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Polizeiarzt Dangerfield

Donnerstag, 29. Mai 2008, 05:37

1998–2004 (RTL). 62-tlg. brit. Krimiserie von Don Shaw („Dangerfield“; 1995–1999).

Paul Dangerfield (Nigel Le Vaillant) führt mit seinen Kollegen Dr. Nick MacKenzie (Bill Wallis), Dr. Shaaban Hamada (Nadim Sawalha) und Joanna Stevens (Amanda Redman) eine Gemeinschaftspraxis. Joanna ist zugleich seine Freundin, die er jedoch beruflich wie privat vernachlässigt, denn immer wieder geht er einer zweiten Tätigkeit nach. Für die Polizeiwache in Warwickshire arbeitet er als Gerichtsmediziner, recherchiert und klärt so in Zusammenarbeit mit Detective Inspector Ken Jackson (George Irving) und später mit Detective Sergeant Helen Diamond (Nicola Cowper) Mordfälle auf. Durch die Doppelbelastung kommen auch seine Teenager-Kinder Marty (Sean Maguire; ab Folge 29: Tim Vincent) und Alison (Lisa Faulkner; ab Folge 29: Tamzin Malleson) zu kurz, die Witwer Paul allein erzieht, wenn er mal dazu kommt. Terri Morgan (Kate Murphy) ist eine Forensik-Expertin, mit der Paul sich oft berät. Ab Herbst 2002 (Folge 39), Alison hat inzwischen geheiratet und Dangerfield Warwickshire verlassen, übernimmt Dr. Jonathan Paige (Nigel Havers) dessen Aufgaben, die Polizistin an seiner Seite ist Detective Inspector Gillian Cramer (Jane Gurnett).

Die einstündigen Folgen liefen dienstags um 23.15 Uhr. Ab Herbst 2002 wurde die Serie nur noch unter dem Titel Dangerfield angekündigt. Ein Wechsel des Sendetitels wäre an dieser Stelle logisch gewesen, dieser spezielle war ungewöhnlich. Der „Polizeiarzt“ wurde aus dem Titel gestrichen, Dangerfield blieb. Der zeitgleiche Wechsel der Hauptfigur war genau andersherum: Der Neue war noch immer Polizeiarzt, aber der titelgebende Dangerfield selbst war weg. Zwischenzeitlich wurde auch noch mal der alte Titel benutzt.

Polizeibericht

Montag, 15. Januar 2007, 13:50

1968–1969 (ARD); 1989–1991 (RTL). 98‑tlg. US‑Krimiserie von Jack Webb und Richard Breen („Dragnet“; 1951–1970).

Nüchtern klärt Police Sergeant Joe Friday (Jack Webb) Kriminalfälle unterschiedlichster Art auf. Beim Zusammentragen der Beweise wird er von Officer Bill Gannon (Harry Morgan) unterstützt.

Die Fälle basierten auf wirklichen Akten der Polizei von Los Angeles, die für die Serie eng mit Produzent, Regisseur, Autor und Hauptdarsteller – in Personalunion Jack Webb – zusammenarbeitete. Webb kommentierte als Off-Sprecher seine Arbeit und informierte nach erfolgreich aufgeklärtem Fall über das später erfolgte Gerichtsurteil.

In den USA lief die Serie ursprünglich 263 Folgen lang von 1951 bis 1959 in Schwarz-Weiß. Schon damals spielte Webb den Joe Friday, jedoch mit anderen Partnern. Ab 1967 kam die Serie mit 98 neuen Folgen, jetzt in Farbe, zurück ins Programm. In Deutschland waren nur die Folgen ab 1967 zu sehen, und auch davon zunächst nur 16 Folgen im regionalen Vorabendprogramm der ARD. Die weiteren Folgen liefen erst 20 Jahre später bei RTL. Dennoch kannten die deutschen Zuschauer das Konzept der nüchternen und halbdokumentarischen Schilderung bereits, da seit 1958 die originalgetreue Kopie Stahlnetz lief, die sogar den Originaltitel Dragnet übersetzte, weshalb das Original später anders genannt werden musste. Komponist der berühmten Titelmusik (die Stahlnetz auch übernommen hatte) war Walter Schumann, das Ray Anthony Orchestra spielte sie und kam damit in die Top 10 der amerikanischen Charts. Nur drei Monate, nachdem RTL die letzte Folge der Serie gezeigt hatte, startete dort eine Neuauflage aus dem Jahr 1990 unter gleichem Titel.

Jede Folge war eine halbe Stunde lang.

Polizeirevier Hill Street

Dienstag, 19. September 2006, 19:03

1985–1986 (ZDF); 1992–1993 (Tele 5); 1995 (Vox). 146-tlg. US Krimiserie von Steven Bochco und Michael Kozoll („Hill Street Blues“; 1981–1987).

Die Polizistinnen und Polizisten des Polizeireviers Hill Street gehen ihrer täglichen Arbeit nach und ermitteln in Kriminalfällen. Captain Frank Furillo (Daniel J. Travanti) ist der Leiter des Reviers, Sergeant Phil Esterhaus (Michael Conrad) leitet die allmorgendliche Dienstbesprechung, und Lieutenant Howard Hunter (James B. Sikking) ist der Leiter des SWAT-Teams, einer Spezialeinheit („Special Weapons And Tactics“).

