Peep!
1995—2000 (RTL 2). Wöchentliches einstündiges Erotikmagazin mit Filmbeiträgen und prominenten Gästen, die mit der jeweiligen Moderatorin über Sex plaudern.
Es ging um Swingerclubs, Blicke hinter die Kulissen einer Pornoproduktion, Swingerclubs, FKK-Skiurlaub, Nacktputzen, Swingerclubs, Aktfotografie, erotische Kuriositäten weltweit und Swingerclubs. Aber die Beiträge waren es nicht, die der Sendung einen Ehrenplatz in den Fernsehgeschichtsbüchern sicherten; es waren die Moderatorinnen.
Den Anfang machte die französische Disco-Queen Amanda Lear, deren fremdländischer Akzent den zusätzlichen Charme hatte, dass man kein Wort ihrer Moderationen verstand. Konsequenterweise wurde sie im August 1996 abgelöst durch eine Moderatorin, die offensichtlich selbst kein Wort ihrer Moderationen verstand: Verona Feldbusch. Die „Miss Germany 1993“ und „Miss American Dream 1995“ hatte sich für den Job qualifiziert, als sie sich unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit und mit Bekanntgabe vieler schmutziger Details im Juni 1996 nach nur einmonatiger Ehe von dem Schlagerproduzenten Dieter Bohlen trennte.
Für die Produktionsfirma war das Engagement mit deutlicher Mehrarbeit verbunden: Sie musste nun jede Szene mehrfach drehen, bis Feldbusch es geschafft hatte, ungewöhnliche oder kompliziertere Sätze (etwa: „Guten Abend, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zu peep!„) fehlerfrei vom Teleprompter abzulesen. Andererseits schrieben die Autoren auf diesen Teleprompter auch verblüffend tiefgründige Sätze wie: „Sex unter freiem Himmel ist eine schöne Sache. Man kann dabei in den Himmel schauen“ (wobei sich Frau Feldbusch Mühe gab, jedes einzelne Wort besonders zu betonen — man weiß ja nie). Die Mehrarbeit lohnte sich: Die Quoten stiegen deutlich, peep! holte Marktanteile von 10 Prozent, das Doppelte des Senderschnitts. Vor den Werbepausen stellte Pornostar Dolly Buster in wiederum ganz eigenem Idiom Multiple-Choice-Quizfragen zum Thema Sex, die nach der Pause aufgelöst wurden und bei denen es nichts zu gewinnen gab.
Irgendwann merkte die Produktionsfirma dann auch, dass das Herausschneiden der peinlichsten Pannen gar nicht nötig, sondern eher kontraproduktiv war, und ließ sie einfach drin. Nach fast drei Jahren allerdings merkte auch Verona Feldbusch etwas, nämlich: was für eine Sendung sie da moderierte. Sie beschwerte sich darüber, dass das alles zu schmuddelig sei. „Abartig“ soll sie gesagt haben (nachdem sie auch ohne Dativ, Stimme und Ahnung eine eigene Sendung namens Veronas Welt bei RTL bekommen hatte). Im März 1999 trennten sich beide Seiten geräuschvoll.
Für sie kam das bolivianische Fotomodell Verena Araghi, das schon 1996 einige Sendungen vertretungsweise moderiert hatte. Sie blieb aber nur zehn Sendungen, bevor sie ihrerseits durch die „bildschöne Halb-Sudanesin“ (RTL 2) Nadja Abd el Farrag ersetzt wurde, bekannter unter ihrem Spitznamen „Naddel“ und als langjährige Lebensgefährtin von Dieter Bohlen, genau: dem Ex-Ehemann von Ex-peep!-Moderatorin Verona Feldbusch.
Farrag hatte dem „Stern“ noch kurz zuvor gesagt, sie würde auf gar keinen Fall eine Sexsendung wie peep! moderieren: „Eine Sendung, die früher Verona moderiert hat, kommt für mich nicht in Frage – ich will ihr nicht wieder eine Vorlage geben, über Dieter und mich Lügen zu verbreiten. Peep! wäre außerdem unter meinem Niveau.“
Dann allerdings gab es angeblich ein neues Konzept (und, ebenfalls angeblich, mehr Geld von RTL 2) und weniger Schmuddel. Ihre Agentin erklärte der „Berliner Zeitung“: „Die Beiträge bleiben, wie sie waren. Aber Nadja guckt sich vorher alles an.“ In ihrer ersten Sendung am 7. September 1999 führte sie ein Interview mit einer Gummipuppe von Bundeskanzler Schröder (gesprochen von Elmar Brandt), der u. a. sagte: „Ich genieße die Kraft meiner Lenden. Ich zeig dir gerne mal, wie das geht, wenn du zwei Minuten Zeit hast.“ Die folgende Aufregung war enorm, Schröder schrieb einen empörten Brief an den Sender, und Naddel sagte, die Entscheidung, den Beitrag zu senden, habe der Redaktionsleiter getroffen, sie selbst habe nur Text abgelesen. Danach überlebte die Sendung immerhin noch ein Dreivierteljahr.
