Ron und Tanja
1990 (ZDF). „Eine Schülerliebe“. 6-tlg. dt.-österr.-schweiz. Jugendserie von Christoph Mattner, Regie: Rainer Boldt.
Durch Zufall prallen der 16-jährige Ron (Leandro Blanco) und Tanja (Alexandra Henkel) im gerade wiedervereinten Berlin aufeinander und verlieben sich. Beide sind dadurch rassistischen Anfeindungen ausgesetzt, denn sie ist weiß und er schwarz. Tanjas Eltern sind Karl (Günter Lamprecht) und Ursel Schilling (Christina Horn), vor allem der arbeitslose Karl lehnt die Verbindung ab. Ron arbeitet als Roadie bei dem Musiker Roger Gallaghan (Jens Gad) und möchte selbst einmal Popstar werden; sein Vater Gerd Pacul (Winfried Glatzeder) ist stellvertretender Chefredakteur einer Tageszeitung. Gemeinsam mit seiner Frau Hanna (Claudia Amm) hat er Ron vor Jahren aus einem Krisengebiet in der Karibik mitgebracht und adoptiert.
Die 50-Minuten-Folgen der Weihnachtsserie von 1990 liefen zwischen den Feiertagen täglich gegen 18.00 Uhr.
Rosa Roth
Seit 1994 (ZDF). Dt. Krimireihe.
Rosa Roth (Iris Berben) ist Kommissarin mit Leib und Seele und arbeitet in Berlin. Ihre Fälle gehen ihr auch persönlich sehr nahe. Die Arbeit ist ohnehin sehr persönlich: Ihre Kollegen Karin von Lomanski (Carmen-Maja Antoni), Charly Kubik (Jockel Tschiersch) und Jürgen Röder (Zacharias Preen) sind ihre Familie.
Rosa Roth ist modern, wach, stark, mutig, neugierig, liebenswürdig, kratzbürstig und widersprüchlich, sagte zumindest ihre Darstellerin Iris Berben. Rosa Roth sei schön, intelligent und engagiert, sagte das ZDF. Allerdings hat Rosa Roth auch einen derart beknackten Namen, dass eigentlich niemand eine ernst gemeinte Krimireihe hatte erwarten dürfen, sondern eher eine lustige Kindersendung mit einem pausbäckigen Mädchen mit Knubbelnase und gestreiftem T-Shirt. Dennoch etablierte sich die Reihe schnell und wurde gemeinsam mit Bella Block in doppelter Hinsicht zum Vorreiter einer neuen Krimigeneration. Die Titelheldinnen hatten Namen wie Comicfiguren, waren aber starke Frauen, die die Ermittlungen leiteten, und sie gehörten zu den ersten der neuen spielfilmlangen Krimiserien, die sich fortan am Samstagabend um 20.15 Uhr unter der Dachmarke Samstagskrimi abwechselten.
Rosa Roth läuft mit etwa zwei neuen Folgen pro Jahr. Bemerkenswert ist, dass außer Iris Berben auch die Nebendarsteller von Beginn an unverändert dabei sind, was in vergleichbaren Reihen selten der Fall ist. Carlo Rola führt bei allen Folgen Regie, ausführender Produzent ist Berbens Sohn Oliver Berben. Nach 21 abgeschlossenen Folgen lief 2007 erstmals ein Dreiteiler.
Roseanne
1991–1997 (ProSieben). 222‑tlg. US-Sitcom von Matt Williams und Roseanne Barr bzw. Roseanne Arnold, je nachdem, mit wem sie gerade verheiratet war („Roseanne“; 1988–1997).