Jeweils in Zweierteams arbeiten folgende Officer: Neal Washington (Taurean Blacque) und J. D. LaRue (Kiel Martin), Bobby Hill (Michael Warren) und Andy Renko (Charles Haid), Lucy Bates (Betty Thomas) und Joe Coffey (Ed Marinaro). Zum Revier gehören außerdem die Detectives Mick Belker (Bruce Weitz), Henry Goldblume (Joe Spano) und Lieutenant Ray Calletano (Rene Enriquez) sowie Officer Leo Schnitz (Robert Hirschfield). Fletcher P. Daniels (Jon Cypher) ist der politisch ambitionierte Polizeichef.

Eine der Gangs auf den Straßen der Stadt wird von Jesus Martinez (Trinidad Silva) angeführt. Vor Gericht haben meist Staatsanwalt Irwin Bernstein (George Wyner) und Richter Alan Wachtel (Jeffrey Tambor) mit den Fällen zu tun. Ozzie Cleveland (J. A. Preston) ist der Bürgermeister.

Auch das Privatleben spielt eine Rolle: Furillo heiratet die Strafverteidigerin Joyce Davenport (Veronica Hamel), in erster Ehe war er bereits mit Fay (Barbara Bosson) verheiratet. Belker heiratet die neue Kollegin Robin Tataglia (Lisa Sutton). Neu ist auch Lieutenant Norman Buntz (Dennis Franz), dessen Kontaktmann auf der Straße Sid Thurston (Peter Jurasik) ist. Lucy Bates wird zum Sergeant befördert und nach Esterhaus’ Tod dessen Nachfolgerin. Von ihr übernimmt der neue Sergeant Stanislaus Jablonski (Robert Prosky) die Leitung der täglichen Dienstbesprechung.

Polizeirevier Hill Street gehörte zu den ersten Serien, in denen nicht ein oder zwei Hauptfiguren im Vordergrund standen, sondern ein ganzes Ensemble gleichgestellter Akteure. Angeblich fragten die Senderchefs vor dem Start einen Psychologen, wie vielen Handlungssträngen gleichzeitig die Zuschauer folgen könnten. Sie glaubten drei, der Psychologe sagte fünf bis neun. Die Polizisten waren diesmal keine Helden, sondern normale (und realistisch dargestellte) Menschen mit Schwächen und Problemen, die ihren Job machten, darin auch mal versagten und einen Fall ungelöst zu den Akten legen mussten, aber trotzdem ihren Humor behielten.

Zu Beginn jeder Folge waren alle zur Dienstbesprechung versammelt, meist mit wackeliger Kamera gefilmt, und oft redeten alle durcheinander. „… und seid vorsichtig da draußen!“, sagte Phil Esterhaus am Ende jeder Besprechung. Die unüberschaubare Zahl der Akteure und die unkonventionelle Machart im Allgemeinen schreckte die Programmverantwortlichen anfangs ab, ebenso die Zuschauer. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Serie aber doch zum Erfolg und bereitete den Weg für spätere Serien wie New York Cops — N.Y.P.D. Blue.

Mike Post war der Komponist der Titelmusik. 26 Folgen à 45 Minuten zeigte das ZDF mittwochs um 21.00 Uhr, 35 neue liefen jeweils wöchentlich bei Tele 5. Den Rest sendete Vox werktäglich.

Polizeiruf 110

Samstag, 13. Januar 2007, 01:21

1971–1991 (DFF); seit 1993 (ARD). Dt. Krimireihe.

Der väterliche Oberleutnant Peter Fuchs (Peter Borgelt) und die einfühlsame Leutnant Vera Arndt (Sigrid Göhler) sind Mitglieder der „Zentralen Fahndungsgruppe der Volkspolizei“ und klären verschiedene kleine und große Verbrechen in der DDR auf. Sie kümmern sich im ganzen Land um alles von Mord bis zur Verkehrserziehung in Grundschulen. Fuchs und Arndt werden ab 1972 ergänzt durch Oberleutnant Jürgen Hübner (Jürgen Frohriep) und Kriminalassistent Lutz Subras (Alfred Rücker), der 1977 wieder aussteigt. 1983 quittiert Arndt den Dienst beim Genossen Fuchs, ihr folgen Oberleutnant Lutz Zimmermann (Lutz Riemann) und Leutnant Thomas Grawe (Andreas Schmidt-Schaller). 1988 kommt Beck (Günter Naumann) dazu.

Oberleutnant Fuchs selbst wird schon 1978 zum Hauptmann befördert, 1990 erhält er nach dem Mauerfall die Amtsbezeichnung Hauptkommissar. 1991 bekommt Fuchs einen Vorgesetzten aus dem Westen vor die Nase gesetzt („Thanners neuer Job“, 22. Dezember 1991): Thanner (Eberhard Feik) kommt aus Duisburg, dort war er der Partner von Kommissar Horst Schimanski (Tatort). Fuchs zieht angesichts dieser Veränderungen die Konsequenzen und nimmt Abschied.

