Auf den Spuren von Sherlock Holmes
1990 (ZDF). 8-tlg. brit. Kinderserie von Anthony Reed und Richard Carpenter („The Baker Street Boys“; 1983).
Eine Gruppe von Kindern macht die Arbeit für Sherlock Holmes (Roger Ostime) und Dr. Watson (Hubert Rees): Unter der Führung von Arnie Wiggins (Jay Simpsons) klären Shiner (Adam Woodzatt), Rosie (Suzi Ross), Queenie (Debby Norris), Sparrow (David Garlick) und Beaver (Damion Napier) Kriminalfälle auf. Der berühmte Detektiv erscheint immer nur kurz am Schluss.
Jeder Fall erstreckte sich auf zwei der jeweils halbstündigen Folgen.
Auf der Flucht
1965–1967 (ARD); 1988–1990 (Sat.1). US‑Abenteuerserie von Roy Huggins („The Fugitive“; 1963–1967).
Der Arzt Dr. Richard Kimble (David Janssen) ist wegen Mordes an seiner Frau Helen (Diane Brewster) zum Tod verurteilt. Er ist jedoch unschuldig. Auf dem Weg zum elektrischen Stuhl kann Kimble entkommen. Fortan ist er auf der Flucht vor Polizei-Lieutenant Philip Gerard (Barry Morse), der Kimble mehrmals quer durch das ganze Land jagt. Währenddessen sucht Kimble den wahren Mörder, einen einarmigen Mann, den er vor seinem Haus sah, bevor er seine tote Frau fand. Nach jahrelanger Hetzjagd findet Kimble in der letzten Folge schließlich den Einarmigen (Bill Raisch) und wird selbst freigesprochen. Kimbles ermordete Frau Helen taucht im Vorspann und in Rückblenden auf.
Die Serie gehört zu den erfolgreichsten weltweit. In allen Ländern war die Resonanz einzigartig. David Janssen erhielt in Deutschland die Goldene Kamera, ungewöhnlich für einen Darsteller in einer ausländischen Serie. Die letzte Episode, in der Kimble endlich den wahren Mörder findet, erreichte in allen Ländern Rekordeinschaltquoten – in den USA hielt der Rekord bis zur „Wer schoss auf J. R.“-Folge von Dallas.
Die ARD zeigte von den 120 Folgen nur 26, jedoch inklusive der alles aufklärenden Schlussfolge. Als Sat.1 später weitere Folgen in deutscher Erstausstrahlung unter dem Titel Dr. Kimble – Auf der Flucht zeigte, erhielten die Zuschauer folglich nur neue Handlungsabschnitte des Gesamtkomplexes, aber keine neuen Erkenntnisse. Spätere Wiederholungen liefen wieder unter dem deutschen Originaltitel.
Die Serie basiert auf dem tatsächlichen Fall eines Dr. Sam Sheppard aus dem Jahr 1954. Der gleiche Fall diente auch als Vorlage für den Film „Der Strafverteidiger“ („The Lawyer; 1970″), aus dem dann die Serie Petrocelli wurde. Ironischerweise ging Kimbles jahrelange Flucht durch die USA am 20. Oktober 1967 zu Ende – also genau an jenem Abend, als Eduard Zimmermann das erste Mal mit Aktenzeichen XY … ungelöst auf dem Bildschirm erschien.
2000 enstand eine Neuauflage mit Timothy Daly in der Hauptrolle.
Auf der Suche nach der Welt von morgen
1961-1986 (ARD). Wissenschaftsreihe von Rüdiger Proske, der um die Welt reist und über Zukunftstechnologien berichtet.
Im Stil von Sensationsreportagen staunte Proske vor allem über Logistik und Waffentechnik der Amerikaner und ließ die Zuschauer mitstaunen. Neben Technologie ging es direkt oder indirekt immer auch um Politik: Die frühen Sendungen waren geprägt vom Kalten Krieg und stellten ein Plädoyer dar für die Wiederaufrüstung und den Nato-Beitritt Deutschlands, um die „kommunistische Gefahr“ abzuwenden. Teilweise entstanden die Reportagen mit Unterstützung des Pentagon. Thema der ersten Sendung war die Bedeutung der Raumfahrt für den Menschen — sie bildete über lange Zeit einen Schwerpunkt der Reihe, die dem technischen Fortschritt als Garant für eine bessere Welt vertraute und außer für Raumfahrt auch für Atomkraft plädierte.
Im Rahmen der insgesamt über 80 Ausgaben, die in loser Folge im Abendprogramm gezeigt wurden, liefen auch kleinere Reihen, z. B. 1966 „Dem Leben auf der Spur“ über Vererbung und Genetik. Zeitweise schrieb der spätere „Winnetou“-Komponist Martin Böttcher die Musik zur Sendung.
