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Woche rum. War was?

Sonntag, 1. Juli 2007, 12:02

Heute beginnt ein neues Halbjahr. Anlass für einen Rückblick auf die ausklingende Woche.

Montag
Sämtliche Medien greifen Horst Köhlers Idee auf, den Bundespräsidenten direkt vom Volk wählen zu lassen, die er bei Sabine Christiansen geäußert hatte, und verwechseln mal wieder die Meinungsäußerung einer Einzelperson mit einer Nachricht. Zum Vergleich: Eine Nachricht wäre es gewesen, wenn Köhler in Christiansen letzter Sendung spontan gesagt hätte: „Ach, Frau Christiansen, wissen Sie was, ich hör‘ auch auf!“

Dienstag
Die ARD kündigt den Drehstart der neuen Serie an Elvis und der Kommissar über einen Polizisten und seinen Hund mit den Worten an: „Ein ungewöhnliches Ermittler-Duo schreckt die Hamburger Unterwelt“. Ungewöhnlich? Hat noch nie jemand Die Verfolger oder Tequila und Bonetti gesehen? Nicht? Vielleicht, öhm…, Kommissar Rex? Hallo???

Mittwoch
Lustiges Bild bei Larry King Live auf CNN, der das Interview-Wettbieten verloren hat und Paris Hilton als Erster empfangen muss. Auf der einen Seite des Bildschirms ein hundert Jahre alter Mann, der aussieht wie eine Eule, bekleidet mit lila Hemd, gepunkteter Krawatte und Hosenträgern, daneben eine junge blonde Frau mit leerem Gesicht, die dauernd nickt, als müsse sie sich selbst bestätigen, dass das, was sie gerade erzählt, auch stimmt.

Donnerstag
Gegen 22.00 Uhr erreicht unser Aufnahmestudio ein sachdienlicher Hinweis, der darauf schließen lässt, dass mindestens einem Insassen des Gefängnisses aus Prison Break bereits die Flucht gelungen sein muss. Kilian meldete sich vom Genesis-Konzert in Stuttgart und teilte mit, dass der Mafiosi John Abruzzi neben Phil Collins auf der Bühne stehe.

Freitag
Bei zwei gespielten Piratenwitzen in Entern oder Kentern muss ich lachen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Von der Überraschung übermannt bezeichne ich Götz Ottos Leistung als „großartig“, und Stefan droht mir mit der Aufkündigung der Zusammenarbeit.

Samstag
Lug und Trug bei Let’s Dance? Zumindest belügt Nazan Eckes die Zuschauer, als sie vor der Entscheidung erklärt: „Die Zeit bis dahin kann man überbrücken, man kann sie füllen, oder man kann sie genießen. Wir haben uns für die dritte Variante entschieden. Hier ist Dieter Bohlen zusammen mit Mark Medlock…“

Sonntag
Die ARD beginnt um 21.45 Uhr ihre neue Doppelporträt-Reihe Duelle. Heute in Teil 1: „Diana gegen die Queen“. Wer sich davon überraschen lassen wollen will, wie es ausgeht, sollte diesen Satz jetzt nicht zu Ende lesen, denn (Spoiler-Warnung!) nur eine von beiden lebt noch…

Wohnen nach Wunsch

Mittwoch, 5. März 2008, 16:12

Seit 2003 (Vox). Vorher-nachher-Show, in der ein Team aus Handwerkern und Innenaustattern Wohnungen und Häuser fremder Leute verschönert.