Roseanne Conner (Roseanne) ist laut und schrill und hat einen bitterbösen Galgenhumor. Hinter der harten Schale steckt ein weicher Kern, aber die harte Schale ist sehr, sehr dick. Ihr Mann Dan (John Goodman) nimmt es an Gewicht und Cholerik mit ihr auf, ist seiner Frau aber im Zweifelsfall unterlegen. Sie leben in einem Haus in Lanford, Illinois, mit ihren zwei Töchtern, der gutaussehenden Becky (Lecy Goranson; in Staffel 6 und 7: Sara Chalke) und der rebellischen Darlene (Sara Gilbert), und dem unter den ganzen starken Frauen im Haus leidenden Sohn „DJ“ David Jacob (Michael Fishman). Irgendwie lieben Roseanne und Dan ihre Kinder, doch gehen sie ihnen oft auf die Nerven, und so blaffen sie sie schon mal an, sie sollten doch in den Berufsverkehr spielen gehen.
Roseanne hat wechselnde Jobs, u. a. im Fast-Food-Restaurant „Lanford Lunch Box“, das sie gemeinsam mit ihrer neurotischen Schwester Jackie (Laurie Metcalf) führt. Dan hat zunächst ebenfalls verschiedene Jobs und wird später arbeitslos. Geld hat die Familie fast nie, Schulden umso mehr. Becky verliebt sich in den schlichten Mark Healey (Glenn Quinn), Darlene hat eine langjährige, komplizierte Beziehung mit dessen Bruder David (Johnny Galecki). Bev Harris (Estelle Parsons) ist die unerträgliche Mutter von Roseanne und Jackie, Arnie Merchant (Tom Arnold) der beste Freund von Dan, Leon Carp (Martin Mull) der schwule Chef von Roseanne, Nancy Bartlett (Sandra Bernhard) ihre bisexuelle Freundin. Am Ende wird Roseanne noch einmal schwanger, und die finanziellen Probleme der Familie lösen sich durch einen Lottogewinn.
Mit dem Start von Roseanne waren die sonst typischen Vorzeigemütter der amerikanischen Familienserien erst mal am Ende. Roseanne warf in ihrer eigenen Serie alles über den Haufen. Sie selbst hatte die Serie und die Figur erfunden, war als Produzentin verantwortlich und nahm auch auf die Drehbücher Einfluss. Anders als bei Eine schrecklich nette Familie war die Zerstörung des Ideals vom glücklichen, gesunden Familienleben bei Roseanne nicht nur eine Groteske und ein Anlass für Pointen, sondern der sehr ernste und oft ungemütlich ehrliche Versuch, die wahren Abgründe und Überforderungen hinter den Fassaden zu zeigen.
Es ging um Themen wie Homosexualität, Gewalt in der Ehe, Sex im Teenageralter, Drogen, Untreue, den Kampf der Unterschicht um ein bisschen Respekt und Selbstbestimmung, aber auch um die alltäglichen Auseinandersetzungen zwischen pubertierenden Kindern und Eltern, die viel zu wenig Zeit für sie haben. Anders als in anderen Serien setzten sich die Conners nicht irgendwann zusammen und diskutierten all das mal vernünftig aus, sondern brüllten sich an und zofften sich in zuvor im amerikanischen Fernsehen ungehörter Weise. So zynisch und brutal das häufig war, so bewegend wirkten zwischendurch Szenen, in denen die Verletzlichkeit der Charaktere und ihre Liebe zueinander erkennbar wurde.
Für große Aufregung in den USA sorgte schon im Vorfeld der Kuss zwischen Roseanne und Gaststar Mariel Hemingway in einer Lesbenbar – von dem sich dann herausstellte, dass man ihn gar nicht sah, weil er entsprechend raffiniert gefilmt worden war. Hinter den Kulissen herrschte ohnehin immer Aufregung. Die Show galt als schlimmster Arbeitsplatz im amerikanischen Fernsehgeschäft. Roseanne zerstritt sich gleich mit dem Chefautor Matt Williams und versuchte vergeblich zu verhindern, dass er im Vorspann allein als „creator“ genannt wird. Ihren eigenen Namen änderte sie zweimal. Zunächst tauchte sie mit ihrem Mädchennamen Roseanne Barr auf. Nach der Hochzeit mit ihrem Roseanne-Kollegen Tom Arnold nannte sie sich Roseanne Arnold. Nach der Scheidung, die öffentlich in den Boulevardzeitungen ausgeschlachtet wurde, ließ sie jeden Nachnamen weg.
