Sie können alles, auch Hochdeutsch
Stuttgart im Fernsehen geht normalerweise so: Der Hausmeister steht schon am Treppenabsatz und mahnt die nicht erledigte Kehrwoche an (Tatort: „Bienzle und der/die/das…“). Oder so: Eine junge Berlinerin spuckt am Stuttgarter Eugensplatz einen Kaugummi aus und sieht sich plötzlich von schimpfenden Schwaben jeder Altersklasse umgeben (Berlin Berlin, Episode „Stuttgart Stuttgart“). Letztgenannte Episode einer eigentlich sehr tollen Serie hat mich dazu gebracht, Lolle für immer abzuschalten. Schade, aber ich mag es nun mal nicht, wenn meine Stadt als derart hinterwäldlerisch und bekloppt dargestellt wird.
Jetzt hat es also der neue Tatort in der Hand, alles anders zu machen.
Und dort geht Stuttgart so: Eine Kinderleiche treibt den Neckar hinab, unter einer dieser typischen Straßenbrücken aus Beton. Hinter einem der Brückenpfeiler wacht ein Obdachloser auf, wäscht sich in der trüben Suppe und entdeckt dabei die Leiche.
Es gibt schönere Stücke Neckarufer, es gibt schönere Brücken über den Fluss, aber die erste Szene im neuen Tatort zeigt keine schwäbische Idylle, sondern ein Stück Großstadt, und hebt sich so schon nach einer Minute von den bräsig-behäbigen Bienzle-Geschichten ab.
Foto: SWR/Schweigert
Der Fall rund um das tote Mädchen, Adoptionsmafia und osteuropäische Kinderhändler ist nicht schlecht, kein Krimi-Kracher, aber in den 90 Minuten Spielzeit müssen ja auch zwei Kommissare und ein ganzes Team vorgestellt werden. Richy Müller ist Kriminalhauptkommissar Thorsten Lannert, Anfang 50, unverheiratet, kinderlos und frisch aus Hamburg nach Stuttgart gekommen. Sein Partner Sebastian Bootz (Felix Klare in seiner ersten großen Fernsehrolle) ist erst 31, trotzdem schon Hauptkommissar, verheiratet und hat zwei Kinder. Die Vitae sind natürlich auf Gegensätzlichkeit konstruiert, treten aber schon nach einer Viertelstunde wohltuend in den Hintergrund.
„Lannert und Bootz ermitteln im urbanen Ambiente einer modernen Großstadt“ heißt es in der Pressemitteilung zur Premiere, und irgendwie liest sich das wie „Stuttgart besteht nicht nur aus Volksschauspiel mit Dialektfärbung und Kehrwoche“. 22 Prozent der Stuttgarter sind Ausländer, eingebürgerte Migranten nicht mitgerechnet. Nur noch in Frankfurt und München ist die Quote höher. So gibt es eben auch im neuen Tatort die Kriminaltechnikern Nika Banovic (Miranda Leonhardt) mit bosnischen Wurzeln, Staatsanwältin Emila Alvarez (Carolina Vera) stammt aus Spanien, einer der Hauptverdächtigen ist Däne. Vielleicht wirkt dieses Multikulti ein bisschen zu gewollt, aber so sieht die Realität eben aus. Schwäbisch sprechen dürfen in diesem Tatort nur eine Obdachlose und der Gerichtsmediziner, was ähnlich fehl am Platze wirkt, wie wenn in anderen Krimis in der Pathologie ständig gegessen wird. Dafür wird sehr viel Stadt gezeigt und das ständige Namedropping der Viertel, Straßen und Plätze erinnert einen immer daran, dass man in Stuttgart ist.
Und obwohl wir ja bei den angeblich humorlosen Schwaben sind, bietet dieser Tatort erstaunlich viel Humor — kein Münsteraner Comedy-Krimi, viel mehr eine stimmige Mischung. Dazu noch eine schnell geschnittene Verfolgungsjagd, die in einem anständigen Crash endet. Hauptkommissar Lannert zerlegt nämlich schon an seinem zweiten Tag den 60.000-Euro-Mercedes der Staatsanwältin an einem Müllcontainer. Diese Staatsanwältin Alvarez erinnert an Lisa Cuddy, die Chefin von Dr. House, und sie darf, nachdem Lannert ihren Benz zu Schrott gefahren hat, den schönen Satz sagen:
Und? Haben Sie sich wenigstens verletzt?
