Allymania
2000 (Vox). „The Best Of Ally McBeal“. 13-tlg. US Comedy-Drama-Serie von David E. Kelley („Ally“; 1999).
Die Serie befasst sich mit den privaten Neurosen der Anwältin Ally McBeal (Calista Flockhart) und ihrer Freunde und Kollegen. Produzent Kelley schnitt fast ausschließlich private Handlungsstränge der Mutterserie Ally McBeal zu halbstündigen Folgen zusammen, warf Gerichtspassagen raus und fügte ein paar neue Szenen hinzu, die wohl für die Originalserie gedreht, aber nicht untergebracht worden waren.
Vox zeigte in einem Marathon am Silvesterabend 2000 alle 13 Folgen hintereinander, ein Jahr später wurden sie noch mal innerhalb von vier Tagen im Vorabendprogramm wiederholt.
Alt, Polizei!
Kann mir jemand erklären, warum ausgerechnet in der Krimireihe, bei der schon der Hauptkommissar nichts anderes zu tun hat, als 55 Minuten zu warten, bis sich der Fall von alleine löst, die meisten Assistenten herumlungern?
Fotos: ZDF
Und, wo ich schon dabei bin: Ist es wohl sehr anstrengend, so lange so gelangweilt zu gucken? Oder schummelt wenigstens Pierre Sanoussi-Bliss (unten rechts) und trägt einfach eine Maske?
Alt-64er
Noch bis Dezember verteilt das ZDF Rolf Schimpfs letzte Folgen als Der Alte auf verschiedene Freitagabende, eine neue Staffel beginnt in dieser Woche. Schimpf war Ende 2006 aus der Serie ausgestiegen, weil er glaubte, mit 82 das Renteneintrittsalter für Fernsehkommissare erreicht zu haben.
Heute Vormittag gab das ZDF seinen Nachfolger bekannt: Walter Kreye wird der neue Alte, und in etwa zwei Wochen sollen bereits die Dreharbeiten beginnen. Im Fernsehen war Kreye bisher u.a. in den Serien Reporter, Hecht & Haie, Auf eigene Gefahr und Der Dicke zu sehen. Kreye ist erst 64 Jahre alt und damit immerhin noch zwei Jahre älter als Michael Ande, der seit jeher und wohl für immer der Harry Assistent ist. Wenn auch das Fernsehrenteneintrittsalter stetig steigen wird, kann Kreye die Rolle noch hundert Jahre spielen.
Alte Hits und neues Leben
Es gab schon Autoren, die für Produktionen verschiedener Sender tätig waren und es geschafft haben, eine Klausel im Vertrag unterzubringen, dass ihre Serien niemals in direkter Konkurrenz, also gleichzeitig, gesendet werden dürfen. Den Pastewka-Autoren Chris Geletneky und Sascha Albrecht ist dieses Kunststück nicht gelungen. Deshalb läuft ihre neue RTL-Serie Kinder Kinder von allen 10.080 Minuten einer Woche exakt in derselben halben Stunde, in der auch ihre derzeit einzige andere Reihe Ladyland in Sat.1 zu sehen ist. Da das große deutsche Privatsendergesetz aber offenbar verbietet, Sitcoms zu einer anderen Zeit als freitags zwischen 21.15 Uhr und 22.15 Uhr zu zeigen, war da natürlich nicht viel Spielraum.
Kinder Kinder erzählt die jeweiligen Familiengeschichten von drei Schwestern und ihren Kindern unterschiedlichen Alters. Katjas (Dana Golombek) Sohn Paul ist sieben, greift aber schon der Lehrerin an die Brust (Comedy), Claudias (Judith Pinnow) Tochter Zoe ist noch ein Baby und Jessicas (Carolin Kebekus) Zwillinge wurden gerade erst empfangen.