Polizeiruf 110 gehörte zu den erfolgreichsten Produktionen des DDR-Fernsehens und brachte es bis 1991 auf 153 Folgen. Die Sendungen sollten nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Kriminalitätsbekämpfung und Ursachenforschung dienen. Die Staatsmacht sollte so dargestellt werden, dass Staats- und Rechtsbewusstsein gefestigt und Sicherheitsgefühl vermittelt wurde. Die Protagonisten waren ausgesprochen korrekt und gesetzestreu, eben Vorbilder, und sie führten die Täter immer ihrer gerechten Strafe zu. Andererseits war die Serie relativ frei von dem propagandistischen Ballast, der ihre Vorgänger wie Blaulicht noch befrachtet hatte, und durfte auch einfach nur spannend sein. Und die Ursachen der Kriminalität lagen nicht im Westen, sondern vor allem in der Unzulänglichkeit der Menschen, auch im Sozialismus.

Ein häufiges Thema im Polizeiruf war die Gefahr von Alkoholmissbrauch. Die Folge „Der Teufel hat den Schnaps gemacht“ von 1981 erregte besonderes Aufsehen, wurde von Betroffenen und Experten hoch gelobt und sogar in Therapieeinrichtungen gezeigt. Enger Partner der Produktionen war die Hauptabteilung Kriminalpolizei im Ministerium des Innern, die auch ein Mitspracherecht bei der Abnahme der Filme hatte. Einzelne Filme mit als problematisch empfundenen Themen wurden nie gezeigt, andere nur nach gravierenden Schnitten. Trotzdem gab es viele Auseinandersetzungen mit aktuellen beunruhigenden Entwicklungen in der DDR, etwa dem Rechtsextremismus.

Die Kommissare ermittelten nicht in allen Folgen, oft tauchten auch nur einzelne der Standardfiguren auf, manchmal gar keiner. Vera Arndt war der erste weibliche Ermittler in einer DDR-Krimiserie, der junge Thomas Grawe durfte als erster auch ein Privatleben haben. Im Schnitt wurden sieben bis neun Folgen pro Jahr produziert. Es waren teure, aufwendige Produktionen, doch der Einsatz machte sich bezahlt: Die Quoten waren außergewöhnlich hoch, und die Serie wurde zum Exportschlager des DDR-Fernsehens und verkaufte sich in alle Welt. Auch die ARD zeigte viele Polizeiruf-Folgen in ihren Dritten Programmen, wo sie fast so erfolgreich waren wie Tatort-Wiederholungen.

Nach der Wende lösten die Duisburger Tatort-Kommissare Schimanski und Thanner gemeinsam mit Fuchs und Grawe einen Fall grenzüberschreitender Kriminalität und machten sich über die Probleme der Wiedervereinigung lustig. Die Folge lief am 28. Oktober 1990 gleichzeitig in der ARD und im DFF. Trotz Zusammenarbeit von Ost und West auch hinter den Kulissen wurde besonders Fuchs in dieser Rolle demontiert: Er kam stockbesoffen in Köln an. Die Folge „Thanners neuer Job“, in der Thanner der neue Chef der ehemaligen DDR-Ermittler wird, war am 22. Dezember 1991 der letzte DFF-Polizeiruf und der letzte mit Peter Borgelt als Fuchs. Verbittert über die Fremdbestimmung und viele geplatzte Wendeträume tritt der langjährige Ermittler am Schluss ab.

Mit dem Ende der DDR endete auch das Konzept der Reihe, nicht aber die Reihe selbst, sie wurde – als einzige Sendung des DDR-Fernsehens überhaupt – noch viele Jahre in der ARD fortgeführt (weitere Versuche wie Ein Kessel Buntes endeten nach kurzer Zeit). Schon 1991 waren zwei Folgen zuerst in der ARD und nicht in der DFF-Länderkette gelaufen und auch beim Westpublikum außerordentlich gut angekommen. Danach wurde die Serie nach dem Tatort-Prinzip fortgesetzt: als Koproduktion verschiedener ARD-Anstalten, bei der jede Sendeanstalt ihre eigenen Ermittler auftreten ließ, die fortan unter dem Titel Polizeiruf 110 abwechselnd Kriminalfälle in verschiedenen Gegenden Deutschlands aufklären. Vom Tatort unterschieden sich die Polizeirufe nun nur noch dadurch, dass sie öfter auf dem Land spielten als in der Großstadt, es häufiger nicht um Kapitalverbrechen ging und die Psychologie der Täter und ihrer Taten eher im Vordergrund stand als die Frage: Wer war es? Die Grenzen zwischen Tatort und Polizeiruf verwischten allerdings immer mehr.

Der MDR führte zunächst die vom DFF etablierten Kriminalisten Grawe, Hübner und Beck weiter. Die wichtigsten neuen Polizeiruf-Ermittler sind:

In Potsdam: Hauptkommissarin Tanja Voigt (Katrin Saß), in den ersten beiden Jahren mit Assistent Jens Hoffmann (Dirk Schoendon). Ab 1999: Hauptkommissarin Wanda Rosenbaum (Jutta Hoffmann). Sie wird 2002 im Dienst erschossen, ihre Nachfolgerin wird Johanna Herz (Imogen Kogge). Ihr Partner bleibt, wie schon bei Rosenbaum, Revierpolizist Horst Krause (Horst Krause).

In Schwerin: Kommissar Jens Hinrichs (Uwe Steimle), erst mit dem Kollegen Kurt Groth (Kurt Böwe), nach dessen Tod ab 2000 mit Holm Diekmann (Jürgen Schmidt) und ab 2003 mit Tobias Törner (Henry Hübchen). Diese Polizeirufe vom NDR betonten den Ost-West-Konflikt am stärksten: Der alte Ossi Groth bekommt den jungen Besserwessi Hinrichs vor die Nase gesetzt, der sich zwar mit der Technik besser auskennt und studiert hat, dessen mangelnde Erfahrung aber regelmäßig zu katastrophalen Fehlern führt.

