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Nutzloses Fernsehwissen (3)

Freitag, 31. Oktober 2008, 13:28

Gestern jährte sich zum 70. Mal der Tag, an dem eine Hörspielfassung von Orson Welles „Krieg der Welten“ Millionen Radiohörer in Panik versetzte, weil sie an eine echte Invasion vom Mars glaubten. (Deutschlandradio Kultur bringt dazu morgen ein einstündiges Feature.)

Das Fernsehen kann sowas natürlich auch:

6 Verwechslungen von Fiktion und Realität

1. Das Millionenspiel (ARD, 18. Oktober 1970):
In der Gameshow Das Millionenspiel des Senders TETV gewinnt ein Kandidat eine Million Mark, wenn er es schafft, eine Woche lang einer Bande von Auftragskillern zu entkommen und zum Schluss auch noch den Weg durch die „Todesschlange“ im Studio überlebt, ohne erschossen zu werden. Das Science-Fiction-Szenario, das Wolfgang Menge und Tom Toelle mit Dieter Thomas Heck als Moderator und sogar fiktiven Werbeeinblendungen umsetzten, wirkte auf einige Zuschauer offenbar nicht nur realistisch, sondern sogar attraktiv. Hunderte Menschen bewarben sich als Kandidaten.

2. Smog (ARD, 15. April 1973):
Wolfgang Menge und Wolfgang Petersen inszenierten 1973 eine fiktive, aber mögliche Umweltkatastrophe im Ruhrgebiet ebenso drastisch wie realistisch. Unter anderem waren Szenen im Stil von Nachrichtensendungen zu sehen. Das wirkte so echt, dass einige Zuschauer das ganze Szenario für wahr hielten und hysterisch reagierten. Eigentlich sollte vor allem die luftverschmutzende Industrie in Panik geraten. Tatsächlich hatten Politiker versucht, die Ausstrahlung zu verhindern – unter anderem mit der Begründung, sie sei ein „schwerer Rückschlag“ für die „Attraktivierung des Ruhrreviers“.

3. Private Live Show (ARD, 8. April 1995):
Mit Dolly Buster als Assistentin moderierte Burkhard Driest am späten Samstagabend in der ARD eine Sendung, die angekündigt war als „moderne Show, bei der verkrustete Zweierstrukturen aufgebrochen werden können“: Ein Kandidatenpaar sollte mit allen Mitteln des (privaten) Fernsehens dazu gebracht werden, seine Beziehungsprobleme offenzulegen. Am Ende eskalierte die Situation so sehr, dass ein Gast den Moderator mit einem Messer angriff. Zuschauer, die die Satire nicht als solche erkannt hatten, riefen die Polizei; beim Saarländischen Rundfunk sollen sich über 100000 Anrufer über die Sendung beschwert haben. Ein Sprecher äußerte sich „betroffen“ darüber, wie viele Leute die Täuschung für echt genommen hätten. Sie müssten sich fragen, „wie leichtgläubig sie dem Medium Fernsehen gegenüber geworden sind“.

4. Belgische Staatsteilung (RTBF, Belgien, 13. Dezember 2006):
Zur besten Sendezeit unterbrach das öffentlich-rechtliche belgische Fernsehen sein Programm und ließ einen Sprecher melden: „Das flämische Parlament hat die Unabhängigkeit Flanderns beschlossen. Belgien ist geteilt.“ Es folgten scheinbare Live-Reportagen vom Königsplatz und aus dem Land; erst nach einer halben Stunde wurde die Zeile „»Es handelt sich um Fiktion“ eingeblendet. Die Aufregung im Land war grenzenlos. Der Programmdirektor erklärte hinterher: „Wir wollten eine Diskussion über die Zukunft unseres Landes anstoßen, wollten zeigen, welche Konsequenzen eine solche Teilung auf das Leben der Bürger haben könnte.“ Nicht zuletzt stieß er aber eine Diskussion über die Grenzen dessen an, was Medien tun dürfen, und sah sich mit Rücktrittsforderungen aus der Politik konfrontiert.