Die Serie nervt ein wenig, indem sie sich zu angestrengt um Originalität bemüht, dann aber doch auf Klischees zurückgreift (jaja, dann ist Oma eben plötzlich lesbisch, na und?), und das alles mit totgedudelten Formatradiohits von vor über einem Jahr unterlegt („Upside Down“ von Jack Johnson! „Suddenly I See“ von KT Tunstall!), obwohl die Serie noch gar nicht so lange im Kasten ist und die Möglichkeit gehabt hätte, wenn schon beliebige, dann zumindest aktuelle Titel zu verwenden.
Sie glänzt aber zwischendurch mit witzigen Dialogen und einer ungeheuer praktischen Herangehensweise an gängige Lebenssituationen: „Schüttel sie doch nicht so! Das ist ein Baby und kein Kasten Bier!“ — „Glaub mir, ein Kasten Bier wäre das letzte, was ich schütteln würde.“ Jessica erfährt von ihrer Schwangerschaft am Tag vor der Geburtstagsfeier ihrer Mutter: „Mist, dann kann ich ja morgen nicht mal saufen. Ist ja schon betrunken kaum zu ertragen.“ Ihrem Freund scheint die vermeintlich frohe Kunde derweil mehr zuzusetzen als ihr: „Wieso musst du die ganze Zeit kotzen? Ich bin doch schwanger!“ Und die besorgniserregenden roten Flecken, die Katja an Claudias Baby entdeckt und für Neurodermitis hält, erklärt Claudia lapidar so: „Das ist keine Neurodermitis. Das sind Druckstellen, weil Robert sie schlägt.“
Die größere Überraschung am heutigen Comedyabend ist dennoch die schöne neue Heiner-Lauterbach-Serie Mitten im Leben eine halbe Stunde früher, in der interessanterweise doppelt so viele Kinder vorkommen wie in Kinder Kinder. Und dank Alles Betty ist Kinder Kinder nicht einmal der Serienneustart mit dem dämlichsten Titel des Tages.
Kinder Kinder, freitags, 21.45 Uhr bei RTL.
Alte Nacht
Das ZDF bereitet dem Alten einen nächtelangen Abschied: Zwei Tage vor Rolf Schimpfs Abschied zeigt das ZDF heute Abend um 23.30 Uhr noch einmal seinen ersten Fall von 1986 und vier weitere alte Alte-Folgen. Die letzte neue kommt am Freitag um 20.15 Uhr.
Am Geburtstag unsichtbar
Heute vor 25 Jahren zeigte der Bayerische Rundfunk im ARD-Vorabendprogramm die erste Folge der Serie Meister Eder und sein Pumuckl. Zum Jubiläum gibt es im Fernsehen etwas ganz Besonderes: Nämlich keine Spur davon. Das ist insofern besonders, als es zuletzt 1993 eine längere Phase gab, in der die Serie weder im Ersten noch in einem dritten Programm oder dem Ki.Ka zu sehen war. Der Grund ist der verwirrende Streit zwischen Pumuckls Autorin Ellis Kaut und seiner Zeichnerin Barbara von Johnson, wer eigentlich welche Rechte an der Figur hält. Bisherige Gerichtsurteile führten zwar dazu, dass die Reihen Pumuckl TV und Pumuckls Abenteuer aus dem Programm flogen, eigentlich jedoch dürfte die populärste der Serien, nämlich Meister Eder und sein Pumuckl mit Gustl Bayrhammer und der Stimme von Hans Clarin, nicht davon betroffen sein, denn hierfür schien die Rechtslage klar. So ganz hat es aber niemand durchblickt, und so wurde sicherheitshalber vor zwei Monaten auch diese auf Eis gelegt.
Vielleicht hat ja beim Ersten jemand Lust, etwas tiefer im Archiv zu wühlen. Ihre eigentlichen ersten Fernsehauftritte hatten die 1962 in Büchern geborenen Meister Eder und Pumuckl schon lange vor 1982: In Plumpaquatsch mit Susanne Beck und ohne Hanni Vanhaiden waren beide noch Zeichentrickfiguren. Das war Mitte der 70er-Jahre.