Dass die Connors in der letzten Staffel von allen Geldsorgen befreit sind, entzog der Serie vollständig ihre Grundlage. Der Plot wird als groteske Fehlentscheidung oder aber als von Roseanne wohlkalkulierter Selbstmord der Figur angesehen. In einer der letzten Folgen trifft Roseanne Edina und Patsy aus Absolutely Fabulous – ein seltener Crossover zwischen einer amerikanischen und einer britischen Serie. (Roseanne hatte die Rechte an einer US-Adaption von Absolutely Fabulous gekauft, zu der es jedoch nie kam.)
Bemerkenswert war der Umgang mit der Umbesetzung der Rolle von Becky. Als die ursprüngliche Darstellerin Lecy Goranson nach zwei Staffeln wieder auftauchte, wurde sie von allen anderen Figuren verwundert gefragt, wo sie so lange gesteckt habe, wodurch die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwamm, da die Serienfigur ja keineswegs verschwunden war. Im Abspann dieser Folge waren beide Becky-Darstellerinnen zu sehen.
Die Serie wurde ein enormer Erfolg und war eine der wenigen US-Sitcoms, die auch in Deutschland gute Einschaltquoten erzielten. Sie lief bei uns täglich im Vorabendprogramm.
Roswell
2001–2003 (Pro Sieben). 61-tlg. US-Mystery-Serie von Jason Katims nach den Büchern von Melinda Metz („Roswell“; 1999–2002).
Der Schüler Max Evans (Jason Behr), seine Schwester Isabel (Katherine Heigl) und Freund Michael Guerin (Brendan Fehr) sind Nachkommen der Außerirdischen, deren Raumschiff 1947 in Roswell abgestürzt ist. Max‘ Mitschülerin Liz Parker (Shiri Appleby) findet dieses Geheimnis heraus, als Max ihr durch seine besonderen Kräfte das Leben rettet, nachdem sie erschossen wurde. Sie weiht ihre beste Freundin Maria De Luca (Majandra Delfino) und ihren besten Freund Alex Whitman (Colin Hanks) ein, und die drei verbünden sich mit den Aliens gegen Sheriff Jim Valenti (William Sadler), der ebenfalls Verdacht schöpft. Liz trennt sich von ihrem Freund Kyle (Nick Wechsler), dem Sohn des Sheriffs, und zwischen ihr und Max beginnt es zu knistern. Maria wird Michaels Freundin, Alex kommt später mit Isabel zusammen. Die Aliens versuchen herauszufinden, woher sie wirklich kommen und wie sie wieder nach Hause können.
Gegen Ende der ersten Staffel taucht Tess Harding (Emilie de Ravin) auf und entpuppt sich als die vierte Außerirdische. Gemeinsam kämpfen sie jetzt gegen andere, böse Aliens und das FBI, das sie jagt. Sheriff Valenti erfährt die Wahrheit, schlägt sich aber auf die Seite der guten Außerirdischen, als Max auch Kyle durch seine Kräfte das Leben rettet. Alex kommt in der zweiten Staffel unter mysteriösen Umständen ums Leben. Tess wird von Max schwanger. Die vier entdecken eine Möglichkeit, auf ihren Heimatplaneten zurückzukehren, doch nur Tess nutzt sie, um ihr Kind zu retten, das auf der Erde nicht überleben könnte. Die anderen drei lassen die einmalige Chance auf die Heimkehr und vor allem Tess sausen, die, wie sich nun herausstellt, Alex umgebracht hat, und entschließen sich, in Roswell zu bleiben. Max hat nun das Bestreben, seinen Sohn zu finden, doch das FBI hat das Bestreben, Max und seine Geschwister zu finden. Am Ende der Serie, nach ihrem Schulabschluss, flüchten sie deshalb alle gemeinsam, und Max und Liz heiraten unterwegs. Vorher taucht noch Tess mit dem Kind wieder auf, sie stirbt, und das Kind bleibt in der Obhut der Evans-Eltern.