Zunächst wiederholte Vox werktags um 18.15 Uhr schlicht Folgen der RTL-Serie Einsatz in vier Wänden, die dort am Vormittag lief, und nutzte den RTL-Haupttitel als Untertitel. Sowohl die Vormittagsausstrahlungen bei RTL als auch die Wiederholung auf Vox liefen für ihre Sender recht ordentlich, woraus sich im Herbst 2004 folgende Konsequenzen ergaben: Die RTL-Show wanderte ins RTL-Nachmittagsprogramm, und die Vox-Show wurde eigenständig. Im September 2004 erhielt Wohnen nach Wunsch den neuen Untertitel „Ein Duo für vier Wände“ und das Duo Enie van de Meiklokjes und Mark Kühler als Moderatoren, die nun mit einem eigenen Team von Wohnung zu Wohnung zogen, um Hand anzulegen. Die Reihe wanderte bald näher an die Primetime und lief nun werktags um 19.50 Uhr.

Im Sommer 2006 kam sonntags am Vorabend außerdem Wohnen nach Wunsch — Das Haus dazu, moderiert von Anja Backhaus und später auch Nina Moghaddam, und weil Häuser ja größer sind, dauerte das zwei Stunden. Dies geschah kurz nachdem die RTL-Reihe Einsatz in vier Wänden um eine Primetime-Spezialausgabe erweitert worden war, in der ebenfalls Häuser statt Wohnungen renoviert wurden. Diese Variante blieb auch übrig, als die Werktagsausgaben im Herbst 2007 aus dem Programm genommen wurden (noch eine Entwicklung parallel zu RTL). Ihre Moderatoren van de Meiklokjes und Kühler verstärkten ab dem folgenden Frühjahr die sonntägliche Hausausgabe.

Wolf

Freitag, 27. November 2009, 19:07

1993 (RTL2). 11-tlg. US-Krimiserie von Sam Peckinpah und Rod Holcomb („Wolf“; 1989–1990).

Nach zwei Jahren in der Versenkung taucht Ex-Polizist Tony Wolf (Jack Scalia) wieder auf, und endlich zweifelt Staatsanwalt Dylan Elliott (Nicolas Surovy), der damals wegen einer vermeintlichen Drogensache für das Ende von Wolfs Polizeikarriere sorgte, an seiner Schuld. Als Wiedergutmachung beschäftigt er ihn als Privatdetektiv. Wolf lebt auf einem alten Hausboot, hat einen alten italienischen Vater namens Sal (Joseph Sirola) – der eigentliche Familienname ist Lupo, der italienische Begriff für Wolf – sowie eine platonische Jugendfreundin Connie Bacarri (Mimi Kuzyk), die eine Tochter Angie (J.C. Brandy) hat.

Kaum ein Darsteller spielte in den 1980er und 90er Jahren so viele Serienhauptrollen wie Jack Scalia. Das spricht jedoch nicht für ihn. Die Zeit dazu hatte er nur, weil alle Serien frühzeitig floppten und eingestellt wurden, darunter Tequila & Bonetti, Berrengers und Ich will Manhattan. Diese hier auch. Einige andere erreichten nicht einmal genug Episoden, um außerhalb der USA ausgestrahlt zu werden. In Pointman spielte Scalia später erneut jemanden, der unschuldig einer Straftat beschuldigt wurde, und erlebte immerhin eine ganze Staffel.

Die Pilotfolge hatte Spielfilmlänge, alle weiteren waren eine Stunde lang und liefen dienstags zur Primetime.

Wolffs Revier

Dienstag, 19. Dezember 2006, 23:00

1992–2006 (Sat.1). 172-tlg. dt. Krimiserie von Karl Heinz Willschrei.

Der Berliner Hauptkommissar Andreas Wolff (Jürgen Heinrich) ermittelt mit seinem Kollegen Günter Sawatzki (Klaus Pönitz), genannt „Watzki“, in Mordfällen. Wolff, zu Beginn der Serie Mitte 40, kleidet sich salopp, ist engagiert, geht psychologisch und einfühlsam vor, wird aber oft vom eigenen Eifer übermannt und gerät dadurch in gefährliche Situationen. Und er ist Wessi. Watzki ist Ossi, etwa zehn Jahre älter und derjenige, der im Normalfall den kühlen Kopf behält, doch wenn er mal ausrastet, dann richtig.

