Unser Moderator für Berlin
Jahrelang habe ich mich davor gefürchtet, Deutschland könne eines Tages den Eurovision Song Contest gewinnen, weil dann die ARD den Wettbewerb im Folgejahr veranstalten müsste und ganz Europa sehen würde, was man in Deutschland für große Abendunterhaltung hält und wen für geeignete Moderatoren.
Deshalb bin ich erleichtert, dass erst dieses Jahr der Sieg an Deutschland geht. Das liegt weniger an Stefan Raab, der der Retter der großen Samstagabendunterhaltung und der international anerkannten deutschen Popmusik sein mag, aber bestimmt kein geeigneter Moderator für eine Show wäre, die in englischer Sprache moderiert werden muss, da er weder moderieren kann noch Englisch. Wenn er als Mitproduzent im Hintergrund die Strippen zieht, wäre das allerdings hilfreich.
Und dass Hape Kerkeling als Jury-Präsident just in diesem Jahr ohnehin in Verbindung zum Eurovision Song Contest steht, macht Mut, dass die ARD sich vielleicht nicht für Kim Fisher und Sky du Mont entscheidet.
Ich plädiere für Hape Kerkeling als Grand-Prix-Moderator 2011. Irgendwelche Vorschläge, wer seine Co-Moderatorin werden sollte? Gegenvorschläge?
Unser Sandmännchen
Seit 1959 (DFF, Dritte, Ki.Ka). Fünfminütige Gute-Nacht-Sendung für Kinder kurz vor 19.00 Uhr. Eine freundliche Puppe mit Zipfelmütze, weißen Ziegenlederstiefeln, weißen Wollhaaren und einem ebensolchen Spitzbart kündigt den Kindern eine kurze Geschichte an, streut ihnen dann Schlafsand aus einem Säckchen in die Augen und fährt wieder davon.
Fotos: rbb
Die Figur des Sandmännchens geht auf die Märchen der Brüder Grimm zurück, in denen es als klein, bärtig und mit spitzer Zipfelmütze beschrieben wurde, sowie auf das Märchen vom „Sandmann“ von Hans Christian Andersen. Dort heißt es eigentlich „Ole Lukøje“ („Ole Augenschließer“). Schon seit 1954 gab es im DDR-Hörfunk eine ähnliche Sendung mit einer Gute-Nacht-Geschichte und der ständig gleichen Ansage: „Der Sandmann ist da!“ Das DDR-Sandmännchen wurde unter großer Eile entwickelt, weil im Herbst 1959 bekannt wurde, dass der SFB an einem Sandmann als Identifikationsfigur für Kinder arbeitete (Das Sandmännchen). Der DFF-Programmdirektor gab die Devise aus: „Wir müssen der ARD zuvorkommen!“ und: „Wie ihr Sandmann auch aussehen mag, unserer muss anziehender sein!“ Gerhard Behrendt, künstlerischer Leiter der Puppentrickabteilung im Berliner Trickfilmstudio, erfand daraufhin die Figur, die ab 22.11.1959 die Geschichten des Abendgruß umrahmte, mit dem die Kinder bereits seit 08.10.1958 täglich ins Bett geschickt wurden. Im Gegensatz zum West-Sandmännchen sah das aus dem Osten eher wie ein Kind aus, nicht wie ein Greis, und hatte einen Kinnbart. Ähnlichkeiten mit Staatsoberhaupt Walter Ulbricht sollen allerdings reiner Zufall gewesen sein. Die Figur war 24 Zentimeter groß und wurde per Stop-Trick animiert. Das Sandmännchen kam immer mit unterschiedlichen Fortbewegungsmitteln: mit dem Fahrrad, der Eisenbahn, einem Traktor, dem Schlitten der Eskimos, einem Mondmobil, einer Draisine, einer Kürbiskutsche, in der Mäuse saßen, einem fliegenden Teppich und sogar einem Panzer. Ausgerechnet zwei Tage, nachdem eine Familie im September 1979 mit einem Heißluftballon aus der DDR geflüchtet war, erschien auch das Sandmännchen mit einem solchen Verkehrsmittel – das gab Ärger, und dieser Sandmann-Film kam auf den Index.