Im fiktiven Ort Volpe im Bergischen Land: Die Dorfpolizisten Sigi Möller (Martin Lindow) und Kalle Küppers (Oliver Stritzel); seit 1995.

In Halle: Hauptkommissar Herbert Schmücke (Jaeckie Schwarz) und Herbert Schneider (Wolfgang Winkler); seit 1996.

In Bayern: Polizeipsychologin Dr. Silvia Jansen (Gaby Dohm), erst mit Kommissar Ulf Maiwald (Peter von Strombeck), ab 1998 mit Hauptkommisar Tauber (Edgar Selge) und Kripo-Assistentin Alyin Sücel (Ilknur Bahadir). Seit 2001 ermittelt der einarmige Tauber mit Hauptkommissarin Jo Obermaier (Michaela May). Edgar Selge erhielt 2003 den Deutschen Fernsehpreis als bester Schauspieler in einem Fernsehfilm.

In Offenbach: Hauptkommissar Robert Grosche (Oliver Stokowski), Kommissarin Carol Reeding (Chantal de Freitas; ab 2001: Dennenesch Zoudé) und Hauptkommissar Schlosser (Dieter Montag); 1998–2003.

In Bad Homburg: Kommissar Thomas Keller (Jan Gregor Kremp); seit 2004.

Alle Folgen hatten Spielfilmlänge. Sendeplatz war seit jeher sonntags um 20.15 Uhr, zu DDR-Zeiten parallel zum Tatort im Westfernsehen, danach im Wechsel mit ebendiesem.

Polylux

Freitag, 8. Juni 2007, 12:47

1997–2000 (ORB); 2000–2008 (ARD). Halbstündiges Zeitgeist-Magazin mit Tita von Hardenberg, das einen ungewöhnlichen Blick auf die skurrilen und ernsten Dinge des modernen Lebens wirft. Neben satirischen Beiträgen und Reportagen sind Straßenumfragen von Carsten van Ryssen fester Bestandteil der Sendung. Van Ryssen stiftet mit Vorliebe Rentner auf dem Alexanderplatz zu entlarvenden Monologen an. Währenddessen imitiert er Haltung und Tonfall seiner Gesprächspartner und ruft, wenn einer seine Empörung ins Mikro bellt, auch gerne ein „Wuff“ dazwischen.

Die Sendung Polylux ging aus dem Magazin „Tip TV“ im Dritten Programm des SFB hervor. Sie war in ihrer Themenwahl und mit ihren schnell geschnittenen Beiträgen für die ARD ungewöhnlich modern, großstädtisch und jung. Sie lief über mehrere Jahre im ORB und seit April 2000 sehr spät nachts, eigentlich eher früh morgens, auch schon im Ersten. Ab Januar 2001 wurde die Reihe auf montags um Mitternacht vorverlegt und bekam dort den Untertitel „Das Letzte vom Ersten“. Ab Herbst 2004 positionierte sich Polylux neu als „Hauptstadtbeobachter“ mit stärkerem Schwerpunkt auf Berliner Themen. Sendeplatz war jetzt mittwochs um 23.45 Uhr, ab Januar 2005 donnerstags.

Als Schwangerschaftsvertretung für Tita von Hardenberg moderierten 2002 ein Vierteljahr lang Steffen Hallaschka und 2004 Jörg Thadeusz. „Polylux“ ist das ostdeutsche Wort für „Overheadprojektor“.

Ende 2008 stellte der produzierende ARD-Sender, der nach der Fusion mit dem SFB nun RBB hieß, die Sendung ein und begründete dies mit Sparmaßnahmen.

Popstars

Samstag, 10. Februar 2007, 22:13

2000–2001 (RTL 2); seit 2003 (Pro Sieben). Doku-Soap und Castingshow, die die Entstehung einer Popgruppe inszeniert und begleitet – vom Casting über Proben und Plattenvertrag bis hin zu Aufnahmen und Auftritten. Eine Jury entscheidet über die Zusammensetzung der Band.

Popstars war in Deutschland der Vorreiter unter den Castingshows, deren Anzahl später durch den Sensationserfolg von Deutschland sucht den Superstar überhand nehmen sollte. Eine ähnliche Reihe war bereits ein paar Wochen zuvor beim Muttersender RTL unter dem Namen Deine Band gestartet, wurde aber mangels Anteilnahme der Zuschauer schnell wieder begraben. Die RTL 2-Reihe dagegen war auf Anhieb erfolgreich.

Die erste Staffel mit 17 Sendungen suchte eine Girlgroup. Anfang Februar 2001 stand das Produkt: No Angels hieß die Band, „Daylight In Your Eyes“ der erste Titel, der erwartungsgemäß eine Woche nach Erscheinen Platz eins der deutschen Charts erreichte. Unerwartet hingegen war, dass die Band eine dauerhafte Größe im Popgeschäft werden konnte, doch es folgten tatsächlich noch drei Jahre lang etliche Top 10- und sogar drei weitere Nr. 1‑Hits („There Must Be An Angel“, „Something About Us“ und „No Angel [It’s All In Your Mind]“). In der Jury saßen die Sängerin und Moderatorin Simone Angel, der Konzertveranstalter Mario M. Mendrzycki und der Musikmanager Rainer Moslener, Choreograf war der als „Dee!“ bekannte DJ und Tanzlehrer Detlef Soost.