Andererseits ist es vielleicht auch unklug, die Existenz dieser kleinen Filmchen in Erinnerung zu rufen. Wir wollen doch nicht noch mehr potenzielle Streitobjekte ans Licht bringen. Also lassen wir Meister Eder und seinen Pumuckl ihren Seriengeburtstag doch ganz leise unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Kreise ihrer Angehörigen feiern. Wer auch immer die sind.
Anderland
1980–1986 (ZDF). 45‑tlg. Mysteryserie für Kinder.
Wechselnde Kinder stehen im Mittelpunkt abgeschlossener Geschichten. Auf verschiedene Arten gelangen sie in eine Fantasiewelt, in der sie ihre Träume ausleben können: Ein Gang durch eine Fototapete führt direkt in den Wald (funktioniert auch mit einer Uhr, man landet dann in einer anderen Zeit), eine Spezialbrille macht deutlich, wer die Wahrheit sagt und wer lügt, ein Seifenkistenauto fährt plötzlich, wohin man will, und Mozartkugeln schenken musikalisches Talent. Dabei begegnen die Kinder immer einem Gnom (Carlo Ianni; später: Dirk Zalm), der jedes Mal einer anderen Tätigkeit nachgeht und zur Erfüllung der Träume beiträgt.
Merkwürdige und oft verstörende Serie, die sich zwar an Vorschulkinder richtete, aber selbst bei vielen Schulkindern noch Albträume verursachte. Die Geschichten waren vor allem in der ersten Staffel düster und schwer zugänglich. Die Tiefenwelt des Menschen solle erforscht und der Sinn des Lebens erschlossen werden, erklärte das ZDF. Was man von Vorschulkindern eben erwartet. Die ZDF-Serien Neues aus Uhlenbusch und Pusteblume hatten es leichter, sie durften sich mit der Innen- bzw. Außenwelt befassen.
Die halbstündigen Folgen liefen am Sonntagnachmittag und wurden mittwochs wiederholt. Im Vorspann der ersten Staffel sah man einen Papierflieger durch die Lüfte gleiten, wozu das Lied ertönte: „Komm mit ins Anderland, das noch kein and’rer fand. Wir ziehen Hand in Hand ins Anderland.“ Die weiteren Folgen begannen mit einem Jungen, dessen Ball über ein Tor hüpfte, das sich öffnete und ein gleißendes Licht offenbarte.
Eine spätere Serie mit ähnlicher Intention war Wenn du mich fragst…
Andreas Türck
1998–2002 (ProSieben). Tägliche Nachmittags-Talkshow mit Andreas Türck und unprominenten Gästen.
Anders als bei Hans Meiser oder Bärbel Schäfer trafen sich bei Türck häufig Menschen, die sich kannten und nicht allgemein über ein Thema stritten, sondern unter einem Titel wie „Bäh, du stinkst, wasch dich endlich“ oder „Was willst du mit der Mumie?“ ihre ganz persönlichen Probleme öffentlich austrugen. Der Moderator unterschied sich von seinen Kollegen durch seine betont flapsige Art, häufig machte er sich mit dem Publikum über seine Gäste, ihre Sorgen und ihre Artikulationsschwierigkeiten lustig. Wenn er, was häufiger geschah, gegen ein Schreiduell auf der Bühne nicht ankam, setzte er sich schon mal irgendwo hin und klimperte auf der Gitarre.