Der Sandmann wurde geliebt und verehrt. 1978 nahm der erste deutsche Kosmonaut Sigmund Jähn ihn zur Orbitalstation Salut 6 mit, wo er eine Woche lang die Erde umkreiste. Er bekam höchste Auszeichnungen von Walter Ulbricht und Erich Honecker und einen Brief von Papst Johannes Paul II., der das Sandmännchen seit seiner Zeit als Krakauer Erzbischof liebte. Die Filme wurden auch ins Ausland verkauft. In Schweden heißt der Sandmann John Blund, in Finnland Nukku Matti. Als ein Jahr nach dem Ende der DDR auch der Deutsche Fernsehfunk eingestellt wurde, sollte dies gleichzeitig das Ende für das Ost-Sandmännchen bedeuten. Er lief zum letzten Mal dort am 31.12.1991. Nach massiven Zuschauerprotesten wurde die Figur jedoch beibehalten und in den Dritten Programmen und später im Ki.Ka fortgeführt. Das West-Sandmännchen war bereits 1989 eingeschläfert worden. Das Sandmännchen profitierte davon, dass es zwar ein Nationalsymbol der DDR war, aber abgesehen von ein paar Besuchen bei der NVA kaum zu Propagandazwecken missbraucht worden war, und wurde einer der ganz wenigen Wendegewinner im Osten.
Das Titellied schrieben Walter Krummbach (Text) und Wolfgang Richter (Musik). Es wird von einem Kinderchor gesungen und geht so: „Sandmann, lieber Sandmann, es ist noch nicht so weit. Wir senden erst den Abendgruß, ehe jedes Kind ins Bettchen muss, du hast gewiss noch Zeit.“ Die zweite Strophe lautet: „Sandmann, lieber Sandmann, hab nur nicht solche Eil. Dem Abendgruß vom Fernsehfunk lauscht jeden Abend alt und jung. Sei unser Gast derweil.“ Diese Strophe entfiel nach dem Ende der DDR – entweder um Zeit zu sparen, oder weil das Wort „Fernsehfunk“ zu sehr an den seligen „Deutschen Fernsehfunk“ erinnerte. Hinterher wird wieder gesungen, diesmal heißt der Text: „Kinder, liebe Kinder, das hat mir Spaß gemacht. Nun schnell ins Bett und schlaft recht schön. Dann kann auch ich zur Ruhe geh’n. Ich wünsch euch: Gute Nacht!“ Für Tage mit Ereignissen wie dem Tod von Walter Ulbricht 1973 gab es einen Vor- und Abspann ohne Lied.
Die eigentlichen Gute-Nacht-Geschichten erzählt der Abendgruß. Anfangs wurde er von Figuren wie Till Eulenspiegel, Clown Ferdinand und Mensch-Puppen-Paaren wie Bärbel (Bärbel Ola-Möllendorf) und Kasparek, Annemarie (Annemarie Brodhagen) und Brummelchen, Rolf (Wolfgang Hübner) und Reni und Taddeus Punkt (Heinz Fülfe) und Struppi bevölkert. Zu den bekanntesten Figuren gehören der freche Kobold Pittiplatsch und die Ente Schnatterinchen, die, wie viele andere Sandmann-Charaktere, aus der Reihe Zu Besuch im Märchenland stammten (siehe dort). Später kamen der Hund Moppi, Herr Fuchs und Frau Elster, Mauz und Hoppel, Frau Igel und ihr Borstelchen sowie der Wasserkobold Plumps, ein entfernter Verwandter von Pittiplatsch, hinzu. Außer Stücken mit den verschiedensten Arten von Trick- und Hand-Puppen gab es auch kurze Dokumentarfilme. Ab den 80er Jahren wichen sie Märchenwelten. Moderne Stars der Gute-Nacht-Geschichten sind u.a. Kleiner König, Paula und Paula, Die obercoole Südpolgang, Pondorondo, Rabe Socke, Lola Langohr und Miffy und Kalli. Die aus dem Westen bekannten Geschichten mit den Schweinen Piggeldy und Frederick wurden nach der Wende in diesem neuen Gesamt-Sandmännchen beibehalten.
Unsere Besten
Seit 2003 (ZDF). Zeitgeschichtsshow, in der ZDF-Zuschauer in loser Folge per Abstimmung Bestenlisten erstellen.