Im Herbst 2001 begann eine zweite Staffel, in der auch Jungs für eine gemischte Band gecastet wurden. Die neuen Folgen liefen jetzt zweimal wöchentlich, dienstags und sonntags um 20.15 Uhr. Auch die neue Band Bro’Sis (kurz für Brothers & Sisters) schaffte mit ihrer ersten Single „I Believe“ den Sprung an die Spitze der Charts. Die Jury bestand diesmal aus Soost, der Moderatorin Noah Sow und dem Musikproduzenten Alex Christensen, als Gesangscoach war ab jetzt Artemis Gounaki dabei. Der Untertitel der ersten beiden Staffeln lautete „Du bist mein Traum“.

Die dritte Staffel 2003 schnappte sich überraschend der Konkurrent Pro Sieben, der sie „Popstars – Das Duell“ nannte und in die Doku-Soap das zusätzliche Element des Zuschauerentscheids einbaute. Wie das eigentliche Popstars-Format war auch dieser neue Dreh zuvor bereits im Ausland über die Bühne gegangen („Popstars – The Battle“). Jetzt wurden zwei Bands parallel gecastet, aufgebaut und dann gegeneinander ins Rennen geschickt. Die Jury, bestehend aus Detlef Soost (dessen Bühnenname jetzt nur noch „D!“ lautete), Sängerin Sabrina Setlur und Produzent Uwe Fahrenkrog-Petersen, der zugleich die Songs der Bands produzierte, entschied über die Zusammensetzung der Gruppen.

Die Girlgroup Preluders und die Boygroup Overground nahmen getrennt voneinander CDs auf und tourten durch kleine Clubs. 90‑minütige Sendungen am Montag und später auch am Freitag um 20.15 Uhr dokumentierten die Fortschritte und Erlebnisse. Im großen Finale im November (moderiert von Arabella Kiesbauer) entschied eine Kombination aus Zuschauerstimmen, Verkaufszahlen (die beiden CD‑Singles waren wochenlang in Fastfood-Läden verkauft worden) und Jurymeinung über die Sieger des Duells. Die Boyband Overground gewann, ihr Song „Schick mir ’nen Engel“ stieg drei Wochen später erwartungsgemäß auf Platz eins der deutschen Single-Charts. Natürlich brachten die Preluders eine CD heraus, die ebenfalls erfolgreich wurde.

Im September 2004, als die Zuschauer von Castingshows offensichtlich längst genug hatten, wagte Pro Sieben noch einen weiteren Anlauf. „Popstars – Jetzt oder nie“ hieß entsprechend fatalistisch der Titel. Gesucht wurde diesmal – im Rahmen zweistündiger Sendungen mittwochs um 20.15 Uhr – wieder eine gemischte Band, über deren Zusammensetzung am Schluss auch das Publikum mitentscheiden konnte. Das entstandene vierköpfige Produkt nannte sich Nu Pagadi und versuchte, musikalisch und optisch nicht mehr ganz so glatt wie seine Vorgänger zu wirken. Auch die Vorgarten-Rammsteins schafften es auf den ersten Platz der Single-Charts. In der Jury saßen in dieser Staffel Fahrenkrog-Petersen, die No-Angels-Sängerin Sandy Mölling und der Sänger und Songschreiber Lukas Hilbert, der die Gelegenheit nutzte, sich selbst in die Charts zu bringen: mit einem Lehrvideo, in dem er alle Fehler, die er bei den anderen anprangerte, konsequent selbst umsetzte. Pro Sieben kündigte diese vierte Popstars-Staffel als „die definitiv letzte“ an.

Die fünfte Staffel startete im Herbst 2006 unter dem Motto „Neue Engel braucht das Land“, in Anspielung auf die ersten „Popstars“ No Angels, die sich als einzige längere Zeit im Pop-Geschäft halten konnten, und hatte entsprechend wieder eine reine Mädchenband zum Ziel. Detlef D! Soost war erneut dabei, neben ihm bildeten die Rocksängerin Nina Hagen und der Musikproduzent Dieter Falk die neue Jury. Eine ganze Reihe von Coaches trainerte die Teilnehmer ab jetzt in verschiedenen Bereichen. Sendeplatz war von nun an abendfüllend donnerstags um 20.15 Uhr, und zur allgemeinen Überraschung waren die Einschaltquoten so hoch wie bei keiner der vorherigen Staffeln. Die Gruppe der neuen Sieger, die den Namen Monrose erhielt, schaffte logischerweise ihren obligatorischen Nr.1-Hit, er hieß „Shame“. Wie schon bei früheren Castingshows waren kurz vor dem Ende der Staffel Gerüchte aufgekommen, es gehe nicht mit rechten Dingen zu, und die Sieger stünden ohnehin bereits fest. Bei einem Internethändler war schon vor Bekanntgabe der Gewinner ein CD-Cover abgebildet, auf dem eindeutig drei der Mädchen zu erkennen waren. Pro Sieben beeilte sich zu erklären, dass die Veröffentlichung dieses konkreten Fotos ein Versehen gewesen sei und selbstverständlich für alle erdenklichen Kombinationen Coverfotos hergestellt worden seien.