Der neue Stuttgarter Tatort haut einen nicht um, schon gar nicht in den etwas holprig inszenierten ersten zehn Minuten, aber Lannert, Bootz und das ganze neue Team haben eine ganze Menge Entwicklungspotenzial. Ich freue mich auf den nächsten Fall, und noch mehr darüber, dass sich die Stuttgarter in Zukunft nicht mehr dafür schämen müssen, wie ihre Stadt dargestellt wird.
Tatort: „Hart an der Grenze“, Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten.
Sie kennen es also doch!
Interessante Studie. Schon ein paar Wochen alt, aber gerade erst entdeckt. Das Schülerbarometer 2007 vom trendence Institut. Es geht um die Frage der Berufswahl. Wen halten deutsche Schüler für den attraktivsten Arbeitgeber?
Platz 1: Die Polizei!
Okay. Und jetzt raten Sie mal, wer dann auf Platz 2 stehen könnte. Die Feuerwehr? Irgendwas Medizinisches? Ha!
Platz 2: Das ZDF.
Richtig, das ZDF. Direkt nach der Polizei. Vielleicht liegt es an den vielen SOKO-Serien, dass die Schüler das ZDF für eine Art Außenstelle der Polizei halten.
Kein weiteres Medienunternehmen ist unter den Top 10.
Die ZDF-Zuschauer werden immer älter, weil junge Leute sich beharrlich weigern es einzuschalten. Aber dort arbeiten würden sie schon gern.
Sieben Tage — Sieben Köpfe
1996–2005 (RTL). Höchst erfolgreicher Comedystammtisch. Sieben Prominente, meist Komiker, sitzen nebeneinander und lästern über die Ereignisse der abgelaufenen Woche. Jochen Busse moderiert die Runde und begrüßt die Zuschauer in seiner „bekannt liebenswürdigen Art“.
Zur Ur- und Stammbesetzung gehörten neben Busse Rudi Carrell, der die Reihe produzierte, Mike Krüger und Gaby Köster. In den ersten Monaten waren ferner Karl Dall und Hellmuth Karasek ständig dabei, später Kalle Pohl und Bernd Stelter. Hinzu kamen jede Woche wechselnde Gäste, darunter Milena Preradovic, Ingo Appelt, Piet Klocke und Michael Mittermeier. Neben Scherzen über das aktuelle Wochengeschehen lebte die Sendung von vielen Running Gags auf Kosten der anwesenden „Köpfe“. Der kleine Kalle Pohl musste sich ständig Zwergenwitze gefallen lassen, der Holländer Carrell Wohnwagenwitze seitens Mike Krüger. Krüger selbst bot mit seiner Nase eine große Angriffsfläche und Karl Dall mit seiner Gesamterscheinung ohnehin. Am Ende jeder Sendung überreichten sich Krüger und Carrell gegenseitig Geschenke. Carrell nahm nach sieben Jahren seinen Hut als Akteur und gehörte in der 200. Sendung am 20. Dezember 2002 zum letzten Mal zum Ensemble. Er blieb Produzent und trat auch weiterhin immer zum Ende der Sendung mit einer „Überraschung“ auf. Seinen festen Platz übernahm Sat.1-Sportmoderator Oliver Welke.
Sieben Tage – sieben Köpfe … und bis zu sieben Millionen Zuschauer. Die Show wurde eine der erfolgreichsten Sendungen im deutschen Fernsehen – obwohl, nein: weil den Pointen jede Subtilität oder Überraschung fehlte. Viele Komiker gaben sich nicht einmal die Mühe zu verbergen, dass sie die vermeintlich spontanen Wortwechsel vom Blatt ablasen. Vier der Hauptakteure, Busse, Köster, Stelter und Pohl, starteten neben der Show eigene Comedyserien, die meistens direkt vor dieser Show im Programm platziert wurden: Das Amt, Ritas Welt, Bernds Hexe und Kalle kocht.
Silas
1981 (ZDF). 6-tlg. dt. Abenteuerserie von Justus Pfaue nach den Büchern von Cecil Bødker, Regie: Sigi Rothemund.
Fast alle Erwachsenen sind böse und gemein. Der kleine Silas (Patrick Bach) ist im 19. Jahrhundert als Zirkusjunge bei dem Schwertschlucker Philipp (Diether Krebs) und der Seiltänzerin Nanina (Nelly Huet) aufgewachsen. Als er von Philipps Grausamkeiten genug hat, läuft er davon. Durch eine Wette gewinnt er den schwarzen Hengst des bösen Bartolin (Shmuel Rodensky), der ihm sofort wieder von dem gemeinen Emmanuel (André Lacombe) gestohlen wird. Ein fieses Fischerpaar (Françoise Bertin und Pierre Forger) sperrt ihn ein und will ihn verkaufen, und ihre blinde Tochter Maria (Tatjana Köthe) will ihn erstechen, wird dann aber von Silas bekehrt und sieht ein, dass er der Gute ist. Alle anderen rufen Silas immer, wenn er ihnen entwischt ist, hinterher, dass sie ihn umbringen werden. Und wir sind immer noch in der ersten Folge.
In einem Sumpfdorf lernt Silas den etwas älteren Kuhhirten Bein-Godik (Lucki Molocher) kennen, der seit seiner Geburt humpelt. Die beiden werden beste Freunde. Sie beobachten, wie das brutale Weib Pferdekrähe (Ingeborg Lapsien) die kleine Jenny (Nina Rothemund) stiehlt, einsperrt und mitnimmt. Erst jetzt erfährt Silas, dass auch er als kleines Kind von Philipp gestohlen wurde und Nanina gar nicht seine Mutter ist. Mit Hilfe des Otterjägers (Patrick Lancelot), dem ersten freundlich gesinnten Erwachsenen, holen sie sich den schwarzen Hengst zurück und reiten davon. Geld verdienen sie, indem Silas vor Publikum auf seiner Flöte spielt und Godik Holzschüsseln schnitzt.
Immer wieder begegnen sie Philipp und dem Zirkus sowie Pferdekrähe. Diese gibt sich inzwischen als Jennys Großmutter aus. Im Haus einer tauben Frau (Edith Heerdegen), die ihre Schwerhörigkeit nur vortäuscht, finden die Jungen für einige Nächte Unterschlupf und entdecken, dass die Taube Silberbarren versteckt. Weil sie dieses Geheimnis nun kennen, will die Taube sie umbringen, doch wieder entkommen sie. Sie befreien Jenny, aber Pferdekrähe stiehlt den Hengst und macht sich auf, das Silber der Tauben zu stehlen. Silas reitet auf Godiks Pony hinterher und holt sich sein Pferd abermals zurück. In der Stadt wird er ins Gefängnis gesteckt, aus dem ihn der Otterjäger befreit. Der Pferdekrähe sollen als Diebin zwei Finger abgehackt werden, doch Silas rettet sie. Er bleibt immer ein guter Mensch, lügt nie und tut keinem der Menschen ein Leid an, die ihn töten wollten, obwohl er oft die Gelegenheit dazu hat. Der derbste Fluch, der ihm entfährt, ist „Grünspan und Entendreck!“ Der dafür dauernd.
Godik und Jenny kehren in ihre Dörfer zurück, und Silas reitet allein weiter. Er rettet dem reichen Kaufmann Sandal (Hans Helmut Dickow) und seiner Frau (Evelyne Pianka) das Leben, die ihn zum Dank mit in die Hauptstadt nehmen, wo er in ihrem Palast wohnen darf. Insgeheim betrachtet Sandal den stinkenden, rauflustigen Straßenjungen Silas als guten Einfluss für seinen Sohn Japetus (Armin Schawe), der viel zu brav und verweichlicht ist. Silas tut den Sandals den Gefallen, sich fein zu kleiden, lesen zu lernen und mit zur Kirche zu gehen, fühlt sich aber noch immer bei Anna (Jeannette Granval) in der Küche wohler als am Tisch der feinen Gesellschaft. Pferdekrähe schlägt noch einmal zu und entführt Silas und Japetus, um ein Lösegeld zu erpressen, kommt damit jedoch nicht durch und landet altersschwach im Gefängnis. Silas hat noch immer Mitleid. Bein-Godik ist ihm nachgereist und hat ihn seit Tagen in der Hauptstadt gesucht. Als sie sich finden, lässt Silas die freundliche Familie und die feine Kleidung zurück, schwingt sich auf seinen Hengst und reitet mit Godik dem unvermeidlichen Sonnenuntergang entgegen.
Die sechs einstündigen Folgen liefen als ZDF-Weihnachtsserie zwischen Weihnachten und Neujahr täglich im Vorabendprogramm. Für Patrick Bach begann damit eine große Karriere als Weihnachtsserienschauspieler. Er spielte im Folgejahr die Titelrolle in Jack Holborn, war einige Jahre später der Liebling in Anna und noch einmal in Laura und Luis dabei. Shmuel Rodensky, der Darsteller des Bartolin, wurde im Abspann als „Smuel Rodensky“ aufgeführt. Die Musik kam von Christian Bruhn.
Silas gehört zu den wenigen deutschen Serien, die auch im englischen Fernsehen gezeigt wurden. Die Serie lief 1984 in synchronisierter Fassung bei der BBC (im gleichen Jahr zeigte die BBC die deutsche Originalversion von Das Boot mit Untertiteln). Auch die frühere Weihnachtsserie Timm Thaler und die spätere Patrik Pacard waren dort zu sehen, beide jedoch erst einige Jahre nach Silas.
Simon & Simon
1986–1990 (ARD). 135-tlg. US-Krimiserie von Philip DeGuere („Simon & Simon“; 1981–1988).
Zwei ungleiche Brüder betreiben gemeinsam ein Detektivbüro in San Diego. Der konservative, ordentliche und ambitionierte Andrew Jackson Simon, genannt A.J. (Jameson Parker), versucht ständig, seinen älteren Bruder Rick (Gerald McRaney), einen draufgängerischen Lebenskünstler, zum vermeintlich Besseren zu bekehren. A.J. wohnt in einem blitzsauberen Apartment direkt hinter ihrem Büro, Rick auf einem schäbigen Hausboot. Ihre Mutter Cecilia (Mary Carver) betrachtet den Job ihrer Söhne mit Skepsis, weil sie der Meinung ist, dass man damit nicht genug verdienen kann. Konkurrenz kommt anfangs von dem sturen Brummbären Myron Fowler (Eddie Barth), der seine eigene Detektei direkt gegenüber hat. Ausgerechnet dessen Tochter und Sekretärin Janet (Jeannie Wilson) unterstützt die Simons oft bei ihren Fällen – A.J. war früher mal mit Janet verlobt und hat für Myron gearbeitet – das tut ferner der Polizist Marcel „Downtown“ Brown (Tim Reid). Seine Nachfolgerin Abby Marsh (Joan McMurtrey) ist weit weniger hilfreich.
Dank einer Mischung aus Krimi, Action, Stunts und amüsanter Geschwister-Kabbeleien eine der populäreren US-Serien der 1980er. Nach einem abendfüllenden Pilotfilm zur besten Sendezeit am Samstagabend um 20.15 Uhr liefen die einstündigen Folgen im Vorabendprogramm. 20 Folgen wurden in Deutschland nicht gezeigt.
Sing dudeldei!
Zum Geburtstag von Astrid Lindgren, die heute hundert Jahre alt würde, gibt’s jetzt jede Menge Lexikontexte zu Lindgren-Serien im Sendungsarchiv. Zu finden auch über die Direktlinks rechts zu den jüngsten Sendungen, über den Suchbegriff „Lindgren“ im Suchfenster oben rechts, oder durch Click auf den Begriff „Astrid Lindgren“ unter dem nächsten Querstrich, widde widde wie es Ihnen gefällt.
Six Feet Under – Gestorben wird immer
2004–2007 (Vox). 63-tlg. US-Familienserie von Alan Ball („Six Feet Under“; 2001–2005).
Familie Fisher lebt vom Tod anderer Leute. Nachdem ihr Vater Nathaniel im Auto von einem Bus zerquetscht worden ist, übernehmen die Brüder Nate (Peter Krause) und David Fisher (Michael C. Hall) notgedrungen das Familienunternehmen, ein Bestattungsinstitut, und kümmern sich um ihre rebellische Teenagerschwester Claire (Lauren Ambrose) und ihre zerbrechliche Mutter Ruth (Frances Conroy). Für den freiheitsliebenden Frauenhelden Nate ist das neue Leben eine enorme Umstellung, verbunden mit einem Umzug von Seattle nach Los Angeles. Seine Freundin, die hochintelligente Brenda (Rachel Griffiths), hat er beim Spontansex auf dem Flughafen kennen gelernt. Der pflichtbewusste David hat schon vorher im Bestattungsinstitut gearbeitet. Er hat eine Beziehung mit dem Polizisten Keith (Mathew St. Patrick). Erst allmählich gesteht er seine Homosexualität der Familie gegenüber ein. Fishers talentierter Mitarbeiter Federico Diaz (Freddy Rodriguez) konserviert die Leichen und macht die oft entstellten Körper wieder hübsch für die Bestattungszeremonie mit offenem Sarg.