Die Themen waren häufig als Anrede an den Moderator formuliert, etwa: „Andreas, mein Busen wird auch dich verrückt machen“ oder „Andreas, komm, lass uns mal so richtig peinlich sein“ (was allerdings als Einzelthema, nicht als Motto der ganzen Reihe gemeint war). Eine typische Sendung trug den Titel „Andreas, hilf mir! Ich will meine Nacktfotos zurück!“. Angeblich ging es um Menschen, die bereuten, sich einst unbekleidet fotografiert haben zu lassen; mehrere von ihnen benutzten ihren Auftritt allerdings dazu, besagte Bilder erst- oder nochmals der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Als im Frühsommer 1998 die so genannte Schmuddeldebatte über die Talkshows hereinbrach, nahm Pro Sieben die besten Themen aus dem Programm, darunter „Glaub mir, Satan ist der wahre Gott“, „Ich will endlich wilden Sex!“ sowie „Andreas, ich find’s geil — ich bin eine Hobbynutte“ (diese Folge wurde ersetzt durch „Andreas, meine Freundin ist magersüchtig — ich hab‘ Angst, dass sie stirbt“). Manche Sendungen wurden auch nur umbenannt, so wurde aus „Andreas, glaub‘ mir, sie hat Schläge verdient“ plötzlich „Andreas, sie hat mich provoziert, da hab‘ ich zugeschlagen“. Ein typischer Satz eines Gasts war der eines gewissen Thomas, der sagte: „Ich habe drei, vier Freundinnen, alle mit Ehemann und Kind. Warum soll ich mir eine Kuh kaufen, wenn ich die Milch einzeln trinke?“ Im Sommer 1999 war ein Micky eingeladen, der gewisse Schwierigkeiten hatte, sich zu artikulieren, aber den schönen Satz sagte: „Woher sind gekommen eigentlich die ganze Laberei?“ Türck unterbrach ihn: „Tut mir wirklich leid, aber das versteht doch keine Sau. — Ist doch wahr.“
Türck war zuvor als Moderator von Dalli Dalli, einer täglichen Neuauflage des Hans-Rosenthal-Klassikers, durchgefallen. Mit seiner eigenen Talkshow wurde Türck zu einem der Stars von Pro Sieben, der dem Sender mehrere Jahre lang hohe Quoten brachte. Berühmt wurde eine Szene, in der Türcks gewaltige Schweißflecken unter den Armen deutlich zu sehen waren — Stefan Raab zeigte sie gleich in der ersten Sendung von TV Total und wiederholte sie gern.
Im Januar 2002 hörte Türck nach rund 850 Sendungen aus mehr oder weniger freien Stücken auf. Nur drei Monate später begann Pro Sieben allen Ernstes, die Talkshow mittags um 12.00 Uhr zu wiederholen.
Angel — Jäger der Finsternis
2001–2005 (ProSieben), ab 22. Oktober 2007 (Kabel 1). 110‑tlg. US‑Fantasyserie von Joss Whedon („Angel“; 1999–2004). Spin-off von Buffy – Im Bann der Dämonen.
Nachdem der Vampir Angel (David Boreanaz) sich von Buffy getrennt hat, zieht er von Sunnydale nach Los Angeles. Grundannahme der Serie ist, dass Los Angeles so voll von merkwürdigen Figuren ist, dass eine lebhafte Subgesellschaft aus Vampiren, Dämonen, Geistern und ähnlichen Geschöpfen nicht weiter auffällt. Früher als „Angelus“ auf der Seite des Bösen, ist Angel heute ein guter Vampir und hilft Menschen mit seiner Agentur Angel Investigations, um damit seine früheren Sünden auszugleichen.
Neben Dämonen und anderen Vampiren bekommt Angel es immer wieder mit den Leuten von der Anwaltskanzlei Wolfram & Hart zu tun, die sich finsterer Mächte für ihre Machenschaften bedient und auch schon mal Vampire als Klienten hat. Unterstützt wird er von Cordelia Chase (Charisma Carpenter), die er noch aus Sunnydale kennt, und ihrem Freund, dem Halbdämonen Allen Francis Doyle (Glenn Quinn). Er opfert sein Leben später der Erhaltung seiner Rasse.