Die erste Frage und damit der erste Untertitel lautete: „Wer ist der größte Deutsche?“ Das ZDF hatte eine Liste mit 300 Vorschlägen in Zeitungen und Internet veröffentlicht und in Kaufhäusern ausgelegt. Per Telefon, SMS und Postkarte durfte jeder seine Favoriten nennen und auch Namen, die nicht auf der Vorschlagsliste standen. Johannes B. Kerner und Steffen Seibert moderierten die Auftaktshow, in der die 100 Meistgenannten vorgestellt wurden, sowie die Finalshow im November 2003, in der die Zuschauer aus den dann noch übrigen zehn Meistgenannten den größten Deutschen wählen konnten.
Beide Shows liefen freitags um 21.15 Uhr. Dazwischen zeigte das ZDF fünf Sendungen, in denen jeweils zwei der besten Zehn porträtiert wurden. Jeder von ihnen hatte außerdem einen prominenten Paten, der seine Vorzüge rühmte. Sieger wurde Konrad Adenauer vor Martin Luther und Karl Marx.
Das Konzept stammt von der BBC, die mit einer ähnlichen Aktion 2003 „Great Britons“ suchte. Weitere ZDF-Aktionen im Jahr 2004 hießen „Das große Lesen“ und „Sportler des Jahrhunderts“. Es gab keine Porträt- oder Auftaktshows mehr, die Bücher oder Sportler vorstellten, sondern nur noch Aufrufe in Spots oder im Rahmen anderer Sendungen und ein großes Finale mit Johannes B. Kerner. Beliebtestes Buch wurde „Herr der Ringe“ vor der Bibel, größter Sportler Michael Schumacher (wobei offen blieb, welches Jahrhundert gemeint war). 2005 ging es um die größten Erfindungen und „Jahrhundert-Hits“, im WM-Jahr 2006 um Fußballer, Lieblingsorte und Lieblingsschauspieler und 2007 um Lieblingskomiker und Musikstars.
Unsere Dauerwerbesendung für Lena
Heute Abend beginnt die Nachfolgeshow des Vorjahresphänomens Unser Star für Oslo. Aber kann Lena allein das stemmen?
Unser Star für Oslo hat 2010 für viele Überraschungen gesorgt. Von der Zusammenarbeit von ProSieben und der ARD über die eigentliche Sendung, die bewies, dass man auch niveauvolle Castingshows veranstalten kann, bis zum späteren Sieg beim Eurovision Song Contest mit der Kandidatin Lena, die sich das deutsche Publikum über Wochen ausgesucht hatte.
Jahrelang hatte der NDR erfolglos nach einem Konzept für den deutschen Vorentscheid gesucht, das zum einen Interesse bei den Zuschauern hervorrufen und zum anderen für ein passables Abschneiden beim Eurovision Song Contest sorgen würde. Nach vielen gescheiterten Versuchen hat Unser Star für Oslo vergangenes Jahr beides geschafft. Wie klug ist es, dieses Konzept dieses Jahr schon wieder außer Kraft zu setzen?
Nach Lenas Sieg rief Mastermind Stefan Raab vergangenes Jahr im Affekt ihre Titelverteidigung aus, und die ARD hat seitdem so getan, als sei das auch in ihrem Sinne. Der „Vorentscheid“ Unser Song für Deutschland sieht deshalb dieses Jahr ungefähr so aus: Heute Abend singt Lena den ProSieben-Zuschauern eine Hälfte ihres neuen Albums „Good News“ vor, das nächste Woche erscheint, nächsten Montag die andere Hälfte, und am 18. Februar singt sie den ARD-Zuschauer die sechs Songs vor, die die ProSieben-Zuschauer lieber mochten. Alles um 20.15 Uhr, und vieles nach dem Vorjahresmuster. Sprich: Bevor die Zuschauer ihr Lieblingslied küren, gibt nach jedem Lied eine dreiköpfige Expertenjury ihren Senf dazu. Jurypräsident ist Stefan Raab, der das Album, das er bewertet, selbst produziert hat. Da muss man erst mal drauf kommen.
Die mehrwöchige Kandidatensuche, obwohl sie selbst selten mehr als passable Einschaltquoten erreichte, hat im vergangenen Jahr für ein Interesse am Grand Prix gesorgt wie noch nie vorher. Wir wurden mit talentierten Sängern und interessanten Menschen bekannt gemacht, mit denen wir uns nach und nach angefreundet haben. Dieses Jahr kennen wir die Künstlerin schon, wissen, wie es um ihr Auftreten, ihr Gesangstalent und ihre Englisch-Kenntnisse bestellt ist. Überraschungen wird es kaum geben. Dass mit gerade mal drei Vorentscheidungsshows und nur einer Kandidatin ein ähnlicher Hype wie im vergangenen Jahr aufgebaut werden kann, kann ich mir kaum vorstellen. Und ausgerechnet dieses Jahr, in dem Deutschland Veranstalter ist, wäre das doch sehr schade.