Mit dem Staatsanwalt und Freund Dr. Peter Fried (Gerd Wameling) bespricht Wolff seine Fälle, oft gemütlich bei einem Whisky. Wolff ist geschieden und lebt mit seiner Teenagertochter Verena (Nadine Seiffert) zusammen, deren private Probleme und gelegentliche Spinnereien ihm oft Sorgen bereiten, doch trotz der normalen Vater-Tochter-Meinungsverschiedenheiten verstehen sich beide gut.

Als Sawatzki bei einem Einsatz stirbt und Staatsanwalt Fried aus Karrieregründen nach Düsseldorf geht, ändert sich für Wolff der Dienstalltag drastisch. Der junge Tom Borkmann (Steven Merting) wechselt Anfang Juni 1999 vom Drogendezernat zur Mordkommission und wird Wolffs neuer Partner (erstmals in Folge 100). Mit dem Einschnitt ändert Wolff sein eigenes Erscheinungsbild. Die Jeans verschwindet, das Sakko kommt, und die Haare werden kürzer. Die Fälle werden nun deutlich actionreicher. Im Herbst 2000 wird Wolffs Tochter Verena Mutter, weigert sich aber, den Vater des Kindes zu nennen. Wolff muss jetzt für Luis (Gregor Voßbeck; ab Staffel 12: Bruno Schubert) auch noch den Opa spielen. Dabei hasst er bereits dieses Wort. Die neue Gerichtsmedizinerin Dr. Sara Herzog (Renan Demirkan) wird seine Vertraute und wäre gern mehr, doch Wolff bleibt zurückhaltend. Verena und Borkmann werden ein Paar.

Im spielfilmlangen Serienfinale erfährt Verena, dass sie erneut schwanger ist. Dann wird Luis entführt und Wolff emotional. Er jagt die Entführer auf eigene Faust, erschießt einen in Notwehr und muss dafür ins Gefängnis, weil ihm niemand glaubt, dass es Notwehr war. Im Gefängnis trifft Wolff noch einmal seinen alten Freund Dr. Fried. Der ist inzwischen Richter und besucht Wolff, um mit Rat zur Seite zu stehen. Doch Wolff flüchtet und spürt auch noch den anderen Entführer auf. In einem dramatischen Showdown richten beide ihre Waffen aufeinander und schießen. Der Entführer stirbt. Doch auch Wolff ist getroffen und sinkt zu Boden. Verena und Borkmann sind bei ihm, können ihm aber nicht mehr helfen.

Wolffs Revier war die erste eigenproduzierte Krimiserie von Sat.1 und bekam 1993 als erste fiktionale Produktion eines Privatsenders überhaupt einen Grimme-Preis (mit Bronze). Sie orientierte sich deutlich an den klassischen ZDF-Freitagskrimis (ihr Erfinder Willschrei hatte bereits Ein Fall für zwei geschaffen), war aber schneller und vielseitiger. Sie zeigte den Kommissar nicht nur im Dienst, sondern auch als Privatmensch, was damals neu war. Auch der Schauplatz Berlin war ein Novum. Das doppelte Verschwinden von Sawatzki und Fried 1999 war Teil der radikalen Versuche von Sat.1-Chef Fred Kogel, das Programm zu verjüngen. Der 60 jährige Schauspieler Pönitz sprach von einem „Auftragsmord von Sat.1“. Er starb Mitte 2005 vereinsamt in seiner Wohnung, wo er erst etliche Tage später gefunden wurde.

Der Sendeplatz für die einstündigen Episoden wechselte mehrfach, nach einer zweijährigen Odyssee landete die Serie schließlich wieder auf dem ursprünglichen Stammplatz donnerstags um 20.15 Uhr. Ab Herbst 2000 liefen die neuen Staffeln mittwochs zu dieser Zeit.