Jonathan Frakes, der bereits als Commander Riker in Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert mit Außerirdischen zu tun hatte, war der Produzent dieser Serie, die eine Mischung aus Akte X und Teenie-Soap war. Alex-Darsteller Colin Hanks ist der Sohn von Tom Hanks. Titelsong war „Here With Me“ von Dido.
Die einstündigen Folgen liefen am Samstagnachmittag, anfänglich mit großem Erfolg.
RTL aktuell
Seit 1988 (RTL). 20‑minütige Hauptnachrichtensendung von RTL und der einzige rundum erfolgreiche Versuch eines Privatsenders, eine eigene Nachrichtenkompetenz aufzubauen.
Der Name RTL aktuell war schon vorher für die kürzeren Ausgaben der RTL-Nachrichten verwendet worden, die Hauptsendung hieß aber 7 vor 7. Mit der Umbenennung begann die Sendung acht Minuten früher und blieb dauerhaft auf dem Platz um 18.45 Uhr. Anchorman war zunächst Hans Meiser, ihm folgte im April 1992 Peter Kloeppel. Neben ihnen saßen in der Anfangszeit zwei weitere Moderatoren: einer für die Auslandsnachrichten (u. a. Brigitte Reimann und Olaf Kracht) und einer für den Sport (u. a. Ulrike von der Groeben und Ulli Potofski). Der Platz für den Auslandspräsentator fiel Mitte der 90er-Jahre weg, und Kloeppel und von der Groeben waren von nun an als Duo zu sehen.
Mit der Umbenennung der Sendung begann RTL allmählich, sich nicht nur als der Sender mit den lockereren Nachrichten zu profilieren, sondern die Unterhaltung mit seriöser Information zu verbinden. Katastrophen, bunte Geschichten und Sport dominierten zwar noch lange die Sendung, hinzu kam aber der Versuch, Politik in attraktiver Form zu präsentieren. Für Aufsehen sorgte ein Interview, das Hans Meiser mit dem damaligen Republikaner-Chef Franz Schönhuber führte und in dem er ihn, sichtlich emotional, in zuvor ungekannter Weise hart anging.
Servicebeiträge zu Themen wie Finanzen, Reise oder Einkaufen bildeten einen wichtigen Teil von RTL aktuell. Die Erkenntnis, dass deutsche Fernsehzuschauer auch im Privatfernsehen keine Witz- oder Krawallnachrichten sehen wollten, setzte RTL beharrlich um und wurde dafür schließlich mit hoher Glaubwürdigkeit und hervorragenden Zuschauerzahlen belohnt. Aus der Delle, die die Nachrichten zunächst noch im Quotenverlauf des Senders darstellten, wurde ein Berg, und bei jungen Zuschauern konnte es RTL schließlich sogar mit der ARD-Tagesschau aufnehmen.
Meiser und vor allem Kloeppel wurden zu bekannten und beliebten Aushängeschildern des Senders, die für Seriosität bürgten. Wochenendmoderatoren und Kloeppels und Meisers Urlaubsvertreter waren u. a. Christoph Teuner, Michael Karr, Petra Schwarzenberg, Susanne Kronzucker und Ilka Essmüller. Durchs Wetter führten Maxi Biewer, Antonia Langsdorf und dann für viele Jahre der Meteorologe Christian Häckl. Bis 1991 kommentierte direkt im Anschluss an die Sendung Karlchen das Tagesgeschehen.
Peter Kloeppel erhielt 2003 den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie Beste Moderation Information, 2007 setzte es erneut einen Deutschen Fernsehpreis, diesmal für RTL aktuell als beste Informationssendung.