Abseits dieser Auffassung sprechen zwei Dinge dennoch auch diesmal für einen Erfolg:
1. Am Ende hat Stefan Raab doch meistens Recht.
2. Vor genau vierzig Jahren lief der deutsche Grand-Prix-Vorentscheid schon einmal nach einem ähnnlichen Muster. Katja Ebstein hatte im Vorjahr mit „Wunder gibt es immer wieder“ den dritten Platz belegt und war wegen dieses großen Erfolgs für 1971 von den damaligen deutschen Entscheidungsträgern als Interpretin gesetzt worden. Eine Jury wählte dann lediglich unter sechs Liedern aus, mit welchem sie antreten sollte. Beim eigentlichen Grand Prix schaffte es Katja Ebstein tatsächlich, mit „Diese Welt“ ihren dritten Platz erfolgreich zu verteidigen.
Unsere kleine Farm
1976–1985 (ARD); 1989–1990 (Sat.1); 1994–1995 (Pro Sieben). 212‑tlg. US-Familien-Westernserie („Little House On The Prairie“; 1974–1982; „Little House: A New Beginning“; 1982–1983).
Im Vorspann laufen kleine Mädchen einen kleinen Berg hinunter. Doch die Handlung geht noch weiter: Der Farmer Charles Ingalls (Michael Landon) und seine Frau Caroline (Karen Grassle) besitzen eine kleine Farm in Walnut Grove im US-Bundesstaat Minnesota, auf der sie in den 70er‑Jahren mit ihren drei Töchtern Mary (Melissa Sue Anderson), Laura (Melissa Gilbert) und Carrie (Lindsay und Sidney Greenbush) wohnen. Mary ist die Älteste, Carrie das Nesthäkchen.
Den örtlichen Laden führt Nels Oleson (Richard Bull), der mit seiner Frau Harriet (Katherine MacGregor) und den Kindern Willie (Jonathan Gilbert) und Nellie (Alison Arngrim) in der Nachbarschaft wohnt. Isaiah Edwards (Victor French) und seine Frau Grace (Bonnie Bartlett) sind gute Freunde der Ingalls‘. Sie ziehen nach einigen Jahren weg, und eine neue Familie freundet sich mit den Ingalls‘ an: Jonathan Garvey (Merlin Olsen), seine Frau Alice (Hersha Parady) und Sohn Andy (Patrick Laborteaux).
Kurz darauf kommt Grace (Wendi und Brenda Turnbeaugh), die vierte Ingalls-Tochter, zur Welt. Etwa zu dieser Zeit erblindet Mary durch eine Krankheit. Ihr Lehrer wird der ebenfalls blinde Adam Kendall (Linwood Boomer). Mary beginnt, an Adams Blindenschule zu lehren und heiratet ihn später. Die Familie um Charles und Caroline zieht nach Dakota, kehrt aber bald nach Walnut Grove zurück und hat inzwischen den Straßenjungen Albert (Matthew Laborteaux) adoptiert. Laura ist jetzt ebenfalls Lehrerin, sie heiratet Almanzo Wilder (Dean Butler).
Das blinde Paar Mary und Adam bekommt ein Kind, verliert es aber gleich wieder, als die Blindenschule abbrennt, wobei auch Alice Garvey ums Leben kommt. Das Schicksal lässt nicht locker, und Adam erleidet einen weiteren Unfall. Weil aber wenig Schlimmes übrig ist, das der Familie noch nicht zugestoßen ist, gewinnt Adam bei diesem Unfall versehentlich sein Augenlicht zurück. Er wird nun Anwalt und zieht mit Mary nach New York.
Mehr Kinder für die Farm: Die Ingalls‘ adoptieren Cassandra (Missy Francis) und James (Jason Bateman). Als Charles und Caroline mit den Töchtern Grace und Carrie nach Iowa ziehen, verkaufen sie ihre Farm an John (Stan Ivar) und Sarah Carter (Pamela Roylance). Laura und Almanzo Wilder bleiben als einzige Familienmitglieder in Walnut Grove, werden die Hauptfiguren der Serie und Almanzos Nichte Jenny (Shannen Doherty) zieht bei ihnen ein.