Won By Two Strangers

Sonntag, 15. Mai 2011, 12:23

„Am Ende hat Stefan Raab doch meistens Recht.“

Ich, nachdem ich ausführlich dargelegt hatte, warum ich es für einen Fehler hielt, Lena noch einmal zum Eurovision Song Contest antreten zu lassen.

Nach wie vor glaube ich, dass die Suche nach einem neuen Künstler im Vorfeld des Eurovision Song Contest deutlich interessanter gewesen wäre als das diesjährige Prozedere, und dass dann nach der Rekordquote vom Vorjahr sogar noch ein bisschen Luft nach oben gewesen wäre, einfach weil es sich um einen Wettbewerb im eigenen Land handelte. Aber hey, was weiß ich schon? Ich habe auch geglaubt, Island würde gewinnen.

Am Ende hatte also Stefan Raab doch wieder Recht, weil nach dem ESC alle zufrieden sein können.

  • Lenas Fans können mit dem Platz unter den Top 10 zufrieden sein. Platz 10 ist ordentlich, kein Gesichtsverlust, und im vergangenen Jahr wäre Platz 10 nach den Katastrophen der Vorjahre schon als Erfolg gefeiert worden.
  • Die Lena-Hasser können zufrieden sein, weil der Lena-Hype jetzt trotzdem vorbei sein wird, und weil sie ja immer gesagt haben, Lena würde nicht noch einmal gewinnen.
  • Stefan Raab kann zufrieden sein, weil er sich vor 100 Millionen Zuschauern bei einem Wettbewerb austoben konnte, der ihm seit Jahren am Herzen liegt, und weil sich kaum noch jemand an Ralph Siegel erinnert.
  • Gegner des Fremdschämens können zufrieden sein, weil das deutsche Moderatorentrio keinen Anlass dazu lieferte, nachdem man viele Jahre davor Angst gehabt hatte, falls der ESC mal nach Deutschland kommen sollte.
  • Der NDR kann zufrieden sein, weil Raab und Brainpool ihm die Kreativarbeit abnahmen, was in Vorgenanntem resultierte.
  • Die ARD kann zufrieden sein, weil mit 13,83 Millionen Zuschauern zwar die Zahl vom Vorjahr verfehlt wurde, aber nur um etwa 800.000 Zuschauer. Die gestrige Quote war insgesamt die zweithöchste eines Eurovision Song Contests; sie lag 20.000 Zuschauer über dem 1982er Sieg von Nicole.
  • Die britischen Ex-Stars von Blue können zufrieden sein, weil sie jetzt wieder in die Bedeutungslosigkeit zurückkehren können, in die sie gehören.
  • Die Ozonschicht kann zufrieden sein, weil die Weltkarriere der irischen Zwillinge Jedward ausgebremst wurde.
  • Aserbaidschan kann zufrieden sein, weil mit dem Televoting beim ESC eine Art Demokratie ins Land kommt. Und wer ist nicht zu beneiden, der eine Großveranstaltung von 1 Uhr bis 4.30 Uhr morgens ausrichten muss?
  • Frank Elstner kann zufrieden sein, weil er vielleicht nie wieder eine arrogante Zicke ohne Manieren interviewen muss, die ihm permanent unter die Nase reibt, dass er nicht die geringste Ahnung von dem hat, was er moderiert.
  • Und die Zuschauer können zufrieden sein, denn wenn man die Musik mal außen vor lässt, war auch dieser Eurovision Song Contest eine sehr unterhaltsame Veranstaltung.

Wort zum Sonntag

Sonntag, 25. Mai 2008, 09:21

Seit 1954 (ARD). Kurzer Verkündigungsbeitrag am Samstag gegen 22.00 Uhr von Pfarrern der katholischen und evangelischen Kirche, zu Beginn zehn, später fünf, dann vier Minuten lang.