RTL II ist das neue Kabel eins
Image ist alles. Und weil Kabel eins nicht länger das Image des Oldie-Senders haben wollte, der den ganzen Tag Uralt-Wiederholungen runternudelte, zeigte der Sender so lange gegen den Geschmack des Stammpublikums Krimiserien, Dokusoaps und Sitcoms, bis er nicht nur sein Image los war, sondern auch jede Menge seiner alten Zuschauer, dafür aber deutlich mehr junge Zuschauer gewonnen hatte.
RTL II hat auch ein Image. Aber eigentlich keins, das man gerne haben will. Glücklicherweise ist ja vor einiger Zeit ein Image freigeworden. Und weil die erfolgreichsten Sendungen von RTL II an vielen Sonntagen ohnehin Zwölftausstrahlungen von Das A-Team sind, bekommen die Veteranen jetzt Gesellschaft, die sie noch aus den frühen 90ern kennen. Wer sonntags künftig irgendwann zwischen 11.00 Uhr und 16.00 Uhr RTL II einschaltet, sieht mindestens eine dieser Serien: Das A-Team, MacGyver oder, jawohl: Baywatch. Die kommen jetzt alle hintereinander.
Das nagelneue RTL II.
Es ist nicht das erste Mal, dass RTL II Serien zeigt, die bei einem anderen Sender zu einer anderen Zeit bekannt geworden waren. 1993 und 1994 wiederholte RTL2 die damals schon nicht mehr frischen ZDF-Eigenproduktionen Ich heirate eine Familie, Patrik Pacard und Rivalen der Rennbahn. Aber da war der Sender gerade erst gestartet, brauchte Programm und hatte noch gar kein Image, insofern war es egal.
Sogar Neueinkäufe von Serien bedienen heute ein Klientel, das RTL II bisher vernachlässigt hat. Für dieses Jahr ist der Start der Sitcom Hot In Cleveland angekündigt, einer Art Neuauflage der Golden Girls, in der es um das Leben von drei mittelalten und einer alten Frau geht. In einer der Hauptrollen wieder mit der inzwischen 90-jährigen Betty White.
Vielleicht können die jungen, total verrückten, aufgeschlossenen Klingeltonkäufer, denen RTL II jahrelang hinterher- und manchmal sogar vorauseilte, ja den Fernseher einfach für ihre Eltern laufen lassen.
RTL macht mit den Anwälten kurzen Prozess
Im Grunde ist die Sache einfach: Wenn man an eine Serie glaubt, die man produziert hat, lässt man sie nicht ein Jahr ungesendet rumliegen. Und man setzt sie nicht nach einer einzigen Folge ab, ohne wenigstens abzuwarten, ob vielleicht die (wenigen) Menschen, die die erste Folge gesehen haben, ihren Freunden sagen, wie gut sie war, und die zweite Folge deshalb schon von mehr Menschen gesehen wird.
Es spricht nichts dafür, dass RTL je an Die Anwälte geglaubt hat, die Anwaltsserie mit Kai Wiesinger, die der Sender nun bereits nach der Premiere abgesetzt hat. Und wenn man die Pressemitteilung liest, in der RTL diese Entscheidung bekannt gibt, ahnt man auch, warum der Sender selbst mit seiner Produktion nie warm wurde:
Die qualitativ hochwertige Serie „Die Anwälte“, die am 14.01. gestartet ist, blieb mit 10,8 Prozent Marktanteil beim jungen Publikum deutlich unter den Erwartungen des Senders und wird deshalb nicht fortgesetzt.
Vielleicht war die Serie Die Anwälte einfach zu qualitativ hochwertig. Für RTL. Ob sie es auf Dauer auch für das Publikum gewesen wäre, werden wir vermutlich nie erfahren.
RTL Samstag Nacht
1993–1998 (RTL). Wöchentliche einstündige Comedyshow am späten Samstagabend mit einem festen Komiker-Ensemble und prominenten Gästen.
