wieder Mike Carl, diesmal gemeinsam mit Martina Menningen – das „TV-Dream-Team“, wie der Sender fand (derweil liefen im DSF noch ein paar zuvor konservierte Folgen mit dem alten Team). Die Show war jetzt nur noch eine halbe Stunde lang, wurde aber täglich ausgestrahlt. Carl und Menningen wurden 1997 durch Matthias Opdenhövel und Aleksandra Bechtel ersetzt, um jüngere Zuschauer zu gewinnen (beide hatten vorher zusammen „Was geht ab?“ auf VIVA moderiert). Bitte lächeln wurde wieder zur Wochenendshow, bis RTL 2 sie 1998 einstellte.
Doch im Fernsehen gibt es, gerade für solche Sendungen, ein Leben nach dem Tod. Schwupps! hieß das gleiche Format mit – na? – Mike Carl auf tm 3, von Hunderten ähnlichen Formaten auf allen Sendern ganz zu schweigen. Eine ähnlich beschwerliche Reise durch verschiedene Sender machte nach der Einstellung von Tele 5 die Spielshow Ruck Zuck durch.
Bitte melde dich
1992–1998 (Sat.1). Realityreihe mit Jörg Wontorra, der im Auftrag von besorgten Verwandten oder Freunden nach Vermissten forschte. In Filmen werden Fälle von Personen vorgestellt, die spurlos verschwunden sind, seit kurzem oder auch schon jahrelang. Angehörige kommen in den Einspielern zu Wort und sprechen direkt zu dem Abgehauenen: „Bitte melde dich!“ Für die Zuschauer ist eine Telefonnummer geschaltet, unter der Hinweise zu den Verschwundenen entgegengenommen werden. In jeder Sendung wird ferner über Ergebnisse berichtet, wenn ein Vermisster nach der Sendung durch Hinweise gefunden wurde oder sich selbst gemeldet hat.
Die Sendereihe, deren Titel im Schriftzug der „Bild“-Zeitung gehalten war, lief über Jahre und insgesamt sechs Staffeln erfolgreich montags abends gegen 21.00 Uhr. Mehr als jeder vierte Fall konnte aufgeklärt werden. Die Live-Ausstrahlung ermöglichte es, dass noch während der Sendung Hinweise und Erfolge gemeldet werden konnten. Andererseits wurde dem Zuschauer angesichts mancher Verwandter, die da auftraten, auch regelmäßig klar, warum der Gesuchte einfach nicht vom Zigarettenholen zurückgekehrt war. Oft deuteten sich die Dramen der Vergangenheit an, wenn die Verlassenen unter Tränen versprachen, dass in Zukunft alles anders werden würde. In der ersten Folge flehte ein Vater von vier Kindern seine verschwundene Ehefrau an: „Brigitte, auch wenn Du uns nicht mehr magst, komm zurück!“, und lockte mit dem Zusatz: „Brauchst ja net dableim!“ (Er hatte inzwischen eine neue Freundin gefunden.) Für verschärften Druck sorgte eine Psychologin im Studio.
Außer in dieser Sendung forschte Wontorra auch in Erben gesucht und Aus den Augen verloren.
Black Adder
1999 (RTL). 24-tlg. brit. Comedyserie von Rowan Atkinson und Richard Curtis („Black Adder“; 1983–1989).
Edmund Blackadder (Rowan Atkinson) schreibt die Geschichte um. Auf einem Streifzug durch die Jahrhunderte nimmt er an historischen Ereignissen teil und beeinflusst sie. Sein idiotischer Partner Baldrick (Tony Robinson) ist immer dabei.
Zeitweise lief die Serie unter dem albernen Titel Rowan Atkinson alias Mr. Bean ist „Black Adder“, weil Atkinson in Deutschland in der Rolle des Mr. Bean in der gleichnamigen Show bekannt geworden war. In seiner britischen Heimat schlug Black Adder deutlich stärker ein als Mr. Bean und war eine der erfolgreichsten Serien der 80er-Jahre. Nach dem eigentlichen Ende wurde sie – jeweils in einer anderen Epoche – noch dreimal fortgesetzt.
Bei uns ging Black Adder weitestgehend im Sonntagnachtprogramm unter. Ab 1993 hatte bereits 3sat und in Wiederholungen später arte die Serie im englischen Original mit deutschen Untertiteln gezeigt. Erst RTL zeigte synchronisierte Fassungen.
Black Beauty
1974–1975 (ARD); 1976 (ZDF). 52-tlg. brit. Abenteuerserie nach den Büchern von Anna Sewell („The Adventures Of Black Beauty“; 1972–1974).