5. Die große Spendershow (BNN, Niederlande, 1. Juni 2007):
Drei Dialyse-Patienten spielten in einer großen Show um die Spenderniere der schönen, aber todkranken Lisa. Schon die Ankündigung der von Endemol produzierten Sendung hatte internationale Proteste von Politikern und Ärzten und sogar Demonstrationen ausgelöst. Erst am Ende der Show gab die Spenderin sich als Schauspielerin zu erkennen, und der Moderator erklärte, man habe mit dem Spektakel nur darauf aufmerksam machen wollen, dass viel zu wenig Menschen bereit seien, nach ihrem Tod als Organspender zur Verfügung zu stehen. 1,2 Millionen Menschen sorgten für die zweithöchste
Einschaltquote in der Geschichte des niederländischen Fernsehens; angeblich haben sich 12000 während der Sendung gemeldet und angekündigt, sich in die Spenderkartei aufnehmen zu lassen. Die Dialyse-Patienten waren übrigens echt.

6. Gala (ARD, 21. Dezember 1991):
Unter dem Titel „Weihnachten mit Harald Schmidt“ persiflierte der Moderator eine jahreszeiten-typische Fernseh-Benefiz-Veranstaltung und rief unter anderem zu Spenden für Russland auf. Unter der — zum Spaß — angegebenen zentralen Telefonnummer von Radio Bremen meldeten sich noch in derselben Nacht zahlreiche Zuschauer, die die Satire nicht verstanden hatten, und boten Sachspenden und insgesamt 200.000 Mark.Der Sender versprach daraufhin, damit tatsächlich zu helfen.

Aus Zapp!, dem gerade erschienen neuen Buch der bewährten Autoren des Fernsehlexikons.

O

Montag, 15. Januar 2007, 23:38

DIE OASE
OB DAS WAS WIRD?
OBEN UND UNTEN
OBLONG FITZ OBLONG
O.C., CALIFORNIA
OCEAN-GIRL
OCEAN GIRL – PRINZESSIN DER MEERE
OCH JOH
DER OCHSENKRIEG
DIE ODYSSEE
ODYSSEE 3000
ODYSSEE INS TRAUMLAND
ODYSSEY 5
DIE OFF-SHOW
OFFEN GESAGT
DER OFFENE HIMMEL
EIN OFFENES HAUS
OFFICE GIRL
OFFIZIERE GEGEN HITLER
OFFROAD.TV
OGGY & DIE KAKERLAKEN
OH BABY
OH, DIESE BELLS
OH, DIESE MÄNNER
OH, DIESE MIETER
OH, DIESER VATER
OH GOTT, HERR PFARRER
OH MARY
OH MATHILDE
OHARA
OHNE ÄRGER GEHT ES NICHT
OHNE FILTER
OHNE FURCHT UND SATTEL
OHNE KAMPF KEIN SIEG
OHNE MAMA GEHT ES NICHT
OHNE SCHEIN LÄUFT NICHTS
OHNE WORTE
OHNSORG-THEATER
DIE OHNSORGS
OISKI! POISKI!
O.K. SIR
OKAVANGO – ABENTEUER IN AFRIKA
OKAY S.I.R.
ÖKOWELT
DIE OLIVER GEISSEN SHOW
OLIVER MAASS
OLIVER’S TWIST
OLLI, TIERE, SENSATIONEN
OLLIES TOTAL VERRÜCKTE FARM
OLM!
OMA IST NOCH BESSER
OMARURU
OMER PASCHA
ON THE AIR – VOLL AUF SENDUNG
ONE PIECE
ONE TREE HILL
ONE WEST WAIKIKI
DIE ONEDIN-LINIE
ONKEL BRÄSIG
ONKEL BRÄSIG ERZÄHLT
ONKEL BUCK
OP RUFT DR. BRUCKNER
O.P. – SCHICKSALE IM KLINIKUM
OPAS KINO LEBT
OPAS LETZTER WILLE
OPERATION DUNAREA
OPERATION MASKERADE
OPERATION MOZART
OPERATION PETTICOAT
OPERATION PHOENIX
OPERATION SCHÖNHEIT
OPERATION VIETNAM
DER OPERNFÜHRER
DIE OPODELDOKS
OPPEN UND EHRLICH
ORA ET LABORA
ORDEN WIDER DEN TIERISCHEN ERNST
ORIENTEXPRESS
ORONYA ODER: DIE WÜRDE DES MENSCHEN
ORSON WELLES ERZÄHLT…
ORTSZEIT
ORZOWEI – WEISSER SOHN DES KLEINEN KÖNIGS
THE OSBOURNES
OSCAR
OSCAR CHARLIE
OSTSEE-SCHNAUZEN
OTTIFANTEN
OTTIS OKTOBERFEST
OTTIS WIESN HITS
OTTO
OTTO – DIE SERIE
DIE OTTO-SHOW
OUT OF PRACTICE — DOKTOR, SINGLE SUCHT…
OUT OF THE BLUE – SOMMER, SONNE, FLORIDA
OUTBACK
OUTER LIMITS – DIE UNBEKANNTE DIMENSION
OUTRIDERS – ABENTEUER AUSTRALIEN
OUTSIDER
OVIDE UND SEINE BANDE
OWEN MARSHALL, RECHTSANWALT
OWEN MARSHALL, STRAFVERTEIDIGER
OZZY & DRIX