Zu dieser Zeit kommt der freie Dämonenjäger Wesley Wyndham Pryce (Alexis Denisof) neu in die Stadt und schließt sich Angel an. Beide kennen sich ebenfalls schon aus Sunnydale, wo Wesley kurzzeitig als Wächter aufgetaucht war, später aber aus dem Rat der Wächter ausgeschlossen wurde. Vor dem Vampirjäger Charles Gunn (J. August Richards) muss Angel anfangs flüchten, später verbünden sich beide und kämpfen gemeinsam für das Gute. Das Hauptquartier von Angel Investigations befindet sich in einem alten Hotel.
In der zweiten Staffel begegnet Angel und seiner Truppe Lorne (Andy Hallet), ein grüner Dämon, der den Karaoke-Club „Caritas“ betreibt und die Aura von Menschen wie von Dämonen lesen kann, wenn sie singen. Lorne ist zunächst nur als „der Gastgeber“ bekannt, wird aber im Lauf der Serie von einer regelmäßigen Nebenfigur zu einem festen Bestandteil der Truppe.
Neben seinem unermüdlichen Einsatz für die Unschuldigen hat Angel immer wieder Unannehmlichkeiten mit der Vampirin Darla (Julie Benz), mit der er vor etwa 150 Jahren eine Affäre hatte, als er noch böse war. Das Unmögliche wird möglich, als Darla Mitte der dritten Staffel wutentbrannt bei Angel Investigations auftaucht und Angel mitteilt, dass sie von ihm schwanger ist, nachdem die beiden noch einmal miteinander geschlafen hatten, und wissen will, wie das sein kann – denn eigentlich können Vampire sich nicht fortpflanzen.
Ebenfalls in der dritten Staffel taucht der Vampirjäger Holtz (Keith Szarabajka) aus der Vergangenheit auf. Als Angelus hatte Angel seine gesamte Familie umgebracht, weshalb Holtz einen gewissen Groll gegen ihn hegt. Als es ihm nicht gelingt, Angel zu töten, entführt er dessen Baby Connor in eine Dimension der Hölle. Als Connor (Vincent Kartheiser) schließlich aus der Hölle zurückgebracht wird, ist aus dem niedlichen Baby ein rebellischer Teenager geworden, der seinen Vater am liebsten umbringen würde, weil er von dessen Untaten als Angelus erfahren hat. Außerdem hat er eine Affäre mit Cordelia, die dadurch schwanger wird und aufgrund dämonischer Einflüsse zwischenzeitlich auf die Seite des Bösen wechselt.
Wie schon bei Buffy gibt es auch bei Angel eine Reihe von Spezialepisoden, etwa in der vierten Staffel „Die Achse der Pythia“, eine Folge voller Bezüge zu Comics wie „Batman und Robin“ oder „X‑Men“, und „Das Erwachen“, eine Hommage an die „Indiana Jones“-Filme. Außerdem besticht die Serie durch eine Mischung aus aufrichtigem Ernst und der Fähigkeit, sich selbst durch den Kakao zu ziehen: In der Folge „Das Tribunal“ aus der zweiten Staffel muss Angel wohl oder übel unter Lornes Augen singen, um notwendige Informationen zu erhalten, und tut Barry Manilows „Mandy“ schwerste Gewalt an. Unter den Machern muss es zudem einen echten Fan von Bonanza-Star Lorne Greene geben, denn wie sonst wäre zu erklären, dass der singende Dämon Lorne heißt und grün ist?
Pro Sieben zeigte die einstündigen Folgen mittwochs um 21.15 Uhr, jeweils nach den aktuellen Folgen von Buffy – Im Bann der Dämonen; und das war klug, denn auch in den USA liefen die beiden Serien in diesem Doppelpack, und immer mal wieder gab es Crossover-Folgen, bei denen die Buffy-Handlung in der anschließenden Angel-Folge fortgeführt wurde. Diese Klugheit währte nur begrenzte Zeit, und nach dem Ende von Buffy setzte Pro Sieben die Serie im Sommer 2003 mitten in der dritten Staffel ab. Der Rest der Staffel lief erst ab Februar 2005 im Nachtprogramm – immerhin gepaart mit den zugehörigen Buffy-Wiederholungen. Die Staffeln 4 und 5 wurden deutschen Zuschauern weitere zweieinhalb Jahre vorenthalten, bis sie im Montagnachtprogramm von Kabel 1 landeten.
Die Veröffentlichung kompletter Staffeln auf DVD war bereits im Sommer 2004 weiter fortgeschritten als die Fernsehausstrahlung.
Angelas wachsame Holzaugen
Es gibt mehrere Möglichkeiten, unbedarften Zuschauern die Grundkonstellation einer neuen Serie und die wichtigen Eigenschaften ihrer Charaktere näherzubringen. Zum einen die simple: Eine Off-Stimme erklärt einfach alles schon im Vorspann. So geschehen beim A-Team, bei Law & Order, Seven Days oder Immer wenn er Pillen nahm. Im letzten Beispiel war der Erklärtext sogar gereimt.
Zum anderen gibt die natürliche Möglichkeit, von der am häufigsten Gebrauch gemacht wird. Man erzählt die Geschichte einfach ohne Einführung und geht davon aus, dass sich die Zusammenhänge von selbst erklären. Dr. House, Frasier, Seinfeld, Without A Trace, … kurz: Etwa 98 Prozent aller Serien, die je gedreht wurden, entschieden sich für diesen Weg. Es hat immer funktioniert.
Und dann ist da noch das, was wir ab heute „Angela-Henson-Methode“ nennen, nach der neuen RTL2-Serie Angela Henson – Das Auge des FBI. Man kannte sie bisher als Holzhammer-Methode: So unnatürlich wie vorstellbar führen zwei Seriencharaktere, die sich dem Anschein nach schon lange kennen, ein Gespräch, wie es zwei Menschen, die sich schon lange kennen, niemals führen würden. So groß wie bei Angela Henson war der Holzhammer noch nie, und das viele Holz färbt sogar aufs Schauspiel ab:
Leo: „Ach so, ja, deine Gabe, Lügner zu entlarven, klar.“
Angela: „An die du nicht glaubst!“
Da merkt man schon, dass sich die Serie an den DAZ richtet, den dümmsten anzunehmenden Zuschauer. Das bleibt auch so. Jede Schlussfolgerung, mit der der aufzuklärende Kriminalfall ein Stück weitergetrieben wird, ist mit einer Rückblende zu einer Begebenheit verbunden, auf der die Schlussfolgerung basiert, auch wenn diese Begebenheit gerade erst zwei Minuten vorher in einer eigenen Szene gezeigt wurde. Damit passt diese Serie, obwohl sie erst ein Jahr alt ist, überhaupt nicht mehr in die heutige Zeit, in der Zuschauer herausgefordert werden, ihnen eine gewisse Kombinationsgabe, eine gedankliche Eigenleistung abverlangt wird, die sie dankbar erbringen. Vermutlich deshalb wurde Angela Henson nach nur drei Monaten abgesetzt.
Neben dem abgeschlossenen Handlungsstrang mit dem Kriminalfall der Woche etabliert die Pilotepisode noch eine zweite, fortlaufende Handlungsebene, in der es um Angelas kriminellen Vater geht, der als Landesverräter im Knast sitzt und den ein Geheimnis umgibt. Dabei gelingt es der sonst so plumpen Serie sogar, ein gewisses Interesse zu wecken, was es denn nun mit diesem verräterischen Vater auf sich hat. So groß, dass ich deshalb nächste Woche noch einmal einschalten würde, ist das Interesse aber auch wieder nicht.
Angela Henson – Das Auge des FBI, donnerstags um 20.15 Uhr bei RTL2.