Dem Finale schloss sich noch einige Wochen die Dokusoap Popstars – Ninas Engel an, die weit weniger erfolgreich die ersten beruflichen Schritte der neuen „Stars“ begleitete. Die Gruppe Monrose schaffte aber tatsächlich noch einen weiteren N.1-Hit und vier weitere Top-10-Erfolge.

Die sechste Staffel mit der Jury aus Soost, Hagen, Falk sowie Jane Comerford und Marusha blies ProSieben auf ein halbes Jahr auf. Unter dem Motto „On Stage!“ sollte „der heißeste Live-Act Deutschlands“ gefunden werden, dem erstmals auch Tänzer angehören sollten. Die zusammengestellte Gruppe Room2012 ging entsprechend wenig später schon auf Tournee, doch die endlose Fernsehsuche hatte die Zuschauer so sehr ermüdet, dass die Single „Haunted“ Anfang 2008 gerade mal einen zehnten Platz in den Charts erreichte.

Die siebte Staffel kehrte deshalb im Herbst 2008 zur Girlgroup-Suche zurück („Just 4 Girls“), mit Soost sowie der Sängerin Loona und dem Rapper Sido in der Jury. Das Ergebis erhielt den Namen Queensberry.

Post Mortem

Sonntag, 14. Januar 2007, 19:39

2007–2008 (RTL). 17-tlg. dt. Krimiserie von Lorenz Lau-Uhle.

Ein Team von Rechtsmedizinern unterstützt einen Kommissar bei seinen Ermittlungen in Mordfällen. Im Klartext: Die Mediziner um den leitenen Oberarzt Dr. Daniel Koch (Hannes Jaenicke) tragen im Kölner Institut für Rechtsmedizin (IFR) Indizien und Beweise zusammen, erforschen genaue Todesursachen und rekonstruieren Tathergänge, und Kommissar Brandt (Tilo Nest) verhört und nimmt fest. Koch ist der allwissende Analytiker, der zwar nur harte Fakten zur Lösung eines Falles akzeptiert, sich aber im Zweifelsfall von seiner Intuition leiten lässt. Er arbeitet in der Pathologie meist mit Dr. Dr. Dr. Carolin Moritz (Therese Hämer) zusammen (jawoll, drei Doktors), die noch sehr unter dem Tod ihres Mannes leidet, der vor rund einem Jahr starb. Dr. Vera Bergmann (Anne Cathrin Buhtz) ist unnahbar, um nicht zu sagen unerträglich, und hat vor allem den neuen Assistenzarzt Frederick Peyn (Mirko Lang) auf dem Kieker, der erkennbar darunter leidet. Er ermittelt meistens zusammen mit Dr. Thomas Renner (Charly Hübner) in dem kleineren der beiden Fälle, die das Team pro Folge aufzuklären hat. Alle sind kompetent, und jeder hat sein Fachgebiet, auf dem er noch etwas kompetenter ist als die anderen. In der Mitte der zweiten Staffel kommt noch Dr. Yvonne Janus (Minh-Khai Pan-Thi) dazu.

Fünfeinhalb Jahre nach dem Start der  amerikanischen Serie CSI bei Vox hat das deutsche Fernsehen mit Post Mortem seinen ersten eigenen Klon: Alles ist wie im US-Original, und nichts ist mehr wie in früheren deutschen Serien: Die Handlung wird schneller vorangetrieben, die Schnitte sind schneller und die Kamera wackeliger. Rückblenden zeigen längst geschehene Vorgänge, und laute elektronische Musik ertönt in minutenlangen wortlosen Szenen, zu der die Forensiker im Labor Tröpfchen in Fläschchen fallen lassen. Dabei wirkt die Serie nicht wie ein billiger Abklatsch, sondern wie eine gelungene Adaption. Konsequenterweise baut sich RTL einen Programmblock am Donnerstagabend, der um 20.15 Uhr mit Post Mortem beginnt, dem um 21.15 Uhr sogleich CSI folgt. Ein durchschlagender Erfolg wurde die Serie trotzdem nicht. Nach einem hervorragenden Start verlor sie im Verlauf der ersten Staffel grob die Hälfte ihrer Zuschauer. Trotzdem gab es noch eine zweite. Mehr aber nicht.

Postmortaler Aufschwung

Freitag, 16. März 2007, 12:14

Jetzt ist es vermutlich auch zu spät, aber in der gestern gezeigten letzten Folge der ersten Staffel von Post Mortem wurde zum ersten Mal die Zuschauerzahl der Vorwoche nicht unterboten. Kann man das vielleicht irgendwie als Erfolg werten?

Bis vergangenen Donnerstag hatte die so ambitionierte und triumphal gestartete Serie mehr als die Hälfte ihrer Zuschauer verloren, und vor allem die offenbar von einem Wackeldackel geführte Kamera wurde oft kritisiert. Auch war zu hören, der zweite der zwei Fälle pro Folge spiele eine zu kleine Rolle. Im Finale war das vielleicht besser so. Fall 1: Dr. Koch muss einen entführten Mörder auftreiben. Fall 2: Dr. Kochs Tochter hat Zahnweh. Sicher, man hätte sich einen spektakuläreren zweiten Fall vorstellen können, aber eigentlich gab es ja ohnehin nur den einen Fall, Fall 1, der spektakulär genug war, und letztlich führte ja doch beides zusammen.