O.C., California

Freitag, 28. Dezember 2007, 21:23

2005–2007 (ProSieben). 92-tlg. US-Soap von Josh Schwartz („The O.C.“; 2003–2007).

Die Welt der Reichen und Schönen im kalifornischen Nobelort Newport in Orange County wird durch einen Neuzugang aus dem weit weniger betuchten Chino gestört: Der Pflichtverteidiger Sandy Cohen (Peter Gallagher) nimmt Ryan Atwood (Benjamin McKenzie) bei sich zu Hause auf. Der Teenager war in Schwierigkeiten geraten, als sein Bruder ihn in einen Autoklau hineinzog, und dann brannte auch noch seine alkoholkranke Mutter durch. Nun wohnt Ryan bei den Cohens. Natürlich stört der grundgute Junge nicht wirklich, doch die stinkreichen Schnepfen aus der Nachbarschaft, deren Tagesinhalt darin besteht, ein Loch in die Welt zu leben und das Geld ihrer Männer zu verplempern, mögen ihn nicht, denn er kommt ja aus Chino. Schön ist er selbstverständlich trotzdem.

Bei den Cohens ist Anwalt Sandy das Familienmitglied mit dem geringeren Einkommen. Seine Frau Kirsten (Kelly Rowan) ist die Tochter des Baumoguls Caleb Nichol (Alan Dale), der mindestens den halben Ort erbaut hat, und sie arbeitet in Vaters Unternehmen. Sohn Seth (Adam Brody), in Ryans Alter, freut sich über den Familienzuwachs und hat endlich einen Freund gefunden.

Ryan verliebt sich sogleich in die schöne Nachbarstochter Marissa Cooper (Mischa Barton), die aber mit dem Kapitän des Schulfußballteams, Luke Ward (Chris Carmack),  zusammen ist, was eine Überraschung ist, denn normalerweise sind die Mädchen in Soaps immer mit dem Kapitän des American-Football-Teams zusammen. Auch Luke mag Ryan nicht, verprügelt ihn, doch Ryan wehrt sich. Marissas Vater Jimmy (Tate Donovan), ein Anlageberater, hat gerade das Vermögen all seiner Klienten verschleudert und muss nun ganz von vorn anfangen. Seine Frau Julie (Melinda Clarke) lässt sich deshalb von ihm scheiden – sie hatte ihn nur wegen seines Geldes geheiratet.