Foto: RTL
Zur Besetzung gehörten Wigald Boning, Olli Dittrich, Esther Schweins, Stefan Jürgens, Tanja Schumann und Mirco Nontschew, in den ersten Sendungen war ferner Sabine Aulmann dabei. 1995 verstärkte Tommy Krappweis die Comedians, 1997 kam zusätzlich Marc Weigel zur Show.
Die Sendung bestand aus einer Mischung aus Live-Comedy, vorproduzierten und live gespielten Sketchen, Gags und Parodien. Dazu kamen pro Sendung ein bis drei Gäste, die ihrerseits Comedy beisteuerten (waren sie selbst Komiker, durften sie die Show mit einer Stand-up-Einlage eröffnen) oder in Sketchen mitwirkten.
Etliche Running Gags und Rubriken wurden die Markenzeichen der Show: In „Kentucky Schreit Ficken“ vertauschten Jürgens und Dittrich entscheidende Konsonanten und sagten Sätze wie „Darf ich Sie mal hier an die Bheke titten?“, „… sonst werde ich aber bächtig möse“ und „Das hat er ja gefickt eingeschädelt!“; in „Zwei Stühle — Eine Meinung“ interviewte Boning den immer anders maskierten Dittrich, der Prominente mit beunruhigender Perfektion imitierte, und verabschiedete sich hinterher mit „Bleiben Sie dran, ich pfeif auf Sie“ (Boning und Dittrich erhielten für diese Rubrik den Grimme-Preis); in „Wigalds Welt“ berichtete Boning als investigativer Reporter über die Vermehrung der Regenschirme im Peruanischen Hochland oder über Pfefferminzminen auf dem Mond und machte Straßenumfragen zu ähnlichen Themen; „Schreinemakers ihre Schwester live“ war eine Talkshow-Parodie mit Schumann als Margarethes Schwester Tanja Schreinemakers; Schweins redete als Kristiane Kacker Jugend-Slang; Nontschew redete als Märchen-Man wirres Zeug, und Jürgens und Krappweis trantüteten sich gegenseitig als Derrick und Harry an.
Die „Nachrichten“ mit Stefan Jürgens und Esther Schweins enthielten kurze Pointen zu aktuellen Schlagzeilen und wurden von einem Jingle eingeleitet, in dem Hans Meiser auf ein Xylophon schlug und sagte: „RTL Samstag Nacht — Die Nachrichten!“ Zu den Höhepunkten gehörte es, wenn Stefan Jürgens die Stimme senkte und vermeldete: „Karl Ranseier ist tot.“ Die Figur Karl Ranseier schied fast jede Woche dahin, immer mit einem anderen Lebenslauf als Nachruf. Ranseier starb als erfolgloser Kapitän, weil seine Schwimmweste nicht kugelsicher war, als erfolgloser Diktator beim Versuch, seinen Schäferhund „Fass“ zu nennen, oder als erfolgloser Schönheitschirurg an einer großen Portion Skalpellkartoffeln.
Im Anschluss an die Nachrichten folgten der „Spocht“ mit Dittrich und „Wetter, Wetter, Wetter“ mit Nontschew. 1997 wurden die News in „GNN – Gute Nacht Nachrichten“ umbenannt, und Marc Weigel übernahm in dieser Rubrik den Part von Jürgens. Karl Ranseiers Tod wurde seitdem außerhalb der Nachrichten und weiterhin von Stefan Jürgens als Sondermeldung präsentiert.
Boning und Dittrich traten regelmäßig als Musik-Duo „Die Doofen“ mit beknackten Liedern auf, womit sie so erfolgreich waren, dass zwei komplette Alben unter dem Bandnamen „Die Doofen“ veröffentlicht wurden und in die LP-Charts kamen. Der Song „Mief — Nimm mich jetzt, auch wenn ich stinke“ wurde ein Nr.1-Hit in den deutschen Single-Charts.