Die Michael-Landon-Show: Als Hauptdarsteller, Produzent, Autor und Regisseur wirkte er in fast allen Bereichen der Serie mit. Die Geschichten basierten auf den autobiografischen Büchern von Laura Ingalls Wilder, weshalb sie aus der Sicht der zweiten Tochter Laura erzählt wurden.
85 Folgen sendete die ARD, jedoch nicht einfach die ersten 85, sondern 85 der ersten 175 Folgen. Weitere 71 Folgen liefen in deutscher Erstausstrahlung in Sat.1, weitere 56 auf Pro Sieben, darunter auch die Episoden der letzten Staffel, für die in den USA die Serie umbenannt wurde, als nun Almanzo und Laura im Mittelpunkt standen und Michael Landon nicht mehr dabei war. In Deutschland wurde der Titel beibehalten.
Unter aller föhring
Seit 1984 (Sat.1). Bisher 4-tlg. Reality-TV-Doku-Soap über einen hinterherlaufenden Fernsehsender (gespielt von Sat.1), der immer wieder an einen neuen Standort zieht und unterwegs einige Mitarbeiter auf der Strecke lässt.
Die mehrjährigen Episoden erfolgen in unregelmäßigen Abständen. Wechselnde Darsteller spielen die jeweiligen Geschäftsführer.
Episodenführer
1. Zelte aufschlagen in Ludwigshafen (Januar 1984)
2. Von Ludwigshafen nach Mainz (September 1990)
3. Von Mainz nach Berlin (August 1999)
4. Von Berlin nach Unterföhring (bis Juni 2009)
Für 2015 ist bereits eine neue Episode „Von Unterföhring nach Köln“ geplant, um endlich RTL einzuholen.
Unter einer Decke
1993-1994 (RTL). 38-tlg. dt. Sitcom.
Der Computerprogrammierer Siggi (Alexander Hauff) und die Kindergärtnerin Beate (Claudia Holzapfel, später: Constanze Wendel) lieben einander – das ist aber auch fast das Einzige, was sie gemein haben. Er ist bieder und etwas spießig und will heiraten, sie ist emanzipiert und aktiv und will nicht. Trotzdem leben beide zusammen, sehr zum Ärger von Siggis Mutter Gertrud (Corinna Genest), die in jeder Hinsicht ordnungsliebend ist, nicht nur was Beziehungen angeht, und die in der Ehe mit Hermann (Andreas Mannkopff) die Hosen anhat. Siggis lebensfroher Opa Walter (Gerd Vespermann) ist schon eher jemand, an den Siggi sich hilfesuchend wenden kann. Klaus (Klaus-Peter Grap) ist Siggis Arbeitskollege. Am Ende der Serie bekommen Siggi und Beate ein Baby.
Deutsche Adaption der britischen Sitcom „The Two Of Us“, die es zwar insgesamt nur auf 32 Folgen brachte, dies aber über fünf Jahre, und die dabei im Gegensatz zur RTL-Version nicht so schnell in Vergessenheit geriet – obgleich Letztere sehr passable Einschaltquoten hatte. Trotz wilder Ehe gab sich die Serie familienfreundlich und rückte mehrfach die Zeitschrift „Eltern“ auffallend groß ins Bild, was ihr eine Beanstandung wegen Schleichwerbung seitens der Niedersächsischen Landesmedienanstalt eintrug.
Die halbstündigen Folgen liefen freitags um 21.45 Uhr, immer nach Zum Stanglwirt.
Unter Verdacht
Seit 2003 (ZDF); seit 2004 (arte). Dt. Krimireihe von Alexander Adolph.
Kriminalrätin Dr. Eva Maria Prohacek (Senta Berger) ist ohne Zweifel die unbeliebteste Mitarbeiterin der Münchner Polizei. Das liegt nicht nur an ihrer Sturheit und Kratzbürstigkeit, sondern vor allem daran, dass sie gegen ihre Kollegen ermittelt. Ihr Kommissariat 411 befasst sich mit Korruption, Verrat, Beamtenkriminalität und disziplinarischen Verfehlungen. Zwangsläufig muss sie ihre Ermittlungen fast immer allein gegen alle führen, und dann noch als Frau gegen Seilschaften von Männern.