Die Sendung war anfangs als besinnlicher Ausklang des Unterhaltungsprogramms gedacht, behielt ihren Sendeplatz jedoch auch, als das Unterhaltungsprogramm immer weiter in die Nacht ausgedehnt wurde. Nur 1957 wechselte sie auf den Sonntagabend und wurde (notwendigerweise) umbenannt in Zwischen gestern und morgen. Doch schon an Neujahr 1958 hatte das Wort zum Sonntag seinen alten Namen und Platz wieder. 1970 sollte es noch einmal auf den Sonntag verschoben werden, Zuschauer- und Zeitungsproteste verhinderten dies.

Zunächst wechselten sich katholische und evangelische Seelsorger wöchentlich ab, seit Anfang 1999 moderiert jeder meist zwei oder drei Samstage hintereinander, um die Zuschauerbindung zu erhöhen. Außerdem wurde die bisherige Zahl von 16 Sprechern halbiert.

Der Sendestart war eigentlich für den 1. Mai 1954 geplant, erster Sprecher sollte Prälat Klaus Mund von der katholischen Kirche sein. Eine technische Panne, ein Kabelbruch, verhinderte die Ausstrahlung, und die Premiere verschob sich auf 8. Mai 1954, nun präsentiert von dem evangelischen Pastor Walter Dittmann, der seine Gedanken anlässlich des noch neuen Mediums Fernsehen unter das Motto „Sehen und Hören“ stellte. 1969 sprach zum ersten Mal eine Frau das Wort zum Sonntag, die evangelische Leiterin des Bayerischen Mütterdiensts Liselotte Nold.

Bekannteste Moderatoren waren auf evangelischer Seite Heinrich Albertz, Bischof Otto Dibelius, Oda-Gebbine Holze-Stäblein, Bischof Hanns Lilje, Susanne Schullerus-Keßler, Adolf Sommerauer, Jörg Zink und Jenny. Jenny war die Hündin von Pfarrer Heiko Rohrbach, die er einmal mit in die Sendung brachte. Die prominentesten Vertreter der katholischen Kirche waren Julius Kardinal Döpfner, Pater Johannes Leppich, Joseph Kardinal Ratzinger, Ordensschwester Isa Vermehren, Erzbischof Friedrich Wetter, Pfarrer Lothar Zenetti, der kritische Theologe Hans Küng, dem Papst Johannes Paul II. 1979 die kirchliche Lehrbefugnis entzog, und der Papst selbst. Die Sendung mit Johannes Paul II. aus Rom bescherte dem Wort zum Sonntag am 25. April 1987 eine Rekordeinschaltquote.

Das Wort zum Sonntag war – entgegen dem Image der Kirchen – weltoffen und flexibel. Bei aktuellen Ereignissen verwarfen die Kirchenvertreter ihre vorbereiteten Texte und sprachen zum gegebenen Anlass, notfalls frei. Erstmals ergriff Pfarrer Jörg Zink nach der Flugzeugentführung von Mogadischu 1977 die Initiative, beim Oktoberfest-Attentat 1980 oder bei den Terroranschlägen in Moskau und Madrid taten es ihm die Kollegen gleich. Zink war es auch, der im November 1979 strenge Worte über die Zerstörung der Umwelt sprach. Vier Monate später zogen die Grünen bei den Wahlen in Baden-Württemberg erstmals in einen deutschen Landtag ein, und der in Stuttgart lebende Pfarrer Zink musste sich Wahlkampfhilfe vorwerfen lassen.

Die allmähliche Modernisierung der Sendung führte ihre Moderatoren mehrfach aus dem sterilen Studio hinaus an Schauplätze des wahren Lebens, zu Autobahnbrücken und Einkaufszentren, in Krankenhäuser und Parlamente. Als Stefan Raab im Mai 2000 für Deutschland beim Eurovision Song Contest antrat und auf der Hamburger Reeperbahn eine große Grand-Prix-Party stieg, kam das Wort zum Sonntag live von dort, und Andrea Schneider predigte gegen die schreiende Masse und die fortschreitende Zeit an, denn um Punkt 21.00 Uhr wurde die Eurovisionssendung aufgeschaltet. Diese Praxis wurde in den Folgejahren noch mehrfach wiederholt.