Im frühen 19. Jh. nehmen der Tierarzt Dr. James Gordon (William Lucas) und seine Familie den schwarzen Hengst Black Beauty in ihrem Zuhause auf York Cottage, einer kleinen Farm in England, auf. Gordon lebt dort mit seiner Tochter Vicky (Judi Bowker), seinem Sohn Kevin (Roderick Shaw) und der Haushälterin Amy Winthrop (Charlotte Mitchell). Bisher wurde Beauty von unfreundlichen Besitzern herumgestoßen, jetzt hat er endlich Freunde gefunden. Vor allem Vicky reitet ständig mit Beauty aus. Der Hengst revanchiert sich und kommt bei Bedarf zu Hilfe. Gemeinsam erleben sie Abenteuer, überführen Tierquäler und helfen anderen Menschen aus schwierigen Situationen.
Zu Beginn der zweiten Staffel wohnt statt Vicky plötzlich Gordons andere Tochter Jenny (Stacy Dorning) auf York Cottage und ist nun Beautys beste Freundin (angeblich war sie bis jetzt auf dem Internat, was aus Vicky geworden ist, bleibt jedoch offen). Zur gleichen Zeit nehmen die Gordons den Jungen Ned Lewis (Stephen Garlick) bei sich auf. Er ist Amys Neffe aus London, und seine Mutter ist vor kurzem gestorben. Nach anfänglicher Abneigung gegen Pferd, Familie und Badewanne freundet er sich schließlich mit allem an. Auch der befreundete Junge Albert Clifton (Tony Maiden) weiß mit Beauty umzugehen und ist manchmal mit ihm unterwegs. Dem unsympathischen Gutsherrn Mr. Armstrong (Michael Culver) gehört das komplette Umland. Er ist zugleich der örtliche Friedensrichter.
Black Beauty entsprach dem klassischen Schema „Sieh mal, Tier will uns etwas sagen“, in dem das kluge Tier maßgeblich dazu beiträgt, Menschen aus brenzligen Situationen zu befreien und böse Räuber oder Tierquäler zu fangen („Was sagt du, wo sind sie?“ — „Bwüha!“ — „Auf der Vogelinsel? Also los, Beauty!“). Der Roman von Anna Sewell diente nur als Anregung für die Serie.
26 halbstündige Folgen liefen sonntags nachmittags in der ARD, mit dem Wechsel von Vicky zu Jenny wechselte die Serie ins Samstagsprogramm des ZDF. Dort lief 15 Jahre später auch eine Fortsetzung unter dem Titel Neue Abenteuer mit Black Beauty.
Blackout – Die Erinnerung ist tödlich
2006 (Sat.1). 4-tlg. dt. Krimi von Norbert Eberlein, Regie: Peter Keglevic und Hans-Günther Bücking.
Der Berliner Drogenfahnder Paul Novak (Mišel Maticevic) verliert an einem Tag seine Frau Lili (Ina Rudolph) und sein Gedächtnis. Sie wird umgebracht, er verunglückt bei dem Versuch, sie noch zu retten. Als er nach einem halben Jahr aus dem Krankenhaus entlassen wird, versucht er, sein Leben zu rekonstruieren. Er sucht den Mörder seiner Frau, aber auch seine eigene Geschichte: War er wirklich ein aufrechter Polizist, wie er natürlich zunächst annimmt? Und was ist mit den anderen Menschen in seinem Leben? Wem kann er trauen? Sein Bruder Christoph Dermühl (Dominic Raake), bei dem Paul mit seinem Sohn Finn (Mischa Knobloch) unterkommt, scheint in üble Geschäfte mit dem skrupellosen Politiker Born (Walter Kreye) verwickelt zu sein. Dermühls Tochter Lotta (Laura Charlotte Syniawa) gerät mit ihrem Freund Sebastian (Constantin von Jascheroff) ins Visier der Drogenmafia. In der kämpft Turgut (Hilmi Sözer) gerade um die Macht. Pauls alter Polizeipartner Boris Schenker (Roeland Wiesnekker), der bis zum Unfall auch sein bester Freund war, ist selbst völlig korrupt, liefert seinem Chef Robert Voss (Richy Müller) so aber immer wertvolle Informationen.
