Réthy und Plethi
Vielleicht werde ich allmählich altersmilde oder altersschwachsinnig. Vielleicht wird aber auch der Fußballkommentator Béla Réthy allmählich alterskompetent.
Jedenfalls hat diese Europameisterschaft, auch wenn sie sonst nicht viel gebracht hat, dazu geführt, dass ich meinen Frieden mit Béla Réthy geschlossen habe. Dass ich nie sein allergrößter Fan war, hatte ich ja hier und da mal beiläufig angedeutet. Aber bei dieser EM habe ich mich ein paarmal dabei ertappt, dass ich über Bemerkungen Réthys lachte, die tatsächlich lustig gemeint waren. Und ihn habe ich dabei ertappt, wie er manche spannende Torchance nicht wie gewohnt ausschwieg, sondern packend kommentierte, als habe mit sechs Jahren Verspätung endlich auch ihn die Fußballeuphorie von 2006 angesteckt. Auch nimmt die Schilderung des Spielgeschehens in seinen Reportagen mittlerweile einen größeren Platz ein als Anekdoten über die Geburtstagsfeiern der Spielerfrauen.
Das Vorrundenspiel zwischen der Ukraine und Frankreich war es jedoch, bei dem Réthy besonders auffiel – genauer war es in der knappen Stunde, die das Spiel wegen des Unwetters unerbrochen war und er ausführlich den Regen kommentierte. Das war zwar nicht so gut wie damals bei Marcel Reif und Günther Jauch, die es mit einem umgefallenen Tor zu tun hatten, aber auch bei weitem nicht so schlecht wie vor vier Jahren, als Rethy während eines längeren Bildausfalls den Zuschauern größere Teile des Spielgeschehens verschwieg. Unterhaltsamer als das ganze Halbfinale zwischen Spanien und Portugal war es allemal.
Vielleicht kann Béla Réthy während der Fußballspiele endlich freier aufkommentieren, weil der Druck weg ist, weil er jetzt seine wahre Berufung gefunden hat: Regen kommentieren.
Und vielleicht birgt das die Hoffnung, dass eines Tages sogar Tom Bartels seine wahre Berufung finden wird. Zum Beispiel gärtnern. Oder schlafen.
Revelations – Die Offenbarung
2007 (Kabel 1). 6-tlg. US-Weltuntergangsserie von David Seltzer („Revelations“; 2005).
Ein ungläubiger Wissenschaftler und eine Nonne gegen das Ende der Welt. Weil sich die Anzeichen für eine bevorstehende Apokalypse häufen, versuchen Uni-Professor Dr. Richard Massey (Bill Pullman) und Schwester Josepha Montafiore (Natascha McElhone) eben diese zu verhindern. Derweil koordiniert der Satanist Isaiah Haden (Michael Massee) vom Gefängnis aus die Ankunft des Antichristen.
Jede Folge dauert eine Stunde. Kabel 1 programmiert sie als „Event“ und verteilt alle sechs Folgen auf zwei Abende hintereinander.
Richtigstellung
Ursprünglich war dieses Fernsehlexikon im Internet ja mal als reine Werbung für das gleichnamige Buch gedacht. Eher aus Versehen ist es dann in den vergangenen 15 Monaten zu einem semijournalistischen Unterhaltungsangebot geworden.
Aber keine Sorge, wir werden diese Unachtsamkeit nun korrigieren, denn im nächsten Monat erscheinen zwei neue Bücher aus den Fernsehlexikon-Schreibstuben, und insofern werden wir hier wochenlang schamlos, dreist, plump und penetrant dafür werben, bis endlich jeder eins gekauft hat. Da rechts können Sie sie schon sehen: „Die kleine House-Apotheke“ ist der ausführliche „Beipackzettel zur Kultserie“ Dr. House, und „New York für Fern-Seher“ ist ein fröhlicher „Wegweiser zu den TV-Schauplätzen“ bekannter Fernsehserien, die in New York spielen oder gedreht wurden.
Und wenn Sie sie direkt über den Link von uns zu Amazon bestellen, verdienen wir sogar noch mehr Geld damit, das wir dann nach Liechtenstein verschieben freuen wir uns doppelt.