Wow! Die Eventshow

Montag, 29. Dezember 2008, 00:05

2008 (Sat.1). Billigshowreihe mit Hugo Egon Balder, in der je drei prominente Gäste und Kandidaten aus dem Studiopublikum in Kindergeburtstags-Atmosphäre in lustigen Spielen gegeneinander antreten.

Jede Sendung stand unter einem anderen Motto, das auch die Art der Spiele, die Dekoration des Studios, die Kostümierung der herumwuselnden Statisten und den Namen der Show bestimmte. Die ersten Ausgaben hießen Peng! Die Westernshow, Holldriöh! Die Alpenshow, Aloha! Die Südseeshow und Schlotter! Die Gruselshow. Für weitere 23 Shows hatte sich Sat.1 zuvor die Titelrechte gesichert (darunter Muh! Die Bauernshow, AAIIAAH! Die Urwaldshow und Klirr! Die Rittershow), aber zu viele Zuschauer entschieden sich stattdessen für „Zapp! Die Wegschaltshow“.

Die Shows waren zwei Stunden lang und liefen freitags um 20.15 Uhr.

Wunder der Erde

Montag, 1. Januar 2007, 23:52

1968–1987 (HR); 1987–2006 (ARD). Erfolgreiche Reihe mit Naturdokumentationen von und mit Prof. Ernst Waldemar Bauer.

Im Unterschied zu anderen Naturreihen ging es in Wunder der Erde nicht ausschließlich um exotische Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum, sondern anfangs vor allem um Geologie und Erdgeschichte, später mehr um Naturschutz und Ökologie. Die erste Sendung befasste sich mit Vulkanen bei Neapel.

Die Reihe bestand überwiegend aus eigenproduzierten Filmen, nur vereinzelt wurden Produktionen zugekauft. Man sagt Ernst Waldemar Bauer nach, dass er gekaufte Filme über ihm bis dato fremde Gegenden der Erde erst dann sendete, wenn er diese Gegenden selbst persönlich bereist hatte, um in seinen Moderationen aus eigener Erfahrung sprechen zu können.

Rund 100 Ausgaben der Reihe liefen im Hessen Fernsehen, viele Sendungen übernahm die ARD in ihr Nachmittagsprogramm. Nach dem Tod von Bernhard Grzimek und der Einstellung seiner Reihe Ein Platz für Tiere wechselte Wunder der Erde im September 1987 auf dessen Sendeplatz ins Abendprogramm des Ersten und lief dort zunächst achtmal im Jahr; im neuen Jahrtausend wurden die Sendungen seltener und auch gerne schon nachmittags ausgestrahlt. Ende 2006, nach fast 200 Ausgaben, gaben der Hessische Rundfunk und der mittlerweile 80-jährige Prof. Bauer die Reihe auf.

Wurstwasser im Schneideraum

Mittwoch, 8. August 2007, 00:13

Fast so lustig wie Männer in Frauenkleidern sind Affen in Kinderkleidung. Das weiß das deutsche Fernsehen nicht erst seit Unser Charly, aber seit Ronnys Pop-Show fehlte eine Sendung, die man sich auch ansehen kann.

Jetzt gibt es Besserwisser auf ProSieben. Eine ganze Show um unnützes Wissen. Aber statt einfach das Fernsehlexikon das Handbuch des nutzlosen Wissens vorzulesen, das aus nichts anderem besteht, weiten Oliver Welke und seine Promis das Ganze zu einem Quiz aus. Macht ja nichts. Wer den meisten nutzlosen Kram weiß, darf am Ende gegen den Affen im Hemd antreten, der dann wild auf Knöpfe haut, unter denen sich Antworten verbergen.