Tiefgründiges und komplexes, oft makabres und schockierendes Drama aus der Feder von Alan Ball, dessen Drehbuch für den Film „American Beauty“ (1999) mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Jede Folge beginnt mit einem Todesfall. Die Grundidee probierte bereits Ruhe sanft mit Ernie Lapidus aus, allerdings als drastische absurde Sitcom. Joel Brooks, der darin den ernsten der beiden Söhne spielte, tritt in Six Feet Under mehrmals als schwuler Blumenhändler Robbie auf.
Die einstündigen Folgen liefen zunächst dienstags um 23.15 Uhr, wurden nach einigen Wochen wegen guter Quoten um eine Stunde vorgezogen, später aber wieder zurückverlegt. Die letzte Staffel läuft am späten Samstagabend.
SK Babies
1996–1999 (RTL). 49 tlg. dt. Action-Krimiserie von Philipp Moog.
Ein Team frischgebackener Polizisten schleust sich undercover in die Szene ein und ermittelt gegen jugendliche Kriminelle. Zur Gruppe gehören Kevin Peters (Fabian Harloff), Michaela Andersen (Susann Uplegger), Hannes Lohberg (Michael Deffert), Vittorio Favero (Raffaello Kramm) und Nesrin Üstünkaya (Türkiz Talay). Kommissar Stefan Jarczyk (Thomas Schücke) hatte die Idee zu der Spezialeinheit und ist der „Vater“ des Teams. Nach seiner Ermordung wird Hauptkommissar Berg (Johannes Terne) Chef der SK Babies. Der neue Dienststellenleiter Budde (Peter Millowitsch) tritt wenig später seinen Dienst an. Michaela Andersen verlässt das Team später, Julia Hauptmann (Tanja Wedhorn) kommt dazu.
Die einstündigen Folgen liefen dienstags um 20.15 Uhr. Im Sommer 2002 wiederholte RTL 13 Folgen unter dem Titel U18 – Jungen Tätern auf der Spur. Philipp Moog, der die Idee zur Serie entweder selbst oder bei 21, Jump Street abgeguckt hatte, ist auch Schauspieler und war u. a. in Blankenese und Wie gut, dass es Maria gibt zu sehen.
Skippy, das Buschkänguruh
1969-1975 (ARD); 2002-2003 (Kabel 1). 91-tlg. austral. Abenteuerserie von Lee Robinson und Dennis Hill („Skippy, The Bush Kangaroo“; 1968-1970).
Sonny (Gary Pankhurst), der jüngere Sohn des Wildhüters Matt Hammond (Ed Deveraux), hat das Känguru Skippy nach einer schweren Verletzung gepflegt und aufgezogen und betrachtet es nun als seinen besten Freund. Sonny lebt mit seinem Vater und seinem älterem Bruder Mark (Ken James), und wie in Tierserien für Kinder üblich ohne weibliche Familienmitglieder, im abgelegenen Waratah Nationalpark in Australien. Unterrichtet wird er durch die Fernschule, die die Unterrichtsstunden im Radio überträgt; seine Schularbeiten muss er einschicken.
Im Nationalpark arbeitet auch der Pilot Jerry King (Tony Bonner), dessen Hubschrauber die schnellste Verbindung in die nächste Stadt ist. Nach ein paar Folgen zieht außerdem Clarissa „Clancy“ Merrick (Liza Goddard) bei der Familie ein. Sie ist die Tochter eines Bekannten, der in die Ferne vesetzt wurde und dem Matt Hammond versprochen hat, sich um Clancy zu kümmern, solange sie studiert. Bevor sie ein akzeptiertes Familienmitglied und Marks beste Freundin wird, ist sie bei den Hammond-Söhnen zunächst unwillkommen. Sie merkt das und läuft davon, kann dank Skippy jedoch gefunden werden.
Überhaupt ist das Känguru ein mutiger und kluger Allzweckheld. Es versteht Sonny, warnt ihn vor Gefahren, zeigt ihm, wo sich Wilddiebe herumtreiben, befreit gefangene Tiere aus Käfigen, findet verschwundene Kinder, hilft Verletzten, reißt aus dem Zoo aus, um zu Sonny zurückzukommen, und backt köstliche Apfelstrudel – halt, nein, das doch nicht. Dr. Alexander Stark (Frank Thring) ist der fiese Zoodirektor.