Keine Ursache.
Rimadonna
Auf dem Sendeplatz für lustige Verkleidungen zieht ab heute Marco Rima die bunten Kostüme an. Rima, bekannt geworden mit der Wochenshow, kehrt nach neun Jahren mit einer eigenen Show ins deutsche Fernsehen zurück, ohne viel Neues mitzubringen. Aber das ist ja nicht zwingend schlimm. Wer Bewährtes überzeugend und unterhaltsam präsentiert, ist ja schon willkommen, der muss nicht gleich noch das Rad erfinden. Doch leider erzählt Rima stattdessen eine lange eklige Geschichte, wie er in einem Flugzeug den Boden volluriniert und es dann mit seinem Sakko aufgewischt hat, die zu peinlich ist, um wahr zu sein, aber zu unlustig, um erfunden zu sein.
Die Marco Rima Show ist eine klassische Comedyshow mit einer schillernden Showtreppe. Rima erzählt ein paar Witze vor Studiopublikum, aber die meiste Zeit füllen Filmzuspielungen mit Sketchen und Versteckte-Kamera-Streichen, fast alles in schrillen Kostümen und Masken.
Die Reihe wird sicher nicht als Höhepunkt in die Fernsehgeschichte eingehen, aber sie ist zumindest keine so große Geschmacksbeleidigung wie der Sendeplatzvorgänger 3 ein Viertel mit Markus Maria Profitlich, der damals Rimas Nachfolger in der Wochenshow war.
Und es gibt noch einen anderen Grund, warum es gut ist, dass Marco Rima wieder eine eigene Show hat. Das letzte, das man von ihm in Erinnerung hatte, war sein Auftritt als Stadtwettpate bei Wetten, dass…?, der wie alle Gastauftritte von Komikern bei Wetten, dass…? vor allem dadurch auffiel, dass Thomas Gottschalk ihm das Wort abschnitt. Und das hat niemand verdient.
Die Marco Rima Show, freitags um 21.45 Uhr in Sat.1.
Rin-Tin-Tin
1956-1964 (ARD). 18-tlg. US-Westernserie („Rin Tin Tin“; 1954-1959).
Nach dem Tod seiner Eltern adoptiert die 101. Kavallerie von Fort Apache den kleinen Rusty (Lee Aaker) mitsamt seinem deutschen Schäferhund Rin-Tin-Tin. Zur Kavallerie gehören Lieutenant Rip Masters (Jim L. Brown), Sergeant Biff O’Hara (Joe Sawyer) und Corporal Boone (Rand Brooks). Rusty und Rin-Tin-Tin erleben gemeinsam viele Abenteuer.
Rin-Tin-Tin war die erste amerikanische Serie im deutschen Fernsehen. Von den 164 halbstündigen Episoden zeigte die ARD in loser Folge immerhin 18. Die ersten drei Folgen liefen 1956 unter dem Titel Rintintin, neue Folgen ab 1961 enthielten Bindestriche.
Die Geschichten um Rin-Tin-Tin waren zuvor ab 1922 mehrfach das Thema von Kinofilmen gewesen. In der Serie spielten drei verschiedene Hunde den Rin-Tin-Tin, darunter zwei Nachkommen des 1932 verstorbenen Original-Filmhunds. Neue Abenteuer von Rin-Tin-Tin kamen etwa 30 Jahre später unter dem Titel Katts & Dog – Ein Herz und eine Schnauze ins Fernsehen.
Der Sendeplatz der Serie war ursprünglich 21.25 Uhr. Da sich jedoch viele Eltern beschwerten, die die Serie als Kinderprogramm verstanden, wurde sie auf den Nachmittag verlegt.
Riskant!
1990–1993 (RTL). Halbstündiges Quiz mit Hans-Jürgen Bäumler.