Proske wurde über die Jahrzehnte ein Fernsehstar. Er erhielt 1967 einen Adolf-Grimme-Preis mit Silber für die Folge „Zum Mond und weiter“.
Auf die lange Bank
Roland Koch hat es geschafft, den ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender loszuwerden. Das bedeutet aber nur einen Teilsieg für den hessischen Ministerpräsidenten. Kochs anderer Antrag, Brender auf einer Streckbank zu foltern, fand im ZDF-Verwaltungsrat überraschend keine Mehrheit.
Screenshots: Quotenmeter.de
Update 15.40 Uhr:
Die Quotenmeter-Buben haben wieder mitgelesen und Überschrift und Einleitung geändert. Der naive Quatsch darunter ist nach wie vor unverändert.
Obwohl der ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender im Oktober 2009 den Friedrichs-Preis bekam, wurde er für eine weitere Amtsperiode nicht verlängert.
Aber obwohl ich gestern Abend einen kurdischen Salat mit Gurken, Paprika, Tomaten und Schafskäse gegessen habe, hatte ich den Rest des Textes ja nicht erwähnt.
Auf los geht’s los
1977–1986 (ARD). Große Samstagabendshow mit Joachim „Blacky“ Fuchsberger, die wie viele andere große Shows an wechselnden Veranstaltungsorten stattfand.
Mehrere Kandidaten kämpfen in verschiedenen Spielen darum, am Ende die meisten Punkte zu haben. Im „A bis Z“-Spiel geht es darum, Begriffe oder Redewendungen zu erraten. Anhaltspunkte sind eine um die Ecke gedachte Beschreibung („dünne Dame, die mitgenommen werden möchte“) und die Zahl der Buchstaben, die durch Striche auf einer elektronischen Anzeige dargestellt werden. Die Kandidaten rufen durcheinander Buchstaben in den Raum, die, wenn sie im Lösungswort enthalten sind, an den richtigen Stellen auftauchen. Wer zuerst den gesuchten Begriff sagt (hier: „anhaltende Dürre“), bekommt einen Punkt.
Das Spiel wird mehrmals pro Sendung gespielt und hat Tempo: Die Runden dauern meist nur zwei Minuten. Auf dem „A bis Z“-Spiel beruht auch das Gewinnspiel für Zuschauer: Die Umschreibung und die Zahl der Buchstaben wird wieder eingeblendet. Ein Prominenter, der per Telefon „Stop!“ sagt, hält ein Laufband an. Der Buchstabe, der dann erscheint, rückt als Hilfe an die entsprechenden Stellen im Wort.
Ein weiteres Spiel heißt „Die 9 Geschworenen“. Die Kandidaten müssen dabei tippen, wie viele Zuschauer aus dem Publikum einer bestimmten Aussage zustimmen, z. B. dass sie schon einmal im Schwimmbad ins Becken gepinkelt haben. Ohne Not gab Fuchsberger zu, dass er es auch schon getan habe, was einen mittleren Skandal auslöste: Empörte Zuschauer beschwerten sich, dass künftige Beckenpinkler sich bei ihrem Tun nun auf den vermeintlich vorbildlichen Showmaster berufen könnten.
Folgen hatte auch ein „9 Geschworenen“-Spiel 1982 bei einer Sendung aus Österreich, in dem die Frage an die Einheimischen lautete, wie viele von ihnen die Deutschen als „Piefke“ bezeichneten. Die Antwort (sechs) tat dem deutsch-österreichischen Verhältnis nicht gut. Die Szene aus der Show tauchte später auch in der Piefke-Saga auf.
Der Kandidat mit den meisten Punkten bekommt im Finale die „Super-Chance“: Er muss innerhalb von 60 Sekunden zehn sachliche Fehler in Sätzen über das aktuelle Zeitgeschehen oder auch Redewendungen korrigieren, die Fuchsberger ihm vorliest. Bei jeder richtigen Antwort darf er eine Treppenstufe erklimmen, die dann aufleuchtet. Nach zehn Richtigen kann er oben entspannt in den Siegersessel fallen.
Zusammensetzung und Zahl der Kandidaten änderten sich im Lauf der Jahre. Zeitweise spielten zwei dreiköpfige Teams von Vereinsmannschaften gegeneinander, zeitweise traten z. B. vier Personen, die am Tag der Sendung Geburtstag hatten, gegeneinander an. Fuchsberger hatte in jeder Sendung eine neue Assistentin, die jeweils aus der Gastgeberstadt kam. Fester Bestandteil der Show war das SWF-Tanzorchester unter der Leitung von Rolf-Hans Müller.