Die Show wurde vor Studiopublikum aufgezeichnet und sonntags kurz nach 22.00 Uhr ausgestrahlt.
Peter Imhof
2000–2001 (Sat.1). Daily Talk mit Peter Imhof.
Die Sendung war der Nachfolger von Ricky! und genauso erfolgreich darin, die Jugendschützer in den Landesmedienanstalten gegen sich aufzubringen. Zitat aus dem Jahr 2000: „Dem Moderator gelingt es nicht, in die emotionalisierte und häufig mit Vulgärausdrücken geführte Diskussion einzugreifen und zur Versachlichung der Gespräche beizutragen.“
Nicht ganz untypisch für Imhofs Gäste war der Mann, der in der Sendung „Mein Mann schlägt mich – was soll ich tun“ relativierte: „Es ist ja nicht so, dass ich sie jeden Tag schlage.“ Ein 28-jähriger Mann aus Chemnitz, der im Juni 2000 bei Peter Imhof schrie: „Frauen gehören an die kurze Leine“, und von Imhof aus der Sendung geworfen wurde, erstach zehn Tage später seine Ehefrau.
In einer Sendung im Januar 2001 kam es beim Thema „Bei uns gibt’s ständig Zoff“ zu folgendem für die Sendung charakteristischem Wortwechsel: Ein Manfred droht seiner Ex-Freundin Christine: „Halt die Fresse, sonst komme ich da rüber“ – Imhof fragt Manfred: „Sie sind also nicht der Vater?“ – Manfred fragt: „Wieso ich?“ – Christine fragt: „Wer denn sonst?“ Imhof sagt: „Ich würde vorschlagen, wir holen jetzt mal die Gisela dazu.“
Im Juni 2000 quasselte sich Imhof ins Guinnessbuch der Rekorde, als er 24 Stunden nonstop moderierte, mit nur zwei viertelstündigen Pausen. Live wurde das nicht gezeigt, und in diesen 24 Stunden ist es auch lediglich gelungen, ganze sechs Sendungen aufzuzeichnen. Die anderen 18 Stunden waren Werbe-, Umbau-, Schmink- oder Klopausen, doch damit der Rekord galt, musste Imhof währenddessen unentwegt weiter vor sich hin moderieren. Diese Passagen wurden nie gesendet. Das wäre sicher auch für die gesamte Show die bessere Lösung gewesen.
Auf die Frage, was ihn von den anderen Daily-Talkmastern unterscheide, sagte Imhof: „Ich sehe anders aus als alle anderen Talkmoderatoren. Ich rede anders, ich bin jünger, ich bin ein ganz anderer Typ – genau wie sich alle anderen auch im Prinzip voneinander unterscheiden.“
Als Peter Imhof begann, hatte die Daily-Talk-Welle bereits begonnen abzuklingen. Seine Show konnte zu keiner Zeit als Maßnahme zur Lebensverlängerung des Genres gelten.
Als Titelmusik wurde der Song „Sex Bomb“ von Tom Jones verwendet. Die Folgen wurden werktags um 14.00 Uhr gesendet.
Peter Steiners Theaterstadl
1989–1991 (Sat.1); 1992–1994 (RTL); 1995–2000 (Super RTL). Bayerisches Volkstheater.
Die Bauernschwänke setzten sich aus den Grundbausteinen Liebe, Verwechslungen, Schadenfreude und Hochzeiten zusammen und beinhalteten grundsätzlich einen hinterlistigen alten Grantler (Peter Steiner sen.), ein fesches Maderl (typische Besetzung: Manuela Denz), eine vorlaute Resolute (Gerda Steiner jun.) und einen Hausdeppen (Erich Seyfried). Weitere Mitglieder des Ensembles waren Erna Wassmer, Gerda Steiner-Paltzer, Egon Biscan, Rudi Decker, Winfried Frey, Petra Auer, Peter Steiner jun. und Franz Huber.
Peter Steiner sen., ein kleiner Mann mit Bäuchlein, schütterem grauem Haar und Schnauzbart, ließ die Stücke im hauseigenen Theater aufführen, spielte selbst die Hauptrolle, führte Regie und bearbeitete die Textvorlagen, indem er z. B. alle Probleme herausstrich, denn: „Probleme haben im Volkstheater nichts verloren.“
In früheren Jahren war Steiner sen. bereits im späteren Abendprogramm von Sat.1 und RTL zu sehen gewesen: In 70er-Jahre-Bumsklassikern wie „Liebesgrüße aus der Lederhose“, „Zum Gasthof der spritzigen Mädchen“ oder „Lass jucken Kumpel 5“ hatte er meist den Bürgermeister, den Wirt oder den Sepp gespielt.
Unter der Dachmarke Unser kleines Theater liefen die Stücke des Theaterstadls mit beachtlichem Erfolg montags um 21.00 Uhr in Sat.1, doch erst der Wechsel zu RTL machte Steiner zum Star. RTL zeigte jeden Samstag um 20.15 Uhr eine Aufführung, und zwar einmal im Monat eine neue und dazwischen Wiederholungen. Der Sender erreichte damit bis zu sechs Millionen Zuschauer.
RTL war derart von den Steiners begeistert, dass man mit ihnen weitere Sendungen produzierte. Mit dem kompletten Ensemble wurde die Comedyserie Zum Stanglwirt gedreht, die sogar noch höhere Einschaltquoten erreichte. Außerdem wurden Peter Steiner sen. und seine Tochter Gerda Steiner jun. Moderatoren der Volksmusiksendung Heimatmelodie. Beigeistert war der Sender auch von den Produktionskosten, die laut RTL-Redakteur Friedemann Beyer „lächerlich niedrig“ waren, was sie nach Meinung vieler Kritiker mit dem Niveau der Schwänke gemeinsam hatten. Eine Minute Theaterstadl kostete 3000 DM, eine Minute Fußball beispielsweise 20 000 DM.
Nach knapp drei Jahren setzte RTL alle Sendungen mit den Steiners ab. Die Quoten waren zwar noch gut, aber dem Sender das Publikum zu alt. Der Theaterstadl eröffnete nun im Schwestersender Super RTL.
Peter Strohm
1989–1996 (ARD). 63‑tlg. dt. Krimiserie.
Hauptkommissar Peter Strohm (Klaus Löwitsch) schmeißt seinen Job bei der Hamburger Polizei hin und wird Privatdetektiv. Er ist ein bärbeißiger Alleingänger mit radikalen Ermittlungsmethoden, oft am Rande des Erlaubten. Außerdem ist er ein Macho, der schöne Frauen und schnelle Autos liebt. Seine Ermittlungen verschlagen ihn in alle Ecken Deutschlands, oft auch ins Ausland.
Mehrere ARD-Anstalten sowie der österreichische ORF und das Schweizer Fernsehen SRG produzierten die Serie gemeinsam, jede Anstalt war dabei für einzelne Episoden verantwortlich und suchte sich dafür den Schauplatz aus, der entsprechend wechselte. Die Handlung war meist abstrus und verließ sich darauf, dass das niemandem auffallen würde, wenn es nur genügend schnelle Autos und große Action gebe.
Hauptdarsteller Löwitsch spielte die einzige durchgehende Rolle. Er hatte zuvor schon in etlichen anderen Serien wie Hafendetektiv und Üb immer treu nach Möglichkeit Hauptrollen gespielt und war sogar einmal Tatort-Kommissar, wurde aber erst in der Rolle des Peter Strohm einer der großen deutschen Fernsehstars. Strohm ermittelte sagenhafte fünf Staffeln lang. Schon nach der dritten hatte Löwitsch geklagt, er finde „Action ohne menschlichen Konflikt langweilig“. Die Rolle des Peter Strohm sei spätestens nach der vierten Staffel „abgeflutscht“. In Wahrheit war sie es vermutlich schon vor der ersten.
Die markante Erkennungsmelodie war in dieser Serie immer erst am Ende einer Folge während des Abspanns zu hören. Mandy Winter sang »He’s A Man«. Die 50‑Minuten-Folgen liefen montags um 20.15 Uhr.
Pfeifen auf Beckmann
Nach dem großen Erfolg seiner Sendung mit Jan Ullrich kümmerte sich der Aufklärer Beckmann in dieser Woche erneut um Fahrradfahrer und was sie so einnehmen. Ich habe die Sendung selbst weder gesehen noch gehört, aber es gibt schon wieder sehr amüsanten Aufruhr.
Pflaumes Liste
In der neuen Sat.1-Spielshow Rich List — Jede Antwort zählt müssen Kandidaten nicht nur möglichst viele richtige Antworten auf die gleiche Frage geben, sondern auch vorher korrekt prognostizieren, wie viele sie geben können.
Kai Pflaume steht dann anschließend da und versucht es spannend zu machen, ob die gegebenen Antworten wirklich richtig sind. Das ist natürlich etwas albern bei einer Kategorie wie „Länder, die mit S beginnen“. Wie viele Zuschauer saßen wohl vor dem Fernseher, nachdem die Kandidaten „Südafrika“ geantwortet hatten, und zitterten vor Spannung: „Hui, jetzt wollen wir doch mal sehen, ob das wirklich mit S anfängt!“
Vor dem Start der Show hatte Sat.1 an Journalisten eine DVD mit Folge 2 verschickt. Das war sehr mutig, denn die amerikanische Version der Show wurde nach nur einer einzigen Ausgabe abgesetzt. Sat.1 sendete diese zweite Ausgabe gestern, und damit ist Rich List bereits vergleichsweise langlebig.
Es gibt noch mehr positive Dinge, die man über die neue Show sagen kann. Ich prognostiziere, dass mir vier einfallen.
- Die Show läuft am Wochenende am Vorabend. Das ist gut, denn dann läuft auf diesem Sendeplatz schon nicht mehr dieses dämliche Kofferspielchen.
- Die Spielregeln erklären sich fast von selbst. Das ist gut, denn wenn Kai Pflaume sie zu erklären versucht, versteht sie niemand.
- In der Show gibt es zwei schalldichte Kabinen wie früher in Hätten Sie’s gewusst?. Das ist gut, denn schalldichte Kabinen gehören einfach zu einer guten Spielshow. Dass sie eigentlich keine Daseinsberechtigung haben, weil Kai Pflaume den vorher abgedichteten Kandidaten alles noch einmal sagt, was ihre Gegner eben sagten, ist ja egal.
- Die spannungsgeladene Musik, die unentwegt im Hintergrund zu hören ist, klingt ein bisschen nach 24. Das ist gut, denn dadurch kann man sich wenigstens vorstellen, es würde etwas Spannendes passieren.
Phantastische Phänomene
1992-1993 (Sat.1). Mysterymagazin mit Rainer Holbe.
In Italien rollen Autos von selbst den Berg hoch, in Österreich gibt es einen Wunderheiler mit Röntgenblick, in Russland findet eine Kosmonautin Bruchstücke von mutmaßlichen Ufos, und irgendwo spricht ein Baum. All diese „phantastischen Phänomene“ und noch viele mehr präsentierte Holbe und distanzierte sich gleichzeitig von dem ganzen „Esoteriksumpf“ und irgendwelchen „Trickspielern und Spinnern“. Holbe hatte schon eine ähnliche Sendung bei RTL moderiert: Unglaubliche Geschichten. Es folgten mehrere Nachahmer, darunter PSI und Talk X.
20 einstündige Sendungen liefen in zwei Staffeln, die erste montags gegen 22.00 Uhr, die zweite donnerstags um 21.20 Uhr.
Pinguin, Löwe & Co.
2006 (ARD). 62-tlg. Zoo-Doku-Soap aus dem Allwetterzoo Münster. Die zweite „Tier, Tier & Co.“-Reihe der ARD ist die WDR-Variante des MDR-Erfolges Elefant, Tiger & Co. (siehe dort).
Pinocchio
1973. 6-tlg. ital.-frz.-dt. Jugendserie nach den Geschichten von Carlo Collodi (Le avventure di Pinocchio; 1972).
Der alte Tischler Geppetto (Nino Manfredi) hat eine Marionette geschnitzt, die von einer guten Fee (Gina Lollobrigida) zum Leben erweckt wurde. Pinocchio (Andrea Ballestri) muss jedoch erst noch lernen, wie man sich benimmt. Er wird noch ein paar Mal vom Jungen zur Puppe hin und herverwandelt, aber zwischendurch auch in einen Hund und einen Esel verwünscht. Nach langen abenteuerlichen Reisen, bei denen er sich unter anderem einem Zirkusdirektor (Mario Adorf) anschließt, begegnen sich Pinocchio und Geppetto im Bauch eines Wals, der sie verschluckt hat. Sie kommen heil heraus, gehen nach Hause, und die Fee verwandelt Pinocchio endgültig in einen richtigen Jungen. Benehmen kann er sich aber immer noch nicht.
Die Serie lief zunächst und später meistens in sechs einstündigen Folgen, noch 1973 wurde sie im regionalen Vorabendprogramm auch in 13 halbstündigen Folgen gezeigt. Als Zeichentrickserie wurde die Geschichte nur ein paar Jahre später ein großer Erfolg für das ZDF und ein Klassiker des Kinderfernsehens.
Pippi Langstrumpf
1967 (ARD). Spannender kann Fernsehen kaum sein. Margot Trooger liest eine Viertelstunde lang Astrid-Lindgren-Bücher vor: Pippi zieht in die Villa Kunterbunt ein, Pippi geht in die Schule, Pippi arrangiert einen Ausflug, Pippi geht in den Zirkus, Pippi geht zum Kaffeekränzchen, Pippi feiert Geburtstag. Macht genau sechs Folgen.
In der weitaus fernsehgerechteren Version spielte Margot Trooger wenig später die Rolle des Fräulein Prüsselius.