Drei Kandidaten müssen zu den an einer Ratewand vorgegebenen Antworten die entsprechenden Fragen formulieren. Diese Antworten sind Umschreibungen, und im Prinzip geht es nur darum, das gesuchte Lösungswort zu finden. Doch dessen Nennung wird nur akzeptiert, wenn der Kandidat ein „Wer ist“ oder „Was ist“ voranstellt, um eben eine Frage daraus zu machen. Wer am schnellsten richtig fragt, bestimmt den nächsten Themenbereich und den zu erspielenden Betrag. Kennt niemand die richtige Frage, kommt das erste Highlight der Sendung zum Einsatz: der Zufallsgenerator „Zuffi“. Und wenn Bäumler laut „Zuffi!“ ruft, beugt er sich ruckartig nach vorn und schnippt mit den Fingern.
In der Finalrunde müssen alle drei Kandidaten die gleiche Frage schriftlich beantworten … Verzeihung: die gleiche Antwort schriftlich befragen. Dazu erscheint das zweite Highlight: die BWKs. „Bitte setzen Sie jetzt die BWKs auf“, sagt Bäumler ganz selbstverständlich, und Sekunden später stehen scheinbar drei Außerirdische hinter ihren Pulten. Auf ihren Köpfen tragen sie merkwürdige, monströse Konstruktionen, die ihnen nach beiden Seiten die Sicht blockieren, um Abschreiben zu verhindern. „BWKs“ stand für Blickwinkelkonzentratoren, und das war womöglich witzig gemeint.
Die Show lief zunächst werktags nachmittags gegen 16.45 Uhr im Block mit Der Preis ist heiß und wurde Ende 1992, ebenfalls im Block, auf 11.00 Uhr vormittags verlegt, weil dem Sender die Zuschauer zu alt waren. Den Sendeplatz am Nachmittag erhielten die Sitcoms Wer ist hier der Boss? und Eine schrecklich nette Familie. Das Konzept kam 1994 unter dem Titel Jeopardy! und mit Frank Elstner als Moderator zurück ins RTL-Programm, jetzt aber ohne Zuffi und ohne BWKs. Schade.
Rivalen der Rennbahn
1989 (ZDF). 11-tlg. dt. Soap von Ted Willis und Anita Mally.
Nach einem mysteriösen Sturz bei einem Rennen kann der erfolgreiche Jockey Christian Adler (Thomas Fritsch) nicht mehr reiten. Mit dem alten Trainer Wolf Kremer (Hellmut Lange) leitet er fortan einen gemeinsamen Stall und kümmert sich vor allem um das Pferd Samuraj (Mazzoni), das er der Gräfin Hayn-Hohenstein (Margot Hielscher) abgekauft hat. Sie unterstützt Christian beim Aufbau seiner neuen Existenz. Christians Ehe mit Monika (Jutta Speidel) ist seit einer Affäre mit Sylvia (Maja Maranow) zerrüttet. Sylvia ist die Frau des reichen Geschäftsmanns Hans-Otto Gruber (Manfred Zapatka), der mit allerlei Intrigen an den Stall Kremer/Adler herankommen will. Zum Stallpersonal gehören Stallmeister Rolf Lesch (Hans Clarin), ein Alkoholiker, Stalljunge Ludger (Santiago Ziesmer), Stallmädchen Margit Franke (Radost Bokel) und der junge Jockey Klaus Schmittgen (Zacharias Preen). Thea Waasing (Thekla Carola Wied) rettet den Stall vor der drohenden Pleite, indem sie Wolf und Christian ihre Pferde anvertraut, und Christian verliebt sich in sie. Herr Ziehlmann (Horst Frank) ist ein Verbündeter Grubers. Christians Bruder Bruno (Pierre Franckh) versucht, durch zwielichtige Methoden an Geld zu kommen. Neben der Gräfin bilden Rosalind (Tilly Lauenstein) und Emanuel von Rödermark (Ferdy Mayne), Bernhard Schadenstedt (Wolf-Dietrich Berg), Dieter Homburg (Jürgen Draeger) und Tante Ella (Ilse Werner) die feine Reitgesellschaft.