Auch ihr Vorgesetzter Dr. Claus Reiter (Gerd Anthoff) ist nicht zwangsläufig auf ihrer Seite, meistens spielt er sein eigenes Spiel, in dem es weniger um Gerechtigkeit geht als darum, die eigene Machtposition zu festigen. Der einzige, auf den Prohacek sich verlassen kann, ist Hauptkommissar Langner (Rudolf Krause), ein merkwürdiger Schrat, der unter der Respektlosigkeit seiner Kollegin leidet und sich meistens erst ganz zum Schluss tatsächlich als Hilfe erweist.
Herausragende Reihe von ungewöhnlich düsteren und dichten ZDF-Samstagskrimis, die ab 2004 teils vorab schon auf arte liefen und die 2003 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde.
Unter Volldampf
Seit 2007 (Vox). Werktägliche Kochshow.
Fünf ehemalige Kandidaten der erfolgreichen Kochshow Das perfekte Dinner müssen sich erneut behaupten: Eine Woche lang arbeiten sie in einem Spitzenrestaurant und müssen jeden Tag ein Vier-Gänge-Menü zubereiten und servieren. Bei den Aufgaben wird gewechselt, und am Ende der Woche hat jeder mal gekellnert und jeden Gang einmal verantwortet. Die Restaurantgäste bewerten und bestimmen über den besten Gang des Abends, und der beste Koch der Woche gewinnt 3000 Euro. In der nächsten Woche kommen fünf neue Kandidaten.
Die 25-minütige Show lief im Sommer 2007 zwei Wochen testweise im Anschluss an Das perfekte Dinner um 19.50 Uhr und kehrte zwei Monate später dauerhaft auf diesen Sendeplatz zurück. Im Mai 2008 begann sonntags zur Primetime die Promivariante Promis unter Volldampf.
Unvervoxelbar
Um eine Ahnung davon zu bekommen, wie unerhört das damals war, wie spektakulär und ambitioniert, aber auch wie verkopft und zum Scheitern verurteilt, muss man sich nur einen Werbetrailer für die Nachrichten ansehen:
So war das damals, vor 15 Jahren, als Vox auf Sendung ging. Man wollte anders sein, klüger, ehrlicher und hintergründiger — und auf herausragende Art zeigte sich das im wegweisenden Design. Für eine kurze Zeit, wenige Monate nur, bis das ganze Sendekonzept kurz vor der Pleite gekippt wurde, gab es ein Fest der Experimentierfreude und Innovationslust im sonst so verzagten, müden, hoffnungslosen deutschen Fernsehdesign.
Während die ARD noch glänzende dreidimensional Chromteile durch den virtuellen Raum fliegen ließ, schwärmte die Designerin Heike Sperling von „analoger Qualität“ und proklamierte: „Die Schönfärberei, die saubere Logokultur der 80er Jahre wird abgelöst durch Ehrlichkeit.“ So faszinierend viele Elemente des On-Air-Designs selbst 15 Jahre später noch wirken — beim Ansehen ahnt man auch, warum sich das Publikum nie in größerer Zahl für das Programm begeistern wollte, so entschieden, wie sich die Gestalter Zugeständnissen an den Massengeschmack verweigerten, und so lustvoll, wie sie die Konventionen brachen.
Nachmittalk mit Thomas Wilsch wurde die Talkshow mit dem vielleicht schönsten, aber auch kühlsten Vorspann der Welt, gestaltet von Meiré & Meiré, die heute unter anderem für die ähnlich schlichte Eleganz der Zeitschrift „Brand eins“ verantwortlich sind.
Dieter Moor begrüßte die „liebe Zielgruppe“ und moderierte das Medienmagazin Canale Grande:
Auf Vox liefen stündlich Nachrichten namens Punktvox, die so begannen:
Und die wunderbare Wibke Bruns moderierte die Hauptnachrichtensendung Weltvox:
Das Filmmagazin Filme, Stars und Video:
SPORTS TV Autogramm, mutmaßlich eine Sendung mit Sportlerportraits:
Am längsten auf dem Schirm blieb das Logo von Liebe Sünde, aber so assoziativ angekündigt wie mit diesen Trailern wurde die Sendung in ihren späteren Inkarnationen sicher nie wieder: