Nonni und Manni
1988–1989 (ZDF). 6-tlg. isländische Abenteuerserie nach dem Buch von Jón Svensson, Regie: Ágúst Guðmundsson („Nonni & Manni“; 1988).
Island im 19. Jh.: Nach dem Tod ihres Vaters kümmert sich dessen Freund Harald (Luc Meranda) um die zwölf und acht Jahre alten Brüder Nonni (Gardar Thor Cortes) und Manni (Einar Örn Einarsson), die mit ihrer Mutter Sigrid Jonsdottir (Lisa Harrow) und der Großmutter (Concha Hidalgo) auf einem Bauernhof leben. Als Harald unter Mordverdacht gerät, flüchtet er. Nur Nonni und Manni glauben an Haralds Unschuld und helfen ihm, diese zu beweisen.
In der Tradition der ZDF-Weihnachtsserien liefen auch diese sechs einstündigen Folgen zwischen Weihnachten und Neujahr täglich am Vorabend.
Nonstop Nonsens
1975–1980 (ARD). Erfolgreiche Slapstick-Comedy-Show von und mit Dieter Hallervorden, Regie: Heinz Liesendahl.
Jede Folge hatte eine Rahmenhandlung mit Hallervorden in der Hauptrolle, der Tücken des Alltags zu überwinden hat (Rendezvous, Hochzeit, Urlaub, Umzug, Preisausschreiben) oder verschiedene Jobs durchprobiert (Torwart, Taxifahrer, Polizist, Kellner). Hallervordens Spielpartner waren vor allem Kurt Schmidtchen, Rotraud Schindler und Gerhard Wollner. Die Rahmenhandlung wurde meist in vier Teile zerstückelt und von abgeschlossenen Sketchen unterbrochen, die im Wesentlichen daraus bestanden, dass Hallervorden mit Hut, schriller Stimme, schrägen Grimassen und absurden Anliegen Kurt Schmidtchen in den Wahnsinn trieb, sei es als Opernzuschauer, der nicht den blassesten Schimmer vom Geschehen hat, oder als Kunde einer Zoohandlung, der unbedingt ein Zirpelschwein kaufen will. Am Anfang und Ende moderierte Hallervorden in einem Studio vor Live-Publikum. Immer am Ende der Sendung, noch nach dem Abspann, führten die Darsteller den „gespielten Witz“ vor. Interessant war die Kameraeinstellung, während Hallervorden den Witz ansagte: Während der Abspann über den Bildschirm lief, stand er vor dem Publikum, das im Bild war, während er selbst nur von hinten gezeigt wurde. Berühmt wurde der Witz mit der Flasche Pommes Frites aus Folge 3 („Palim palim!“).
1975 und 1976 lief jeweils nur eine Folge. Die Hauptfigur der Rahmenhandlung hieß damals noch Herr Slap (angelehnt an Slapstick). Als regelmäßige Serie startete Nonstop Nonsens erst 1977, und jetzt wurde Hallervorden zu Didi. Drei Staffeln mit je sechs Folgen liefen jeweils monatlich dienstags in der Primetime. Jede Folge dauerte 45 Minuten, was mutig war, da die Frequenz von Hallervordens Didi-Stimme schon nach zehn Minuten Kopfschmerzen verursachte. Weitere Klassiker wurden u.a. der Sketch mit Didi auf einer belebten Kreuzung, der den gesamten Verkehr aufhält, weil er alle Autofahrer befragt, wie doch gleich die Titelmelodie aus „Doktor Schiwago“ ging („Schneuf-schneuf-di-schneuf…“), sowie der Sketch mit Didi als Butler, der seinem Herrn mitteilt, die Kuh Elsa sei gestorben, und erst allmählich und beiläufig damit rausrückt, dass dies die Folge eines Scheunenbrands war, ausgelöst durch den Funkenflug des abgebrannten Landsitzes, der durch den Sturz seines Sohnes entfacht wurde, der sich dabei beide Arme brach und den Kerzenleuchter fallen ließ, nur weil er es ein wenig nett machen wollte zur Beerdigung der Ehefrau.