Auf los geht’s los war die höchst erfolgreiche Nachfolgesendung von Spiel mit mir. Die Show lebte vor allem vom Tempo und den originellen Umschreibungen des Buchstabenspiels, litt aber zunehmend unter ihrem Moderator. Während der junge Thomas Gottschalk flapsig und mit zweifelhaften Manieren seinen rasanten Aufstieg begann, nahm man dem so wohlerzogen wirkenden Fuchsberger seinen ungalanten Umgang mit Frauen und seine unbestreitbare Nähe zum Fettnapf übel.
Als peinlich wurde von vielen selbsternannten Wächtern der deutschen Samstagabendshow-Tradition schon empfunden, dass er 1983 eine ganze Sendung im Nachthemd moderierte. Er war zuvor Gast in Frank Elstners Sendung Wetten, dass …? gewesen und hatte dort seine Wette verloren. Der Auftritt im Nachthemd war sein Wetteinsatz. Während der Show trug er gleich mehrere Nachthemden, die ihm Zuschauer nach der Wetten, dass …?-Show geschickt hatten.
Danach wurde es nicht besser. Noch Jahre später fragte sich Fuchsberger öffentlich, warum man ihm übel genommen hatte, dass er einer Frau aus dem Publikum, die sich auf einem von ihr gemachten Polaroidbild nicht gefiel, den Rat gab: „Schauen Sie doch mal in den Spiegel.“ Gar nicht böse sei das gemeint gewesen. Und eine steppende Dicke habe ihn nun einmal an eine „Elefantentanzschule“ erinnert, was soll man da machen. Die Presse schoss sich immer mehr auf Fuchsberger ein. Nach 60 Sendungen waren sich die ARD und Fuchsberger einig, dass es genug sei.
Auf und davon
1986 (ARD). „Abenteuer im 5. Kontinent – Australien 1810″. 16-tlg. austral.-frz. Abenteuerserie von Paul Wheelahan („Runaway Island“; 1982).
Anfang des 19. Jahrhunderts sind die Kinder Jemma (Simone Buchanan) und Jamie (Miles Buchanan) unter falscher Anklage im Gefängnis gelandet. Ihr Vater ist der angesehene Landbesitzer Lachlan MacLeod (John Hamblin). Der ist jedoch nach London gereist, um die bösen Machenschaften des korrupten Offiziers Captain Corkle (Ric Hutton) aufzudecken, der für die britischen Besatzer in Sydney herrscht. Die Geschwister erfahren, dass ihr Vater als tot gilt. Gemeinsam mit den Kindern Nancy (Beth Buchanan) und Nipper (Julian Gillespie) und dem alten Tom (Rodney Bell) türmen sie und sind fortan auf der Flucht vor den Behörden.
Die Buchanans waren auch im wirklichen Leben Geschwister. Beth hatte später an der Seite ihrer Schwester Simone auch Gastauftritte in deren Sitcom Hey Dad!.
Aufgeräumtes House
WARNUNG: Wer das Staffelfinale von Dr. House noch nicht gesehen hat, wird hier verspoilert.
Foto: RTL
Nun ist die Welt um Dr. House also wiederhergestellt. Zum Ende der vierten Staffel befreiten die Autoren Wilson von seiner Freundin Amber und kehren damit zur bisherigen Ordnung zurück. Und das ist schade, denn es ist der feige Weg. Es ist der Weg, den schon die Bonanza-Autoren wählten, wenn Little Joe eine ernsthafte Beziehung drohte. Wer sich in einen langjährigen Fernseh-Single verliebt, lebt bald nicht mehr.
Es wäre interessant gewesen, mit der neuen Situation langfristig umzugehen. Wie wäre es weitergegangen, wenn House seinen besten Freund dauerhaft mit einer Frau hätte teilen müssen?
Natürlich geht es oft schief, wenn gewohnte Konstanten in Fernsehserien durcheinander gebracht werden. Doch hier hätte die Konstante eine Nebenfigur betroffen. Den Autoren von Frasier gelang es, Niles und Daphne zu einem Paar zu machen, ohne die Dynamik und den Charme der Serie zu zerstören, während der Protagonist direkt unberührt blieb. Den Autoren von Dr. House ist es bereits gelungen, ein völlig neues Team um House herum zu etablieren, ohne dass der Reiz verloren ging. Einige der besten Episoden der Serie stammen aus dieser kurzen vierten Staffel. Sie hätten vermutlich auch das Kunststück geschafft, Amber dauerhaft in die Serie zu integrieren. Doch sie versuchten es nicht einmal, vielleicht, weil sie sich selbst unterschätzen. Und bestimmt vergeben sie damit eine Chance. Wäre der Versuch gescheitert, hätte man den Sensenmann immer noch für einen Gastauftritt einbestellen können.