Jimmy ist eng mit Kirsten befreundet. Nicht nur sind sie Nachbarn, auch waren die beiden vor Jahren mal liiert, bevor Kirsten Sandy heiratete. Marissas beste Freundin ist die aufgedrehte Summer Roberts (Rachel Bilson), für die sich Seth schon seit Jahren interessiert, die ihn aber bisher nie eines Blickes würdigte. Das ändert sich alles, als der coole Ryan plötzlich dazugehört. Wahrscheinlich allein durch seine Aura. Er und Marissa werden ein Paar, als Marissa Luke mit einem anderen Mädchen erwischt. Wenig später kann man auch Marissa mit einem anderen Mädchen erwischen, doch ihre lesbische Phase währt nur kurz. Sie kehrt zu Ryan zurück und stirbt am Ende der dritten Staffel nach einem Autounfall in seinen Armen.

Endlich eine Soap, die man als legitime Nachfolgerin von Beverly Hills, 90210 betrachten konnte, und das völlig ohne Beteiligung von Aaron Spelling! Produzent war neben Serienerfinder Schwartz der Musikvideo-Regisseur McG, der auch die „Charlie’s Angels“-Kinofilme und die Serie Fastlane gedreht hatte. Nach einem zweistündigen Pilotfilm liefen die einstündigen Folgen mittwochs um 21.15 Uhr. Man muss Pro Sieben zugute halten, dass es an diesem Sendeplatz trotz mittelmäßiger Quoten ganze zwei Staffeln lang hartnäckig festhielt. Die dritte Staffel lief ab Sommer 2006 dann aber doch am Samstagnachmittag und die vierte ein Jahr später sonntags.

Ode an den King

Montag, 12. November 2007, 07:18

 

Als die ARD die neue Serie Elvis und der Kommissar ankündigte, freute ich mich über die Errungenschaften moderner Tricktechnik. Endlich könnten der King und Erik Ode gemeinsam auf Verbrecherjagd im Reich der Verstorbenen gehen und all die Bösewichte stellen, die sich durch vorzeitigen Tod ihrer gerechten Strafe entzogen hatten. So eine Art Mischung aus Cold Case, Tru Calling und Seven Days.

Es ist aber doch nur eine niedliche Familienserie über einen Polizisten mit seinem Hund geworden, die wohl die Lücke schließen soll, die Kommissar Rex hinterlassen hat. Schon die Titelmusik lässt erkennen, dass es gleich putzig wird. Elvis und der Kommissar ist zwar frei von jeglichen neuen Ideen und originellen Charakteren, aber nicht ohne Witz. Manche Gags sind so subtil, dass sie unter Umständen unbemerkt vorbeirauschen, falls man nebenbei bügelt. So treffen die Polizisten einen zwielichtigen Verdächtigen ausgerechnet in der Innocentiastraße. Im Dialog kommt die Adresse nicht vor, nur das Straßenschild ist ganz kurz im Bild. Andererseits ist die Handlung, wenn man nebenbei nicht bügelt, nicht gerade ausfüllend, und schon nach einer Viertelstunde dürfte den meisten Zuschauern klar sein, was der Kommissar erst 25 Minuten später herausfindet. Hauptdarsteller Jan-Gregor Kremp erinnert in Art und Optik an Axel Prahl aus dem Münster-Tatort und spielt seine Rolle so sympathisch, dass man den Köter gar nicht bräuchte.

Elvis und der Kommissar tritt an die Stelle des anderen Familienkrimis Ein Fall für Nadja, den das Erste nach fünf Folgen vorzeitig beendete, obwohl ohnehin nur sechs Folgen angekündigt waren — eine hektische Programmplanungskuriosität, wie man sie sonst nur von ProSiebenSat.1 kennt. Angekündigt sind wieder sechs Folgen.

Meine ursprüngliche Idee ist also noch frei. Vielleicht möchte sie jemand produzieren, ich würde sie günstig abgeben. Ganz abwegig ist sie ja nicht, immerhin sang Elvis erst jüngst mit seiner noch lebenden Tochter ein Duett.

Elvis und der Kommissar, montags um 20.15 Uhr im Ersten.

Offene Hose

Donnerstag, 22. Februar 2007, 02:00

Vielen Dank für den Vorschlag, der mich am Abend erreichte, doch mal was über Big Brother zu bloggen.

Stimmt, das kommt ja wieder.

Gut, das wäre erledigt.

Oh Gott, Herr Pfarrer

Mittwoch, 11. April 2007, 15:41

1988–1989 (ARD). 13‑tlg. dt. Familienserie von Felix Huby, Regie: Theo Mezger.

Der neue evangelische Gemeindepfarrer Hermann Wiegandt (Robert Atzorn) zieht mit seiner Frau Claudia (Maren Kroymann) und den Kindern Anke (Stella Adorf) und Lutz (Sven Wisser), beide im Teenageralter, ins Pfarrhaus im schwäbischen Talberg. Dort wohnen sie mit Wiegandts Schwiegervater Merkle (Walter Schultheiß), der bisher der Pfarrer im Ort war, zusammen in einem Haus. Die neugierige Klara Heimreich (Ilse Künkele) ist die Gemeindedienerin, Isolde Neidthardt (Rotraut Rieger) die Organistin.

Wiegandt wird von der Gemeinde zunächst skeptisch aufgenommen. Dazu trägt auch bei, dass seine Frau nicht die Musterpfarrersgattin ist, sondern als Lehrerin arbeitet und anfangs nicht einmal im Pfarrhaus wohnt. In Folge 3 zieht sie aber doch ein und bemüht sich, etwas repräsentativer aufzutreten. Die Gemeindemitglieder gewöhnen sich an die fortschrittliche Familie und lieben letztendlich ihren neuen Pfarrer, der sich für Familien und Schwache einsetzt, für Obdachlose und Misshandelte, sich um die Jugendarbeit und Seelsorge kümmert und mit Kirchenaustritten und Kriminalität konfrontiert wird, wenn z. B. ein Gangster sich dem Geistlichen anvertrauen will und Wiegandt auf diesem Weg Informationen erhält, die zur Aufklärung eines Raubüberfalls führen könnten. Wiegandt tut selbstverständlich immer das Richtige.

Die 45‑Minuten-Folgen liefen montags um 20.15 Uhr. Alle Episodentitel waren Zitate aus der Bibel, wie „Du sollst kein falsch Zeugnis reden“ oder „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Nach nur einer Staffel stieg Robert Atzorn aus der erfolgreichen Serie aus, weil er nicht auf eine Figur festgelegt werden wollte, und spielte fortan siebeneinhalb Jahre lang die Hauptrolle in Unser Lehrer Doktor Specht. Die ARD setzte das Muster der Serie in Pfarrerin Lenau fort.

Oh Mary

Dienstag, 13. März 2007, 14:58

1974–1977 (ARD). 110‑tlg. US-Sitcom von James L. Brooks und Allan Burns („The Mary Tyler Moore Show“; 1970–1977).

Mary Richards (Mary Tyler Moore) arbeitet als Co‑Producerin für die Abendnachrichten des erfolglosen Fernsehsenders WJM‑TV in Minneapolis, die der eitle Ted Baxter (Ted Knight) auf dem Bildschirm präsentiert. Murray Slaughter (Gavin MacLeod) schreibt die Meldungen, Lou Grant (Edward Asner) ist der grimmige Chef. Gordy Howard (John Amos) ist der Wettermann. Er verlässt den Sender später. Etwa zu dieser Zeit kommt Sue Ann Nivens (Betty White) dazu, die eine Kochshow für Hausfrauen moderiert. Mary ist Single und lebt allein, ihre Couch wird aber meist von ihrer Nachbarin Rhoda Morgenstern (Valerie Harper) belagert. Auch ihre neugierige Vermieterin Phyllis Lindstrom (Cloris Leachman) schaut regelmäßig rein.