Die Kritik und die zuletzt schwachen Marktanteile ändern nichts an meiner hohen Meinung von Post Mortem und der Anerkennung für den Versuch, eine Serie im Stil der Amerikaner zu produzieren, der doch so populär ist. Das spektakuläre Scheitern anderer hochwertiger RTL-Serien und der gleichermaßen überraschende Quotenverfall des früheren Konkurrenten-Angstgegners und Allseits-Vorbilds CSI, dessen Zuschauerzahlen bei RTL derzeit regelmäßig unter denen liegen, die die Serie zuletzt bei Vox erreichte, zeigen, dass es nicht nur an Post Mortem selbst liegen kann, dass es nicht so rund lief.
Ich plädiere deshalb für eine Fortsetzung.

Es sah außerdem so aus, als hätte niemand der Beteiligten ernsthaft mit einem Misserfolg gerechnet. Also so ähnlich wie Monrose beim Grand-Prix-Vorentscheid. Sonst wäre die womöglich letzte Folge bestimmt nicht offen mit einem Cliffhanger zu Ende gegangen. Und damit meine ich nicht die unbeantwortete Frage, ob Dr. Kochs Tochter von ihren Zahnschmerzen befreit wird. Insofern gab es sogar zwei Cliffhanger.

Practice – Die Anwälte

Dienstag, 19. September 2006, 18:50

2000 (Pro Sieben); 2010 (Kabel 1). US-Anwaltsserie von David E. Kelley („The Practice“; 1997–2004).

Die Bostoner Anwaltskanzlei Donnell & Partner ist oft in Geldnot und nimmt deshalb auch unspektakuläre und aussichtslose Fälle an. Trotzdem kämpfen die Anwälte stets mit vollem Einsatz für die Wahrheit — und für ihre Klienten, auch wenn diese oft Mörder sind. Bobby Donnell (Dylan McDermott) ist der Chef der Kanzlei, seine Mitarbeiter sind die Anwälte Eugene Young (Steve Harris), Ellenor Frutt (Camryn Manheim) und Lindsay Dole (Kelli Williams) sowie Büromanagerin Rebecca Washington (Lisa Gay Hamilton). Nach kurzer Zeit kommt Lucy Hatcher (Marla Skoloff) als neue Sekretärin dazu. Die Anwälte werden gleichberechtigte Partner und nennen die Kanzlei nun Donnell, Young, Dole & Frutt. Der Anwalt Jimmy Berluti (Michael Badalucco) ist ein streitlustiger kleiner Kerl, der für sich in Fernsehspots wirbt. Staatsanwälten Helen Gamble (Lara Flynn Boyle) ist in vielen Fällen die Gegenerin der Anwälte.

Erfolgreiche und preisgekrönte Serie in den USA. Bei uns liefen 79 der eigentlich 168 einstündigen Folgen werktags um 12.00 Uhr auf ProSieben, einige davon später noch einmal mittwochs um 22.15 Uhr auf Kabel 1. Der Rest wurde zunächst nicht gezeigt. Vox strahlte jedoch die Nachfolgeserie Boston Legal aus, worin Produzent David E. Kelley die Handlung mit einigen Rollen und Schauspielern fortführte, die in der letzten Staffel von Practice — Die Anwälte eingeführt wurden, darunter Alan Shore (James Spader), Tara Wilson (Rhona Mitra) und Denny Crane (William Shatner). Im Frühjahr 2010 zeigt Kabel 1 diese letzte Staffel doch noch freitags am späten Abend. Für die drei fehlenden Staffeln dazwischen interessiert sich offenbar niemand, jedenfalls kein Sender.

Praxis Bülowbogen

Freitag, 16. November 2007, 09:32

1987–1996 (ARD). 107-tlg. dt. Familienserie von Ulrich del Mestre.

In der Praxis von Dr. Peter Brockmann (Günter Pfitzmann) am Bülowbogen in Berlin-Schöneberg stapeln sich die Patienten im Wartezimmer, und da der Herr Doktor es selten beim Schreiben eines Rezeptes bewenden lässt und die meist aus der Arbeiterschicht stammende, bunt gemischte Schar von Kranken sich auch mit persönlichen Problemen an ihren Arzt wendet, wird die Warteliste nie kürzer. Die resolute, aber nur scheinbar taffe Sprechstundenhilfe Gabi Köhler (Anita Kupsch) versucht, das Chaos in Grenzen zu halten und wenigstens hin und wieder selbst einen privaten Termin bei Brockmann zu bekommen.

Ihr zur Seite stehen die Schwestern Irene (Gesine Cukrowski) und Erika (Johanna König). Der Obdachlose „Gleisdreieck“ (Klaus Schwarzkopf) schleppt immer wieder Hilfsbedürftige an, ist aber mit seinen guten Verbindungen auf der Straße auch häufig eine Hilfe für den Doktor und seine Patienten. Brockmann ist mit Lore (Johanna von Koczian) verheiratet, die er mit Iris Pauli (Mona Seefried) betrügt. Die Ehe wird geschieden, Lore geht nach Amerika, wo sie schließlich an Krebs stirbt. Brockmann beginnt, erst zögernd, eine lange Beziehung zur Apothekerin Dr. Pia Michaelis (Cornelia Froboess), die einen erwachsenen Sohn Nico (Holger Handtke) hat, doch kurz vor der geplanten Hochzeit trennen sich die beiden.