Im Februar 1980 folgte eine Spezialausgabe mit dem Titel „Nonsens nach Noten“, die Didis beste Lieder beinhaltete, durch eigene Stummfilmszenen untermauert, darunter „Larry Stiletti vom Syndikat“, „Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen“ und „Freibier (Gratis saufen kostet nix)“. Im April 1980 gab es noch ein weiteres Best-of. Über die Jahrzehnte folgten mehrere Reinkarnationen des gleichen Materials. 1993 schnitt die ARD aus der alten Serie 20 halbstündige Folgen zusammen, vier Zusammenschnitte wurden als Mixed Pickles gesendet. Zwei Jahre später wurde noch einmal neu gemischt und das bisherige Material auf 24 Folgen verteilt, die jetzt weitere fünf Minuten kürzer waren und im Vorabendprogramm gezeigt wurden.
Notizias kleine Fische
Bitte verzeihen Sie, dass ich diesen Platz kurz für eine Notiz an mich selbst missbrauche — und vielleicht an die anderen zwei Zuschauer von Damages: Kabel 1, das es tatsächlich geschafft hat, die Serie nicht abzusetzen, zeigt heute die letzten drei Folgen der ersten Staffel. In Zahlen: 3. Also eine mehr als sonst. Geht los um 22.15 Uhr und dauert bis gegen 1.00 Uhr. Aufnahmegerät korrekt programmieren!
Entschuldigen Sie bitte erneut die Unterbrechung. Zurück zu fernsehlexikon.de.
Notruf
1992–2006 (RTL). Reality-TV-Magazin. Hans Meiser präsentiert spektakuläre Unfälle und dramatische Rettungsaktionen, die sich wirklich zugetragen haben, für die Sendung jedoch nachgestellt werden.
Vorbild war die US-Reihe „Rescue 911“. Von dieser Sendung wurden zunächst auch alle Beiträge übernommen und synchronisiert. Im Lauf der Zeit produzierte RTL immer mehr eigene Clips, bis man schließlich ganz auf die eingekaufte Ware verzichtete. Obwohl es nicht die erste Reihe des Genres war (Tele 5 war bereits ein Jahr zuvor mit Polizeireport Deutschland gestartet), begann mit Notruf eine ganze Welle der so genannten Reality-TV-Shows, die in die Kritik gerieten, weil in anderen Sendungen zum Teil keine nachgestellten Filme gezeigt wurden, sondern Kameraleute wirkliche Retter bei ihren Einsätzen begleiteten und damit die Rettungsarbeiten behindert haben sollen. Notruf selbst konnte man allenfalls Voyeurismus vorwerfen. (Und unterirdische Schauspielerei und Moderation natürlich.) Andererseits will eine Studie herausgefunden haben, dass nach dem Anschauen der Sendung mitunter der Wille zur Hilfsbereitschaft stieg.
Notruf ist die mit Abstand erfolgreichste und langlebigste Reihe des neuen Genres und lief sogar weiter, als längst eine neue Welle das Fernsehen erreichte, die wieder „Reality“ genannt wurde, aber etwas völlig anderes war (seit Big Brother wurden Sendungen so bezeichnet, die Kandidaten in künstlich herbeigeführte Situationen versetzten).
Jede Sendung ist eine Stunde lang. Sendeplatz war anfangs donnerstags, 21.15 Uhr. Die Reihe wanderte später über verschiedene andere Sendeplätze und fand letztlich einen neuen Stammplatz am Sonntag um 19.10 Uhr. Zusätzliche halbstündige Ausgaben namens Notruf täglich liefen 1998 bis 1999 werktags mittags und 2001 werktags vormittags. Im Herbst 2000 kam außerdem ein Printmagazin zur Sendung auf den Markt, das über Rettungseinsätze berichtete.
Novak
1991-1992 (ARD). 18-tlg. dt. Krimiserie von Felix Huby.
Kommissar Kurt Novak (Klausjürgen Wussow) lässt sich nicht so leicht abschieben. Er ist Alkoholiker (aber inzwischen trocken) und deshalb auf einen Posten in einem Kellerbüro versetzt worden, auf dem er nichts anrichten kann. Mit den Ermittlungen ist jetzt sein unsympathischer Nachfolger Karl Kammerlocher (Wilfried Baasner) betraut. Novak soll nur noch die Berichte schreiben. Doch er hat weiterhin einen scharfen Verstand und entdeckt immer wieder Ungereimtheiten. Denen geht er nach, und so führt er doch wieder selbst Ermittlungen durch. Die Polizeireporterin Eva Larek (Ilona Grübel) und Laborleiter Manfred Lause (Hermann van Ulzen) unterstützen ihn. Novak wohnt in einer Pension, die von Franz (Jörg Pleva) geführt wird.
Die einstündigen Folgen dieser billig auf Video gedrehten Serie liefen im regionalen Vorabendprogramm.
Null Bock
Wer unsicher ist, ob er die bevorstehenden Feiertage mit der Verwandtschaft ertragen wird, kann sich heute Abend einer folterähnlichen Belastungsprobe unterziehen: Das hr fernsehen feiert 50 Jahre Blauer Bock. Der Abend mit Heinz Schenk beginnt um 22.15 Uhr und dauert fünf Stunden. Wer das erträgt, kann Weihnachten gelassen entgegen sehen.
Der große Rückblick auf die Trink- und Schunkelshow ist ein freundlicher Weckruf für alle Fernsehnostalgiker, die der uneingeschränkten Auffassung sind, dass früher alles besser war. Heinz Schenk, dessen unausgesprochener Liederwettstreit mit Ilja Richter um die meisten Strophen, die schlechtesten Reime, die unmusikalischsten Duettpartner und die geringste Übereinstimmung zwischen Playback und Lippenbewegungen nie entschieden wurde, darf heute noch einmal die Bembel schwenken und den vorgetäuschten Äppelwoi ausschenken, während das Publikum wie gewohnt leicht neben dem Takt alles beklatscht.
Interessant ist das Datum, das sich der Hessische Rundfunk für die Jubiläumsfeier ausgesucht hat: die Nacht zum 19. Dezember. Der eigentliche Jahrestag war nämlich bereits im Sommer. Am 3. August 1957 wurde Zum Blauen Bock zum ersten Mal gesendet. Am 19. Dezember dagegen ist es auf den Tag genau 20 Jahre her, dass die Show zum letzten Mal lief. Aber ehrlich gesagt ist das ja auch viel eher ein Anlass zum Feiern.
Nutzloses Fernsehwissen (2)
10 schöne Kalauer in den Antwortmöglichkeiten bei Wer wird Millionär?
1. Wenn man eins von zwei Löchern im Reifen flickt, dann wird er …?
A: sänger
B: maler
C: bildhauer
D: dichter2. Wie heißt eine Kulturart des Lauchs?
A: Brigidde
B: Schalotte
C: Schantall
D: Dschenniffa3. Was kommt in Ostasien häufig auf den Tisch?
A: Sonicht
B: Sovielleicht
C: Soschoneher
D: Soja4. Die Dinosaurier lebten …?
A: auf Pump
B: mit Schulden
C: in der Kreide
D: knietief im Dispo5. Scotty, der Ingenieur des Raumschiffs Enterprise, war bei den „Ausflügen“ meist nicht dabei, weil er …?
A: selbstständige
B: angestellte
C: arbeiter
D: beamte6. Eines muss man den Karibikbewohnern wirklich lassen: Sie können gut …?
A: flirten
B: anbaggern
C: Bräute aufreißen
D: Rum machen7. Was ist als Anrede für eines der begehrtesten Models der Welt vollkommen angemessen?
A: Tachalte
B: Eytante
C: Himutti
D: Naomi8. Was wird nicht nur in ostdeutschen Gartencentern verlangt?
A: Erfurtimmer
B: Jenameistens
C: Cottbusmanchmal
D: Geranie9. Worum wird im Vaterunser ausdrücklich gebeten?
A: profite
B: erlöse
C: gewinne
D: erträge10. Was entwickeln Architekten von Berufs wegen?
A: Hochhausneurosen
B: Altbauphobien
C: Gebäudekomplexe
D: Bungalowparanoia
(Mit Dank an Günter Schröder!)
Aus Zapp!, dem gerade erschienen neuen Buch der bewährten Autoren des Fernsehlexikons.
Nutzloses Fernsehwissen (3)
Gestern jährte sich zum 70. Mal der Tag, an dem eine Hörspielfassung von Orson Welles „Krieg der Welten“ Millionen Radiohörer in Panik versetzte, weil sie an eine echte Invasion vom Mars glaubten. (Deutschlandradio Kultur bringt dazu morgen ein einstündiges Feature.)
Das Fernsehen kann sowas natürlich auch:
6 Verwechslungen von Fiktion und Realität
1. Das Millionenspiel (ARD, 18. Oktober 1970):
In der Gameshow Das Millionenspiel des Senders TETV gewinnt ein Kandidat eine Million Mark, wenn er es schafft, eine Woche lang einer Bande von Auftragskillern zu entkommen und zum Schluss auch noch den Weg durch die „Todesschlange“ im Studio überlebt, ohne erschossen zu werden. Das Science-Fiction-Szenario, das Wolfgang Menge und Tom Toelle mit Dieter Thomas Heck als Moderator und sogar fiktiven Werbeeinblendungen umsetzten, wirkte auf einige Zuschauer offenbar nicht nur realistisch, sondern sogar attraktiv. Hunderte Menschen bewarben sich als Kandidaten.2. Smog (ARD, 15. April 1973):
Wolfgang Menge und Wolfgang Petersen inszenierten 1973 eine fiktive, aber mögliche Umweltkatastrophe im Ruhrgebiet ebenso drastisch wie realistisch. Unter anderem waren Szenen im Stil von Nachrichtensendungen zu sehen. Das wirkte so echt, dass einige Zuschauer das ganze Szenario für wahr hielten und hysterisch reagierten. Eigentlich sollte vor allem die luftverschmutzende Industrie in Panik geraten. Tatsächlich hatten Politiker versucht, die Ausstrahlung zu verhindern – unter anderem mit der Begründung, sie sei ein „schwerer Rückschlag“ für die „Attraktivierung des Ruhrreviers“.3. Private Live Show (ARD, 8. April 1995):
Mit Dolly Buster als Assistentin moderierte Burkhard Driest am späten Samstagabend in der ARD eine Sendung, die angekündigt war als „moderne Show, bei der verkrustete Zweierstrukturen aufgebrochen werden können“: Ein Kandidatenpaar sollte mit allen Mitteln des (privaten) Fernsehens dazu gebracht werden, seine Beziehungsprobleme offenzulegen. Am Ende eskalierte die Situation so sehr, dass ein Gast den Moderator mit einem Messer angriff. Zuschauer, die die Satire nicht als solche erkannt hatten, riefen die Polizei; beim Saarländischen Rundfunk sollen sich über 100000 Anrufer über die Sendung beschwert haben. Ein Sprecher äußerte sich „betroffen“ darüber, wie viele Leute die Täuschung für echt genommen hätten. Sie müssten sich fragen, „wie leichtgläubig sie dem Medium Fernsehen gegenüber geworden sind“.4. Belgische Staatsteilung (RTBF, Belgien, 13. Dezember 2006):
Zur besten Sendezeit unterbrach das öffentlich-rechtliche belgische Fernsehen sein Programm und ließ einen Sprecher melden: „Das flämische Parlament hat die Unabhängigkeit Flanderns beschlossen. Belgien ist geteilt.“ Es folgten scheinbare Live-Reportagen vom Königsplatz und aus dem Land; erst nach einer halben Stunde wurde die Zeile „»Es handelt sich um Fiktion“ eingeblendet. Die Aufregung im Land war grenzenlos. Der Programmdirektor erklärte hinterher: „Wir wollten eine Diskussion über die Zukunft unseres Landes anstoßen, wollten zeigen, welche Konsequenzen eine solche Teilung auf das Leben der Bürger haben könnte.“ Nicht zuletzt stieß er aber eine Diskussion über die Grenzen dessen an, was Medien tun dürfen, und sah sich mit Rücktrittsforderungen aus der Politik konfrontiert.5. Die große Spendershow (BNN, Niederlande, 1. Juni 2007):
Drei Dialyse-Patienten spielten in einer großen Show um die Spenderniere der schönen, aber todkranken Lisa. Schon die Ankündigung der von Endemol produzierten Sendung hatte internationale Proteste von Politikern und Ärzten und sogar Demonstrationen ausgelöst. Erst am Ende der Show gab die Spenderin sich als Schauspielerin zu erkennen, und der Moderator erklärte, man habe mit dem Spektakel nur darauf aufmerksam machen wollen, dass viel zu wenig Menschen bereit seien, nach ihrem Tod als Organspender zur Verfügung zu stehen. 1,2 Millionen Menschen sorgten für die zweithöchste
Einschaltquote in der Geschichte des niederländischen Fernsehens; angeblich haben sich 12000 während der Sendung gemeldet und angekündigt, sich in die Spenderkartei aufnehmen zu lassen. Die Dialyse-Patienten waren übrigens echt.6. Gala (ARD, 21. Dezember 1991):
Unter dem Titel „Weihnachten mit Harald Schmidt“ persiflierte der Moderator eine jahreszeiten-typische Fernseh-Benefiz-Veranstaltung und rief unter anderem zu Spenden für Russland auf. Unter der — zum Spaß — angegebenen zentralen Telefonnummer von Radio Bremen meldeten sich noch in derselben Nacht zahlreiche Zuschauer, die die Satire nicht verstanden hatten, und boten Sachspenden und insgesamt 200.000 Mark.Der Sender versprach daraufhin, damit tatsächlich zu helfen.
Aus Zapp!, dem gerade erschienen neuen Buch der bewährten Autoren des Fernsehlexikons.
NYC, WTC und weg!
Beim Privatfernsehen über guten Geschmack zu diskutieren, hat eh keinen Zweck. Aber bei den gesammelten Öffentlich-Rechtlichen kann man’s ja noch versuchen.
Die Kampagne „ARD, ZDF und Sie“ erklärt derzeit in Spots und Anzeigen, dass ARD, ZDF und alle ihre Programme „die Welt zu Ihnen nach Hause“ bringen. „Dank Ihrer Gebühren“. Genannt werden nachrichtliche Ereignisse und dazu normale Wohnumgebungen abgebildet. Da steht dann „Hier erkämpften die Ägypter ihre Freiheit“, „Hier fiel die Berliner Mauer“ oder „Hier wurden Kate und Prinz William getraut“.
Die Idee ist in Ordnung, und bei solchen Ereignissen voller positiver Assoziationen habe ich damit kein Problem. Das folgende Motiv, begleitet von dem Satz „ARD und ZDF bieten Wissen, Kultur und Unterhaltung“, finde ich allerdings geschmacklos:
Bin ich überempfindlich?
O.C., California
2005–2007 (ProSieben). 92-tlg. US-Soap von Josh Schwartz („The O.C.“; 2003–2007).