Die Seifenoper mit ihren an den Rosshaaren herbeigezogenen Geschichten war ein enormer Erfolg und wurde trotzdem nach der ersten Staffel überraschend nicht fortgesetzt. Wahrscheinlich hatte das ZDF noch höhere Erwartungen gehabt. Auf dem gleichen Sendeplatz, samstags um 19.30 Uhr, war nur eine Woche zuvor Die Schwarzwaldklinik zu Ende gegangen. Mit deren Einschaltquoten konnte die Nachfolgeserie nicht mithalten. Das konnte danach aber nie wieder irgendeine Serie.
Jede Folge dauerte 45 Minuten. Dieter Bohlen schrieb die Titelmusik und den kompletten Soundtrack, der mit Starbesetzung eingesungen wurde und innerhalb von nur elf Folgen fünf Hits in die Charts brachte: „Samuraj“ von Nino de Angelo, „It’s A Game“ von Les McKeown, „I Need Your Love Tonight“ von Marianne Rosenberg, „Once I’m Gonna Stay Forever“ von Ricky Shayne und „Love Suite“ von Blue System (also Bohlen selbst). Thomas Fritsch kaufte das Pferd Mazzoni, das Samuraj gespielt hatte, nach der Serie auch im wirklichen Leben.
Robinson Crusoe
1964 (ZDF). 4-tlg. dt.-frz. Abenteuerfilm nach dem Roman von Daniel Defoe.
Der Seefahrer Robinson Crusoe (Robert Hoffmann) überlebt als Einziger den Untergang des Schiffs „Esmeralda“ und strandet auf einer einsamen Insel. Er verschanzt sich in einer Höhle und reflektiert sein bisheriges Leben, bis er auf einen Indianer trifft, den er aus der Gewalt von Kannibalen befreit und Freitag nennt. Freitag (Fabian Cevallos) wird sein Gefährte, rettet ihm das Leben und ermöglicht ihm die Heimreise nach England.
In dieser ersten TV-Fassung des berühmten Romanstoffs war Eugen von Metz für die Fernsehbearbeitung verantwortlich — hinter diesem Pseudonym verbarg sich Walter Ulbrich. Mit dem Vierteiler begann die jahrzehntelange Tradition der ZDF-Abenteuervierteiler, die später oft in der Weihnachtszeit ausgestrahlt wurden. Der nächste war Don Quijote von der Mancha.
Die spielfilmlangen Folgen liefen samstags um 20.00 Uhr.
Rolandswache
Zu Ehren des am Wochenende verstorbenen Jürgen Roland hat das NDR Fernsehen etliche Programmperlen ausgegraben, die unter Jürgen Rolands Regie entstanden, und zeigt sie die ganze Nacht.
Die lange Nacht beginnt um 21.30 Uhr mit dem halbdokumentarischen Film Polizeirevier Davidswache von 1964, wird dann rüde von Extra 3 mit Tobi Schlegl unterbrochen, und dann:
23.35 Uhr: Die allererste Folge von Großstadtrevier mit Mareike Carrière und Arthur Brauß, und im Anschluss Folge 150 mit Jan Fedder und Dorothea Schenk.
1.15 Uhr: eine Folge aus dem seit zehn Jahren nicht gezeigten Actionklassiker Peter Strohm mit Klaus Löwitsch.
2.15 Uhr: Beide Teile der Stahlnetz–Doppelfolge „E 605″ von 1960 mit Heinz Engelmann.
Ab 3.50 Uhr folgen noch eine einstündige Dokumentation und ein halbstündiges Interview.
Rom
2007 (ZDF). 6-tlg. brit. Historienserie („Ancient Rome: The Rise and Fall of an Empire“; 2006).
Jede Folge des mit Schauspielern besetzten Dokudramas befasste sich mit einer anderen Ära. Dabei ging die Serie nicht chronologisch vor, sondern begann, vermutlich aus Gründen der Popularität, mit dem prominenten Caesar, bevor es mit Kaiser Nero, Tiberius, dem Aufstand der Juden und Konstatin weiterging, aber wenigstens endete die Reihe mit dem Untergang des antiken Roms.
Das ZDF zeigte die 45-minütigen Episoden auf dem Expeditions-Sendeplatz sonntags um 19.30 Uhr. Der Zeitraum der Ausstrahlung überschnitt sich mit der gleichnamigen RTL2-Serie.