Warmherzige, realistische, erfolgreiche und einflussreiche Sitcom der 70er-Jahre, die ihre Hauptdarstellerin zum Star machte. Zwar hatte es vorher Serien gegeben, deren Hauptfiguren Frauen waren (der Prototyp aller Sitcoms, das in Deutschland nie gezeigte „I Love Lucy“ aus den 50ern, war bereits um eine Frau herumgestrickt), doch erstmals drehte sich eine Sitcom um eine Single-Frau, die auf eigenen Beinen steht und erfolgreich im Beruf ist. Wie sehr sie das Leben genießt, zeigte bereits der Vorspann, in dem sie sich zum Titelsong „Love Is All Around“ von Sonny Curtis fröhlich im Kreis dreht und ihren Hut in die Luft wirft.

Mit dem wichtigen Fernsehpreis Emmy wurde Oh Mary dreimal in der Kategorie Beste Comedyserie und insgesamt 29‑mal ausgezeichnet, so oft wie keine Serie bis dahin. Der Rekord wurde erst ein Vierteljahrhundert später von Frasier gebrochen. Mary Tyler Moore produzierte die Serie mit ihrer eigenen Firma.

In der ARD lief die Serie im regionalen Vorabendprogramm. Etwa 20 Jahre später zeigte RTL sie unter dem Titel Mary Tyler Moore täglich im Nachtprogramm. Neben den Wiederholungen liefen dort 58 Folgen in deutscher Erstausstrahlung. Edward Asner bekam nach dem Ende der „Mary Tyler Moore Show“ seine eigene Serie als Titelheld Lou Grant, der nach seinem Rauswurf bei WJM‑TV Chefredakteur einer Zeitung wird. 2000 entstand der zweistündige Fernsehfilm „Mary & Rhoda“, der die beiden Freundinnen wiedervereinte. Er lief im Dezember 2002 auf Vox.

Oh mein Gott, sie haben Kennedy getötet!

Donnerstag, 26. Juli 2012, 08:34

Die Vergangenheit wird ja oft verklärt. Viele von uns erinnern sich zum Beispiel gern an die Schulzeit zurück, obwohl sie damals oft am liebsten alles hingeschmissen hätten. Viele sind auch der Meinung, früher habe es mehr gute Fernsehsendungen gegeben. Das stimmt nicht, es gab nur auch wesentlich weniger schlechte. Es gab schlicht weniger Fernsehen.

Auch die heutige Sicht auf frühere Politiker entspricht vielleicht nicht mehr den damaligen Tatsachen. Wenn man die arte-Serie Die Kennedys sieht, hat man jedenfalls nicht den Eindruck, John F. Kennedy würde zu Recht so verehrt. Eher, als sei er eine frühe Inkarnation des George W. Bush gewesen: ein lebenslustiger, nicht sehr heller Faulpelz, dessen skrupelloser Vater all seine Macht und sein Geld einsetzt, um den tablettensüchtigen Junior zum Präsidenten zu machen.

Aber war es so, oder bog es der rechtskonservative Produzent der Serie 24, Joel Surnow, der auch Die Kennedys produzierte, fürs Fernsehen so zurecht? Der amerikanische History Channel, für den die Serie eigentlich gedacht war, befand jedenfalls, sie nehme es mit der Wahrheit zu ungenau und entschied sich kurz vor der geplanten Ausstrahlung, sie doch nicht zu zeigen. Sie passe nicht zur Marke. Als die Reihe dann einige Monate später doch gezeigt wurde, auf einem winzigen Sender, von dem vorher noch nie irgendwer gehört hatte, waren die Kritiker uneins. Aber die Juroren mehrerer Preisverleihungen nominierten sie immerhin in diversen Kategorien.