Der ambitionierte und hochkarätig besetzte Krimi benutzte die in vielen Filmen bewährte Konstellation mit einem Hauptdarsteller ohne Gedächtnis (insbesondere von „Memento“ war Blackout sichtlich inspiriert), um eine klassische Krimi-Handlung mit der Suche eines Mannes nach seiner Identität und Gut und Böse zu kombinieren. Der düstere Thriller spielt an acht Tagen und sollte ursprünglich unter dem Titel „8 Days“ in genauso vielen Folgen ausgestrahlt werden. Nachdem die im Vorjahr mit großen Hoffnungen gestartete Serienoffensive des Senders (u.a. Bis in die Spitzen, Freunde für immer, Unter den Linden) fast vollständig gefloppt war, sorgten sich die Verantwortlichen, ob das Publikum soviel Ausdauer beweisen und der komplexen Handlung über zwei Monate folgen würde. Deshalb entschied Sat.1 sich stattdessen für eine Eventprogrammierung aus vier Folgen in Spielfilmlänge, die an zwei Wochenenden sonntags und montags zur Primetime gezeigt werden sollten; Kabel 1 wiederholte die Folgen jeweils einige Tage danach am späten Abend.
Das Publikum gab Blackout keine Chance: Nicht einmal zwei Millionen Menschen schalteten den ersten Teil ein, die Quoten waren ein Desaster. Nachdem sie im zweiten Teil nicht besser wurden, entschied sich Sat.1, auch noch die wenigen Fans zu verärgern, und zeigte die Folgen drei und vier erst am sehr späten Abend.
Franz Dinda erhielt für seine Rolle als junger Drogensüchtiger einen Nachwuchspreis des Deutschen Fernsehpreises 2007.
Blau blut der Enzian
Blue Bloods heißt die neue Serie, in der Tom Selleck nach vorübergehender Jesse-Stone-Kinnbehaarung endlich wieder nur seinen bewährten Magnum-Schnauzbart aufträgt. Statt bunter Hawaii-Hemden kleidet ihn nun allerdings eine blaue Uniform. Blau ist die Farbe der New Yorker Polizei, und darauf bezieht sich der blaublütige Sendetitel. Dass Kabel 1 die Serie mit der Unterzeile „Crime Scene New York“ in die Nähe der CSI-Serien rückt („Crime Scene Investigation“), zeigt eins von zwei Dingen, oder beide: Dass niemand, der bei Kabel 1 arbeitet, die Serie schon einmal gesehen hat, bevor sie ins Programm genommen wurde, oder dass niemand, der bei Kabel 1 arbeitet, in den vergangenen Jahren einen Blick auf die deutlich rückläufigen CSI-Quoten geworfen hat. Möchte man seine neue Serie wirklich mit einem Format assoziieren, das seine besten Zeiten lange hinter sich hat?
Denn Blue Bloods hat rein gar nichts mit der Grundidee von CSI und seiner Nachahmer zu tun. Es ist zwar ein Krimi, aber auch eine Familienserie. Und die meisten Mitglieder der Familie sind für die New Yorker Polizei tätig.
Eigentlicher Hauptdarsteller ist Donnie Wahlberg. Der hatte vor gut 20 Jahren Hits wie „Step By Step“, „Hangin‘ Tough“ und „Tonight“ mit der Boygroup New Kids On The Block, deren Mitglied er immer noch ist. Hauptberuflich ist der ältere Bruder von Mark Wahlberg inzwischen ein angesehener Schauspieler. In Blue Bloods spielt er einen Kommissar bei der Mordkommission, weshalb die Aufklärung herkömmlicher Mordfälle einen großen Teil der Handlung einnimmt. Für die Umsetzung bekommt die Serie zwar keinen Innovationspreis, muss sich aber auch nicht verstecken.
Tom Selleck spielt seinen Vater, den Polizeichef, dessen Vater auch schon Polizeichef war und der sich heute noch manchmal einmischt. Der jüngste Sohn der Familie ist Streifenpolizist, der zwar undercover auch mal den ganz bösen Buben nachspürt, sich aber zusammen mit seinem Streifenpartner auch um Kleinkram wie Wandschmierereien kümmern muss. Und das sind die Momente, in denen Blue Bloods mehr mit dem Großstadtrevier gemeinsam hat als mit CSI.
Natürlich redet die Großfamilie am gemeinsamen Esstisch über ihre Fälle, aber nicht ausschließlich. Das Familienleben spielt eine Rolle, und schon das unterscheidet Blue Bloods von den meisten Krimiserien. Und wenn dann mal ein freigelassener Verbrecher, den einer aus der Familie einst verknackt hat, auf Rache schwört, kann Blue Bloods sogar richtig spannend werden.
Kabel 1 verschwendet ab heute jeweils dienstags ab 20.15 Uhr jeweils drei Folgen hintereinander, ab übernächster Woche vielleicht nur noch zwei. Aber wer weiß schon, was übernächste Woche ist.