Brockmanns Tochter Kathrin (Mareike Carrière) ist ebenfalls Ärztin und zieht mit in die Praxis ihres Vaters; sie ist eine Weile mit Pias Bruder Carlos (Wolf Roth) liiert. Nachdem er sich von ihr trennt, fährt sie mit ihrem Wagen gegen einen Baum und sitzt danach im Rollstuhl.

Eine ganz andere Welt als am Bülowbogen trifft Brockmann, wenn er die Familie seiner ehemaligen Frau Lore besucht. Seine schlichten Patienten sind ihm unendlich lieber als die feine Familie Maerker, die die meiste Zeit damit beschäftigt ist, um Macht und die richtige Strategie beim familieneigenen Chemieunternehmen zu kämpfen, und dafür immer wieder die Zustimmung Brockmanns braucht, der die Anteile von seiner Frau geerbt hat.

Matriarchin ist Anna Maerker (Carola Höhn). Ihre Tochter Gisela (Eleonore Weisgerber) ist mit Bernd Saalbach (Dieter Thomas Heck) verheiratet, einem Ehrgeizling, der immer glaubt, zu kurz zu kommen. Nachdem sich Gisela endlich von ihm getrennt hat und er sich auch beruflich völlig verrannt hat, nimmt er sich das Leben. Die beiden haben eine Tochter Annelie (Julia Biedermann).

Giselas Bruder Georg Maerker (Bruno Dietrich) ist mit Rebecca (Vera Müller) verheiratet. In der Firma arbeitet er mit der intriganten Nadja Bredow (Isa Jank) zusammen, die ein Verhältnis mit Richard Solms (Jürgen Thormann) hat, einem Jugendfreund Brockmanns. Solms’ Ehe mit Birgit (Almut Eggert) zerbricht schließlich. Katrin kümmert sich um seinen Adoptivsohn Wolfgang, genannt Wolf (Peter Wilczynski), und dessen Tochter und ist nicht glücklich, als deren Mutter Bettina (Beate Maes) nach zwei Jahren wieder auftaucht.

Nach dem Todesfall eines langjährigen Patienten beschließt Brockmann, endlich der Frau, mit der er die meiste Zeit verbracht hat und die er doch nie als Frau wahrgenommen hat, einen Heiratsantrag zu machen: seiner loyalen Sprechstundenhilfe Gabi. Aus Erfahrung klug geworden, stellt sie die Bedingung, dass er die Praxis aufgeben muss. Brockmann stimmt zu und übergibt sie Dr. Peter Sommerfeld (Rainer Hunold), mit dem er kurz zuvor schon einen Selbstmordkandidaten gerettet hat. Sein Kollege praktiziert nun unter dem Titel Dr. Sommerfeld – Neues vom Bülowbogen weiter.

Praxis Bülowbogen war der Liebling Kreuzberg unter den Arztserien. Rund um Brockmanns Praxis war Westberlin so, wie Westberlin sich immer selbst gern gesehen hat: mit Herz und Schnauze, großstädtisch tolerant, aber mit einer fast dörflichen Nähe zu den Nachbarn im eigenen Kiez. Die „Berliner Zeitung“ schrieb, dass Dr. Brockmann „zwangsläufig ganzheitlich diagnostizieren musste, weil er die ganze Familie und die Nachbarschaft parallel mit behandelte“. Pfitzmann selbst hatte sich die Figur gewünscht, weil er gerne einmal einen Serienarzt spielen wollte. Mit den folkloristischen Geschichten wurde er zu einem Wahrzeichen (West-)Berlins.

Die Serie lebte von ihrer Warmherzigkeit und ihrer Freude an schrulligen Nebenfiguren und Typen aus einfachsten Milieus. Im Gegensatz dazu waren die Maerkers draußen am Wannsee furchtbare Gewächse der materialistischen 80er Jahre, mit der Familie Saalbach (Eleonore Weisgerber! Dieter Thomas Heck! Julia Biedermann!) als abschreckendstem Beispiel.

Ein großer Teil der 107 Folgen bestand aus den immer gleichen Versatzstücken: Brockmann, der eine Frau versetzt, weil er dann doch noch nach Dienstschluss bei einer Patientin vorbeischaut. Gabi, die ihre fortwährenden Verletzungen hinter beißendem Sarkasmus versteckt. Die Praxis, in der das Wartezimmer überquillt und nicht mal alle Patienten einen Sitzplatz finden. Brockmann, der draußen bei den Maerkers in alten Klamotten Unkraut jätet, was doch in den Augen der Verwandtschaft seiner Frau so was von gar nicht standesgemäß ist …

Eine echte „Praxis am Bülowbogen“ eröffnete erst 1999 in der Bülowstraße – der Arzt, der sich hier niederließ, versuchte durch das zusätzliche „am“ in der Mitte des Namens eventuelle Klagen der ARD zu vermeiden.

Die markante Titelmusik, mutmaßlich eine der langsamsten der Welt, ist von Jürgen Knieper. Nach einer Pilotfolge am Dienstag um 20.15 Uhr liefen die einstündigen Folgen über Jahre erfolgreich mittwochs im regionalen Vorabendprogramm.

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