Wie klingt eigentlich ein Känguru? Bei anderen heldenhaften Fernsehtieren wie Lassie oder Fury war es einfach: Hunde bellen, Pferde wiehern. Und Kängurus klingen eben wie eine Mischung aus Zungenschnalzen und dem Klappern von Nussschalen. Zumindest dieses Känguru. Die Geräusche wurden nachträglich in die Aufnahmen hineinsynchronisiert. Skippy war ein Weibchen, was unschwer an ihrem Beutel zu erkennen war, denn männliche Kängurus haben keinen. Drei verschiedene lebende Kängurus stellten Skippy dar, außerdem ein ausgestopftes und ein Flaschenöffner. Das ausgestopfte wurde benutzt, wenn Skippy nur still sitzend von hinten zu sehen war, der Flaschenöffner in der Form einer Kängurupfote für Nahaufnahmen, die zeigten, wie Skippy feinmotorische Dinge leistet wie Türen oder Schränke öffnen. Oder eben Flaschen.
Die ersten beiden Staffeln mit 25-minütigen Folgen liefen in der ARD, der Rest zuerst bei DFF 1, das auch die ARD-Folgen neu synchronisierte. Kabel 1 zeigte sämtliche drei Staffeln als Free-TV-Premiere erstmals ab 2002 sehr früh morgens. Mit der gleichen Besetzung entstand auch der Spielfilm „Skippy und die Schatzsucher“. Mehr als 20 Jahre später wurde die Fortsetzung Skippy gedreht, die in Deutschland bei Premiere und Super RTL lief.
So Close!
Eine Serie, die Glenn Close oder Ted Danson im Ensemble hätte, wäre es schon wert, gesehen zu werden. Damages — Im Netz der Macht hat Glenn Close und Ted Danson. Vermutlich deshalb zeigt Kabel 1 immer gleich zwei Folgen.
Foto: Kabel 1
Damages, was ebenso Schäden wie Schadensersatz heißen kann, ist eine völlig andere Anwaltsserie. Hier werden nicht von sympathischen Chaoten jede Woche mehrere skurrile Fälle durchgezogen; hier zieht eine unsympathische Herrscherin einen langen, komplizierten Fall von Wirtschaftskriminalität über eine ganze Staffel. Und trotzdem ist die Serie enorm kurzweilig, was vor allem daran liegt, dass die Charaktere sich dem Zuschauer ständig weiter offenbaren und entwickeln. Eine hartgesottene Staranwältin und eine naive Jungjuristin kämpfen gegen einen abgebrühten Geschäftsmann, der klassischerweise über Leichen gehen müsste. Die Serie ist keinen Deut lustig. Sie überrascht, verblüfft und entsetzt, wenn man nach und nach feststellt, dass der Milliardär, der mit allen Mitteln sein Vermögen verteidigen will, weit mehr Skrupel zu haben scheint als seine gegnerische Anwältin, die auf millionenschwere Schadensersatzklagen spezialisiert ist.
Die Serienheldin Patty Hewes (Close) ist kein Unsympath wie Dr. House, den man eigentlich ja doch liebt, weil er am Ende immer das Gute erreicht. Es gibt keinen Grund, Patty Hewes zu lieben, denn vorerst sieht man sie immer nur Schlechtes tun, und ob sie im Endergebnis Gutes erreichen wird, kann jetzt noch niemand wissen.
Und genau deshalb bleibt man fassungslos dran. Einer muss doch hier der Böse sein! Und was hat es eigentlich mit den wirren Vorausblenden auf sich, in denen es ganz offensichtlich um einen Mord geht? Ich mag solche Zeitsprünge nicht, die sich über mehrere Episoden ziehen, ohne Ansätze von Klarheit zu schaffen, und ich weiß nicht, ob ich sie begriffen hätte, wenn ich nicht zufällig vorher gelesen hätte worum es geht. Ich schreibe es in den nächsten Satz, und wer es nicht wissen will, kann beim nächsten Absatz weiterlesen. Pattys Juniorpartnerin steht im Verdacht, ihren Lebensgefährten umgebracht zu haben. Der ist in der eigentlich erzählten Geschichte in der Gegenwart noch putzmunter.
Doch diese Zeitsprünge machen diese Serie, in der man offenbar niemandem trauen kann, nur noch geheimnisvoller und spannender. Damages passt eigentlich gar nicht in die heutige Serienlandschaft. Und genau das macht es zu einer besonderen und sehenswerten Serie.
Damages — Im Netz der Macht; montags ab 21.10 Uhr bei Kabel 1 (jeweils zwei Folgen).