Blind Date
2001 — 2005 (ZDF). Improvisationsreihe mit Anke Engelke und Olli Dittrich.
Die beiden Künstler verabreden nur den Ort, an dem die Begegnung zweier Menschen spielen soll, alles andere entwickeln sie für sich allein. Keiner der beiden weiß, wie der andere aussehen wird, was für eine Figur er spielt, welche Geschichte sie mitbringt. Allein aus der Improvisation entwickeln sie die Geschichte, die sich aus dem Aufeinandertreffen zweier (im Spiel und in Wahrheit) unbekannter Personen entwickelt.
Das erste Blind Date entstand für Dittrichs Reihe Olli, Tiere, Sensationen. Ein Mann und eine Frau, die sich über eine Kontaktanzeige kennengelernt haben, treffen sich in einem Restaurant das erste Mal — mit all den peinlichen Missverständnissen, Pausen und Ungeschicklichkeiten, die dazugehören. In Olli, Tiere, Sensationen ist die 80-minütige Improvisation gekürzt, in Schnipsel zerlegt und als Fortsetzungsgeschichte untergebracht. An einem Sonntagabend gegen Mitternacht strahlte das ZDF sie komplett aus — praktisch in Echtzeit, mit allen entsetzlichen Längen, die dazugehören: stellenweise zum Schenkelklopfen komisch, aber zu beklemmend, um eine klassische Comedy zu sein. Das Experiment, ein Lieblingsprojekt von Olli Dittrich, fand nur mäßig viele Zuschauer, aber wegen seines innovativen Potentials und der Leistung der beiden Komiker große Aufmerksamkeit. Es wurde danach ein- bis zweimal jährlich fortgesetzt. Die nächsten Blind Dates spielten im Taxi, im Fahrstuhl, im Zug und beim Elternsprechtag und liefen an verschiedenen Tagen am späteren Abend. Das sechste Blind Date 2005 war erstmals ein Treffen zweier Menschen, die sich schon kannten: ein Ehepaar.
Für das zweite Blind Date, „Taxi nach Schweinau“, erhielten Dittrich und Engelke den Grimme-Preis mit Gold.
Blindgänger
Foto: Kabel 1
Gut ein Jahr nach dem ursprünglich vorgesehenen Start zeigt Kabel 1 ab heute doch noch die schwachsinnige Krimiserie Blind Justice über einen blinden Polizisten, der bewaffneten Dienst im belebten New York tut.
Ein Blinder. Mit einer Waffe! Gut, im Büro rennt er gegen Schreibtische, aber auf den viel befahrenen New Yorker Straßen bewegt er sich enorm sicher, und wenn er flüchtige Schwerbrecher mit seiner Pistole bedroht, stimmt sogar ungefähr die Richtung. Er hatte natürlich auch viel Zeit, alle seine anderen Sinne zu schärfen, es ist schließlich jetzt schon mehrere Wochen her, dass er bei einer Schießerei im Dienst erblindete.
Oh, und ganz so simpel ist das mit der Waffe natürlich nicht. Die Serie liefert durchaus eine Erklärung, wie es dazu kam, dass dem Blinden gestattet wurde, eine Waffe zu tragen. Er musste ein Formular unterschreiben. Dann ist ja alles gut.
Dass Blind Justice nichts taugt, haben die Amerikaner schnell gemerkt. Innerhalb der ersten Wochen verabschiedete sich die Hälfte der Zuschauer, und nach 13 Folgen war Schluss. Nun ist Erfolglosigkeit auch in den USA nicht zwingend ein Merkmal mangelnder Qualität. Im Gegenteil. Dort wie hier haben manche der besten Serien mit akutem Desinteresse seitens des Publikums zu kämpfen. Doch im Sektor Krimi gab es im März 2005, als die Serie beim Sender ABC anlief, schon zu viele Vergleichsmöglichkeiten mit wirklich originellen, sympathischen, hochwertigen und plausiblen Schöpfungen, um Blind Justice nach erster Ansicht ernsthaft auch nur weiterhin in Betracht zu ziehen.
Produzent war der bisher mit allen Tassen im Schrank ausgestattete Steven Bochco, der auch die Klassiker Polizeirevier Hill Street, L.A. Law und NYPD Blue schuf. Aber eben auch Cop Rock, und das erklärt ja einiges.
Blind Justice, montags ab 22.10 Uhr bei Kabel 1 (je zwei Folgen).