Aufmuntern, aufmotzen, aufschlitzen
Die Boulevardblondinen Claudia Effenberg, Giulia Siegel und Maja von Hohenzollern, deren Prominenz sich nur Bild- und Bunte-Lesern erschließt, haben sich alle mal von einem Mann getrennt, und damit sind sie Expertinnen für Trennungen und dürfen anderen Ex-Frauen Rat geben.
Ich bin mal in einen Hundehaufen getreten. Das macht mich demnach zum Experten auf einem anderen Gebiet, und deshalb habe ich eine ungefähre Ahnung, wie ich diese Sendung finden werde.
In Der Club der Ex-Frauen geht es darum, den Verlassenen seelischen Beistand zu leisten und ihnen durch eine optische Auffrischung neues Selbstvertrauen zu geben. Auch ein Punkt, der sich mir nicht ganz erschließt. Senden die Aufgetakelten mit der Verbindung von neuem Styling und Selbstbewusstsein nicht das Signal: „Kein Wunder, dass du verlassen wurdest, so wie du aussiehst“? Letztlich geht es aber doch um Rache. Die RTL2-Programmankündigung verspricht: „Was ist ihm lieb und teuer? Sein neues Auto? Was würde er sagen, wenn sich der schicke Schlitten am Haken des Abschleppwagens auf dem Weg zur Schrottpresse befände?“
Tja, was würde er wohl sagen? Vielleicht würde er sagen: „Ey, wenn ihr sowieso gerade auf dem Weg zum Schrottplatz seid, nehmt doch bitte die Sendebänder vom Club der Ex-Frauen mit!“
Was ist sonst noch neu zu Beginn dieser Fernsehsaison? Sat.1 startet den Vierteiler Zodiak – Der Horoskop-Mörder. Ich habe keine Lust, mich näher damit zu befassen, denn wir erinnern uns noch, was das letzte Mal passierte, als Sat.1 ankündigte, einen Vierteiler zu zeigen. Ja, es soll niemand sagen, ich sei nicht nachtragend.
Was bleibt, ist Günther Jauch. Wer wird Millionär? kommt mit einer Doppelfolge und leicht geänderten Regeln aus der Sommerpause zurück, doch zusätzliche Joker hin oder her: Das Quiz, das heute auf den Tag genau acht Jahre alt wird, ist noch immer eine der unterhaltsamsten Sendungen im deutschen Fernsehen. Und diese Aussage möchte ich einloggen.
Der Club der Ex-Frauen, montags um 20.15 Uhr bei RTL2
Zodiak – Der Horoskop-Mörder, montags und dienstags um 20.15 Uhr in Sat.1
Wer wird Millionär?, montags und freitags um 20.15 Uhr bei RTL.
Aus dem Alltag in der DDR
1969–1974 (ARD). 6-tlg. dokumentarische Fernsehspielreihe, Regie: Carlheinz Caspari.
Einzelne Szenen aus dem Alltag der DDR werden von Schauspielern dargestellt und von einem im Bild auftauchenden Moderator und Kommentator (Hans-Günter Martens) kommentiert. Es geht um die vielen unerfreulichen Dinge im Leben eines DDR-Bürgers: Verhaftung wegen angeblicher Fluchtpläne, den Einfluss der SED in allen Bereichen des Lebens, das Schlangestehen.
Der NDR-Fernsehspielchef Dieter Meichsner verglich die Rolle des Kommentators bezeichnenderweise mit der Professor Grzimeks. Die Texte des Moderators stammten von einem gewissen Joachim Zweinert, dessen wahre Identität nicht bekannt war. Er soll jedoch durch langjährige Berlin-Aufenthalte und viele Reisen in die DDR ein intimer Kenner des Alltags gewesen sein.
Lief in sehr loser Folge in Spielfilmlänge zur Primetime.
Aus den Augen verloren
1995–1996 (Sat.1). Suchshow mit Jörg Wontorra.
Alte Freunde, verlorene Söhne und Schätze, frühere Klassenkameraden, anonyme Retter in der Not, der dunkelblonde Junge vom CD-Regal, sie alle werden gesucht und gefunden, und manchmal ahnt man beim Wiedersehen, dass es doch gelegentlich einen guten Grund gab, warum einer die Brieffreundschaft ganz bewusst versanden ließ oder sich jahrelang nicht bei den Verwandten gemeldet hatte.
Wontorras Fundbüro sollte an den Erfolg von Bitte melde dich anknüpfen, dabei aber bunter, abwechslungsreicher und nicht immer so tränentreibend sein. Und natürlich viel länger: Statt nur eine Stunde wurde doppelt so lang gesucht. Die Show lief meist im Abstand mehrerer Monate sonntags um 20.00 Uhr, insgesamt siebenmal.