Innerhalb kurzer Zeit wurde die Show ein großer Erfolg — fast zwei Millionen Zuschauer auf dem Sendeplatz gegen Mitternacht bedeuteten enorme Marktanteile — und erreichte einen hohen Gesprächswert. Die Vorverlegung um eine Stunde auf 23.00 Uhr ab April 1995 war eine logische Konsequenz. Produzent Hugo Egon Balder schilderte in einem Interview, wie er seine Stars gefunden hatte: „Auf einer Party sah ich einen jungen Mann, der sang: Der Hai mit dem dritten Bein, der hat drei Beine. Mirko Nontschew. Ich dachte, so einen gibt’s ja wohl nicht, der hat echt ein Rad ab. Dann kam Wigald Boning. Von dem hieß es nur: Da tritt ein Typ auf, der was über Garagentore erzählt. Fünf Minuten lang. Da habe ich gedacht, der ist ja noch bescheuerter, und ihn engagiert.“
Vorbild war die US-Show „Saturday Night Live“, die 1975 startete, noch immer läuft und ein Sprungbrett für etliche junge Komiker war, darunter Dan Aykroyd, John Belushi, Jim Belushi, Bill Murray, Eddie Murphy, Mike Myers und Adam Sandler.
Während der letzten beiden Jahre der Show hatte es immer wieder Meldungen über den Ausstieg verschiedener Star-Comedians gegeben. De facto blieben jedoch alle dabei. Erst 1998 verabschiedete sich die gesamte Besetzung. Ursprünglich hieß es, die Show würde nach der Sommerpause mit neuen Comedians fortgesetzt; das war jedoch nicht der Fall. Noch mehr als ein Jahr lang nach der letzten Erstsendung wiederholte RTL auf dem Sendeplatz samstags alte Folgen der Show.
Rubi – Bezauberndes Biest
Ab 3. Mai 2009 (RTL). 115-tlg. mex. Telenovela nach Yolanda Vargas Dulché („Rubi“; 2004).
Rubi Pérez (Bárbara Mori) ist eine rücksichtsloses Mittelklasse-Mädel, das für ihren sozialen Aufstieg über Leichen geht. Sie verschmäht auch den einfachen Alejandro (Eduardo Santamarina), obwohl er sie doch wirklich liebt, und verführt stattdessen den reichen Héctor (Sebastián Rulli), der gerade Rubis beste Freundin Maribel (Jacqueline Bracamontes) heiraten wollte. Naja, und so weiter eben. Am Ende zieht das Luder doch noch ihre Lehren aus allem.
Mit dieser zweiten Seuche aus Mexiko innerhalb von nur acht Tagen kehrt RTL zum Genre der Telenovela zurück, das der Sender bereits in den 90er-Jahren reichlich bediente, ebenfalls mit Produktionen aus Mexiko wie Die wilde Rose oder Der Clan der Wölfe. Mexikanische Telenovelas unterscheiden sich von deutschen in der Regel dadurch, dass sie in Mexiko erfolgreich sind. Darüber hinaus sind sie meistens deutlich brutaler. Das ideale Programm also für den Sonntagvormittag. Genau da versteckt RTL die Serie, die zuvor schon beim Pay-TV-Sender Passion lief.
Ruck Zuck
1988–1992 (Tele 5); 1993–1995 (RTL 2); 1997–2000 (tm3); 2004–2005 (Tele 5). Halbstündige Vorabend-Gameshow.
Je ein fünfköpfiges Männer- und Frauenteam treten gegeneinander an. Die Kandidaten eines Teams müssen einander Begriffe umschreiben. Der Erklärende darf dabei keine entscheidende Umschreibung und kein Schlüsselwort benutzen, das vor ihm schon ein anderer Erklärender gebraucht hat. Auch Gesten und Geräusche sowie Ausdrücke mit dem gleichen Wortstamm wie das gesuchte Wort sind tabu.