Blond am Freitag
2002–2007 (ZDF). 45-minütiger Comedytalk mit Ralph Morgenstern und vier prominenten weiblichen (nicht immer blonden) Gästen.
Die Fünferrunde tratscht und lästert über die Reichen und Schönen – sie tut also das Gleiche, was vier unprominente weibliche Gäste bei Morgenstern am Samstagnachmittag im Kaffeeklatsch taten. Häufige Teilnehmerinnen der (nicht nur für ZDF-Verhältnisse) äußerst schrillen Runden waren Hella von Sinnen, Gaby Decker, Barbara Schöneberger und Marijke Amado.
Die Sendung war unter dem Namen Blond am Sonntag bereits im Mai 2001 mit einer Pilotfolge anlässlich des Eurovision Song Contest getestet worden. Ende Oktober 2001 ging sie unter diesem Namen in Serie, bevor sie 2002 unter entsprechend angepasstem Namen freitags in Spätprogramm umzog.
Bloß kein Knight!
Fällt Ihnen an dem Foto was auf?
Foto: RTL
Richtig: Der Typ ist nicht David Hasselhoff. Das wäre im Normalfall eher ein Vor- als ein Nachteil, aber wenn man schon eine Neuauflage von Knight Rider dreht, ist das irgendwie blöd. Man hat nämlich schon das Original nicht gebraucht. Dieses hat sich jedoch durch Alkohol und Verklärung zum Kult entwickelt, was dem Remake nicht passieren wird.
Die neue Fassung von Knight Rider, mit der RTL heute um 21.15 Uhr beginnt und damit den Abstand zwischen zwei Hälften einer CSI-Doppelfolge auf zwei Wochen ausdehnt, ist nah am Original, zumindest was ihre Qualität angeht. Leider hat sich die Qualität anderer Serien in dem Vierteljahrhundert maßgeblich weiterentwickelt. Und deshalb erwecken nicht nur die kargen, verdorrten Wüstenlandschaften, durch die auch der neue Michael Knight mit seinem Auto rast, den Eindruck, als seien sie dieselben wie damals, sondern auch die kargen, dürren Drehbücher. KITT kann jetzt auch noch seine Form wandeln, was vielleicht dazu dient, ein paar logische Fehler mehr zu kaschieren, aber ein echter Gewinn ist das auch nicht.
Es ist ein bisschen, wie wenn wir damals auf dem Schulhof Colt Seavers oder Thomas Magnum gespielt haben und so getan haben, als seien wir die Stars aus dem Fernsehen: Junge Leute spielen Knight Rider nach. Sie tun das sicher geringfügig professioneller als wir damals, aber auch nicht unterhaltsamer.
Der Pilotfilm läuft heute Abend um bei RTL, die Serienepisoden samstags nachmittags. Natürlich noch nicht ab dieser Woche, sondern erst ab der Woche danach. Man hätte die beiden CSI-Hälften, die nicht weniger sind als der Abschied von Gil Grissom nach acht Jahren, also gar nicht so weit auseinanderzerren müssen, sondern hätte den Film auch noch nächste Woche zeigen können, quasi zum Serienstart. Aber warum sollte die Programmplanung logischer sein als die Serie Knight Rider selbst?
Wer seine Zeit unterhaltsamer verbringen will, sollte sich durch die ausführliche alkoholgetriebene Fehleranalyse der Knight-Rider-Originalserie bei Sprittwoch klicken. Da wird höchst lustig alles auseinadergenommen, was damals schieflief: Zu offensichtliche Stunt-Doubles, Anschlussfehler, erkennbarer Einsatz von Modellautos, schlechte Schnitte und alles, was unlogisch war. Zum Thema Logikfehler steht dort einführend: „OK, eigentlich ist jede Folge ein 45-minütiger Logikfehler. Aber wir konzentrieren uns hier nur auf die wirklich auffälligen Schnitzer. Wenn die Story hakt und alle Gesetze der Physik ignoriert werden, wenn Michael zum Telefonieren mit Devon eine Telefonzelle aufsucht, obwohl KITT 5 Minuten vorher selbst Devon anrufen konnte, dann ist das ein Fall für die Kategorie Logik.“ Es gibt Screenshots, die beweisen, wie sich öde Wüstenlandschaften in Sekundenbruchteilen in grüne Wiesen verwandeln, und es gibt liebevolle Kosenamen für David Hasselhoffs Original-Michael Knight: „Bumskopp fährt in ein Flugzeug. Dieses fängt an zu explodieren, bevor KITT es auch nur annähernd gestreift hat.“
Und das ist der eigentliche Tipp für heute.