Denn Die Kennedys ist zweifellos ein packendes Familiendrama und gutes Unterhaltungsfernsehen. Dass es eine Dokumentaion sei, hat niemand behauptet. Greg Kinnear in der Hauptrolle hat John F. Kennedy gut drauf, und Katie Holmes ist als Frau von Kennedy zumindest überzeugender als als Frau von Cruise.

arte zeigt die 8 Folgen ab heute verteilt auf drei Donnerstage jeweils mit mehreren Folgen hintereinander ab 20.15 Uhr.

Oh Schreck, oh Kraus

Sonntag, 13. Januar 2008, 01:30

Ich ziehe ja oft über ProSieben her. Das geschieht normalerweise, weil ProSieben so zuschauerfeindlich wie kein anderer Sender immer und immer wieder Serien urplötzlich absetzt oder verschiebt, die bis dahin noch nicht einmal die Chance bekommen hatten, ihr Publikum zu finden. Ich ziehe wesentlich seltener über ProSieben her, weil das Programm an sich so schlecht ist. Dafür gibt es nämlich nicht so viele Anlässe. Gerade im Comedybereich hat ProSieben einige der besten Reihen überhaupt im Sortiment. Das betrifft Lizenzware (Die Simpsons, Scrubs, Two And A Half Men) ebenso wie Eigenproduktionen (Switch Reloaded, Stromberg, Dr. Psycho).

Um es kurz zu machen: Die neue Sitcom Volles Haus gehört nicht dazu. Sie ist dümmlich, platt, unlustig und miserabel gespielt, und während ich mich in der ersten Hälfte lediglich extrem gelangweilt habe, wurde ich in der zweiten Hälfte regelrecht aggressiv. Und mehr möchte ich dazu eigentlich nicht schreiben, sonst werde ich es wieder.

Höchstens das noch: Als Star der Serie wird Sonya Kraus angepriesen. In der ersten Folge, die ProSieben als Presse-DVD verschickt hat, gibt es weder im Vorspann noch in der eigentlichen Episode eine Spur von Sonya Kraus. Aber wenigstens das macht ja nichts.

Volles Haus, sonntags um 17.30 Uhr auf ProSieben.

Ohnsorg-Theater

Freitag, 28. Dezember 2007, 22:08

Seit 1953 (ARD, NDR). Volkstheater-Schwänke aus dem Hamburger Ohnsorg-Theater. Viele Menschen laufen rum und reden laut, es kommt permanent zu Verwechslungen, irgendwann versteckt sich jemand im Schrank oder unter dem Tisch, einer hat immer eine Flasche Schnaps in der Hand, und am Ende gibt es mindestens eine Doppelhochzeit.

Trotz des absehbaren Endes wurden die Sendungen aus dem Ohnsorg-Theater (wie auch die aus dem Millowitsch-Theater und dem Komödienstadl), die in loser Folge im Abendprogramm liefen, ein großer Erfolg und ihre Darsteller zu Stars, allen voran Heidi Kabel und Henry Vahl (bis 1972). Kabel spielte über Jahrzehnte mit, in späteren Jahren meist in der Rolle älterer tratschender Putzfrauen. Weitere Ensemblemitglieder waren u. a. Werner Riepel, Karl-Heinz Kreienbaum, Hilde Sicks, Otto Lüthke, Heinz Lanker, Gisela Wessel und Heidi Mahler. Heute werden die Aufführungen aus dem Ohnsorg-Theater nur noch im NDR gezeigt.

Zum ersten Mal tauchte das Ohnsorg-Theater 1953 in der halbstündigen Jubiläumssendung „Hamborg blifft Hamborg!“ zum 50‑jährigen Bestehen des Theaters auf. Das erste komplette Stück im Fernsehen war ein Jahr später „Bunter Hamburger Abend“. Für „Zwei Kisten Rum“ erhielt das Ohnsorg-Theater 1958 den Deutschen Fernsehpreis. Ein fairer Tausch.

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