Nacheinander müssen die Kandidaten eines Teams den gesuchten Begriff erraten. Bis sie an der Reihe sind, tragen sie Kopfhörer, können also nichts hören, und haben dem Mitspieler, der vor ihnen an der Reihe ist, den Rücken zugewandt. Sie haben also keine Ahnung, welche Formulierungen schon gefallen und damit verboten sind. Der Hintermann schlägt ihnen, wenn sie dran sind, auf die Schulter, gern wiederholt mit voller Wucht, brüllt ihnen dann mit 200 Dezibel seine Umschreibungen ins Gesicht und wird ungehalten, wenn sie nicht sofort erraten werden. Benutzt ein Kandidat ein vorher genanntes Schlüsselwort, ertönt die Hupe, und Schiedsrichter Günther greift ein.
In der Schlussrunde nennt der Teamführer der Siegermannschaft vier Begriffe, die ihm zu einem Oberbegriff einfallen, während die anderen Mannschaftsmitglieder wieder mit Kopfhörern taub gemacht werden. Kommen sie innerhalb von je fünf Sekunden auf alle genannten Wörter, gewinnen sie Geld. Insgesamt drei Runden werden nun gespielt, mit einem höchsten Tagesgewinn von 4800 DM. Das Siegerteam kann bis zu sechsmal an der Show teilnehmen. Kommt es bei diesem sechsten Auftritt wieder ins Finale, spielt es dort – egal, wie viel vorher zusammengekommen ist — um 100 000 DM.
Moderator der ersten 1032 Sendungen war Werner Schulze-Erdel. 1992 hatte er es wohl satt, für Tele 5 den Fließband-Showmaster zu geben, und gab ihn stattdessen im Familienduell für RTL. Sein Nachfolger wurde Jochen Bendel.
Als der Sender Tele 5 seinen Betrieb einstellte, begann für die Show eine lange Odyssee mit langen Pausen, vergleichbar nur mit der von Bitte lächeln. Zunächst wechselte sie nahtlos mitsamt Bendel als Moderator zu RTL 2, wo sie 533-mal lief, später zu tm3, wo es allerdings nur noch die Hälfte zu gewinnen gab. tm3 stellte die Show nach mittlerweile mehr als 2500 Sendungen Ende 2000 ein, wiederholte sie aber noch ein halbes Jahr lang. Drei Jahre später kam Ruck Zuck zurück zum inzwischen wiederbelebten Sender Tele 5, jetzt als deutsch-österreichische Koproduktion mit je einem Team aus jedem Land, und diesmal noch billiger produziert: Außer an den nach wie vor halbierten Gewinnen war auch am Studiopublikum gespart worden. Erstmals durften die Mannschaftsmitglieder unterschiedlichen Geschlechts sein. Bendel war wieder dabei. Er moderierte ab der 60. neuen Folge im Wechsel mit dem Österreicher Matthias Euler-Rolle. Gleich mit der zweiten Ausgabe konnte er ein Jubiläum feiern: seine 1500. Sendung.
Ruck Zuck basiert auf dem amerikanischen Format „Bruce Forsyth’s Hot Streak“. Es überlebte in den USA zwar nicht einmal ein Vierteljahr, wurde aber in viele Länder im Ausland verkauft. Nirgends war es allerdings so langlebig wie in Deutschland. Ruck Zuck ist die ideale Vorabend-Gameshow: billig zu produzieren, ohne ermüdende Fragen nach Allgemeinwissen und immer wieder unterhaltsam, egal ob die Teams den Geschlechterstreit nun verbissen ernst sahen oder die Show einfach zur albernen Selbstdarstellung nutzten. Manche Teams aus Firmen oder Vereinen hatten offensichtlich wochenlang für die Sendung geübt.
Weder Schulze-Erdel noch Bendel gaben sich besondere Mühe, den repetitiven Charakter der Sendung und ihrer Moderation zu verbergen. Zum Ritual gehörte es auch, dass ein Team, das zum sechsten Mal dabei ist, dem Moderator vor jeder Spielrunde Fragen stellen darf statt umgekehrt.