Die Welt der Reichen und Schönen im kalifornischen Nobelort Newport in Orange County wird durch einen Neuzugang aus dem weit weniger betuchten Chino gestört: Der Pflichtverteidiger Sandy Cohen (Peter Gallagher) nimmt Ryan Atwood (Benjamin McKenzie) bei sich zu Hause auf. Der Teenager war in Schwierigkeiten geraten, als sein Bruder ihn in einen Autoklau hineinzog, und dann brannte auch noch seine alkoholkranke Mutter durch. Nun wohnt Ryan bei den Cohens. Natürlich stört der grundgute Junge nicht wirklich, doch die stinkreichen Schnepfen aus der Nachbarschaft, deren Tagesinhalt darin besteht, ein Loch in die Welt zu leben und das Geld ihrer Männer zu verplempern, mögen ihn nicht, denn er kommt ja aus Chino. Schön ist er selbstverständlich trotzdem.
Bei den Cohens ist Anwalt Sandy das Familienmitglied mit dem geringeren Einkommen. Seine Frau Kirsten (Kelly Rowan) ist die Tochter des Baumoguls Caleb Nichol (Alan Dale), der mindestens den halben Ort erbaut hat, und sie arbeitet in Vaters Unternehmen. Sohn Seth (Adam Brody), in Ryans Alter, freut sich über den Familienzuwachs und hat endlich einen Freund gefunden.
Ryan verliebt sich sogleich in die schöne Nachbarstochter Marissa Cooper (Mischa Barton), die aber mit dem Kapitän des Schulfußballteams, Luke Ward (Chris Carmack), zusammen ist, was eine Überraschung ist, denn normalerweise sind die Mädchen in Soaps immer mit dem Kapitän des American-Football-Teams zusammen. Auch Luke mag Ryan nicht, verprügelt ihn, doch Ryan wehrt sich. Marissas Vater Jimmy (Tate Donovan), ein Anlageberater, hat gerade das Vermögen all seiner Klienten verschleudert und muss nun ganz von vorn anfangen. Seine Frau Julie (Melinda Clarke) lässt sich deshalb von ihm scheiden – sie hatte ihn nur wegen seines Geldes geheiratet.
Jimmy ist eng mit Kirsten befreundet. Nicht nur sind sie Nachbarn, auch waren die beiden vor Jahren mal liiert, bevor Kirsten Sandy heiratete. Marissas beste Freundin ist die aufgedrehte Summer Roberts (Rachel Bilson), für die sich Seth schon seit Jahren interessiert, die ihn aber bisher nie eines Blickes würdigte. Das ändert sich alles, als der coole Ryan plötzlich dazugehört. Wahrscheinlich allein durch seine Aura. Er und Marissa werden ein Paar, als Marissa Luke mit einem anderen Mädchen erwischt. Wenig später kann man auch Marissa mit einem anderen Mädchen erwischen, doch ihre lesbische Phase währt nur kurz. Sie kehrt zu Ryan zurück und stirbt am Ende der dritten Staffel nach einem Autounfall in seinen Armen.
Endlich eine Soap, die man als legitime Nachfolgerin von Beverly Hills, 90210 betrachten konnte, und das völlig ohne Beteiligung von Aaron Spelling! Produzent war neben Serienerfinder Schwartz der Musikvideo-Regisseur McG, der auch die „Charlie’s Angels“-Kinofilme und die Serie Fastlane gedreht hatte. Nach einem zweistündigen Pilotfilm liefen die einstündigen Folgen mittwochs um 21.15 Uhr. Man muss Pro Sieben zugute halten, dass es an diesem Sendeplatz trotz mittelmäßiger Quoten ganze zwei Staffeln lang hartnäckig festhielt. Die dritte Staffel lief ab Sommer 2006 dann aber doch am Samstagnachmittag und die vierte ein Jahr später sonntags.