Die neue Show wirkt vertraut, weil sie viele Elemente aus Panelshows wie Genial daneben enthält, und zugleich originell, weil sie dieses bewährte Format mit einigen gelungenen Gags und Innovationen anrichert. Zum Beispiel die: Es gibt kein Gewinnspiel, das die Werbepause überbrückt! Das ist echte Innovation! Der IQ-Baum mit der Einordnung der IQ-Werte entsprechend Wurstwasser, Erdnussflips oder Frauenversteher ist ganz nett, die Einspielfilmchen kurzweilig, das nutzlose Wissen darin ohnehin amüsant, und das Zusammenspiel des Panels erinnert in den besten Momenten an die Chemie im Rateteam von Pssst… 

Insgesamt also eine recht schöne Show. Leider dilettantisch geschnitten. Es rumpelt und holpert, Applaus endet unnatürlich abrupt, erklärende Ausführungen wirken plötzlich so unlogisch knapp. Als Moderator Oliver Welke anmerkte, man habe jetzt genug über George W. Bush gesprochen, nachdem sein Name gerade zum allerersten Mal gefallen war, kann das zwar ein ganz guter Witz gewesen sein, wahrscheinlicher ist aber, dass da jemand eine ganze Unterhaltung rausgeschnitten hat.

Keine so gute Idee ist es auch, die aufgezeichneten Sendungen in beliebiger Reihenfolge auszustrahlen. In den ersten acht Minuten benutzte Welke sechsmal Formulierungen wie „auch heute“, „wie immer“ oder „wieder mal“. Das ist in der Premiere natürlich etwas albern.

Aber als Fernsehschaffender mit solchen Feinheiten umgehen zu können wäre ja nützliches Wissen.

X-Factor — Das Unfassbare

Mittwoch, 5. März 2008, 23:10

1998–2002 (RTL 2). 45-tlg. US-Mysteryreihe („Beyond Belief: Fact Or Fiction“; 1997–2002).

In drei bis fünf Kurzfilmen pro Folge werden unheimliche und nicht erklärbare Geschichten erzählt. Es geht um Verstorbene, die aus dem Jenseits zurückkehren, um ihren Tod zu rächen oder andere vor dem gleichen Schicksal zu bewahren, oder andere Ereignisse, die nachweislich eingetreten sind, aber nach nüchterner Faktenlage gar nicht möglich sein können. Bis zum Ende der jeweiligen Sendung werden die Zuschauer im Dunkeln gelassen, welche der gezeigten Filme wahr sind und welche frei erfunden.

James Brolin war der Moderator der sechs Folgen der ersten Staffel, die weiteren moderierte Jonathan Frakes. Unter den angeblich wahren Geschichten waren diese: Ein Mann rettet seinem Lebensretter Jahre später auf die gleiche Art das Leben; das Opfer eines Flugzeugabsturzes kehrt aus dem Jenseits zurück und bewahrt seinen Sohn davor, selbst mit einem Flugzeug abzustürzen; die Identität eines verstorbenen Obdachlosen wird durch eine Todesanzeige geklärt, die anscheinend niemand aufgegeben hat; ein Türschloss lässt sich nicht öffnen, wenn Ganoven vor der Tür stehen; eine E Mail eines inzwischen Verstorbenen entlarvt seine Erbin als Betrügerin.

Jede Sendung war eine Stunde lang und lief dienstags um 21.15 Uhr, ab 2002 montags zur selben Zeit. Während die Serie bei RTL 2 gut ankam und zigmal wiederholt wurde, wurde sie in den USA in der Regel lange nach ihrer Fertigstellung erst im Sommerloch versendet. Das hatte zur Folge, dass die zweite Hälfte der Serie in Deutschland noch vor der US Ausstrahlung zu sehen war. RTL 2 nutzte die populäre Marke X-Factor außerdem, um andere Sendungen damit zu betiteln, die mit dieser Reihe nichts zu tun hatten.

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